Identitätsbildung und deren Bedingungen

Soziale Identität


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Identitätsbildung nach Georg Herbert Mead
2.1 Die Entstehung der Identität durch die Gesellschaft
2.2 Sprache/ Kommunikation als unabdingbarer Faktor
2.3 Spiel, Wettkampf und der (das) verallgemeinerte Andere, eine weitere Voraussetzung der Identitätsbildung
2.4 Die Entstehung des Selbstbewusstsein/Identitätsbewusstsein
2.5 Die Bestandteile der Identität: Me, I and Self
2.6 Identitätsbildung ohne gesellschaftliche Prozesse

3 Fazit

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Schlägt man das Lexikon auf, findet man Definitionen wie, „Identität, (die), völlige Gleichheit, das Sich-gleich-bleiben.“[1] oder „Persönlichkeit, in Ethik u. Bildungslehre Idealbegriff zu Individualität.“[2] Identität ist ein sehr abstrakter Begriff und nur schwer zu fassen. Gleichheit und Individualität schließen sich im Bezug auf Identität jedoch nicht unbedingt aus. Es gibt Dinge, in denen Menschen erst gleich sein müssen, um sich von anderen unterscheiden zu können. „Wir müssen uns von anderen Menschen unterscheiden, und das geschieht dadurch, daß wir etwas tun, das andere Menschen nicht oder nicht so gut tun können.“[3] Diese Aussage von Georg Herbert Mead macht deutlich, dass Menschen unterschiedliche Fähigkeiten besitzen, durch welche sie sich von anderen Menschen abheben beziehungsweise unterscheiden. Diese Unterscheidung wird jedoch erst im Vergleich zwischen Menschen sichtbar. Ohne diese können wir keinen Vergleich ziehen und wüssten somit nicht, dass wir individuell sind. Somit ist eine Voraussetzung gegeben. Die Gesellschaft beziehungsweise Gemeinschaft. „Ein Mensch hat eine Persönlichkeit, weil er einer Gemeinschaft angehört, weil er die Institutionen dieser Gemeinschaft in sein eigenes Verhalten hereinnimmt.“[4] Diese ist jedoch wiederum an eine weitere Vorrausetzung gebunden. Die Gleichheit spiegelt sich in dieser wieder. Um in einer Gesellschaft existieren zu können, benötigt der Mensch einige Voraussetzungen um Mitglied dieser zu werden, wie zum Beispiel die Sprache. Durch eine allgemeingültige Sprache oder allgemeingültige Symbole können wir uns verständigen. Im Bezug auf diese und andere Dinge, wie zum Beispiel gesellschaftliche Werte und Normen können wir auf gleicher Ebene miteinander kommunizieren. „Wir können nicht wir selbst sein, solange wir nicht auch an gemeinsamen Haltungen Anteil haben, durch die die Haltungen aller Mitglieder kontrolliert werden. Wir können keine Rechte haben, solange wir keine gemeinsamen Haltungen in uns haben.“[5] In diesem Punkt ähneln wir uns.

Doch wie entstehen die Identität und das Bewusstsein eines Selbst und sind sie von Anfang an vorhanden oder muss man sie erst erarbeiten? Demnach stellt sich die Frage, welche weiteren Faktoren für eine Identitätsbildung notwendig sind und was passiert, wenn diese nicht vorhanden sind. Georg Herbert Mead versucht in seinem Buch, „ Geist, Identität und Gesellschaft“, anhand verschiedener Bedingungen die Identitätsbildung zu erläutern. Er ist Begründer des Symbolischen Interaktionismus.[6] Dies spiegelt sich auch in seinem Werk wieder. „Mead hat einen prozessualen Ansatz zur Erklärung des Verhältnisses zwischen Individuum und Gesellschaft verfolgt, der die Bedeutung des Individuums als Gestalter seiner Welt herausstellt.“[7] Im Folgenden wird die Identitätsbildung anhand der verschiedenen Bedingungen erläutert. Es wird auch kurz erklärt, was passiert wenn einige Bedingungen nicht erfüllt werden können und es möglicherweise nicht zu einer Identitätsbildung kommt.

2 Identitätsbildung nach Georg Herbert Mead

Nach Georg Herbert Mead müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, um eine Identität ausbilden zu können. Hierbei spielt die Gesellschaft, die Sprache und die verschiedenen Phasen, welche ein Kind durchlaufen muss, eine wichtige Rolle.

2.1 Die Entstehung der Identität durch die Gesellschaft

Um eine Identität zu erlangen beziehungsweise, damit sich eine Identität entwickeln kann, benötigt man, nach Georg Herbert Mead, die Gesellschaft. Nur durch diese kann es zur Identitätsbildung kommen.[8] Identität ist nicht von Anfang an vorhanden. „Die Identität ist nicht etwas, das zuerst existiert und dann in Beziehung zu anderen tritt. Sie ist sozusagen ein Wirbel in der gesellschaftlichen Strömung und somit immer noch Teil dieser Strömung.“[9] Sie entwickelt sich erst „[…] innerhalb des gesellschaftlichen Erfahrungs- und Tätigkeitsprozesses, das heißt im jeweiligen Individuum als Ergebnis seiner Beziehungen zu diesem Prozeß als Ganzem und zu anderen Individuen innerhalb dieses Prozesses.“[10] Die kooperativen Tätigkeiten tragen maßgeblich zur Bildung der Identität bei. „Wenn wir eine Identität erlangen, erlangen wir auch ein bestimmtes Verhalten, einen bestimmten gesellschaftlichen Prozeß, der die wechselseitige Beeinflussung verschiedener Individuen voraussetzt und gleichzeitig impliziert, daß die einzelnen Individuen irgendeiner kooperativen Tätigkeit nachgehen.“[11] Jedoch genügt es nicht, die Haltungen anderer zu internalisieren. Das Individuum muss auch die Haltungen gegenüber den verschiedenen Abschnitten der gemeinsamen gesellschaftlichen Tätigkeiten beziehungsweise die Aufgaben in gesellschaftlichen Prozessen übernehmen, da es Teil dieser wird beziehungsweise ist.[12] „[…] nur insoweit er die Haltungen der organisierten, auf Zusammenarbeit beruhenden gesellschaftlichen Tätigkeiten, mit denen sich diese Gruppe befaßt, annimmt, kann er eine vollständige Identität entwickeln und die, die er entwickelt hat, besitzen.“[13] So kann das Individuum als Ganzes, eine Identität ausbilden.

Mit dem Begriff der Errichtung einer Institution, versucht Mead zu verdeutlichen, dass die Reaktion der Gemeinschaft auf das Individuum institutionalisiert wird, das heißt, dass die Gemeinschaft gegenüber dem Individuum beziehungsweise dem Einzelnen immer gleich handelt.[14] Diese Normen, welche die Mitglieder einer Gesellschaft oder Gemeinschaft verinnerlicht haben und somit auf einer Ebene miteinander kommunizieren können, sind durchaus auch veränderbar.[15] „Wir können die Dinge verändern; wir können darauf bestehen, die Normen der Gemeinschaft zu verbessern. Wir sind durch die Gemeinschaft nicht einfach gebunden. Wir stehen in einem Dialog, in dem unsere Meinung von der Gemeinschaft angehört wird; ihre Reaktion wird davon beeinflußt.“[16] Anhand Meads Beispiels, des Gerichtstages eines Mannes, welcher sich gegenüber der Gemeinschaft rechtfertigen muss, wird dies nochmals verdeutlicht.[17] Durch diesen reflektiven Prozess, in dem ein Individuum vielleicht nochmal seine Meinung revidiert, entwickelt sich so die Identität. „Cogito ergo sum“, „ich denke also bin ich“. Ein Zitat Réne Descartes, welches durchaus in Zusammenhang mit der Thematik passt, verdeutlicht die Rolle des Denkprozesses im Bezug auf die Identität.

Der Denkprozess hat ebenso eine sehr bedeutende Rolle im Hinblick auf den Begriff Identität und den gesellschaftlichen Prozess.[18] „Das Denken oder der intellektuelle Prozeß – die Verinnerlichung und innere Dramatisierung der äußeren Übermittlung signifikanter Gesten durch den Einzelnen, als sein wichtigstes Mittel, andere, zur selben Gesellschaft gehörige Wesen zu beeinflussen -, ist die früheste Erfahrungsphase in der Genesis und Entwicklung der Identität.“[19] Denn das „Denken bereitet die gesellschaftliche Handlung vor.“[20] Der Denkprozess ist „[…] eine Übermittlung von Gesten, die auf ihrer höchsten Stufe die Übermittlung des Gedachten an Zuhörer impliziert.“[21] Mead unterscheidet zwischen dem Bewusstsein von erfahrenen Objekten und der Identität.[22] Seiner Meinung nach, kann der Mensch zwischen subjektiven und reflektiven Erfahrungen unterscheiden.[23] Bei der Reflexion haben nur wir allein den Zugang zu dieser.

Mead greift mehrere Beispiele auf um die Unterscheidungen deutlich zu machen. Bilder der Erinnerung zum Beispiel, sind ebenfalls nur uns zugänglich, bis wir sie publik machen.[24] Niemand weiß was der andere denkt oder sieht, man kann es mit Hilfe der Sprache jedoch beschreiben. Der Autor versucht anhand der Beispiele sichtbar zu machen, dass diese Typen von Objekten, das Bewusstsein und der Denkprozess, nur dem Individuum selbst zugänglich sind. Er möchte drauf hinweisen, „[…] daß die Identität eine gewisse Struktur hat, die sich aus dem gesellschaftlichen Verhalten entwickelt und leicht von der sogenannten subjektiven Erfahrung dieser spezifischen Gruppe von Objekten zu trennen ist, zu denen nur der Organismus Zugang hat- das ihnen gemeinsames Merkmal, daß sie nur privat zugänglich sind, bringt sie nicht zusammen.“[25] Der Denkprozess benötigt die Gesellschaft, sowie es die Identität zur Entwicklung benötigt. Beides sind Ursprünge der gesellschaftlichen Natur.[26]

[...]


[1] Bertelsmann Volkslexikon (1956), S.810.

[2] Ebenda, S.810.

[3] Mead, Georg Herbert (1973), S.252.

[4] Ebenda, S.204.

[5] Ebenda, S.206.

[6] Kopp, Johannes/ Schäfers, Bernhard (Hrsg.) (2010), S.245.

[7] Abels, Heinz (2004), S.35.

[8] Vgl. Mead, Georg Herbert (1973), S.207.

[9] Mead, Georg Herbert (1973), S.225.

[10] Ebenda, S.177.

[11] Ebenda, S.208.

[12] Vgl. Mead, Georg Herbert (1973), S.197.

[13] Ebenda, S.197.

[14] Vgl. ebenda, S.210.

[15] Vgl. ebenda, S.211.

[16] Ebenda, S.211.

[17] Vgl. ebenda, S.211.

[18] Vgl. ebenda, S.216.

[19] Ebenda, S.216.

[20] Ebenda, S.184.

[21] Mead, Georg Herbert (1973), S.184.

[22] Vgl. ebenda, S.208.

[23] Vgl. ebenda, S.209.

[24] Vgl. ebenda, S.209.

[25] Ebenda, S.209.

[26] Vgl. ebenda, S.216.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Identitätsbildung und deren Bedingungen
Untertitel
Soziale Identität
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Soziale Idenität
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
15
Katalognummer
V288559
ISBN (eBook)
9783656887935
ISBN (Buch)
9783656887942
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
identitätsbildung, bedingungen, soziale, identität
Arbeit zitieren
Lisa-Marie Trog (Autor:in), 2010, Identitätsbildung und deren Bedingungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288559

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