Die frühe Götterwelt der antiken Griechen


Hausarbeit, 2013

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Das Wesen der griechischen Religion

2. Die Besiedlungsgeschichte
2.1 Die griechischen Einwanderungsphasen
2.2 Die Religion der Griechen der Linear B Texte
2.3 Opfergaben
2.4 Kultstätten und Kultdiener - Die Verehrung der frühen Götter
2.5 Die Dunklen Jahrhunderte und die Homerische Religion

3. Die Epen

Resümee

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Das antike Griechenland gilt noch immer vielen als die Wiege der europäische Zivilisation, selbst wenn der Begriff der „Wiege Europas“ in der modernen Geschichtswissenschaft nicht mehr wohl gelitten sein mag. Die Einflüsse und Hinterlassenschaften der antiken griechischen Kultur sind noch heute so mannigfaltig, dass sie kaum alle zu benennen sind. Die Ursprünge der Griechen selbst aber liegen weitestgehend im Dunkeln. Einher mit der Unsicherheit über den Ursprung der griechischen Kultur geht die Unkenntnis über religiöse Aspekte aus den Anfängen der Griechen. Ziel dieser Arbeit wird es sein, die Entwicklung der griechischen Götterwelt im Ursprung zu untersuchen und darzulegen, in welchem Ausmaß überhaupt noch eine fundierte Aussage getroffen werden kann.

Hierzu wird zunächst auf die Besiedlungsgeschichte Griechenlands eingegangen werden um herauszuarbeiten, wo verschiedene Einflüsse überhaupt zu verorten sind und wie fundiert die vorhandenen Kenntnisse überhaupt sein können. Die Altertumsforschung ist in dieser Hinsicht alles andere als undynamisch und noch immer herrscht beispielsweise ein lebhafter Disput um die Herkunft und Prägung der eventuell vorhanden Siedlungswellen gen Peloponnes.

Im Anschluss werden die überkommenen Zeugnisse untersucht werden die Aufschluss geben können über die Entwicklung der Religion. Hierzu gehören vor allem die Entstehung der späteren Götter aus bereits vorhandenen Kultfiguren im Verschmelzungsprozess mit immigrierenden Völkergruppen. Darüber hinaus sind alle Zeugnisse von Belang und Interesse die die tatsächliche Kultpraxis erhellen können, wie zum Beispiel Verwaltungsaufzeichnungen der Tempelverantwortlichen. Schließlich wird sich die Arbeit dem Götterbild widmen, wie es in den Epen Homers und Hesiods dargestellt wird, da diese die ersten umfassenden Schriftzeugen des Pantheons der Griechen sind, die erhalten geblieben sind. Wie sehr in diesen literarischen Werken altes tradiert oder neues kreiert wurde, bleibt zur Diskussion zu stellen.

1. Das Wesen der griechischen Religion

Das Wesen der griechischen Religion ist im Ursprung durch einen Prozess stetiger Entwicklung und asynchroner Adaption gekennzeichnet. Die sich erst als griechische Völker herausbildenden indigenen Stämme und zuwandernden Völkerschaften brachten sowohl ihren eigenen Götter, Götzen und Mythen mit, und fanden wiederum andere in den neuen und alten Nachbarn vor.1

Die Götterkulte anderer Völker wurden dementsprechend an manchen Orten integriert, an anderen Stellen überlagert und verdrängt. Daraus ergibt sich der Umstand, dass sich aus den frühesten Aufzeichnungen ableiten lässt, dass regional bestimmte Gottheiten sehr stark verehrt wurden, an anderen Orten hingegen kaum. Generell lässt sich für die hellenischen Gottheiten konstatieren, dass sie durchgängig als anthropomorph empfunden wurden. Sie sind dem Menschen in Gestalt nachempfunden und durch dem Menschen ähnliche Viten und soziale Verbindungen untereinander geprägt. Durch die anthropomorphe Götterwelt kommt dem Mythos als Überlieferung der Ontogenese größte Bedeutung zu. Daher wurden diese Entstehungsmythen häufig in literarischer, poetischer oder bildlicher Gestalt festgehalten.2

Der Mythos ist nach Armstrong „[...] in seiner ursprünglichen Bedeutung eine Erzählung, mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Im traditionellen religiösen Mythos, wird durch den Mythos das Dasein der Menschen mit der Welt der Götter verknüpft.“3 Ein Beispiel hierfür ist die Ätiologie. Unter Ätiologie versteht man eine ursächliche Herkunftslegende, die gegenwärtige Umstände und Bräuche erklärt, so wie das Ruhen Gottes am siebten Tag als Erklärung für den Sabbat bzw. den Sonntag.

Die Götter selbst hatten im historischen Verständnis einen Anspruch auf kultische Verehrung, wobei allerdings die Teilnahme des einzelnen Individuums nicht so wichtig war. Die Kulte und Rituale waren vielfach eher in die öffentlichen Angelegenheiten der politischen Gemeinschaft eingebunden. Wurden sie in verehrenden Kulthandlungen und Anrufungen geehrt im Rahmen von öffentlichen Sportveranstaltungen, Theateraufführungen oder Versammlungen, war dies wichtiger als die private Andacht. Damit war dem Verehrungsanspruch bereits hinreichend genüge getan.4

