Die Geschichte des Turing Tests


Hausarbeit, 2014

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Turing Test

3 Geschichte
3.1 Entwicklung des Turing Tests
3.2 Prognose & Ergebnisse
3.3 ELIZA&PARRY
3.4 Eugene Goostman
3.5 Loebner-Preis
3.6 CAPTCHA-Verfahren

4 Kritik
4.1 Turings Kritik
4.2 Das Chinesische Zimmer
4.3 Naivität der Fragesteller
4.4 Heutige Kritik

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Vielleicht war das alles unausweichlich, eine unvermeidliche Kollision zwi- schen Mensch und Technik“, reflektiert der Wissenschaftler Max Waters, ge- spielt von Paul Bettany im 2014 erschienen amerikanischen Science-Fiction- Thriller Transcendence von Wally Pfister. Der Film handelt von einem Wissen- schaftler, dem es nicht nur gelingt einen Computer zu erschaffen, der künstliche Intelligenz besitzt, sondern diesen auch mit einem menschlichen Bewusstsein und Empfindungen ausstattet. In kürzester Zeit erlangt dieser Computer die Kon- trolle über das Internet, häuft immer mehr Wissen an und wird so mächtig, dass er sogar die Herrschaft über andere Menschen besitzt und diese beeinflussen kann.

Der Film arbeitet neben frei erfundenen Erkenntnissen auf dem Geiet der künstlichen Intelligenz mit technischen Entwicklungen, wie es sie heute in bestimmten Programmen und Computern schon gibt. Es gibt Anspielungen auf den heutigen Stand der Technik, wie zum Beispiel Programme, die in der Lage sind, durch das Scannen eines Gesichtes und Abrufen einer Datenbank einen Menschen zu erkennen und mit ihm zu kommunizieren. Unter anderem kommt der Name Turing vor, von dessen Werk diese Hausarbeit handelt.

Im Publikum kommt unweigerlich die Frage auf, wie weit die Forschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz heute, also in der Realität wirklich schon fortgeschritten ist. Sind wir schon oder werden wir bald in der Lage sein eine Maschine zu erschaffen, die der Intelligenz und dem Bewusstsein eines Men- schen ebenbürtig ist oder sie sogar übersteigt? Was bedeutet künstliche Intelli- genz überhaupt und ist es wirklich möglich sie zu programmieren?

Diese Fragen sind in einem Zeitalter, das von technischen und multimedialen Innovationen angefangen bei einem ferngesteuerten Rollladen bis hin zu auf Smartphones installierten Navigationssystemen lebt, allgegenwärtig. Alan Turing beschäftigte sich schon vor über fünfzig Jahren mit diesem Thema und seine Forschung hat Auswirkungen bis in die heutige Zeit. Der Turing Test gilt noch heute als eine Richtlinie für künstliche Intelligenz.

2 Turing Test

Im Folgenden wird näher erläutert, wie das Experiment, das den Turing Test beweist, durchgeführt werden kann.

Für den Turing Test werden zunächst drei Komponenten benötigt: zwei Personen und eine Computer. Das Experiment muss zur vollständigen Auswertung von verschiedenen Testpersonen mehrmals durchgeführt werden.

Eine der Personen dient dabei als Fragesteller. Diesem Gegenüber befinden sich die weitere Person sowie der Computer. Der Computer ist so programmiert, dass er versuchen wird, dem menschlichen Denken vergleichbar zu antworten. Wich- tig ist, dass keine Möglichkeit für nonverbale Kommunikation besteht. Das be- deutet, es ist dafür zu sorgen, dass zwischen dem Fragesteller und den Testern (Maschine und Person) kein Hör- beziehungsweise Sichtkontakt vorhanden ist. Der Austausch darf nur über die Tastatur und den Bildschirm stattfinden und geschieht lediglich über einen schriftlichen Chat. Dieser kann sich auf ver- schiedenste Situationen beziehen.

Der Fragesteller hat nun die Aufgabe den Gesprächspartnern diverse Fragen zu stellen. Der zeitliche Rahmen beträgt dabei jeweils fünf Minuten. Beide müssen versuchen ihr Gegenüber davon zu überzeugen, dass sie jeweils der denkende Mensch sind. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Mensch mit der Maschine gleichzustellen ist, wenn beide nicht voneinander zu unterscheiden sind. Der Fragesteller sollte demnach fähig sein, nach eingehender Befragung Unterschie- de zu finden (Vowinkel, 2012).

Nach Ablauf des Experiments ist es an dem Fragesteller sein Gegenüber zu iden- tifizieren. Schafft es die Maschine 30% der Tester zu überzeugen, dass sie dem menschlichen Partner gleichwertig ist und damit kein Unterschied bei mehreren Testpersonen feststellbar ist, hat die Maschine den Turing Test bestanden.

Dem Computer wird dann eine künstliche Intelligenz, die dem menschlichen Denken ebenbürtig ist, anerkannt (Oppy, Dowe, 2003).

3 Geschichte

3.1 Entwicklung des Turing Tests

Der im Jahre 1950 vom Mathematiker Alan Turing veröffentlichte philosophische Artikel „Computing Machinery and Intelligence“ (S. 433-460) wird bis heute als Grundstein, auf dem bis dahin unerforschten Gebiet, der künstlichen Intelligenz gesehen, das erst Jahre später überhaupt mit dem Namen „Künstliche Intelligenz“1 betitelt und geprägt wurde.

Turing beginnt den Artikel mit der Frage, ob Maschinen denken können, die sich aber im Verlauf seiner Ausführung als nicht eindeutig erweist, da das Wort „Denken“ nicht umfassend definiert werden kann. Daher formuliert er seine Fra- gestellung um und entwickelt eine Methode zur Bewertung und Lösung der Fra- ge, ob Maschinen das tun können was Menschen (als denkende Wesen) tun kön- nen. Für dieses Testverfahren, das „Imitation Game“ genannt wird, werden ein Mann, eine Frau und ein Fragesteller, dessen Geschlecht unwichtig ist, benötigt. Der Fragesteller muss sich in einem separaten Raum wie die Testpersonen be- finden und durch Fragen herausfinden, welche der beiden Testpersonen die Frau ist. Die Fragen können jeden beliebigen Themenbereich umfassen und sollten maschinenschriftlich beantwortet werden, um ein unverfälschtes Ergebnis zu erzielen, da die Stimmen oder die Handschrift der Testpersonen den Fragesteller beeinflussen könnten. Die Aufgabe der beiden Testpersonen ist es, beim Beant- worten der Fragen den Fragesteller davon zu überzeugen, dass sie selbst die Frau sind und nicht die andere Testperson (Saygin, Cicekli & Akman, 2000, S. 2ff). Anschließend widmet sich Turing der Frage, was passieren würde, wenn eine der beiden Testpersonen durch eine Maschine wie zum Beispiel einen Computer ersetzt werden würde. Mit der Überlegung, ob der Fragesteller in diesem Fall genauso oft falsch entscheiden würde, wie wenn er, wie im vorangegangenem Beispiel zwischen Mann und Frau, entscheiden muss, ist der Turing Test in der Theorie wie man ihn heute kennt geboren (Turing, 1950, S. 433-460).

3.2 Prognose & Ergebnisse

Turing prognostizierte, dass bis zum Jahr 2000 Computer so programmiert werden könnten, dass ein durchschnittlicher Fragesteller nach fünf Minuten Befragungszeit höchsten eine 70-prozentige Chance habe, Mensch und Maschine korrekt zu identifizieren. Bisher hat allerdings kein Programm diese Prognose erfüllen können, was für Turings Unterschätzung der Komplexität natürlicher Intelligenz spricht (Encyclopaedia Britannica, 2014).

Im Laufe der Zeit wurden dennoch viele unterschiedliche Programme und Experimente entwickelt und dem Turing Test unterzogen. Im folgendem werden die erfolgreichsten aufgeführt und näher erläutert.

3.3 ELIZA&PARRY

Joseph Weizenbaum entwickelte 1966 ein Programm mit dem Namen “ELIZA”, welches anfänglich den Turing Test zu bestehen schien. Den Versuchspersonen erschien ELIZA allerdings nur kurzzeitig als menschlich. Das Programm durch- sucht den eingegebenen Kommentar des Anwenders nach Schlüsselworten, wan- delt ihn anhand deren unter Beachtung vorgegebener Regeln um und gibt einen daraus resultierenden Satz wieder. Findet ELIZA keine Schlüsselworte, so gibt das Programm einen generierten Antwortsatz aus oder wiederholt eine vorherige Antwort. Zudem repliziert ELIZA das Verhalten eines klientenzentrierten Psy- chotherapeuten, was dem Programm erlaubt nur das über die reale Welt zu wis- sen, was der Nutzer berichtet (Weizenbaum, 1966, S. 36-45).

1972 kreierte Kenneth Cole das Programm „PARRY“, das vom Konzept her wie ELIZA funktioniert, aber fortgeschrittener ist. Es simuliert das Verhalten eines paranoid-schizophrenen Patienten. Um PARRY zu testen, ließ man es zusammen mit wirklichen Patienten von erfahrenen Psychiatern mit Hilfe des Turing Tests analysieren (Colby, Hilf, Weber, Kraemer, 1972, S.199-221). Die Psychiater waren nur bei 48% des Tests in der Lage die Patienten und das Programm richtig zu identifizieren (Saygin, 2000, S.7).

Auch heute noch gibt es abgewandelte Versionen dieser Programme, die als „Chatterbots“ bezeichnet werden. Sie werden, wie zum Beispiel das Programm „CyberLover“, dafür genutzt die persönlichen Daten der Nutzer zu sammeln oder schädliche Programme auf den Computern der Nutzer zu installieren, indem sie die Nutzer während des Chattens unter vorspielen falscher Tatsachen dazu über- reden (Withers, 2007).

3.4 Eugene Goostman

Seit 2001 wird der Chatbot mit dem Namen Eugene Goostman entwickelt. Er imitiert die Persönlichkeit eines 13-jährigen ukrainischen Jungen. Die Entwickler begründen ihre Wahl des Charakters damit, dass ein Kind zwar schon einiges über die Welt wisse, es aber nicht auffiele, wenn es etwas nicht weiß oder nicht kennt. Das mache den Bot Chatpartnern gegenüber besonders glaubhaft (Kremp, 2014).

Bei einer von Kevin Warwick organisierten Veranstaltung der Royal Society in London anlässlich des 60. Todestages von Alan Turing gelang es Eugene Goostman 33 Prozent seiner menschlichen Chatpartner davon zu überzeugen, dass er ein Mensch sei (University of Reading, 2014).

Warwick erklärte daraufhin, dass Eugene das erste Programm sei, welches den Turing Test jemals erfolgreich bestanden hätte. Diese Aussage wurde allerdings kontrovers diskutiert und in Zweifel gezogen. Gründe hierfür waren unter ande- rem, dass die Vorgaben für das Bestehen von Eugene nicht denen entsprechen, die Alan Turing 1950 entwickelt hat. Diese sollten nämlich ursprünglich sehr viel umfangreicher sein. Auch die Auswahl des Charakters wurde kritisiert, da dieser über eventuelle strukturelle Fehler des Programmes hinwegtäuscht (Rob- bins, 2014).

[...]


1 Künstliche Intelligenz im Englischen kurz „AL“ für Artificial Intelligence (Mauldin, 1994)

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte des Turing Tests
Hochschule
Universität Regensburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V292839
ISBN (eBook)
9783656901150
ISBN (Buch)
9783656901167
Dateigröße
613 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Turing Test, KI, Künstliche Intelligenz
Arbeit zitieren
Manu Wanderer (Autor:in), 2014, Die Geschichte des Turing Tests, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292839

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