Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Methodische Vorgehensweise
2 Mundgesundheit
2.1 Definition und Bedeutung von Mundgesundheit für den alten Menschen
2.2 Fehlende Mundgesundheit - Einschränkungen im Alltag
2.2.1 Nahrungsaufnahme und Ernährung
2.2.2 Kommunikation und soziale Kontakte
2.3 Mangelnde Mundgesundheit und ihre Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand
2.3.1 Diabetes mellitus
2.3.2 Kardiovaskuläre Erkrankungen
2.3.3 Erkrankungen der Atemwege
2.4 Die Erkrankungen der Mundhöhle beim alten Menschen
2.4.1 Gingivitis
2.4.2 Karies
2.4.3 Parodontitis
2.4.4 Xerostomie
2.4.5 Soor
2.5 Der Beitrag des Speichels zur Mundgesundheit
3 Pflege des Zahnersatzes beim alten Menschen
3.1 Krone (festsitzend)
3.2 Brücke (festsitzend)
3.3 T eil- und Vollprothesen (herausnehmbar)
3.4 Implantate (festsitzend)
4 Besonderheiten und Wissenswertes für die Pflege
4.1 Teil- und Vollprothesen
4.2 Zahnimplantat
5 Zusammenfassung und Schlussfolgerung
1 Einleitung
Mit der vorliegenden Arbeit möchte sich der Verfasser näher mit der Bedeutung der Mundgesundheit für den alten Menschen in geriatrischen Einrichtungen beschäftigen und herausfinden, wie Pflegepersonen diese aufrecht erhalten können.
Die vorliegende Arbeit soll im abschließenden Diskussionsteil die Ergebnisse zusammenfassen und folgende Fragen beantworten:
1. In welcher Form beschäftigt sich die pflegerische Fachliteratur mit Mundgesundheit und Mundhygiene?
2. Lassen sich evidenzbasierte Ergebnisse finden, um Menschen mit/ohne Zahnersatz in der Mundhygiene effektiv unterstützen zu können?
3. Welche Arten von Zahnersatz gibt es und worauf gilt es bei deren Pflege zu achten?
Epidemiologischen Entwicklungen zufolge werden auch in Österreich die Menschen immer älter. Durch die sich verändernden Familienstrukturen, weg von einer Großfamilie hin zu Zweipersonen- oder Singlehaushalten leben auch immer mehr ältere Menschen alleine, die sich aber mit zunehmendem Alter nicht mehr selbst versorgen können.
Die Statistik Austria untermauert diese Entwicklung mit Zahlen. Während es im Jahre 1990 noch 814.000 Einpersonenhaushalte gab, hat sich die Anzahl bis ins Jahr 2010 auf 1.324.000 Einpersonenhaushalte erhöht und wird Berechnungen zufolge bis zum Jahr 2030 auf 1.554.000 sogenannte „Single-Haushalte" weiter ansteigen. (Statistik Austria, 2012)
Die zunehmende Pflegebedürftigkeit stellt eine Situation dar, die im Vergleich zu anderen Erkrankungsrisiken durch komplexere Anforderungen an medizinische, pflegerische und soziale Leistungen gekennzeichnet ist. (IDZ, 2009, S.1)
Im Rahmen dieser Arbeit liegt das Hauptaugenmerk im Bereich der Mundgesundheit, welche die Aspekte der Mundhygiene, Zahnpflege und die Pflege der verschiedenen Arten von Zahnersätzen des alten Menschen wie Brücken, Kronen und Implantate und den daraus resultierenden Folgen behandelt.
Es soll verdeutlicht werden, wie wichtig das bisher kaum beachtete pflegerische Handlungsfeld der Mundgesundheit ist.
Deshalb hat sich der Verfasser dieser Arbeit dazu entschlossen, die in der Literatur am häufigsten beschriebenen Erkrankungen mit Auswirkungen auf die Mundgesundheit beim alten Menschen, in der Arbeit näher zu beschreiben.
1.1 Problemstellung
Die Anzahl an zukünftigen pflegebedürftigen Menschen mit Zahnimplantaten sowie Teil- und Vollprothesenversorgungen wird steigen. Damit steigt auch der pflegerische Aufwand, diese Zahnersätze fachgerecht zu pflegen.
„Unterbleibt die Pflege, wird sehr schnell zerstört, was für teures Geld aufgebaut wurde.“ (IDZ, 2009, S.4.)
