Kraftsport im Jugendalter


Forschungsarbeit, 2014

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Terminologie - Was ist Krafttraining?
2.1 Wirksamkeit von dynamischem Krafttraining im Jugendalter

3 Krafttraining in der Schule
3.1 „Kinder lernen Krafttraining“ - Kraft durch den Baukasten

4 Zusammenfassung

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Gesundheit, Fitness und ein wohlproportionierten Köper. Ein Ideal strömt mit Hilfe medialer Fluten kontinuierlich in die Köpfe der Gesellschaft. Eine Eckdatenstudie des DSSV zeigt am Ende des Jahres 2011 bereits eine Mitgliederzahl von 7,6 Mio. Deutschen in einem Fitnessstudio (ca. 9,3% der Gesamtbevölkerung). Die Branche verzeichnete demnach einen Mitgliederzuwachs von 2,6% im Vergleich zu 2007, in dem die Anzahl der Mitglieder bei 6,7% lag. Man kann daraus schließen, dass der Fitnessboom, ähnlich dem Trend in den 1980er Jahren, in den letzten Jahren ein erneutes Hoch erreicht (vgl. dssv).

Ein großer Vorteil der Branche ist, dass es bei Fitness- und Krafttraining keine Al- tersbegrenzung gibt. Egal ob alt oder jung, die Menschen wollen ihre körperliche Gesundheit mit Hilfe des Fitnesstrainings optimieren und ihre Muskeln kräftigen. Auffällig ist hier der kontinuierliche Anstieg der Zahl von Jugendlichen, die in Sportstudios gehen, obwohl noch bis in das 21. Jahrhundert viele Fitnessstudios eine Politik verfolgten, die Heranwachsenden erst ab einem Alter von 16 Jahren eine Mitgliedschaft ermöglichte. Die Botschaft schien deutlich: Jugendliche dürfen gern in der Diskothek ihr Bier trinken, aber die Welt der „Muskelschmieden“, voll von Gewichten, Maschinen und Amphetamin-Junkies, wurde als schädigend ab- gestempelt. Dieses Credo wurde jedoch in den vergangenen 10 Jahren komplett revidiert. Mittlerweile hat der Fitnessmarkt jüngere Generationen als lukratives Kli- entel ausgemacht. „Bei der Discount-Kette McFit gehören 15- bis 18-Jährige zur Hauptzielgruppe. Beim preislich höheren Anbieter Fitness-First trainieren bundes- weit mittlerweile immerhin rund 4000 unter 17-Jährige - generell wird hier eine Mitgliedschaft aber erst ab 16 Jahren empfohlen (vgl. Wege, 2009, S.1).

In der Schule hingegen scheut man sich zum größten Teil bis heute Kraftübungen in den Sportunterricht zu integrieren. „Schlecht für die Entwicklung des Bewe- gungsapparats der Heranwachsenden“ war der Slogan, der lange durch die Leh- rerzimmer und Sporthallen der Bildungsstätten hallte. Ein Versäumnis, dass sich in der Gesellschaft bis heute niederschlägt. Denn die kontinuierliche Verschlechte- rung des Gesundheitszustandes von Kindern und Jugendlichen ist nicht zuletzt solch haltlosen Behauptungen geschuldet. Erst als der besorgniserregende Fit- nesszustand der Heranwachsenden überhandnahm, kam der Stein wissenschaft- licher Studien zum Thema Krafttraining im Jugendalter ins Rollen (Weineck, 2007).

Die Behauptung Fitness sei schädlich für die Heranwachsenden, wurde unter ei- ner Lawine unterschiedlichster Untersuchungen begraben. Daher wird das Kraft- training im Jugendalter in Internet-Foren, wissenschaftlichen Beiträgen und in der Bildungspolitik heiß diskutiert. Die zentrale Frage dabei lautet: Ist Krafttraining im Jugendalter schon empfehlenswert oder führt es eher zu dauerhaften Schäden des Bewegungsapparats?

Die folgende Arbeit zeigt, dass Krafttraining positive Auswirkungen auf den Bewe- gungsapparat der Jugendlichen hat und daher ein wichtiger Bestandteil der sport- lichen Ausbildung Jugendlicher darstellen sollte. Dazu wird zunächst der Begriff des Krafttrainings mit Hilfe von Hottenrott und Neumann (2010) definiert. An- schließend wird in Kapitel 2.1 das Jugendalter physiologisch eingegrenzt, um die Auswirkungen des Trainings auf die motorische Gesamtentwicklung des Men- schen zu verdeutlichen. Im dritten Kapitel werden unter Berücksichtigung von Za- wiejas und Oltmanns (2011), die Möglichkeiten der Integration des Krafttrainings in den Schulsport aufgezeigt, um ein Alternativkonzept zum Training in Fitnessstu- dios aufzuzeigen.

2 Terminologie - Was ist Krafttraining?

Durch die Menge an Begriffen, die benutzt werden, um Krafttraining zu beschreiben, scheint eine Definition auf den ersten Blick kompliziert. Dabei ist es hilfreich zunächst den Begriff der Kraft zu erläutern.

Anders als in der Physik, spricht man im Sport von muskulärer Kraft. Hottenrott & Neumann (2010, S.141) definieren Kraft als „eine motorische (konditionelle) Fä- higkeit des Menschen, die es ermöglicht, durch Muskelaktivität Widerstände zu überwinden“. Um verschiedenste Bewegungen auszuführen, bedarf es der Kraft- übertragung durch Brems- und Beschleunigungskräfte, statischer Kräfte und Hub- kräfte. Kraft sollte also nicht als isolierter Teilaspekt betrachtet werden, sondern vielmehr im direkten Zusammenhang mit Bewegungsschnelligkeit (vgl. Baur et al., 1994, S.129). Daraus ergibt sich, dass Kraft als Grundvoraussetzung von jeglicher sportlichen Technik steht, egal ob Schuss, Wurf, Sprung oder eine andere Sportart betreffend (vgl. Hottenrott & Neumann, 2010, S.140).

Dabei unterscheidet man zwischen fünf verschiedenen Kontraktionsformen von Muskeln:

isotonische Kontraktion isometrische Kontraktion auxotone Kontraktion exzentrische Kontraktion isokinetische Kontraktion Diese spielen insofern eine Rolle, da sie sportliche Bewegungen, wie z.B. Beschleunigung und Stabilisierung direkt beeinflussen. Die unzählbare Menge an sportlichen Bewegungen verlangt dabei außerdem nach einer Unterteilung in Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer (vgl. Hottenrott & Neumann, 2010, S.142).

Diese vier Subkategorien der Kraft sollen hier nicht weiter erläutert werden, wichtig ist jedoch, dass sie den Ausgangspunkt für die Anwendung verschiedenster Trainingsarten des Krafttrainings bilden.

Dieses Gerüst der verschiedenen Kräfte steht auf dem Fundament aus den As- pekten, die die Kraft bestimmen. Dabei ist die Kraft, also die maximale Spannung, die ein Muskel gegen einen festen Widerstand ausüben kann, abhängig von fol- genden Punkten: Gesamtquerschnitt der aktivierten Muskelzellen, Anzahl der akti- vierten motorischen Einheiten, der Reizfrequenz des motorischen Nervensystems, der Länge des Muskels zu Beginn der Kontraktion, der inter- und intramuskulären Koordination, sowie von dem Arbeitswinkel, also der Gelenksstellung (vgl. Mark- worth, 2010, S.63-64).

Durch die Komplexität des Begriffs 'Kraft' wird bereits deutlich, dass die Definition von Krafttraining ähnlich weitreichend ist. Daher ist es hilfreich sich Krafttraining als Sammelbegriff vorzustellen, der im übergeordneten Sinne eine Trainingsart mit dem generellen Ziel der Verbesserung der Kraftfähigkeit, also der oben genannten Kategorien Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer beschreibt (vgl. Hottenrott & Neumann, 2010, S.156). Zawiejas' & Oltmanns' (2011, S.16-17) Definition von Krafttraining als „Resistance Training […] gegen Widerstände (nicht nur an Maschinen und mit Gewichten, sondern auch gegen das eigene Körperge- wicht)“ und als „Athletiktraining (oder funktionelles Krafttraining) […]“, scheint daher sinnvoll, „da es sich bei unseren praxisbezogenen Überlegungen immer um eine umfassende Ausbildung und Entwicklung der konditionellen Fähigkeiten handelt“. Dabei liegen dem Krafttraining biomechanische Prinzipien zu Grunde. Diese, auf physikalischen Gesetzen basierenden Eckpfeiler, fordern den Sportler dazu auf biomechanisch sinnvolle Lösungen für sportmotorische Bewegungsaufgaben zu finden (vgl. Hottenrott & Neumann, 2010, S.167-168).

Das Training gegen Widerstände hat folglich viel mehr Facetten, als Zawiejas' und Oltmanns' Begriffsbestimmung erfasst. Ein Beispiel: Bodybuilder trainieren in Sät- zen, zwischen denen kurze Pausen liegen, bis zur Erschöpfung. Sie benutzen da- bei weniger Gewicht als zum Beispiel ein Gewichtheber, der mit mehr Gewicht, aber längeren Satzpausen trainiert (vgl. Knechtle, 2006, S.2). Hierbei ist zu beach- ten, dass sowohl Bodybuilding, als auch Gewichtheben als eigenständige Sportar- ten gelten, die für den Jugendsport weniger geeignet sind. Allerdings zeigen diese beiden speziellen Arten des Krafttrainings in ihrer Konstellation bereits die Unter- schiede auf, die zwischen isometrischem und dynamischem Krafttraining herr- schen.

Das isometrische Krafttraining definiert sich durch die maximale Spannung, die auch auf kleinere Muskeln effektiv ausgeübt werden kann. Der Vorteil ist die ver- gleichsweise schnelle Steigerung der Muskelkraft, ohne dabei gleich das maxima- le Gewicht einzusetzen oder stundenlang trainieren zu müssen. „So genügen für den untrainierten Anfänger nur drei bis sechs isometrische Muskelkontraktionen mit 60 bis 70 Prozent der maximalen Kraft […] um […] einen optimalen Kraftzu- wachs des trainierten Muskels zu erreichen“ (Markworth, 2010, S.65). Da das sta- tische Training sehr gezielt ausgeführt werden kann, ist es besonders geeignet für die Rehabilitation nach Verletzungen. Ein weiterer Vorteil ist auch der geringe Aufwand, da es sich schon mit Geräten durchführen lässt, die auf jedem Spielplatz oder in den meisten Sporthallen vorhanden sind, wie z.B. ein Reck. Ein Nachteil des isometrischen Trainings liegt dabei in der hohen Verlustrate der Kraft nach Absetzen des Trainings. „So ist ein über zwölf Wochen erworbener Kraftzuwachs von ca. 30 Prozent nach 30 Wochen wieder auf den Ausgangswert abgesunken“ (Markworth, 2010, S.65). Darüber hinaus wird die Muskelausdauer durch das sta- tische Training kaum gefördert. (vgl. Markworth, 2010, S.66).

Das dynamische Krafttraining bedarf eines wesentlich höheren Trainingsauf- wands, als die statische Komponente. Nichtsdestotrotz sind die Vorteile dynami- schen Krafttrainings nicht von der Hand zu weisen. Ein Vorteil ist, dass der Kraft- zuwachs in erster Linie aus der verbesserten Muskelausdauer und die einherge- hende inter- und intramuskuläre Koordination resultiert. Dank dieser Koordination, der einhergehenden Abnahme von hemmenden Einflüssen wie z.B. Antagonisten und die Aktivierung bestimmter Schaltkreise des motorischen Nervensystems, kann die Grundkraft durch dynamisches Krafttraining bereits nach einer Woche ansteigen (vgl. Markworth, 2010, S.66). Genau hier liegt das große Potential für das Krafttraining von Jugendlichen. Das dynamische Krafttraining fördert demnach nämlich nicht nur die Entwicklung von Kraft, sondern simultan wird die Bewe- gungskoordination geschult, die auch in praktisch allen Anwendungen in anderen Sportarten benötigt wird. Man kann also festhalten, dass das statische Training zwar sinnvoll ist, wenn man maximalen Kraftzuwachs erzielen will, dynamisches Krafttraining jedoch im Hinblick auf Alltagstauglichkeit wesentlich gewinnbringen- der ist.

Bei dynamischen Krafttraining gilt es allerdings verschiedene Parameter zu beach- ten, die ein erfolgreiches Krafttraining und somit die morphologischen Verände- rungen begünstigen. Dabei spielen sowohl Quantität, als auch Qualität, Art und Reihenfolge der Übungen und das eingesetzte Gewicht eine entscheidende Rolle. Des Weiteren gibt es verschiedenste Trainingsmittel, die zum Einsatz kommen. Neben den stereotypischen Lang- und Kurzhantel Übungen, werden auch Seilzü- ge, Kraftmaschinen und Kleingeräte, wie z.B. Medizinbälle, genutzt (vgl. Hottenrott & Neumann, 2010, S.166). Außerdem zeichnet sich das dynamische Krafttraining durch seine enorme Variabilität in den Organisationsformen aus. Einige Beispiele sind Stationstraining, Zirkeltraining, Reihentraining und Frontaltraining, die sich zusätzlich noch in verschiedenen Variationen, wie z.B. Crossfit, unterteilen lassen. Dieses dynamische Krafttraining kann also benutzt werden, um sportartspezifi- sches Krafttraining auszuüben, indem es mit „erhöhten Widerständen bei zykli- schen und azyklischen Bewegungen“ betrieben wird (Hottenrott & Neumann, 2010, S.164).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Kraftsport im Jugendalter
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Institute for Sports Science)
Veranstaltung
Motorische Entwicklung
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
19
Katalognummer
V292789
ISBN (eBook)
9783656898580
ISBN (Buch)
9783656898597
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kraftsport, jugendalter
Arbeit zitieren
Sascha Ranke (Autor:in), 2014, Kraftsport im Jugendalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292789

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Kraftsport im Jugendalter



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden