Unterrichtsversuche und Unterrichtsstunde im Hinblick auf die Aktionsforschung


Praktikumsbericht / -arbeit, 2002

22 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung: Allgemeine Darstellung der beobachteten Kurse

2. Hospitation und Unterrichtsbeobachtung in den Kursen

3. Unterrichtsversuche
3.1 Unterrichtsversuch 1
3.2 Unterrichtsversuch 2

4. Unterrichtsstunde
4.1 Unterrichtsplanung
4.1.1 Lernziele
4.1.2 Unterrichtsphasen
4.2 Reflexion der Unterrichtsdurchführung
4.3 Unterrichtsnachbereitung

5. Selbstreflexion und Selbstevaluation über das gesamte Unterrichtspraktikum

6. Fazit

Anhang

1. Einleitung: Allgemeine Darstellung der beobachteten Kurse

Im Rahmen des Unterrichtspraktikums habe ich im Laufe des Wintersemesters 2001/2002 an zwei Kursen hospitiert, eigene Unterrichtsversuche unternommen und am Ende des Semesters eine Unterrichtsstunde erteilt.

Im Dezember 2001 habe ich in einem Kurs des Kulturzentrums „Schlachthof“ im Laufe von 8 Unterrichtsstunden hospitiert. Dieser Kurs wurde von einer ausländischen Lehrkraft geleitet, es handelte sich dabei um einen Grundstufe 2 – Kurs mit „Eurolingua“ als kurstragendem Lehrwerk. Der Kurs fand vormittags von 8.30 bis 11.45 zwei Mal in der Woche statt. Die Anzahl der Teilnehmerinnen (es war ein Frauenkurs) betrug 12 Personen, 2 von ihnen kamen aus Russland, 2 aus Kasachstan, 4 aus der Türkei, jeweils eine Teilnehmerin kam aus Kamerun, Kurdistan, Bosnien und von den Philippinen. Das Alter der Teilnehmerinnen lag zwischen 20 und 40 Jahren, sie waren alle nicht berufstätig und die meisten hielten sich schon mehrere Jahre in Deutschland auf.

Nach meiner Beobachtung hatten alle Kursteilnehmerinnen bereits Grundkenntnisse in der deutschen Sprache in ihren Heimatländern erworben. Das Kommunizieren in der Klasse gestaltete sich jedoch schwierig, da die Äußerungen der Teilnehmerinnen stark fehlerbehaftet waren und die Verständigung verhinderten.

Die Atmosphäre in der Gruppe würde ich als angenehm, jedoch gleichzeitig wenig produktiv bezeichnen: die Teilnehmerinnen waren nicht leistungsorientiert, nach den Worten der Kursleiterin betrachteten viele von ihnen, die ihre meiste Zeit in der Familie verbrachten, den Deutschkurs als eine „Ausgehmöglichkeit“.

Dieser Kurs endete Mitte Dezember mit einem Abschlusstest.

Im Januar 2002 setzte ich das Unterrichtspraktikum in einem neuen Kurs, der an der gleichen Institution von der gleichen Lehrkraft geleitet wurde, fort. Während dieses Kurses habe ich an 3 Unterrichtseinheiten hospitiert, 2 Unterrichtsversuche unternommen, von denen beide mit einer Videokamera aufgenommen wurden, und eine Unterrichtsstunde erteilt, die ebenfalls aufgezeichnet wurde.

Der neue Kurs entsprach dem Niveau Grundstufe 2, die Anzahl der Teilnehmerinnen (es war ebenfalls ein Frauenkurs) betrug 15 Personen. Sechs Teilnehmerinnen kamen aus der Türkei, 3 aus Kasachstan, 2 aus Russland, 2 aus dem Iran, eine aus Marokko und eine aus China. Es waren Personen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Wiederum handelte es sich bei den Teilnehmerinnen um nicht berufstätige Frauen, wobei einige von ihnen erst seit ein paar Monaten, andere jedoch seit 10 - 16 Jahren in Deutschland lebten.

2. Hospitation und Unterrichtsbeobachtung in den Kursen

In beiden Kursen habe ich 11 Unterrichtseinheiten beobachtet und die Beobachtungsergebnisse in den Beobachtungsbögen festgehalten. Während der Hospitationen habe ich mich auf verschiedene Aspekte des Unterrichts konzentriert und auch erste Eindrücke von den Gruppen gesammelt. Mit dem Ziel, noch mehr von den Teilnehmerinnen, ihrer Motivation sowie ihrer Lerntradition zu erfahren, stellte ich ihnen und auch der kursleitenden Lehrkraft einige Fragen. Diese Angaben halfen mir später bei der Einschätzung der Leistungsfähigkeit und der Lerngewohnheiten der Teilnehmerinnen.