Die Priesterschaften beziehungsweise die Religion an sich traten allerdings eher selten als autonome Größen auf, wie man es in der Gegenwart von den großen Religionen wie Christentum oder Islam gewöhnt ist. Sie waren eher ein Aspekt der das öffentliche Leben begleitete. Ein seltene Ausnahme bildete die Priesterschaft des Apollonorakels zu Delphi in älterer Zeit. Sie übte einen beherrschenden Einfluss auf religiöse und auch weltliche Belange aus, sanktionierte Kulte und Kultordnungen, regelte den Kultkalender und artikulierte moralische Gebote.5

Neben der schwach ausgeprägten Theologie an sich, wurden die religiösen Aspekte immer auch ergänzend von Philosophie, Dichtung und Literatur aufgegriffen und weiterentwickelt, obgleich sie natürlich nicht auf die Religion festgelegt waren und sich entsprechend auch neben dieser selbstständig entwickelten. Ethische Normen beispielsweise sind weder aus dem Götterbild der Griechen, noch aus ihrer Jenseitsvorstellung ableitbar. Der Philosophie und Literatur ist die Integration solcher Werte in die Religion und ins Alltagsleben anzurechnen.6

Generell kann die hellenische Religion, vor allem in der frühen Phase, aber auch während ihres restlichen Bestehens, als sehr lebendig und dynamisch beschrieben werden. Es existierte noch keine dogmatische Deutungshoheit, die ein größeres Gebiet umfasst hätte.

2. Die Besiedlungsgeschichte

Einer der Hauptgründe für die dynamische Entwicklung der griechischen Religion liegt in der Besiedlungsgeschichte des Gebietes des antiken Griechenland. Hierzu muss zunächst darauf gesehen werden, wann die Geschichte der griechischen Religion und Kultur überhaupt beginnt.

Prinzipiell legt man den Beginn der griechischen Kultur, und damit auch der Religion, in die Zeit, in der jene indogermanischen Völker in ihre historischen Wohnsitze einwanderten, deren Sprache man als „griechisch“ bezeichnen. Dass die Einwanderung zum einen in mehreren Wellen unterschiedlicher Volksstämme. Die Eingewanderten behielten soweit wie möglich ihre eigene Kultur und religiöse Vorstellungen bei, aber wo sich die Völker im Austausch befanden verschmolzen über kurz oder lang auch die Kulte miteinander. So gibt es zum Beispiel Götternamen, Kulte und andere Elemente, die nicht der indogermanisch-griechischen Sprache oder den Gewohnheiten dieser Völker entsprechen. Die native Bevölkerung scheint insgesamt eher einem Naturglauben mit Wald, Berg- und Windgottheiten verbunden gewesen zu sein, im Gegensatz zu den einwandernden Völkerschaften. Sie waren zudem in hierarchischer Hinsicht matriarchaler geprägt als die Griechen. Die Details der Kultur des vorgriechischen Hellas lassen sich indes kaum ermitteln, das meiste sind Vermutungen oder beruht auf auffälligen Unterschieden zu späteren Mustern.7

Griechenland wird sehr wahrscheinlich schon seit dem frühen Neolithikum im 7. Jahrtausend v. Chr. kontinuierlich besiedelt, aber es sind keine zusammenhängenden Analysen der Siedlungsgeschichte und Migrationen mehr möglich, hauptsächlich aus Mangel an zuverlässigen Quellen und archäologischen Funden.

Erst ab der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends vor Christus gibt es wieder ausreichende Funde an Plastiken, Gemmen, Siegeln und ähnlichen Artefakten. Aber man geht davon aus, dass zu dieser Zeit bereits die Hellenen überall ansässig waren und die Funde nicht mehr von einer rein vorgriechischen Bevölkerung stammen.8

2.1 Die griechischen Einwanderungsphasen

Der Zeitpunkt der Einwanderung ist insgesamt sehr schwierig zu bestimmen. Mit Sicherheit liegt er bereits innerhalb der Bronzezeit. An welcher Stelle der Zeitspanne zwischen 2000 v. Chr. und 1600 v. Chr. ist ist allerdings kaum mit Sicherheit zu bestimmen.

Wenn man vom genannten Zeitrahmen als richtige Annahme ausgeht, dann trüge bereits die erste nachweisbare Hochkultur, die Mykenische um 1600 v. Chr., griechische Züge und überkommene Zeugnisse wären ein Beispiel für die frühe griechische Religion. Aber es gilt sie eben als „frühen Entwurf“ zu betrachten, da sich in der mykenischen Kultur auch wieder starke ungriechische Einflüsse finden, vor allem in Kunst und Architektur. Der Verbreitungsgrad der Keilschrift und deren Ausprägung ist eines der wichtigsten Indizien für die Natur der Kulturbewegungen. Die Verbreitung der Linear B Keilschrift in der mykenischen Hochkultur spricht, im Gegensatz zu den vorhanden starken ungriechischen Einflüssen, eher für die Einstufung als frühgriechisch. Eine gewisse Verschmelzungsleistung zwischen den Religionen ist in diesem Fall als sicher anzunehmen.9

[...]


1 Vgl. Muth, Robert, Einführung in die griechische und römische Religion, Darmstadt, 1988, S. 25.

2 Vgl. Ebd.

3 Armstrong, Karen: Eine kurze Geschichte des Mythos, S. 7 ff. München 2007, S. 7-16; Carl-Friedrich Geyer: Mythos. Formen, Beispiele, Deutungen, München 1996, S. 7-10.

4 Vgl. Muth, Robert, Einführung, S. 26.

5 Vgl. Ebd., S. 27.

6 Vgl Ebd., S. 28.

7 Vgl. Burkert,Walter, Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche, Berlin, 1977, S. 34 ff.

8 Vgl. Muth, