Die Identitätsentwicklung von türkischen Jugendlichen in Deutschland


Thèse de Master, 2014

106 Pages, Note: 1,9


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärung
2.1 Migration
2.2 Kultur
2.3 Kulturkonflikttheorie
2.4 Zwischenresümee

3. Generationsunterschiede bei Migranten

4. Türkische Migranten in Deutschland
4.1 Arbeitsmigration und ihre Folgen
4.2 Vielfalt der Türkei und ihrer Auswanderer
4.3 Innerfamiliäre und außerfamiliäre Erziehung

5. Sozialisation türkischer Migranten
5.1 Sozialisationsmodell von Schrader et al. 1976
5.2 Akkulturationsmodell nach Berry
5.3 Sozialisationsinstanzen
5.3.1 Schule
5.3.2 Sprache
5.3.3 Ausbildungschancen
5.3.4 Sozialstatus und Wohnumfeld
5.3.5 Peergroups
5.4 Zwischenresümee Sozialisation

6. Adoleszenz als zentrale Phase in der Identitätsfindung
6.1 Adoleszenz von türkischen Migranten in Deutschland

7. Identität im Wandel
7.1 Das Identitätskonzept von E. H. Erikson
7.1.2 Das Identitätskonzept bezogen auf Migrantenjugendliche
7.2 „Patchwork-Identität“ nach H. Keupp - Bastelei am eigenen Selbst
7.2.1 Das Identitätskonzept bezogen auf Migrantenjugendliche
7.3 Interaktionistische Perspektive auf Identität
7.3.1 Das Identitätskonzept bezogen auf Migrantenjugendliche
7.4 Soziale Identität
7.4.1 Das Identitätskonzept bezogen auf Migrantenjugendliche
7.5 Bikulturelle Identität
7.5.1 Das Identitätskonzept bezogen auf Migrantenjugendliche

8. Studien zur Identitätsentwicklung von türkischen Jugendlichen

9. Aktuelle Entwicklungen
9.1 Einigung über die doppelte Staatsbürgerschaft
9.2 Das neue Selbstbewusstsein
9.3 Mehrthemenbefragung 2013 des ZfTI

10. Resümee und Ausblick

11. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Modell der Akkulturationsstrategien nach Berry 1992

1. Einleitung

Türken, türkischstämmige Deutsche, Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, türkische Zuwanderer der ersten, zweiten, dritten Generation, Deutsch-Türken, Köln-Türken, Berlin-Türken usw. Bereits die Begriffsdiffusion und der Versuch bei dieser Aufzählung politisch korrekt und angemessen zu bleiben erscheinen verwirrend, wenn es darum geht Menschen zu benennen, die in Deutschland leben, vielleicht auch deutsche Staatsbürger sind, in jeden Fall aber einen Herkunftsbezug zur Türkei haben. Als Person mit Migrationshintergrund werden „alle nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland Zugewanderten, sowie alle in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil"1 definiert. Basierend auf diese Defintion ist davon ausgehen, dass von den in Deutschland lebenden Menschen annähernd jeder Fünfter (etwa 16,3 Millionen) einen Migrationshintergrund aufweist - unter ihnen 8,9 Millionen Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Geschätzt 3 Millionen dieses Personenkreises haben türkische Wurzeln.2 Kulturelle Differenzen bestehen somit nicht nur zwischen den Gesellschaften, sondern zunehmend innerhalb einer Gesellschaft. Das Zusammenleben von unterschiedlichen Kulturen stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen und verlangt ein Umdenken in vielen Bereichen, um Chancengleichheit herstellen zu können. Nur so kann das Leben mit zwei Kulturen als positiv gewertet werden, damit die Menschen mit Migrationshintergrund sich nicht einem Leben „zwischen zwei Kulturen“ ausgesetzt fühlen müssen.

Welcher Zusammenhang aber besteht genau zwischen Migration und Identität? Die zunehmende Migration im Zuge der Globalisierung wirkt sich in zweierlei Hinsicht auf die Konstruktion von Identität aus. Erstens verändert eine Migration die Identität der Migranten selbst, da die Verknüpfung von Territorium und Identität aufgebrochen wird. Dies führt wiederum zu neuen Identitätskonzepten. Zweitens verändert die zunehmende Migration die Aufnahmeländer, indem durch Pluralisierung, Globalisierung und Individualisierung das Bild einer fixierten Identität nicht mehr schlüssig ist.3 Im Kontext der Schwierigkeit der Herausbildung einer Identität in einem Kulturkreis erhält die Identitätsentwicklung vor allem junger Menschen mit Migrationshintergrund einen besonderen Stellenwert - insbesondere da die Identitätsfindung schon ohne zusätzliche „Komplikationen“, wie beispielsweise einen Migrationshintergrund, einen sehr schwierigen Prozess impliziert.

Die Suche nach der eigenen Identität kann bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund - im speziellen aus fremden Kulturkreisen - herausfordernder verlaufen, da sich die jungen Migranten im Unterschied zu den einheimischen Jugendlichen - abgesehen von den in Deutschland geltenden Normen und Wertvorstellungen - zusätzlich noch mit den Lebensmodellen der Herkunftskultur konfrontiert. Infolge dessen ist davon auszugehen, dass die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ von den türkischen Jugendlichen individuell unterschiedlich beantwortet wird. Die zu Beginn aufgezeigte Vielfalt der möglichen Beschreibungen von in Deutschland lebenden Menschen, die einen Herkunftsbezug zur Türkei haben, greift diese Thematik im Speziellen auf. Welche Herausforderungen eines Entwicklungsprozesses sich aus dem Leben zwischen zwei Kulturkreisen und der Gratwanderung zwischen den Normen und Werten der elterlichen Kultur und denen der deutschen ergeben, wie diese Schwierigkeiten überwunden werden können ohne zwangsläufig von der Gesellschaft als Benachteiligung wahrgenommen zu werden, welche Auswirkungen diese auf die Identitätsentwicklung haben und inwiefern man sich nicht nur „rein deutsch“ oder „rein türkisch“ fühlen muss, soll die vorliegende Arbeit herausarbeiten. Dabei wird der Begriff der Identität immer wieder stichwortartig auftauchen und sich wie ein roter Faden Punkt für Punkt durch die Erörterungen ziehen.

Damit es im Rahmen der vorliegenden Arbeit gelingt, die Identitätsentwicklung von türkischen Jugendlichen nachhaltig zu erforschen, bedarf es einer Begriffserklärung von „Migration“ und „Kultur“, um vor allem das Verständnis und damit auch die Verwendung dieser beiden Begriffe im Zusammenhang fachgerecht aufgreifen zu können. Da es vor allem für den Begriff der „Kultur“ nicht möglich ist, eine allgemeingültige Definition zu nennen und die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedliche Schwerpunkte legen, werden im Folgenden Definitionen und Aspekte des Kulturbegriffes betrachtet, die zur Untersuchung der Fragstellung dieser Arbeit beitragen. Nachdem der definitorische Konsens herausgearbeitet worden ist, wird ein kurzer Einblick in die Kulturkonflikttheorie gegeben, die lange Zeit als Erklärungsansatz für die Identitätsproblematik junger Migranten fungierte. Im Laufe der Arbeit wird gezeigt, dass die Thematik der Kulturkonflikttheorie immer wieder Gegenstand empirischer Forschung ist, und sich erst in den letzten Jahren eine Abkehr von einem Defizit- und Risikoblick entwickelt hat. Da bereits die Kulturkonflikttheorie zwischen unterschiedlichen Generationen differenziert, wird daran anknüpfend im Speziellen auf die Generationsunterschiede bei Migranten eingegangen.

Anschließend wird nach einer Betrachtung des historischen Verlaufs der einstigen Gastarbeiteranwerbung die Vielfalt der Türkei und ihrer Auswanderer skizziert, wodurch die Heterogenität der Zuwanderfamilien betont und das kausale Bild der ersten bis einschließlich dritten Generation türkischer Migranten abgerundet wird.

Da sich die Identitätsentwicklung im Rahmen der Sozialisation vollzieht und es sich bei den Migrantenkindern, die in Deutschland geboren und/oder aufgewachsen sind, um eine bikulturelle Sozialisation handelt, ist es für die vorliegende Arbeit grundlegend, auf die Sozialisation türkischer Migranten einzugehen. Hierfür werden kurze Einblicke in das Sozialisationsmodell von Schrader et al. und das Akkulturationsmodell nach Berry geboten, da sich diese beiden Modelle speziell auf eine bikulturelle Sozialisation beziehen und somit für die Thematik dieser Arbeit besonders relevant sind. Daran anknüpfend werden die verschiedenen sozialen Bedingungen, welche die Sozialisation beeinflussen, beschrieben. Damit letztendlich dem zentralen Begriff der Identität ausreichend Rechnung getragen werden kann, wird darauf folgend zwischen der Adoleszenz als grundlegende Phase in der Identitätsfindung und insbesondere zwischen der Adoleszenz von türkischen Migranten in Deutschland differenziert. In Verbindung mit den zuvor gewonnen Erkenntnissen, wird anschließend thematisiert, was sich hinter dem disziplinübergreifenden Wort „Identität“ im Einzelnen verbirgt und welches Verständnis vor allem für die Jugend türkischer Migranten relevant ist. Hierfür erfolgt eine Darstellung verschiedener, ausgewählter Identitätskonzepte, die - jedes für sich - unterschiedliche Standpunkte hinsichtlich des Wandels des Identitätsbegriffes vertreten, jedoch alle davon ausgehen, dass Adoleszenzverlauf und Identitätsbildung jugendlicher Migranten durch das Migrationsereignis beeinflusst werden. Die unterschiedlichen Theorien und Konzepte heben aus verschiedenen Blickwinkeln die Schwierigkeiten aber auch Chancen der Identitätsbildung bei Migrantenjugendlichen hervor, die je nach Identitätsverständnis anders bewertet und im Anschluss an deren Darstellung jeweils konzeptbezogen reflektiert werden.

Die Betrachtungsweise mündet dann in einer Präsentation der Ergebnisse von verschiedenen Studien speziell zur Identitätsentwicklung von türkischen Jugendlichen. Mittels einer Fokussierung unterschiedlicher, ausgewählter politischer und gesellschaftlicher Geschehnisse, die zum einem Auswirkungen auf das Identitätsgefühl der hier lebenden türkischen Jugendlichen haben können und zum anderen bestimmte Aspekte des Lebens und des Umgangs mit zwei Kulturen aufzeigen, soll daran anschließend die aktuelle Ausgangssituation widerspiegeln. In Verbindung mit den wissenschaftlichen und den aus der Praxis gewonnen Erkenntnissen werden in einem abschließenden Fazit alle Ergebnisse zusammen gefasst.

Um den Lesefluss zu vereinfachen, werden die weiblichen und männlichen Formen von Substantiven innerhalb dieser Arbeit dem allgemeinen Sprachgebrauch angepasst. Begriffe wie „Migranten, Jugendliche, Schüler etc.“ schließen gleichberechtigt das weibliche Geschlecht ein.

2. Begriffserklärung

Die Begriffsklärung von „Migration“ und „Kultur“ ist grundlegende Voraussetzung dieser Arbeit. Im ersten Kapitel werden verschiedene Definitionen dieser Begriffe im Zusammenhang mit der Thematik der Thesis untersucht um die Identitätsbildung von türkischen Jugendlichen in Deutschland korrekt und ganzheitlich zu betrachten.

2.1 Migration

Der Begriff „Migration“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet „Wanderung“. Gemeinhin wird Migration als ein komplexes soziales Phänomen mit bestimmten Ursachen und bestimmten Folgen für die Betroffenen sowie ihr soziales Umfeld verstanden. Dr. Wenning, Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität zu Koblenz, schlägt in seiner Arbeit über Migration folgende Definition vor:

„Jede längerfristige, räumliche Verlagerung des Lebensschwerpunktes über eine größere Distanz, die ein Verlassen des sozialen Aktionsraumes zur Folge hat, wird als Migration bezeichnet.“4

Unter dem Terminus „größerer Distanz“ ist nicht nur die Wanderung von Individuen und Gruppen im Sinne eines „Ortswechsels“, sondern auch die Ausgliederung und Distanzierung einer Person aus dem gewohnten sozialen Umfeld zu begreifen. Der Migrationsbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2003 beschreibt diesen Aspekt beispielsweise mit einer „sozial bedeutsamen“ Entfernung.5 Im Mittelpunkt stehen die Verlagerung des Lebensschwerpunktes bzw. des Lebensmittelpunktes und das Zurechtkommen der Menschen mit dem Migrationsereignis. Obwohl der zeitliche Umfang eines Migrationsprozesses nicht genau eingegrenzt werden kann, erscheint es nach Wenning sinnvoll, kurzfristige Wanderungen aus der Diskussion auszuschließen und von einer längerfristigen Migration auszugehen.6

Jene „längerfristige, räumliche Verlagerung“ beinhaltet das Verlassen eines sozialen Aktionsraumes und damit auch das Erschließen eines Neuen. Der soziale Aktionsraum umfasst zwei wesentliche Aspekte. Zum einem den tatsächlichen Ort, an dem die „Grunddaseinsfunktion“ Wohnen, Leben, Arbeiten, Bildung und Konsum stattfinden. Zum anderen steht der Begriff für das (neue) soziale Umfeld eines Menschen und umfasst die Interaktionen innerhalb dieses Umfeldes, das die zuvor genannten Grunddaseinsfunktionen zu erfüllen hat.7

Migration zwischen zwei Kulturen, die sich in mehreren kulturellen Dimensionen gravierend unterscheiden - wie die deutsche und die türkische - stellt die Betroffenen vor besondere Aufgaben und Belastungen sowie vor tiefgreifendende Veränderungen im Lebensvollzug.

Deren Folgen sind nicht absehbar und können generationsübergreifend nachwirken.8 Von den Betroffenen wird eine Umstellung vieler Lebensperspektiven, Lebensentwürfe und Orientierungen abverlangt. Ausschlaggebend hierbei sind sowohl die migrationsspezifischen, biographischen Brüche und persönlichen Verlusterfahrungen als auch die spezifischen Anforderungen und Risiken bei der Eingliederung in einen anderen sozialen Aktionsraum. Die Migranten müssen sich grundlegend neu orientieren und zurechtfinden. Gelingt ihnen dieser Prozess nicht, erweist sich die Identifikation mit dem Neuen als zunehmend problematisch. Als prekär kann der Umstand herausgestellt werden, dass von den Migranten einerseits gefordert wird, sich zu integrieren und entsprechend anzupassen, andererseits erhalten viele jedoch nicht die Chance dazu, weil die kulturellen Unterschiede zu groß sind oder weil ihnen unterstellt wird, dass sie sich nicht anpassen und in Parallelgesellschaften unter sich bleiben wollen.

Fassmann, Professor für angewandte Geographie, Raumforschung und Raumordnung, betont in seiner Arbeit zum Thema Migration vor allem die Gleichzeitigkeit von Rückbesinnung und gesellschaftlicher Anpassung. Damit legt er den Schwerpunkt gerade nicht nur auf die Eingliederung in die Aufnahmegesellschaft. Dabei stehen die gleichzeitige Anpassung an die neuen, dominant erscheinenden Lebensformen in der Zielgesellschaft und das Bekenntnis zu den Traditionen des Herkunftskontextes nicht im Widerspruch, sondern bilden viel mehr eine Mischform kultureller Identifikationen. Danach stellt ein wichtiges Merkmal der Migration ein Leben in zwei Gesellschaften dar, welches nicht durch Eindeutigkeit geprägt ist, sondern durch Ambivalenzen und ein „Sowohl-als-auch“ Gefühl.9 Die Psychologie und Sozialpsychologie thematisieren vor allem persönlichkeitsbedingte Ursachen von Migration aber auch Fragen der Identitätsentwicklung im Zuge dieser, die das Zurechtfinden in der neuen Gesellschaft implizieren und sich vor allem mit dem zuvor bereits erwähnten „Sowohl-als-auch“ Gefühl und/oder dem „Entweder-oder“ Gefühl von Migranten beschäftigen.10

2.2 Kultur

Im Kapitel zuvor wird herausgestellt, dass Migration neben der Bewegung im geographischen Raum ein Zusammentreffen von Menschen verschiedener Kulturkreisen mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen darstellt. Hierbei geht hervor, dass der Begriff der Kultur im Zusammenhang mit Migration erläutert werden muss, um so ein adäquates Verständnis der Identitätsentwicklung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund erschließen zu können.

Seit Aufkommen des Kulturbegriffs wurde der Terminus mehrfach redefiniert, modifiziert oder erweitert. Damit einhergehend existiert keine einzige allgemeingültige Definition. Die verschiedenen begrifflichen Auslegungen fokussieren je nach wissenschaftlicher Disziplin unterschiedliche Schwerpunkte. Im Folgenden werden Definitionen und Aspekte des Kulturbegriffes betrachtet, die zur Untersuchung der Fragstellung dieser Arbeit beitragen. In Bezug auf interkulturelle Erziehung und Bildung hat Nieke im Jahr 1995, deutscher Erziehungswissenschaftler und Professor für allgemeine Pädagogik an der Universität Koblenz, den Begriff der Kultur als „Gesamtheit der kollektiven Deutungsmuster einer Lebenswelt“ definiert.11 Jeder Mensch ordnet sich in eine Lebenswelt ein, die ihm Orientierungen und Sicherheit gibt. Die jeweilige Kultur bezieht sich auf die allgemeingültigen und geteilten Werte, Normen und Bedeutungen der Mitglieder einer Lebenswelt, die das Verhalten, die Einstellungen und Handlungen bestimmen.12 Jene bilden wiederum einen kulturellen Code, den jeder Mensch unbewusst und ungewusst beherrscht und einsetzt. Dieser beinhaltet eine Reihe von Interaktionsregeln, die nur in Abgrenzung zu einer fremden, nicht gewohnten Regel beschrieben und erklärt werden können.13 Wie unterschiedlich die Interaktionsregeln in den jeweiligen Ländern sind und die Gestaltungskraft einer Kultur alle landestypischen Regeln für die dort lebende Gesellschaft plausibilisiert, lässt sich mit Hilfe eines Vergleiches auf das Wertlegen von Pünktlichkeit in Deutschland und in südländischen Ländern veranschaulichen. Während in Deutschland Pünktlichkeit häufig Verlässlichkeit und Höflichkeit signalisiert, wird im südlichen Teil Europas dieser Zusammenhang seltener gesehen. Oft ist es sogar so, dass pünktliches Erscheinen, zum Beispiel bei einer Einladung zum Essen, gar als aufdringlich empfunden wird.14