Es gilt zu klären, inwieweit die Pflegepraxis in Österreich auf diese Herausforderungen in Zukunft aus pflegefachlicher Sicht vorbereitet ist und wie diese den speziellen Anforderungen im Bereich der Mundgesundheit nachkommen kann.
Bereits durchgeführte Projekte zeigen, dass Schulungen mit dem Inhalt von zahnmedizinischen Grundlagen auch für Pflegepersonal sinnvoll sind. Neben einer deutlichen Verbesserung des Mundgesundheitszustandes konnten auch Kosteneinsparungen belegt werden. (IDZ, 2009, S.1)
Somit kommt einer ureigenen pflegerischen Handlung der Mund- und Zahnpflege, eine derzeit noch nicht ausreichend wahrgenommene Bedeutung zu und stellt auch die professionelle Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich vor neue Herausforderungen die es insbesondere im Langzeitpflegebereich, aber auch in sämtlichen Einrichtungen, Pflege- und Betreuungssituationen die in welcher Form auch immer mit alten Menschen zu tun haben, zu berücksichtigen gilt.
Um Wissen zur Thematik aufzubauen ist es unerlässlich sich mit dem umfassenden Begriff der Mundgesundheit mit seinen vielfältigen Aspekten näher zu beschäftigen.
1.2 Methodische Vorgehensweise
Bei der vorliegenden Arbeit handelt sich um eine Literaturarbeit. Die Literaturrecherche erfolgte im Internet unter Verwendung der Datenbanken PubMed, CINAHL und COCHRANE mit folgenden Suchbegriffen (Oral Health, Oral Care, Longterm-Care, Nursing homes, dentures, elderly people). Es ergaben sich in der ersten Recherche nur wenig verwertbare Treffer. Studien wiesen zwar daraufhin dass es von großer Bedeutung wäre die orale Mundgesundheit bei älteren Menschen zu verbessern, nur wurden keine konkreten Maßnahmen angeführt die verwertbar gewesen wären.
Zusätzlich wurde eine Literaturrecherche in mehreren österreichischen Bibliotheken durchgeführt. Im Rahmen des Literaturrechercheprozesses wurden Pflegefachlehrbücher im deutschen Sprachraum gesichtet um feststellen zu können, inwieweit sich die pflegerische Fachliteratur mit der Thematik Mundgesundheit, Mundpflege, Zahnpflege und Zahnprothesenpflege beschäftigt. Ergebnisse hierzu sind im Ergebnis- und Diskussionsteil, Kapitel 5 zu finden.
2 Mundgesundheit
2.1 Definition und Bedeutung von Mundgesundheit für den alten Menschen
Eine kurze und prägnante Definition bietet Gottschalck (2007, S. 25) indem er ausführt: „Der Mund ist Grenzraum zwischen Umwelt und menschlichem Organismus, er dient dem Austausch von Zärtlichkeit, ist Eingangspforte für die Nahrung und gleichzeitig Lebensraum für viele Mikroorganismen."
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschäftigt sich seit 1971 mit dem Thema der Mundgesundheit und definiert diese folgendermaßen:
„Oral Health is a state of being free from chronic mouth and facial pain, oral and throat cancer, sores, birth defects such as cleft lip and palate periodontal (gum) disease, tooth decay and tooth loss, and other diseases and disorders that affect the oral cavity. Risk factors for oral disease include unhealthy diet, tobacco use, harmful alcohol use, and poor oral hygiene.” (WHO, 2012)
Wie Gottschalck feststellt, ist ein gesunder Mund und Mundgesundheit ein wichtiges menschliches Grundbedürfnis und eine der Voraussetzungen für Wohlbefinden, unabhängig von Alter oder Krankheit. Darüber hinaus führt er an, dass mit der Durchführung guter Mundhygiene und gezielter Prophylaxe viele Erkrankungen des Mundbereichs schon im Vorhinein vermieden werden könnten. (Gott- schalck, 2007, S. 25)
2.2 Fehlende Mundgesundheit - Einschränkungen im Alltag
Bei der Mundgesundheit handelt es sich um umfassende und weitreichende Aspekte, die viele Bereiche des täglichen Lebens des alten Menschen direkt beeinflussen. Sie hat bedeutende Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen.
2.2.1 Nahrungsaufnahme und Ernährung
Der Aspekt der Nahrungsaufnahme spielt bei älteren Menschen eine bedeutende Rolle und für die meisten Menschen stellt eine intakte Mundgesundheit sowie das Vorhandensein eines funktionierenden Zahnersatzes ein wichtiges Kriterium ihrer Lebensqualität dar. (Gottschalck, 2007, S.168)
In Langzeitpflegeeinrichtungen finden sich häufig Bewohner- und Bewohnerinnen die nicht mehr in der Lage sind, sich selbst ihren Zahnersatz einzusetzen und nach dem Essen zu reinigen. Mitunter achten Pflegende zu wenig darauf, den Betroffenen ihren Zahnersatz zu reichen und so können feste Kostformen wie Fleisch, Gemüse oder Kartoffeln nicht adäquat aufgenommen werden.
Immer wieder ist auch die Situation anzutreffen, dass die Betroffenen aus Angst den Pflegenden zur Last zu fallen nicht um Unterstützung beim Einlegen des Zahnersatzes bitten und stattdessen ganz darauf verzichten. (Gottschalck, 2007, S. 168)
Durch fehlenden Zahnersatz, aber auch durch Schmerzen aufgrund Erkrankungen im Mundbereich und vielen weiteren möglichen Beschwerden, verändert sich nachfolgend auch das Essverhalten. Alte Menschen nehmen deswegen oft jahrelang nur pürierte, weiche Kost zu sich. Leider ist es auch heute noch sehr oft der Fall, dass breiige Kost unappetitlich angerichtet wird und nur wenig Auswahl an Komponenten zur Verfügung stehen. Viele Betroffene essen täglich Kartoffelpüree als Hauptkomponente, oder Süßspeisen in Form von Grießbrei oder Milchreis.
Der Prozess des Kauens hat eine bedeutende Gesundheitsfunktion, weil sich ohne Kauen Kieferknochen und Kiefermuskulatur zurückbilden und auch das Zahnfleisch anfälliger für Schädigungen wird. Auch die Anregung des Speichelflusses wird durch den fehlenden Kauvorgang nicht ausreichend angeregt und es kommt zur Xerostomie. (Gottschalck, 2007, S. 169)
Die ausreichende Speichelbildung nimmt im Zusammenhang mit Mundgesundheit eine wichtige Rolle ein und wird in Unterkapitel 2.4. näher erläutert.
Einer Erhebung des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen Deutschlands zufolge erhielten 41 Prozent der Bewohner- und Bewohnerinnen in stationären Einrichtungen nicht ausreichend oder Ungeeignetes zu essen und zu trinken. (Anonymus, 2005, S. 43)
Bei der Wahl von Konsistenz der Speisen und Getränke spielen die Faktoren Zahnlosigkeit, schlecht sitzender oder defekter Zahnersatz, oder auch Funktionsstörungen eine herausragende Rolle. Schmerzende Zähne oder schlecht sitzender Zahnersatz führen dazu, dass dem älteren Menschen die Lust am Essen und Trinken genommen wird. (Seiler 2000, S. 496 - S. 503)
Pürierte und hochkalorisch angereicherte Kostformen, sowie Supplemente in Form von Puddings oder Fertigtrinknahrungen werden dann dem pflegebedürftigen Menschen verabreicht, ohne dass den Pflegenden die Bedeutung der Nahrungsaufnahme und deren Auswirkungen auf die Mundgesundheit bewusst ist.
Folgen hiervon sind die fehlende Motivation bis hin zu Abneigung gegen das Essen und Trinken beim alten Menschen. In weiterer Folge kommt es auch zu Mangelernährung, Xerostomie und es können aufgrund zu geringer Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Probleme wie Desorientierung, Exsikkose, Vertigo und durch Mangelernährung in weiterer Folge auch ein erhöhtes Dekubitusrisiko auftreten.
2.2.2 Kommunikation und soziale Kontakte
Obwohl die Zähne nicht direkt an der Lautbildung beteiligt sind, kommt ihnen in der Kommunikation eine große Bedeutung zu. Insbesondere wenn Frontzähne fehlen, treten während der Lautbildung Nebengeräusche auf. Bei OberkieferZahnprothesen, die ganz oder teilweise den Oberkiefer bedecken sowie bei schlecht sitzenden Voll- oder Teilprothesen kann es ebenso zu Problemen mit der
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- Arbeit zitieren
- BSc Edi Rasovsky (Autor:in), 2012, Die Bedeutung der Mundgesundheit für den alten Menschen in geriatrischen Einrichtungen und wie Pflegepersonen diese aufrecht halten können, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295069
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