Unterrichtsstunde zur deutschen Nationalhymne


Unterrichtsentwurf, 2012

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALT

Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

Bemerkungen zur Lerngruppe

Legitimation des Gegenstandes

Didaktische Reduktion

Begründung der didaktisch-methodischen Entscheidungen

Anhang:

Literaturverzeichnis:

Thema der Unterrichtsreihe:

Auf dem Weg zu Einheit und Freiheit – Deutschland im 19. Jahrhundert

Thema der Unterrichtsstunde:

(6. Std. in der Reihe)

Historisches Lied als Medium gesellschaftlicher Stimmungen – Das Lied der Deutschen als Zeugnis eines nationalen Bewusstseins?

Thema der vorhergehenden Stunde:

Das Hambacher Fest – eine staatsfeindliche Demonstration?

Thema der nächsten Stunde:

Ist die Revolution noch aufzuhalten? Die Opposition im Vormärz meldet sich zu Wort.

Zentrales Stundenziel:

Die Schülerinnen und Schüler erfassen die methodischen Arbeitsschritte der Liedinterpretation als Beispiel für die Erschließung eines Liedes als historische Quelle, indem sie in Gruppenarbeit das Lied der Deutschen interpretieren und abschließend grundlegende Arbeitsschritte zur Informationsentnahme und Erkenntnisgewinnung aus Liedquellen reflektieren.

Teillernziele:

- Die Schülerinnen und Schüler verbessern ihre Sachkompetenz, indem sie in der Nationalhymne Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart identifizieren. TZ-1
- Die Schülerinnen und Schüler verbessern ihre Sachkompetenz, indem sie die nationalen Forderungen aus dem Lied der Deutschen herausarbeiten und das Lied in den historischen Kontext einordnen. TZ-2
- Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ihre Methodenkompetenz, indem sie das „Lied der Deutschen“ analysieren und seine Bedeutung damals und heute herausarbeiten. TZ-3
- Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Urteilskompetenz, indem sie zur Wichtigkeit einer Nationalhymne auf Basis ihrer Ergebnisse Stellung nehmen. TZ-4

Einordnung der Stunde in die Unterrichtsreihe

Kursiv geschrieben werden die im Unterricht eingesetzten historischen Lieder.

Bemerkungen zur Lerngruppe

Die Klasse 7c besteht aus 28 Schülerinnen und Schülern. Ich unterrichte seit diesem Schuljahr eigenständig in der Lerngruppe.

Die Lerngruppe stellt sich in großen Teilen als sehr interessiert am Geschichtsunterricht dar. Der Kurs verhält sich mir gegenüber mehr als aufgeschlossen, akzeptierte mich sofort als Lehrperson und ist in offenen Gesprächsphasen sehr diskussionsfreudig. Es herrscht ein sehr gutes Klima zwischen mir und der Lerngruppe, was daran liegt, dass ich bereits mehrfach auch außerhalb des Unterrichts Aktivitäten dieser Klasse begleitet habe (Skifahrt, Suchtpräventionstage, Projektwoche…). Hierin sehe ich teilweise dahingehend ein Problem, dass die Lerngruppe nur schwer zwischen dem „Betreuer“ und dem Lehrer unterscheiden kann. Zusätzlich wird die Klasse in nahezu allen Fächern sehr oft unruhig und lenkt sich teilweise gegenseitig vom Unterricht ab. Die Lehrkräfte der Klasse versuchen nun dem gemeinsam entgegenzuwirken, indem mit der Lerngruppe ein „Vertrag“ geschlossen wurde, der gewisse Handlungsanweisungen für beide Seiten vorgibt. Es soll den Lernenden öfter die Chance zu einer Murmelphase gegeben werden, um einen kurzen Austausch zu ermöglichen. Dies soll zwei Murmelphasen nicht überschreiten und diese werden über vorher ausgemachte Zeichen auch gemeinsam wieder beendet.

Die Heterogenität der Lerngruppe reicht von sehr schwachen Schülerinnen und Schülern (Ja., Mr. – beide im „Komm-Mit“-Programm - Annika und Nik) über ein breites Mittelfeld, welches sich wenig aber regelmäßig meldet, hin zu den Lernenden, welche den Unterricht tragen (Hg., Jn., La., Al., Bn).

Die Klasse beschäftigt sich seit einigen Stunden mit dem Reihenthema „Auf dem Weg zu Einheit und Freiheit – Deutschland im 19. Jahrhundert“. Sie besitzt Kenntnisse über die Französische Revolution und die anschließenden Entwicklungen bis hin zur Ausbreitung durch die Person Napoleons über Mitteleuropa. Die Restauration mit dem Höhepunkt des Wiener Kongresses, das Wartburgfest und die Karlsbader Beschlüsse sind ihr ebenso bekannt, wie das Hambacher Fest. Zusätzlich beschäftigte sich die Klasse mit nationalen Entwicklungen und kennt zumindest in Ansätzen die liberalen Forderungen der Zeit (Gleichheit, Freiheit, Gewaltenteilung, Pressefreiheit) und die nationalen Bestrebungen nach Einheit in einem Nationalstaat.

