Stundenentwurf: Freiheit und Verantwortung - Was macht mich frei?

Unterrichtsentwurf für die 12. Klasse der gymnasialen Oberstufe im Fach Ev. Religion


Unterrichtsentwurf, 2014

39 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Orientierung
1.1. Was will ich, dass meine Schüler lernen?
1.2. Bezug zum Bildungsplan
1.3. Vorläufiger Stoffverteilungsplan

2. Theologische Entfaltung
2.1. Freiheit im Alten Testament
2.2. Freiheit im Neuen Testament

3. Didaktischer Übergang
3.1. Worauf richtet sich mein Unterricht?
3.2. Lernschritte und Kompetenzerwerb
3.3. Stoffverteilungsplan
3.4. Konzeption einer Stunde aus dem Gesamtzusammenhang
3.5. Materialien, Medien, Texte
3.5.1. Kurzfilm „Eine Minute Freiheit“
3.5.2. Huber, W., Von der Freiheit, 98-105 (Auszüge)
3.5.3. Fragen zu „Huber, W., Von der Freiheit, 98-105 (Auszüge)“
3.5.4. Ernst Lange, Die zehn großen Freiheiten, 3-8
3.5.5. Kurzfilm „Wacht auf!“
3.5.6. Dietrich Bonhoeffer, Stationen der Freiheit
3.5.7. Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen (Auszüge)

4. Literaturverzeichnis
4.1. Abkürzungsverzeichnis
4.2. Textausgaben und Quellen
4.3. Hilfsmittel
4.4. Einleitungen, Theologien, Kommentare
4.5. Lexikonartikel
4.6. Monographien und Aufsätze
4.7. Sonstige Medien

1. Orientierung

1.1. Was will ich, dass meine Schüler lernen?

„Bei der Freiheit handelt es sich […] um ein aktuelles und beziehungsreiches Thema. Die Verheißung der Freiheit zieht die Aufmerksamkeit auf sich; doch die Gefährdung der Freiheit steht genauso dringlich auf der Tagesordnung“,[1] konstatiert Wolfgang Huber, der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD. Auch wenn Freiheit ein hohes Gut ist, ist sie keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Der Blick in Regionen der Erde, in denen die Freiheitsrechte der UN-Menschenrechtscharta nicht verwirklicht werden, macht dies deutlich. Aktuelle Medienberichte zu Einschränkungen von Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit zeigen, dass die Freiheiten, mit denen Schülerinnen und Schüler in Deutschland aufwachsen, nicht von allen Menschen genossen werden können. Die Berichterstattung zur Zensur des Internets in der Türkei und in Nordkorea oder der Fall der zum Tode verurteilten Christin im Sudan, sind sicherlich auch einigen Schülern der Oberstufe noch im Gedächtnis. Doch auch wenn die Schüler meistens keine persönlichen Erfahrungen mit politischer Unfreiheit gemacht haben und das Gefühl der Freiheit eine wichtige und existentielle Erfahrung für sie darstellt, erleben besonders Jugendliche viele gesellschaftliche Zwänge als Bedrohung ihrer Freiheit.[2] Schönheitsideale, Markenkleidung und die Anmeldung in diversen sozialen Netzwerken sind nur einige soziale Zwänge, an denen viele Jugendliche meinen nicht vorbeizukommen, wenn sie in ihrem Freundeskreis als „cool“ und beliebt gelten wollen. Der Leistungswahn mit denen viele Kinder und Jugendliche auch angesichts der gymnasialen Schulzeitverkürzung in vielen Bundesländern konfrontiert werden und die Notwendigkeit sich angesichts unzähliger Möglichkeiten immer wieder neu entscheiden zu müssen, beispielsweise für einen Beruf, tun ihr übriges. Oft sind diese Bedrohungen des eigenen Freiheitgefühls mit den Orten Schule und Elternhaus verknüpft, sodass viele Jugendliche eine Sehnsucht nach Freiheit als Unabhängigkeit entwickeln. Dieses Gefühl „Ich kann tun und lassen, was ich will“,[3] manifestiert sich für sie oft in ihrer Freizeit, im Urlaub oder aber in dem Herbeiwünschen der Zeit nach dem Auszug aus dem Elternhaus bzw. nach dem Schulabschluss. Dass Freiheit jedoch weit mehr als Unabhängigkeit bedeutet, haben viele Schülerinnen und Schüler nicht im Blick. Durch die Beschäftigung mit der christlichen Freiheit, die in der Bibel sowohl im Alten, als auch im Neuen Testament beschrieben wird und die in der Reformation neu entdeckt wurde, haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit eine andere Konzeption von Freiheit kennenzulernen, das mehr bietet als äußere Freiheit und Unabhängigkeit.

Im Alten Testament wird Freiheit als ein Geschenk beschrieben, welches Gott erst möglich macht. Anhand der Befreiung Israels aus Ägypten, die im Buch Exodus beschrieben wird, können die Schüler von Gottes rettendem Wirken lesen und Gott als Befreier aus menschlichen Nöten kennenlernen. Der Dekalog bettet die Freiheit in ein System von Gerechtigkeit ein und markiert die Grenzen der eigenen Freiheit an der Freiheit der Mitmenschen. Zugleich bieten die zehn Gebote aber auch einen sicheren Schutz und Rahmen, innerhalb dessen sich die eigene Freiheit verwirklichen lässt. Die Schüler können hier lernen, dass sich die eigene Freiheit nur schützen lässt, wenn man auch die Freiheit von anderen respektiert und sich dafür einsetzt. Hier wären auch ggf. Anknüpfungspunkte zum deutschen Engagement in der Ukraine oder im Irak und in Syrien zu sehen. Die Schöpfungserzählungen, insbesondere der Schöpfungsauftrag im Alten Testament, führen diese Gedanken weiter und machen deutlich, dass Freiheit auch immer eine gewisse Verantwortung in sich birgt. Der Mensch muss sich entscheiden, wie er seine Freiheit gebraucht und verantwortlich mit der ihm anvertrauten Schöpfung umgeht. Dass ein falscher Gebrauch von Freiheit auch negative Konsequenzen haben kann, kann den Schülern z.B. an aktuellen Diskussionen zum Klimawandel oder an Beispielen von Kriegen und Hungersnöten nahe gebracht werden.

Im Neuen Testament liegt die christliche Freiheit im heilsgeschichtlichen Wirken Christi begründet. Durch Kreuz und Auferstehung wird der Mensch von seiner Schuld freigesprochen. Er muss sich nicht länger auf seine Werke verlassen, um an der Gerechtigkeit Gottes teilhaben zu können oder „der Frage ausgesetzt zu sein, ob diese dazu reichen, vor Gott bestehen zu können. Der Mensch ist frei, ewiglich frei, ganz ohne sein Verdienst, ganz ohne seine Werke, allein durch Christus, allein aus Gnade.“[4] Die Schülerinnen und Schüler finden in der christlichen Rechtfertigungslehre ein ganz gegensätzliches Konzept zu dem Leistungswahn und den Idealen und Zwängen der modernen Gesellschaft vor. Während man in der heutigen Gesellschaft meist nur etwas zählt, wenn man etwas erreicht oder sich den aktuellen Werbeidealen und Leistungsvorstellungen anpasst, sich also den Gesellschaftszwängen unterwirft, erhält man Gottes Liebe und sein Wohlwollen ganz umsonst. An entsprechenden Bibeltexten kann deutlich gemacht werden, dass Christi Wirken eine ganz besondere innere Freiheit für den Menschen ermöglicht. Die Schüler lernen so ein anderes Verständnis von Freiheit kennen und werden fähig gemacht, ihre eigenen Vorstellungen von Freiheit mit dem Konzept der christlichen Freiheit zu vergleichen.[5] Anhand der Schrift Martin Luthers „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, kann dieses Freiheitsverständnis vertieft werden. Zugleich macht Luthers Freiheitsschrift deutlich, dass „der Christenmensch nicht in sich selbst lebt, sondern in Christus und seinem Nächsten, sonst wäre er kein Christ, in Christus durch den Glauben, im Nächsten durch die Liebe“[6]. Da ein Christ in der Welt unter Mitmenschen lebt, ist es notwendig, dass der Christ seine Freiheit verantwortungsvoll gebraucht, die Freiheit seiner Mitmenschen respektiert und ihnen mit Liebe begegnet. Die Schülerinnen und Schüler können an ausgewählten Auszügen von Luthers Freiheitsschrift lernen, dass Freiheit und Verantwortung notwendigerweise zusammengehören, wenn man vernünftig mit seinen Mitmenschen zusammenleben möchte. Innerlich ist der Mensch frei, äußerlich hat er eine Verantwortung gegenüber der Welt und gegenüber seinen Mitmenschen. Diese Perspektive eröffnet auch schon der Kurzfilm „Eine Minute Freiheit“[7] von David Nawrath, der zu Beginn der Unterrichtseinheit gezeigt werden soll. Luthers Freiheitsschrift, sowie die Lektüre von Gal. 5,13-14 vertiefen diese Perspektive und führen sie weiter. Für die Bibel ist die höchste Form des menschlichen Zusammenlebens die Nächstenliebe und so verwirklicht sich in der Nächstenliebe auch der richtige christliche Gebrauch der eigenen Freiheit. Die Schülerinnen und Schüler können für sich entscheiden, ob das christliche Freiheitsverständnis für sie etwas wäre, dass ihrem Leben Gewinn bringen könnte und dass sie selber erleben möchten, oder ob sie es begründet ablehnen wollen, aber zumindest erklären können, was Christen unter Freiheit und einem freiheitlichen Lebensstil, der in der Nächstenliebe gipfelt, verstehen.

