Wie das Hermannsdenkmal Sinnbild germanischer Tugenden wurde. Die Nutzung des Heldenepos für die nationalsozialistische Rassenideologie


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1) Einleitung

2) Das Hermannsdenkmal
2.1) Die Baugeschichte
2.2) Der Erbauer

3) Der Historische Hintergrund

4) Die Rassenideologie der Nationalsozialisten
4.1) Die Germanen
4.2) Die Forschungsgemeinschaft deutsches Ahnenerbe
4.3) Der Ariernachweis

5) Der Bedeutungswandel des Denkmals während der NS - Zeit

6) Schlussbetrachtung

7) Literaturverweise

1) Einleitung

Das die Nationalsozialisten die Kultur des deutschen Volkes für ihre Zwecke missbrauchten, ist allgemein bekannt. Sie nahmen Einfluss auf die Musik, Literatur, Kunst und Architektur. Sie beeinflussten sogar das private Leben. Wie gingen die Nationalsozialisten aber mit Heldenepen um?

Ein wichtiges Beispiel hierfür ist das Hermannsdenkmal in Detmold.

Es zeigt den Cheruskerfürsten Arminius, oder auch Hermann genannt. Er ist die Gestalt in der Mythologie, die am ehesten mit Kampf für Freiheit in Verbindung gebracht wird. Zum Einen, weil er die römische Armee, welche von Varus angeführt wurde, auf eigenem Gebiet geschlagen hat und somit die Germanen vor den Feinden „gerettet“ hat. Zum Anderen, war er der Erste, der es geschafft hat, die untereinander verfeindeten germanischen Stämme zu vereinen und gemeinsam gegen einen Feind zu kämpfen.

Das war ein Grundgedanke dem sich die deutsche Bevölkerung immer wieder ausgesetzt sah.

In der Zeit des Humanismus fanden interessierte Sucher immer wieder Heldenepen, welche sie auf die derzeitige politische Lage beziehen konnten. Unter anderem wurde der Bericht über Arminius wiederentdeckt, den die Humanisten in den „Annalen des Tacitus“ fanden. Dadurch bekamen sie eine beglaubigte Ursprungsgeschichte und das ausgerechnet von einem Römer. Weiterhin berichtet Tacitus über zahlreiche Tugenden, wie ihre Kriegstüchtigkeit.

Die Humanisten bemühten sich Arminius zum ersten deutschen Helden zu machen. Er wurde zum strahlenden Führer eines deutsch - germanischen Freiheitskampfes. Dieses Bild setzte sich bis in die Gegenwart fort.

Martin Luther machte „Arminius“ in seinen Tischreden „Hermann“. Daraus wurde der Held „Hermann der Cherusker“

Dieser Hermann wurde im 17. Jahrhundert fester Bestandteil der deutschen Helden. Viele Schriften wurden verfasst, welche ihn als kämpferisches Vorbild und Garant für die deutschen Freiheit und Unabhängigkeit lobpreisten.

Die wichtigste literarische Bearbeitung stammt von Daniel Caspar von Lohnstein. (1635-1683λ[1] Diese Schrift richtete sich gegen die französische Eroberungspolitik in Richtung Rheingrenze. Dieser Arminius - Roman wurde zum Loblied der deutschen Tapferkeit und Tugenden; „keine Schlacht der Antike konnte ohne Mithilfe der kriegstüchtigen Deutschen gewonnen werden“. Der Umschwung des Arminius zu der politischen Auffassung von der deutschen Nation kam mit der Französischen Revolution und besonders mit den Befreiungskriegen unter Napoleon. Nach der Niederlage Österreichs und Preußens wuchs der Wunsch nach der Zurückdrängung der französischen Besatzungsmacht.

Jetzt war der Mythos um Arminius verbunden mit der Vorstellung von einer nationalen Einheit in einem geeinten Vaterland, gegen einen gemeinsamen, übermächtig erscheinenden Feind.[2]

2) das Hermannsdenkmal

Das Hermannsdenkmal ist im Kontext der nationalen Einigung zu verstehen. Deutschland bestand zu jener Zeit aus 38 souveränen Einzelstaaten. 1815 wurde der deutsche Bund gegründet.

Trotz diverser Schwierigkeiten wurde 1838 der Grundstein für das Denkmal gelegt und der Sockel auf der Grotenburg errichtet.

Der Platz auf welchem das Denkmal stehen sollte, war eine altgermanische Wallburg. Dabei handelt es sich um einen Hünenring, der auf einer 500 m langen und 400 m breiten Hochfläche liegt.

Der Plan dem Cheruskerfürsten an dieser Stelle ein weithin sichtbares Denkmal zu setzen, stammt von Ernst von Bandel. Dieser hat sein gesamtes Privatvermögen geopfert, um das Arminiusdenkmal zu errichten. 1838 begannen die Bauarbeiten. Im Sommer 1875, also 37 Jahre später, sah das

Denkmal seiner Vollendung entgegen[3].

2.1) Die Baugeschichte

Der Bau begann 1838 aber schon lange vor dem Baubeginn wurden in vielen Teilen Deutschlands Vereine gegründet, die Geld sammelten um den Bau des Denkmals zu unterstützen. Im Jahre 1846 wurde der Sockel des Denkmals fertiggestellt. Durch die Revolution im Jahre 1848, wurden die Bauarbeiten eingestellt. Bis 1863 ruhte das Vorhaben, auch deswegen, weil die finanziellen Mitteln fehlten, ebenso war das politische Interesse an dem Bauvorhaben leicht zurückgegangen. Als 1870 / 1871 der Deutsch - Französische - Krieg vorüber war und das Deutsche Reich ausgerufen wurde, gingen die Bauarbeiten an dem Denkmal weiter. Durch große Spenden, unter anderem von hochrangigen Politikern und sogar von Kaiser Wilhelm I, konnte das Denkmal bei Detmold im Jahre 1875 eingeweiht werden.[4]

Bei dem Denkmal handelt es sich um eine Kombination von einem Bau- und einem Figurendenkmal. Der Sockel wurde aus Sandstein gebaut.

Darauf thront die Figur des Hermann, welche bis zur Schwertspitze 26,57 Meter hoch ist. Das Schwert des Hermann ist 7 Meter lang und wiegt 11 Zentner. Die Figur das Hermannsdenkmals besteht vorwiegend aus gotischen Elementen. Besonders wird der gotische Baustil in der sogenannten „Ruhmeshalle“ deutlich, welche im Sockel untergebracht ist. In dieser Halle sollten ursprünglich berühmte Deutsche verewigt werden. Dieser Plan konnte aber nicht werden, da dieser Teil des Monuments unvollendet blieb.

In dem Unterbau sind verschiedene Inschriften zu finden. Diese reichen von Auszügen aus den „Annalen des Tacitus“ bis zu Bezugnahmen auf die „Befreiungskriege und die Reichsgründung“. Vor der sogenannten „Bandelhütte“ , in welcher der Erbauer des Denkmals lebte, erinnern zwei Gedenksteine an die Einweihung im August 1875.[5]

Das besondere an der Figur des Hermann ist sein Schwert, welches durch den Arm emporgestreckt Richtung Westen zeigt. Diese Haltung wird als Warnung Richtung Frankreich gedeutet.[6] Diese Interpretation geht auf die Deutsch -

Französische Erbfeindschaft zurück. Diese Findschaft galt als beendet, als Deutschland im Deutsch - Französischen - Krieg als Sieger hervorging..

Das Schwert trägt die Inschrift: Deutsche - Einigkeit - Meine - Stärke; Meine - Stärke - Deutschlands - Macht. Auf dem Schild prangt die die Inschrift: Treuefest.

2.2) Der Erbauer

Wie oben bereits erwähnt, ging die Idee des Hermannsdenkmals auf Ernst von Bandel zurück. Er wurde am 17. Mai 1800 im bayerischen Ansbach geboren. Seine Schulzeit verbrachte er in Ansbach und in Nürnberg. Mit sechzehn Jahren begannen seine Lehrjahre in München auf der „Bauschule der Akademie“. Nur zwei Jahre später entstanden die ersten Zeichnungen für das „Hermannsdenkmal“ oder die „Arminiussäule“, wie Bandel sein Bauwerk selbst gern nannte. In den Jahren 1822 und 1823 arbeitete er am „schönen Brunnen“ in Nürnberg. Von 1825 bis 1827 ging er zum Studium nach Italien. Mit seiner Frau Karoline besuchte er Rom und Neapel. Aus seinen Erinnerungen geht hervor, dass sie ihn in seinem Engagement für das Hermannsdenkmal bestärkte.

Von 1847 bis 1848 lebte und arbeitete er in Detmold und stellte den Unterbau für das Denkmal fertig, welcher 1838 eingeweiht wurde. Danach geriet der Bau ins Stocken. Während dieser Zeit verfielen die Werkstätten auf der Grotenburg. Die Kupferplatten für die Figur des Hermann wurden nach Detmold gebracht, nachdem einige auf der Grotenburg gestohlen wurden. Mit der Unterstützung von Ingenieuren entwickelte Bandel die Konstruktion des inneren Eisengerüsts. Dieses stellte ein schwieriges technisches Problem dar, da die Kupferplatten der großen Figur von Innen her zusammengehalten werden mussten. Im Jahr 1862 wurde der Bau an dem Koloss wieder aufgenommen. Bandel schuf die technischen Voraussetzungen für die Montage der Figur auf den Sockel. Die zeitraubenden Verhandlungen mit verschiedenen Stahlfirmen über die Konstruktion des Eisengerüstes verzögerten die Arbeiten. Den Zuschlag für das Eisengerüst erhielt die Stahlfirma Krupp. Ab Herbst 1873 wohnte Bandel in einer kleinen Blockhütte, um die Bauarbeiten auf „seinem Berg“ ständig zu bewachen.

[...]


[1] Unverfehrt, Gerd: Arminius als nationale Leitfigur. In: Ekkehard Mai, Stephan Waetzoldt (Hrsg): Kunstverwaltung, Bau - und Denkmalpolitik im Kaiserreich. Berlin, 1981, S. 315 - 340

[2] Dörner, Andreas: Politischer Mythos und Symbolische Politik. Sinnstiftung durch symbolische Formen. Opladen 1995

[3] Althoff - Lux, Stephanie (Hrsg): 125 Jahre Hermannsdenkmal: Nationaldenkmale im historischen und politischen Kontext, Lemgo 2001

[4] Althoff - Lux, Stephanie (Hrsg): 125 Jahre Hermannsdenkmal: Nationaldenkmale im historischen und politischen Kontext, Lemgo 2001

[5] Rouwen, Matthias: Das Hermannsdenkmal. GRIN - Verlag 2008

[6] Klaus, Anna - Lena: Inszenierte Nation - Das Nationaldenkmal im 19. Jahrhundert. Die Walhalla und das Hermannsdenkmal. Tectum - Verlag, 2008

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Details

Titel
Wie das Hermannsdenkmal Sinnbild germanischer Tugenden wurde. Die Nutzung des Heldenepos für die nationalsozialistische Rassenideologie
Hochschule
FernUniversität Hagen
Veranstaltung
Politische Kultur- und Sozialgeschichte
Autor
Jahr
2013
Seiten
18
Katalognummer
V289023
ISBN (eBook)
9783656893943
ISBN (Buch)
9783656893950
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hermannsdenkmal, Germanen, Tugenden, Heldenepos, Rassenideologie, Nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Sylvia Reidemeister (Autor:in), 2013, Wie das Hermannsdenkmal Sinnbild germanischer Tugenden wurde. Die Nutzung des Heldenepos für die nationalsozialistische Rassenideologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289023

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