Richard Wagner in Schulbüchern des Musikunterrichts in der Sekundarstufe II seit 1950

Der!Name!Richard!Wagner!erklingt!weltweit!bis!2013!gerade!200!Jahre.!Es!wäre!deshalb! sinnvoll,!jetzt!einen!Rückblick!auf!die!letzten!Jahre!zu!halten,!darauf,!was!wir!über!WagF ner!wissen!und!besonders!durch!schulischen!Musikunterricht!über!ihn!lernen.!Dafür!hat! das!Schulbuch!die!pädagogische!Funktion!und!gilt!als!wesentliches!Unterrichtsmittel!des! Faches!Musik.!!

Seit 1950 erschienen in Deutschland (inkl. BRD und DDR) bereits viele verschiedene Schulbücher für den Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen. Über diese Schulbücher ergeben sich dementsprechend musikpädagogische Forschungen, bei denen sich nach Jünger (2006) angesichts des Forschungsgegenstands vier Typen unterscheiden lassen. Diese Typen der Forschung beziehen sich auf Folgendes:

1) Ideologie in Schulbüchern
2) Musikdidaktische Konzeptionen der Schulbücher
3) Behandlung eines bestimmten Inhalts in verschiedenen Schulbüchern
4) Auswahl von Schulbüchern für den Musikunterricht (Jünger, 2006, S. 58)

Hofstetter (1982) schließt in ihrer Dissertation 15 Schulbücher für die Sekundarstufe I und II aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ein (Hofstetter, 1982, S. 77). Das Forschungsziel Hofstetters richtet sich vor allem darauf, einen Überblick über die Zie- le, Inhalte und „didaktisch-methodische Umsetzung“ der ausgewählten Schulbücher zu erhalten (S. 46). Hofstetter teilt die Struktur der Schulbücher nach „Themenberei- che“ und „Darstellungsformen“ ein (S. 81) und findet heraus, welches Musikwerk in die diversen Schulbücher am häufigsten aufgenommen wurde (S. 247). Außerdem sei es wichtig für die Forschung, auf die Funktion der in den Schulbüchern stehenden Zitate zu achten (S. 340).

Hofstetter stellt fest, dass die Unterschiede zwischen diesen Schulbüchern im päda- gogischen Konzept (Orientierung am Inhalt oder an der Handlung der Schüler), in den Inhalten und der Anlageform (traditionell oder zeitgemäß), und den beinhalteten soziologischen Komponenten liegen (S. 345). Die „gesellschaftliche Position und po- litische Einstellung der Autoren“ spiegeln sich laut Hofstetter in dem jeweiligen Schulbuch wider (S. 339).

Die vorliegende Arbeit behandelt speziell den Bezug auf Richard Wagner in Schul- büchern in der Oberstufe seit 1950 und fokussiert sich auf die Schulbücher, die im

Musikunterricht an allgemein bildenden Schulen verwendet werden und für Schüler

zur Verfügung stehen. Das heißt, dass diese Bücher „Lehrbuch“ des Musikunterrichts und kein „Lehrerband“ sind. Andere Arten von Büchern, z. B. Sekundärliteratur, Lexi- ka usw. für das Fach Musik, die nicht die gleiche pädagogische Funktion wie die normalen Schulbücher haben, werden in dieser Arbeit nicht betrachtet. Insgesamt untersucht diese Arbeit 23 Schulbücher in der Sekundarstufe II, die zwi- schen 1950 und 2011 veröffentlicht wurden (s. Tabelle 1). Folgende Fragen werden beantwortet:

1) Welche Inhalte, bzw. Themen und Wissen über Richard Wagner, sowie Mu- sikwerke von ihm, werden durch diese Schulbücher ausgewählt und vermittelt?
2) Wie werden diese Inhalte zu Richard Wagner von diesen Schulbüchern vor- gestellt?
3) Welche Lernaufgaben zu Richard Wagner werden den Schülern gegeben?
4) Welche musikpädagogischen Konzepte lassen sich durch diese Schulbücher reflektieren?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Richard Wagner in deutschen Schulbüchern (1950 - 2011)i

Diese Schulbücher unterscheiden sich vor allem in Bezug auf Inhaltverzeichnis,

Layout und musikpädagogisches Konzept voneinander (s. Tabelle 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Allgemeine Informationen über die Wagner-bezogenen Schulbücher in der Sekun- darstufe II (1950 - 2011)

Jünger (2006) fasst in seiner Untersuchung die Entwicklung der Schulbücher für Ge- sangs- und Musikunterricht zusammen und erwähnt sechs bedeutsame Zeitabschnit- te, in denen sich die Schulbücher in ihrer Art und Verwendung ändern (Jünger, 2006, S. 94). Drei Zeiträume von den sechs betreffen diese Arbeit über Richard Wagner in Schulbüchern seit 1950. Jünger stellt Folgendes fest:

1) Zwischen 1945 und 1964 „informieren“ die „Musikkundebücher“ über „Musik- theorie und -geschichte“ (ebd.).

Tabelle 2 schließt in diesem Zeitraum drei Schulbücher ein, die in Hinsicht auf ihre Inhalte, die von den Komponisten und ihren Musikwerken in der Musikgeschichte ausgehen, die Feststellung Jüngers bestätigen.

2) Zwischen 1965 und 1984 „steuern“ die „Arbeitsbücher“ im „Medienverbund den Musikunterricht“ (Jünger, 2006, S. 94).

„Das musikalische Kunstwerk“ (Alt, 1965) zählt zu den ersten Schulbüchern, die auch Hörbeispiele für den Musikunterricht bieten.

3) Nach 1985 „ermöglichen“ die „Themenhefte und Materialsammlungen“ die „Individualisierung des Lernens“ (Jünger, 2006, S. 94).

Die zwei Bände „Materialien zur Musikgeschichte“ (Meierott u. Schmitz, 1981, 1985) und besonders die letzten vier im 21. Jahrhundert veröffentlichten Schulbücher bieten Schülern sowohl vielfältige Informationen über Komponisten und ihre Musikwerke, als auch Hinweise zur Lernmethode, damit Schüler der Sekundarstufe II allmählich selbständig Musik lernen können. „Tonart“ (Schmid, 2009) z. B. enthält einige Seiten über „Methoden der Werkerschließung“, um Schülern zu erklären, wie man Musikverstehen lernen kann (s. z. B. S. 21, 35, 92).

Die in diesen Schulbüchern stehenden auf Wagner bezogenen Lerninhalte werden in der vorliegenden Arbeit in drei großen Kategorien, „Musikwerke“, „Schriften und Kompositionstechniken“ sowie „Wagner in der Musikgeschichte“, geordnet. Die- se Kategorien werden in drei Farben bezeichnet. Innerhalb dieser drei Kategorien finden sich zahlreiche konkrete Stichwörter und Musikwerke. Sie werden nach ihrem Stellenwert im jeweiligen Schulbuch in drei Klassen unterteilt (s. Tabelle 3):

! Wenn das Gewicht des Wagner-bezogenen Lerninhalts auf einem Stichwort zu Richard Wagner oder einem Musikwerk Wagners legt, wird das Stichwort oder Musikwerk in der Tabelle mit einem grau unterlegten „T“ (Abkürzung von „Thema“) bezeichnet.

! Wenn das nicht der Fall ist, aber das Stichwort oder Musikwerk trotzdem mehrmals im Text des Schulbuches auftaucht, oder wenn ein Notenbeispiel aufgrund des Stichworts oder Musikwerks gegeben wird, bekommt dieses Stichwort oder Musikwerk ein grau unterlegtes „x“.

! Die Stichwörter und Musikwerke, die nur kurz, z. B. durch die Biographie, er- wähnt werden, erhalten in der Tabelle ein „x“.

Die Namen aller Schulbücher werden in der Tabelle 3 abgekürzt.

[...]