Golden Rice. Ein gentechnisch verändertes Lebensmittel zur Eindämmung eines weit verbreiteten Vitamin A-Mangels?


Hausarbeit, 2014

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Vorgehensweise

3. Vom klassischen Reis zum Golden Rice
3.1 Systematik Reis und wissenswerte Fakten
3.2 Die Bedeutsamkeit von Vitamin A
3.3 Die Entstehung des Golden Rice

4. Golden Rice und die mögliche Deckung des Vitamin A-Bedarfs
4.1 Mögliche Chancen des Golden Rice
4.2 Mögliche Problematiken des Golden Rice
4.3 Die Diskussion über den Golden Rice

5. Zusammenfassung und Ausblick

6. Bibliografie

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit thematisiert die Möglichkeit, einen weit verbreiteten Vitamin A-Mangel mithilfe einer gentechnisch veränderten Reissorte einzudämmen und diskutiert unter Einbezug verschiedener Ansichten die Chancen und eventuellen Problematiken dieses Vorhabens.

Um mit einem Zitat von Transgen 3 (o.J.) zu beginnen: „Nach Schätzungen der WHO leiden weltweit rund 127 Millionen Kinder im Vorschulalter an Vitamin A-Mangel. Bis zu 500.000 erblinden jedes Jahr, etwa die Hälfte von ihnen stirbt innerhalb eines Jahres nach der Erblindung“.

Tatsächlich leiden viele Heranwachsende vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern, in denen Reis Hauptnahrungsmittel ist, unter einem Vitaminmangel. Reis selber enthält kaum Provitamin A und kann den Tagesbedarf eines Menschen somit nicht decken (vgl. ebd.). Beim Lesen dieser Zeilen entsteht die Frage, weshalb man den Mangelerscheinungen der betroffenen Bevölkerung in Zeiten gentechnischer Verfahren nicht entgegen wirken kann. In der Tat findet die grüne Gentechnik in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelherstellung Anwendung, wird jedoch kontrovers diskutiert (vgl. Krause et. al. 2011). Hier gibt es den Ansatz, in Pflanzen Gene einer anderen Spezies einzubringen, um beispielsweise agronomische Eigenschaften wie Krankheits- und Stressresistenz zu erzielen, oder andere Charakteristika wie Inhaltsstoffe oder Nährstoffzusammensetzungen zu modifizieren (vgl. BioSicherheit 2011). Letzteres wurde im Hinblick auf eine Verbesserung der eingangs beschriebenen Situation versucht: Reis wurde mit Beta-Carotin, einer Vorstufe von Vitamin A, angereichert und der sogenannte Golden Rice entstand (vgl. Frey 2001: 4-7). Diesen möchte ich in der vorliegenden Arbeit genauer betrachten und folgenden Fragestellungen nachgehen:

Sollte der Golden Rice einen Beitrag zur Deckung des weit verbreiteten Vitamin A-Mangels leisten? Unter welchen Bedingungen wäre dies denkbar?

Mit den gewählten Leitfragen wird das Thema erschlossen und der inhaltliche Rahmen abgesteckt. Im zweiten Kapitel erläutere ich zunächst das Vorgehen bei der Recherche der für die Arbeit erforderlichen Informationen. Das dritte Kapitel beginnt mit einem systematischen Überblick sowie relevanten Fakten über die nicht gentechnisch veränderte Reispflanze (vgl. Abschnitt 3.1). Anschließend wird die Bedeutsamkeit von Vitamin A aufgezeigt (vgl. Teilkapitel 3.2) und die Entstehung des Golden Rice erklärt (vgl. Abschnitt 3.3). Im vierten Kapitel stelle ich zunächst Chancen (vgl. Abschnitt 4.1) und mögliche Problematiken (vgl. Teilkapitel 4.2) der transgenen Reissorte dar, bevor ich versuche, den tatsächlichen Nutzen in einer Diskussion abzuwägen und die Leitfragen der vorliegenden Arbeit zu beantworten (vgl. Kapitel 4.3). Die Arbeit schließt mit Zusammenfassung, Ausblick sowie einer persönlichen Wertung ab (vgl. Kapitel 5).

