Die deutsche Arbeiterschaft zwischen Kontrolle, Erziehung, Massenkonsum und Normalität in den Jahren 1933 bis 1938


Hausarbeit, 2001

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1.Einleitung

2.Geschichtlicher Hintergrund bzw. Ausgangslage

3.Aufgaben der Deutschen Arbeitsfront
3.1.Die Rolle des Arbeiters

4.Kraft durch Freude
4.1.Kraft durch Freude zwischen Anspruch und Wirklichkeit

5. Unterhaltungsindustrie
5.1. Der unpolitische Film
5.2. Bücher und Zeitungen
5.3. Theater

6. Schlussfazit

1.Einleitung

In meiner Hausarbeit habe ich mich aufgrund des Seminares „Leben und Alltag im NS-Staat“ aber auch wegen persönlichem Interesse einem Thema aus dem Bereich des Nationalsozialismus gewidmet.

Während ich in meiner schulischen Laufbahn lediglich mit den Fakten des Nationalsozialismus und des 2.Weltkrieges konfrontiert wurde, fand ich es in diesem Zusammenhang sehr interessant herauszufinden, wie der normale bzw. einfache Bürger seinerzeit gelebt hat.

Und gerade weil man heutzutage nur noch die schrecklichen Ausmaße des NS-Regimes sieht, habe ich mich stets gefragt, wie so etwas passieren konnte, bzw. warum und inwieweit die deutsche Bevölkerung es Adolf Hitler gestattet hat dieses mit Abstand schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte zu schreiben.

Daher habe ich mich in meiner Hausarbeit mit der Gleichschaltung der Gesellschaft bzw. im besonderen mit der Rolle der Arbeiterschaft zwischen Kontrolle, Erziehung, Massenkonsum und Normalität beschäftigt.

Im ersten Teil beschreibe ich zunächst kurz den geschichtlichen Hintergrund, der die Gleichschaltung der Gesellschaft umfasst und das Abschaffen der Gewerkschaften sowie die Zerschlagung der Arbeiterbewegung beinhaltet.

Anschließend beschäftige ich mich mit der Aufgabe und Funktion der Deutschen Arbeitsfront und komme im einzelnen auf die Rolle und Stellung des Arbeiters in ihr zu sprechen.

In diesem Zusammenhang darf die aus der Deutschen Arbeitsfront hervorgehende Freizeitorganisation Kraft durch Freude nicht ungenannt bleiben, da ihr Wert für die Nationalsozialisten in bezug auf die Loyalitätsgewinnung beim deutschen Volke nicht zu unterschätzen ist.

Auch wenn die Kraft durch Freude-Organisation nicht alle ihrer hochgesteckten Ziele erreichen konnte, wie ich beim Vergleich zwischen ihren Ansprüchen und der Wirklichkeit versuche aufzuzeigen.

Im weiteren komme ich auf die Unterhaltungsindustrie im Dritten Reich zu sprechen und versuche dazulegen, wie der Bevölkerung dank ihr zumindest teilweise eine gewiße Normalität vorgespielt werden konnte.

Zum Abschluß habe ich dann mein Schlussfazit gezogen.

2.Geschichtlicher Hintergrund bzw. Ausgangslage

Bei der Bildung einer neuen Gesellschaftsordnung zur nationalen Volksgemeinschaft wurden die Nationalsozialisten im Jahre 1933 insbesondere durch zwei Erfahrungen gelenkt.

Zum einen war es die gesinnungsmäßige Einheit der Deutschen in der Kriegsbereitschaft des August 1914, die über die Klassengegensätze hinweggereicht hatte.

So begründete Robert Ley, der Führer der deutschen Arbeitsfront (DAF), die nationalsozialistische Konzeption der Volksgemeinschaft und die der Deutschen Arbeitsfront im Jahre 1934 wie folgt:

„Die deutsche Revolution hat in jenen Augusttagen 1914 ihren Anfang genommen,

dort in den Gräben des Westens und Ostens fand sich dieses Volk wieder zusammen, die Granaten und Minen fragten nicht danach, ob einer hoch oder niedrig geboren, ob jemand reich oder arm war, welcher Konfession und welchem Stande er angehörte, sondern hier war jene gewaltige Probe auf den Sinn und Geist der Gemeinschaft.“

Dies war die positive Erfahrung, welche die Nationalsozialisten im 1.Weltkrieg gemacht hatten, und die sie bei ihrer Bildung einer nationalen Volksgemeinschaft

bestärkte.

Es gab jedoch eine zweite Erfahrung, welche die Nationalsozialisten in sehr negativer Erinnerung hatten, die Novemberrevolution von 1918.

Der zweite Grund warum man die Kontrolle aber auch die Loyalität der Bevölkerung besitzen wollte, denn laut der Aussage von Albert Speer hatten Adolf Hitler und viele seiner Gefolgsleute die Revolution 1918 noch als Soldaten erlebt und diese Niederlage innerlich nie verwunden.

Nun wollten sie durch die Initialisierung einer einheitlichen nationalen Volksgemeinschaft dieser zweiten Erfahrung vorbeugen, laut Hitler konnte „man nach der Erfahrung von 1918 nicht vorsichtig genug sein“, es folgte die Gleichschaltung des gesamten gesellschaftlichen Lebens.

Die Integration des Volkes in die Volksgemeinschaft, in der alle Deutschen Mitglieder werden sollten wurde forciert, auf diese Weise konnte man den einzelnen erziehen und überwachen.

Das Hauptinteresse bei dieser Überwachungs- und Wohlfahrtspolitik richtete sich im besonderen auf die Arbeiterschaft, welche die größte erwerbstätige Gruppe der Bevölkerung darstellte.

Dies geschah aus mehreren Gründen, zum einen brauchte man ihre Leistungsbereitschaft in der Rüstungsproduktion, zum anderen hing von ihrer Integration in die „Volksgemeinschaft“ die Stabilität des gesamten Regimes ab.

Die Probleme dabei waren, dass sich weite Teile der traditionsbewussten Industriearbeiterschaft bis 1933 nicht allzu viel von den Nationalsozialisten angenommen hatten.

zum anderen verfügte die Arbeiterschaft bereits über ein ausgeprägtes Netz von Kultur-, Freizeit- und Fürsorgeorganisationen.

Diese alten Netze, welche den Zusammenhalt in der Arbeiterschaft stärkten, galt es zu zerschlagen, und durch neue Lenkungsinstrumente zu ersetzen.

Hatten die einst mächtigen deutschen Gewerkschaften, wie die ADGB, noch auf einen Fortbestand ihrer Organisation gehofft, so sahen die Pläne der Nationalsozialisten anders aus, wie sich am 1.und 2.Mai 1933 zeigte.

Am 1. Mai 1933 nahmen sowohl die Freien Gewerkschaften als auch ihre Gegner geschlossen an den Veranstaltungen rund um den neu ausgerufenen „Tag der nationalen Arbeit“ teil. Doch nach dem berauschenden Fest vom Vortag besetzte die SA Gewerkschaftshäuser, Büros, Banken und Redaktionen der Gewerkschaften und beschlagnahmte deren Vermögen. Eine Anzahl führender Gewerkschaftler wurde in ,,Schutzhaft" (d. h. Internierung in einem Konzentrationslager) genommen.

Dies geschah unter dem Deckmantel der „absoluten Vereinheitlichung“ des deutschen Volkes, des weiteren erklärte man den Klassenkampf auf diese Art und Weise für beendet, schließlich sollte das Volk laut einer Rede von Adolf Hitler am 1.Mai 1933 auf dem Tempelhofer Feld über „Klassen, Stände und Einzelinteressen“ stehen und nicht seine ganze Lebenskraft für den inneren Kampf verbrauchen, welcher durch Standesdünkel und Klassenwahnsinn vorangetrieben wird.

Nachdem man also der einst mächtigen Arbeiterbewegung des gesamten Kontinents ein jähes Ende bereitet hatte, musste eine neue autoritäre Ordnung der Arbeits- und Sozialverhältnisse geschaffen werden, die neben der Kontrolle auch auf Massenbetreuung und Massenzustimmung zielte (Thamer 1986: 495).

Daher gründeten die Nationalsozialisten am 10.Mai 1933 die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF).

3.Aufgaben der Deutschen Arbeitsfront

Bei ihrer Gründung am 10.Mai 1933 war niemandem so recht klar, was die „Deutsche Arbeitsfront“ für Aufgaben übernehmen sollte, dies zeigt auch ein Zitat des DAF-Führers Robert Ley aus dem Jahre 1937: „Es ist nicht so gewesen, dass wir ein fertiges Programm hatten, das wir hervorholen konnten und an Hand dieses Programmes die Arbeitsfront aufbauten, sondern ich bekam den Auftrag des Führers die Gewerkschaften zu übernehmen, und dann musste ich weiterschauen, was ich daraus machte.“

An dieser Stelle zeigt sich die teilweise herrschende Konzeptlosigkeit der Nationalsozialisten, die auch in anderen Teilen ihrer Politik zum Vorschein kommt.

Man kann in Zusammenhang mit der „Deutschen Arbeitsfront“ in keinem Falle von einer gut durchdachten Planung sprechen, denn es wird deutlich, dass es den Nationalsozialisten zumindest zunächst in erster Linie um eine reine Zerschlagung der herrschenden Verhältnisse ging, so schaltete man die Gewerkschaften gleich und gründete die „Deutsche Arbeitsfront“ ohne zu wissen wie es denn weiter gehen soll.

Statt fertig ausgearbeiteten Konzepten über Aufgaben und Funktionen der „DAF“ begegnete Ley laut eigener Aussage „ein absolutes Chaos von Gedanken“.

So folgten heftige Streitigkeiten zwischen NSDAP, Reichsarbeitsministerium und wirtschaftlichen Interessenverbänden über die Aufgaben der DAF.

Lediglich für Hitler stand fest, dass der DAF ausschließlich politisch-erzieherische Aufgaben zukommen sollten, und keine wirtschaftlichen Zuständigkeiten.

Das Volk sollte zu einer „Volksgemeinschaft“ zusammen wachsen, welche den nationalsozialistischen Idealen folgt, dies war die angedachte Hauptaufgabe der DAF.

Man hatte die Gewerkschaften nicht gleichschalten lassen, um nun einen neuen Klassenkampf innerhalb der eigens gegründeten Arbeitsfront entstehen zulassen.

Auch wenn die NSBO anfangs versuchte arbeits- und marktpolitische Forderungen zu formulieren, indem sie ihre sozial-radikalen Vorstellungen zur Verbesserung der Arbeitswelt durchsetzen wollte, beispielsweise durch Fragebogenaktionen über Löhne etc., so wurden ihr im Sommer 1933 allmählich ihre Grenzen aufgezeigt.

Die Versuche die Arbeitsfront endgültig zu entgewerkschaftlichen nahmen zu, zunächst durch das Einsetzen von "Treuhändern der Arbeit“ ab Juni 1933, die unter der Aufsicht des Reichsarbeitsministeriums standen.

Sie sollten in Streitfällen zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft schlichten, was allerdings meistens zugunsten der Unternehmer geschah, da die Treuhänder aus der staatlichen und privatwirtschaftlichen Arbeits- und Wirtschaftsverwaltung stammten.

Die endgültige Zähmung der Arbeitsfront ( bzw. der NSBO ) folgte im November 1933, als Ley der Auflösung der eigenständigen Arbeitgeberverbände innerhalb der DAF zustimmen und gleichzeitig auf jegliche Kompetenzen bei der weiteren materiellen Arbeits- und Sozialpolitik verzichten musste.

Somit wurde die DAF zu einer Gewerkschaft, die im Prinzip keine Gewerkschaft war und auch von vorneherein keine hat sein sollen, sie wurde in ihren Aufgaben auf eine Organisation reduziert, die dafür Sorge zu tragen hatte, dass das deutsche Volk zu einer „Volksgemeinschaft“ zusammenwuchs, propagandistisch wurde es als „das hohe Ziel“ ausgedrückt die „Erziehung aller im Arbeitsleben stehenden Deutschen zum nationalsozialistischen Staat und zur nationalsozialistischen Gesinnung“ zu übernehmen (Thamer 1986: 498).

