Das Tagebuch der Anne Frank. Eine Analyse im Hinblick auf die Entwicklung von Jugendlichen in extremen Situationen


Masterarbeit, 2014

125 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

1 Der Historische Zusammenhang

2 Tagebuch und Literatur - Ein kurzer Entwicklungsbericht
2.1 Die Entwicklung des Tagebuches als Teil von Literatur
2.2 Das Tagebuch der Anne Frank
2.2.1 Sprach- und Erzählanalyse
2.3 Die Niederländischen Ausgaben
2.4 Die Deutschen Ausgaben
2.5 Anne Frank wird zur Legende - Die Wirkung des Tagebuches in Europa und Amerika
2.5.1 Adaptionen des Tagebuches der Anne Frank durch Film und Theater
2.5.2 Die „Anne Frank Industrie“ entsteht
2.6 Das Schreiben als Weg in die „Freiheit“
2.7 Was wusste Anne Frank vom Krieg
2.7.1 Das „Immunsystem“ von Anne Frank

3 Anne Frank
3.1 Der Lebenslauf von Anne Frank
3.2 Anne Frank - Wem gehört sie?
3.3 Die Persönlichkeit von Anne Frank
3.3.1 Schreiben als Weg zur Selbstentwicklung
3.3.2 Die Selbstreflexion und Formung beginnt - Die Entwicklung Annes durch ihr Schreiben
3.3.3 Annes Jüdisch-Sein als zweite Ebene ihrer Identität
3.4 Die letzten Monate von Anne Frank

4 Das Leben im Versteck
4.1 Wasist ein Versteck?
4.1.1 Bedingungen des Überlebens im Versteck
4.2 Die Beziehungen von Anne Frank zu den einzelnen Bewohnern im Versteck
4.3 Die Familie Frank
4.3.1 Edith Frank-Holländer
4.3.2 Otto Heinrich Frank
4.3.3 MargotBetti Frank(Schwester)
4.4 Die Familie van Pels
4.4.1 Auguste van Pels
4.4.2 Hermann van Pels
4.4.3 Peter van Pels
4.5 Fritz Pfeffer

5 Die Beziehungen zu den Helfern
5.1 Johannes (Jo) Kleiman
5.2 Victor Kugler
5.3 BepVoskuijl
5.4 JohanVoskuijl
5.5 MiepGies
5.6 JanGies

6 Der Verrat
6.1 Wer hat die Untergetauchten verraten?

7 Die Fälschungsdebatte um die Echtheit des Tagebuches
7.1 Die Ergebnisse der Handschriften sowie Textdokumente der Anne Frank
7.1.1 Die urkundliche Untersuchung
7.1.2 Studie über Kinderhandschriften sowie den auftretenden Veränderungen
7.1.3 Kritische Betrachtung der Vergleichsschriften
7.2 Die editorische Gestaltung des Tagebuches
7.2.1 Die Anordnung der editierten Texte
7.2.2 Die Kennzeichnung der Transkription, der Streichungen und Hinzufügungen

8 Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

„Oja, ich will nicht umsonst gelebt haben. [...] Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.“ Anne Frank1

Ist es möglich etwas Neues zu diesem Thema zu entdecken? Es ist schon so viel über Anne Frank geschrieben worden.

Anne Frank ist zu einer Botschafterin aller Diskriminierten auf der Welt, welche von Gewalt und Unfreiheit bedroht werden geworden. Sie steht für Toleranz, Humanität, Menschenrechte sowie Demokratie aber auch für einen ungebroche­nen Lebenswillen und Optimismus. Anne führte ein kurzes Leben welches in ei­ner gequälten, gewalttätigen Zeit, in welcher der Ausnahmezustand zur Alltäg­lichkeit geworden war, allerdings ohne die Chance zu Überleben.

Annes Leben und Sterben kann man als Exemplarisch für das Schicksal der ca. sechs Millionen Juden ansehen welche in Konzentrationslagern ermordet wurden. Es steht aber auch für das Schicksal der Menschen welche durch ihr Andersseins durch intolerante Machthaber diskriminiert, gequält und getötet wurden und im­mer noch werden. Es geht um die Menschenrechte, welche auf den christlich­biblischen Werten beruhen, also Achtung vor dem Individuum, Frieden und Ge­rechtigkeit, Toleranz sowie Leben in Freiheit. Ebenso geht es um den Teenager Anne, welche inmitten von Krieg, Existenzangst, den verliebten Gefühlen zu Pe­ter sowie den alltäglichen Streitereien im Hinterhaus, sich selbst finden möchte. Die Aufzeichnungen von Anne zeigen eine Anregung zu einem ganz persönlichen Weg der Identitätssuche. Anne Frank ist nicht im moralischen Sinn ein Vorbild und eine Heldin sondern ein ganz normaler Teenager, welcher von den Mitbe­wohnern im Hinterhaus, sehr oft als launisch und schwierig empfunden wird. Ge­rade diese Normalität ist es was Anne und ihre Geschichte meiner Meinung nach so bedeutsam macht.

Wichtig erscheint mir zu erwähnen, dass alle Informationen welche zu den Perso­nen zusammengetragen werden nur aus der Sicht von Anne Frank beschrieben werden, diese verändern sich mit der Zeit, so wie Anne sich auch verändert hat.

„[...]Es ist ein Wunder, dass ich nicht alle Erwartungen aufgegeben habe, denn sie scheinen absurd und unausführbar. Trotzdem halte ich an ihnen fest, trotz al­lem, weil ich noch immer an das innere Gute im Menschen glaube. Es ist mir nun mal unmöglich, alles auf der Basis von Tod, Elend und Verwirrung aufzubauen. Ich sehe, wie die Welt langsam immer mehr in eine Wüste verwandelt wird, ..., ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit. Und doch, wenn ich zum Himmel schaue, denke ich, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird, dass auch die­se Härte aufhören wird, dass wieder Ruhe und Frieden in die Weltordnung kom­men werden. Inzwischen muss ich meine Vorstellungen hochhalten, in den Zei­ten, die kommen, sind sie vielleicht doch noch auszuführen. [...]"2 Wahrscheinlich ist es die Mischung zwischen Angst und Zuversicht, welche Anne in ihrem Tagebuch ausstrahlt, und uns heute immer noch ermöglichen dieses Schicksal zu betrachten sowie die Auseinandersetzung damit. Wenn man sich mit dem Thema Anne Frank befasst, gehört unabdingbar auch die Auseinandersetzung mit der Zeit in der Anne lebte, das Dritte Reich, der Rassentheorie sowie der Aus­einandersetzung mit den Konzentrationslagern dazu. Schaut man sich den Mut einiger Menschen an, welche versucht haben Juden sowie andere Verfolgte des Nazi Regimes zu retten aber auch Wiederstand zu leisten, so kann man dies nur als vorbildhaftes Verhalten ansehen.

Das erste Kapitel wird sich mit dem Historischen Zusammenhängen in Deutsch­land und den Niederlanden beschäftigen, da sie wesentlich dazu beigetragen ha­ben, dass Anne Frank mit ihrer Familie untertauchen musste und schließlich mit nicht einmal 16 Jahren sterben musste.

Im zweiten Kapitel werde ich eine Beschreibung des Tagebuches geben, es wird zunächst eine kurze Sprach- und Erzählanalyse geben. Im zweiten Teil werde ich auf die Entstehung der Niederländischen wie auch deutschen Ausgabe näher ein­gehen.

Das dritte Kapitel wird sich mit Anne Frank an sich beschäftigen. Ich werde ihren Lebenslauf darstellen, welcher sowohl die Zeit im Versteck aber auch die Kind­heit Annes sowie ihre letzten Monate darstellen soll. Auch soll die Persönlichkeit Annes hier näher beleuchtet werden. Da Anne sehr Selbstreflektiert geschrieben hat, wird dies einen Unterpunkt des Kapitels stellen. Auch Annes versuche sich mit ihrem Jüdischen Glauben auseinandersetzen werde ich in einen Unterpunkt beschreiben.

Im fünften Kapitel werde ich darstellen wie, das Leben im Versteck verlaufen ist. Was ist eigentlich ein Versteck, wie sind Bedingungen, welche Hergestellt werden müssen, um dort leben zu können. Auch darf man bei dieser Darstellung nicht vergessen, dass die Familie Frank das Glück hatte sowohl über die Finanziellen Mittel zu verfügen, sehr komfortabel leben zu können und als Familie nicht ausei­nander gerissen zu werden, was nicht üblich war.

Das fünfte Kapitel wird die Untergetauchten welche in dem Versteck zusammen wohnten näher darstellen. Sowohl Annes Familie wie auch die Familie van Pels und der Zahnarzt Fritz Pfeffer lebten zwei Jahre von der Außenwelt abgeschottet in dem Hinterhaus, der Firma von Otto Frank.

Im sechsten Kapitel werde ich näher auf die Helfer eingehen, wer waren diese Menschen, welche sich mit großer Hingabe um die Untergetauchten bemühten.

Im siebten Kapitel werde ich den Verrat rekonstruieren. Gerade Informationen welche zum Verrat der Untergetauchten geführt haben sind sehr wenige zu finden. Wer war darin verstrickt oder waren es unglückliche Umstände welche dazu führ­ten, es ist bis heute nicht wirklich herauszufinden, was sich 1943 abgespielt hat. Das letzte Kapitel wird sich mit der Fälschungsdebatte welche um die Echtheit des Tagebuches geführt wurde, sowie ob dieses Thema noch heute lebt. Ist es nur ein Mythos welcher als Symbol für die Judenverfolgung sowie dem Holocaust steht oder lebt die Botschaft Anne Franks weiter.

1 Der Historische Zusammenhang

Frankfurt am Main, die Heimatstadt der Familie Frank, war bereits seit dem Mit­telalter eine bedeutende Handels- und Finanzstadt. Im östlichen und westlichen Gebiet der Stadt entstanden Industriegebiete, am Ende des 19.Jahundert galt Frankfurt als größte deutsche Stadt. 1929, als Anne geboren wurde, lebten dort ca. 540000 Menschen. Frankfurt galt und gilt auch heute noch als demokratisch und liberal denkendende Stadt.3

In Frankfurt waren 1929 rund 5,5% der Einwohner Juden. Frankfurt ist zu diesem Zeitpunkt nach Berlin die zweitgrößte jüdische Gemeinde in Deutschland. Die Juden lebten zu dieser Zeit nicht mehr in Ghettos, da ihnen die vollen Bürgerrech­te zuerkannt worden waren. Sie nahmen am kulturellen und gesellschaftlichen Leben teil. Frankfurt galt als liberale und tolerante Stadt, den dort lebenden Juden stand es frei ob sie nach den traditionellen Riten oder vollkommend assimiliert leben wollen.4

Als Anne 1929 geboren wurde, gab es in Frankfurt am Main politische Unruhen. Die Nationalsozialisten machten sich bemerkbar. Es gab immer mehr Auseinan­dersetzungen, den dort lebenden Juden gegenüber. Aber auch Schwarze, Zigeu­ner, Homosexuelle, Behinderte sowie Geisteskranke wurden von den Nazis atta­ckiert. Am schlimmsten war es allerdings für die Juden, Hitler sah sie als Unter­menschen an. Mit der wachsenden Popularität der Nazis gab es in Deutschland einen Aufschwung des Antisemitismus, es entstand ein mächtiger Strom.5 Etwa 20% der Juden, welche in Deutschland lebten, waren im Ausland geboren worden. Die in Deutschland lebenden Juden hatten sich im gesellschaftlichen Le­ben integriert, es gab viele bekannte Künstler, nicht wenige hatten im 1. Weltkrieg für ihr Land gekämpft. In der Gesamtbevölkerung machten die Juden ca. 1% aus, auch hatten sie keine Reichtümer angehäuft.6

Im März 1931 spürten die Franks zum ersten Mal, als ihr Hauswirt nationalsozia­listische Sympathien Entwickelte, den Hass der Nazis. Allerdings weiß man nicht genau ob die Franks aus freien Stücken umzogen oder ob sie gedrängt wurden. Sie zogen in das neu Entstehende „Dichterviertel“, etwas kleiner als die alte Woh­nung, allerdings mit Hof und großen Garten, also Ideal zum Spielen für Margot und Anne.7

Für Otto und Edith Frank war es wichtig, dass ihre Töchter auch an den religiösen Feiern ihrer nicht jüdischen Freundinnen teilnahmen. Die Eheleute Frank hatten unterschiedliche Beziehungen zu ihrem jüdischen Glauben, allerdings war er für beide nebensächlicher als angenommen wurde. Für Otto war die Ausbildung sei­ner Töchter sehr wichtig, beide Mädchen nutzten die Bibliothek ihres Vaters sehr häufig. Margot war von klein auf eher verschlossen und behielt ihre Ansichten und Gedanken für sich. Anne war genau das Gegenteil, sie sagte immer frei her­aus was sie dachte.8

Als Hitler am 23. März 1933 an die Macht kam, rechnete er mit seinen politischen Gegnern ab. Als Vorwand benutzte er den „Reichtagsbrand“ im Februar 1933. So bekam einer der verhafteten Männer 100 Peitschenhiebe, weil er Jude und Kom­munist war. Hitler verkündete „den Beginn einer großen neuen Epoche in der deut­schen Geschichte...“9

Nicht zuletzt trugen die gleichgültigen Reaktionen der Bekannten der Familie Frank auf die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, für die Entscheidung Deutschland zu verlassen bei. Otto Frank berichtet:

„Am 30. Januar waren wir zufällig bei Bekannten eingeladen. Wir saßen am Tisch und hörten Radio. Da kam zuerst die Nachricht, dass Hitler Reichskanzler geworden sei. Danach kam ein Bericht von dem Fackelzug der SA in Berlin, und wir hörten das Schreien und Jubeln, und Hindenburg stehe am Fenster und win­ke, sagte der Sprecher. Am Ende hat Hitler geredet: „ Gebt mir vier Jahre Zeit“. Der Bekannte, bei dem wir eingeladen waren, sagte aufgeräumt: „Lasst uns doch einmal sehen, was der Mann kann!“ Ich wusste keine Antwort, meine Frau war wie erstarrt.“10

Die Franks lebten so normal wie sie konnten in einem Land welches ihre Staats­bürgerschaft nicht mehr anerkannte. Otto hatte zwar für Deutschland im Krieg gekämpft, dies wurde allerdings bedeutungslos. Nach den Wahlen der Stadtver­ordnetenversammlung, welche die Nazis gewannen, gab es eine Demonstration. Nazis in Uniform und mit Hackenkreuzfahnen, hoben den Arm zum Hitlergruß und schrien: „Juden raus! Juden raus!“ Immer mehr Menschen folgten diesem Bei­spiel. Für Edith und Otto Frank war nun klar geworden, dass sie Deutschland so schnell wie möglich verlassen mussten.11

Ebenso gingen die Bankgeschäfte stark zurück und wurden 1934 ganz eingestellt. Otto bekam das Angebot nach Amsterdam zu gehen und dort eine Firma für Pek­tin aufzubauen. Die beiden Mädchen verabschiedeten sich von ihren Freundinnen und versprachen den Kontakt auch weiterhin zu halten.12