1.2. Bezug zum Bildungsplan

Der Bildungsplan für Evangelische Religionslehre am Gymnasium[8] strukturiert die Kompetenzen und Inhalte, die im Unterricht erworben bzw. behandelt werden sollen, zunächst in sieben Dimensionen. Im Anschluss daran werden Themenfelder entwickelt, in denen jeweils verschiedene Dimensionen vorkommen sollen. Das Thema dieses Unterrichtsentwurfes „Freiheit und Verantwortung“ lässt sich am Besten in die Dimensionen „Mensch“ und „Welt und Verantwortung“ einordnen. Dadurch, dass die Unterrichtseinheit im Kerncurriculum, welches vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Fach Evangelische Religionslehre herausgegeben wurde, einen eigenen thematischen Schwerpunkt innerhalb des Themenbereichs 1 „Das christliche Bild des Menschen“ bildet,[9] wird diese Einordnung unterstrichen. In der Dimension „Mensch“ sollen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Menschenbilder kennenlernen und sie in Beziehung zum christlichen Menschenbild setzen können. Bei der Dimension „Welt und Verantwortung“ geht es darum, verschiedene Deutungen der Realität mit der Wirklichkeit als Schöpfung Gottes zu vergleichen, die durch verantwortliches Handeln erhalten werden soll. Möglichkeiten und Grenzen verantwortlichen Handelns kommen hier in den Blick.[10] In der vorliegenden Unterrichtseinheit zum Thema „Freiheit und Verantwortung“ haben die Schüler die Möglichkeit, verschiedene Konzeptionen von Freiheit kennenzulernen und lernen diese mit der christlichen Freiheit, die in der Bibel beschrieben wird, zu vergleichen. Das Alte Testament entwickelt ein freiheitliches Bild vom Menschen, als Geschöpf Gottes, das frei ist sich zu entscheiden, wie es seine Freiheit in der Welt gebrauchen möchte, in welchen Strukturen und Beziehungen es leben möchte. Auch die Entscheidung für oder gegen eine Beziehung zu seinem Schöpfer ist hier im Blick. Aus diesem Grund werben die biblischen Texte für ein Leben in Gottes guten Ordnungen und Strukturen, für eine Beziehung zum Schöpfer und für einen verantwortlichen Gebrauch der von Gott geschenkten Freiheit. Das Neue Testament führt diese Freiheit weiter und gründet sie in Jesus Christus. Die paulinische Rechtfertigungslehre erläutert dieses Geschehen. Christliche Freiheit gipfelt hier in einem freiheitlichen Leben, das durch verantwortliches Handeln und Nächstenliebe geprägt ist. Aus den obigen Ausführungen wird deutlich, dass das Thema „Freiheit und Verantwortung“ zudem auch die Dimensionen „Gott“ und „Jesus Christus“ berührt. Gott wird im Alten Testament als ein Befreier und Retter aus menschlichen Nöten beschrieben, der für eine Beziehung zu sich und für ein Leben in seinen Ordnungen wirbt. Die Schülerinnen und Schüler lernen hier „Grundzüge des Glaubens an Gott“[11] kennen und können entfalten, wie sich der Glaube auf menschliches Handeln auswirkt. Durch die Beschäftigung mit der neutestamentlichen Rechtfertigungslehre, begegnen die Schüler zentrale Inhalte der Botschaft Jesu. Durch die Lektüre, Diskussion und Auslegung zahlreicher alttestamentlicher und neutestamentlicher Texte kommt zudem auch die Dimension „Bibel“ in den Blick. Einordnen lässt sich das Thema der Unterrichtseinheit aus diesen Gründen in die Themenfelder „Mensch“, „Gott“, „Jesus Christus“ und „Gerechtigkeit“, die für die Kursstufe im Bildungsplan angegeben sind.[12]

1.3. Vorläufiger Stoffverteilungsplan

Aus den Ausführungen unter 1.1. und 1.2. ergibt sich für das Thema „Freiheit und Verantwortung“ eine Verteilung auf insgesamt vier Doppelstunden. In der ersten Doppelstunde erscheint es sinnvoll, die Schüler zunächst bei ihren eigenen Vorstellungen und Erfahrungen von Freiheit abzuholen. Allgemeine Deutungen und erste Definitionsversuche von Freiheit sollten hier zunächst Thema sein, bevor dann ein Einstieg in das Konzept der christlichen Freiheit gefunden werden muss. Der Kurzfilm „Eine Minute Freiheit“[13], sowie Auszüge aus dem Text „Was ist Freiheit“[14] und aus dem Text „Von der Freiheit eines Christenmenschen“[15] von Wolfgang Huber könnten einen guten Einstieg in die Unterrichtseinheit bieten. In der zweiten und dritten Doppelstunde sollte dann untersucht werden, wie das Alte und das Neue Testament jeweils von Freiheit reden. Biblische Texte, aber auch Texte von profilierten Theologen sollten hier Verwendung finden. In der letzten Doppelstunde bietet es sich an, den Themenkomplex „Freiheit und Verantwortung“ mit Auszügen aus Luthers Freiheitsschrift von 1520 zu vertiefen. Diese rundet die vorigen Doppelstunden ab und könnte einen guten Abschluss der Unterrichtseinheit bilden. Detailliertere Ausführungen zum Unterrichtsvorhaben und zum Stoffverteilungsplan finden sich im Abschnitt 3.3.

2. Theologische Entfaltung

„Freiheit ist ein Grundwort des christlichen Glaubens“,[16] aber doch ist es nicht einfach, das Wort „Freiheit“ mit Inhalt zu füllen, geschweige denn eine Definition zu finden, die angibt, was Freiheit konkret meint. Viel eher scheint sich Freiheit fassen zu lassen, wenn man angibt, wovon bzw. wozu man frei ist. Philosophen unterscheiden in diesem Zusammenhang zwischen negativer und positiver Freiheit.[17] Hilfreich scheint es zu sein, Freiheit in Anlehnung an Peter Bieri als „das Gefühl [zu beschreiben], Urheber unseres Willens und Subjekt unseres Lebens zu sein“.[18] Wolfang Huber präzisiert dies als ein Gefühl der Selbstursächlichkeit, das auch in Konzeptionen von Freiheit als Gedanken-, Handlungs-, Willens-, und Entscheidungsfreiheit bestimmend ist.[19] In diesem Zusammenhang sei auch auf die Kontroverse um den freien Willen verwiesen, die in der Reformationszeit zwischen Martin Luther und Erasmus von Rotterdam geführt wurde.[20] Während Erasmus von Rotterdam nicht bereit war den freien Willen des Menschen aufzugeben, widersprach für Martin Luther ein freier Wille der paulinischen Rechtfertigungslehre. Auch wenn Luther dem Menschen in innerweltlichen Dingen die Entscheidungs- und Willensfreiheit in gewissem Maße zugesteht,[21] lehnt er den freien Willen in Bezug auf eine Gottesbeziehung und auf das damit verheißene Heil grundsätzlich ab. Dem Menschen sei es nicht möglich zu entscheiden, ob er eine Beziehung zu seinem Schöpfer will oder nicht, weil Gott sich dem Menschen allein aus Gnade zuwende. Letztendlich geht es hier um die Frage nach den Konstitutionsbedingungen von Glauben, deren Beantwortung weitreichende Konsequenzen mit sich zieht und Themen wie die Gerechtigkeit Gottes, die Rechtfertigungslehre, die Autonomie des Menschen, das Sündenverständnis und die Ethik berührt. Bonhoeffers Ausführungen zum Verhältnis von Glaube und Gehorsam können hier weiterführend sein,[22] genauso Härles Kapitel über die äußeren Entstehungsbedingungen des Glaubens in seiner Dogmatik.[23] Auch wenn sie mit Luther übereinstimmen und den Glaube als ein Geschenk Gottes verstehen, sehen beide Theologen durchaus eine gewisse Möglichkeit menschlichen Mitwirkens bei der Konstitution des Glaubens. Trotzdem es sich hier um wichtige Bereiche christlicher Lehre handelt, kann es nicht Ziel dieser achtstündigen Unterrichtseinheit sein, den Schülern hier ein umfassendes systematisch-theologisches Bild aufzeigen zu wollen. Weiterführender scheint es zu sein, sich hier an Hubers Verständnis einer „bedingten Freiheit“[24] zu orientieren. Nach Huber hat jeder Mensch in seinem Leben einen Freiheitsspielraum zu Verfügung, der zum einen durch die Endlichkeit des menschlichen Lebens, aber auch durch die eigenen Mittel und Fähigkeiten und durch die Gelegenheiten, die sich im Verlauf des Lebens ergeben, begrenzt ist.[25] Das spezifische an der christlichen Perspektive von Freiheit „besteht […] nicht darin, die Freiheit des Menschen zu leugnen, sondern ihren Charakter als bedingte Freiheit radikal zu deuten“,[26] nämlich als befreite Freiheit.[27] Gott ist derjenige, der dem Menschen Freiheit schenkt. Er will keine Marionetten, sondern Kinder, die ein gutes Leben in verantwortlichen, liebevollen Beziehungen zueinander leben. Aus diesem Grund hat er die für den Menschen geschaffene Freiheit auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet, „als sein geschöpfliches Ebenbild zu existieren und diesem Auftrag in freier Selbstbestimmung zu entsprechen.“[28] Das biblische Zeugnis verdeutlicht es: „Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem ihr den HERRN, euren Gott, liebt und seiner Stimme gehorcht und ihm anhangt. Denn das bedeutet für dich, dass du lebst und alt wirst und wohnen bleibst in dem Lande, das der HERR deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, ihnen zu geben“ (Dtn. 30,19-20). Hier wird deutlich, dass christliche Freiheit viel mehr als bloße Willensfreiheit ist, sondern dass das Leben hier als „Spielraum der Freiheit [verstanden wird, durch den] […] unser Leben einen offenen Horizont [gewinnt], den selbst der Tod nicht zustellen und verdunkeln kann.“[29] Von dieser auf das Leben ausgerichteten Freiheit spricht das biblische Zeugnis auf ganz unterschiedliche, facettenreiche Art und Weise.

2.1. Freiheit im Alten Testament

Von einer auf das Leben ausgerichteten Freiheit erzählen bereits die Schöpfungserzählungen des Alten Testaments.[30] Gen. 1,26f. bestimmt den Menschen als ein Gegenüber und Ebenbild seines Schöpfers. Psalm 8,6f. präzisiert: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan“ (Ps. 8,6f.). Als „imago dei“ versteht Wilfried Härle nicht bloß einzelne Eigenschaften am Menschen, sondern den Menschen „in seiner leib-seelischen Ganzheit“[31]. Durch die Aussagen, die die biblischen Texte zum Menschen machen, wird deutlich, dass der Mensch als ein freiheitliches Gegenüber Gottes geschaffen wurde. Die Freiheit, die Gott dem Menschen zusagt und zumutet, ist nicht nur ein freies, schöpferisches Geschenk Gottes, sondern hat auch eine unsagbare Weite. Und doch ist sie zielgerichtet auf ein Leben in Beziehungen. Gen. 1,26f. sieht den Ort der Freiheit in der Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer.[32] Der daran anschließende Herrschaftsauftrag, der an den Menschen ergeht, handelt vom richtigen Gebrauch der Freiheit innerhalb der Beziehungen zu anderen Geschöpfen, zu Mitmenschen, Tieren und anderen Lebewesen, zu Pflanzen und zur Erde als Lebensraum für Gottes Geschöpfe.[33] Der Mensch ist mit Freiheit beschenkt, aber doch dazu aufgerufen diese so zu gebrauchen, das Leben ermöglicht und bewahrt bleibt. Bereits hier im priesterlichen Schöpfungsbericht ist durch die Verbindung von „imago dei“ und „dominum terrae“[34] die Zusammengehörigkeit von Freiheit und Verantwortung im Blick. Freiheit zielt im biblischen Kontext immer auf Leben, Liebe und Verantwortung. Dennoch kennt das Alte Testament auch zahlreiche Erzählungen darüber, in denen dieser verantwortungsvolle Gebrauch einer auf das Leben zielenden Freiheit nicht gelingt. Der Brudermord in Gen. 4 ist nur ein Beispiel unter vielen.

Auch der Dekalog hat den richtigen Gebrauch der menschlichen Freiheit zum Thema und zielt auf das Leben – sowohl den Schutz des eigenen Lebens als auch die Förderung des Lebens von Mitmenschen. Das erste Gebot in Ex. 20,2-3, das auch als Überschrift oder Präambel aufgefasst werden kann,[35] zeigt zum einen, dass die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk „konstitutiv für den gesamten Dekalog“[36] ist und der Dekalog aus dieser Perspektive gelesen werden muss. Zum anderen stellt sich Gott hier eben nicht als „der große Weltpolizist, der alles sieht [vor], sondern [als] der ‚Liebhaber des Lebens‘ (Weish. 11,26), der ‚Anwalt der Freiheit‘.“[37] Die Erinnerung an den Exodus unterstreicht genau dies. Herbert Gornik und Ernst Lange schlagen aus diesem Grund jeweils vor, die hebräischen Prohibitive (al{ + PK im Indikativ) futurisch aufzufassen.[38] Aus dem Verbot „Du sollst nicht…“ wird so die Verheißung „Du wirst nicht…“. Dass diese Verheißungen für den Menschen an eine Beziehung zu seinem Schöpfer geknüpft sind, unterstreicht Ex. 20,2-3. Ausgehend von dieser Beziehung aus lassen sich die zehn Gebote als „Angebot eines befreiten Lebens […] [und als] Ecksteine eines menschlichen Gewissens“[39] verstehen, die auf den Schutz des Lebens zielen, das menschliche Zusammenleben ordnen und für Liebe werben, aus weltlichen Abhängigkeiten herausführen, und so ein befreites Leben ermöglichen. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Übersetzung[40] schließen sich dabei nicht gegenseitig aus, sondern verdeutlichen nochmals die Verbindung von Freiheit und Verantwortung. So ist es nur konsequent, wenn Ernst Lange resümiert: „Die zehn Gebote sind die zehn Artikel der großen Freiheit, die Gott schenkt.“[41]

Das Wort „Freiheit“ kommt im Alten Testament dabei allerdings so gut wie gar nicht vor, zumindest nicht in der Entsprechung zum neutestamentlichen evleuqeri,a. Wenn im Alten Testament von Freiheit die Rede ist, dann meistens im Sinne von „Befreiung“. Neben dem hebräischen Substantiv rArD> sind es Verben wie acy (herausführen) und hdp (auslösen, erlösen), die ein Herausführen bzw. Erlösen aus menschlichen Nöten wie Sklaverei und Bedrohung durch Krankheiten oder Feinde markieren.[42] Dennoch lässt sich das Exodus-Geschehen für das Gottesvolk als die existentielle Grunderfahrung von Freiheit auffassen.[43] Das lange unterdrückte Volk wird aus der ägyptischen Gefangenschaft herausgeführt. Gott sieht das Leid und die Not seines Volkes und handelt. In Ex. 3,7-10 wird Mose dies verheißen. In Ex. 13,17 – 14,31 zeigt sich Gott dann als Retter und Befreier für sein Volk.[44] Auch hier ist es Gott, der die Freiheit erst ermöglicht. Jahrhunderte später wird dann von einer erneuten Befreiung erzählt. Jes. 40-55 hat diese zum Thema. Ort und Zeit haben sich verändert, aber noch immer ist es Gott, der hier wirkt und handelt. Theologisch begründet wird die erneute Gefangenschaft, diesmal im babylonischen Exil, unter anderem mit der Abkehr Israels aus der Beziehung zu Gott (Jes. 1; Jer. 11; Ez. 16). Zum einen wird hier deutlich, dass Freiheit ein Geschenk Gottes ist, das sich in der Beziehung zu ihm erst verwirklicht. Zum anderen zeigt die erneute Befreiung aber auch die gnädige Seite Gottes, der Hoffnung weckt, Leben verheißt, gerne vergibt und immer wieder rettet und befreit.

2.2. Freiheit im Neuen Testament

Erzählt das Alte Testament größtenteils von äußeren Befreiungserfahrungen und hat den Schutz dieser Freiheit im Blick, liegt im Neuen Testament der theologische Schwerpunkt auf der inneren Freiheit des Menschen. Konkret geht es hier um die Freiheit von Sünde, Gesetz und Tod.[45] Unter Sünde versteht das Neue Testament das Verfehlen eines angestrebten Ziels, eines Weges, einer Beziehung.[46] Gemeint sind hier nicht nur Taten des Menschen, die zu Gottes gutem Willen im Widerspruch stehen, sondern allgemein das Herausfallen des Menschen aus seiner Beziehung zu seinem Schöpfer und ein falscher Gebrauch der menschlichen Freiheit, der nicht mehr lebensdienlich ist, d.h. der nicht mehr auf das Leben ausgerichtet ist.[47] Der Mensch unterwirft sich entweder durch „ein bewusstes und sogar willentliches Abweichen und Sich-Verweigern […] oder [durch] […] unabsichtliches, ungewolltes Abirren und Sich-Verlaufen“[48] unter die Macht dieser Sünde. Das Johannesevangelium konstatiert: „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“ (Joh. 8,34) und Paulus beklagt: „Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ (Röm. 7,19.).

Das Gesetz deckt nach paulinisch-reformatorischer Lehre die Sünde auf.[49] Der Mensch soll so seiner Sünde bewusst werden und zu der Erkenntnis gelangen, dass er aus alleinigem Antrieb es nicht schaffen kann nach Gottes Willen zu leben, seine Freiheit lebensbejahend einzusetzen und eine Beziehung zu seinem Schöpfer zu führen. Die Vergegenwärtigung der eigenen Sünde soll den Blick des Menschen dann letztendlich auf das Evangelium und auf Christus hin ausrichten, der allein von der Macht der Sünde befreien kann (Gal. 5,1). Durch „seinen Charakter als Forderung […] ist […] [das Gesetz] unfähig, den Menschen aus der Knechtschaft der Sünde zu befreien, ja es weckt durch seinen appellativen, fordernden Charakter noch den Wahn, der Mensch könne durch sein Tun das Heil erlangen, während es doch darauf ankommt, das Heil von Gott zu empfangen.“[50] Das ändert natürlich nichts daran, dass das Gesetz mit Paulus „heilig, gerecht und gut“ (Röm. 7,12) ist und dem Menschen dienlich ist, allerdings führt es nicht zum Heil. Solch ein falsches Gesetzesverständnis führt noch tiefer in die Sünde hinein.[51] Dieses ist es auch, wogegen sich Paulus in Gal. 5,1-6 wendet und das im Hintergrund der Beschneidungsfrage steht. An sich ist der Brauch der Beschneidung nichts Schlechtes und spielt für die Heilsfrage keine Rolle (vgl. Gal. 5,6 u. 6,15), doch macht dieser nicht vor Gott gerecht (vgl. Gal. 5,4). Dies wiederum schafft allein Christus (vgl. Gal. 5,1).[52]

Zum Tod sei noch gesagt, dass er natürlicherweise zum Menschsein dazugehört. Die Endlichkeit des Menschen ist bereits in der Schöpfung angelegt und charakterisiert ja auch die menschliche Freiheit als bedingte Freiheit (s.o.). Während die christliche Hoffnung auf ein Ewiges Leben den Tod als etwas Positives sieht (vgl. Phil. 1,23), mit dem „die Hoffnung auf eine Anteilhabe an der Wirklichkeit Gottes selbst, die alle irdischen, endlichen Bedingungen übersteigt“,[53] verbunden ist, verändert die Sünde den Tod und verbindet mit ihm „die Drohung definitiven Scheiterns, endgültiger Verlorenheit“[54].

Das neutestamentliche Freiheitsverständnis stellt sich der Macht der Sünde, dem falschverstandenen Joch des Gesetzes, und der Drohung des Todes entgegen und verheißt Befreiung von Sünde, Gesetz und Tod. Gal. 5,1, Joh. 8,36 und 2. Kor. 3,17 verdeutlichen es: Der Grund der Freiheit liegt neutestamentlich gesehen im Christusgeschehen, in Kreuz und Auferstehung. Durch Christus hat die Sünde nicht länger Macht über den Menschen. Sie bestimmt ihn und sein Schicksal nicht mehr. Auch wenn der Mensch reformatorisch gesprochen in dieser irdischen Welt „simul iustus et peccator“ ist, und Gott die Sünde verurteilt, bejaht Gott stets den Sünder, nimmt ihn an und macht ihn gerecht.[55] In seinem Heilswerk überwindet Christus die Sünde, die zwischen Mensch und Gott steht, durch seine versöhnende Liebe und schafft so eine neue Beziehung zwischen Mensch und Gott.[56]

Befreiung von der Last des Gesetzes schafft er durch seine Gnade. Werke des Gesetzes, die der Mensch ohnehin nicht ohne die Erfahrung des Scheiterns befolgen kann, zählen vor Gott nicht. Allein seine freie Gnade, die dem Menschen im Glauben zukommt, führt zum Heil und so zu einer wiederhergestellten Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer.[57] Aus eigener Kraft kann der Mensch dies nicht bewirken. Vor einem erneuten Fall in die Werkegerechtigkeit warnt Paulus in Gal. 5,1.[58]

Von der Angst des Todes befreit Christus durch seine Verheißung eines Lebens nach dem Tod, das in der Gegenwart Gottes stattfinden wird (vgl. Joh. 11,25-26). Gottes Macht ist stärker als der Tod, auch das wird im Christusereignis deutlich. So kann Paulus jubilieren: „Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!“ (1. Kor. 15,54-57)

Doch ebenso wie im Alten Testament ist die Freiheit, die im Neuen Testament beschrieben wird, zielgerichtet auf ein Leben, das durch Verantwortung und Liebe geprägt ist. Befreit ist der Mensch zwar von dem Druck, Gesetze und Gebote befolgen zu müssen mit dem Ziel, vor Gott gerechtfertigt zu werden. Aufgehoben ist das Gesetz im Neuen Testament allerdings nicht. Vielmehr erfüllt es sich in einem durch die Liebe geprägten Leben – Liebe zu Gott durch den Glauben an ihn (vgl. Gal. 5,6) und Liebe zum Mitmenschen (vgl. Gal. 5,13-14).[59] Dies ist letztendlich ja auch das, worauf der Dekalog abzielt. Freiheit und Verantwortung gehören auch neutestamentlich eng zusammen. Luther formuliert es in seiner Vorrede zum Neuen Testament so:

„Ja, wo der glaube ist, kan er sich nicht halten; er beweiset sich, bricht er aus durch gute werk, bekennet und leret solch Evangelium fur den Leuten und waget sein leben dran. Und alles, was er lebet und thut, das richtet er zu des Nehesten nutz, im zu helffen. Nicht alleine auch zu solcher gnade zu komen, Sondern auch mit leib, gut und ehre, wie er sihet, das im Christus gethan hat, und folget also dem exempel Christi nach.“[60]

Vor diesem Hintergrund lassen sich auch Paulus Voten „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten“ (1. Kor. 12) und „Seht aber zu, dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird!“ (1. Kor. 8,9) interpretieren. Der Raum, den die christliche Freiheit eröffnet, ist groß und weit, denn letztendlich kann ich in der Welt tun und lassen, was ich will, – zur Rechtfertigung vor Gott trägt es nicht bei. Paulus weiß das und wirbt aus diesem Grund hier zu einem verantwortungsvollen Gebrauch von Freiheit, die nicht zum Schaden der Mitmenschen genutzt werden soll. Auch hier wird deutlich, dass die Freiheit, die mir Christus schenkt, ein Ziel vor Augen hat. Sie wirbt um Vertrauen auf Gott und um Liebe am Nächsten. In seiner Freiheitsschrift bringt Luther diese Verbindung von Freiheit und Liebe bzw. Verantwortung mit Hilfe seiner Doppelthese auf den Punkt:

„Ehn Christen mensch ist ehn freher herr über alle ding und niemandt unterthan. Ehn Christen mensch ist ehn dienstpar knecht aller ding und hderman unterthan.“[61]

Innerliche Freiheit und äußerliche Verantwortung gehören zusammen – Freiheit von Sünde, Gesetz und Tod und Freiheit zu Verantwortung und Nächstenliebe. Beides lässt sich im Glauben an Christus erfahren.

3. Didaktischer Übergang

3.1. Worauf richtet sich mein Unterricht?

Die Unterrichtseinheit „Freiheit und Verantwortung – Was macht mich frei?“ zielt darauf ab, dass die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, das christliche Freiheitsverständnis in Beziehung zu ihren eigenen Vorstellungen von Freiheit zu setzen. Zudem sollen sie Impulse für ihre eigene Lebens- und Handlungspraxis gewinnen. Dabei ist vor allem wichtig, dass sie die christliche Vorstellung von Freiheit kennenlernen und benennen können, was Christen unter einer auf das Leben zielenden Freiheit verstehen. Insbesondere biblische Texte aus dem Alten und Neuen Testament, aber auch theologische Texte aus der Zeit der Reformation und von heutigen Theologen sollen dabei Verwendung finden. Die Schülerinnen und Schüler lesen dabei die zentralen biblischen Texte zur Freiheit und Verantwortung (Gen. 1,26-28; Ps. 8; Ex. 3,7-10; Ex. 13-17 – 14,31; Ex. 20; Gal. 5,1-6; Gal 5; 13-14; Joh. 8,30-36) und lernen sie anschl. zusammenzufassen und zu interpretieren. Auch die Doppelthese aus Luthers Freiheitsschrift soll dabei Berücksichtigung finden und die Schüler sollen diese verstehen und entfalten können.[62] Sowohl die Grenzen der eigenen Freiheit, aber auch der offene Horizont, den die christliche Freiheit ermöglicht, soll dabei in den Blick kommen. Die Jugendlichen lernen dabei, dass christliche Freiheit eine zielgerichtete Freiheit ist, die auf das Leben zielt und somit zu Verantwortung ruft und in der Nächstenliebe gipfelt. Sie sollen zudem ausführen können, wie christliche Freiheit biblisch-theologisch begründet wird und worin das Spezifische dieser Freiheit als geschenkte Freiheit liegt.[63] Dies zieht auch ein zumindest teilweises Verständnis der paulinischen Rechtfertigungslehre mit sich. Auch die Differenz zwischen innerer und äußerer Freiheit soll dabei in den Blick kommen. Dabei ist es allerdings wichtig, nicht auf der Text- und Interpretationsebene stehen zu bleiben. Die biblisch-theologische Vorstellung von christlicher Freiheit soll dabei in Beziehung zu den Freiheitsvorstellungen der Schülerinnen und Schüler gesetzt werden.[64] Zunächst ist es daher notwendig, dass die Schüler sich darüber klarwerden, was für Erfahrungen sie in ihrem Leben mit Freiheit, Unfreiheit und Verantwortung gemacht haben und was sie selbst unter Freiheit verstehen. Der Kurzfilm, der zu Beginn der Unterrichtseinheit steht, kann dabei zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Freiheitsverständnis anregen und helfen, es zu artikulieren. Ausgehend von den biblischen und theologischen Texten und konkretisiert anhand aktueller Beispiele aus Ökologie und Politik, aber auch anhand von lebensnahen Beispielen aus dem Umfeld der Schüler sollen die Schülerinnen und Schüler dann lernen, wie ein verantwortungsvoller Gebrauch der eigenen Freiheit aussehen könnte. Die Lernenden gewinnen dabei anhand des gewählten Themas einen Eindruck davon, wie biblische Texte auch heute relevant werden können und Aktualität besitzen. Zum anderen lernen sie so auch biblisch-ethische Wertmaßstäbe kennen und gewinnen Lebens- und Handlungsimpulse für ihr eigenes Leben. Am Ende der Unterrichtseinheit sollen die Schüler dann abschließend diskutieren, wie ein verantwortungsvoller Gebrauch von Freiheit aussehen könnte und eigene Ideen entwickeln, wie sie ihre eigene Freiheit verantwortungsvoll nutzen könnten.

[...]


[1] Huber, Von der Freiheit, 7.

[2] Vgl. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerncurriculum, 33.

[3] Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerncurriculum, 33.

[4] Huber, Von der Freiheit, 42.

[5] Vgl. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerncurriculum, 34.

[6] Rieger, Von der Freiheit eines Christenmenschen, 325. Reinhold Rieger übersetzt hier die lateinische Fassung von Luthers Freiheitstraktat.

[7] Eine Minute Freiheit (2008), Nawrath, David/Zischler, Paul (Regie und Produktion), DVD, 6 Minuten, Berlin: Deutsche Film- und Fernsehakademie.

[8] Vgl. Ministerium für Kultus, Jugend, Sport Baden-Württemberg, Bildungsplan 2004, 23-36.

[9] Vgl. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerncurriculum, 33-34.

[10] Vgl. Ministerium für Kultus, Jugend, Sport Baden-Württemberg, Bildungsplan 2004, 34.

[11] Ministerium für Kultus, Jugend, Sport Baden-Württemberg, Bildungsplan 2004, 34.

[12] Vgl. Ministerium für Kultus, Jugend, Sport Baden-Württemberg, Bildungsplan 2004, 34.

[13] Vgl. Eine Minute Freiheit (2008), Nawrath, David/Zischler, Paul (Regie und Produktion), DVD, 6 Minuten, Berlin: Deutsche Film- und Fernsehakademie.

[14] Vgl. Huber, Von der Freiheit, 98-103.

[15] Vgl. Huber, Von der Freiheit, 103-106.

[16] Krötke, Das christliche Verständnis der Freiheit, 1.

[17] Vgl. Krötke, Das christliche Verständnis der Freiheit, 2.

[18] Bieri, Das Handwerk der Freiheit, 73.

[19] Vgl. Huber, Von der Freiheit, 98-99.

[20] Vgl. Schwanke, Freier oder unfreier Wille?, 41-58.

[21] Vgl. Schwanke, Freier oder unfreier Wille?, 47; vgl. auch Die Augsburgische Konfession, Artikel 18, 73-74.

[22] Vgl. Bonhoeffer, Nachfolge, 50-56.

[23] Vgl. Härle, Dogmatik, 70-71.

[24] Huber, Von der Freiheit, 100.

[25] Vgl. Huber, Von der Freiheit, 100-101.

[26] Huber, Von der Freiheit, 105.

[27] Vgl. Huber, Von der Freiheit, 105.

[28] Schockenhoff, Das Netz ist zerrissen, 116.

[29] Krötke, Das christliche Verständnis von Freiheit, 11.

[30] Vgl. Gen. 1,26-28 und Psalm 8.

[31] Härle, Dogmatik, 446.

[32] Vgl. Härle, Dogmatik, 445.

[33] Vgl. Härle, Dogmatik, 447.

[34] Vgl. Härle, Dogmatik, 447.

[35] Vgl. Dohmen, Exodus 19-40, 102.

[36] Dohmen, Exodus 19-40, 103.

[37] Kruhöffer, Glaube und Verantwortung, 19.

[38] Vgl. Gornik, Du sollst in Freiheit leben, 9 bzw. vgl. Lange, Die zehn großen Freiheiten. Eine andere Meinung vertritt Matthias Köckert, der sich gegen eine futurisch-indikativische Übersetzung mit „Du wirst nicht…“ wendet. Vgl. Köckert, Art. Dekalog, 1.2.

[39] Gornik, Du sollst in Freiheit leben, 9.

[40] Vgl. Jenni, Lehrbuch der hebräischen Sprache des Alten Testaments § 10.3.3.

[41] Lange, Die zehn großen Freiheiten, 3.

[42] Vgl. Bartsch, Art. Freiheit, 497-498.

[43] Vgl. Kruhöffer, Glaube und Verantwortung, 60.

[44] Vgl. Kruhöffer, Glaube und Verantwortung, 61.

[45] Vgl. Schlier, Art. evleu,qeroj, 492.

[46] Vgl. Härle, Dogmatik, 473.

[47] Vgl. Härle, Dogmatik, 471-472.

[48] Härle, Dogmatik, 473.

[49] Vgl. Härle, Dogmatik, 164.

[50] Härle, Dogmatik, 542.

[51] Vgl. Schlier, Art. evleu,qeroj, 492.

[52] Vgl. Klaiber, Der Galaterbrief, 151-152.

[53] Härle, Dogmatik, 501.

[54] Härle, Dogmatik, 501.

[55] Vgl. Härle, Dogmatik, 514.

[56] Vgl. Härle, Dogmatik, 337.

[57] Vgl. Härle, Dogmatik, 518.

[58] Vgl. Kruhöffer, Glaube und Verantwortung, 67.

[59] Vgl. Kruhöffer, Glaube und Verantwortung, 67.

[60] Luther, Vorrede auf das Neue Testament, 9

[61] Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen, 21.

[62] Vgl. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerncurriculum, 34.

[63] Vgl. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerncurriculum, 34.

[64] Vgl. Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kerncurriculum, 34.

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Stundenentwurf: Freiheit und Verantwortung - Was macht mich frei?
Untertitel
Unterrichtsentwurf für die 12. Klasse der gymnasialen Oberstufe im Fach Ev. Religion
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Theologische Fakultät (Praktisch-Theologisches Seminar))
Veranstaltung
Hauptseminar Religionspädagogik
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
39
Katalognummer
V284589
ISBN (eBook)
9783656848332
ISBN (Buch)
9783656848349
Dateigröße
719 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Theologie, Religion, Unterricht, Schule, Gymnasium, Unterrichtsentwurf, Studenentwurf, Freiheit, Verantwortung, Nächstenliebe, Evangelisch, Evangelische Religionslehre, Religionsunterricht
Arbeit zitieren
Stefan Prill (Autor:in), 2014, Stundenentwurf: Freiheit und Verantwortung - Was macht mich frei?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284589

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