Blockade oder Angriff. Die Diskussion im ExComm und Kennedys Entscheidung während der Kubakrise


Seminararbeit, 2002

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Fragestellung

2. Einschätzung der Bedrohungslage aus Sicht der Quellen
2.1. Einordnung der Quellen
2.2. Bedeutung der Raketenstationierung
2.3. Ausschluß der Diplomatie

3. Seeblockade oder Angriff
3.1. Die Blockade als eigenständige Strategie
3.2. Acheson und Dillon gegen McNamara, Ball und RFK
3.3. Die Entscheidung für die Seeblockade

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Fragestellung

Die Kubakrise im Oktober 1962 war unbestritten die herausragende Episode des Kalten Kriegs, weder vorher noch nachher standen die beiden Supermächte näher vor einer nuklearen Konfrontation. Alle Aspekte des Ost – West – Konflikts spielten hier zusammen: Das nukleare Wettrüsten, die ideologischen Gegensätze, der Wettstreit um Einfluss in der Dritten Welt, Beziehungen zu den jeweiligen Verbündeten, innenpolitische Ziele von John F. Kennedy und Nikita Kruschtschow – „everything suddenly tumbled and got mixed together.“[1]

Die Einschätzung v.a. der Rolle Kennedys als rational agierendem Staatsmann, der die Krise erfolgreich beilegte, wird in der neueren historischen Forschung allerdings kritisch betrachtet.[2]

Im Rahmen dieser Hausarbeit soll anhand zweier Quellen, die unmittelbar nach der Entdeckung sowjetischer Mittelstrckenraketen auf Kuba entstanden, die Beurteilung der Situation im engsten außenpolitischen Beraterkreis Kennedys, dem Executive Committee des Nationalen Sicherheitsrats (ExComm) untersucht werden. Bei den beiden Quellen handelt es sich um Memoranden an den Präsident, verfasst von Douglas Dillon bzw. George W. Ball, in denen sie eine Einschätzung der Lage und Handlungsempfehlungen geben. In den Quellen werden die Optionen Blockade oder Luftangriff als mögliche Reaktionen der Vereinigten Staaten auf die Stationierung von Raketen auf Kuba diskutiert. Im einzelnen soll zunächst untersucht werden, warum beiden Verfassern ein Eingreifen unumgänglich schien, obwohl die strategische Bedeutung der Raketen umstritten war, und warum anscheinend schon zu Beginn der Raketenkrise nur militärische Reaktionen in betracht gezogen wurden. Im zweiten Schritt ist zu klären, ob die Argumentationen von Dillon bzw. Ball für die Entscheidung Kennedys für die Seeblockade ausschlaggebend waren und ob wichtige Argumente vernachlässigt wurden.

In dieser Arbeit wurden v.a. die Untersuchungen zur Kubakrise von Mark J. White, John Gaddis und Bernd Greiner verwendet und deren Ergebnisse durch aktuelle Zeitschriftenartikel ergänzt und vervollständigt.

2. Einschätzung der Bedrohungslage aus Sicht der Quellen

2.1. Einordnung der Quellen

John F. Kennedy wurde am Morgen des 16. Oktober 1962 durch den nationalen Sicherheitsberater McGeorge Bundy informiert, daß ein U – 2 Überwachungsflugzeug Fotos von Boden – Boden – Raketen auf Kuba aufgenommen hatte. Noch am selben Tag berief der Präsident zwei Sitzungen des ExComm ein, der von da an täglich in verschiedenen Zusammensetzungen beriet. Nachdem am 16. Oktober die Ausgangspositionen der Teilnehmer dargelegt wurden, war in den folgenden Tagen die Entscheidung zwischen einer Seeblockade und einem Luftangriff der Hauptstreitpunkt.[3]

Beide vorliegenden Quellen sind von Mitgliedern des ExComm verfasst worden: Finanzminister Douglas Dillon und George W. Ball, Unterstaatssekretär im Außenministerium. Am 17. bzw. 18. Oktober verfassten sie ihre Memoranden an den Präsidenten und griffen vielfach Argumente aus den vorangehenden ExComm – Sitzungen auf. Dillon befürwortete einen Luftangriff, wie auch General Taylor, Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs und der vorherige Außenminister Dean Acheson. Ball unterstützte das Blockadeszenario, dessen einflussreichster Fürsprecher Robert F. Kennedy war, der Justizminister und jüngere Bruder des Präsidenten.

2.2. Bedeutung der Raketenstationierung

Obwohl im ExComm die strategische Bedeutung der Mittelstreckenraketen auf Kuba umstritten war, wurden sie doch als immense Bedrohung wahrgenommen. So sieht Dillon das Überleben der Vereinigten Staaten, und damit der gesamten freien Welt, sprich der amerikanischen Verbündeten, in Gefahr.[4] Die Raketenstationierung bedeute einen „public test of our intention“[5], v.a. vor den Augen der Staaten der Dritten Welt, da die beiden Mächte nach Abschluß der Blockbildung in Europa hier um Verbündete konkurrierten. Laut Kennedys Regierungsprogramm der „New Frontier“ sollten die USA im außenpolitischen Bereich den sozialen Wandel in der Welt fördern, um kommunistischen Umstürzen die Grundlage zu nehmen, „der Fortschritt der freien Welt war ihm [Kennedy] Vorraussetzung für Erfolg im Kalten Krieg mit der Sowjetunion.“[6] Kruschtschow reagierte mit der Zusage sowjetischer Unterstützung für Befreiungsbewegungen.[7] Allerdings konnte Moskau von Umstürzen zwar profitieren, diese aber nur in geringem Maße beeinflussen und kontrollieren.[8] Weiter glaubte Dillon ,der Domino – Theorie folgend, daß auch in anderen lateinamerikanischen Ländern nach und nach kommunistische Regierugnen an die Macht kämen, wenn man die Raketen nicht sofort entfernt. Ähnliche Reaktionen gäbe es dann auch im Iran, in Thailand und Pakistan. Dillon wollte Kuba ein Ultimatum von 24 Stunden setzen und bei Nichtbeachtung einen Luftangriff beginnen. Die USA würden ihre Glaubwürdigkeit verlieren, sowjetischer Militärmacht entgegenzutreten.[9]

[...]


[1] John L. Gaddis, We Now Know: Rethinking Cold war History, New York, 1997.

[2] Vgl. Gaddis, We Now Know, 260 f., und vgl. Mark J. White, The Cuban Missile Crisis, Basingstoke, S. 115.

[3] Vgl. White, Cuban Missile Crisis, S. 135.

[4] Secretary of the Treasury Douglas Dillon´s Opinions Favoring an Airstrike against Cuba, ca. October 17, 1962, in: Laurence Chang / Peter Kornbluh (Hg.), The Cuban Missile Crisis, 1962. A National Security Archive Documents Reader, New York 1992, S. 116 – 118, Z. 12, 41f.

[5] Ebd., Z. 2.

[6] Christian Hacke, Zur Weltmacht verdammt. Die amerikanische Aussenpolitik von Kennedy bis Clinton, München 2001, S. 54.

[7] Vgl. White, S. 81, auch gegen Kritik Chinas, wonach die Sowjetunion revolutionäre Kräfte nicht genug unterstütze.

[8] Vgl. Gaddis, We Now Know, S. 261f.

[9] Vgl. Dillon´s Opinions, Z. 4 – 11.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Blockade oder Angriff. Die Diskussion im ExComm und Kennedys Entscheidung während der Kubakrise
Hochschule
Universität zu Köln  (Historisches Seminar - Abteilung for Anglo – Amerikanische Geschichte)
Veranstaltung
Einführungsseminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V29283
ISBN (eBook)
9783638308427
ISBN (Buch)
9783640203185
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Alle Aspekte des Ost - West - Konflikts spielten während der Kubakrise zusammen: Das nukleare Wettrüsten, die ideologischen Gegensätze, der Wettstreit um Einfluss in der Dritten Welt, Beziehungen zu den jeweiligen Verbündeten, innenpolitische Ziele von John F. Kennedy und Nikita Kruschtschow - "everything suddenly tumbled and got mixed together." Hausarbeit auf Grundlage eines Vergleichs zweier Quellen aus dem engsten Beraterkreis Kennedys.
Schlagworte
Blockade, Angriff, Diskussion, ExComm, Kennedys, Entscheidung, Kubakrise, Einführungsseminar
Arbeit zitieren
Daniel Daimer (Autor:in), 2002, Blockade oder Angriff. Die Diskussion im ExComm und Kennedys Entscheidung während der Kubakrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29283

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