Die Hospitationen habe ich zusammen mit meiner Unterrichtskollegin Sinah aus Korea durchgeführt, wir haben dabei oft über das Beobachtete diskutiert und unsere Eindrücke von der Gruppe und der Lehrkraft ausgetauscht

Aus den Beobachtungen der beiden Kurse ergeben sich folgende Anmerkungen:

- Die Lehrersprache war sehr deutlich und angemessen laut, die Wortwahl entsprach dem Lernerniveau.
- Die Atmosphäre in den Kursen war freundlich, die Lehrkraft hatte von der ersten Stunde an guten Kontakt zu den Teilnehmerinnen. Die Lehrkraft versuchte, die Teilnehmerinnen beim Deutschlernen zu ermutigen und hat sich mit ihnen auch während der Pausen über Verschiedenes unterhalten.
- Man muss erwähnen, dass den Lehrkräften des „Schlachthofes“ keine OH-Projektoren zur Verfügung stehen, und dass auch der Einsatz von Kassettenrecordern bzw. CD-Playern mit Schwierigkeiten technischer und organisatorischer Art verbunden ist.

3. Unterrichtsversuche

Vor der Durchführung einer Unterrichtsstunde sind 2 Unterrichtsversuche vorgesehen. Diese Unterrichtsversuche werden mit der Videokamera aufgenommen, um unter anderem positive und verbesserungsbedürftige Aspekte in Hinblick auf die Aktionsforschung später im Tuturium besprechen zu können. Die Videoaufzeichnungen dienen auch als Anregung und Hilfe bei der weiteren Unterrichtsplanung, das eigene Lehrerverhalten wird dabei reflektiert.

Mit Hilfe der Videoaufnahmen kann man den eigenen Unterichtsstil aus einer anderen Perspektive präzise und detailliert beobachten und dabei auch feststellen, auf welche Aspekte beim nächsten Unterrichtsversuch besonders geachtet werden sollte.

Es werden nicht nur eigene, sondern auch Videoaufnahmen anderer Seminarteilnehmer unter verschiedenen Blickwinkeln angeschaut, mit Hilfe der sich daraus ergebenden Reflexionen über das eigene und das fremde Unterrichten entwickelt man einen eigenen Lehrstil sowie konkrete Handlungsstrategien für die Umsetzung eigener Ideen im Unterricht.

3.1 Unterrichtsversuch 1 am 25.01.2002

Wortschatzarbeit: Verwandtschaftsbezeichnungen systematisieren und anwenden

Die Teilnehmerinnen haben schon während der Hospitationen mit mir Kontakt aufgenommen: wir haben uns gegenseitig vorgestellt und nach unseren Herkunftsländern, Berufen, Familien u. a. m. erkundigt.

Zur Zeit meines ersten Unterrichtsversuchs beschäftigte sich die Gruppe mit dem Thema „Vorstellung“, da dieses Thema aber schon erarbeitet wurde, schlug mir die Kursleiterin vor, das neue Thema „Familie“ einzuführen. Da alle Teilnehmerinnen schon Vorkenntnisse im Deutschen hatten, kannten auch die meisten von ihnen auch einige Vokabeln zum Thema „Familie“, diese waren jedoch nicht systematisiert oder manchmal auch unvollständig (es fehlte z.B. der Artikel). Die Teilnehmerinnen sollten mit meiner Hilfe ihre Vorkenntnisse auf diesem Gebiet aktivieren, den Wortschatz systematisieren und die Verwandtschaftsbezeichnungen aktiv gebrauchen. Es wurde auch ein Versuch gemacht, die Lerner dazu zu veranlassen, ihre eigene Meinung über die angemessene Größe und die Zusammensetzung der Familie zu äußern.

Da sich die Teilnehmerinnen noch nicht gut kannten, war es ein günstiger Zeitpunkt, um in der Klasse eine „echte“ kommunikative Situation zu schaffen und sie in Partnerarbeit über die eigene Familie erzählen zu lassen. Dieser Aspekt verlief meiner Meinung nach nicht zufriedenstellend, teilweise auch deshalb, weil die Lerner die Gruppen- oder Partnerarbeit nicht gewohnt waren. Als die Teilnehmerinnen die Ergebnisse ihrer Interviews dem Plenum vorstellen und über die Familie der Partnerin erzählen sollten, waren sie nach meiner Beobachtung mehr konzentriert und nahmen die Aufgabe ernst.

Die von mir gegebenen Beispielmodelle „Julia hat einen Onkel, eine Schwester, Geschwister“ wurden bei den Übungen von den Teilnehmerinnen aktiv genutzt, als es aber darum ging, mehr oder weniger frei zu sprechen, ließ die Konzentration nach und die Lerner fielen in ihre gewohnten fehlerhaften Formen zurück.

Während des Unterrichtes habe ich festgestellt, dass nicht alle Teilnehmerinnen der Geschwindigkeit der Präsentation und des Unterrichtsgeschehens folgen konnten. Daraus lernte ich, dass ich die Gruppe schon vor dem Unterrichtsversuch in Bezug auf ihre Lernfähigkeit und Lerntempo genauer einschätzen sollte.

Auch die Art der Präsentation des Wortschatzes sollte präziser durchdacht sein.

Obwohl ich meinen ersten Unterichtsversuch nicht als gelungen bezeichnen kann, gab er mir viele Informationen zum Nachdenken und zur Nachbearbeitung des Unterrichts. Zum Beispiel veranlasste er mich, über meine Lehrersprache und über die Arbeitsanweisungen nachzudenken.

3.2 Unterrichtsversuch 2 am 01.02.2002

Textarbeit: die Teilnehmerinnen sollten einen Text zunächst global, dann selektiv lesen, dem Text bestimmte Informationen entnehmen, sie systematisieren und über die Familie sprechen.

Das Themas dieses Unterrichtsversuchs war wiederum „Familie“, den Text „Wen>Das erste Lernziel war das globale Leseverstehen, die Teilnehmerinnen sollten zunächst den Text überfliegen und die einzelnen Textabschnitte den Bildern neben dem Text zuordnen. Obwohl die meisten Teilnehmerinnen Lesestrategien nie geübt hatten, konnten sie diese Aufgabe richtig und in sehr kurzer Zeit lösen, ohne an den Einzelheiten der Texte „hängen zu bleiben“. Die Ergebnisse dieser Aufgabe wurden an der Tafel dargestellt, so dass sich alle Lerner kontrollieren konnten.

In der nächsten Unterrichtsphase wurde das selektive Lesen geübt: die Teilnehmerinnen bekamen die Aufgabe, eine Tabelle, die ich dem Arbeitsbuch von Sowieso entnahm, auszufüllen, wobei sie im Text nach bestimmten Informationen suchen sollten. Die Lerner sollten zu zweit arbeiten und danach ihre Ergebnisse im Plenum vergleichen. Die von mir für diese Aufgabe gewählte Sozialform sollte die Arbeit mit der Tabelle erleichtern, die Teilnehmerinnen zogen es jedoch vor, alleine zu arbeiten. Wie oben schon erwähnt wurde, waren sie gemeinsame Arbeitsformen nicht gewohnt. Die von mir gegebenen Beispielsätze „Er/sie ist Jahre alt. Er/sie wohnt in ...“ erwiesen sich als sehr nützlich, sie verhalfen dazu, den Sprechanteil der Teilnehmerinnen zu steigern.

Danach wurden zwei Übungen zur Überprüfung des Textverstehens eingesetzt: in beiden Fällen wurden richtige Sätze aus dem Text vertauscht bzw. so verändert, dass sie nicht mehr stimmten. Nach meiner Beobachtung beteiligten sich alle Lerner aktiv an diesen Aufgaben und es machte ihnen merklich Spaß.

Am Ende der Stunde wurde der Unterrichtsablauf noch einmal zusammengefasst.

Nach diesem auf Video aufgenommenen Unterrichtsversuch fanden eine detaillierte Analyse und eine Diskussion im Tutorium statt, wobei mir die Seminarkollegen und die Tutorin einige wichtige Verbesserungsideen vorgeschlagen haben. Ich wurde unter anderem darauf aufmerksam gemacht, das die Übergänge zwischen einzelnen Unterichtsphasen „fließender“ sein sollten. Es wurden folgende Vorschläge und Bemerkungen gemacht, die ich bei der Planung der Unterrichtsstunde berücksichtigt habe:

- Die Teilnehmerinnen könnten auch den Text jede für sich lesen und dann die Ergebnisse im Plenum vergleichen.
- Man sollte den Lernern mehr Zeit zum Nachdenken und Sprechen lassen, wichtige Äußerungen könnten die Lerner für das Plenum noch einmal wiederholen.
- Die Partnerarbeit könnte man dadurch erreichen, dass jeweils zwei Teilnehmer nur ein Arbeitsblatt bekommen.
- Die Lehrkraft sollte sich mehr zurückziehen.
- In der Endphase sollten die Lerner die Phasen des Unterrichts selbst zusammen tragen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsversuche und Unterrichtsstunde im Hinblick auf die Aktionsforschung
Hochschule
Universität Kassel
Note
1,2
Autor
Jahr
2002
Seiten
22
Katalognummer
V29367
ISBN (eBook)
9783638308908
Dateigröße
669 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterrichtsversuche, Unterrichtsstunde, Hinblick, Aktionsforschung
Arbeit zitieren
Anna Mayer (Autor:in), 2002, Unterrichtsversuche und Unterrichtsstunde im Hinblick auf die Aktionsforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29367

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