Otto ging zunächst alleine nach Amsterdam um dort nach einer Wohnung zu su­chen und alles für die Ankunft seiner Familie vorzubereiten. Edith und die beiden Kinder gingen zunächst nach Aachen zu den Eltern von Edith. Für Otto war das Leben in Amsterdam zu Anfang sehr einsam, er vermisste seine Familie. Als er eine geeignete Wohnung gefunden hatte, folgten ihm erst Edith und Margot im Dezember 1933. Anne folgte im Februar 1934 und wurde wie sie es später in ih­rem Tagebuch schrieb: „[...]Als Geburtstagsgeschenk für Margot auf den Tisch ge­setzt. f...]“13 Anne war zu diesem Zeitpunkt fünf Jahre alt.14 Genau wie die Franks verließen 1933 etwa 30.000 Juden Deutschland und emi­grierten in andere Länder. Für Hitler war es ein wichtiges Jahr, es wurden ca. 150.000 politische Gegner festgenommen und in Umerziehungslager gesteckt. An jeden Haushalt wurden Hakenkreuzfahnen verteilt, diese mussten immer gut sichtbar angebracht sein. Die Polizei wurde von der SS und SA unterwandert, durch die Hilfe von Gewalt und Propaganda wurde ein neues Terrorsystem aufge­baut. Auch unter den Richtern gab es Handlanger für Hitler, diese Urteilten nach den neuen diskriminierenden Gesetzen. Für die SS, SA sowie Gestapo war dies die Sicherung für ihre uneingeschränkte Kontrolle über das deutsche Volk.15 Jüdische Läden wurden in der Zeit vom 1.-3. August 1933 boykottiert und auch verwüstet und zerstört. Alle Menschen die dem jüdischen Glauben angehörten verloren ihre Arbeitsstellen. Es gab neue Gesetze welche Juden wie auch allen anderen politischen Gegnern, untersagte in Behörden und Schulen zu arbeiten, die akademischen Titel wurden ihnen aberkannt undjüdische Studenten durften ihrem Studium nicht mehr folgen. Es gab neue Unterrichtsbücher wie z.B. dem Giftpilz, welche den Nationalsozialismus förderten und Juden als Monster dargestellt wur­den. Die Kinder wurden in die Hitlerjugend eingezogen, wobei die Mitgliedschaft im Laufe der Zeit obligatorisch wurde und alle anderen Jugendgruppen verboten wurden.16

Gewerkschaften wurden am lO.Mai 1933 aufgelöst und durch die Deutsche Ar­beiterfront ersetzt. Streiks waren ab diesem Zeitpunkt illegal. Bücher von Juden, Kommunisten und anderen politischen Gegnern wurden verbrannt und verboten. Heinrich Himmler welcher kommissarischer Polizeipräsident von München war, gab eine Erklärung ab:

„Das Gelände einer stillgelegten Munitionsfabrik bei München könne nun be­nutzt werden. In einer öden Gegend, umgeben von Stacheldrahtzäunen und Wachtürmen, stand das Konzentrationslager Dachau bereit, die ersten Opfer auf­zunehmen.“17

In dieser Zeit flohen immer mehr Juden nach Holland. Hier war es zu diesem Zeitpunkt noch relativ einfach einzuwandern, man musste nur nachweisen, dass man sich selber versorgen konnte. Da der Zustrom allerdings zu Spannungen mit den bereits in den Niederlande lebenden Juden führte, gab es neue Gesetze für Asylsuchende. Es gab nun Aufnahmelager für die Flüchtlinge, der Strom der Hilfe suchenden ebbte damit ab.18 Viele dieser Flüchtlinge ließen sich in dem neu Ent­stehenden Flussviertel in Amsterdam-Zuid nieder. Auch Otto Frank mietete dort eine Wohnung für seine Familie. Diese war sehr geräumig und es war den Franks möglich ihr komplettes Mobiliar aus Frankfurt unterzubringen. Familie Frank fühlte sich in ihrer neuen Heimat sofort wohl. Margot ging in eine Grundschule, fand dort viele neue Freundinnen und wurde eine der besten in ihrer Klasse. Anne wurde in einem Kindergarten der Montessori-Schule angemeldet. Hier hatte sie genug Freiheit sich selber auszuprobieren, sie musste nicht stillsitzen und konnte ihre Arbeiten mit ihren Freundinnen ausführen. Für Anne war dies ein Glück, denn sie konnte nie lange stillsitzen und sie schwatzte nur zu gerne.19 Margot, Anne und Otto lernten sehr schnell Niederländisch nur Edith hatte Prob­leme sich mit der neuen Sprache anzufreunden, aber auch sie war bemüht die Sprache zu lernen. Die Freundschaft zu Miep Gies, welche sie 1934 schloss, ver­tiefte sich im Laufe der Jahre. Für Edith Frank war die Umsiedlung nach Amster­dam nicht so einfach, wie für den Rest der Familie, sie vermisste ihre alte Heimat und ihr altes Leben in Frankfurt sehr stark. Auch war für sie wie auch für die an­deren gläubigen Juden, die Tatsache sehr schwierig, dass es in ihrem Viertel keine Synagoge und kein Gemeindezentrum gab, beides wurde erst später erbaut.20 Bis 1940 die Niederlande von den Deutschen besetzt wurden, führte die Familie Frank ein normales Leben. Margot wie auch Anne gingen zu verschiedenen Sportaktivitäten und hatten einen großen Freundeskreis, der sowohl aus Juden wie auch Nichtjuden bestand.

Als dann im September 1940 ein Rundschreiben an alle Provinzbehörden in den Niederlanden ging, was laut nationalsozialistischer Definition ein Jude war, also jeder der mit einem Elternteil, Mitglied der jüdischen Gemeinde war oder gewe­sen war, jeder der einen Juden oder eine Jüdin geheiratet hatte, war dies nur der erste Schritt in den Terror vor dem die Franks 1933 aus Deutschland geflohen waren.21

Im Oktober mussten alle Unternehmen welche sich in jüdischen Besitz befanden registrieren lassen, Schüler jüdischen Glaubens wurden erfasst, ebenso Lehrer, Beamte usw. Es war nun klar, dass die Juden in den Niederlanden genauso behan­delt würden, wie in den übrigen besetzten Ländern.22

Margot schrieb in dieser Zeit einen Brief an ihre in der Schweiz lebende Groß­mutter, in dem sie die Ereignisse in den Niederlanden beschreibt:

„ Liebe Omi

Ich gratuliere Dir herzlich zu Deinem Geburtstag, dieses Jahr ist es ein ganz be­sonderer, man wird ja nur einmal 75 Jahre. Am 70sten waren Papa und Ich ja in Basel und ich hoffe dass wir bald mal wieder am 20sten Dezember bei dir sein können. (...) Bei uns in der Schule sind ein paar Lehrer fort und wir haben kein Französisch, auch haben wir einen anderen Lehrer für Mathematik. Unsere Schule fängt jetzt um % 10 an statt um / 9 und wir haben auch kürzere Stunden. (...) Margot“23

Auch Anne kommentiert die neue, sehr angespannte Situation in ihrem Tagebuch, siehe Eintrag vom 20.Juni 1942:

„[...] Unter diesem Druck stand von nun an unser ganzes Leben. Jopie sagt im­mer: Ich traue mich nicht mehr, irgendetwas zu tun, weil ich immer Angst habe, es ist ja verboten. [...]24

1941 durften Anne und Margot nicht mehr in ihre alte Schule gehen. Was beson­ders für Anne sehr schlimm war, da der moderne Erziehungsstil der Montessori Schule welche sie besuchte, der sehr aktiven Anne sehr entgegen kam.

Als sich die Lage für die Franks verschärft, stellen sie bei der Zentralstelle für jüdische Auswanderung einen Antrag auf Ausreise nach England, diese wurde ihnen allerdings nicht gewährt. Otto versucht noch auf andere Weise seine Familie aus den Niederlanden zu bekommen, aber alle Bemühungen scheitern.

Als dann Margot am 5. Juli 1942 die Aufforderung bekommt sich zum Arbeits­einsatz in Deutschland zu melden, gehen die Franks in das bereits vorbereitete Versteck in der Prinzengracht, dem Gebäude in dem sich auch die Geschäftsräu­me von Otto Franks Firma befinden.

2 Tagebuch und Literatur - Ein kurzer Entwicklungsbericht

Da es sich bei dem „Tagebuch der Anne Frank“ ja um die Tatsache handelt, dass dies ein Tagebuch ist, halte ich es für wichtig kurz auf die Entwicklung von Tage­büchern im Bezug auf Literatur sowie zu erläutern was ein Tagebuch eigentlich ist.

2.1 Die Entwicklung des Tagebuches als Teil von Literatur

Jeder kann sich unter dem Begriff „Tagebuch“ natürlich etwas vorstellen, hier wird klar ein Buch oder ein Heftchen beschrieben, in welches, tägliche Berichte, Gefühle oder Gedanken festgehalten werden, hier wird auch nicht überlegt ob die Grammatik oder Rechtschreibung stimmt. Es handelt sich hierbei nicht nur um eine autobiographische Geschichte, es ist vielmehr auch ein zeitgeschichtliches Zeugnis.25 Es ist allerdings nicht nur die Sammlung von objektiven Fakten, viel­mehr sind es die subjektive Auswahl an Ereignissen, des inneren und äußeren Lebens, wozu die Möglichkeit der Selbstreflexion dienen kann.

2.2 Das Tagebuch der Anne Frank

Anne Frank begann ihr Tagebuch im Alter von 13 Jahren, an ihrem Geburtstag. Sie schrieb auf die erste Seite: „Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemanden gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein."26 Wusste Sie zu diesem Zeitpunkt schon, dass sie bald ihr Tagebuch als Stütze in ihrem Versteck brauchen würde. Aus späteren Aufzeichnungen ist aller­dings herauszuhören, das Anne bis sie am 9. Juni 1942 Untertauchten, von die­sem Vorhaben nichts geahnt hatte. Ihr Vater führt etwa Anfang Juni ein ernstes Gespräch mit seiner Tochter, aber Anne denkt zu diesem Zeitpunkt noch, dass sie Amsterdam bzw. Holland verlassen werden. Auch dieses Gespräch hält sie in ih­rem Tagebuch fest:

„Als wir vor ein paar Tagen um unseren Platz spazieren, fing Vater an übers Un­tertauchen zu sprechen. Er meinte, dass es sehr schwer für uns sein wird, ganz und gar abgeschnitten von der Welt zu leben. Ich fragte, warum er jetzt darüber sprach. Du weißt, sagte er, dass wir schon seit mehr als einem Jahr Kleider, Le­bensmittel und Möbel zu anderen Leuten bringen. Wir wollen nicht, dass unser Besitz den Deutschen in die Hände fällt. Aber noch weniger wollen wir selbst ge­schnappt werden. Deshalb werden wir von uns aus weggehen und nicht warten bis wir geholt werden. Wann denn, Vater? Der Ernst, mit dem Vater sprach, machte mir Angst. Mach dir keine Sorgen darüber, das regeln wir schon. Genie­ße dein Leben, solange du es noch genießen kannst(5. Juli 1942)27 Zu Anfang führte Anne Frank ihr Tagebuch nur für sich selber, erst als sie bereits im Versteck lebend einen Aufruf des niederländischen Erziehungsministers Bolkstein am 28.März 1944 aus dem Exil in London hörte, welcher davon sprach nach dem Krieg alles über die Leiden des niederländischen Volkes zu sammeln und zu veröffentlichen28, war für Anne klar, dass sie ihre Aufzeichnungen für ei­nen Roman verwenden wollte und fing bereits mit der Überarbeitung an.

Aus diesem Grund gibt es eine Version a, b und c der Tagebuchaufzeichnungen. Anne Überarbeite ihr Tagebuch dies wurde auf 324 einzelnen Blättern geschrie­ben und ist heute als Fassung b bekannt. Allerdings konnte Anne diese Überarbei­tung nicht mehr abschliessen. Fassung a ist die originale Fassung von Anne.

Anne führte in der Zeit vom 12. Juni 1942 bis zum l.August 1944 Tagebuch.29 Das Tagebuch I welches das heute bekannte rot-weiß-braun-karierte ist, bekam Anne zu ihrem 13.Geburtstag. Dieses Tagebuch lässt sich in inhaltlich in vier Tei­le gliedern, der erste Teil beginnt am 12.Juni 1942 und endet am 30.Juni 1942, hier befasst sich Anne mit ihrer Schulzeit welche zwar im jüdischen Lyzeum statt­fand allerdings noch in Freiheit. Im zweiten Teil vom 8.Juli 1942 bis zum 22.August 1942 befasst sich Anne mit den ersten Tagen nach dem Untertauchen. Der dritte Teil vom 21.September 1942, diese Zeitspanne ist für die Entwicklung für die Briefform welche Anne wählte als die wichtigste anzusehen. Der vierte Teil wird für Nachträge aus späterer Zeit genutzt, hier werden Urteile des ersten Tagebuches notiert.

Das Tagebuch II beginnt am 22.Dezember 1943, also ein Jahr nach dem Ende des Ersten Tagebuches und wurde in einem dick kartonierten Schreibheft geschrieben. Das zweite Tagebuch welches in der Zeit dazwischen gelegen hat, ist verloren gegangen auch geht man heute davon aus das noch ein weiteres Buch verloren gegangen ist. Im zweiten Tagebuch kann man zwei wichtige Prozesse in der Entwicklung von Anne sehen, zum einen der, der fortschreitenden Geistigen Ent­wicklung und der starken religiösen Bindung zum jüdischen Glauben und der an­dere ist der des Mädchenseins. Die letzten fünfzig Seiten wollte Anne ihrem Ro­man „Candy'sLeven" widmen, dieser ist allerdings nicht fertig geworden.

Das Tagebuch III schreibt Anne in der Zeit vom 17.April 1944 bis zum l.August 1944, sie beschäftigt sich hier mit den Problemen der eigenen Entwicklung und erkennt damit die Problematik der Jugend an und treibt so zielsicher ihre eigene Entwicklung voran.30 Für Anne war es wichtig, dass sie nur noch an eine Person schreiben kann, welcher sie ihre Gedanken und Empfindungen mitteilen kann, aus diesem Grund schreibt sie nur noch an Kitty. Anne schrieb Briefe an ihre Imagi­näre Freundin „Kitty“ welche im Blauen wohnte, ihr teilte sie auch ihren Ent­schluss zur Veröffentlichung des Tagebuches nach dem Krieg mit:

„Stell dir vor, wie interessant es wäre, wenn ich einen Roman vom Hinterhaus herausgeben würde. Nach dem Titel allein würden die Leute denken, dass es ein Detektivroman wäre. Aber im Ernst, es mus ungefähr zehn Jahre nach dem Krieg schon seltsam erscheinen, wenn erzählt wird, wie wir Juden hier gelebt, gegessen und gesprochen haben"}31

Otto Frank entschied sich bei der ersten Veröffentlichung des Tagebuches eine aus a und b, teils auch stark gekürzte Fassung zusammenzustellen, dies ist Fas­sung c. Nachdem Tod von Otto Frank wurde eine Gesamtausgabe aller Tagebuch­aufzeichnungen herausgegeben.

Miep Gies eine der Helferinnen findet nachdem die Untergetauchten verhaftet worden sind die Aufzeichnungen von Anne. Sie schildert dieses wie folgt:

„ Ich ging ins Schlafzimmer der Franks. Auf dem Fußboden, inmitten von Papier­bergen und Büchern, entdeckte ich einen rot-orange-grau-karierten Leinenein­band- Annes Tagebuch, das sie zu ihrem dreizehnten Geburtstag von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte. Ich zeigte es Elli [Bep]. Sie bückte sich, hob es auf, drückte es mir in die Hand. [...] Ich ließ den Blick über das Chaos gleiten, ob sich noch weitere Aufzeichnungen Annes darunter befanden, und entdeckte die

alten Kontobücher sowie eine Menge weiteres Schreibmaterial, dass Elli und ich ihr gegeben hatten, nachdem das Tagebuch vollgeschrieben war. [...] Rasch sammelten wir bündelweise Seiten auf, die mit Annes Handschrift bedeckt waren. [...] Ich öffnete die unterste Schreibtischschublade (im Büro) und begann das Tagebuch, die alten Kontobücher und die losen Blätter hinein zu schichten. Ja, ich werde alles aufbewahren, sagte ich zu Elli. Ich nahm ihr die Papiere ab und legte sie ebenfalls in die Schublade. Ich werde alles sicher auf bewahren für Anne, bis sie zurückkommt.“32

Bevor das Hinterhaus, vollständig ausgeräumt wurde, dies geschah durch die Mö­belspedition Abraham Puls33, war es Miep noch möglich weitere Tagebuchauf­zeichnungen einzusammeln. Diesen glücklichen Umständen ist zu verdanken, dass folgende Tagebuchaufzeichnungen von Anne erhalten geblieben sind:

„ - das Geburtstagstagebuch [eigentlich ein Poesiealbum] mit Eintragungen vom 12.Juni bis 5.Dezember 1942, ergänzt um Einträge der folgenden zwei Jahre auf noch unbeschriebenen Seiten;

- Ein Schulheft mit Tagebucheinträgen vom 22. Dezember 1943 bis zum 17. April 1944;
- Ein weiteres Schulheft mit Tagebucheinträgen vom 17. April 1944 bis zum 1.August 1944;
- Lose Blätter (Durchschlagpapier) mit überarbeiteten Tagebucheinträgen;
- Ein Kassenbuch, in das Anne 1943 und Anfang 1944 ihre Geschichten und Ereignisse aus dem Hinterhaus geschrieben hat.“34

In dem Wirrwarr welches in der Wohnung der Untergetauchten herrschte gingen ihre Original Aufzeichnungen von 12/1942-12/1943 verloren, dieser Zeitraum ist allerdings durch die von Anne, bereits überarbeiteten Form erhalten geblieben. Die „Lose Blätter Fassung“ diente Anne zur Überarbeitung ihres Tagebuches, sie fügte Kapitel ein und gab den Personen Decknamen. Sie kürzte ihre Aufzeichnun­gen und fügte kleine Erzählungen hinzu. Der Stil ist hier ein anderer, die Bezüge sind logischer, die Übergänge gestrafter und der Ausdruck prägnanter.

Annes Sprachstil wie auch die Erzählperspektive verändern sich mit der Zeit. Zu Anfang schreibt sie spontan, naiv wie auch aus persönlicher Sicht. Die Personen beschreibt sie teilweise sehr derb.

Je älter Anne wird umso mehr reflektiert sie und beginnt so auch bewusster und selbstkritischer zu schreiben. Die Tagebucheinträge sind nun pointiert sowie auf das wesentliche fixiert, spannen aber auch des Öfteren thematische Bögen. Dies zeigt sich besonders im Jahr 1944, hier zeigt sich eine hohe literarische Qualität. Sie distanziert sich in diesem Prozess auch von früheren Einträgen, baut ihre Sät­ze dialektisch auf und analysiert konzentriert ihre Lebenssituation.35 Sie benutzt häufig auch den Tropus der Ironie, aber auch Metaphern aber auch wortschöpferi­sche Adjektive welche sich in ihren Einträgen immer wieder finden.

Das wesentliche Merkmal ihres Tagebuches ist die fiktive Dialogpartnerin mit dem Namen „Kitty“, an sie werden die Einträge ab dem 20.Juni 1942 adressiert. Ihre Geschichte gestaltet Anne durch diesen Kunstgriff wesentlich lebendiger. Durch diese spannende Dialogform wird der Leser im hohen Maße berührt und der sonst monotone Tagebuchstil bekommt so eine dramatische Note.

2.3 Die Niederländischen Ausgaben

Bereits am 3. April 1946 wurde in einem Artikel „Kinderstem“ von der Geschich­te der Anne Frank geschrieben. Durch diese Veröffentlichung wurde, dass Interes­se eines Niederländischen Verlages geweckt, welcher die Tagebücher unter dem Namen „Het Achterhius“ im Juni 1947 veröffentlichte.36 Allerdings war diese Ausgabe nicht vollständig, von Otto Frank wurden hier Passagen entfernt, welche er nicht veröffentlichen wollte. Hier handelte es sich vor allem um jene in denen Anne über ihre sexuelle Entwicklung oder über die kritischen Gefühle zu ihrer Mutter schrieb.37

Ebenso ist hier zu erwähnen, dass Anne ihr Tagebuch in Holländisch schrieb, ob­wohl sie in Deutschland geboren wurde, war sie noch keine fünf Jahre alt als sie in die Niederlande kam und fühlte sich demensprechend auch als Holländerin. Sie besuchte die niederländischen Schulen und erlernte sehr schnell die neue Sprache. Die Originalaufzeichnungen bekamen nach dem Tod von Otto Frank 1980, das Niederländische Institut für Kriegsdokumentation. Das Institut ließ die Echtheit des Tagebuches überprüfen, und im Jahr 1986 wurde die erste vollständige, text­kritische und kommentierte Ausgabe des Tagebuches veröffentlicht.38 In dieser Ausgabe waren alle drei Fassungen zum Vergleich abgedruckt. Zum einen handelt es sich um die Fassung a welche Anne ohne die Absicht es zu veröffentlichen schrieb, zum anderen die Fassung b, welche Annes Umgearbeitete Version dar­stellt, welche Anne bereits bearbeitet hatte, und zum Schluss die Fassung c, wel­che die Fassung Otto Franks, die er aus der ersten und zweiten Version zusam­mengestellt hatte.39

2.4 Die Deutschen Ausgaben

1950 wurde die erste deutsche Ausgabe des Tagebuches mit einer Auflage von 4500 Exemplaren gedruckt. Übersetzt wurde das Tagebuch von der Deutschen Annelies Schütz welche während des Dritten Reiches ebenfalls in die Niederlande emigrierte.

Die Ausgabe hatte gravierende Texteingriffe auch war sie mit einem altmodischen sowie fehlerhaften Übersetzungen ins Deutsche besetzt. Schütze formulierte anti­deutsche Passagen um. Dies geschah entweder mit Absprache durch Otto Frank oder eigenmächtig.40 Annelies Schütz, kannte Anne noch persönlich, da sie Ihre Lehrerin gewesen war. Diese Übersetzung sollte für die in Basel lebende Groß­mutter Annes dienen, welche kein Holländisch konnte. Diese Übersetzung enthielt aber Übersetzungsfehler und war eher Ungenau.41 Otto Frank war es allerdings sehr wichtig, dass Annes Tagebuch auch in Deutschland gelesen werden konnte:

„Im Allgemeinen wartete ich, bis Verlage in anderen Ländern Kontakt mit mir aufnahmen, aber in einem Land ergriff ich selbst die Initiative: in Deutschland. Ich fand, dass sie es lesen müssten.“42

1955 wurde das Tagebuch dann von Fischer Taschenbuch Verlag herausgegeben, immer noch mit der Übersetzung von Annelies Schütz.

1986 als die überarbeitete Version in den Niederlanden herausgegeben wurde, übersetzte die deutsche Ausgabe Miriam Pressler, ihre Übersetzung ist dem Ori­ginal von Anne Frank am nächsten. Sie schrieb auch einige andere Bücher über Anne und setzte sich mit ihrer Geschichte auseinander.

2.5 Anne Frank wird zur Legende - Die Wirkung des Tagebuches in Europa und Amerika

Durch die Übersetzungen des Tagebuches in andere Sprachen, war es möglich das es wohl zum bekanntesten Schriftstück des Holocaust wurde. Allerdings erreichte es durch die Bücher nur ein kleines Lesepublikum. Durch die Veröffentlichung in Amerika 1952, wurde ein großes Publikum an Lesern für das Tagebuch gewon­nen.43 Der Journalist Meyer Levin schrieb 1952 in der New York Times Book Review über das Tagebuch:

„Anne Frank's voice becomes the voice of six million vanished souls. (...) Surely she will be widely loves, fort this wise and wonderful young girl brings back a poignang delight in the infinite human sprit.“44

Levin war auch der Meinung, dass auf der Basis des Buches sowohl ein Theater­stück wie auch ein Film produziert werden müsste.

2.5.1 Adaptionen des Tagebuches der Anne Frank durch Film und Theater

Im Jahr 1955 wurde das Tagebuch, als Theaterstück zum ersten Mal aufgeführt, dadurch kam es zu einer erneuten Veröffentlichung der deutschen Übersetzung, welche auch ein deutliches mehr Interesse hervorrief.45

Durch das Theaterstück, wurden immer mehr Menschen auf das Schicksal der jungen Jüdin Anne Frank aufmerksam und nahmen den Holocaust auf dieser neu­en Ebene war. Durch diese Identifikation kam es allerdings nicht zu einer breite­ren Auseinandersetzung wie Theodor W. Adorno in seinem Essay beschrieb:

„Theodor W. Adorno erzählt (...) folgende Begebenheit. Eine Frau habe nach ei­ner Bühnen Aufführung des Tagebuches tief bewegt ausgerufen: Ja, aber das Mädchen hätte man doch wenigstens leben lassen sollen. Das zeige, so Adorno, dass das Stück, so sehr es auch an der Würde der Toten zu freveln scheint (...) ersten Schritt zur Einsicht bewirken könne; zu einer Einsicht allerdings, die durch ihre Beschränkung auf einen einzelnen Fall die Frage nach den Ursachen der Tragödie verdränge.“46

Durch den neuen Hype um Anne Frank, führte 1957 dazu, dass das Haus in der Prinzengracht 263 nicht abgerissen wurde, sondern als lebendiges Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.47

1959 wurde das Tagebuch zum ersten Mal Verfilmt, allerdings waren die ersten Stimmen dazu eher ernüchternd:

„ Um dem berühmtesten Kind des zwanzigsten Jahrhunderts zu begegnen, muss man also nicht einmal das Tagebuch lesenZ48 Anne Frank als Schriftstellerin wird also immer mehr in den Hintergrund ver­bannt, welches allerdings nur ein Problem der Adaptionen darstellt. Hierbei wird den Zuschauern ein vom Tagebuch abweichendes Bild von Anne sowie den ande­ren Personen gegeben. Gerade im Theaterstück wird dies sehr deutlich, da hier ganze Szenen dazu gefügt wurden, welche sich im Tagebuch nicht wiederfinden. So z.B. diese Begebenheit:

„Als sich Herr van Daan nachts an der gemeinschaftlichen Brotration vergreift, führt dies zu einem Eklat, auf dessen Höhepunkt Frau Frank den Ertappten zum Verlassen des Versteckes auffordert. “

Ein vergleichbares Ereignis wird weder im Tagebuch thematisiert noch in den Äußerungen ihres Vaters Thematisiert.49

Noch bevor man sich wissenschaftlich mit Anne Frank auseinandersetzte war sie bereits eine Legende. Die vielen Verfilmungen wie auch das Theaterstück sind weltberühmt, und können an die Erfolge der 50 er Jahre anschließen, auch das Ta­gebuch zählt zu den meist gelesenen Büchern der Welt.

Markus Günter schrieb in einem Artikel über den Erfolg des Tagebuches:

„ Die Wirkung des Tagebuches sei für die Nachwelt anschaulich und bedrückend, viel unmittelbarer als alle Zahlen und Statistiken. So ist Anne Frank zu einer Symbolfigur geworden, und ihr Leben steht heute in aller Welt für das Leiden der europäischen Juden im Dritten Reich.“550

2.5.2 Die „Anne Frank Industrie“ entsteht

Durch den enormen Erfolg kam es zu einer Universalisierung und Kommerziali­sierung, so dass von der Anne Frank welche durch die Tagebuchaufzeichnungen dem Leser bekannt ist, nicht mehr sehr viel übrig. Nach Anne Frank wurden Stra­ßen, Schulen usw. benannt, was an sich noch recht harmlos wirkt, da Anne Frank heute eine „Marke“ darstellt. So versuchen verschiedene Firmen den Namen für Jeans Labels oder anderen Produkten zu missbrauchen.51

Von vielen wird auch der Opferstatus, welcher nicht durch die schriftstellerischen Leistungen herrührt, sondern nur durch die Tatsache, dass sie im Nationalsozia­lismus Opfer des Regimes wurde.

„Würde bekannt werden, dass „Het Achterhuis“ das Werk einer noch Lebenden Schriftstellerin war, dann würde es nichts weiter sein als das, was es war: das Tagebuch eines Teenagers über die schwierigen und misslichen Jahre im Unter- grund während der Besatzung Hollands durch die Deutschen.“52

Ebenso wird heute nicht nur der Grund des Status von Anne Frank heftig disku­tiert, sondern ebenso, dass Bild als universelles Opfer des Holocaust welches in den Köpfen der Menschen ist:

„Sie wurde zu einer Ikone stilisiert. Sie ist sozusagen ein mediales Kunstprodukt. (...) Diese Figur hat (...) viel Unheil angerichtet, weil das Tagbuch eine Beschäf­tigung mit der Shoah ohne Shoah erlaubte. Andere Opfer fehlen, ebenso wie die Täter (...) Wenn Anne Frank noch leben würde, wäre dies alles anderes verlau-fen53

2.6 Das Schreiben als Weg in die „Freiheit“

Anne wurde durch das Untertauchen aus ihrer alten Welt herausgerissen, dadurch war ihr die Möglichkeit auf ein normales Leben verwehrt. Sie lebt in einer gesell­schaftlichen wie auch körperlichen Isolation, der Kontakt zu ihrer alten Welt ist ihr verwehrt. Ihre Bewegungsfreiheit ist dadurch stark eingeschränkt, ihr bleibt lediglich die geistige Freiheit.

Die Bedeutung welches das Schreiben wie auch Bücher für Anne gehabt haben, wird durch die Isolation verständlich, die geistige Welt ist alles was ihr noch ge­blieben ist, hier kann sie sich frei bewegen. „ Mit Schreiben werde ich alles los, mein Kummer verschwindet, mein Mut lebt wieder auf!“54 Dadurch, dass sie beim Schrei­ben ihre Gefühle raus lassen konnte, war es ihr möglich symbolisch das Versteck zu verlassen, welches ihr körperlich nicht gelang.

Annes Welt besteht lediglich aus den Tagebuchaufzeichnungen und Büchern, so ist es nicht Verwunderlich, dass Anne einen Verlust nicht verkraften könnte. Für Anne ist diese einzige Freiheit die ihr noch geblieben ist, dass sie auch wenn sie gerettet werden würde nicht ohne Bücher und Tagebuch leben könnte:

„Dann finden sie auch Annes Tagebuch, mischte sich Annes Vater ein! Verbrennt das dann, schlug der Ängstliche von uns allen vor. Das und als die Polizei an der Schranktür rüttelte waren meine angstvollen Augenblicke, mein Tagebuch nicht, mein Tagebuch nur zusammen mit mir!“ 55

Ebenso hat ihr Füller eine große Bedeutung für sie, sie widmet ihm nicht nur ei­nen ganzen Tagebucheintrag sondern auch eine Geschichte. Dies ist nachvollzieh­bar, hätte sie ihren Füller nicht mehr wäre ihr auch die Tür zu ihrer geistigen Welt verborgen, denn er ist der Schlüssel dazu:

„(...) Als mein Füller abends jedoch noch nicht zum Vorschein kommen wollte, nahmen wir alle an, dass er verbrannt war, um so mehr da Zelluloid riesig brennt, und wirklich die traurige Annahme wurde bestätigt als Vater am nächsten Morgen beim Ofen saubermachen den Klips, mit dem man einen Füllhalter fest­steckt, mitten in einer Ladung Asche wiederfand. (...) Ein Trost ist mir geblieben, wenn auch nur ein magerer, mein Füllhalter ist eingeäschert worden, genau was ich später so gerne will! “56

Das Schreiben gibt ihr zwar nicht alle Freiheiten, welche sie in Freiheit genossen hätte, allerdings ist dieser Prozess für Anne mit der Zeit nicht nur wichtig sondern auch lebensnotwendig geworden:

„Am schönsten von allen finde ich noch dass ich was ich denke und fühle we­nigstens noch aufschreiben kann, sonst würde ich komplett ersticken.“57

2.7 Was wusste Anne Frank vom Krieg

Anne wusste obwohl sie Versteckt war, von den Verordnungen gegen die Juden, den Transporten den Gaskammern und den Konzentrationslagern. Diese Informa­tionen nimmt sie auch immer wieder in ihrem Tagebuch auf:

„Bep hat erzählt dass Betty Bloemendal aus meiner Klasse, auch nach Polen ist, schrecklich, gell, (..,)“58

„Unsere vielen jüdischen Bekannten werden in Gruppen festgenommen. Die Ge­stapo geht mit diesen Menschen nicht im geringsten zart um, sie werden einfach in Viehwagen nach Westerbork, dem großen Judenlager in Drente gebracht. Westerbork muss schrecklich sein, es gibt für die Tausende von Menschen nur 1 Waschbecke, 1 WC und die Schlafplätze sind alle durcheinander gewürfelt, Män­ner, Frauen und Mädchen und Kinder schlafen zusammen. Man hört dadurch von weitgehender Sittenlosigkeit; viele Frauen und Mädchen die etwas länger Auf­enthalt haben sind schwanger. Fliehen ist fast unmöglich, die Menschen aus dem Lager sind alle gebrandmarkt durch ihre geschorenen Köpfe und viele auch durch ihr jüdisches Äußere. “59

„Hitler hat uns längst staatenlos gemacht und übrigens, es gibt keine größere Feindschaft auf dieser Welt als zwischen Deutschen und Juden.“60

„(...) jede Stunde fallen in Russland und Afrika, Hunderte, sogar Tausende Men­schen. Niemand kann sich raushalten, die ganze Erdkugel führt Krieg und ob­wohl es mit den Alliierten besser geht, ein Ende ist noch nicht abzusehen.“61

Durch die Helfer und aus den Nachrichten, weiß Anne also was mit den Juden passiert, wie der Kriegsverlauf weiter geht usw. Nicht nur die Berichte von Juden auch die Kriegsereignisse werden festgehalten. Im Tagebuch sind noch weitere Aufzeichnungen zu finden, welche das Schicksal der Juden sowie das Kriegsge­schehen beschreiben. Diese Aufzeichnungen zeigen also deutlich, dass Anne von den Maßnahmen und dem Kriegsverlauf wusste.

2.7.1 Das „Immunsystem“ von Anne Frank

Anne diente das Schreiben als Überlebensstrategie, sie konnte sich dadurch in einigen Situationen normal entwickeln, zum anderen gab es ihr einen geistigen Raum in welchem sie frei sein konnte. Das Schreiben bot ihr sowohl einen Zu­fluchtsort und einen Fluchtort in dem sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen konn­te. Ohne die Möglichkeit des Schreibens wäre es Anne nicht gelungen, angstfrei und auch teilweise nüchtern mit den Berichten über Krieg und Terror umzugehen. Diese Entwicklung geht genau wie die Selbstformung von Anne nicht von heute auf morgen sie geht langsam vonstatten. In der Anfangszeit kann Anne mit den Berichten nicht umgehen sie hat Angst.

„Gestern Abend sind wir alle vier zum Privat-Büro gegangen und haben das eng­lische Radio angemacht, ich hatte solche Angst dass jemand das hören könnte dass ich Vater anflehte mit nach oben zu gehen; (...) “62

„(...) ich habe solche Angst dass wir entdeckt werden und dann erschossen wer­den (..)“63

Die Angst bekommt Anne mit der Zeit in den Griff, bei Bombenangriffen gerät sie immer noch in Panik, aber sie schafft diese Momente durch ihre Schreibarbeit zu überstehen. Durch die Schreibarbeiten wird ihre Angst und Furcht etwas gelin­dert. Anne schafft sich ein Immunsystem welches ihr ein Sicherheitsnetz aufzu­bauen ermöglicht, dieses besteht aus vier Teilen.

Zum einen ist es Kitty, die Möglichkeit durch das Schreiben eine Phantasiewelt aufzubauen, das Abtauchen und erschaffen eines neuen Zuhause und das Erschaf­fen von Gott.

2.7.1.1 Die stumme Zuhörerin Kitty

In ihrem Tagebuch findet Anne die eine Freundin, welcher sie auch gleich einen Namen gibt:

„ Um nun die Vorstellung der langersehnten Freundin in meiner Phantasie noch zu steigern will ich nicht die Tatsache einfach wie jeder andere in dieses Tage­buch schreiben, sondern will ich diesem Tagebuch, die Freundin selbst sein las­sen und diese Freundin heißt Kitty.“64

Anfänglich ist Kitty eine imaginäre Freundin welche Außerhalb der Kriegsrealität platziert ist sowie als stumme Zuhörerin eingesetzt wird, wird sie von Anne als eine große Stütze65 für sich angesehen, nach dem Aufruf von Minister Bolkensteyn ist Kitty die Stellvertreterin für die zukünftigen Leser des Tagebuches. Kitty fun­giert ab 1944 als ein Modell für alle späteren Leser, damit wird aus dem geheimen Tagebuch ein Vermächtnis für alle welche die Endlösung nicht erlebt haben.66 Zudem kann in diesem Zusammenhang noch etwas anderes festgestellt werden, Anne entscheidet sich ,, in ihrem Tagebuch nicht einfach Tatsachen aufschreiben zu wollen, sondern das Tagebuch die Freundin selbst sein lassen zu wollen (...) entscheidet sich Anne auch für eine andere Darstellung der Fakten, für das Verän­dern der Anekdoten in mehr abstrakt erzählte Geschehnisse und für das Lostren­nen der Gefühle von den Tatsachen. So schafft sie Raum für Erfahrung.“67 Kitty ist ebenso als intelligentes und schriftstellerisches Konstrukt zu verstehen, welches Annes Wunsch reflektiert nicht nur für sich zu schreiben, sondern auch für ein breites öffentliches Publikum zu schreiben. Hier zeigt sich eine therapeuti­sche Funktion von Kitty, dadurch ist es Anne gelungen ihr volles schriftstelleri­sches Potential auszuschöpfen. Durch das Schreiben ist es Anne möglich ihre Angst zu reduzieren und so eine weitere Person zu schaffen die ihr Halt gibt. Die- ses Konstrukt bietet so die Möglichkeit das Schreiben als eine Überlebensstrategie sowie als Sicherheitsnetz anzusehen.

Anne ist richtiggehend abhängig von Schreiben, aus diesem Grund ist ihr die ge­sprochene Sprache kein Ersatz mehr für sie ist, sie hält es auch nicht für einen guten Ausdruck ihrer Gedanken.68

Kitty ist nicht nur ein Modell für spätere Leser sie ersetzt auch die alten Freunde, mit denen Anne keinen Kontakt mehr aufnehmen darf.69 70 Durch Kitty kann Anne eine Normalisierung erhalten, sie hat so immer noch Kontakt zur Außenwelt. An­ne ist es möglich durch das Schreiben Kraft zu gewinnen und hin und wieder hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken und so das drohende Schicksal wenigs­tens für kurze Zeit auszublenden.

Dadurch, dass Anne sich entschieden hat ihr Tagebuch zu personifizieren ist „An­ne Frank selbst zu einer literarischen Figur “70 geworden.

2.7.1.2 Phantasie als Freiheit

Das Schreiben ermöglicht Anne eine Welt zu erschaffen welche in der Realität nicht existiert, sie kann sich in ihre Phantasie flüchten, dadurch ist es ihr möglich ihre Situation besser ertragen zu können. Anne ist allerdings bewusst, dass sie sich nur ablenken kann:

„ Ich bilde mir nur ein dass ... ich in die Schweiz gehe und alles mitnehme auch die Möbel und Geld. Wir kommen dort an und Papa und ich schlafen in 1 Zimmer während das Studierzimmer der Jungen mein Zimmer wird wo ich sitze und mei­ne Gäste empfange (...)“71

Anne ist allerdings bewusst, dass sie sich nicht gänzlich in ihre Phantasiewelt flüchten kann, sie nutzt sie zur Überwindung ihrer Ängste und Probleme.

Sie kann so in sich selber abtauchen ohne sich selber zu verlieren. Dieses Abtau­chen ermöglicht ihr, Kraft und Mut zu sammeln um in dieser Zeit nicht unterzu­gehen. Anne akzeptiert ihr Schicksal, sie setzt sich auch mit dem Tod auseinan­der.

Sie zerbricht allerdings auch fast an dieser Todesnähe:

,,(...) eine tödlich bedrückende Stille hängt über allem und diese Schwere hängt sich an mir fest als ob ich mit müsste ein eine tiefe Unterwelt. (...)“72

3 Anne Frank

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anne Frank war eines der Opfer des Nationalsozialismus, sie starb mit fünfzehn Jahren im März 1945 in Bergen-Belsen. Sie ist keines der vielen namenlosen und gesichtslosen Opfer. Sie gilt als ein Symbol und Synonym des Holocaust und der Judenverfolgung.

Anne hatte viel Spaß am Leben und sie wollte Schriftstellerin werden. Sie musste sich mit ihrer Familie vor den Nazis verstecken und wurde so aus ihrem normalen Leben gerissen.

Ihr Tagebuch wurde nach dem Krieg herausgegeben und in viele Sprachen über­setzt. Warum hat gerade dieses Tagebuch, das Interesse von so vielen Menschen geweckt? Dies liegt vor allem an dem Schreibstil von Anne, sie beschreibt die Alltagssorgen der Untergetauchten. Ebenso die Tiefe und Ernsthaftigkeit der Ge­danken von Anne haben dazu beigetragen, dass gerade dieses Tagebuch die Leser so bewegt. Die Tagebuchform welche jeden zu „Kitty“ werden lässt und somit auch Teil Annes Geschichte wird. Aber auch Annes Vater hat großen Verdienst an der Berühmtheit des Tagebuches. Hätte er sich nicht entschlossen, das Tage­buch verlegen zu lassen wäre es nicht soweit gekommen.

[...]


1 Trank, 2012, S. 238

2 ebd. S.309.

3 vgl. Anne Frank Haus 2002, S.14

4 vgl. ebd. S.18ff.

5 vgl. Lee 2002, S. 39.

6 vgl. ebd. S. 39.

7 vgl. ebd. S.43.

8 vgl. ebd. S.44.

9 vgl. ebd. S.46.

10 vgl. ebd. S.46.

11 vgl. ebd. S.47.

12 vgl. ebd. S.49.

13

14 vgl. ebd. S.53.

15 vgl. ebd. S.50.

16 vgl. ebd. S.51.

17 vgl. ebd. S.51.

18 vgl. ebd. S.54.

19 vgl. ebd. S.55.

20 vgl. ebd. S.57.

21 vgl. ebd. S.100f.

22 vgl. ebd. S.101.

23 vgl. ebd. S.104f.

24 Niederländisches Staatliches Institut für Kriegsdokumentation, 1986,S. 223.

25 vgl. Yankova-Brust, 2008, S.3

26 Frank 2011, S.11.

27 ebd. S.31.

28 vgl. ebd. S.5

29 ebd., S.5

30 vgl. ebd. Bl.11.

31 Schnabel 2005, S.11.

32 Gies/Gold, 1987, S.198f.

33 Das Umzugsunternehmen Abraham Puls räumte im Auftrag der deutschen Besatzer die Wohnungen deportierter Juden und schickte das Verwertbare nach Deutschland.

34 Siems 2003, S.73.

35 vgl. Siebert, 2001.

36 vgl. http://www.annefrank.org/de/Anne-Frank/Das-Tagebuch-der-Anne-Frank/Reaktionen-auf-das-Tagebuch/29.06.2014 15:12

37 vgl. Frank, 2012, S.6.

38 vgl. ebd., S.6.

39 vgl. ebd., S.5.

40 vgl. ebd. S. 79ff.

41 http://www.spiegel.de/thema/anne_frank/ 29.06.2014 15:16

42 http://www.annefrank.org/de/Anne-Frank/Das-Tagebuch-der-Anne-Frank/Die-verschiedenen-Fassimgen-von-Annes- Tagebuch/29.06.2014 14:34

43 Rijksinstuut voor Oorlogsdocomentie, 1988, S.91.

44 Gilman, 1993, S.314.

45 vgl. ebd. S.315.

46 ebd. S.315.

47 vgl. Cole, 1999, S.25.

48 Schroth, 2006, S.16f.

49 ebd. S.17.

50 Günter, 1994, S.9

51 Schroth,2006, S.14f.

52 Roth, 1988, S.167

53 Saarbrücker Zeitung, Interview mit Prof. Olaf Blaschke, „Sie wurde zur Ikone stilisiert“. Geschichte über jüdische Geld­ fälscher im KZ Sachsenhausen Antisemitismus auf dem Fussballplatz, Saarbrückner Zeitung (12.Juni 2009)

54 Niederländisches Staatliches Institut für Kriegsdokumentation, 1988, S.670.

55 Ebd. S.677.

56 ebd. S.742.

57 ebd. S.479.

58 Niederländisches Staatliches Institut für Kriegsdokumentation,1988, S.279.

59 ebd. S.321

60 ebd. S.324

61 ebd. S.384

62 ebd. S.259.

63 ebd. S.268.

64 ebd. S.221.

65 ebd. S.215.

66 vgl. Brenner, S.140.

67 www.ned.univie.ac.at/sites/default/files/Wat%20is%20er%20van20%20dit%20meisje_Deutsch.pdf. 01.07.2014 18:24

68 vgl. Costa, 19, S.105

69 vgl. ebd. S.98.

70 www.ned.univie.ac.at/sites/default/files/Wat%20is%20er%20van20%20dit%20meisje_Deutsch.pdf. 01.07.2014 18:24

71 1988, S.318.

72 vgl. S.475.

Ende der Leseprobe aus 125 Seiten

Details

Titel
Das Tagebuch der Anne Frank. Eine Analyse im Hinblick auf die Entwicklung von Jugendlichen in extremen Situationen
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Erziehungswissenschaft)
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
2014
Seiten
125
Katalognummer
V286692
ISBN (eBook)
9783656885719
ISBN (Buch)
9783656885726
Dateigröße
2727 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
tagebuch, anne, frank, eine, analyse, hinblick, entwicklung, jugendlichen, situationen
Arbeit zitieren
Anne-Maria Lenhart (Autor:in), 2014, Das Tagebuch der Anne Frank. Eine Analyse im Hinblick auf die Entwicklung von Jugendlichen in extremen Situationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286692

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