Die Talkshow "Günther Jauch" als Moderationsphänomen


Hausarbeit, 2014

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Format Talkshow

3. Analyse des Settings und der rhetorischen Situation

4. Der Moderator - Günther Jauch

5. Der Moderator als Orator?

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Günther Jauch ist einer der berühmtesten und beliebtesten Moderatoren im deut­schen Fernsehen. Daher bietet es sich an, am Beispiel seiner Talkshow Günther Jauch das Phänomen der Talkshowmoderation zu untersuchen.

Ziel dieser Arbeit ist es Ansätze aufzuzeigen, inwieweit die rhetorische Theorie auf das Format Talkshow sinnvoll zu übertragen ist. Grundlage für diese Betrach­tung sind verschiedene Aufsätze aus dem Historischen Wörterbuch der Rhetorik, welche sich mit dem aus rhetorischer Perspektive relativ neuen Phänomen der Moderation, genauer der Talkshowmoderation, beschäftigen. Darüber hinaus wird versucht, Schnittpunkte zwischen der klassischen Rhetoriktheorie und dem Phänomen der Talkshowmoderation, am Beispiel von Günther Jauch als Mode­rator der gleichnamigen Talkshow, aufzuzeigen. Die Schwierigkeit dabei liegt da­rin, dass es zum momentanen Zeitpunkt eine sehr geringe Auswahl an wissen­schaftlichen Arbeiten zu diesem Thema gibt. Aufgrund dieser schwierigen Quel­lenlage ist es notwendig auch nicht-wissenschaftliche Artikel der klassischen Me­dien miteinzubeziehen, hierbei ist eine kritische Vorgehensweise unerlässlich.

Zunächst wird durch die allgemeine Vorstellung des Formats Talkshow ein Über­blick über die Thematik gegeben werden, um dann auf die Besonderheiten der Sendung Günther Jauch einzugehen. Im Mittelpunkt der Analyse stehen zu­nächst das Setting und die rhetorische Situation der Sendung, von wo aus der Blick dann auf den Moderator selbst gerichtet wird. In diesem Zusammenhang wird ein kurzer Überblick über die Person Jauch und seinen beruflichen Werde­gang gegeben. Danach wird die Rolle Jauchs als Talkshow-Moderator in Bezug auf die Rhetoriktheorie Knapes thematisiert und die Frage erörtert, inwieweit Jauch als Moderator auch Orator ist, um letztendlich die Frage beantworten zu können, ob eine Analyse des Formats Talkshow aus rhetorische Perspektive möglich ist.

2. Das Format Talkshow

Die Sendung Günther Jauch ist eine wöchentliche Talkshow, welche im Auftrag der ARD von der Produktionsfirma iuTV produziert wird. Moderiert wird sie von dem gleichnamigen Moderator Günther Jauch, der als Namensgeber zum zent­ralen Identifikationsmerkmal der Sendung für das TV-Publikum wird.[1] Das For­mat Talkshow, welches ein Produkt der elektronischen Massenmedien ist, be­steht hauptsächlich aus einem Gespräch zwischen zwei oder mehreren Perso­nen und bedient sich hauptsächlich des Mediums Fernsehen. Talkshows sind seit Jahren fester Bestandteil der nationalen und internationalen TV-Landschaft. Zum einen aufgrund der relativ geringen Produktionskosten und zum anderen wegen ihrer Flexibilität und Aktualität.[2] Der Moderator übernimmt die Leitung des Gesprächs über gesellschaftlich relevante Themen und führt so durch die Sen­dung. Die Gästeauswahl ist themenspezifisch. In anderen Talkshowformaten füh­ren auch Moderatorenduos durch die Unterhaltung, wie zum Beispiel Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burkhardt in der NDR Talk Show.

Beim Format der Talkshow ist nach Plake zwischen der Debatten-, Personality- und Bekenntnis-Show als den drei idealtypischen Hauptformen zu unterschei­den. Die Personality-Show fokussiert meist prominente Gäste und die Bekennt­nis-Show soll intime und emotionale Themen behandeln. Im Gegensatz dazu steht die Debatten-Show, die politische und gesellschaftlich, relevante Themen thematisiert. Günther Jauch ist auf Grund der Themenauswahl und seiner Kon­zeption eine Debatten-Show.[3] Die Auswahl der Gäste und deren Drang zur Selbstpräsentation ist ein nicht zu unterschätzender Faktor für den Erfolg einer Talkshow. Es ist zwischen vier verschiedenen Gäste-Typen zu unterscheiden, der TV-Prominenz, Gästen aus Wirtschaft und Politik, Experten sowie Normal­bürgern. Für Gäste aus den ersten drei Kategorien, besonders für Politiker und

Prominente stellt eine Talkshow eine willkommene Gelegenheit dar, um ihr Image zu verbessern und in der Öffentlichkeit präsent zu sein.[4]

Darüber hinaus ist bei Talkshows eine klar erkennbare Struktur unerlässlich, wel­che der Sendung trotz wechselnder Themen einen Wiedererkennungswert gibt.[5] Bei Günther Jauch sind dies beispielsweise der Trailer, welcher jede Sendung einleitet, die Begrüßung durch den Moderator. Außerdem die Farbgebung und das Logo der Show, welches während der kompletten Sendezeit von 60min, im linken unteren Bildrand zu sehen ist. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg einer Talkshow ist der Sendeplatz. Günther Jauch wird wöchentlich sonntags um 21:45Uhr live in der ARD ausgestrahlt und gilt als Flaggschiff der deutschen TV- Unterhaltung.[6]

3. Analyse des Settings und der rhetorischen Situation

Das Setting spielt eine entscheidende Rolle, weil es einen großen Wiedererken­nungswert darstellt und im Gegensatz zum Thema der Sendung eine bestehende Konstante ist. Günther Jauch als Gastgeber begrüßt zu Beginn einer jeden Sen­dung seine Gäste und das TV-Publikum in seinem Studio. Bereits zuvor erhalten die TV-Zuschauer in einem circa 20sekündigen Vorspann einen Überblick über das Setting. Berlin wird aus der Vogelperspektive gezeigt, Bilder der berühmten Sehenswürdigkeiten werden eingeblendet. Nach und nach wird der Tag zum Abend und schlussendlich zur Nacht. Die letzten Bilder des Vorspanns sind Nah­aufnahmen des Gasometers in Berlin-Schönefeld am Abend, dem Ort der Talk- show.[7] Diese Einleitung ist als filmische Metapher für den Slogan „GÜNTHER JAUCH ist der Polittalk aus dem Herzen der Hauptstadt"[8] zu verstehen. Der Standort Berlin, als Ort einer politischen Talkshow, soll dem Zuschauer eine un­mittelbare Nähe zu den politischen Entscheidungsorganen der Bundesrepublik, dem Bundestag und seinen Abgeordneten, suggerieren. Der denkmalgeschützte Gasometer als Setting ist ein bewusst gewähltes Alleinstellungsmerkmal, um sich von den konkurrierenden Formaten abzusetzen, welche meist in einem klassi­schen TV-Studio produziert werden. Im Zentrum des Studios befindet sich ein leicht erhöhtes Podest, auf diesem stehen, je nach Anzahl der Gäste, Sessel in einem Halbkreis, welcher zum Publikum hin geöffnet ist. Im Studio haben bis zu 270 Zuschauer Platz. Jauch betont in einem Interview mit dem Spiegel, dass er das Präsenz-Publikum für immens wichtig hält, da demokratische Prozesse, und dazu zählt er seine eigene Sendung, grundsätzlich in der Öffentlichkeit stattfin­den sollten.[9]

Durch das Präsenzpublikum, die Talk-Gäste und TV-Zuschauer ergeben sich verschiedene Kommunikationskreise. Im Fall der Talkshow Günther Jauch sind dies zunächst einmal der innere Kreis. In diesem befindet sich Günther Jauch als Moderator und sein Gast beziehungsweise seine Gäste, welche sich aus rheto­rischer Perspektive in einer face-to-face-Situation befinden. Die anwesenden Zu­schauer, das Präsenzpublikum, bilden den mittleren Kreis und ersetzen damit „das eigentliche, raumzeitlich abwesende, dispere Publikum"[10], welches den drit­ten und letzten, den äußeren Kreis bildet. Die Talkshow, welche eigentlich der sekundärmedialen Kommunikation zugeordnet wird, soll durch das Präsenzpub­likum einen primärmedialen Charakter erlangen.[11] Im Format Günther Jauch fin­det die primäre Kommunikation im inneren Kreis statt. Jedoch kann auch der äu­ßere Kreis sich über soziale Medien, wie Twitter, Facebook und E-Mail zu Wort melden, wobei diese Kommentare und Meinungen der Zuschauer von der Re­daktion ausgewählt werden und so eine Selektion stattfindet. Durch die verschie­denen Kommunikationsebenen ergibt sich für den Moderator Günther Jauch die Schwierigkeit, dass er nicht nur ein situatives Handlungskalkül entwickeln muss, sondern auch ein sekundärmediales, um so auch die TV-Zuschauer in ihren Wohnzimmern zu erreichen. Diese rhetorische Interventionspräsenz Günther

[...]


[1] Vgl. Böhme, Katie, Knape, Joachim: Talkshow. In: Gert Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Band 9. Tübingen, 2009. Sp. 436.

[2] Vgl. Schulte, Gerhard, Buchholz, Axel: Fernseh-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. Berlin, 82011. S.237.

[3] Vgl. Böhme, Talkshow. Sp. 434.

[4] Vgl. Böhme, Talkshow. Sp. 436.

[5] Ebd.

[6] Wenzel, Sven: Günther Jauch [ARD] - Der Brave, der Harmlose, der Erklär-Bär. In: Prof. Dr. Thomas Leif: die talk-republik. Köpfe - Konzepte - Kritiker. Koblenz, Landau, 2012. S.14.

[7] http://daserste.ndr.de/guentherjauch/guentherjauch103.html (01.11.2014).

[8] Siehe Anhang. Erklärung der Talkshow Günther Jauch von der Produktionsfirma iuTV. https://iutv.de/produktion/guenther-jauch (14.10.2014). Z.2.

[9] Tuma, Thomas: Ich bin angstfrei. In: Der Spiegel. 26/2011. S.136.

[10] Böhme, Talkshow. Sp. 435.

[11] Vgl. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Talkshow "Günther Jauch" als Moderationsphänomen
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Seminar für Allgemeine Rhetorik)
Veranstaltung
Proseminar Moderation aus rhetorischer Perspektive
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V288947
ISBN (eBook)
9783656891888
ISBN (Buch)
9783656891895
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Talkshow, Günther Jauch, Moderation, Rhetorik, Moderationsphänomen
Arbeit zitieren
Carina Klara Moser (Autor:in), 2014, Die Talkshow "Günther Jauch" als Moderationsphänomen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288947

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