2. Die Vorgehensweise

Generell gibt es eine große Anzahl an Fachbüchern über die grüne Gentechnik, die in verschiedenen Bibliotheken oder im Fachhandel erhältlich sind. Ebenso sind in einigen Büchern spezifische Themen wie beispielsweise der Golden Rice aufgegriffen, wie ich bei meiner Recherche auf der Internetseite Google Books festgestellt habe. Auf Literatur, die sich ausschließlich mit dem Golden Rice befasst, bin ich jedoch weder im Campuskatalog der Universität Hamburg noch in Google Books gestoßen. Parallel zu dieser Informationsbeschaffung habe ich mich an den von meiner Dozentin ausgewählten Quellen orientiert sowie über die Google-Suchmaschine Informationen über die transgene Reissorte ausfindig gemacht. Hierbei bin ich auf viele detaillierte und wissenschaftlich ausgerichtete Artikel gestoßen, die die relevanten Informationen für die vorliegende Arbeit enthalten und den Fachbüchern qualitativ nicht unterlegen sind. Im Gegenteil befassen sich die im Internet publizierten Artikel meistens ausführlicher mit dem transgenen Reis als viele Fachbücher, die nur wenige Seite mit dem Thema füllen. Aus diesem Grund bezieht sich die vorliegende Arbeit primär auf im Internet veröffentlichte Artikel.

Bei der Recherche wurde deutlich, dass viele dargestellte Informationen seitens der Verfasser bereits evaluiert wurden. So weist der Artikel Golden Rice-Golden Lies? des Verfassers Then (2012) in seinem weiteren Verlauf gemäß seiner Überschrift eine distanzierte Haltung gegenüber dem gentechnisch veränderten Reis auf. Dementsprechend ist es schwierig abzuwägen, ob die Situation tatsächlich so fatal einzustufen ist, oder ob nur der Autor dies entsprechend suggeriert. Da ich in der vorliegenden Hausarbeit diskutieren möchte, ob der Golden Rice tatsächlich einen Beitrag zur Eindämmung des Vitamin A-Mangels leisten sollte, habe ich viele aktuelle und verifizierte Quellen gesammelt und in die Ergebnisdarstellung einbezogen. Zunächst habe ich, um möglichst einigen Voreinstellungen zu entgehen, ausschließlich mit dem Begriff Golden Rice in der Google-Suchmaschine recherchiert. Da Gentechnik generell ein heikel diskutiertes Thema ist, kann ich nicht davon ausgehen, dass Golden Rice als ein neutraler Suchbegriff betrachtet werden und entsprechende Ergebnisse hervorbringen kann. Jedoch wollte ich trotzdem zumindest versuchen, einen generellen Überblick über das Thema zu erhalten, bevor ich mich spezifisch mit Pro- und Contra-Argumenten auseinandersetze. Die generellen Informationen habe ich im dritten Kapitel untergebracht, um einen Überblick über die Gründe und die Ansätze der Projektentstehung zu geben. Um die Suche anschließend im Hinblick auf die Leifragen der Arbeit zu spezifizieren, habe ich mich dann gezielt mit den Termini Golden Rice Chancen sowie Golden Rice Problematik in der Google-Suchmaschine über entsprechende Artikel informiert. Diese habe ich in das vierte Kapitel integriert (vgl. Abschnitte 4.1/4.2).

Die aus dem Internet gewonnenen Rechercheergebnisse sollten wie sonstige Quellen auch qualitativ überprüft werden. Das kann hinsichtlich inhaltlicher sowie formaler Kriterien erfolgen. Beispielsweise kann oftmals ein mit Namen oder einer Institution versehender Beitrag Rückschlüsse auf die Objektivität beziehungsweise Subjektivität zulassen, da gerade große Firmen im Bereich der Gentechnik ein bestimmtes Ziel verfolgen, an das der Artikel angelehnt sein könnte. Auch können der Sprachstil, die Referenzen, die Aussagekraft des Inhalts, die Aktualität und die Funktionalität der Internetseite Rückschlüsse auf die Seriosität geben (vgl. Universität Konstanz o.J.).

So habe ich die Internetseiten knapp evaluiert und verschiedene Ansichten zur genveränderten Reissorte kennengelernt. Die Rechercheergebnisse wurden unter einer kritischen Betrachtung abgewogen und hinterfragt, um zu einer möglichen Beantwortung der Leitfragen im Abschnitt 4.3 zu kommen. Um eine angemessene Einschätzung der Fragestellungen zu erreichen, sollten diese ebenfalls in einem größeren Kontext betrachtet werden, der über die vorab zusammengestellten Chancen und Risiken des Golden Rice hinausgeht und zusätzliche Informationen bezüglich der aktuellen Entwicklung in Gentechnik, Landwirtschaft und weiterer Maßnahmen zur Verbesserung einer Mangelernährung in den betroffenen Regionen umfasst. Nur so kann dargestellt werden, ob der transgene Reis überhaupt einen Beitrag zur Deckung des Vitaminmangels leisten sollte und welche Bedingungen berücksichtigt werden müssten. So habe ich mit den Begriffen Eindämmung eines verbreiteten Vitamin A-Mangels, Vorschriften für gentechnische Produkte sowie Abhängigkeit von Großbauern, Anlegung von Gärten in Afrika/Asien und Versorgungssituation in Afrika/Asien in der Google-Suchmaschine nach weiteren für die Beantwortung der Leifragen relevanten Aspekten gesucht und diese mit einbezogen.

3. Vom klassischen Reis zum Golden Rice

3.1 Systematik Reis und wissenswerte Fakten

Reis gehört zur Familie der Süßgräser (Poaceae) und ist ein einjähriges Gras, das ungefähr 1,5 Meter hoch werden kann. Die Pflanzen verfügen über mehrere hohle Halme, an denen die Blätter wachsen. Diese enthalten einen geringen Anteil an Provitamin A. Die Blütenstände sind in Rispen angeordnet und bestehen aus ungefähr 30 bis 200 Ährchen. Das Reiskorn entsteht aus der befruchteten Blüte, enthält selber jedoch kein Provitamin A (vgl. Transgen 1/2 o.J., Schülerinitiative 2012).

Neben Mais und Weizen ist Reis eine weltweit häufig angebaute Getreideart, die überwiegend in tropischen beziehungsweise subtropischen Ländern kultiviert ist. Führend im Anbau sind hierbei asiatische Länder wie China mit einer Produktion von 205 Millionen Tonnen von weltweit 730 Millionen Tonnen Ernte jährlich (vgl. Transgen 2 o.J.).

In Ländern, in denen Reis Hauptnahrungsmittel ist, gilt ein Vitamin A-Mangel als weit verbreitet. Wie bereits angesprochen wurde, enthält das Korn, das verzehrt wird, kein Provitamin A. Transgen 3 (o.J.) gibt an, dass nach Aussage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) circa 127 Millionen Kinder unter einem Mangel leiden, wobei die afrikanischen und asiatischen Länder am stärksten betroffen sind (vgl. ebd.). Frey (2001: 3) schreibt, dass die WHO den Anteil der an einer Unterversorgung leidenden Kinder auf 100 bis 140 Millionen schätzt.

Weshalb Vitamin A überhaupt für den Menschen notwendig ist, wird im Folgenden erklärt.

3.2 Die Bedeutsamkeit von Vitamin A

Vitamin A, ein fettlösliches Vitamin, ist am Sehvorgang sowie an der Produktion weißer Blutkörperchen und an der Bildung von Antikörpern beteiligt (vgl. Transgen 3 o.J.). In westlichen Industrieländern gibt es so gut wie keine Unterversorgung mit dem Nährstoff. Das ist jedoch in anderen Nationen, insbesondere in Entwicklungsländern, weit verbreitet, wie die folgende Abbildung (1) verdeutlicht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung (1): Prozentuale Darstellung des weltweiten Vitamin A-Mangels von Kindern unter sechs Jahren (Transgen 3 o.J.)

Die dunkelblaue Färbung in der Grafik, die vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern zu finden ist, sagt aus, dass in diesen Gebieten über 20 Prozent der unter sechsjährigen Kindern an einem Vitamin A-Mangel leiden. Die hellblaue Markierung bezieht sich auf die gleiche Bevölkerungsgruppe und verdeutlicht, dass 10 bis 20 Prozent Mangelerscheinungen aufweisen. Das betrifft sowohl den afrikanischen und asiatischen als auch den südamerikanischen Raum. Die weißliche Färbung, die in Teilen Südamerikas und Asiens sichtbar wird, weist auf eine Unterversorgung mit Vitamin A hin, die zwei bis 10 Prozent der Kinder betrifft. In den dunkelgrau eingefärbten Kontinenten wie Nordamerika, Australien und Europa liegen keine Daten für die Feststellung eines Mangels vor.

