Großeltern als Schlüsselfiguren im Sozialisierungsprozess ihrer Enkel


Hausarbeit, 2011

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die fördernde Bedeutung von Großeltern im Sozialisationsprozess ihrer Enkel
2.1. Die Allgemeine Bedeutung von Großeltern für ihre Enkel
2.2. Das Aufwachsen mit den Großeltern
2.2.1. Eltern betreuen Kinder ohne Mithilfe von Großeltern
2.2.2. Eltern und Großeltern unterstützen einander
2.3. Die Beziehung zu den Großeltern
2.3.1. Die Beziehung zu den Großeltern fördert die Widerstandsfähigkeit
2.3.2. Die Beziehung zu den Großeltern baut Ängste ab
2.3.3. Die Beziehung zu den Großeltern fördert das geschichtliche Bewusstsein
2.4. Zusammenfassung

3. Ausblick

4. Literatur

1. Einleitung

Intention zur Erarbeitung der vorliegenden Arbeit ist die Geburt unserer Tochter und dem damit einhergehenden Wandel der Rollen in unseren Familien. So wurden meine Lebensgefährtin und ich nicht nur Eltern, sondern unsere Eltern auch zu Großeltern. Diese Veränderung hinsichtlich unserer Rollen führte mich zu der Frage, welche sozialisierenden Effekte sich durch die nun neu entstehende Beziehung zwischen unseren Eltern und unserer Tochter ergeben. Da der Umfang dieser Fragestellung einerseits noch zu ungenau und andererseits auch nicht im Rahmen dieser Arbeit zu bewältigen gewesen wäre, konkretisierte ich die Frage dahingehend, dass die Bedeutung der Großeltern im Sozialisierungsprozess der Enkel die zu untersuchende Größe darstellt. Um auch hier den Rahmen passend und überschaubar zu halten, werde ich ausschließlich die positiven Seiten der Auswirkung auf den Sozialisationsprozess der Enkel aufzeigen und dabei vom Idealfall ausgehen.1

Ausgehend von der These Baranowskis: „Großeltern können zu Schlüsselfiguren in der Identitätsentwicklung von Kindern und Jugendlichen werden.“2 soll versucht werden diese These unterstützend verschiedene Aspekte der positiven Einflussnahme der Großeltern auf die Entwicklung ihrer Enkel darzustellen. Neben der persönlichen Motivation zur Auswahl des Themas besteht jedoch auch eine professionelle Bedarfslage, da im Zuge der sich verändernden sozio-demographischen Verhältnisse Fragen der Generationensolidarität an Bedeutung gewinnen und neuere Studien auf die Intensität der individuellen Prägung durch Generationsbeziehungen und der Intensivierung der Bedeutsamkeit von Großelternschaft in der Familie verweisen.3 Im Rahmen der Großelternforschung wird sich vorwiegend auf Themen verschiedener Großelternstile, die Bedeutung der Kleinkindbetreuung und das Erleben der Großelternschaft aus Großelternperspektive konzentriert.4 Die Sichtweise der Enkel wurde bisher eher vernachlässigt und somit auch die Frage nach möglichen Bedeutsamkeiten für die Sozialisierung der Enkel.5 Diese vermeintliche Lücke soll mit dieser Arbeit aufgefüllt werden.

2. Die fördernde Bedeutung von Großeltern im Sozialisationsprozess ihrer Enkel

Sozialisation wird in dieser Arbeit als „Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt“6 verstanden.

Um die verschiedenen Dimensionen der Bedeutung, die Großeltern für ihre Enkel haben können, zu strukturieren, wurden sie in drei Teilbereiche unterteilt:

- Allgemeine Bedeutung von Großeltern
- Das Aufwachsen mit den Großeltern
- Die Beziehung zu den Großeltern

Es wird im Voraus erneut darauf verwiesen, dass es sich jeweils um den Idealfall handelt und weder die sogenannte Realität abbilden noch mögliche negative Einflussmöglichkeiten von Großeltern auf ihre Enkel aufzeigen soll.

