Die Bausteine von interkultureller Kommunikation und Kompetenz. Über das Verständnis von Kultur und ihre Dimensionen


Studienarbeit, 2013

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wichtige Bausteine interkultureller Kommunikation
2.1. Kulturbegriff
2.2. Kulturstandards
2.3. Kulturdimensionen
2.3.1. Individualismus vs. Kollektivismus
2.3.2. Machtdistanz
2.3.3. Maskulinität vs. Feminität
2.3.4. Unsicherheitsvermeidung
2.3.5. Langzeit- vs. Kurzzeitorientierung

3. Interkulturelle Kommunikation

4. Interkulturelle Kompetenz

5. Beispiel

6. Schlussbetrachtung

7. Abbildungsverzeichnis

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Oliver Kahn wollte einfach nur nett sein. Passend zu seinem neuen freundlichen Image erwiderte der Torwart der deutschen Nationalelf die Begrüßung einer Japanerin bei der Ankunft in Miyazaki mit zwei herzhaften Schmatzern auf deren Wangen. Doch die junge Frau erstarrte vor Scheck. Und vor Scham. Übertragen auf die Konventionen der japanischen Gesellschaft, in der zwischenmenschlicher Körperkontakt in der Öffentlichkeit praktisch nicht vorkommt und sogar

Händeschütteln Gänsehaut verursacht, hatte sie gerade auf offener Straße Sex mit einem Fremden gehabt.“1 Das ist nur eines von vielen Beispielen, das zeigt welche Schwierigkeiten bei der Kommunikation zwischen zwei Menschen unterschiedlicher Kulturen entstehen können.

In der nachfolgenden Arbeit soll die „interkulturelle Kommunikation“ näher betrachtet werden und erklärt werden, was unter Kultur im Allgemeinen zu verstehen ist. Dazu werden die fünf Kulturdimensionen von Geert Hofstede erläutert und die unterschiedlichen Formen „interkultureller Kommunikation“ aufgezeigt. Anschließend werden Möglichkeiten gezeigt, wie sich solche interkulturelle Missverständnisse vermeiden lassen. Abgerundet wird das Ganze mit einem selbsterlebten Beispiel.

2. Wichtige Bausteine interkultureller Kommunikation

2.1. Kulturbegriff

Bevor ich mich mit dem Thema der interkulturellen Kommunikation beschäftige, ist es notwendig sich zuerst mit der Kultur im Allgemeinen zu befassen. Nun, was ist Kultur und wie kann es definiert werden? Es gibt viele unterschiedliche Definitionen von Kultur, zwei davon möchte ich im Folgenden näher betrachten.

Die erste Definition stammt von Spencer-Oatey aus dem Jahre 1999, welcher unter Kultur

„die Gesamtheit von Attitüden, Grundsätze, Annahmen, Werte und Wertvorstellungen, Verhaltensnormen und Grundeinstellungen die von einer Gruppe geteilt werden, die das Verhalten der Gruppenmitglieder beeinflussen und mit wessen Hilfe diese das Verhalten anderer interpretieren"2 versteht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Abb.1: „Kulturmodell nach Spencer-Oatey 1999“

Um das zu verdeutlichen, hat Spencer-Oatey ein graphisches Modell in Form eines Ringes entwickelt. Dabei beeinflussen sich die verschiedenen Schichten gegenseitig von innen nach außen. Die äußerste Schicht stellt die offensichtlichen Anzeichen einer Kultur dar, welche durch Betrachten erkannt werden können. Die zweite Schicht enthält die Systeme und Institutionen einer Gesellschaft, durch welche das Verhalten der Menschen in dieser beeinflusst wird. In der dritten Schicht befinden sich alle Normen, Einstellungen und Grundsätze, wie zum Beispiel die Demokratie als „richtige“ Regierungsform. Das Zentrum der Kultur beinhaltet alle Grundwerte und fundamentalen Annahmen einer Gesellschaft. Alle darüberliegenden Schichten leiten sich aus ihr ab. Wenn man bei dem Beispiel der Demokratie bleibt, welche sich aus dem Grundsatz der Gleichheit aller Menschen ableitet und die Gesetze einer Kultur sowie die Verhaltensweise der Menschen in ihr beeinflusst, kann man gut erkennen, dass die Schichten aufeinander aufbauen. Bereits die kleinste Änderung innerhalb einer Schicht würde alles weitere drastisch verändern.3

Geert Hofstede dagegen definiert Kultur als „mentale Software, die in einem Sozialisationsprozess kulturell „programmiert“ wird. Im Laufe dieser Sozialisation und vor allem in der Kindheit, der Primärsozialisation, erwirbt das Individuum bestimmte Muster des Denkens, Fühlens und Handels, die als Werte und Haltungen umschrieben werden.“4 Damit will er zum Ausdruck bringen, dass sich die Kultur einer Gesellschaft in einem meist sehr langen Entwicklungsprozess bildet. Dieser Prozess beginnt schon in der frühen Kindheit mit dem Erlernen der Sprache, bestimmter Verhaltensmuster und Normen der Gesellschaft, in die es hineingeboren worden ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Abb. 2: „Kultur als Eisberg“

Die Abbildung „Kultur als Eisberg“ soll verdeutlichen, dass der größte Teil einer Kultur nicht sofort wahrnehmbar und den meisten Menschen nicht bewusst ist. Dies kann zu erheblichen kommunikativen Schwierigkeiten führen, wenn zwei Personen aus unterschiedlichen Kulturen aufeinandertreffen. Der Mensch neigt dazu, das Verhalten des anderen mit seinen eigenen Einstellungen zu interpretieren, weil er sich der Werte und Normen des anderen nicht bewusst ist. Dadurch kann vieles total falsch verstanden werden, was dazu führen kann, den anderen als komisch oder gar unhöflich zu empfinden und man sich vorsichtshalber von ihm distanziert. Es ist also wichtig sich im klaren zu sein, dass erhebliche kulturelle Unterschiede vorhanden sind.5

2.2. Kulturstandards

Nachdem der Psychologe Alexander Thomas mit Hilfe von Forschungsarbeiten herausgefunden hatte, dass sich deutsche und amerikanische Orientierungsmuster bei der Lösung komplexer Probleme deutlich unterscheiden, definierte er fünf zentrale Merkmale von Kulturstandards. „Kulturstandards sind Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns, die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich und andere als normal, typisch und verbindlich angesehen werden.“ Somit hat jede Kultur eine zentrale Norm, die den Idealwert darstellt und nach dem sich jedes Kulturmitglied richtet. Dabei wird „eigenes und fremdes Verhalten aufgrund dieser Kulturstandards gesteuert, reguliert und beurteilt.“ Das bedeutet „Kulturstandards besitzen Regulationsfunktion in einem weiten Bereich der Situationsbewältigung und des Umgangs mit Personen. Die individuelle und gruppenspezifische Art und Weise des Umgangs mit Kulturstandards zur Verhaltensregulation, kann innerhalb eines gewissen Toleranzbereichs variieren.“ Somit sind Verhaltensweisen, die in einem bestimmten Kulturkreis als „noch akzeptierbar“ erscheinen, dem Toleranzbereich zuzuordnen. Aber „Verhaltensweisen, die sich außerhalb der bereichsspezifischen Grenzen bewegen, werden von der sozialen Umwelt abgelehnt und sanktioniert.“6

2.3. Kulturdimensionen

Geert Hofstede, ein holländischer Sozialwissenschaftler und Organisationsanthropologe, wurde 1928 in Haarlem, in den Niederlanden geboren. Er gilt als der Initiator interkultureller Forschung und entwickelte ein erstes empirisches Modell von Dimensionen der Kultur. Auf Basis einer selbst durchgeführten Befragung von ca. 116.000 IBM-Mitarbeitern in den Jahren 1968 und 1972 in 53 verschiedenen Ländern, formulierte er vier Kulturdimensionen. 1991 fügte er noch eine fünfte Dimension hinzu, welche auf den Forschungsarbeiten von Michael Bond basiert. Sie vereinfachen die Klassifizierung von Kulturen und erleichtern somit die Analyse von kulturellen Unterschieden und ihren Ausprägungen. Durch sie lassen sich die Einstellungen und das Verhalten verschiedener Kulturen miteinander vergleichen. Ebenso bilden sie eine abstrakte und theoretische Grundlage zur weiteren Forschung.7

2.3.1. Individualismus vs. Kollektivismus

In einer individualistischen Gesellschaft steht das Individuum im Mittelpunkt. Die Menschen kümmern sich ausschließlich um sich selbst und ihre unmittelbaren Verwandten. Unabhängigkeit, persönliche Ziele und Selbstbestimmung sind Eigenschaften der Mitglieder einer solchen Kultur. Im Gegensatz dazu steht der Kollektivismus, in welchem die Gruppe im Mittelpunkt steht. Jeder ist Teil einer Gruppe und fest in sie integriert. Es werden gemeinsame Ziele formuliert und erreicht. Wichtig dabei ist, sich stets loyal gegenüber der Gruppe zu verhalten, denn sie schützt einen zu jedem Zeitpunkt. Hofstede fand heraus, dass ein hoher Wohlstand innerhalb einer Gesellschaft oft die Ursache für Individualismus ist, aber Individualismus nicht zwingend zu Wohlstand führt. Daraus lässt sich schließen, dass in den ärmeren Ländern unserer Welt Kollektivismus vorzufinden ist. Hofstede erkannte desweiteren einen stark ausgeprägten Kollektivismus in Ländern mit großer Machtdistanz und umgekehrt einen starken Individualismus in Ländern mit geringer Machtdistanz.8

2.3.2. Machtdistanz

Die Dimension der Machtdistanz gibt Auskunft über das Maß der Akzeptanz ungleicher Machtverhältnisse innerhalb einer Kultur. Eine hohe Machtdistanz lässt sich erkennen, wenn die ungleiche Machtverteilung der Menschen erwartet und gewünscht wird. In solchen Gesellschaften gibt es vielschichtige und undurchlässige Hierarchiesysteme. Im Gegensatz dazu werden bei niedriger Machtdistanz große Machtgefälle als problematisch angesehen, weßhalb flache und durchlässige Hierarchiesysteme vorherrschen. Geert Hofstede erkannte mehrere Zusammenhänge mit der Machtdistanz. Zum einen ein historischer Zusammenhang zwischen dem Verbreitungsgebiet der Sprache und der Machtdistanz. Dadurch, dass die römischen Sprachen eine Zentralmacht besaßen, herrscht nun eine große Machtdistanz in diesen Gebieten. Anders hingegen in den Gebieten der germanischen Sprache, welche in selbstständige Stammesgebiete eingeteilt waren und dadurch heutzutage eine geringe Machtdistanz vorweisen. Weitere Zusammenhänge erkannte Hofstede mit dem Klima, der Bevölkerungsgröße und dem Wohlstand.9

2.3.3. Maskulinität vs. Feminität

In einer maskulinen Kultur lässt sich erkennen, dass die Rollen der Geschlechter emotional klar gegeneinander abgegrenzt sind. Während die Männer dominant, hart und materiell orientiert sind, müssen die Frauen bescheiden und sensibel sein sowie großen Wert auf Lebensqualität legen. Toleranz und Mitgefühl sind untergeordnet, wichtig sind vor allem Geld und materieller Erfolg. Überschneiden sich jedoch die Geschlechterrollen spricht man von Feminität. In einer solchen Gesellschaft sind sowohl Männer als auch Frauen sehr bescheiden, feinfühlig und legen Wert auf Lebensqualität. Wichtig dabei sind die intakten Beziehungen zwischen Menschen, sowie Mitgefühl und Toleranz, und man kümmert sich um seine Mitmenschen.10

[...]


1 Wahrlich, Heide, 2002

2 Dahl, Stephan, 2000

3 Vgl. Dahl, Stephan, 2000

4 Frericks, Rochus, 2008

5 Vgl. Frericks, Rochus, 2008

6 Thomas 2005: S. 25

7 Vgl. Hofstede, Geert

8 Vgl. Transkulturelles Portal, 2012

9 Vgl. Transkulturelles Portal, 2012

10 Vgl. Transkulturelles Portal, 2012

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Bausteine von interkultureller Kommunikation und Kompetenz. Über das Verständnis von Kultur und ihre Dimensionen
Hochschule
Hochschule für angewandtes Management GmbH
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
13
Katalognummer
V285139
ISBN (eBook)
9783656854111
ISBN (Buch)
9783656854128
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelle Kommunikation, Kommunikation, Interkulturelle Kompetenz, Kulturstandards, Kulturbegriff, Kulturdimensionen, Hofstede
Arbeit zitieren
Stefan Still (Autor:in), 2013, Die Bausteine von interkultureller Kommunikation und Kompetenz. Über das Verständnis von Kultur und ihre Dimensionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285139

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