Hooliganismus im Fußball. Ansätze zur Erklärung des Phänomens


Hausarbeit, 2013

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erklärungsansätze zur Ausdifferenzierung der Fanszene
2.1 Nach Heitmeyer und Peter
2.2 Nach Pilz
2.3 Nach Ordnungsinstanzen

3. Ansätze zur Erklärung des Phänomens Hooliganismus
3.1 Gewalt und Fankultur als Spiegel der Zeit
3.2 Gewalt als Mittel zur Selbstbehauptung
3.3 Gewalt und Excitement
3.4 Faszination der Gewalt
3.5 Ultras auf dem Weg zu Hooltras ?

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die nachfolgende Arbeit befasst sich mit dem Thema „Hooliganismus im Fußball“ und den Ansätzen zur Erklärung des Phänomens. Die Idee zu diesem Thema entstand aus der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Publikationen sowie Medienberichten, die immer häufiger und detaillierter über Zuschauerausschreitungen in und um Fußballstadien berichten. Die Zielrichtung der Hausarbeit ist es, auf verschiedene Erklärungsansätze einzugehen und diese so verständlich darzustellen, dass die Gründe, warum Hooligans gewalttätige Auseinandersetzungen suchen, nachvollzogen werden können.

Um diese komplexe Frage in all ihren Facetten möglichst detailliert zu erarbeiten, ist es notwendig, zwischen den verschiedenen Fanszenen zu differenzieren, um vor allem die Unterschiede zwischen Hooligans, Hooltras und Ultras zu erkennen. Diese Unterscheidung ist von elementarer Bedeutung, da ansonsten die Gefahr besteht, Fans unterschiedlicher Gruppierungen und unterschiedlicher Handlungsintentionen in ein und dieselbe Kategorie einzuordnen, was insbesondere für polizeiliches Handeln nicht zielführend wäre. Wenn diese unterschiedlichen Motive erst einmal deutlich geworden sind, ist die Basis geschaffen, um die Erklärungsansätze nachvollziehbar darzustellen.

Abschließend werden die dargestellten Ansätze bezüglich ihrer empirischen Evidenz bewertet. Methodisch ist die Arbeit in Form einer Literaturstudie aufgebaut.

2. Erklärungsansätze zur Ausdifferenzierung der Fanszene

2.1 Nach Heitmeyer und Peter

Heitmeyer und Peter (1988) haben die Fanszene in drei unterschiedlich orientierte Fangruppen eingeteilt. Diese Einteilung hat bis heute ihre Gültigkeit erhalten. „Da nicht von einer homogenen Fußballfan- Szene auszugehen ist, stellt sich die Frage nach den unterschiedlichen Motiven. Wir unterscheiden eher konsumorientierte, fußballzentrierte oder erlebnisorientierte Motive, um Identitätsstrebung, Fußball und sozialen Alltag über das Erleben von Spannungssituationen miteinander zu verbinden“. (Heitmeyer & Peter, 1992, S.31) Bezüglich dieser Aspekte ist die Unterteilung in drei Fankategorien entstanden.

„Die konsumorientierten Fans, die eher aus der Mittel- und Oberschicht stammen, gehen zum Stadion, um ein gutes, schönes Spiel zu sehen.“ (Pilz, 1992, S.4). Sie sind zwar Fan einer bestimmten Mannschaft, aber sehen die sportliche Leistung als das bedeutsamste an, weshalb sie auch der gegnerischen Mannschaft applaudieren, wenn diese besser spielt. Im Stadion gehen sie zwar mehr aus sich heraus als im Berufs- oder Privatleben, haben sich in Bezug auf Gewalt aber immer noch selbst unter Kontrolle. Trotzdem sind sie es, die als erstes ihren Unmut über ein enttäuschendes Spiel in Form von Pfiffen äußern oder sogar das Stadion frühzeitig verlassen.

„Die fußballzentrierten Fans, die vorwiegend aus der Arbeiterklasse und den unteren sozialen Schichten stammen, gehen ins Stadion, um ihre Mannschaft gewinnen zu sehen, sie stehen leidenschaftlich und bedingungslos hinter ihrer Mannschaft und kämpfen für die Ehre ihrer Mannschaft. Die gegnerische Mannschaft, wie auch deren Anhänger, werden automatisch zu Gegnern, ja oft auch Feinden, die es unter allen Umständen zu besiegen gilt. Um die Ehre der eigenen Mannschaft zu verteidigen, werden auch gewalttätige Auseinandersetzungen mit Vertretern des gegnerischen Vereins, mit dem Schiedsrichter und vor allem gegnerischen Fans gesucht.“ (Pilz, 1992, S. 4-5).

Man erkennt sehr deutlich, dass sie sich total mit dem Verein und der Mannschaft identifizieren und dass der Verein ihr Leben ist. Daraus machen sie auch kein Geheimnis und stellen es durch ihre Bekleidung und ihre Fangesänge offen zur Schau. Allerdings werden sie dadurch auch von den gegnerischen Fans erkannt und provoziert, woraus des Öfteren auch gewalttätige Angriffe resultieren können.

„Die erlebnisorientierten Fans, die aus allen sozialen Schichten stammen, deren aktivste Gruppierungen nicht selten jedoch der Mittel- und oberen Mittelschicht entstammen, gehen nicht oder weniger ins Stadion, um dem Spiel beizuwohnen, sondern wegen der dortigen Atmosphäre und der Möglichkeit, Bedürfnisse nach Spannung, Abenteuer, Risiko, nach gefühlmäßigen Erfahrungen zu befriedigen. Das Fußballspiel selbst, das Ergebnis des Spiels ist für sie uninteressant, zumindest nachrangig.“ (Pilz, 1992, S.5).

Ihnen geht es lediglich darum, den Alltag hinter sich zu lassen und am Wochenende, im Stadion tun und lassen zu können, was sie wollen. Hierbei kommt es allerdings so gut wie immer zu Auseinandersetzungen mit der Polizei oder Fans der gegnerischen Mannschaft. Sie werden als die gewalttätigsten Fans beschrieben, also auch als Hooligans bezeichnet.

2.2 Nach Pilz

Pilz (2006) hat diese Dreiteilung angesichts der zunehmenden Heterogenität der Fanszene erweitert. Es ergibt sich folgende Strukturierung:

Abbildung 1: Eine Erweiterung von Pilz´ Strukturierung der Fanszene

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: vgl. Pilz o.J.: 1

In dieser erweiterten Strukturierung der Fanszene werden die Fangruppen noch weiter ausdifferenziert. Die Normalos, welche mit 90 Prozent den Großteil der im Stadion vertretenen Fans darstellen, werden hauptsächlich zu den konsumorientierten Fans gezählt, weisen aber auch Ansätze von Verhaltensweisen der fußballzentrierten und erlebnisorientierten Fans auf. Die sogenannten Kuttenfans werden ausschließlich zu den fußballzentrierten Fans gezählt und die Hooligans - wie oben schon erwähnt - zu den erlebnisorientierten. Zwischen den Kutten und den Hooligans wird die Gruppe der Ultras positioniert, die wiederum noch einmal differenziert wird in die Supporters und die Hooltras.

Anhand verschiedener Merkmale lässt sich eine Abgrenzung zwischen den Ultras, den Hooltras und den Hooligans vornehmen. Die Ultras sind die leidenschaftlichsten Anhänger ihres Vereins und stellen dies regelmäßig durch aufwändig einstudierte Choreographien und Sprechgesänge zur Schau, um so die Liebe und Verbundenheit zu ihrem Verein auszudrücken. Doch aufgrund der immer weiter voranschreitenden Professionalisierung des Fußballs und der daraus resultierenden immer größer werdenden Distanz zwischen den Fans und den Spielern, beschäftigen sie sich immer mehr mit sich selbst und betreiben zur besseren Selbstdarstellung sogar eigene Internetseiten oder entwerfen eigene Modekollektionen. „Die Ultrakultur kann als eine Zuneigungs-, Protest-, Demonstrations- und Provokationskultur verstanden werden.“ (Pilz et al., 2006, S.2).

Sie kämpfen beispielsweise für den Erhalt der traditionellen Fankultur, mehr Mitspracherecht im Verein oder auch weniger Polizeieinsatz. Mit Ultras anderer Vereine tragen sie ihre ritualisierten Kämpfe via Internet oder durch ihre Choreographien in den Kurven aus oder wenn sie auf dem Weg zum Stadion aufeinander treffen verbal und optisch. Es geht ihnen also lediglich um die Abgrenzung und die Rivalität zu den gegnerischen Ultras. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass es auch bei den Ultras zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt. Die Motive der Gewaltanwendung werden bei den Ultras jedoch als reaktiv, in Bezug auf die staatliche Repression und als instrumentell, also als Mittel zum Zweck, um ihr eigenes Revier zu verteidigen, verstanden.

Im Gegensatz dazu steht die Intention der Hooligans zur Gewaltanwendung. „Gewalt von Hooligans kann als affektive, expressive und lustvoll betonte Form oder als Mittel zur Schaffung von positiver Identität, Stärkung des Selbstbewusstseins interpretiert werden.“ (Pilz et al., 2006, S.3) Sie suchen im Gegensatz zu den Ultras also förmlich die Gewalt, welche sie zu meist in organisierten Schlägereien mit gegnerischen Hooligans ausüben.

Viele Menschen nehmen an, dass nur Leute der unteren sozialen Schicht zu den Hooligans zählen. Diese Annahme ist allerdings falsch, da Menschen ausnahmslos aller sozialen Schichten dort ihre Zugehörigkeit finden. Sie haben größtenteils zwei verschiedene Identitäten. Ihre bürgerliche Alltagsidentität und ihre subkulturelle Hooliganidentität. Dies hat Farin treffend formuliert. „Hooliganismus ist eine Form zivilen Ungehorsams, eine nichtpolitische Rebellion gegen die sinnlose Autorität des Alltags, ein Versuch, die von montags bis freitags aufgezwungene Rolle abzustoßen, aus dem langweiligen, abgestumpften Spießerdasein auszubrechen – zumindest für ein paar Stunden.“ (Farin, 2001, S.191)

Unter den Hooltras versteht man nach Pilz, wie der Name es schon vermuten lässt, eine Kombination aus Hooligan und Ultra. Sie gehören eigentlich zu der Gruppe der Ultras, werden jedoch seit neustem differenziert, da sie gewalttätige Auseinandersetzungen ähnlich wie die Hooligans suchen und um sie von den Ultras, die keine oder kaum Gewalt anwenden, abzugrenzen. Diese Veränderung der Gewaltbereitschaft der Ultras ist bei immer mehr Anhängern zu erkennen, weshalb auch die Frage aufkommt ob der Ultra sich generell auf dem Weg zum Hooltra befindet.

Das Gegenstück zu den Hooltras stellen die Supporters da, die auf friedliche Art und Weise versuchen das Bild des oben beschriebenen Ultras aufrecht zu erhalten.

2.3 Nach Ordnungsinstanzen

Zuletzt folgt eine Einteilung der Fangruppen ausschließlich unter dem Aspekt des vermeintlichen Gefahrenpotenzials.

Es wird hier unterschieden in:

Kategorie A: Der friedliche Fan

Kategorie B: Der gewaltbereite/- geneigte Fan

Kategorie C: Der gewaltsuchende Fan

Abbildung 2: Einordnung der verschiedenen Fangruppen nach Gefahrenpotenzial

(Sommerey, 2010, S.42)

In dieser Abbildung erkennt man sehr deutlich, in welche Kategorie des vermeintlichen Gefahrenpotenzials die verschiedenen Fanszenen eingeordnet werden. Bei der Überschneidung von Ultras und Hooligans lassen sich die Hooltras einordnen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Hooliganismus im Fußball. Ansätze zur Erklärung des Phänomens
Hochschule
Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen; Duisburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
15
Katalognummer
V287013
ISBN (eBook)
9783656873266
ISBN (Buch)
9783656873273
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hooligans, Hooliganismus, Ultras, Hooltras
Arbeit zitieren
Philipp Lorenz (Autor:in), 2013, Hooliganismus im Fußball. Ansätze zur Erklärung des Phänomens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287013

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