Argumentation und Diskussion im mündlichen Sprachgebrauch. Aufbau und erforderliche Fähigkeiten


Hausarbeit, 2014

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Thema der Arbeit

2. Allgemeines zur Argumentation
2.1 Was ist Argumentieren?
2.2 Aufbau einer Argumentation
2.2.1 Allgemeiner Aufbau
2.2.2 Spezielle Argumentationsstrukturen
2.2.3 Die Auswahl von Argumenten

3. Argumentieren in der Schule
3.1 Die Bedeutung des Argumentierens
3.2 Erforderliche Fähigkeiten
3.3 Argumentieren lernen
3.3.1 Mündliche Argumentationsübungen
3.3.2 Schriftliche Argumentationsübungen
3.4 Unterrichtsbeispiel: Das Robinson-Spiel

4. Reflexion und eigene Meinung

5. Quellenverzeichnis

6. Anhang
6.1 Handout

1. Thema der Arbeit

Der bekannte deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche hat die Bedeutung des Argumentierens treffend formuliert: „Man verdirbt einen Jüngling am sichersten, wenn man ihn dazu verleitet, den Gleichdenkenden höher zu achten als den Andersdenkenden“ (Nietzsche). Nietzsche hat folglich erkannt, dass es wichtig ist, die Meinungen anderer anzuhören. Insbesondere soll hierbei den Personen, die von eigenen Einstellungen abweichende Gedanken äußern, Beachtung geschenkt werden.

Den Begriff Argumentieren hört man immer wieder im Alltag. Das Argumentieren ist genau genommen eine spezielle Form der Gesprächsführung. Zu Beginn dieser Arbeit wird genauer auf die Klärung des Begriffs eingegangen, woraufhin ein möglicher, sehr allgemeiner Aufbau von Argumentationen näher erläutert wird. Je nach dem, welches Ziel man erreichen will, geht ein Argumentierender anders vor, deshalb werden diesbezüglich einige Strukturen knapp dargestellt. Anschließend wird der Bezug zur Institution Schule hergestellt. Dabei wird erläutert, warum es von Bedeutung ist, das Argumentieren als Fähigkeit zu erlernen. Des Weiteren werden dafür notwendige Voraussetzungen aufgelistet. Zum Abschluss werden praktische Unterrichts-umsetzungen beschrieben, wobei auf ein unterrichtspraktisches Diskussionsbeispiel gesondert eingegangen wird.

Zur Vereinfachung wird in der Arbeit zur Bezeichnung von Berufs- und Personengruppen die (kürzere) maskuline Sprachform gewählt. Die getroffenen Aussagen schließen gleichermaßen weibliche und männliche Personen mit ein.

2. Allgemeines zur Argumentation

Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit Argumentation im Allgemeinen. Das heißt, es wird erklärt, was man unter dem Begriff überhaupt versteht. Danach wird der grobe Aufbau einer Argumentation erläutert, woraufhin verschiedene Strukturen dargestellt werden. Im Anschluss daran wird detaillierter auf diese eingegangen, indem bestimmte Vorgehensweisen beim Argumentieren vorgestellt werden. Dabei wird Argumentation zum einen als eine Form des Vortrags zum anderen auch als eine Form des Gesprächs oder einer Diskussion gesehen.

2.1 Was ist Argumentieren?

Im Zentrum des Argumentierens steht der Mensch selbst. Menschen besitzen einen eigenen Willen, eigene Einstellungen, Meinungen und Werte, die von anderen nicht immer nachvollzogen werden können und somit oft nicht geteilt werden. Folglich denken, handeln oder fühlen Menschen unabhängig voneinander und oft nicht in Übereinstimmung miteinander. Jedoch ist gemeinsames Handeln meist nötig. Praktisch gesehen wäre es am einfachsten, wenn einer seine Meinung umsetzt und befiehlt, während die anderen nach seinem Willen handeln. Offensichtlich ist diese Möglichkeit allerdings weniger gerecht, sodass das Finden von Lösungen bevorzugt in Form einer gegenseitigen Abstimmung und einem gemeinsamen argumentativen Austausch stattfindet. Hier werden die unterschiedlichen Meinungen und Einstellungen genannt und abgewogen, was Argumentation genannt wird. Letztendlich überzeugt man andere, lässt sich von diesen umstimmen oder man einigt sich auf einen Kompromiss. Die Gründe, die dabei angegeben werden, nennt man Argumente. Ziele der Argumentation sind folglich entweder das Durchsetzen der eigenen, das Widerlegen anderer Meinungen oder eine gemeinsame Einigung.(Vgl. Ludwig/Spinner, 2000, 16; Allhoff/Allhoff, 2006, 142 f.; Grundler/Vogt, 2009, 488 f.)

Zusammenfassend hat Grundler den Begriff auf folgende Weise definiert.

„Argumentieren ist eine komplexe, dialogisch angelegte sprachliche Handlung, in der mit der Problematisierung eines Sachverhalts, einer Position oder einer offenen Fragestellung verbale Begründungsaktivitäten eingefordert werden und die zusätzlich auf die Akzeptanz einer begründeten Position oder auf Überzeugung des Interaktionspartners angelegt ist. (…) [Es] entsteht eine spezifische Beziehungsstruktur zwischen eingebrachten Äußerungen. (…). Das Ausbleiben von Einwänden ist jedoch nicht gleichbedeutend mit einem Konsens, sondern kann auch als anerkannter Dissens verstanden werden.“ (Grundler, 2011,47)

Ein typischer Ort für Argumentationen sind Diskussionen, also Gespräche, die thematisch orientiert sind und eine offene oder strittige Fragestellung beinhalten. Allerdings begleiten uns Argumente auch in anderen, alltäglichen Situationen (vgl. Grundler/Vogt, 2009, 488). Außerdem können Argumentationen in Form einer Rede oder eines Vortrags stattfinden. Im Allgemeinen ist das Gespräch der Oberbegriff. Sowohl die Argumentation als auch die Diskussion sind eine Form von Gesprächen. Ein normales Alltagsgespräch kann zu einer Diskussion übergehen. Argumentieren ist die Grundlage einer Diskussion, jedoch ist nicht jede Argumentation, wie bereits gesagt, eine Diskussion (Vgl. Abraham, 2008, 128).

2.2 Aufbau einer Argumentation

Der Aufbau einer Argumentation ist, wie einleitend schon erwähnt wurde, vom jeweiligen Ziel abhängig, erfolgt im Wesentlichen jedoch immer auf vergleichbare Weise. Deshalb wird vorerst der allgemeine Aufbau eines Standpunktes dargestellt, woraufhin detaillierter auf bestimmte Formen eingegangen wird.

2.2.1 Allgemeiner Aufbau

Da sogar schon Kleinkinder intuitiv Argumente ansatzweise formulieren, wird der allgemeine Aufbau anhand eines solchen Beispiels näher dargestellt:

Ein Vater geht mit seiner kleinen Tochter Julia am Strand spazieren und trägt sie über Kieselsteine. Dabei beschwert sich Julia mit der Aussage: Juja dloß, Juja Steine gehen! (Vgl. Ludwig/Spinner, 2000, 17)

Voraussetzung für eine Argumentation ist ein Streitpunkt. Im genannten Beispiel, ob Julia getragen werden oder ob sie selbst über die Steine gehen solle. Außerdem ist es von Bedeutung, dass der Gesprächspartner sich auf eine derartige Gesprächsform einlässt. Der Vater dürfte also kein autoritärer Befehlender sein. Allerdings sollte er auch nicht wortlos nachgeben, sondern die Partner treffen auf einen Widerstand. Eine weitere, dritte grundlegende Voraussetzung für einen fairen Ablauf ist die Gleichberechtigung der Personen unabhängig vom Lebensalter. Das Einzige, was zählt, ist das bessere Argument. (Vgl. ebd.)

Ein eigentliches Argument beginnt mit der Behauptung. Daraufhin folgt die Begründung dieser These, die meist mit deshalb oder weil anschließt. Veranschaulicht wird die Begründung vielmals mit einem Beispiel. Dieser Beleg entspricht meistens einer Alltagserfahrung. Das kann einerseits an einem konkreten Erlebnis festgemacht werden, wie beispielsweise zum Thema ‚Gewalt an Schulen‘ ein miterlebter Streit zwischen bestimmten Schülern auf dem Pausenhof. Andererseits können Beispiele aus Verallgemeinerungen bestehen. In Bezug auf das oben genannte Argument von Julia wird die Behauptung, dass Julia schon selbst über die Steine gehen kann, mit ihrer Größe begründet. Zudem hätte die Kleine zur Verdeutlichung ihre Aussage mit einem Beispiel belegen können, beispielsweise dass sie auch schon alleine Treppen hochgehen kann. (Vgl. Abraham, 2008, 125; Ludwig/Spinner, 2000, 16 f.)

2.2.2 Spezielle Argumentationsstrukturen

Im Groben beginnt eine Argumentation, vor allem wenn sie in Form eines Vortrags stattfindet, mit einem Situationsbezug. Dieser stellt den Zusammenhang her, indem man beispielsweise an frühere Äußerungen anknüpft. Daraufhin folgen die eigentlichen Argumente, die im Allgemeinen wie im vorherigen Kapitel nach dem Grundsatz Behauptung-Begründung-Beispiel aufgebaut sind. Zum Schluss einer eher monologischen Argumentation beziehungsweise Erörterung steht dann die logische Konsequenz, die sich aus den aufgeführten Argumenten ableiten lässt. (Vgl. Allhoff/Allhoff, 2006, 88 f.)

Ist das Ziel einer Argumentation die Begründung eines Standpunktes, so beinhaltet der mittlere Teil Argumente, die der Beweisführung oder der eigenen Zustimmung dienen. Bei einer Beweisführung kann man, falls vorhanden, auf empirische Forschungsergebnisse zurückgreifen. Bei der Zustimmung wird bereits Geäußertes bekräftigt und unterstützt. Möchte man etwas berichtigen, so kann man vorerst die zu widerlegende Meinung vorstellen und daraufhin Argumente dagegen anbringen, womit man schließlich zur eigenen Meinung führt. Außerdem kann das Ziel der Berichtigung auch durch einen direkten Widerspruch zwischen der angeblich falschen Meinung und des nun richtigen, eigenen Standpunktes herbeigeführt werden.

Bei dem Ziel des Vergleichs ist das Finden eines Kompromisses von großer Bedeutung. Man stellt erst mehrere Argumente vor, vergleicht sie in Hinblick auf Gemeinsamkeiten und gelangt so zu einem Kompromiss. Des Weiteren können die verschiedenen Argumente auch allgemein abgewogen werden und dann zum eigenen Standpunkt führen, was dann Wertung genannt wird.(Vgl. a. a. O., 89-93)

2.2.3 Die Auswahl von Argumenten

Bei der Wahl der Argumente kann unterschiedlich vorgegangen werden. Es gibt mehrere Autoren, die verschiedene Formen von Argumentationen auflisten. Im Folgenden wird die Aufzählung von Allhoff/Allhoff durch die von Wagner ergänzt.

Die faktische Argumentation

Eine häufig genutzte Form bei Fachbeiträgen stellt die faktische Argumentation dar, die auch als rationale Argumentation bezeichnet wird. Hier werden Aussagen mithilfe von Fakten, Zahlen, Statistiken, Paragraphen oder anderen Quellenangaben begründet. Dabei sind ungenaue Daten weniger aussagekräftig als exakte Angaben. Wichtig dafür ist eine sehr gute, detaillierte Vorbereitung, wobei auf die Auswahl glaubwürdiger Quellen geachtet werden muss. Kann man diese schriftlich vorweisen, beispielsweise in Form von Grafiken oder Tabellen, so wird das eher von Adressaten angenommen und ist dadurch überzeugender. Erwiderungen bei solch faktischen Argumentationen können Nachfragen bezüglich der Quellen sein. Dadurch kann der Argumentierende schnell verunsichert werden, da er selbst bemerken könnte, dass seine Belege defizitär sind.

Die Plausibilitäts-Argumentation

Eine Plausibilitäts-Argumentation zielt auf die Verwendung von Selbstverständlichem. Allgemeine, weit verbreitete Erfahrungen und logisch Einleuchtendes bildet nun die Grundlage. Dadurch werden fast alle Zielgruppen erreicht. Oft wird ein Argument mit „Wir alle wissen…“ begonnen, was verdeutlicht, dass die Aussagen allgemein gültig und plausibel sind. Als Kommunikationspartner kann man dabei das unsachliche Vorgehen kritisieren.

Die moralische Argumentation

Bei moralischen Argumentationen wird hingegen alles mit moralisch-ethischen Grundsätzen verbunden. Hauptziel eines solchen Vorgehens ist das Erreichen des Gewissens der Zuhörer. Hier ist ebenso ein Hauptkritikpunkt die fehlende Sachlichkeit. Außerdem sind nicht alle Normen und Werte für alle Adressaten gleichbedeutend.

Die emotionale Argumentation

Werden direkt die Gefühle der Zuhörer beziehungsweise des Lesers angesprochen, so geht man mithilfe einer sogenannten emotionalen Argumentation vor. Die Gefahr bei dieser Vorgehensweise besteht in der Überschreitung der Grenze zur Manipulation. Außerdem bleibt eine solche Argumentation bei rationalen Zielgruppen eher erfolglos. Häufig wird hierbei vom eigentlichen Argument abgeschweift. Während wieder unsachlich argumentiert wird, ist weiterhin die Grenze sehr nahe, dass eine Diskussion mit vielen negativen Gefühlen zu einem Streit umschlägt.

Die taktische Argumentation

Eine taktische Argumentation kann mit den bisher genannten Vorgehensweisen verbunden werden. Hier gibt es beispielsweise den Abhakeffekt, bei dem nur kurz Genanntes im Gedächtnis der Zuhörer bleibt und eventuell anderes überschattet. Häufig nimmt man der Gegenseite mögliche Argumente vorweg, sodass dieser verunsichert wird. Außerdem könnte man unbedeutenden Teilen der Gegenargumente zustimmen, wobei die entscheidenden Glieder verneint werden. So wird dem Kommunikationspartner vorgetäuscht, dass seine Argumente Anklang finden Taktische Abschweifungen können im Sinne von Auf- oder Abwertungen auftreten. Man kann beispielsweise bei einer faktischen Argumentation durch Wissen prahlen, was im Eigentlichen wenig mit dem Thema zu tun hat. Um bei argumentativen Gesprächen Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, kann nochmals nachgefragt werden, was der Gegenüber genau gemeint hat und ihn dadurch möglicherweise gleichzeitig verunsichern. Im Allgemeinen findet bei taktischer Argumentation meist eine Form der Manipulation statt. Falls man sich einer solchen Taktik des Gegenübers allerdings bewusst ist und diese erkannt hat, kann man sich durch dieses Wissen schützen, da Täuschungen durchschaut werden können. (Vgl. a. a. O., 136-141; Wagner, 2006, 211-218)

3. Argumentieren in der Schule

Argumentieren als Unterrichtsinhalt findet sich in sämtlichen Bildungseinrichtungen. Nachdem Allgemeines bezüglich der Gesprächsform des Argumentierens erläutert wurde, soll im nun folgenden Teil der Arbeit der Bezug zur Bildungsinstitution Schule hergestellt werden. Hierbei steht die Grundschule im Zentrum. Vorerst wird geklärt, wofür Argumentieren überhaupt gebraucht wird, wobei Bezug auf den neuen LehrplanPLUS genommen wird. Daraufhin wird deutlich gemacht, welche Fähigkeiten sowohl bei mündlicher als auch bei schriftlicher Argumentation gefordert werden. Zur Veranschaulichung werden hier teils konkrete Unterrichtsübungen knapp beschrieben. Schließlich werden weitere praktische Umsetzungen erläutert, mithilfe derer im Unterricht das mündliche und das schriftliche Argumentieren trainiert werden können. Abschließend folgt ein konkretes, umfassendes Praxisbeispiel.

3.1 Die Bedeutung des Argumentierens

Wie bereits erwähnt wurde, machen Kinder schon im Kleinkindalter Erfahrungen mit dem Argumentieren. Jedoch ist die Ausprägung bei einzelnen Schülern sehr unterschiedlich. Falls sie gelernt haben, dass ihre Meinung ernst genommen wird und bei Problemen gemeinsam nach einer Lösung gesucht wird, sind sie mit der Materie vertrauter als andere. Viele mussten die Erfahrung machen, dass in ihrer alltäglichen Umwelt der Stärkere das Sagen hat und haben deshalb das Finden von passenden und strukturierten Argumenten nie eingeübt. Aus diesem Grund bringen die Schüler sehr unterschiedliche Vorerfahrungen mit in die Schule, wobei diese von der außerschulischen Sozialisation beeinflusst wurden. Diese Unterschiede können kaum vollständig ausgeglichen werden, aber die Schule kann dazu beitragen, dass alle Kinder etwas zur Argumentationskultur erlernen und erfahren, dass ihre Einstellungen in einer demokratischen Gesellschaft genauso zählen wie die anderer. (Vgl. Ludwig/Spinner, 2000, 17)

Wenn Kinder in die Grundschule kommen, sind sie vorerst einer ihnen unbekannten Umgebung ausgesetzt. In diesem neuen, sozialen Raum treffen unterschiedlichste Charaktere aufeinander. Dabei kommt es des Öfteren zu Konflikten, die während des Unterrichts und auch in der Pause auftreten können. Die Schüler müssen nun lernen, über die Meinungsverschiedenheiten zu reden. Dies kann beispielsweise ein Streitschlichtungsgespräch oder die Diskussion über das nächste Klassenausflugsziel sein. Dabei darf jeder seine persönliche Meinung frei äußern, diese werden dann mit denen der Mitschüler abgewogen, um letztendlich gemeinsam eine Lösung zu finden. (Vgl. ebd.)

"Argumentieren" findet sich in der Schule in den verschiedenen Fächern wieder und übernimmt eine tragende Rolle. Es stellt dabei sowohl Voraussetzung als auch konkreter Unterrichtsinhalt dar. Im LehrplanPLUS, der im September 2014 in Kraft treten wird, zählt das Argumentieren beispielsweise zu den prozessbezogenen Kompetenzen des Mathematikunterrichts der Grundschule. Im Austausch über verschiedene Lösungswege einer mathematischen Problemstellung äußern die Kinder fachgerecht formuliert ihren individuellen Lösungsweg, wobei dieser mit denen ihrer Mitschüler verglichen wird. Somit müssen sie Argumente finden, warum ihr Weg möglich und geeignet ist. (Vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), 2013). In Geographie können Zusammenhänge zwischen Klimadaten und der landwirtschaftlichen Struktur einer bestimmten Region erörtert werden. Im Literaturunterricht werden durch Argumentationen verschiedene Interpretationsansätze geprüft. In Bezug auf Argumentieren nimmt insbesondere das Fach Deutsch eine herausragende Rolle ein. Dort wird das Formulieren von Argumenten in Hinblick auf sprachliche Aspekte genauer eingeübt. (Vgl. Ludwig/Spinner, 2000, 17)

Mit Blick auf den LehrplanPLUS wird deutlich, dass durch das Trainieren vom Argumentieren vor allem Kompetenzen im Bereich des Sprechens und Zuhörens gefordert und gefördert werden. Man lernt, verstehend zuzuhören, was heißt, dass man seine Aufmerksamkeit bewusst auf den Sprecher richten muss. Außerdem spricht man als Beteiligter zu anderen, wodurch die mündliche Ausdrucksfähigkeit mit trainiert wird. Im Allgemeinen wird so eine Art von Gespräch geführt. (Vgl. Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), 2013)

Neben der Bedeutung für das Schulleben übernimmt das Argumentieren zudem eine tragende Funktion im späteren Leben. Die deutsche Gesellschaft ist demokratisch aufgebaut. Ohne politische, argumentative Auseinandersetzungen würde das Leben in einer Demokratie nicht funktionieren. Selbst Personen, die lediglich eigene Interessen durchsetzen wollen, sind gezwungen die Meinungen anderer anzuhören. Die Fähigkeit des Argumentierens ist genau genommen Grundlage für sachliche und faire Diskussionen. Selbst wenn letztendlich keine eindeutige Lösung gefunden werden wird, ist es sinnvoll, Argumente auszutauschen und so den eigenen Horizont zu erweitern. Man kann eine andere Sicht auf eine Sachlage gewinnen. Außerdem stärkt die Argumentation das Verantwortungsbewusstsein aller Beteiligten und zwingt sie zum Nachdenken. (Vgl. Ludwig/Spinner, 2000, 17f.)

3.2 Erforderliche Fähigkeiten

Das korrekte Argumentieren setzt viele verschiedene Teilfähigkeiten voraus, die von den Schülern erlernt werden sollen. Zum einen benötigt eine Person den Mut, die eigene Meinung zu vertreten. Viele Kinder trauen sich nicht, sich zu einem bestimmten Thema zu äußern, da sie Angst haben, nicht ernst genommen oder sogar angegriffen zu werden. Deshalb ist es wichtig eine angstfreie Atmosphäre zu schaffen, in der Gesprächsregeln beachtet werden. Des Weiteren ist Glaubwürdigkeit ein wesentlicher Bestandteil für gute Argumente. Man muss hinter dem Gesagten stehen und verbindlich dazu einstehen. Dies schließt jedoch keine spielerische Einübung aus. Man kann beispielsweise auch ein eher unsinniges Thema wählen, solange man die vorgebrachten Argumente ernst meint, ist das eigentliche Thema weniger relevant. Im späteren Leben hängt Glaubwürdigkeit des Sprechers eng mit einem Expertenstatus zusammen. Außerdem wird das Gesagte glaubwürdiger, wenn man sich auf exakt vorzeigbare Daten stützen kann. Grundlage für eine Argumentation bildet das Anzweifeln einer fremden Meinung. Zusätzlich sollte man auch bereit sein, die eigene Einstellung anzuzweifeln. Außerdem sind Verstand und Urteilsfähigkeit gefragt, da es darum geht, eigene Behauptungen logisch zu begründen und daraus auch Schlüsse zu ziehen. Denn, wer seinen Standpunkt geäußert hat, ist regelrecht dazu verpflichtet, diesen näher zu erläutern und schlüssig darzustellen. Schließlich sollten sowohl eigene als auch fremde Argumente auf Stichhaltigkeit hin geprüft werden. Wurden falsche Schlussfolgerungen gezogen, sind Argumente nicht mehr glaubwürdig und weniger überzeugend. In Bezug auf das im Kapitel 2.2.1 angeführte Beispiel der kleinen Julia zeigt sich, dass das Kind noch lückenhafte bzw. fehlerhafte Folgerungen macht. So definiert sie das Vermögen des Laufens über Kieselsteine über Größe. Denkt man nun aber an einen älteren gebrechlichen Mann oder an Personen, die keine Schuhe anhaben, wird deutlich, dass auch Große nicht zwingend alleine über Steine gehen können. (Vgl. Allhoff/Allhoff, 2006, 135; Ludwig/Spinner, 2000, 18 f.; Wagner, 2006, 207-210)

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Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Argumentation und Diskussion im mündlichen Sprachgebrauch. Aufbau und erforderliche Fähigkeiten
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
26
Katalognummer
V294773
ISBN (eBook)
9783656926511
ISBN (Buch)
9783656926528
Dateigröße
927 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
argumentation, diskussion, sprachgebrauch, aufbau, fähigkeiten
Arbeit zitieren
Annika Wiener (Autor:in), 2014, Argumentation und Diskussion im mündlichen Sprachgebrauch. Aufbau und erforderliche Fähigkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294773

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