Ich persönlich finde es an dieser Stelle schon interessant noch einmal an die Ausgangspunkte zu erinnern, die die Nationalsozialisten dazu bewogen eine nationale Volksgemeinschaft zu erschaffen.

Einerseits wird hier bereits der Vorteil einer homogenen völkischen Einheit deutlich, in der keine Klassenkämpfe herrschen und in der der nationale Gedanke an erster Stelle steht, besonders in Hinblick auf spätere Kriegsabsichten der Nationalsozialisten (s.a. Zitat Ley über Zusammenhalt des deutschen Volkes im 1.Weltkrieg).

Andererseits ist auch die Angst von Hitler und seinen Gefolgsleuten im Zusammenhang mit der Novemberrevolution von 1918 stets gegenwärtig, dies kann man unter anderem in der endgültigen „Entgewerkschaftlichung“ der Deutschen Arbeitsfront erkennen, da man im Rahmen dieser eigens gegründeten Organisation einen neu entstehenden Klassenkampf befürchtete.

Ebenso deutete man bereits die kleinsten Unruheerscheinungen innerhalb der Arbeiterschaft als Wiederauferstehung des Marxismus.

Natürlich wollte man hierdurch aber auch die bis dato labilen Beziehungen zu den traditionellen Machteliten in Bürokratie und Großwirtschaft stärken.

Schließlich war die Entmachtung der DAF erst der Anlaß dafür, dass der Reichsstand der Industrie seine Mitglieder dazu aufrief ihr überhaupt beizutreten.

Eine weitere Beschneidung seiner Rechte erfuhr der Arbeiter durch das „Gesetz zur Ordnung der Nationalen Arbeit“ vom Januar 1934, dem wichtigsten und umfassendsten sozialpolitischen Gesetz des Dritten Reichs.

Dieses Gesetz übertrug das Führerprinzip auf die Betriebe, im einzelnen bedeutete dies, dass die Arbeiter nunmehr „Gefolgschaft“ waren, die dem Unternehmer bzw. „Betriebsführer“ Treue und Gehorsam zu leisten hatten.

Wenn man nochmals bedenkt, dass die deutsche Arbeiterbewegung noch kurze Zeit vorher als die mächtigste auf dem ganzen europäischen Kontinent galt, die bis 1933 für immer mehr Mitbestimmung der Arbeitnehmer in ihren Betrieben gesorgt hatte, dann wird an dieser Stelle deutlich welch großer Rückschlag diese Entwicklung für die meisten Arbeiter war.

Fortan war nicht mehr von ihren Rechten die Rede, sondern ausschließlich von ihren Pflichten, daher teile ich die Meinung von Hans-Ulrich Thamer, wenn er auf Seite 499 seines Buches „Verführung und Gewalt“ davon spricht, dass die Unternehmer aus dieser gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung ohne Zweifel als Sieger hervorgegangen sind.

[...]

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die deutsche Arbeiterschaft zwischen Kontrolle, Erziehung, Massenkonsum und Normalität in den Jahren 1933 bis 1938
Hochschule
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe  (Fachbereich I - Sozialarbeit)
Veranstaltung
Seminar Leben und Alltag im NS-Staat
Note
2,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
26
Katalognummer
V285
ISBN (eBook)
9783638102087
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsche Arbeitsfront, Kraft durch Freude, 2.Weltkrieg, Nationalsozialismus, Arbeiterschaft
Arbeit zitieren
Marc Wroblewski (Autor:in), 2001, Die deutsche Arbeiterschaft zwischen Kontrolle, Erziehung, Massenkonsum und Normalität in den Jahren 1933 bis 1938, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/285

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die deutsche Arbeiterschaft zwischen Kontrolle, Erziehung, Massenkonsum und Normalität in den Jahren 1933 bis 1938



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden