Der Rothenburger Brückenzoll im 14. Jh.


Seminararbeit, 2001

18 Seiten, Note: 1.2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2. 1 Herrschaftspolitische Situation
2. 2 Unterschiedliche Zolltarife
2. 3 Münzen und Zahlenverhältnisse im Zollrodel
2. 4 Güter und Transportmittel

3. Fazit

4. Bibliographie

5. Anhang
5. 1 Der edierte Zollrodel
5. 2 Tabelle über das Verhältnis des Weggelds zum Zolltarif

1. Einleitung

Seit dem Jahre 1361 mussten die Luzerner Bürger vom Gotthard bis nach Reiden und Windisch keinen Zoll mehr bezahlen. Damit war aber 1384 Schluss. Der Besitzer der verpfändeten Herrschaftsrechte über Rothenburg, Hemman von Grünberg, verlangte ab diesem Zeitpunkt von den Luzernern Weggeld beim Passieren der Rothenburger Brücke. In einigen historischen Werken wird diese Wiedererhebung des Zolls als ein Grund für den Überfall der Luzerner auf die Rothenburger Burg am 28. Dezember 1385 angesehen.[1] Ich befasse mich in meiner Arbeit nicht mit dem Überfall, sondern mit dem Zollrodel der zwischen 1384 und dem Sturm auf Rothenburg datiert werden muss.

Die Arbeit ist so aufgebaut, dass zuerst die herrschaftliche Situation in Rothenburg erläutert wird. Es ist sinnvoll sich mit der Pfandschaftspolitik der Habsburger auseinander zusetzen, um überhaupt nachvollziehen zu können, wer den Zoll erhoben hat und wer davon betroffen war. Weiter wird der Unterschied zwischen Zoll und Weggeld angesprochen sowie Ereignisse, die vor der Erhebung des Weggeldes und der Niederschrift des Zollrodels stattfanden.

Danach folgen meine Untersuchungen zum Zollrodel. Zu Beginn der Quellbetrachtung setze ich mich mit Währungen dieser Zeit auseinander. Die einzelnen Gebühren lassen sich so besser analysieren. Im Weiteren versuche ich die Wichtigkeit des aufkommenden Transitverkehrs von Norden nach Süden über den Gotthard aufzuzeigen. Ich stellte mir die Frage, ob die Reihenfolge der aufgelisteten Gütern eine praktische Bedeutung haben könnte, also ob man von einer Struktur im Zollrodel sprechen kann. Des Weiteren interessierte mich, wie sich die Zollgebühr zum Weggeld der Luzerner verhält und wovon die Höhe der einzelnen Gebühren abhängen könnte. Dabei ist es wesentlich auch einiges über das mittelalterliche Zahlenverständnis zu wissen, um die Verhältnisse richtig deuten zu können. Ebenfalls interessant ist die Fragestellung, welche Gesellschaftsschichten, wie stark vom Zollrodel betroffen sind.

Um Fragen dieser Art beantworten zu können, muss die Bedeutung der einzelnen Waren und Transportmittel in dieser Zeit betrachtet werden. Die Gebühren des Rodels geben einen gemeinsamen Nenner, der verglichen werden kann. Problematisch bei solchen Vergleichen ist allerdings, dass die vergleichbaren Werte sehr unterschiedlicher Form sind. Die Verhältnisse zueinander, können nur angedeutet werden. Die Ware wurde in verschiedenen Massen und Grössen transportiert, was einen Vergleich erschwert. Deshalb versuchte ich über historische Literatur Informationen des Handels, Transports und Gewerbes aus dieser Zeit zu erlangen, um die Verhältnisse besser verstehen zu können.

Grundlage für meine Untersuchungen ist der Zollrodel von Rothenburg. Ich benutzte dazu eine edierte Ausgabe, die im „Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft“ aufzufinden ist.[2] Dieselbe edierte Quelle steht in Roger Sabloniers Beitrag zum Werk „Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft“.[3] Wer sich ein Bild des Originals machen möchte, findet eine Kopie des Originalrodels in ebenselbem Buch.

2. Hauptteil

2. 1 Herrschaftspolitische Situation

Am Ende des 13. Jahrhunderts erwarben die Habsburger die Herrschaftsrechte über die Stadt Luzern und das umliegende, spätere Kantonsgebiet vom Kloster Murbach.[4] Rothenburg und Luzern gehörten der Landvogtei Aargau an. Sie wurde von Landvögten verwaltet, welche dem Beamtenstaab der habsburgischen Herzöge unterstanden. Die Landvogtei Aargau hatte ihren Sitz in Baden. Innerhalb der Landvogtei gab es diverse Vogteien, die unmittelbar dem Landvogt und somit auch den Herzögen unterstellt waren. Man kann deshalb auch von einer hierarchischen Beamtenstruktur sprechen.[5] Der erste erwähnte habsburgische Vogt von Rothenburg war Ritter Heinrich von Rümlang im Jahr 1314.[6] Der Vogt war für die Ausübung des Rechts sowie den Schutz der österreichischen Beamten und der auf dem Vogteigrund ansässigen Leute zuständig. Dabei verfügte er über die niedere (Bussen von 3 – 9 Schillinge) sowie die obere Gerichtsbarkeit (Strafen an Leib und Leben). Eine Ausnahme stellten die Lehen dar. Über sie richtete der Landvogt. Weitere Funktionen des Vogtes waren der Steuereinzug und die Ausübung des Schiedsrichteramtes in anderen habsburgischen Herrschaftsgebieten.[7]

Die Lehenpolitik Habsburgs kann in der Landvogtei Aargau nicht als politisches Abhängigkeitsinstrument, sondern eher als finanzielle Anlagevariante angesehen werden. Die Lehen wurden zum grossen Teil von Nicht-Adligen (79%) abgeschlossen, was Untersuchungen des Lehenhofs von Zofingen (1361) zeigten. Bei den Lehen handelte es sich vorwiegend um Land- und Immobilienlehen (60%).[8]

Im Unterschied zu den erblichen Lehen, waren Pfande vom Pfandherrn jederzeit durch die Rückzahlung des Pfandsatzes kündbar. Der Pfandnehmer hatte das Nutzungsrecht des Pfandes, was nicht dem Verständnis vom römischen Pfandrecht der Schuldeinlösung entsprach.[9] Gegen Ende des 14. Jahrhunderts veränderte sich die Pfandschaft zusehends, als immer mehr Pfande über Herrschaftsrechte abgeschlossen wurden. Während bei den Nutzungsrechten Steuern, Zölle und Gülten erhoben werden konnten, bedeutete das Herrschaftsrecht die Macht über die erworbenen Untertanen, sowie die Pflicht diese zu schützen.[10] Pfandschaften waren um ein Vielfaches teurer als Lehen und wurden vor allem von Adligen (71%)[11] abgeschlossen. Für die Habsburger waren die Pfandschaften Teil ihrer gestarteten Erweiterungsbemühungen ins Schwabenland. Durch den Verleih von Hoheitsrechten konnten die Herzöge mit dem dargelegten Geld neue Herrschaften erwerben. Weiter bedeuteten die Pfandschaften auch den Gewinn von wichtigen Gefolgsleuten, deren Dienste damit bargeldlos bezahlt wurden.[12]

Die Pfandnehmer werteten ihre Herrschaftsgebiete durch den Bau von Strassen, Brücken und vor allem Burgen auf. So löste Peter von Grünberg am 5. Januar 1368 Burg und Stadt Rothenburg für 2880 Gulden. Schon bei der Übernahme erhöhten die Herzöge das Pfand wegen Grünbergs Bautätigkeit um 120 Gulden. Auch Dienstleistungen konnten den Pfandsatz beträchtlich erhöhen.[13] Der Verleih von Hoheitsrechten stärkte insgesamt die Region und somit auch die Landesherren aus Österreich, da engagierte Herrscher in ihren Pfandschaften rege bauten. Trotzdem sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass die Pfandnehmer durch ständige Aufwertung ihrer Pfandsätze den Rückkauf der Herrschaftsgebiete für die Habsburger erschwerten.[14]

Ihre Herrschaftsrechte interpretierten die Pfandnehmer oft grosszügig. So erweiterten von Grünbergs ihre Gebiete über ihren Herrschaftsbereich hinaus. Die Herrschaft wurde von den Besitzern auf ihre eigenen Nutzen und Interessen ausgerichtet. Diese stimmten nicht immer mit denjenigen der Bevölkerung und der Pfandherren überein. Für die Pfandherren wäre eine Intervention oft nur nach der Rücklösung der Pfandschaft möglich gewesen.[15]

Durch die Verleihung von Hoheitsrechten veränderte sich die herrschaftspolitische Situation in der Landvogtei Aargau. Reiche Adelige konnten sich ihre Macht erkaufen und sie relativ unbeschränkt ausüben. Die habsburgische Macht war vom Rückkauf der Pfandschaften abhängig. Im Zusammenhang mit dem Zollrodel von Rothenburg wird diese Umwälzung von einer hierarchischen Beamtenverwaltung zu einer finanziell abhängigen Pfandschaftsstruktur ihre Bedeutung aufzeigen.

[...]


[1] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 96.

Schnyder, Werner: Mittelalterliche Zolltarife aus der Schweiz. IV: Zollstellen der Ost- und Zentralschweiz. in: Zeitschrift für Schweizerische Geschichte Jg. 18. Zürich: 1938. S. 163.

[2] Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Abteilung II: Urbare und Rödel bis zum Jahr 1400. bearb. v. Kläui, Paul: Bd. 3. Aarau: 1951. S. 378.

[3] Sablonier, Roger: Innerschweizer Gesellschaft im 14. Jahrhundert. Sozialstruktur und Wirtschaft. in: Innerschweiz und frühe Eidgenossenschaft. Jubiläumsschrift 700 Jahre Eidgenossenschaft Bd. 2. Olten: 1990. S. 200.

[4] Schnyder, Werner: Mittelalterliche Zolltarife aus der Schweiz. IV: Zollstellen der Ost- und Zentralschweiz. in: Zeitschrift für Schweizerische Geschichte Jg. 18. Zürich: 1938. S. 163.

[5] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 99.

[6] Zelger, Franz: Studien und Forschungen zur Geschichte der Freiherren von Rotenburg – Wolhusen sowie des Amtes und des Fleckens Rotenburg. Luzern: 1931. S. 102.

[7] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 23 – 24.

[8] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 41f.

[9] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 59.

[10] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 74 – 75.

[11] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 66.

[12] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 78.

[13] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 87.

siehe auch Fussnote 56 bei: Zelger, Franz: Studien und Forschungen zur Geschichte der Freiherren von Rotenburg – Wolhusen sowie des Amtes und des Fleckens Rotenburg. Luzern: 1931. S. 108.

[14] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 86.

[15] Marchal, Guy P.: Sempach 1386. Von den Anfängen des Territorialstaates Luzern. Basel/Frankfurt a. Main: 1986. S. 94f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Rothenburger Brückenzoll im 14. Jh.
Hochschule
Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz)
Note
1.2
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V29245
ISBN (eBook)
9783638308045
ISBN (Buch)
9783656448150
Dateigröße
3931 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Folgende Anlage war ursprünglich enthalten, wird hier aber nicht mitgeliefert: Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Abteilung II: Urbare und Rödel bis zum Jahr 1400. bearb. v. Kläui, Paul: Bd. 3. Aarau: 1951. S. 378.
Schlagworte
Rothenburger, Brückenzoll
Arbeit zitieren
lic. phil. I Markus Fuchs (Autor:in), 2001, Der Rothenburger Brückenzoll im 14. Jh., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29245

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