Basel 2 und Rating: Chancen und Handlungsalternativen für den Deutschen Mittelstand


Hausarbeit, 2004

51 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. EINLEITUNG
1.1 DER BEGRIFF DES KLEINEN UND MITTLEREN UNTERNEHMENS
1.2 ZUR LAGE DES MITTELSTANDES
1.3 ZUR FINANZIERUNGSSITUATION DES MITTELSTANDES IN DEUTSCHLAND

2. DER BASELER AUSSCHUSS

3. VON BASEL 1 NACH BASEL 2
3.1 BEWERTUNG VON UNTERNEHMEN NACH BASEL 1
3.2 KERNELEMENTE DER NEUEN EIGENKAPITALVERORDNUNG
3.2.1 Die Mindestkapitalanforderungen
3.2.2 Das Aufsichtliche Überpr Üfungsverfahren
3.2.3 Die Marktdisziplin
3.3 DER VORBEREITUNGSSTAND DEUTSCHER UNTERNEHMEN AUF EIN RATING

4. DIE GESCHICHTE DES RATINGS
4.1 INTERNES VERSUS EXTERNES RATING
4.2 INTERNES RATING: DAS RATING DER DEUTSCHEN BANK
4.3 INTERNES RATING: DAS RATING DER VOLKSBANKEN UND RAIFFEISENBANKEN
4.4 EXTERNES RATING: DAS BONITÄTSRATING VON STANDARD & POORS
4.5 URA UNTERNEHMENS RATINGAGENTUR AG

5. VORBEREITUNG AUF DAS RATING
5.1 ZU DEN QUANTITATIVEN FAKTEN
5.2 ZU DEN QUALITATIVEN FAKTEN
5.3. ANSÄTZE ZUR OPTIMIERUNG DES RATINGS
5.4 DER RATING- CHECK
5.4.1 Die Verbesserung der Transparenz
5.4.2 Die Reduzierung unternehmenseigener Risiken
5.4.3 Die Steigerung des Unternehmenswertes
5.4.4 Die Verbesserung der Finanzplanung

6. HANDLUNGSALTERNATIVEN FÜR UNTERNEHMEN
6.1 LEASING
6.2 FACTORING
6.3 ASSET BACKED SECURITIES (ABS)
6.4 BETEILIGUNGSFINANZIERUNG
6.4.1 VENTURE KAPITAL
6.4.2 Venture Kapital Gesellschaften
6.5 MEZZANINE FINANZIERUNG
6.6 PRIVATE PLACEMENTS

7. AUSBLICK

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Eigenkapitalhinterlegung nach Basel 1

Tabelle 2: Eigenkapitalhinterlegung nach Basel 2

Tabelle 3: Wahlmöglichkeiten für das Kredit- und operationelle Risiko

Tabelle 4: Eigenkapitalhinterlegung nach Bonitätsbeurteilung

Tabelle 5: Datenangaben zu den unterschiedlichen IRB Ansätzen

Tabelle 6: Untersuchte Bereiche und deren Gliederung, ,

Tabelle 7: Rating- Kriterien von Standard & Poors

Tabelle 8: Bereiche der quantitativen Analyse

Tabelle 9: Bereiche der quantitativen Analyse

Tabelle 10: Leasing Vor- und Nachteile

Tabelle 11: Faktoringvorteile

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Fremdkapitalanteile mittelständischer Unternehmen

Abbildung 2: Umfrage zum Vorbereitungsstand Deutscher Unterehmen auf das Rating

Abbildung 3: Das Rating der Deutschen Bank

Abbildung 4: Aufbau des Volksbank Ratings

Abbildung 5: Ratingkriterien und deren Gewichtung im Ratingurteil

Abbildung 6: Die Optimierung des Ratings

Abbildung 7: Determinanten des Unternehmenswertes

1. Einleitung

Ziel und Anspruch dieser Arbeit ist es dem Leser einen Überblick über die neuen Eigenkapitalvereinbarungen, besser bekannt als Basel 2, zu verschaffen sowie den damit verbundenen Ratingprozess darzustellen. Des Weiteren werden die Auswirkungen auf die Finanzierungsmöglichkeiten des deutschen Mittelstandes dargestellt sowie Handlungsalternativen für die Finanzierung aufgezeigt.

Nach einer Begriffsklärung der kleinen und mittelständischen Unternehmen und der Darstellung der Relevanz des Mittelstandes für die Deutsche Wirtschaft wird auf dessen Finanzierungssituation eingegangen, um die Bedeutung des Baseler Akkords und dessen Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken zu verdeutlichen.

Nachfolgend wird der Baseler Ausschuss, welcher die Neue Eigenkapitalverordnung erlässt dargestellt und zugeordnet sowie dessen Zielsetzung angegeben. Der nachstehende Abschnitt beschäftigt sich mit der Baseler Eigenkapitalvereinbarung, heute Basel 1 genannt. Dabei wird auf die Definition, die Zielsetzung sowie auf die Ermittlung des zu hinterlegenden Eigenkapitals eingegangen. Daraufhin wird Problematik des „alten“ Akkords dem Leser näher gebracht.

Den folgenden Abschnitt bilden die Kernelemente der Neuen Eigenkapitalverordnung. Dabei wird der Neue Baseler Akkord aufbauend auf den drei Säulen der Mindestkapitalanforderungen, den aufsichtlichen Überprüfungsverfahren und der Marktdisziplin erläutert.

Das nächste Kapitel „Der Vorbereitungsstand deutscher Unternehmen auf ein Rating“ dient als Übergang zum zweiten Abschnitt dieser Ausarbeitung, die sich mit dem Rating beschäftigt. Vorerst wird ein kleiner Überblick über die Geschichte des Ratings verschafft, um danach die zwei nach dem Baseler Akkord möglichen Ratingverfahren, Internes- und Externes Rating zu beschreiben. Nachfolgend werden Beispiele zu den einzelnen Ratingverfahren gebracht, wobei einerseits das interne Rating einer Großbank und andererseits das einer Kleineren aufgeführt wird. Gleichermaßen wird darauf folgend auf den Prozess des externen Ratings am Beispiel einer großen Ratingagentur und nachstehend einer Kleineren eingegangen.

Das nachstehende Kapitel behandelt die Vorbereitung und die Optimierung des Ratings, was unabdingbar für eine gute Bonitätseinstufung ist. Vorgeführtes Instrument dabei ist der Rating- Check, der auf einem Vier- Säulen Konzept basiert.

Abschließend werden einige Handlungsalternativen zur Unternehmensfinanzierung aufgeführt und erläutert. Der Abschluss dieser Hausarbeit formt einen Ausblick auf den Einfluss des Baseler Akkords auf den Deutschen Mittelstand.

1.1 Der Begriff des kleinen und mittleren Unternehmens

Die Definition des Begriffs „KMU“ kann in quantitative, sowie qualitative Aspekte unterteilt werden. Zur größenmäßigen Abgrenzung können mengenmäßige Kriterien wie der Jahresumsatz und die Beschäftigtenzahl herangezogen werden. Möchte man spezifischere Aussagen über die Größe bestimmter Unternehmen treffen, spielen Faktoren wie Gewinn, Anlagevermögen, Bilanzsumme, Wertschöpfungsstufe, Stellung am Beschaffungs- und Absatzmarkt und andere Faktoren eine wichtige Rolle.1

Wichtiger Aspekt zur qualitativen Abgrenzung von KMU ist die enge Verflechtung vom Inhaber mit dem Unternehmen. Idealtypisch spricht man von der Einheit von Eigentum, Leitung, Haftung und Risiko, also der Einheit der wirtschaftlichen Existenz des Unternehmens und dessen Leitung, sowie der Mitwirkung der Leitung an allen relevanten unternehmenspolitischen Entscheidungen.2

Von kleinen Unternehmen spricht man, wenn die Zahl der Beschäftigten 9 beträgt und der Jahresumsatz eine Million € nicht übersteigt. Mittlere Unternehmen haben eine Beschäftigtenzahl zwischen 10 und 499 sowie einen Jahresumsatz zwischen einer Million € und 50 Millionen €.3

Zusammenfassend kann man von einem KMU sprechen, insofern es sich um ein rechtlich und wirtschaftlich selbstständiges Unternehmen, mit weniger als 500 Beschäftigten und einem Eigentümer handelt, der für das Unternehmen eine existentielle Verantwortung trägt.

1.2 Zur Lage des Mittelstandes

Geht man von der obigen Definition aus, gibt es in Deutschland ca. 3,2 Millionen kleine und mittlere Unternehmen, was 99,3% aller in Deutschland zur Umsatzsteuer veranlagten Unternehmen ausmacht. Sie beschäftigten 69,3% aller Arbeiter und Angestellten, sowie 80% aller Auszubildenden in Deutschland.4 Der Mittelstand tätigt 46% aller Bruttoinvestitionen und fast 60% der Bruttowertschöpfung. Betont werden muss an dieser Stelle, dass nur 3% des Umsatzes als Gewinn erzielt werden und im Jahr 2000 ca. 30% der KMU keinen Gewinn abwarfen.5

1.3 Zur Finanzierungssituation des Mittelstandes in Deutschland

Der Großteil kleiner und mittlerer Unternehmen verfügt im Gegensatz zu Großunternehmen nicht über spezielle Abteilungen, wie etwa eine Unternehmensplanung, ein Marketing, Organisation, oder ein Finanz- und Rechnungswesen. Wie schon aus der qualitativen Definition von KMU deutlich wird, muss die Leitung den Großteil dieser Funktionen selbst erfüllen. Weiterhin bleibt den KMU, meist schon aufgrund ihrer Rechtsform, die Erschließung gewisser Finanzierungsquellen, von Eigen- wie auch von Fremdkapital, verschlossen.6,7 So haben mittelständische Unternehmen weniger Möglichkeiten, ihren Fremdkapitalbedarf durch den direkten Gang zum Kapitalmarkt, z.B. durch Anleihen, zu befriedigen.8

Für den Mittelstand ist daher eine enge Beziehung zur Hausbank kennzeichnend, die über exklusive interne Informationen des Unternehmens und dessen Ertragslage verfügt. Die folgende Abbildung verdeutlicht den Fremdfinanzierungsgrad von KMU in Form von Bankkrediten, dabei zeigt das Kreisdiagramm die Gesamtheit der mittelständischen Unternehmen und die Legende den Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Fremdkapitalanteile mittelständischer Unternehmen9

Der hohe Anteil an Fremdkapital bedeutet nicht, dass der deutsche Mittelstand schlecht finanziert ist. Vielmehr ist der Grund der stark ausgeprägten Fremdfinanzierung auf die steuerrechtliche Gesetzgebung zurückzuführen. Durch das Halten von Fremdkapital wird, zugunsten einer höheren Ertragsorientierung, der Bilanzgewinn geschmälert und somit die Bemessungsgrundlage für die Besteuerung verkleinert, um die Steuerlast zu senken.10

2. Der Baseler Ausschuss

Die Baseler Eigenkapitalvereinbarungen werden vom Baseler Ausschuss erlassen. Er ist ein unabhängiges Gremium, welches 1975 durch die Präsidenten der G10 Staaten institutionalisiert wurde. Der Baseler Ausschuss setzt sich aus hochrangigen Vertretern von Bankenaufsichtsbehörden und Zentralbankvertretern der Länder Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Luxemburg, Niederlande, Schweden, USA und dem Vereinigten Königreich zusammen. Er ist der Bank für internationalen Zahlungsausgleich zugeordnet.11 Oberste Zielsetzung der Baseler Eigenkapitalvereinbarungen ist die Stärkung und Sicherung der Solidarität des internationalen Finanzsystems, für dieses soll ein „sicheres Haus“ errichtet werden.12

3. Von Basel 1 nach Basel 2

3.1 Bewertung von Unternehmen nach Basel 1

Die Baseler Vereinbarungen, heute Basel 1 genannt, wurden 1988 geschaffen und beinhalten Richtlinien für international tätige Banken und Bankengruppen.13 Sie gelten heute als internationaler Standart und finden bei Banken in über 100 Ländern Anwendung. Zentrale Bestandteile der Vereinbarungen sind eine Definition des aufsichtsrechtlichen Eigenkapitals, welches die Bank für vergebene Kredite hinterlegen muss, sowie der Festlegung eines Mindestverhältnisses des haftenden Eigenkapitals zu den risikogewichteten Aktiva einer Bank.14

Bei den bestehenden Bestimmungen teilt die Bank die Kreditnehmer pauschal in drei Klassen ein: öffentliche Kreditnehmer, Kreditinstitute und Unternehmen.

Grundsätzlich müssen Kreditinstitute ihre Aktiva mit 8% Eigenkapital hinterlegen. Allerdings wird der Wert der jeweiligen Unterlegung mit einem Risikofaktor gewichtet. Kredite an öffentlichen Kreditnehmern haben ein Risikogewicht von 0%, Aktiva an anderen Kreditinstituten ein Gewicht von 20% und Ausleihungen an Unternehmen sind mit 100% anzusetzen. Aus dieser unterschiedlichen Gewichtung resultieren je nach Risikogewicht unterschiedliche Kreditkonditionen.15 Nachstehende Tabelle verdeutlicht diesen Zusammenhang.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1 Eigenkapitalhinterlegung nach Basel 116

Wie aus der Tabelle ersichtlich wird, findet bei den geltenden Bestimmungen keine Differenzierung innerhalb der Schuldnergruppen statt. Diese verhältnismäßig einfachen Gewichtungs- und Anrechnungsgrundsätze reflektieren nicht in adäquater Weise den tatsächlichen, ökonomischen Risikogehalt der von Banken gehaltenen Positionen.17

Weiterhin ist kritisch anzumerken, dass die bestehenden Eigenkapitalverordnungen von 1988 ein wenig in die Jahre gekommen sind und der hohen Innovationskraft des Finanzsektors und den aus ihr resultierenden Risiken nicht mehr in vollem Umfang Rechnung tragen können. Aufgrund des primären Ziels der Sicherung eines stabilen Finanzsystem, sollten die Eigenkapitalanforderungen an Banken Finanzmarktkrisen, wie beispielsweise der Asienkrise im Jahr 1997 vorbeugend entgegenwirken. Vor diesem Hintergrund formulierte der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht die neue Eigenkapitalvereinbarung, die im folgenden Gliederungspunkt erläutert wird.

3.2 Kernelemente der Neuen Eigenkapitalverordnung

Im Gegensatz zu den bestehenden Baseler Eigenkapitalvereinbarungen handelt es sich bei der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung um ein dynamisches Dokument. Nach Inkrafttreten, voraussichtlich Anfang 2007, können Aktualisierungen vorgenommen, sowie neue Punkte eingefügt werden. Gründe hierfür sind die schon angesprochene Innovationskraft des Finanzsektors, aber auch die Bereitschaft des Ausschusses, durch den ständigen Dialog mit den betroffenen Banken und Aufsichtsbehörden neue Erkenntnisse aus der Bewertungspraxis mit in den Eigenkapital Akkord einfließen zu lassen. Die Vereinbarungen bestehen aus drei Regelungsbereichen:

I. Mindestkapitalanforderungen
II. den aufsichtlichen Überprüfungsverfahren
III. Marktdisziplin

Besser bekannt sind diese Bereiche als „drei Säulen“ der Eigenkapitalvereinbarung. Ein von diesen drei Säulen getragener Ansatz soll die Stabilität des internationalen Finanzsystems stärken.18 Auf den folgenden Seiten werden die Inhalte der einzelnen Regelungsbereiche zusammengefasst wiedergegeben.

3.2.1 Die Mindestkapitalanforderungen

Die Mindestkapitalanforderungen der Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung basieren auf den grundlegenden Elementen der Eigenkapitalvereinbarung von 1988. Aufgrund der Tatsache, dass die geltenden Bestimmungen bei der Ermittlung des zu hinterlegenden Eigenkapitals nur das Kredit- und Marktrisiko (seit 1998) abdecken, ist der Baseler Ausschuss der Auffassung, dass die gültigen Bestimmungen nicht mehr der Komplexität des Finanzmarktes und den damit verstrickten Risiken Rechnung tragen.

Um der Vielschichtigkeit der derzeitigen Bankgeschäfte gerecht zu werden, sieht der Ausschuss für Bankenaufsicht bei der Ermittlung des zu hinterlegenden Eigenkapitals einerseits die explizite Berücksichtigung der operationellen Risiken und andererseits grundlegende Änderungen bei der Behandlung des Kreditrisikos vor.19 Das operationelle Risiko soll die Gefahr von unmittelbaren oder mittelbaren Verlusten eingrenzen, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen oder Systemen oder von externen Ereignissen eintreten.20

Wie schon im vorherigen Gliederungspunkt beschrieben, müssen die Banken jeden gewährten Kredit an Unternehmen zu 100% als Risikoaktiva behandeln und mit 8% Eigenkapital hinterlegen. Ein mögliches Resultat dieser Bewertungssystematik ist die Quersubventionierung innerhalb einer Kategorie, was bedeutet, dass die Risiken schlecht wirtschaftenden Unternehmen durch die geringen Risiken von besser wirtschaftenden Unternehmen getragen werden.

Nach Basel 2 sollen Kredite an Unternehmen, die eine hohe Bonität aufweisen mit weniger- und Kredite an Unternehmen mit schlechter Bonität mit mehr Eigenkapital untermauert werden. Dies führt zu einer Spreizung der Kreditvergabekonditionen. Zur Feststellung der Bonität von Unternehmen sollen externe, bzw. interne Ratings verwendet werden.21 22 Das Ratingergebnis trägt somit maßgeblich zur Kreditkostenhöhe bei. Folgende Tabelle verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Ratingergebnis und Eigenkapitalhinterlegung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Eigenkapitalhinterlegung nach Basel 223

Ein schlechtes Ratingergebnis führt folglich hintenherum zu höheren Finanzierungskosten des gerateten Unternehmens, da sich die unmittelbar steigenden Eigenkapitalkosten der Bank auf die Kreditkosten des gerateten Unternehmens niederschlagen.

Bei der Behandlung des Kredit- und des operationellen Risikos sieht die Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung drei Ansätze mit steigender Risikosensität zur Berechnung der genannten Risiken vor, die je nach Komplexität der Geldgeschäfte und Infrastruktur des Finanzmarktes den Banken optional zur Verfügung stehen.24 Nachstehende Tabelle führt die drei Wahlmöglichkeiten auf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Wahlmöglichkeiten für das Kredit- und operationelle Risiko25

Der Standartsatz verpflichtet Banken ihr Kreditengagement in Aufsichtskategorien einzuteilen und legt für diese unveränderbare Risikogewichte fest. Die jeweiligen Risikogewichte werden bei Unternehmen, wie auch bei Staaten und Banken durch externe Bonitätseinstufungen, also Ratings, gestaffelt. Die externe Bewertung wird vom Baseler Ausschuss als wahlfrei angesehen. Kredite an nicht gerateten Unternehmen gehen grundsätzlich mit 100% in die risikogewichteten Aktiva ein. Überfällige Kredite gehen mit 150% in die Risikogewichtung ein, sofern noch keine Einzelwertberichtigung für sie gebildet wurde.26

Nennenswert ist die Tatsache, dass durch ein schlechtes Rating (BBB+ bis BB-) durchaus Risikogewichtungen bis zu 150 % denkbar sind, was bedeutet, dass es in manchen Fällen strategisch sinnvoll wäre, sich nicht raten zu lassen.27 Folgende Tabelle verdeutlicht diesen Zusammenhang:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Eigenkapitalhinterlegung nach Bonitätsbeurteilung28

Weiterhin ist zum Standartsatz anzumerken, dass Banken eine größere Auswahl an Sicherheiten, Garantien und Kreditderivaten bekommen, die im Standartsatz zur Kreditrisikominderung angerechnet werden dürfen. Mit dieser Neuerung wurden die meisten Finanzinstrumente mit in die Bewertung einbezogen. Einige Kredite an Unternehmen können als Kredite an Privatkunden behandelt werden, (Retailportfolios) falls sie verschiedene Kriterien erfüllen.29

Die auf internen Ratings basierenden Ansätze (IRB Standartsatz und fortgeschrittener IRB- Ansatz) unterscheidet sich stark vom Standartsatz, da anstelle von externen Bonitätseinstufungen bankinterne Bewertungen der wichtigsten Risiken die Grundlage zur Berechnung des zu hinterlegenden Eigenkapitals bilden. Gegenüber dem externen Bewertungsmodell unterliegen die IRB- Ansätze der Überprüfung durch den Aufsichtrat, der Mindestanforderungen an die bankinternen Ratingmodelle stellt und deren Einhaltung überprüft. Mit Hilfe dieser Minima verspricht sich der Aufsichtrat eine Vergleichbarkeit der

Ratingsysteme verschiedener Banken auf internationaler Ebene.30 Folgende Tabelle Führt die unterschiedlichen IRB- Ansätze auf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5: Datenangaben zu den unterschiedlichen IRB Ansätzen31

Aus den Datenangaben der Tabelle errechnet sich bei den IRB- Ansätzen mit Hilfe von verschiedenen Formeln das zur Unterlegung des Adressenausfallrisikos erforderlich haftende Eigenkapital. Der wichtigste Unterschied besteht bei den Ansätzen (siehe Tabelle) darin, dass beim IRB Standardansatz lediglich die Ausfallwahrscheinlichkeit selber zu schätzen ist, während die Quantifizierung der anderen relevanten Parameter durch Regelungen der Bankenaufsicht vorgegeben werden. Im Gegensatz dazu müssen Kreditinstitute, die den fortgeschrittenen Ansatz nutzen, alle in der Tabelle aufgeführten (bis auf wenige Ausnahmen) Parameter selber bestimmen.32

Durch die Einführung der Ratingmodelle, externe sowie interne, entstehen für KMU erhebliche Chancen und Risiken, da KMU gewissermaßen mit großen Unternehmen gleichgestellt werden, die schon seit längerem von externen Ratingagenturen eingestuft werden und transparente Informationspolitik betreiben müssen.

Das operationelle Risiko stellt nach Ansicht des Baseler Ausschusses einen wichtigen Risikofaktor dar, welcher mit Eigenkapital unterlegt werden muss. Für das operationelle Risiko hat der Baseler Ausschuss ebenfalls drei Anätze mit steigender Risikosensität angedacht. Der Basisindikatorsatz ist der einfachste der der Bewertungsansätze. Die aus dem operationellen Risiko resultierende Kapitalbelastung (K) ergibt sich aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Faktor Į wird von der Bankenaufsicht vorgegeben und das GrossIncome ist der Bruttoertrag der Bank, der sich als Summe von Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss, Handelsergebnis, Finanzergebnis, sowie sonstigen ordentlichen betrieblichen Erträgen definiert.33

Der Standardansatz folgt einer ähnlichen Logik wie der Basisindikatoransatz, differenziert aber nach standardisierten Geschäftsfeldern, welche unterschiedliche Risikoprofile aufweisen, um eine höhere Risikosensität zu erreichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zurzeit existieren sieben standardisierte Geschäftsfelder. Die geschäftsfeldspezifische Belastung errechnet sich aus dem Produkt des jeweiligen ȕ- Faktors und dem Bruttoertrag des jeweiligen Geschäftsfeldes. Die Summe der einzelnen Belastungen ergibt dann die Gesamtbelastung des Eigenkapitals durch die operationellen Risiken.34 Da sich Berechnungsansätze für dieses Risiko zügig und kontinuierlich weiterentwickeln wird den Banken bei der dritten Beurteilungsmethode maximale Flexibilität eingeräumt, was bedeutet, dass bei den AMA Messansätze (Advanced Mesurement Approaches; Ambitionierte Messansätze) bankeigene Bewertungsmethoden angewandt werden können, solange diese ausrechend umfassend und systematisch sind.35 Durch diese Regelung will der Basler Ausschuss dem Anspruch der Neuregelung des Baseler Akkords hinsichtlich risikoadäquater Kapitalhinterlegung gerecht werden.36

[...]


1 Vgl. IfM Bonn, Unternehmensgrößenstatistik 2001/2002, Daten und Fakten, Mittelstand in der Gesamtwirtschaft: Anstelle einer Definition, Kapitel 1, S.1 ff

2 Vgl. Ebenda

3 Vgl. Hundt, I.; Neitz, B.; Grabau, F.-R.; Rating als Chance für kleine und mittlere Unternehmen, Verlag F. Vahlen München, 2003. S. 1

4 Vgl. Hofmann G. (Hrsg.); Basel 2 und MaK: Vorgaben, bankinterne Verfahren, Bewertungen, Bankakademie Verlag, 2002. S.162 ff

5 Vgl. I. Hundt, B. Neitz, F.-R. Grabau; Rating als Chance für kleine und mittlere Unternehmen, Verlag F. Vahlen München, 2003, S. 2ff

6 Vgl. Schüler, T.; Rating und Kreditvergabe an mittelständische Unternehmen, Josef EUL Verlag, Lohmar - Köln, 2002, S.1ff

7 Vgl. Nolte, B.; Basel 2 konkret: Auswege aus der Kreditklemme im Mittelstand, Willey-VCH Verlag, Bielefeld, 2003. S.9

8 Vgl. Mittelstandsmonitor: Jährlicher Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen, veröffentlicht im Februar 2003. S.59

9 Vgl. Hofmann, G. (Hrsg.); Basel 2 und MaK: Vorgaben, bankinterne Verfahren, Bewertungen, Bankakademie Verlag, 2002. S. 162

10 Vgl. Koch, W.; Wegmann, J.; Praktiker-Handbuch Rating: Anforderungen an Mittelstand und Banken. Stuttgart, Schäffer-Poeschel Verlag, März 2003. S. 21

11 Vgl. Hundt, I.; Neitz, B.; Grabau, F.-R.; Rating als Chance für kleine und mittlere Unternehmen, Verlag F. Vahlen München, 2003. S. 183

12 Vgl. Kolbeck, C. Wimmer, R. (Hrsg.); Finanzierung für den Mittelstand: Trends, Unternehmensrating, Praxisf ä lle, Gabler Verlag Wiesbaden, 2002. S. 49

13 Vgl. Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht; Konsultationspapier: Die Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung, April 2003. S. 1

14 Vgl. Kolbeck, C.; Wimmer, R.; Finanzierung für den Mittelstand: Trends, Unternehmensrating, Praxisfälle, Gabler Verlag Wiesbaden, 2002. S. 51ff

15 Vgl. Hundt, I.; Neitz, B.; Grabau, F.-R.; Rating als Chance für kleine und mittlere Unternehmen, Verlag F. Vahlen München, 2003. S.6

16 Vgl. Hundt, I.; Neitz, B.; Grabau, F.-R.; Rating als Chance für kleine und mittlere Unternehmen, Verlag F. Vahlen München, 2003, S.6

17 Vgl. Kolbeck, R. Wimmer; Finanzierung für den Mittelstand: Trends, Unternehmensrating, Praxisf ä lle, Gabler Verlag Wiesbaden, 2002, S. 25

18 Vgl. Hofmann, G. (Hrsg.); Basel 2 und MaK: Vorgaben, bankinterne Verfahren, Bewertungen, Bankakademie Verlag, 2002. S. 9

19 Vgl. Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht; Überblick über die Neue Baseler Eigenkapitalverordnung, April 2003. S.3ff

20 Vgl. Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht; Konsultationspapier: Die Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung, April 2003. S. 140

21 Vgl. Meyer, J.-A. (Hrsg.); Unternehmensbewertung und Basel 2 in kleinen und mittleren Unternehmen, EUL Verlag, 2003. S. 4 ff

22 Vgl. Kapitel 4.1 ff

23 Vgl. Meyer, J.-A (Hrsg.); Unternehmensbewertung und Basel 2 in kleinen und mittleren Unternehmen, EUL Verlag, 2003. S. 4

24 Vgl. Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht; Konsultationspapier: Die Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung, April 2003. S. 7 ff

25 Vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, Überblick über die Neue Baseler Eigenkapitalverordnung, April 2003. S.4

26 Vgl. Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht; Überblick über die Neue Baseler Eigenkapitalverordnung, April 2003. S.4

27 Vgl. Hofmann, G. (Hrsg.); Basel 2 und MaK: Vorgaben, bankinterne Verfahren, Bewertungen, Bankakademie Verlag, 2002. S. 49 ff

28 Vgl. Meyer, J.-A. (Hrsg.); Unternehmensbewertung und Basel 2 in kleinen und mittleren Unternehmen, EUL Verlag, 2003. S. 21

29 Vgl. Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht; Überblick über die Neue Baseler Eigenkapitalverordnung, April 2003. S. 4

30. Vgl. Meyer ,J.-A. (Hrsg.); Unternehmensbewertung und Basel 2 in kleinen und mittleren Unternehmen, EUL Verlag, 2003. S. 26

31 Vgl. Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht; Konsultationspapier: Die Neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung, April 2003. S. 44 ff

32 Vgl. Meyer, J.-A (Hrsg.); Unternehmensbewertung und Basel 2 in kleinen und mittleren Unternehmen, EUL Verlag, 2003, S. 26

33 Vgl. Hofmann (Hrsg.), G.; Basel 2 und MaK: Vorgaben, bankinterne Verfahren, Bewertungen, Bankakademie Verlag, 2002. S. 150 ff

34 Vgl. Ebenda, S. 150 ff

35 Vgl. Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, Überblick über die Neue Baseler Eigenkapitalverordnung, April 2003. S. 10

36 Vgl. Hofmann (Hg.), G.; Basel 2 und MaK: Vorgaben, bankinterne Verfahren, Bewertungen, Bankakademie Verlag, 2002. S. 153

Ende der Leseprobe aus 51 Seiten

Details

Titel
Basel 2 und Rating: Chancen und Handlungsalternativen für den Deutschen Mittelstand
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen  (Fakultät Wirtschaft)
Veranstaltung
Finanzierung
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
51
Katalognummer
V29302
ISBN (eBook)
9783638308540
Dateigröße
651 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Basel, Rating, Chancen, Handlungsalternativen, Deutschen, Mittelstand, Finanzierung
Arbeit zitieren
Michael Ohmann (Autor:in), 2004, Basel 2 und Rating: Chancen und Handlungsalternativen für den Deutschen Mittelstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29302

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