Von Dada zum Film


Seminararbeit, 2004

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe:

- Geschichte & Charakteristik Dadaismus

- Fotografie & Auswirkung der Reproduktionstechnik,

- Verlust der Echtheit, Aura & Tradition,

- Auswirkung von Politik & Wirtschaft auf den Film,

- Balázs zu Pudowkin & Eisenstein,

Filme: „Kuhle Wampe“ & „Berlin, Sinfonie einer Großstadt“,

- Bedeutung der Montage im Filmschnitt & Auswirkungen der Filmkunst,

- Fazit,

Auf den folgenden Seiten möchte ich die Entwicklung des Dadaismus und dessen Auswirkung auf den Film erörtern sowie die Bedeutung der entstehenden Filmkunst für die Gesellschaft (um 1916-1925) schildern.

Vorerst möchte ich kurz auf die Entstehungsgeschichte des Dadaismus eingehen.

In den Jahren 1916 und 1917 entstand unter den Eindruck des ersten Weltkrieges der Dadaismus zugleich in Zürich und New York, von wo aus er sich rasch ausbreitete. Diese Kunstströmung lehnte alles bürgerliche und die gesellschaftlichen Konventionen ab.

Er stellte sich provokativ mit lärmenden Patriotismus gegen die Tradition in der Kunst. Schneidende Satire und offene Rebellion gingen einher mit öffentlicher Schockierung, ohne Skandale zu scheuen. Der Dadaismus lässt sich als experimentelle Stilrichtung beschreiben, die von der Verbindung aus Malerei, Bildhauerei, Typografie, Fotografie, Musik, Theater und Literatur lebt.

1917 ging Richard Huelsenbeck nach Berlin, wo er mit Johannes Baader, John Hartfield und Walter Mehring den so genannten Berlin-Dada initiierte, dem sich wenig später Hanna Höch, Georg Grosz und Raoul Hausmann anschlossen. Diese Künstler sind wichtige Vertreter dieser Stilrichtung in Deutschland. Neben Berlin gab es erwähnenswerte Gruppierungen in New York mit Alfred Stieglitz und Marcel Duchamp, der mit seinen Ready-mades für Aufsehen sorgte. Ab 1919 entstand in Paris unter Tzara und Schriftstellern wie Louis Aragon eine wichtige Fortführung des Züricher Dadaismus.

Die gesamte Aktionskunst, Concept Art und sogar künstlerische Haltungen in der Gegenwartskunst ver danken dem Dadaismus entscheidende Impulse.

In besonderer Weise nutzten die Dadaisten das Medium der Fotografie. In der Collage mit verschiedenen Fotografien konnten sie ihrer Experimentierfreude besonders Ausdruck verleihen. Es konnten neue semantische Zusammenhänge geschaffen werden, durch die in ersten Bildmontagen das Heterogene entstand. Diese Vermischung von Grafiken mit eigenen oder kopierten Fotografien, gespickt mit provokanten Textzeilen oder Gedichten, stellte einen wichtigen Teil ihrer Arbeit dar. Eine Entwicklung die unter dem Eindruck der Futuristen stand und später großen Einfluss auf den Surrealismus hatte.

Mit der Fotografie erfuhr die technische, bildliche Reproduktion eine neue Dimension. ´Darüber hinaus hat die Fotografie neben der tiefen Veränderung in der Gesamtheit der Kunstwerke einen eigenen Platz unter den künstlerischen Verfahrensweisen eingenommen. Laut Benjamin liegt in der Fotografie sogar der Tonfilm verborgen.` (Benjamin, GS, Band VII, 1,S. 351f.) Wenn man davon ausgeht, dass die Fotografie die Basis für das bewegte Bild ist, hat er damit zweifelsfrei Recht.

Denn aus der Fotografie und den ersten Gehversuchen des bewegten Bildes („Kamera Obscura“) entwickelte sich aufgrund von neuen Projektionstechniken der Film. Gleichsam haben sich die Sehgewohnheiten im enormen Maße geändert. ´Die neuen Perspektiven und die Luftatmosphäre stellen eine große Entwicklung dar. Die Sprache des Films hat sich entwickelt und fortweh-

( 1 Dada Berlin, in: Dada Total, Manifeste, Aktionen, Texte, Bilder, hg. Von Karl Riha u.a., Stuttgart 1994, 91-54)

rend schnell verändert und mit ihr die Wahrnehmungsfähigkeit des Publikums.

Balázs spricht hier von einer neuen Technik des Sehens und des Zeigens, einer neuen optischen Kultur, deren Monopol nicht bei der herrschenden Klasse geblieben ist.`(Béla Bálazs, 2001, S. 54f.)

Die Entwicklung einer Filmsprache, die den Film von der Fotografie als bloße Reproduktion derer unterscheidet, gelingt durch die Grossaufnahme, die Einstellung und durch die Montage der Einzelbilder.

´Die technische Reproduzierbarkeit erweist sich selbstständiger als die manuelle. Beispielsweise kann man in der Fotografie Ansichten des Originals durch die Wahl einer entsprechenden Linse oder durch eine Vergrößerung hervorheben. Außerdem kann man Abbildungen des Originals in Situationen bringen, die dem Original selbst nicht erreichbar sind.`(Benjamin, GS, Band VII, 1,S. 352f.) Dem Aufnehmenden kommt sie ungemein entgegen und gibt ihm die Möglichkeit, den Gegenstand in verschiedensten Positionen und Ausschnitten zu zeigen. Es wird eine teilweise Ortsunabhängigkeit durch Studioarbeit erreicht. Diese veränderten Umstände lassen den Bestand des Kunstwerkes unangetastet aber sie entwerten auf alle Fälle sein Hier und Jetzt.

Diese Echtheit wird auch im Film aufgehoben. ´Dadurch wird das Kunstwerk in seinem empfindlichen Kern berührt.` (Benjamin, GS, Band VII, 1, S. 353) Das bedeutet natürlich unweigerlich, dass sich ebenfalls die Fotografie der Echtheit entzieht. Der Verlust der Echtheit war den Dadaisten offensichtlich egal. Für sie war die Fotografie nicht genug der Verfremdung. Die Schaffung neuer Bildebenen durch die Montage war ihr Ziel. Diese Montageeinflüsse haben sich bis heute in dem Filmschnitt bewahrt. Kaum ein Film kommt ohne die Montage, kommt ohne den Bildschnitt aus. Damit sei nicht gesagt, dass die Montage der Dadaisten die Grundlage für den heutigen Filmschnitt ist. Doch gerade in den Fantasiefilmen des 21 Jahrhunderts (“Herr der Ringe“), ist die experimentelle Montage der verschieden Bilder unbedingt notwendig, um bestimmte Effekte zu erreichen. Bilddopplungen, Animationen, Bild- in- Bildmontagen, um nur wenige Beispiele zu nennen, sind unabdingbar für das Tradieren der filmischen Handlung geworden. Das Publikum will wieder vor neue visuelle Herausforderungen gestellt werden, um sich befriedigend unterhalten zu fühlen. Dieses Gefühl hat sich damals eben so stark auf das Verlangen des Publikums nach neuen Bildern ausgewirkt. Daraus schließe ich, dass gerade in der heutigen Filmsprache „dadaistische Impulse“ eine Rolle spielen. Offensichtlich geht es nicht nur um das Verfremden und Zerstören von bestehenden künstlerischen Aussagen, sondern das Experimentieren mit bekannten Bildinhalten durch die Montage ist ein wichtiger Bestandteil in der heutigen Filmsprache geworden. Offensichtlich will der Zuschauer nur optisch gefordert werden. Dem Wert einer Geschichte schenkt er immer weniger Beachtung.

´Benjamin spricht vom Verlust der Aura im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit.` (Benjamin, GS, Band VII, 1, S. 353) Dieser Verlust bedingt wiederum das Auflösen der Tradition. Dadurch wird offensichtlich welche weitreichende Veränderung der Film, möglich geworden durch die technische Reproduzierbarkeit, in der Kunst und der Gesellschaft hervorgerufen hat.

Denn zweifelsfrei ist der Film die ausdrücklichste Form der technischen Reproduktion.

Diese Entwicklung geht über die Kunst hinaus. „Die Reproduktionstechnik löst das Reproduzierte aus dem Bereich der Tradition.“ (Benjamin, GS, Band VII, 1, S. 353)

Es entsteht eine neue Kunstform, die der Fotografie in ihren Schatten stellt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Von Dada zum Film
Hochschule
Bauhaus-Universität Weimar  (Gestaltung und Design)
Veranstaltung
Bild und Propaganda
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V29469
ISBN (eBook)
9783638309646
ISBN (Buch)
9783638778367
Dateigröße
406 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Auf den folgenden Seiten möchte ich die Entwicklung des Dadaismus und dessen Auswirkung auf den Film erörtern sowie die Bedeutung der entstehenden Filmkunst für die Gesellschaft (um 1916-1925) schildern. Breiter Seitenrand - entspricht bei normaler Formatierung etwa 12 Seiten.
Schlagworte
Dada, Film, Bild, Propaganda
Arbeit zitieren
Christian Werner (Autor:in), 2004, Von Dada zum Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29469

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