Hakan Gürses, Doktor in Philosophie, unterscheidet drei Funktionen des Kulturbegriffes: 1. „Kategorie der Differenz, 2. „Ort der Dichotomisierung“, 3. „Das Sichtbare Unsichtbare“. Die Bezeichnung der ersten Funktion deutet, dass Kultur Differenz im Vorhinein vorweg nimmt und auch ohne Inhalt eine Kategorie der Differenz impliziert. Kultur stellt „ein Gerüst der Welt“ dar, „dessen Bauelemente Kulturen sind“. Sie unterscheidet Menschen, teilt sie in Gruppen ein und wird durch kulturelle Differenzen festgestellt. Somit repräsentiert Kultur nicht nur Differenzen, sondern erzeugt sie auch.15 Die zweite Funktion „Ort der Dichotomisierungen“ bezieht sich auf die verschiedensten in Kultur versteckten Begriffspaare, die im Rahmen „kultureller Rechte“ diskutiert werden. „Kultur“ wird also - paradoxerweise - zum Oberbegriff, der in ein Gegensatzpaar aufgespalten wird, wie beispielsweise kultiviert vs. unkultiviert oder Individuum vs. Kollektiv.16 Veranschaulicht wird dieser Aspekt in der Differenzierung von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland. Muslimen wird eine potentielle muslimische Bedrohung suggeriert und sie erfahren dadurch eine kulturell begründete Spaltung. Während Muslime Attribute wie „undemokratisch“ und „frauenfeindlich“ zugeschrieben werden, gelten Deutsche, die Nicht-Muslime, als „demokratisch“ und „frauenfreundlich“. Dies zeigt, dass Kulturen, auch wenn Gleichwertigkeit postuliert wird, auch heute noch nach bestimmten Eigenschaften bewertet und klassifiziert werden. Sie werden in „ die “ Kultur und in die „ anderen “ Kulturen, wie beispielsweise individualistische und kollektive Kultur, aufgeteilt - nach dem Motto: „Unsere Kultur ist, was nicht ‚deren‘ Kulturen sind“.17 Mit der dritten Funktion, das „Sichtbare Unsichtbare“ setzen sich die Humanwissenschaften seit dem 19. Jahrhundert auseinander. Diese verfolgen das Ziel, den Menschen und seine Hervorbringungen als abstrakte Größen messbar werden zu lassen. Das „Unsichtbare“ meint hierbei, dass die individuellen und sozialen Einzelphänomene nur dann in ihrer Ganzheit erfassbar sind, wenn ihnen eine Tiefenstruktur zugrunde gelegt wird, die durch unsichtbare Fäden die Dynamik der Oberfläche reguliert. Der Mensch und seine Hervorbringungen werden also in dem Maße wissenschaftlich sichtbar und somit zum wissenschaftlichen Gegenstand, je unsichtbarer die sie determinierenden Kräfte sind. Dieses „Unsichtbare“ spiegelt beispielsweise das Unbewusste von Siegmund Freud wider. So geht die Tiefenpsychologie davon aus, dass unbewusste psychische Prozesse das menschliche Handeln, Denken und Fühlen entscheidend beeinflussen. Kultur wird auf einer Ebene „gleichermaßen als sichtbares Phänomen und unsichtbare Instanz“ betrachtet. Es wird davon ausgegangen, dass Kultur, wenn auch unsichtbar, Handlungen, Denken und Sprache und sogar den Körper der Menschen beeinflusst und bestimmt. Wirklich offensichtlich wird Kultur jedoch nur an sichtbaren Trägern, wie Texte, mündlichen Überlieferung, Riten sowie Individuen als Kulturträger in deren Alltag und Wertesystemen. Aus Sicht der Humanwissenschaften wird Kultur infolge dessen in jeder Handlung und in jeder Kultur Handlung sichtbar. Diese drei zuvor beschriebenen Funktionen von Kultur nach Gürses heben den Kulturbegriff als einen wissenschaftlichen Gegenstand heraus. Ausgangspunkt ist das Verständnis, Kultur als eine Substanz zu sehen, die die Individuen „besitzen“ und an der sie, als ihr Träger, teilnehmen. Kultur wird als Entität - als ein Gebilde, welches nicht näher spezifiziert wird - verstanden. Dadurch werden Handlungen eines Subjektes geleitet und das Individuum zu einem mechanischen Bestandteil von Kultur degradiert.18

Eine besondere Definition stellt die vom „Center for Contempary Cultural Studies“ aus den 70er Jahren dar:

„Die Kultur einer Gruppe oder Klasse umfasst die besondere und destinkte (klare und deutliche) Lebensweise einer Gruppe oder Klasse, die Bedeutungen, Werte und Ideen, wie sie in den Institutionen, in den gesellschaftlichen Bedeutungen, in Glaubenssystemen, in Sitten und Bräuchen, im Gebrauch der Objekte und im materiellen Leben verkörpert sind. Kultur ist die besondere Gestalt, in der dieses Material und diese gesellschaftliche Organisation des Lebens Ausdruck findet.“19

An Hand dieser Ausführung geht hervor, dass Kultur die Beziehungen einer Gruppe strukturiert und aufzeigt, wie diese Formen erfahren, verstanden und interpretiert werden. Menschen sind durch Geschichte, Gesellschaft und Kultur geprägt. Diese Ausgangsbedingungen werden transformiert und weiterentwickelt, womit letztendlich Kultur reproduziert und vermittelt wird. Wichtige kulturprägende Faktoren sind neben Sprache sowie die nationale, religiöse und schichtspezifische Zugehörigkeit, jene aufgrund der Arbeit geprägten Lebensweisen, sowie die regionale und geographische Eingebundenheit (Stadt, Land, Klima).20 Die Besonderheit der Definition des „Center for Contempary Cultural Studies“ stellt die Dynamik des Kulturbegriffes dar. Gesamtgesellschaftlich kann in der heutigen Zeit nicht von „der Kultur“ gesprochen werden, sondern vielmehr von „Kulturen“. Kultur ist immer im Werden. Eine Gesellschaft besteht nicht mehr nur aus verschiedenen sozialen Klassen und Schichten, sondern ist insbesondere aufgrund unterschiedlicher regionaler, ethischer und religiöser Herkunft von kultureller Pluralität gekennzeichnet.21 Die Definition erfasst sowohl die Ausdifferenzierung, als auch die Weiterentwicklung des kulturellen Selbstverständnisses einer Gruppe und verhindert, von pauschalen Kulturen zu sprechen, wie zum Beispiel die rein deutsche oder rein türkische Kultur. Auch in Kulturen mit sehr langen Traditionen können rasch Veränderungen eintreten. Der Politikwissenschaftler Thomas Meyer meint diesbezüglich: „Die Kultur der Moderne ist im Kern eine Kultur des Umgangs mit Differenzen.“22

In Hinblick auf die Schwerpunktsetzung der Identitätsentwicklung unter Migrationsbedingungen der vorliegenden Arbeit, ist die Kulturdefinition der Ethnologin Krasberg als besonders bedeutend herauszustellen. Sie versteht Kultur „im Sinne einer kulturellen Identität, d.h. in der Art und Weise des Denkens, sich die Welt vorzustellen und zu gestalten. Aber: Kultur wird erst in der Grenzüberschreitung wahrnehmbar, im Gegenüber einer fremden Kultur, sei es in der Ferne oder im eigenen Land.“23 Kultur geht immer vom Menschen aus. In einem Austausch begegnen sich also nicht nur Kulturen, sondern auch Menschen. Durch die Begegnung mit der fremden Kultur wird stets ein Aspekt der kulturellen Erscheinung der eigenen Kultur deutlich. Jedoch wird mit dem Aufeinandertreffen einer anderen Kultur die eigene nie in ihrer Gesamtheit beleuchtet, sondern nur bestimmte Aspekte, die von der Spezifität der fremden Kultur abhängig sind. Eine wichtige Erkenntnis aus der Ethnographie im Zusammenhang mit dieser Arbeit ist die gegenseitige Abhängigkeit zwischen den Kulturen, da - wie bereits erwähnt - die eigene nur mit Hilfe fremder Kulturen wahrgenommen werden kann.24 Diese Erkenntnis lässt sich auf die von Gürses zweite Funktion „Ort der Dichotomisierungen“ beziehen, in dem vereinfacht gesagt wird, dass „unsere“ Kultur das ist, was die „andere“ Kultur nicht ist.25

Die unterschiedlichen Definitionen lassen erkennen, dass es sowohl weit- als auch eng gefasste Kulturbegriffe gibt. Die Dynamik jener, die vor allem in der Definition des „Center for Contempary Cultural Studies“ hervorgehoben wird, stellt eine zentrale Bedeutung dar, die nicht unterschätzt werden darf - gerade weil sie nachhaltige Auswirkungen für das Zusammenleben türkischer Migranten mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft mit sich bringt. Durch die Hervorhebung des Prozesscharakters von Kultur wird diese nicht als feststehende Instanz betrachtet, sondern als ein immer im Werden befindliches Phänomen, das sich durch die Umwelt wandelt, aber auch die Umwelt selbst transformiert.26 Festzuhalten ist, dass die Kultur ein Geflecht von Bedeutungen darstellt, in denen die Menschen ihre Erfahrungen interpretieren und nach denen sie ihr Handeln ausrichten und sich das Individuum dadurch in seiner sozialen Umwelt orientieren kann. Dieser symbolische Charakter der jeweiligen Kultur stellt eine bereits menschliche Bearbeitung von Kultur zur Regelung des Lebens dar.27 Die Kultur durchzieht den Alltag des Menschen und spiegelt sich in den jeweils vorherrschenden Beziehungsformen und Institutionen wider. Die Identitätsfunktion von Kultur wird deutlich, wenn man sie als Nutzung von Kommunikations- und Repräsentationsmitteln betrachtet. Jener Kulturbegriff bedarf eines behutsamen Umganges. Es gilt der Entstehung des Eindruckes eines statischen Kulturbegriffes mit Stereotypen entgegenzuwirken. Der allgegenwärtige Kontakt mit fremden Kulturen kann sehr schnell Mechanismen wie Vorurteile, Stigmatisierungen und Marginalisierungen zu Tage führen.28

Im Zusammenhang mit interkultureller Pädagogik erweist es sich als schwierig, so dass man in bei der Begegnung verschiedener Kulturen um eine Sensibilität bemüht ist, Unterschiede zu erkennen, was diese voraussetzt und letztendlich auch bestätigt. Gürses betont diesen Aspekt in seiner ersten Funktion des Kulturbegriffes „Kategorie der Differenz“, in der - wie zuvor beschrieben - davon ausgegangen wird, dass Kultur Differenz im Voraus vorweg nimmt. Die Konzentration auf kulturelle Verschiedenheit bewirkt nur einen harmonisierenden Umgang mit diesen postulierten Unterschieden.29 Von gezielter Nachhaltigkeit ist hierbei die Frage, inwiefern Jugendliche mit Migrationshintergrund ihre Kultur leben und mit den postulierten Differenzen umgehen. Arbeiten sie ihre Kultur um oder aber vermischen sie diese mit der konfrontierten Kultur? Was ist überhaupt „ihre Kultur“? Wird diese durch die Kultur der Eltern repräsentiert oder stellt sie gar schon eine Vermischung der Heimatkultur und der des Aufnahmelandes dar? Um sich einer Klärung dieser Fragen annähern zu können, bedarf es im Folgenden einer Fokussierung auf die Kulturkonflikttheorie, die lange Zeit als Antwort auf die Frage galt, inwiefern Jugendliche mit ihrer Kultur und den im Vorfeld angenommen Unterschieden umgehen und zurechtkommen.

2.3 Kulturkonflikttheorie

Vor dem Hintergrund der amerikanischen Einwanderungserfahrungen hat der amerikanische Soziologe Sellin im Jahr 1938 die Kulturkonflikttheorie entwickelt. Sie wird oft als Erklärungsansatz für die Identitätsproblematik junger Migranten verwendet und erfuhr erst durch die späte Rezeption dieser Ansätze im Zuge der Nachkriegseinwanderung in Europa Popularität.30

Die Kulturkonflikttheorie geht davon aus, dass die erste Generation weniger unter den widersprüchlichen Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft im Einwanderungsland leidet als ihre Folgegeneration.31 Hintergrund ist jener, dass die Kontakte der ersten Generation sich insbesondere auf den Umgang mit den kulturgleichen Bezugspersonen richten. So genügt bereits eine partielle Assimilation32, um sich den Anforderungen in Bezug auf Arbeitsplätze und Sozialleben anzupassen. Bei der zweiten Generation kommt es - so die Kulturkonflikttheorie - jedoch zu einem „inneren Kulturkonflikt“. Die zweite Generation orientiert sich an den gleichaltrigen Peers der Aufnahmegesellschaft und wird intensiver von den Leitbildern der Medien und der Aufnahmekultur geprägt. Durch Kindergarten, Schule und Ausbildung werden sie stärker mit den Deutungs- und Handlungsmustern der dominanten Mehrheitsgesellschaft konfrontiert. Nach Selin führt dies gleichzeitig dazu, dass sie sich von der familiären Herkunftskultur distanzieren. Die Ambivalenz bei türkischen Jugendlichen der zweiten Generation zwischen den traditionellen - in den Elternhäusern noch präsenten - Herkunftskulturen und der modernen Welt des Einwanderungslandes - und den damit verbundenen Widerspruch zwischen den kulturell unterschiedlichen Normen- und Wertvorstellungen - kann bei ihnen zu einer Orientierungskrise führen. Norm- und Wertekonflikte treten besonders dort auf, wo sich Einwanderer große Schwierigkeiten ausgesetzt fühlen, sich an die neue Kultur des Gastlandes anzupassen. Wenn jene Migranten sich einer Assimilation mit den neuen Normen verschließen und an ihren alten festhalten, entsteht ein Außenkonflikt. Sowohl das Gefühl der Heimatlosigkeit und Orientierungslosigkeit als auch die Ablehnung durch die Mehrheitsgruppe der einheimischen Bevölkerung, hebt dieses Verhalten nochmals hervor. Regelloses Verhalten und/oder eine Häufung abweichenden Verhaltens sowie anomische Reaktionen wie zum Beispiel Kriminalität, Sucht und psychische Erkrankungen können - laut Kulturkonflikttheorie - ein Resultat des Gefühls der Heimat- und Orientierungslosigkeit sein.33

Die Kulturkonflikttheorie ist jedoch einer kritischen Betrachtungsweise zu unterziehen, da sie von der Grundannahme ausgeht, dass sich mehrere Kulturen mit unterschiedlichen Werte- und Normensystem unvereinbar und unveränderbar gegenüberstehen. Der Kultur wird damit ein statischer Charakter unterstellt. Folglich vertreten theoretische Modelle, die auf der Kulturkonflikttheorie basieren die Ansicht, dass die Identitätsentwicklung der Jugendlichen aufgrund der Unvereinbarkeit der gegensätzlichen Normen und den daraus resultierenden übergroßen Belastungen negativ beeinflusst wird.34 Die Metapher „zwischen zwei Stühlen sitzend“ entspringt der Kulturkonflikttheorie, da auch dieses Bild eine statische Auslegung des Kulturbegriffes beinhaltet. Die Identitätsbildung türkischer Jugendlicher wird einzig auf das Dilemma, sich zwischen zwei Kultursystemen entscheiden zu müssen, reduziert. Ist es jedoch notwendig, dass das Denken und Fühlen entweder „rein deutsch“ oder „rein türkisch“ sein muss?

In den letzten Jahren haben sich zunehmend kritische Stimmen zu der Kulturkonflikttheorie zu Wort gemeldet und einen Paradigmenwechsel von jener Defizitorientierung eingeläutet.35 Diese Wissenschaftler gehen davon aus, dass nicht die Kulturkonflikte für viele Probleme der Migranten der zweiten Generation verantwortlich sind. Eine größere Relevanz wird der Diskriminierung und der Stigmatisierung zugeteilt. Die Aussichtslosigkeit auf ein Eingebundensein in die Aufnahmegesellschaft, als auch Benachteiligung im Berufsleben, Arbeitslosigkeit, Nichtanerkennung etc., behindern dementsprechend die Entwicklung einer selbstständigen Persönlichkeit weitaus mehr als angenommen.36 Darüber hinaus ging mit dieser Erkenntnis ein Abweichen von der „Entweder-oder-Entscheidung“ zwischen der einen oder der anderen Kultur einher. An ihrer Stelle erscheint eine neue Perspektive von „Sowohl- als-auch“ zu treten. Diese Perspektive ist nicht durch einen defizitorientierten Ansatz geprägt, sondern zeichnet sich durch einen ressourcenorientierten und konstruktiven Ansatz aus, sowie durch die Würdigung der Leistungen der Migranten, namentlich die Leistung individuelle Lebenskonzepte mit Bestandteilen beider Kulturen zu entwickeln.37

2.4 Zwischenresümee

Vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund spielt das Verständnis von Kultur eine herausragende Rolle. Wird Kultur als Identifizierungsinstrument verwendet, werden die Migranten im Aufnahmeland immer wieder auf ihre Andersartigkeit reduziert und als Fremde betrachtet. So wird beispielsweise der zweiten und dritten Generation der Zugewanderten38 in Deutschland nach wie vor der Status „Migrant“ zugeteilt. Auch diese Generationen werden auf die Herkunft ihrer Vorfahren reduziert sowie fixiert.39 So besteht die Gefahr, dass Migranten in wissenschaftlichen und politischen Diskursen zu Objekten degradiert und durch ihre kulturelle Herkunft zu aller erst als Fremde empfunden werden. Im besonders hohen Maß gilt dies für türkische Migranten, da sie erstens aufgrund ihrer nationalen Herkunft und zweitens ihrer Religion - den Islam - als doppelt fremd erscheinen.40 Die CDU hat beispielsweise in ihrer Proklamation über Integration bis dieses Jahr ein hohes Gewicht auf eine Leitkultur gelegt, die sich durch die deutsche Sprache, freiheitlich-demokratische Grundordnung und „Werte des christlichen Abendlandes“ auszeichnet. Für Muslime bedeutete dies - egal wie gut sie die deutsche Sprache beherrschen und sich zum Grundgesetz bekennen - sie würden immer die „Anderen“ bzw. die „Fremden“ bleiben. Jetzt sollen - so die CDU - die Chancen betont werden, die die Migranten für Deutschland bieten.41 Dennoch ist hier der Aspekt, dass die eigene Kultur durch das Aufeinandertreffen einer anderen Kultur deutlich wird, den sowohl Krasberg als auch Gürses in ihrem Verständnis von Kultur hervorheben, ganz wesentlich. Erfahrungen von Ausgrenzungen von Migranten werden neben der Zugehörigkeit zu anderen Nationalitäten besonders aufgrund einer angenommenen kulturellen Verschiedenheit erlebt. Die Fremdheit des Fremden bestätigt die eigene Gruppe und ihr Empfinden eigener Nicht-Fremdheit.42 Neben der Zuteilung der Migranten als Fremde führt eine oft vorhandene Unwissenheit über die Kultur der Migranten dazu, dass sie als unterlegen und rückständig betrachtet werden. In Bezug auf Gürses drei Funktionen von Kultur wird dieser Aspekt durch die Funktion des „Sichtbaren Unsichtbaren“ und durch den „Ort der Dichotomisierung“ - dem Individuum/Kollektiv- Paradoxon - deutlich. Einerseits fungieren Migranten als eine „Masse“, deren sichtbare Anwesenheit die Unsichtbare ihrer Kultur bedeutet. Zum anderen werden sie als „Agenten“ betrachtet, die diese Kultur einverleibt haben und ins Ausland „mogeln“. Als kulturelle Größe hätten Migranten die Eigenschaft eines - aufgrund der Besonderheiten einer Kultur - einheitlich agierendes Kollektivs sowie einer nicht assimilierbaren Gruppe.

Widersprüchlicherweise wird ihnen eine temporäre und relative Individualität zugestanden, indem sie sichtbare Kultur-Träger sind. Gleichzeitig aber betrachtet man sie als nicht assimilierbare, zum Kollektiv neigende Individuen. In dieser Perspektive erscheinen Migranten gleichzeitig als „Ebenbild und Untertan ihrer Kultur“.43

Im Zusammenhang mit der Kulturkonflikttheorie kann Migration, in der eine Kultur mit der anderen zusammenstößt, und deren Werte und Normen sich widersprechen, nur als Problem verstanden werden. Zwangsläufig wird von einem Kulturkonflikt zwischen kulturell bestimmten Gruppen einerseits und andererseits jener Zerrissenheit innerhalb eines Individuums ausgegangen, der als Konsequenz „gebrochene Identitäten“ hervorbringt.44 Der Ethnologieprofessor Martin Sökefeld weist diesbezüglich darauf hin, dass der Kulturkonflikt nicht als natürliche Folge von Migration verstanden werden sollte, sondern als eine Weise, Migration zu interpretieren. Somit übernimmt Kultur im Kontext von Migration eine Sündenbock- und Entlastungsfunktion.45

Obwohl Migrantenjugendliche offen und reflexiv mit ihrer Ambivalenz umgehen, werden sie in Studien oft kulturalisiert. Dadurch wird Fremdheit aufrechterhalten. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Beschreibung der Betroffenen „zwischen zwei Kulturen/Welten zu stehen“.46 Der seit den 90er Jahren zu verzeichnende Perspektivenwechsel „mit zwei Kulturen/Welten“ leben, soll dazu führen, dass die Jugendlichen nicht mehr auf eine konflikthafte Auseinandersetzung mit der eigenen und fremden Kultur festgeschrieben werden.47 Darauf bezugnehmend verbreitet sich in Kulturanalysen zunehmend die Ansicht, dass Kultur erst durch Handlung entstehe und nichts statisches, nur etwas dem Handelnden Vorgeordnetes, Determinierendes sei.48 Infolge dessen rücken explizit die Aushandlungsprozesse, Widersprüche, Konflikte, Ambivalenzen, Handlungsstrategien und Machtverhältnisse in den Mittelpunkt des Intereses und der Prozesscharakter des Kulturbegriffes erfährt eine Bedeutung. So sind eindeutige Grenzen um Kulturen nicht länger möglich, obwohl es noch eindeutige Bilder von Kulturen gibt. Sie sind jedoch keine „objektiven Gegebenheiten“ mehr, sondern Repräsentationen, die aus bestimmten Perspektiven mit spezifischen Interessen entworfen und mit unterschiedlichen Machtansprüchen vertreten werden. Jedoch können sich auch die neueren Ansichten, die den Prozesscharakter des Kulturbegriffes betonen, nicht komplett von stereotypen Zuschreibungen - wie der unterdrückten Frau mit Kopftuch und dem streng gläubigen Muslime als möglicher Terrorist - frei sprechen.49

3. Generationsunterschiede bei Migranten

Ist die Rede von Migration und der Situation sowie dem Wohlbefinden der Migranten im Aufnahmeland, erfolgt in der Regel in Deutschland eine Differenzierung zwischen erster, zweiter und dritter Generation. Ganz selten wird bereits von der vierten Generation gesprochen. Die Eltern, die nach Deutschland kamen, werden als erste Generation bezeichnet. Die Kinder, die im Rahmen des Familiennachzuges folgten oder hier geboren wurden, nennt man zweite Generation. Die Enkelgeneration ist folglich die dritte Generation.50 Die Situation der zugewanderten, ausländischen Bevölkerung ist von Generation zu Generation unterschiedlich und von verschiedenen Voraussetzungen gekennzeichnet. Die türkischen Einwanderergruppen gehören zu den wenigen Migrantengruppen, die bereits lange genug in Deutschland leben, um überhaupt eine dritte und vierte Generation hervorgebracht zu haben.

Für die frühen US-amerikanischen Migrationssoziologen zu Beginn bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts galt Generation im Zuge von Migration als der Mechanismus, durch den die Übertragung von Integration erfolgte. Assimilation51 musste im Verlauf einiger Generationen unweigerlich erfolgen, wenn den Migranten keine Barrieren wie Diskriminierung, Stereotypisierung oder gar Rassismus in den Weg gestellt wurden. Der Generationsbegriff im heutigen bundesdeutschen Diskurs hingegen birgt jedoch die Gefahr einer möglichen Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen, da er die Menschen zu einer strukturellen Marginalität52 führt. Zwar erscheint es sinnvoll von einer ersten und zweiten Generation auszugehen, jedoch wird die Erfassung einer dritten Generation durchaus kritisch erachtet, da eine andauernde Festschreibung von Menschen, deren Großeltern nach Deutschland eingewandert sind, die Möglichkeit vereitelt, den Migrationsstatus abzulegen und der ethnische Hintergrund aus Diskriminierungsgründen kein Definitionsmerkmal sein sollte.53 Das Verständnis von Generationen bezieht sich in der vorliegenden Arbeit auf die Definition des promovierten Soziologen Alfred Göschel. In seiner Untersuchung verwendet er den Begriff der Generationen als Zusammenschluss von Jahrgangsgruppen, die sich durch „ein gemeinsames Schicksal, einen gemeinsamen biographischen Rahmen konstituieren.“54

Die Entwicklung der verschiedenen Generationen zeichnet sich durch eine große Heterogenität aus. Je nach Lebenssituation und Umfeld haben Sozialisationen unterschiedlichster Art stattgefunden und können von folgenden Faktoren abhängig sein, die im günstigen Fall persönlichkeitsstabilisierend wirken und im ungünstigen Fall zu Desorientierung und Unsicherheit bei den Betreffenden führen können:

Formale Kriterien (Einreisealter, Aufenthaltsdauer, evtl. Unterbrechungen durch zwischenzeitliche Aufenthalte im Ursprungsland etc.), Art und Ausmaß familiärer Bindungen, Qualität der familiären Beziehungen, Umgangsformen der eigenen Eltern und anderer Bezugspersonen mit der Migration und etwaigen Problemen; isoliertes oder offenes Familiensystem, Bildungsgrad und Integrationsgrad der Eltern Anzahl und Ausmaß positiver Erfahrungen im Sinne von Sich-hier-wohl-und- geborgen-Fühlen, Anzahl und Ausmaß negativer/traumatischer Erfahrungen (direktes oder indirektes Erleben von Ausländerfeindlichkeit, Diskriminierung, u. ä.), Lebensumfeld (Qualität des Wohnumfeldes; Zustand, Größe und Ausstattung der Wohnung), Sprachkompetenz (sowohl Muttersprache als auch Deutsch), Anzahl und Qualität von Freundschaften/Partnerschaften zu Deutschen, Erfolgreicher Abschluss einer Schul- und Berufsausbildung, Möglichkeit der sozioökonomischen Existenzsicherung in Form einer adäquaten und dauerhaften Arbeitsstelle, Ausmaß und Existenz kultureller/religiöser Inhalte wie Literatur, Musik, Feiern, rituelle Handlungen etc.55

In Bezug auf die türkischen Migranten ist die erste Generation schwerwiegend von patriarchalischen Familienstrukturen und Traditionen des Herkunftslandes geprägt, da sie durch die Migration aus ihrer alten Kultur in eine komplett neue gerissen wurde. Sie sind zum größten Teil auf Grund der Arbeitsmigration in den 50er und 60er Jahren nach Deutschland gekommen.56 Das „fremde“ Umfeld verunsichert diese Generation und daher versuchen sie als Minderheit an alten Werten festzuhalten. Dieses Verhalten kann zu einer Diskrepanz und zur Erschaffung von Parallelgesellschaften führen. Der Eingliederungsprozess erfährt folglich eine schwere Aufnahme in die deutsche Gesellschaft.

Die zweite Generation ist zum größten Teil in Deutschland geboren, wächst dennoch sehr traditionell nach heimatlichen Werten in ihren Familien auf, da diese den Eingliederungsprozess in die deutsche Gesellschaft oftmals nicht gänzlich vollzogen haben. So wird überwiegend die zweite Generation unter einem defizitären Charakter betrachtet.57 Es wird davon ausgegangen, dass nicht nur eine Distanz zur deutschen Gesellschaft besteht, sondern auch zur Kultur der eigenen Familie. Der Unterschied innerhalb der Traditionen erfährt eine besondere Betrachtung. In den Familien werden jene aus dem Herkunftsland gelebt und außerhalb der Familie erfahren die Migranten eine Konfrontation mit den Sitten und Bräuchen der deutschen Gesellschaft. Die Ausprägung beider kann in mehreren kulturellen Dimensionen sehr gravierend verschieden sein. Es wird ihnen das Gefühl „zwischen zwei Stühlen“ zu sitzen nachgesagt, welches bereits im Kapitel zur Kulturkonflikttheorie näher beleuchtet wurde.58 Die Unsicherheiten, die sich daraus ergeben können, erwecken bei vielen Jugendlichen den Eindruck, zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kulturen zerrieben zu werden. Es wird ihnen eine Orientierungslosigkeit nachgesagt, die in einer Identitätsdiffusion münden kann.59 Jedoch können die Jugendlichen dieser Identitätsdiffusion entgehen, indem sie sich mit den konkurrierenden Lebensmodellen der Herkunftskultur ihrer Familie und der deutschen Kultur auseinandersetzen, die Werthaltungen der Eltern und des Aufnahmelandes kritisch hinterfragen sowie reflektieren und dies in ihr Selbstbild übertragen.60

Über die dritte Generation gibt es bis Dato kaum Forschungen, da es - wie bereits erwähnt - äußerst kritisch betrachtet wird, ob der dritten Generation überhaupt noch ein Migrantenstatus zugeteilt werden sollte, da sie hier in Deutschland geboren wurden und sich als Teil der Gesellschaft sehen. Der Islamwissenschaftler Götz Nordbruch zitiert diesbezüglich eine junge Türkin, die über die zweite und dritte Generation spricht:

„Die dritte heranwachsende Generation ist viel bunter als meine zweite, in der die Eltern zumeist strenger und religiöser gewesen sind und ihren Lebensstil ihren Kindern auferlegen wollten.“61

Die dritte Generation bezeichnet sich oft als „Inländer mit fremden Aussehen“. Die Problematik dieser Generation ist eben dieses „fremde Aussehen“, auf das sie oft reduziert werden. Damit gehen nicht selten Diskriminierungserfahrungen einher - auch wenn ihr Anspruch auf Chancengleichheit und Gleichbehandlung immer weiter wächst.

4. Türkische Migranten in Deutschland

Der Prozentsatz der in Deutschland lebenden Bevölkerung mit Migrationshintergrund liegt bei etwas über 19 Prozent. Dabei bilden türkische Migranten die größte Gruppe mit ca. drei Prozent. In absoluten Zahlen sind das rund drei Millionen türkisch stämmige Menschen, die heute in Deutschland leben. Sie setzen sich vor allem aus Arbeitsmigranten und ihren Angehörigen, aber auch aus Flüchtlingen und ihren Familien zusammen, deren geschichtlicher Verlauf der Migration im Folgenden skizziert wird.62

4.1 Arbeitsmigration und ihre Folgen

Dem in den 50er Jahre erfolgten wirtschaftlichen Aufschwung ging die Notwendigkeit des Zusatzes von Fachkräften aus dem Ausland einher. Von Beginn an differenzierte man zwischen den einzelnen Ländern. Vor allem Arbeitskräften aus der Türkei stand die Bundesregierung äußerst skeptisch gegenüber. Aufgrund außenpolitscher Überlegungen und des Status als großer NATO-Partner kam es dennoch zu einem Anwerbeabkommen mit der Türkei. Hierbei erfolgten - anders als bei den aus Europa stammenden Fachkräften - spezielle Auswahlkriterien, verbunden mit spezifischen Diskriminierungen für die türkischen Gastarbeiter. Dazu gehörten unter anderem eine strikte Begrenzung des Arbeitsverhältnisses auf zwei Jahre und der Ausschluss des Nachzugs der Familien. Nur unter Druck der Wirtschaft, die ihre gut eingearbeiteten Arbeitskräfte nicht verlieren wollte, kam es im September 1964 zur Aufhebung dieser Regeln.63

Zu Beginn kamen hauptsächlich Arbeitsmigranten nach Deutschland, deren Anzahl stetig zu nahm. Im Jahr 1963 hielten sich 170.000 Menschen türkischer Staatsangehörigkeit in der Bundesrepublik auf. 1971 waren es bereits über eine Millionen, was in etwa einem Viertel der ausländischen Gesamtbevölkerung entsprach. Für die Integration in die deutsche Gesellschaft wurde dennoch nicht gesorgt. Der Anwerbestopp im November 1973 dämmte diesen Prozess vorerst ein. Da sich Ende der 1970er Jahre die politische Situation in der Türkei änderte, begab sich eine große Anzahl politisch links orientierter Flüchtlinge ins deutsche Exil. Aufgrund der deutschen „Ausländer-Politik“, verbunden mit Rückkehrprämien, dem wachsenden Anti-Ausländerdiskurs und speziell einer stark zunehmenden „Türkenfeindlichkeit“ in großen Teilen der Bevölkerung, sank im Zeitraum der ersten Hälfte der 1980er Jahre die Zahl der türkischen Migranten, die jedoch in der zweiten Hälfte vor allem durch kurdische Flüchtlinge erneut Zuwachs erhielt64

So führten der Anwerbestopp, der Familiennachzug und die politischen Situationen in der Türkei zu gravierenden Veränderungen in der Sozialstruktur der türkischen Migranten in Deutschland. Obwohl die meisten Arbeitnehmer zu Beginn das Ziel verfolgten, während des begrenzten Aufenthalts von dem enormen Wohlstand in Deutschland zu profitieren, in dem sie viel Geld sparen wollten, um sich in ihrem Land eine eigene Existenz aufbauen zu können, war spätestens seit den 80er Jahren nicht mehr zu übersehen, dass ein großer Teil der türkischen Migranten in der BRD faktisch ansässig geworden war. Für die Bundes- und Landesregierung bedeutete der Nachzug von Familien mit ihren Kindern, dass sie die daraus folgenden Probleme nicht weiterhin ignorieren konnte. Die sozialen Folgen dieser Einwanderung schienen kaum bedacht und berücksichtigt. Weder Bildungsinstitutionen noch Behörden hatten sich auf diese Gruppe eingestellt. So mussten soziale Maßnahmen und vor allem staatlich geförderte Sprachkurse erarbeitet werden. Trotz der Tatsache, dass Gastarbeiter zu Einwanderer wurden, ging die Politik bis in die 90er Jahre nicht von einem dauerhaften Verbleib der Zuwanderer aus. So wurde erst 1991 das aus dem deutschen Reich stammende Staatsbürgergesetz, welches vereinfacht formuliert sagt „Deutscher ist, wer von deutschen Eltern geboren wird“, geändert.65 Ab dem 01.01.2000 erweiterte man das Staatsbürgergesetz durch Elemente des Territorialprinzips. Für in Deutschland geborene Kinder von Migranten trat das Optionsrecht der doppelten Staatsbürgerschaft ein, wenn ihre Eltern über einen langfristigen Aufenthaltsstatus in Deutschland verfügten. Diese Verbesserung brachten politische Partizipationsmöglichkeiten und gesellschaftliche Gleichstellung für die vielen jungen Türken und Türkinnen in Deutschland mit sich. Jedoch wurde verlangt, dass sie sich bis zum 23. Lebensjahr entweder für die deutsche Staatsbürgerschaft oder die der Eltern entscheiden mussten. Andernfalls drohte der Verlust ihrer deutschen Staatsbürgerschaft.66 Seit dem 27.03.2014 gibt es für in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern einen Gesetzesentwurf der großen Koalition über die doppelte Staatsbürgerschaft. Die Optionspflicht entfällt hier und die türkischen Jugendlichen können sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft behalten.67

Bereits vor diesen Gesetzesentwurf zählte das statistische Bundesamt unter den rund drei Millionen Türkeistämmigen in Nordrhein-Westfalen 1,6 Millionen türkische Staatsangehörige und rund 1,35 Millionen Deutsche. Im Jahr 2012 ist die Zahl der Einbürgerungen aus der Türkei um fast 18 Prozent mit 11.985 Einbürgerungen angestiegen. Der Vergleich der Generationen verdeutlicht Folgendes: Während in der ersten Generation 20 Prozent der türkischen Migranten und 50 Prozent der zweiten Generation eingebürgert sind, besitzen 75 Prozent der dritten Generation einen deutschen Pass. Insgesamt waren Ende 2012 40 Prozent aller türkeistämmigen Einwanderer deutsche Staatsbürger. Als Hauptmotiv hierfür wurde die rechtliche Gleichstellung einschließlich des Wahlrechts genannt. 60 Prozent haben bis Ende 2012 keinen Einbürgerungsantrag gestellt, da viele ihre ursprüngliche Staatsbürgerschaft nicht aufgeben wollten.68 Im Jahr 2013 sind die Einbürgerungen aus der Türkei im Vergleich zum Vorjahr um 15,9 Prozent deutlich gesunken.69 Aufgrund der freien Wahl auf doppelte Staatsbürgerschaft ist von einem deutlichen Anstieg der Einbürgerungen in Deutschland für das Jahr 2014 auszugehen.

Des Weiteren siedelten 2013 laut Statistischem Bundesamt 28.641 Menschen aus der Türkei nach Deutschland, während 32.788 Personen die Bundesrepublik in Richtung Türkei verließen. Es gingen also 4.147 mehr Menschen als kamen. Die Zahl der Türken in Deutschland sinkt stetig. Als Gründe sind die zunehmenden Auswanderungen sowie die Erfassung türkischer Migranten im Zuge der Einbürgerung als Deutsche zu benennen.70 Der geschichtliche Verlauf der Arbeitsmigration der türkischen Migranten macht deutlich, dass aus den zunächst nur männlichen türkischen Gastarbeitern „Deutsch-Türken“ und „Deutsch-Türkinnen“ mit türkischstämmigen Kindern und Jugendlichen geworden sind, die sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, wer sie sind und wie sie sich selber bezeichnen wollen. Es ist von keiner homogenen Gruppe auszugehen, da zwischen der ersten und den Nachfolgegenerationen in fast allen Lebensbereichen Unterschiede erkennbar sind, die die Frage nach der Identitätsentwicklung und der eigenen Zuschreibung von türkischen Jugendlichen als besonders notwendig erachten lässt. Für ein adäquates Verständnis muss jedoch auf die Vielfalt der kulturellen Unterschiede der Türkei und ihrer Auswanderer ein besonderes Augenmerk gelegt werden, die anknüpfend dargestellt werden.

4.2 Vielfalt der Türkei und ihrer Auswanderer

Das in Deutschland häufig vorherrschende Bild der Türkei spiegelt den pauschalen Eindruck einer ländlichen, (halb-)feudalen, traditionalistischen und starren Kultur wider, die kaum Freiraum zur Individualität bietet. Vor allem die Darstellung der türkischen Frau als unterdrücktes, nicht zur Selbstständigkeit fähiges Wesen ist eines der weit verbreiteten Stereotypisierungen über die Türkei. Im Folgenden soll ein Einblick in die äußerst dynamische, kulturelle Vielfalt der Türkei und ihrer Auswanderer gegeben werden, um dieses einheitliche und von Stereotypen getragene Bild aufzuheben.

Tatsächlich verpflichtet auch der türkische Staat seine Bevölkerung durch diverse Vorschriften und Gesetze zu einer zumindest nach außen zutage tretender Haltung einer unbestimmten, homogenen, kulturellen, türkischen Identität und dem alleinigen Gebrauch der türkischen Sprache.71 Die (kurdisch-)nationalen und islamistischen Bewegungen, die ihre jeweils eigenen festen kulturellen Entwürfe verteidigen, können als Kritik gegen diese Praxis verstanden werden.72 Die Proteste gegen Erdogan oder aber die aktuellen Geschehnisse in Syrien der IS sind gerade in der heutigen Zeit ein drastisches Beispiel hierfür zu sehen. Schon in der Geschichte der Türkei zeigt sich die kulturelle Vielfalt, die den Weg zur Entwicklung einer türkischen Identität nicht einfach gemacht hat. Der Vielvölkerstaat „Osmanisches Reich“ wurde als das Reich der Türken betitelt, obwohl sie nur eines von zahlreichen Völkern waren und die Osmanen die nomadischen Türken verachteten und sich von ihnen abgrenzten. Die nomadischen Türken lebten ursprünglich als Nomaden in Mittelasien. Infolge dessen war die Familie von gesellschaftlich fundamentaler Bedeutung und Frauen standen den Männern egalitär gegenüber. Das Osmanische Reich gilt als Identitätsgrundlage der heutigen türkischen Kultur. Dessen Verfall um den 1. Weltkrieg in Verbindung mit vielerlei Kämpfen führte 1923 zum Vertrag von Lausanne, in dem die territorialen Grenzen der Türkei und der Status der armenischen, griechisch-orthodoxen und jüdischen Minoritäten festgelegt und geregelt worden sind. Mit dem ersten Präsidenten Mustafa Kemal Pasa, der im Zuge des von ihm angeführten, auch stark laizistischen Modernisierungsprozess den Nachnahmen Atatürk - Vater aller Türken - annahm, wurde im Oktober 1923 die Republik Türkei gegründet. Mit viel Energie und Durchsetzungsvermögen ließ er - neben den Modernisierungsprozessen - vom Parlament eine Verfassung verabschieden und führte europäische Straf- und Zivilgesetzgebungen ein. Die Frauen erhielten im Zuge dessen 1930 das nationale Wahlrecht.73

Der knappe Anriss der Geschichte der Türkei zeigt, dass die türkische Nation schon immer durch ein hohes Maß an Heterogenität, die sich insbesondere durch religiöse und ethnische Vielfalt zeigt, gekennzeichnet ist. Diese spiegelt sich auch in ihren Auswanderern wider. So sind unter den Türken und türkischen Migranten sunnistische Kurden, türkische und kurdische Aleviten, türkische und kurdische Yezidi, Turkmenen, Lazen, Armenier, rum- orthodoxe und syrisch-orthodoxe Christen und islamisch-heterodoxe Gruppen zu finden. Die Verteilung religiöser Gruppen innerhalb der türkischen Gesamtbevölkerung zeigt sich auch unter ihren Einwanderern in Deutschland. Unter diesen Einwanderer befinden sich 95 Prozent Muslime.74 Religiöse und ethnische Identität sind aber keine festen Größen. Durch die Migration kann sich ihre Bedeutung ändern oder wird gerade erst dann wichtig. Der Islam beispielsweise stellt für türkische Migrantenkinder und Jugendliche der Folgegenerationen eine andere Dimension dar als für ihre Eltern. Sie versuchen ihn mit ihrer eigenen Realität in Einklang zu bringen.75 So gehen die jungen muslimischen Leute der zweiten und dritten Generation freier und zugleich bewusster mit dem religiösen Glauben um. Für sie ist die Religion keine Sammlung aufgezwungener Regeln, sondern ihre freie Wahl sowie ein Teil einer selbstbestimmten und eigenständigen Lebensführung. Sie verstehen den Islam auf ihre eigene Art und Weise und pflegen gleichzeitig einen offenen Umgang, womit sie sich von ihren Eltern emanzipieren. Gleichzeitig aber grenzen sie sich durch die Betonung ihres islamischen Glaubens von der Mehrheitsgesellschaft ab.76

Die 16. Shell Jugendstudie (2010) ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund im Vergleich zu deutschen Jugendlichen einen stärkeren Bezug zur Religiosität haben, der sogar in diesem Jahrzehnt zugenommen hat.77 Eine extreme Fixierung auf Religion steht nach dem Soziologen Weidacher im direkten Zusammenhang mit dem Niveau der Schulbildung. Ein niedriges Bildungsniveau mit den daraus resultierenden ungünstigen Prognosen im Berufsbereich sowie die erfahrene Ablehnung der Mehrheitsgesellschaft, zieht die Jugendlichen in die eigene Ethnie und die starke Ausübung ihres Glaubens zurück, in der sie die vermisste Geborgenheit und Anerkennung finden. Darüber hinaus wird ihnen das Gefühl vermittelt, als Mitglied der „umma“ - die islamische Gesellschaft - der „alleinigen wahren Religion“ dem Islam anzugehören. Das Verbundenheitsgefühl trägt zur Festigung des Identitätsgefühls bei und kann zu einer Entfremdung mit der deutschen Kultur und einer möglichen Verhinderung der Integration führen.78

Neben der ethnischen und religiösen Vielfalt basiert die Struktur des türkischen Kulturkreises auf verschiedenen Wertvorstellungen, die in sehr enger Beziehung zu den Traditionen stehen. Von vielen türkischen Migranten werden sie in Deutschland weiter gelebt. Das „Senioritätsprinzip“ und die „Hierarchie der Geschlechter“ gehören zu den Grundprinzipien, die das Verhalten des einzelnen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft bestimmen. Das Senioritätsprinzip - die Achtung der Älteren - ist das oberste Prinzip für das Zusammenleben in der Solidargemeinschaft. Die Rangfolge in der Familie geht vom Vater über die Mutter zu den Kindern, wobei ein erwachsener Sohn den Platz der Mutter einnehmen kann. Die „Hierarchie der Geschlechter“ sieht die Frau dem Mann untergeordnet, umfasst aber auch die Sorge und die Verteidigung der eigenen Frau, da diese unauflösbar mit der Ehre eines Mannes verbunden ist. Durch die „Hierarchie der Geschlechter“ ergibt sich, dass Jungen und Mädchen geschlechtsspezifisch erzogen und auf ihre künftige Rolle vorbereitet werden. Die türkische Familie ist durch ein hohes Maß an Zusammengehörigkeit gekennzeichnet und die Kinder werden zum Gehorsam, der Loyalität gegenüber der Familie, der Rücksichtnahme gegenüber Anderen und Ehrfurcht gegenüber Älteren erzogen.

Eigenschaften wie Unabhängigkeit werden traditionell kaum gefördert. Da die zunehmende Individualisierung in Deutschland in großer Konkurrenz zu dem Wertesystem und Traditionen im türkischen Kulturkreis steht, können sich infolgedessen Probleme bei der Sinn- und Identitätsfindung ergeben, wenn diese in Deutschland weiter gelebt werden.79 Auf den Umgang damit, wird im Laufe der Arbeit näher eingegangen.

Abschließend ist festzuhalten, dass sowohl die Heterogenität als auch Wandlungs- und Modernisierungsprozesse der Türkei immer im Blick gehalten werden müssen, da die Türkei eine unbestreitbare wichtige Bezugsgröße in der Migration darstellt. Nur so können Stereotypisierungen unter der Kategorie „die Türken“ vermieden werden und das Bild der Türkei als eine homogene, statische Gesellschaft aufgehoben werden.

4.3 Innerfamiliäre und außerfamiliäre Erziehung

Ein wesentlicher Faktor für die Identitätsbildung der Kinder ist die Erziehung. Diese findet im innerfamiliären und außerfamiliären Bereich statt und ist bei den türkischen Migranten im Vergleich zur deutschen Erziehung von unterschiedlichen Ansätzen geprägt. Die Familie hat in der Türkei einen besonders hohen Stellenwert und ist durch ein besonders enges Verhältnis, klar definierte Verhaltensstrukturen und unbedingte Zusammengehörigkeit nach außen gekennzeichnet. Jedoch stellte der Diplom-Pädagoge Holtbrügge in seiner Arbeit „Türkische Familien in der Bundesrepublik“ bereits 1975 fest, dass sich zwar türkische Migranten in familiären Verhaltensweisen und Erziehungsverhalten von den befragten deutschen Eltern unterscheiden, aber türkische Familien in Deutschland nicht pauschal als patriarchalisch strukturiert, autoritär orientiert und negativ gegenüber Selbstständigkeit ihrer Kinder eingestellt bezeichnet werden können.80 Auch hier muss auf die zuvor beschriebene Heterogenität der türkischen Bevölkerung und somit auch auf die Heterogenität von Zuwanderfamilien Rücksicht genommen werden, da sich kein bestimmter Erziehungsstil auf die komplette Bevölkerung der Türkei verallgemeinern lässt. Neumann fasst zusammen, dass die Erziehung in der Familie - vor allem in der ersten Generation - von den Wert- und Normverhalten als auch den Traditionen des Heimatlandes geprägt ist. So kann sich die zuvor beschriebene Hierarchie der Geschlechter und das Senioritätsprinzip - die Achtung der Älteren - durchaus im Erziehungsstil wiederfinden. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, je stärker traditionell und/oder religiös die Eltern fixiert sind, desto stärker die patriarchalische Familienstruktur.81