Die nicht ausreichende Vitaminversorgung führt zum Beispiel zu Augenerkrankungen. Zunächst tritt hier eine Nachtblindheit auf. Bei einem längeren Andauern des Mangels bilden sich weißliche Flecken im vorderen Augenabschnitt. Bis zu diesem Prozess kann eine ausreichende Vitamin A-Zufuhr weitere Schäden verhindern. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu einer Zersetzung des Augenbereichs und somit zu einer gänzlichen Erblindung (vgl. Universität Hohenheim o.J.), die ungefähr 500.000 Kinder jedes Jahr betrifft, von denen die Hälfte danach innerhalb von 12 Monaten stirbt. Nach Aussage der Food and Agriculture Organization verenden weltweit jährlich insgesamt ein bis zwei Millionen Kinder an den Folgen der Unterversorgung (vgl. Frey 2001: 3).

Ebenfalls ist ein Vitaminmangel verantwortlich für ein geschwächtes Immunsystem, aufgrund dessen viele Menschen an schweren Erkrankungen wie Malaria leiden, das ebenfalls tödlich enden kann (vgl. Universität Hohenheim o.J.).

Vitamin A ist in Lebensmitteln wie Milchprodukten, Fisch und Fleisch als Fettsäureester vorhanden. Ebenfalls kann der Verzehr von Obst oder Gemüse wie zum Beispiel Karotten zwei Drittel des täglichen Bedarfs decken. Diese Nahrungsmittel enthalten eine Vorstufe des Vitamins, das oben bereits aufgeführte Provitamin A, auch als Beta-Carotin bekannt, das im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. Nach der Aufnahme wird dieser Nährstoff vor der Resorption im Darm gespalten und gelangt über die Lymphe und das Blut von den Darmzellen in die Leber. Dort erfolgen eine Speicherung und eine Freisetzung beim Absinken des Blutspiegels in Form von Vitamin A (vgl. Universität Hohenheim o.J.)

Generell sollten Kinder 0,6 bis 0,8 mg Vitamin A täglich zu sich nehmen; Erwachsene 0,8 bis 1 mg. Um zu berechnen, wie viel Provitamin A ein Mensch aufnehmen sollte, müssen „die Carotinoide mit einem Umrechnungsfaktor versehen (…), der die Aufnahme und die Umwandlung in Vitamin A berücksichtigt (…) Dazu wurden verschiedene Systeme und Einheiten entwickelt“ (Frey 2001: 3f.).

Alternativ ist eine Einnahme von Vitamin A-Tabletten denkbar, um den Tagesbedarf zu decken. Eine Überdosierung ist jedoch insbesondere in der frühen Schwangerschaft zu vermeiden, da dieser Wirkstoff ebenfalls Auswirkungen auf die Genexpression hat. Die im Kern gebildete Retinsäure wirkt auf das Wachstum und die Zelldifferenzierung, das bei einer weit über dem Bedarf liegenden Einnahmemenge zu Missbildungen des Embryos führen kann (vgl. Universität Hohenheim o.J.).

Generell sollte jedoch weltweit eine ausreichende Vitamin A-Versorgung gewährleistet sein, um den schwerwiegenden Folgen entgegen zu wirken. Es wurde ein „Milleniumsziel“ formuliert, „nach dem die Anzahl der Menschen, die von Mangelernährung betroffen sind, bis zum Jahr 2015 halbiert werden soll“ (Then 2012: 5). Um dieses Vorhaben umzusetzen, wurde unter anderem der Versuch gestartet, das Hauptnahrungsmittel Reis in denen vom Mangel am stärksten betroffenen Ländern mit Provitamin A anzureichern. Das wird im nächsten Teilkapitel erläutert.

[...]

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Details

Titel
Golden Rice. Ein gentechnisch verändertes Lebensmittel zur Eindämmung eines weit verbreiteten Vitamin A-Mangels?
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
23
Katalognummer
V295361
ISBN (eBook)
9783656932024
ISBN (Buch)
9783656932031
Dateigröße
1488 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
golden, rice, lebensmittel, eindämmung, vitamin, a-mangels
Arbeit zitieren
Nora Schrader (Autor:in), 2014, Golden Rice. Ein gentechnisch verändertes Lebensmittel zur Eindämmung eines weit verbreiteten Vitamin A-Mangels?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295361

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