"Die Turnstunde" von Rainer Maria Rilke. Erzähltheoretische Analyse und Aspekte einer Interpretation


Hausarbeit, 2009

11 Seiten, Note: 15 Punkte


Inhaltsangabe oder Einleitung

Die 1902 veröffentlichte zweite, endgültige Fassung der Novelle „Die Turnstunde“ von Rainer Maria Rilke thematisiert den Tod eines Zöglings der Militärschule zu Sankt Severin, Karl Gruber, der ihn während einer Turnstunde ereilt. Gruber, der schlechteste Turner der letzten Riege seines Jahrgangs, stirbt an einem Herzschlag, den er infolge von Überanstrengung durch einen waghalsigen Kletterakt erleidet, welchen er spontan und wider die Befehle seiner Vorgesetzten, vielleicht aus Furcht, Trotz oder um sich zu behaupten, vollführt. Von Mitschülern und dem Lehrpersonal der Schule unbeachtet lebt er in einer dunklen Nische der Turnhalle ab, während die Turnstunde ihren geregelten Lauf nimmt.
Der Schauplatz der in sich abgeschlossenen Geschehnisschilderung ist der Turnsaal der Militärschule zu Sankt Severin, d. h. das Ereignis selbst ist in eine fiktivrealistische Welt eingebettet. Die genaue Ortsangabe „zu Sankt Severin“ siedelt die Erzählung in einem pseudohistorischen Kontext an, aber durch die spezifische Schilderung der Begebenheiten erlangt „Die Turnstunde“ einen extremen Gegenwartscharakter.
Die gefühllose, brutale und kalte Atmosphäre, wie auch der zweckbedingte, harte und sachliche Jargon einer Militärschule werden von der Erzählinstanz in der daliegenden Novelle inhaltlich, wie auch sprachlich, adaptiert, imitiert und wiedergegeben. Die narrative Instanz ahmt alltägliche militärische Routine stilistisch nach, verharrt in ihrer Schilderung an der Oberfläche nackter Fakten und beschreibt akribisch genau das einzigartige, einmalige Ereignis um Gruber auf nur wenigen Seiten. Unter der Maxime von „zeigen“ und „wirken lassen“ ist „Die Turnstunde“ in einer unbeteiligt beobachtenden Erzählhaltung protokolliert. Der seinem Inhalt angepasste, besondere, reduzierte Sprachgebrauch, bzw. die extreme Sprachverknappung, und die sachliche Erzählweise setzen ein außerordentliches Pathos der Sinnschwere frei, geben der Erzählung ihren speziellen Charakter und machen sie so außergewöhnlich unter ähnlichen Novellen.
Die „Einführung in die Erzähltheorie“ von Matias Martinez und Michael Scheffel , der aktuelle Stand der internationalen Erzählforschung, soll als Grundlage dienen, um die Novelle „Die Turnstunde“ von Rainer Maria Rilke unter erzähltheoretischen Gesichtspunkten zu analysieren und Aspekte einer Interpretation aufzuzeigen.

Details

Titel
"Die Turnstunde" von Rainer Maria Rilke. Erzähltheoretische Analyse und Aspekte einer Interpretation
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik)
Veranstaltung
Einführung in die Neuere deutsche Literatur
Note
15 Punkte
Autor
Jahr
2009
Seiten
11
Katalognummer
V286877
ISBN (eBook)
9783656872597
ISBN (Buch)
9783656872603
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rainer Maria Rilke, Die Turnstunde, Erzähltheoretische Analyse, Interpretation
Arbeit zitieren
Mirko Wojnowski (Autor:in), 2009, "Die Turnstunde" von Rainer Maria Rilke. Erzähltheoretische Analyse und Aspekte einer Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286877

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