2.1. Die Allgemeine Bedeutung von Großeltern für ihre Enkel

„Großeltern können ein Kind in seiner Entwicklung entscheidend fördern, wenn sie die Eltern in ihrer Erziehungstätigkeit ergänzen und eine komplementäre Rolle zu ihnen übernehmen.“7 Dies ist möglich, da sie keine zusätzlichen Leitbilder darstellen. Als die Personen, von denen die Eltern des Kindes weitgehend geprägt wurden, bewegen sie und ihre Werte sich im Rahmen dessen, was dem Kind vertraut ist und eröffnen ihm dennoch neue Dimensionen der Orientierung in zahlreichen Lebensbereichen. Bei positiven Familienbeziehungen bringt das Vorhandensein von zusätzlichen intimen Bezugspersonen große Vorteile mit sich. Sie gleichen Einseitigkeiten aus, befriedigen das Bindungsbedürfnis bei Abwesenheit der Eltern und eröffnen neue Wege zum Kennenlernen der Welt.

Großeltern werden von den Enkelkindern in ihrem Erziehungsverhalten differenziert wahrgenommen. Die Älteren greifen anders ein als die Eltern, die im täglichen Zusammenleben mit den Kindern die Last des Erziehungsalltages tragen, Normen setzten und Sanktionen aussprechen müssen.8 Was an Großeltern daher am meisten geschätzt wird ist die oft bedingungslose Zuwendung. „Großeltern haben oft mehr Zeit und weniger Pflichten als die Eltern und können deshalb den Kindern gewährender gegenübertreten als jene - oft auch gewährender als sie es den eigenen Kindern gegenüber gewesen waren.“9 Anhand des folgenden Diagramms lässt sich erkennen, dass Großeltern gegenüber ihren Enkeln oft freizügiger sind in ihren Gaben und Regelungen als die Eltern ihrer Enkel. Durch diese Urlaubssituation und der Nähe zu den Großeltern wird dem Kind eine Distanz zum häuslichen Konfliktfeld geschaffen und Regeneration ermöglicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Wieners, Tanja (2005): Miteinander von Kindern und alten Menschen - Perspektiven für Familien und öffentliche Einrichtungen, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

In einer Untersuchung von Busoni und Boon (1998) wurde Jugendliche nach ihren Erfahrungen mit den Großeltern befragt.10 Die Probanden nannten als Vorteile und Gewinn am häufigsten:

- Sinn für Familiengeschichte:

Enkel bekommen durch ihre Großeltern einen Zugang zur eigenen Familiengeschichte, da diese durch Erzählungen ihres Aufwachsens, ihrer Berufe und Lebensorte einen Blick auf die Herkunft und das frühere Leben der eigenen Eltern eröffnen. „Durch diese Gemeinsamkeit mit den geschilderten Personen (alle entwickeln sich, nicht nur ich) ebenso wie durch die sichtbar gewordenen spezifischen Ähnlichkeiten (ich und meine Verwandten, wir haben vieles gemeinsam) lernen sie sich als Teil einer gewachsenen, zusammengehörenden Familie verstehen.“11

- Bedingungslose Akzeptanz:

Kinder werden oft von ihren Großeltern wesentlich bedingungsloser angenommen als von ihren Eltern. Piercings, gefärbte Haare und schlechte Noten in der Schule werden als Facetten der Enkel gesehen, diese darüber jedoch nicht definiert. Enkel sind vor allem und in erster Linie Enkel.12

- Einsicht in den Alterungsprozess:

Durch die Vertrautheit und Anfassbarkeit der Großeltern sind diese mit ihren altersbedingten Gebrechen lebensecht mitzuerleben. Wenn die Oma nicht mehr so viel laufen kann, wenn der Opa mehr und mehr faltige Haut bekommt und die Enkel ein Spiel daraus machen, anhand der Altersflecken das Lebensalter zu bestimmen, dann sind Großeltern „Lehrmeister der Vergänglichkeit.“ „Unsere Hinfälligkeit ist die letzte Lehre, die wir den Enkeln geben. Wenn man Kindern diese Lebenswirklichkeit vorenthält, betrügt man sie.“ So der Theologe Prof. Dr. Fulbert Steffensky.13

- Hilfe beim Verständnis der eigenen Eltern:

Ist der Vater bspw. sehr streng was die Schule betrifft, so kann es erklärend und hilfreich sein, wenn die Oma erzählt, dass er selbst früher in der Schule viel zu kämpfen hatte und daher wahrscheinlich große Angst hat, dass es seinen Kindern ähnlich ergehen wird. Oder der Vater geht nur sehr ungerne mit seinen Kindern schwimmen, was zunächst befremdlich auf diese wirkt, bis der Opa erklärt, dass sein Sohn früher schon ungern geschwommen ist und einmal sogar fast ertrunken wäre.14

In Busonis und Boons Untersuchung zeigte sich: Je enger die emotionale Beziehung der Enkel zu den Großeltern besteht, desto größer ist deren Einfluss auf ihre Enkel.15 Jedoch bestimmt sich die Bedeutung der Großeltern zu einem großen Teil aus der Art der Beziehung zwischen Eltern und Großeltern. Ob und wie sich Eltern und Großeltern über ihre Rollen innerhalb der Familie und der Kindererziehung klar werden können, schafft die Voraussetzung dafür, welche Gestalt die Beziehung zwischen den Kindern und den Großeltern annimmt. Allerdings wird die Rollenaufteilung auch durch äußere Faktoren wie Wohnort, Alter oder Mobilität, aber auch dem Engagement der Großeltern und Kinder beeinflusst.16

In diesem ersten Schritt wurde versucht aufzuzeigen, welche positive Bedeutung Großeltern für ihre Enkel im Allgemeinen haben können. Im Folgenden soll ein Schwerpunkt auf das gemeinsame Aufwachsen von Großeltern und Enkeln gelegt werden.

2.2. Das Aufwachsen mit den Großeltern

Je nach Familiensituation, ergeben sich unterschiedliche Varianten des Aufwachsens mit den Großeltern. Im Folgenden wird auf zwei Formen eingegangen und Versionen in denen die Großeltern die Eltern ersetzen17 oder es zwischen den beiden Parteien keine positiv konnotierte Kommunikation mehr gibt18 vernachlässigt. Es wird somit lediglich auf die Form der Erziehung, welche allein durch die Eltern geschieht und der Zusammenarbeit beider Generationen eingegangen.

2.2.1. Eltern betreuen Kinder ohne Mithilfe von Großeltern

Diese Art der Aufteilung kommt vor allem dann vor, wenn die Großeltern schon verstorben sind. Hier kann ein indirekter Einfluss der Großeltern über ihre eigenen Kinder beobachtet werden, da diese die Enkel mit den Werten, welche sie selbst von den Großeltern übernommen und in ihr Leben integriert haben, erziehen und das Kind in seiner Entwicklung und Identitätsfindung prägen. Die Großeltern können desweiteren dem Kind durch Erzählungen greifbarer gemacht werden.19 „Der Einfluss der Großeltern auf den Charakter der Kinder und später auch der Erwachsenen ist ohne jeden Zweifel vorhanden. Die Großeltern sind immer von Bedeutung, sogar wenn sie bei der Geburt des Kindes schon tot waren.“20

2.2.2. Eltern und Großeltern unterstützen einander

„Wo Eltern und Großeltern mit- und nebeneinander die Kinder betreuen, ist für alle drei Generationen eine wesentliche Erleichterung des Alltagslebens und eine bedeutende emotionale Bereicherung möglich.“21 Positive Auswirkungen auf die Sozialisation der Kinder sind möglich:

- Eine Studie von Falbo (1991) ergab, dass: „je mehr sich die Großeltern um die Enkel kümmerten, desto besser waren deren Schulleistungen im sprachlichen und auch im mathematischen Bereich. […] Auswertungen von Uhlendorff (1995) erbrachten ähnliches: Je mehr sich Großeltern um ihre Enkel kümmerten, desto umfangreicher war der Wortschatz der Kinder.“22
- Kinder erleben Eltern und Großeltern als verschieden und werden dadurch in ihrer Autonomieentwicklung unterstützt.23
- Kinder erfahren anhand der Großeltern, dass Entwicklungen ebenso wie Konstanz im Leben möglich sind.24
- Kinder erhalten durch ihre Großeltern einen direkten Zugang zur Geschichte und Tradition ihrer Lebensräume.25

Allgemein kann gesagt werden, dass Großeltern zu „großen“ Eltern, Eltern in zweiter Linie werden können. Eltern und Kinder gewinnen durch die Hilfe der Großeltern Sicherheit und bewältigen Alltagsprobleme leichter.26 Folgender Folie soll aufzeigen, dass Kinder, befragt nach dem Vergleich des Lebens im Elternhaus und bei den Großeltern, die Unterschiede sehr deutlich wahrzunehmen scheinen und dies gerade die These der unterstützten Autonomieentwicklung unterstreicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Wieners, Tanja (2005): Miteinander von Kindern und alten Menschen - Perspektiven für Familien und öffentliche Einrichtungen, Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.

2.3. Die Beziehung zu den Großeltern

In einem dritten Schritt soll auf die Beziehung zwischen Großeltern und ihren Enkeln und was durch sie für die Enkel möglich werden kann eingegangen werden. Dabei wird versucht, die drei Punkte aufzeigen, die Meinung des Autors nach am förderlichsten für die Entwicklung der Kinder sein können.

2.3.1. Die Beziehung zu den Großeltern fördert die Widerstandsfähigkeit

„Um die Fähigkeit zu lernen, auch mit schwierigen Situationen umgehen zu können, ist das Kind auf förderliche Faktoren in der Interaktion mit den Menschen seines Umfeldes angewiesen. Dabei spielen die Großeltern eine wichtige Rolle.“27

Schon nach der Geburt ist es dem Kind möglich verschiedene Beziehungen aufzubauen. Dabei ist es wichtig, dass es wiederholende Kontakte zu verlässlichen, zusätzlichen Personen neben den eigenen Eltern sind, die es erlauben, kontinuierlich eine eigenständige Beziehung aufzubauen. „Die heutige Säuglingsforschung geht davon aus, dass ein Kind nicht ausschließlich von einer Bezugsperson versorgt werden muss“28 und spricht sich für ein mehrdimensionales Beziehungssystem von Kleinkindern aus, damit diese Verhaltensmuster entwickeln können, um später adäquat und erfolgreich mit der Welt außerhalb der Kernfamilie kommunizieren zu können. Durch die Ähnlichkeit des Verhaltens der Großeltern mit dem Elternverhalten, ermöglichen sie dem Kleinkind auf sicherem Weg sich mit dem „nicht ganz Gewohnten“ auseinander zu setzen. Die Beziehung zu den Großeltern kann in diesem Sinn als eine stabile Brücke zu den Bereichen, welche fern der vertrauten Familie liegen, angesehen werden.29

2.3.2. Die Beziehung zu den Großeltern baut Ängste ab

In erster Linie haben dabei die großelterlichen Erfahrungen aus den langen Jahren ihres gelebten Lebens, mit den vielfach überwundenen Schwierigkeiten, große Gelassenheit entstehen lassen, die sich auch dem Enkelkind mitteilt. Das Erzählen von Geschichten aus der Vergangenheit macht es den Kindern möglich zu erfahren, dass auch extreme Lebenssituationen meisterbar sind. „Geschichten von überwundener Not machen die Angst vor der ungewissen Zukunft kleiner und stärken die Kompetenz der Enkelkinder, sich mit den Risiken der Welt aktiv auseinanderzusetzen.“30

„Die Großeltern können dazu beitragen, dass der Heranwachsende sein Leben als eine Folge von allmählichen Veränderungen und rasanten Umbrüchen verstehen lernt, ohne dass dadurch sein Bedürfnis nach und sein Gefühl von Kontinuität bedroht wird.“31 Sie sind „Beweis dafür, dass das Leben lebbar ist, dass es möglich ist, Hindernisse zu überwinden und Schwierigkeiten zu überleben.“32 Ihre Existenz vermittelt eine Sicherheit darüber, dass sich innere und äußere Veränderungen, so überwältigend sie auch wirken mögen, ertragen und verarbeiten lassen. Gerade Kriegserfahrungen zeigen deutlich auf, dass auch extreme Erlebnisse überlebbar sind. „Diese urtümliche Kraft der Verwurzelung und Festigkeit, die sich mit dem Bild der Großeltern verbindet, kann gegenüber dem Druck der Gegenwart sehr befreiend wirken.“33

Das Wissen darum, dass Entwicklung und Veränderung zusammengehören, kann besonders im Fall des Gebrechlichwerdens und des Todes der Großeltern in der Art und Weise, wie sie mit ihrer Krankheit, ihrem Leiden umgehen, geprägt werden. Oftmals sind Großeltern die ersten dem Kind nahestehenden Personen, die sterben und das Kind erlebt so die Erfahrung des schmerzlichen, endgültigen Verlustes. „Doch so einschneidend das Erlebnis auch sein mag, es trifft das Kind dennoch weitaus weniger, als der Verlust eines Elternteils es treffen würde“34 und so kann das Kind durch den Tod eines Großelternteils realisieren, „dass auch schwere Erfahrungen begrenzt sind und von den Überlebenden verarbeitet werden können.“35 Laut Hartshorne (1979) haben Kinder weniger Angst vor dem Sterben, je intensiver und enger ihr Kontakt zu den Großeltern war.36

2.3.3. Die Beziehung zu den Großeltern fördert das geschichtliche Bewusstsein

Die Großeltern sind in einer Familie diejenigen, welche am längsten gelebt haben und daher den größten Zeitraum überblicken. Sie „sind nun mal die lebenden Modelle des Alterns für die Enkelkinder“37 und daher erster persönlicher und meistens einziger Zugang zu Traditionen und geschichtlichen Ereignissen. Diese Funktion der Großeltern als Verkörperung der historischen Relativität des Gegenwärtigen ist nicht an die Voraussetzung gebunden, dass sie ihren Enkeln Geschichten von früher erzählen. Allein durch ihr Vorhandensein, ihre Art zu leben und das zu kommentieren, was sie im Jetzt erleben, sind sie nicht nur Zeugen von Vergangenem, sondern verkörpern auch diese Vergangenheit. Sie sind ein Teil von ihr, der in die Gegenwart reicht und so Vergangenheit und Gegenwart verbindet.38

2.4. Zusammenfassung

Vorliegende Arbeit soll die positive Bedeutung von Großeltern im Sozialisationsprozess ihrer Enkel aufzeigen. Abschließend sollen die vier wichtigsten Punkte noch einmal angesprochen werden, wobei der Punkt „Brückenhypothese“ bisher noch nicht aufgetaucht ist, nach der Meinung des Autors jedoch eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Kindern spielen kann, er ihn aber keiner der gewählten Kategorien zuordnen konnte.

- Großeltern als zusätzliche stabile Bezugsperson erweitern das Erfahrungsfeld und erhöhen die Sicherheit des Kindes. Es wird in seiner Autonomieentwicklung unterstützt und lernt einen behutsamen aber sicheren Umgang mit verschiedenen Bezugssystemen.
- „Nach einer sogenannten „Brückenhypothese“ (Mannle & Tomasello, 1987), die Krappmann (1997) weiterentwickelte, können Personen, die einem Kind nah und vertraut sind, aber sich doch etwas anders verhalten als die ersten Bezugspersonen des Kindes, eine Brücke in die noch unbekannte soziale Welt außerhalb der Familie darstellen Großeltern können für Kinder solche Brücken sein, weil sie ihnen neue Abwandlungen des bisher Gelernten abverlangen und dadurch deren Fähigkeiten erweitern.“39 Weiterhin werden Brücken zur Kultur gebaut. So sind es oftmals „die Großeltern, welche ihren Enkelkindern den Besuch kultureller Einrichtungen ermöglichen.„40
- Der Lebensraum der Enkel erweitert sich durch konkreten Zugang zur Vergangenheit in Form der Großeltern. Diese ermöglichen darüber hinaus eine gesunde Auseinandersetzung mit dem Tod und ein Begreifen des Lebens als Zyklus.
- Die vielleicht wichtigste Aussage die Großeltern durch ihre Existenz ihren Enkeln vermitteln können ist: Das Leben ist lebbar! „In diesem Sinne gewinnt der Heranwachsende durch ihm verbundene alte Menschen die Möglichkeit, das, was er erlebt, zu relativieren“41 und lebt sein Leben möglicherweise mit einer erhöhten Leichtigkeit.

3. Ausblick

Angesichts der mannigfaltigen Möglichkeiten der positiven Einflussnahme der Großeltern auf die Sozialisation ihrer Enkel sollten diese möglichst unterstützt werden, da ihm Rahmen eines salutogenen Blickwinkels auf die Entwicklungsbedingungen junger Menschen gelingende Großeltern-Enkel-Beziehungen wünschenswert sind. Soziale Arbeit als könnte ihren Beitrag auf verschiedenen Ebenen dazu beitragen. So wäre ein sozialräumliches Engagement denkbar, um Möglichkeiten der gemeinsamen Frei- und Lebenszeitsgestaltung z. Bsp. im Rahmen offener Angebote zu arrangieren. Formen des Mehrgenerationswohnens könnten gefördert werden und die Betreuung und Pflege älterer Menschen könnte die Beziehungspflege zu den Kindern und Enkeln als Bestandteil ihrer Aufgaben ansehen.

Angesichts der Ergebnisse dieser Arbeit wird der Autor den Kontakt zwischen seiner Tochter und ihren Großeltern bewusst in Zukunft unterstützen und sowohl im privaten als auch professionellen Umfeld für mehr Großeltern-Enkel-Zeit eintreten.

4. Literatur

Ennulat, Gertrud (2004): Enkelkinder fordern uns heraus - Wie die Beziehungen zwischen Kindern, Eltern und Großeltern gelingen können. Klett Cotta Verlag, Stuttgart

Höpflinger, Francois / Hummel, Cornelia / Hugentobler, Valérie (2006): Enkelkinder und ihre Großeltern. Intergenerationelle Beziehungen im Wandel. Seismo Verlag, Zürich

Hurrelmann, Klaus (2002): Einführung in die Sozialisationstheorie. Beltz Verlag, Weinheim Basel

Müller-Lissner, Adelheid (2006): Enkelkinder! Eine Orientierungshilfe für Großeltern. Christoph Links Verlag, Berlin

Oerter, Rolf (2007): Großeltern zwischen Tradition und Innovation. Zugriff am 29.05.2012: http://www.edu.lmu.de/~oerter/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=30

Schwab, Peter (1988): Großeltern und Enkelkinder. Zur Familiendynamik der Generationsbeziehung. Asanger Verlag, Heidelberg

Uhlendorff, Harald (2003): Großeltern und Enkelkinder. Sozialwissenschaftliche Perspektiven und Forschungsergebnisse hinsichtlich einer seltenen untersuchten Beziehung. In: Psychologie in Erziehung und Unterricht, 2/2003 München

Wieners, Tanja (2005): Miteinander von Kindern und alten Menschen - Perspektiven für Familien und öffentliche Einrichtungen. VS Verlag, Wiesbaden

[...]


1 Dieser Idealfall soll den alltagssprachlichen abbilden, welcher den optimalen, besten Fall meint.

2 Baranowski 1982, S. 580 zitiert nach Schwob 1988, S. 62

3 Vgl.: Höpflinger u. a. 2006, S. 7

4 Vgl.: Ebd.

5 Vgl.: Ebd., S. 8f

6 Hurrelmann 2002, S. 15

7 Schwob 1988, S. 8

8 Vgl.: Ennulat 2004, S. 40f / Schwob 1988, S. 75f / Müller-Lissner 2006, S. 151f

9 James 1984, S. 22 zitiert nach Schwob 1988, S. 88

10 Vgl.: Oerter 2007, S. 2

11 Schwob 1988, S. 56

12 Vgl.: Ennulat 2004, S. 47f

13 Vgl.: Müller-Lissner 2006, S. 190

14 Vgl.: Ennulat 2004, S. 110ff

15 Vgl.: Oerter 2007, S. 2

16 Vgl.: Schwob 1988, S. 75f

17 Vgl.: Ebd., S. 95ff

18 Vgl.: Ebd., S. 89ff

19 Vgl.: Uhlendorff 2003, S. 121

20 Rappaport 1958, S. 518, zitiert nach Schwob 1988, S. 79f

21 Schwob 1988, S. 84

22 Uhlendorff 2003, S. 120f; Auslassung: F.H.

23 Vgl.: Ebd. S. 115 / Vgl.: Schwob 1988, S. 84

24 Vgl.: Ebd. S. 84f

25 Vgl.: Ebd. S. 55ff

26 Vgl.: Ebd. S. 85

27 Ennulat 2004, S. 43

28 Ebd.

29 Vgl.: Ebd. / Vgl.: Uhlendorff 2003, S. 115

30 Ennulat 2004, S. 46

31 Schwob 1988, S. 72

32 Ebd. S. 62

33 Ebd.

34 Sperling 1982, S. 65 zitiert nach Schwob 1988, S. 73

35 Ebd.

36 Vgl.: Ebd.

37 Ennulat 2004, S. 58

38 Vgl.: Schwob 1988, S. 61

39 Uhlendorff 2003, S. 115

40 Ennulat 2004, S. 61

41 Ebd. S. 62

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Großeltern als Schlüsselfiguren im Sozialisierungsprozess ihrer Enkel
Hochschule
Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH)  (Soziale Arbeit)
Veranstaltung
Gesundheit, Alter und Altern
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
15
Katalognummer
V285357
ISBN (eBook)
9783656857549
ISBN (Buch)
9783656857556
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Großerlten, Beziehung, Enkel, Positiv, Einflüsse
Arbeit zitieren
Felix Hennig (Autor:in), 2011, Großeltern als Schlüsselfiguren im Sozialisierungsprozess ihrer Enkel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285357

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