Der methodische Schwerpunkt der Reihe, das Interpretieren von Liedern als historische Quelle, wurde bisher nur gestreift, indem die Lerngruppe bereits einmal ein Polaritätsprofil bearbeiten sollte. Ihr ist bekannt, dass man dadurch das Zusammenspiel von Text und Melodie thematisieren und zusätzlich deutlich gemacht werden kann, dass verschiedene Menschen dieselben Stücke ganz unterschiedlich wahrnehmen.*

An der Stelle des Lernprozesses hole ich die Lernenden ab und möchte in dieser Unterrichtsstunde das methodische Arbeiten mit historischen Liedern gezielt schulen.

Die Methode der Gruppenarbeit kennen die Schülerinnen und Schüler aus einigen vorhergehenden Stunden und sind mit den Durchführungsphasen durchaus vertraut.

Legitimation des Gegenstandes

Das zu behandelnde Reihenthema Auf dem Weg zu Einheit und Freiheit – Deutschland im 19. Jahrhundert wird durch den „Kernlehrplan für das Gymnasium – Sekundarstufe I (G8) in Nordrhein-Westfalen“ für das Fach Geschichte legitimiert. Unter dem Inhaltsfeld 7 „Europa wandelt sich“ bildet die Revolution in Deutschland 1848/1849 und die deutsche Einigung 1871 einen möglichen Schwerpunkt. Speziell bei diesem Thema ist eine Verknüpfung mit einer der zentralen Anforderungen am Ende der Sekundarstufe I, der Überlegung eine Selbstvergewisserung über die historischen Grundlagen des eigenen Gemeinwesens zu ermöglichen und hier die Nationalgeschichte hinreichend zu betrachten, angemessen.§ Zusätzlich wird ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein gefördert, wenn die Lernenden erfahren, dass eine Kenntnis der Vergangenheit über die Interpretation von Quellen gewonnen werden kann.** Die Schülerinnen und Schüler sollen elementare Schritte der Interpretation von (Text-) Quellen kennenlernen und sach- und themengerecht anwenden.††

Das schulinterne Curriculum Sek. I im Fach Geschichte‡‡ sieht die Behandlung des deutschen Wegs zum Nationalstaat und hier besonders die Begriffe Nationalismus, Nationalstaat und Liberalismus als Schwerpunkt vor.

Im Bezug darauf bietet das Stundenthema eine grundlegende Basis zum Verständnis der darauf folgenden Revolution in Deutschland 1848/49. Die Forderungen nach einem Nationalstaat eignen sich sehr gut, um sich exemplarisch mit den damaligen nationalen Bestrebungen auseinanderzusetzen. Anhand dieses Themas können die Schülerinnen und Schüler die methodischen Arbeitsschritte der Analyse eines Liedes als historische Quelle erfassen und diese auf einer Metaebene für den weiteren Verlauf der Reihe und die Anwendung auf andere historische Lieder reflektieren.

Durch die Nebeneinandererstellung der nationalen und liberalen Forderungen auf der einen und der restaurativen Tendenzen auf der anderen Seite in dieser Reihe, wird den Schülerinnen und Schülern deutlich, wie sich Europa wandelt und zu welchen explosiven Entwicklungen solche aufeinanderprallenden Vorstellungen führen können. Auch der Lebensweltbezug durch den Vergleich mit aktuellen Revolutionen führt zu vertiefenden Einsichten. Des Weiteren ist die Beschäftigung mit dem Streben der europäischen Bürger nach Einheit und Freiheit in dieser Zeit die Grundlage für das lange 19. Jahrhundert, welches mit dem Ersten Weltkrieg sein Ende finden sollte.

So entwickeln die Schülerinnen und Schüler in Ansätzen relevante Kategorien zum Verständnis späterer historischer Entwicklungen (z.B. Reichseinigung 1871, Einigungsgedanken in der Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts und auch aktuelle europäische Einheitsbestrebungen).

Am Beispiel der Entwicklung von Einheit und Freiheit in Deutschland im 19. Jahrhundert lassen sich somit prinzipielle Einsichten über vorstellbare Formen sozialer Bestrebungen vermitteln.

Didaktische Reduktion

Das Hambacher Fest im Mai 1832 bietet insofern einen ergiebigen Anknüpfungspunkt, da es als Höhepunkt frühliberaler bürgerlicher Opposition in der Zeit der Restauration und des Vormärz gesehen werden kann. Die Forderungen der Festteilnehmer nach deutscher Einheit, Freiheit und Demokratie hatten ihre Wurzeln in der Unzufriedenheit der Bevölkerung der Pfalz mit der Verwaltung der Region durch das Königreich Bayern. Diese regionalen Bestrebungen werden zugunsten der nationalen reduziert.

Aus der Fülle historischer Lieder zum Thema der Entstehung des deutschen Nationalstaates wurde die Nationalhymne ausgewählt, weil sie einen Lebensweltbezug für die Lernenden herstellt und nahezu allen zumindest in Teilen bekannt sein sollte. Durchaus vorstellbar wäre im Reihenkontext auch die Behandlung des Liedes „Die Wacht am Rhein“, weil es dem dominierenden kriegerischen, stets gegen den französischen „Erbfeind“ ausgerichteten nationalen Selbstverständnis im „Deutschland“ des 19. Jahrhunderts den passenden Ausdruck verleiht. Ebenso denkbar wäre auch die Behandlung des Liedes „Was ist des Deutschen Vaterland?“, um anhand des Themas der deutschen Nationalbewegung den Begriff des Nationalismus genauer zu beleuchten. Zahlreiche Gedichte und andere politische Schriften könnten ebenso zur Sachkompetenz der Stunde führen, würden aber dem methodischen Schwerpunkt nicht gerecht werden.

Die Textlänge wurde bewusst nicht verkürzt, um eine ganzheitliche Interpretation des Liedes der Deutschen zu ermöglichen. Um die durchaus schwierigen versteckten Andeutungen zum historischen Kontext, welche sich in möglicherweise unbekannten Wörtern finden lassen, verstehen zu können, wird der Lerngruppe eine Erklärung zu einigen Wörtern zur Verfügung gestellt. Der Folienschnipsel wurde für eine bessere Vergleichbarkeit vorstrukturiert.

In der Sicherungsphase der Stunde werden die Arbeitsschritte zur Liedinterpretation auf drei (beschreiben, untersuchen, deuten) reduziert.§§ Durchaus denkbar wäre hier auch eine Ergänzung durch die Beschaffung von Zusatzinformationen, das Formulieren einer Leitfrage oder die Benennung eines Themas der Quelle aber diese möglichen Schritte werden unter den drei genannten zusammengefasst.

Restaurative Forderungen nach einer Beibehaltung der monarchischen Macht in den einzelnen Bundesstaaten des Deutschen Bundes seitens einiger Bürger werden hier bewusst vernachlässigt. Eine Thematisierung dieser Forderungen in kleinen Teilen der Bevölkerung wäre zwar denkbar, ist aber hier nicht beabsichtigt.

Die Melodie der deutschen Nationalhymne stammt von Joseph Haydn. Die als Auftragswerk 1796 entstandene Musik wurde bald als „Kaiserhymne“(„Gott erhalte Franz den Kaiser“)*** bekannt, folglich geht die deutsche Nationalhymne hinsichtlich ihrer Melodie auf die Lobpreisung eines Monarchen zurück. Dies zu thematisieren würde in der heutigen Stunde zu weit führen und wird deshalb außer Acht gelassen.

Begründung der didaktisch-methodischen Entscheidungen

Die Nationalhymne ist eines der zentralen und wichtigsten Kulturgüter eines jeden Landes. Nach außen repräsentiert sie das Land auf den unterschiedlichsten politischen und kulturellen Veranstaltungen; nach innen dient sie der Schaffung eines Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühls. Sie ist auf eine gewisse Weise Teil eines jeden Deutschen – in Form von Wiedererkennung, Identifikation aber auch Abgrenzung.

Die Nationalhymne Deutschlands, 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben auf der Insel Helgoland gedichtet, wurde 1922 erstmals zur Hymne der Deutschen bestimmt. 1991 wurde das Lied der Deutschen als offizielle Nationalhymne des wiedervereinten Deutschlands bestätigt – jedoch nur die dritte Strophe. Auf die ersten beiden Strophen wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bewusst verzichtet. Ein Singen der Zeilen war weder denkbar noch gewünscht.†††

[...]


* Sauer, M.: Geschichte unterrichten. Eine Einführung in Didaktik und Methodik, Seelze-Velber 2005, S. 192f.

Klippert, H.: Teamentwicklung im Klassenraum. Übungsbausteine für den Unterricht, Weinheim 2009, S. 24ff.

Kernlehrplan für das Gymnasium – Sekundarstufe I (G8) in Nordrhein-Westfalen: Geschichte, Frechen 2007, S. 30.

§ ebd. S. 23.

** ebd. S. 17.

†† ebd. S. 28.

‡‡ Alexander-von-Humboldt Gymnasium Bornheim: Schulinterner Lehrplan Geschichte Sekundarstufe I. Umsetzung des Kernlehrplans Gymnasium Geschichte 2007, Entwurfsfassung 27.01.2010, S. 4.

§§ Sauer, M. (Hrsg): Geschichte und Geschehen 2, Stuttgart 2009, S. 244f.

*** Irmen, H.-J.: Joseph Haydn. Leben und Werk, Köln 2009, S. 246.

††† Kaupp, P.: Vor 150 Jahren entstand unsere Nationalhymne, in: Schroeter, B.: Für Burschenschaft und Vaterland, Norderstedt 2006, S. 99.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsstunde zur deutschen Nationalhymne
Hochschule
Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Bonn
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V288199
ISBN (eBook)
9783656910657
ISBN (Buch)
9783656910664
Dateigröße
722 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
unterrichtsbesuch, nationalhymne
Arbeit zitieren
Andreas Bonß (Autor:in), 2012, Unterrichtsstunde zur deutschen Nationalhymne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288199

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