Die Eltern verbinden mit der Migration den Wunsch auf bessere Bildungsmöglichkeiten für ihre Kinder. Das „Familien-Migrations-Projekt“, welches durchaus als Protest gegen die Lebensbedingungen in der Heimat verstanden werden kann, wird nur dann als geglückt betrachtet wenn es gelingt, den Kindern höhere Bildungschancen im Aufnahmeland zu ermöglichen. So wurde im europäischen Forschungsprojekt „The Chances of Second Generation in Families of Ethnic Entrepreneurs“, welches im Jahr 2002 startete und 2005 endete, festgestellt, dass Migrantenfamilien sehr stark nach sozialen Aufstieg sowie nach den möglichst besten Bildungswegen für ihre Kinder streben. Jedoch sind die Erwartungen der Eltern aufgrund der sozialen Situation und oft auch der Sprachbarriere nur schwer zu erreichen.82 Die außerfamiliäre Erziehung türkischer Migrantenkinder findet hauptsächlich im Kindergarten, Schulen und in der Ausbildung statt. Im Kindergarten kommen die türkischen Kinder zum größten Teil das erste Mal in Kontakt mit deutschen Kindern und mit der deutschen Sprache. Allerdings müssen sie im Kindergarten auch die ersten Diskriminierungs- und Stigmatisierungserfahrungen machen. Die Schule hat eine sehr bedeutsame Rolle in der außerfamiliären Erziehung und einen großen Einfluss auf die Identitätsentwicklung. Hier wird die meiste Zeit der Kindheit und Jugend verbracht, in der sehr wichtige Entwicklungsphasen durchlebt werden. Mangelnde Sprachkenntnisse können zu großen Anpassungsschwierigkeiten - sowohl auf den Lernerfolg bezogen als auch auf das Verhältnis zu Lehrern und Mitschülern - führen. Dadurch können die türkischen Schüler in eine Randposition geraten, die für sie sehr frustrierend sein kann.83

Die familiären Voraussetzungen mit den damit verbundenen mangelnden Sprachkenntnissen, Andersartigkeit der Kultur und den niedrigeren Bildungstand der Elterngeneration in Kombination mit den ungünstigen gesellschaftlichen Bedingungen wie Diskriminierung und Stigmatisierung, können eine große Chancenungleichheit zur Folge haben. Darüber hinaus können ausgeprägte Konflikte zwischen den Generationen zu zwiespältigen Zugehörigkeitsgefühlen führen. Je spannungsgeladener die Beziehung zu den Eltern ist, desto stärker treten Gefühle des Fremdseins, der Entwurzelung und Loyalitätskonflikte auf. Besonders Rückkehrorientierungen der Eltern, aber auch ihre starken, sozialen Kontrollen über Freundschaft/Partnerschaft wirken sich zwiespältig auf die soziale Identität84 der Jugendlichen aus. Die eigene, internalisierte Orientierung an den Traditionen ist eine zusätzliche Quelle für Spannungen. Relevant in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass es aufgrund des Migrationsprozesses zu wechselnden Lebens- und Familienverhältnissen kommt, die Veränderungen von Lebensstilen, Gewohnheiten und Wertvorstellungen in der Familie bedingen. So beeinflusst Offenheit gegenüber anderen Kulturen und Lebensgewohnheiten der Familien auch das Verhalten der Jugendlichen.

[...]


1 Statistisches Bundesamt, 2013

2 Vgl. Bundesministerium des Inneren, 2014, S. 20

3 Vgl. Penitsch, 2003, S. 21

4 Wenning, 2000, S. 10

5 Vgl. Migrationsbericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration im Auftrag der Bundesregierung, 2003, S. 3

6 Vgl. Wenning, 2000, S. 11

7 Vgl. Wenning, 2000, S. 4

8 Vgl. Öztoprak, 2007, S. 16

9 Vgl. Fassmann, 2007, S. 15

10 Vgl. Treibel & Hurrelmann, 1999, S. 18

11 Vgl. Nieke, 1995, S. 49

12 Vgl. Friese & Schier, 1999, S. 464

13 Vgl. Barth, 2000, S. 16

14 Vgl. Rohe, 2000, S. 67

15 Vgl. Gürses, Nr. 2/1998, S. 69f

16 Vgl. Gürses, 2/1998, S. 71

17 Gürses, 2/1998, S. 72

18 Vgl. Gürses, 2/1998, S. 74

19 Barth, 2000, S. 15

20 Vgl. Friese & Schier, 1999, S. 464

21 Vgl. Bukow, 2002, S. 124ff

22 Meyer, 2002, S. 25

23 Krasberg, 1998, S. 31

24 Vgl. Krasberg, 1998, S. 42

25 Vgl. Gürses, 2/1998, S. 72

26 Vgl. Bukow, 2002, S. 124ff

27 Vgl. Greetz, 1983, S. 99

28 Vgl Friese, 2005, S. 18

29 Vgl. Messerschmidt, 2009, S. 13

30 Vgl. Heckmann, 1992, S. 178ff

31 Auf die Generationsunterschiede im Speziellen wird in Kapitel 2 dieser Arbeit eingegangen.

32 Assimilation bezeichnet den Prozess, indem eine Person oder eine Personengruppe mit einer anderen Personengruppe kulturell verschmilzt. In der Regel ist gemeint, dass eine Minderheit sich an eine Mehrheit anpasst. Siehe dazu Kapitel 4.1 dieser Arbeit.

33 Vgl. Schwind, Heidelberg, S. 87ff

34 Vgl. Aziz Efendioglu, 2000, S. 70

35 Vgl. beispielsweise Esser/Friedrichs 1990, Apitzsch 1990, Schiffauer 1991, Roß 2004, Schneider 2012

36 Vgl. Ataby, 1994, S. 31

37 Vgl. Kova & Tuncel, 2010, S. 8

38 Siehe im Detail Kapitel 2 dieser Arbeit

39 Vgl. Özdemir, 2012, S. 22ff

40 Vgl. Sökefeld, 2004, S. 9f

41 Vgl. Reimann, 2014

42 Vgl. Hummrich, 2006, S. 279f

43 Vgl. Gürses, 2/1998, S. 75

44 Vgl. Unger, 2000, S. 42

45 Vgl. Sökefeld, 2004, S. 21ff

46 Vgl. Atabay 1994, S. 32

47 Vgl. Aicher-Jakob 2010

48 Vgl. Özdemir, 2012, S. 22ff

49 Vgl. Sökefeld, 2004, S. 23

50 Vgl. Aicher-Jakob, 2010, S. 24

51 Siehe im Detail Kapitel 4.1 und 4.2 dieser Arbeit.

52 Marginalisierung: Entweder wird auf die Aufrechterhaltung der Herkunftskultur oder auf die Annahme der neuen Kultur großen Wert gelegt. Diese Variante gilt als sehr ungünstig, da sie oft mitOrientierungslosigkeit und Identitätsproblemen verbunden ist. Siehe im Detail Kapitel 4.2 dieser Arbeit.

53 Vgl. Aumüller, 2014

54 Göschel, 1995, S. 9

55 Vgl. Koray, 2000

56 Siehe im Detail Kapitel 3.1 dieser Arbeit

57 Vgl. Aicher-Jakob, 2010, S. 14

58 Siehe im Detail Kapitel 1.3

59 Vgl. Weber, 1989, S. 47

60 Vgl. Friese, 2004, S. 12

61 Nordbruch, 2010, S. 10

62 Vgl. ZfTI, 2014

63 Vgl. Sökefeld, 2004, S. 11

64 Vgl. Sökefeld, 2004, S. 13

65 Vgl. Özdemir 2012, S. 6-10

66 Vgl. Storz, Wilmes 2007

67 Siehe im Detail Kapitel 8.1 dieser Arbeit

68 Vgl. Sauer, 2013, S. 73f

69 Vgl. Deutsch Türkische Zeitung, 2014

70 Vgl. Mediendienst Integration, 2014

71 Vgl. Seufert, 1998, S. 110

72 Vgl. Seufert, 1998, S. 218

73 Vgl. Güvnec, 1998, S. 73f

74 Vgl. Hanrath, 2011

75 Vgl. Ataby, 1994, S. 36

76 Vgl. Kaweh, 2006, S. 1

77 Vgl. Albert, Hurrelmann, Quengel, Schneekloth, 2010

78 Vgl. Weidacher, 2000, S. 125ff

79 Vgl. Özdemir, 2012, S. 26ff

80 Vgl. Stöbe, 1998, S. 95

81 Vgl. Neumann, 1981, S. 180ff

82 Vgl. Apitzsch, 2006, S. 257ff

83 Die Bedeutung von Schule und Sprache wird in Kapitel 4.3.1 und 4.3.2 nochmals näher betrachtet

84 Siehe im Detail Kapitel 6.4 dieser Arbeit

Fin de l'extrait de 106 pages

Résumé des informations

Titre
Die Identitätsentwicklung von türkischen Jugendlichen in Deutschland
Université
University of Cologne
Cours
Rehabilitationswissenschaften
Note
1,9
Auteur
Année
2014
Pages
106
N° de catalogue
V286946
ISBN (ebook)
9783656871408
ISBN (Livre)
9783656871415
Taille d'un fichier
1052 KB
Langue
allemand
Mots clés
Identitätsentwicklung, Migration, Jugendliche, türkische Jugendliche, Kultur
Citation du texte
Bachelor of Arts Maria Kaesberg (Auteur), 2014, Die Identitätsentwicklung von türkischen Jugendlichen in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286946

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