Zwangsstörungen. Auswirkungen elterlicher Erziehung und traumatischer Ereignisse in der Kindheit


Hausarbeit, 2014

18 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zwangsstörungen
2.1 Epidemologie
2.2 Symptomatik
2.3 Historisches
2.4 Ätiopathogenese
2.5 Diagnostik
2.6 Verlauf und Behandlung
2.7 Prognose

3 Dissertation
3.1 Aktueller Forschungsstand
3.2 Hypothesen
3.3 Methodik
3.4 Ergebnisse
3.5 Diskussion

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Habe ich auch wirklich das Bügeleisen ausgesteckt?“ oder „Ist das Auto auch wirklich abgeschlossen?“ Das sind Fragen, die sich wahrscheinlich fast tagtäglich jeder von uns schon einmal stellt. Völlig human und auch durchaus sinnvoll, denn ein abgebranntes Haus oder ein gestohlenes Fahrzeug kann niemand gebrauchen. Doch bei einigen Menschen ist der noch zu legitimierende Punkt der ganz natürlichen Kontrolle deutlich überschritten und man befindet sich in einer Situation, in der Gedanken und nicht zu unterlassende Handlungen das eigene Leben durch und durch bestimmen. Die Rede ist von Patienten mit einer psychischen Störung, den sogenannten Zwangserkrankungen.

Ziel dieser Arbeit ist es, der Fragestellung auf den Grund zu gehen, ob elterliche Erziehung oder traumatische Ereignisse im Kindesalter einen Einfluss auf die Entwicklung und den Verlauf späterer Zwangserkrankungen haben.

Vorerst werde ich verschiedene Arten von Zwangsstörungen auflisten, dazu zählt die Differenzierung von Zwangsgedanken, -impulsen und - handlungen. Nach einer kompakten Erfassung von Definitionen, der Symptomatik, sowie der Krankheitsverläufe und der Therapiemöglichkeiten folgt auf Grundlage der Dissertation von Sandra Köhler (2008) der eigentliche Hauptteil der Arbeit. Neben der Erläuterung, wie viele der aus einer Stichprobe untersuchten Zwangsstörungspatienten in ihrer Kindheit unter einer traumatischen Erfahrung leiden mussten, wird aufgeführt, ob sich der Krankheitsverlauf bei Patienten mit kindlichen, interpersonalen Traumatisierungen von derer ohne diese unterscheidet. Darüber hinaus wird der Frage auf den Grund gegangen, in welchem Zusammenhang frühere, interpersonale Traumatisierungen und der bei den Erkrankten zum Einsatz gekommene elterliche Erziehungsstil stehen.

2 Zwangsstörungen

Wenn man Gedanken oder Handlungen bei sich selbst oder anderen immer wieder oder auch grundsätzlich beobachten kann oder von ihnen erzählt bekommt, muss es sich nicht zwangsläufig um eine pathologische Zwangsstörung handeln. Viele Kulturen, beispielsweise Religionen, beinhalten eine Menge an Ritualen, auf die Gläubige oder Angehörige nur ungerne verzichten möchten. Diese für sich selbst bewusst in den Tagesablauf eingebauten Handlungen sind kein Grund, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Des Weiteren gibt es auch bei gesunden Menschen gewisse Zwänge, die nur über einen kurzen Zeitraum hinweg auftreten, beispielsweise bei starker Müdigkeit oder Anspannung (Tölle & Wingassen, 2011).

Nach Tölle et al. (2011) sind teilweise auch Zwangshandlungen bei Kindern zu beobachten. Voraussetzung dafür ist ein bereits gebildetes Über-Ich, das bedeutet, das Kind ist sich durchaus dessen bewusst, dass es gewisse von der Gesellschaft vorgegebene Werte und Normen gibt, an die es sich zu halten gilt. Darüber hinaus muss die Fähigkeit gegeben sein, das eigene Handeln aus einer objektiven Perspektive betrachten zu können.

Bei Grundschulkindern könnte ein auffallender Zwang sein, stets auf ganz bestimmten Regeln während des Spielens zu beharren.

Wichtig zu betonen ist es, dass Zwangserscheinungen auch häufig in Kombination mit anderen neurotischen Störungen, wie in etwa der Hypochondrie, Angststörungen oder Depressionen auftreten.

2.1 Epidemiologie

Während die Anzahl der Menschen, die innerhalb eines Jahres an Zwangsstörungen erkranken, bei ca. 1-2% liegt, sind es bei der Lebenszeitprävalenz ungefähr 2% (Tölle et al., 2011).

Grundsätzlich leiden in der Gesamtbevölkerung ca. 8% unter einzelnen Zwangssymptomen. Meistens beginnt die Krankheit zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr. Ab Mitte 30 erkranken nur noch 10-15% der Patienten. Des Weiteren gilt es zu erwähnen, dass die Krankheit nicht geschlechtsspezifisch auftritt, was bedeutet, dass Männer und Frauen in etwa gleich häufig erkranken, so Deister, Laux & Möller (2009).

2.2 Symptomatik

Man könnte annehmen, als gäbe es zu den eigentlichen, pathologischen Zwangsstörungen gewisse „Vorstufen“. Davon ist die Rede, wenn man von konkreten „Melodien, Namen, Rhythmen oder Wortfolgen“ (Tölle et al., 2011, S. 90) nicht mehr loskommt. Darüber hinaus zählen dazu gewisse, tagtäglich eingehaltene Rituale, beispielsweise während des Essens oder vor dem Zubettgehen Die eindeutige Identifikation von Zwangserkrankungen erfolgt anhand der Tatsache, dass die Störungen das Leben des Betroffenen beherrschen. Patienten können, egal wie sehr sie darum bemüht sind, nicht von ihren Zwangsgedanken oder -handlungen ablassen. Falls der Versuch einer Unterdrückung unternommen wird, kommt es zu einem stark ausgeprägten Unwohlsein bis hin zu Panikattacken. Demzufolge wird dem ursprünglichen Zwang, gewollt oder auch ungewollt, schnell wieder nachgegeben.

Zwangspatienten sind aufgrund ihres meist eigenartigen und von der Krankheit bestimmten Tagesablaufs nicht selten sozial isoliert und somit ohne großartige mentale Unterstützung, was die Überwindung der Krankheit zunehmend erschwert (Deister et al., 2009).

Man unterteilt die Zwangsstörungen in drei verschiedene Gruppen. Dabei handelt es sich um die Zwangsimpulse, die Zwangsgedanken und zuletzt um die Zwangshandlungen.

Unter Zwangsgedanken versteht man innerliche, meist brutale oder von absurden Inhalten geprägte Aufforderungen an einen selbst, bestimmte Dinge zu tun. Dabei kann es sich zum Beispiel darum handeln, mit dem Drang zu kämpfen, dem eigenen, eigentlich doch so geliebten, Kind etwas anzutun. Trotz der Tatsache, dass es in den meisten Fällen letztendlich nie zu der Ausführung solcher Impulse kommt, schämen sich die Patienten stark für ihre Gedankenabläufe und empfinden eine starke Abneigung gegenüber sich selbst.

Zwangsgedanken sind meist von einer ausgeprägten Panik sowie von Existenzängsten geprägt. Dabei handelt es sich weniger um die eigene Person als vielmehr um Angehörige und nahestehende Personen. Ein Zwangsgedanke könnte zum Beispiel sein, dass man ständig Panik davor hat, das eigene Kind könnte überfahren werden. Generell können jedoch jegliche Arten von Zwangsgedanken auftreten. In 45% der Fälle handeln sie von Verschmutzung, in 35% drehen sie sich um die körperliche Gesundheit, 33% streben nach körperlicher Symmetrie und 25% der Betroffenen kämpfen gegen sexuelle Impulse (Deister et al., 2009).

Bei der letzten Gruppe von Zwangserkrankungen, der Zwangshandlungen, sind fast alle Ausprägungen möglich. Vom Ordnungszwang kann über den Kontrollzwang bis hin zum Waschzwang jeglicher Tatendrang mit inbegriffen sein. Als Folge dieser nicht zu unterlassenden Handlungen ist es den Patienten nicht mehr möglich, einem von ihnen frei bestimmten Tagesablauf nachzugehen.

Schleichen sich Zwangssymptome einmal ein, neigen sie stark zur Ausbreitung. Demzufolge ist ein frühestmöglicher Therapiebeginn sehr ratsam. Anfangs wird nur ein- oder zweimal kontrolliert, ob die Autotür auch wirklich verschlossen wurde. Eine Grenze nach oben ist nicht gegeben.

Zwangserkrankte sind völlig von ihrer Krankheit determiniert, sie ist dem eigenen Ich zugehörig. Die Gedanken und Handlungen wiederholen sich immer und immer wieder. Paradoxerweise erscheinen sie den Patienten in den meisten Fällen als vollkommen sinnlos und unsinnig, dennoch ist auch durch strategisches Handeln, dazu zählt z.B. eine gezielte Ablenkung, die Vermeidung nicht möglich.

Abschließend wichtig zu erwähnen ist die Tatsache, dass ca. 1/3 der Betroffenen unter einer Kombination von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen leiden (Deister et al., 2009).

2.3 Historisches

Jean Esquirol hat im Jahre 1938 diverse Auffälligkeiten zum ersten Mal als eine „eigenständige Zwangserkrankung“ beschrieben. Zuvor wurde 1894 von Sigmund Freud ein psychoanalytisches Modell zur Entstehung von Zwangssymptomen sowie eine Beschreibung der Zwangsneurose erstellt. Ebenfalls 1984 äußerte William Tuke, dass die Ursachen von Zwangsstörungen eine Funktionsstörung in der Gehirnrinde sei. Erst im letzten Jahrzehnt wurden erstmals klar definierte Kriterien zur Diagnose von Zwangsstörungen festgelegt (Deister et al., 2009).

2.4 Ätiopathogenese

Über die exakten Ursachen zur Entstehung von Zwangsstörungen sind Wissenschaftler sich nicht einig. Feststeht, dass ein gewisser genetischer Zusammenhang bestehen muss, da es in Familien häufig zu mehreren Fällen kommt. Des Weiteren lassen sich sehr oft Übereinstimmungen bei eineiigen Zwillingen feststellen.

Lernpsychologisch gesehen ist die Konditionierung an dem Auftreten von Zwangserscheinungen beteiligt. Falls beispielsweise ein sehr unangenehmes Ereignis in Kombination mit Schmutz auftritt und dies sich einige Male wiederholt, kann es zu einer Koppelung kommen, sodass der ursprünglich neutrale Reiz zu einem konditionierten Reiz wird. Daraus folgt, dass beim Auftreten des konditionierten Reizes die gleichen Emotionen auftreten, wie ursprünglich nur in der Konfliktsituation (Tölle et al., 2011)

Die Wirksamkeit von Antidepressiva befürworten die neurobiologischen Erklärungstheorien. Allerdings kann die Neurobiologie die Symptomatik der Erkrankung nicht alleine erklären, da die Arzneimittel nur bei 60-80% der Patienten wirken. Dies ist „ein Hinweis für die Heterogenität der Störungen“ (Deister et al., 2009, S. 130).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Zwangsstörungen. Auswirkungen elterlicher Erziehung und traumatischer Ereignisse in der Kindheit
Hochschule
Rheinische Fachhochschule Köln
Veranstaltung
Wissenschaftliches Arbeiten
Note
1,3
Jahr
2014
Seiten
18
Katalognummer
V294527
ISBN (eBook)
9783656922643
ISBN (Buch)
9783656922650
Dateigröße
581 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
zwangsstörungen, auswirkungen, erziehung, ereignisse, kindheit
Arbeit zitieren
Anonym, 2014, Zwangsstörungen. Auswirkungen elterlicher Erziehung und traumatischer Ereignisse in der Kindheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294527

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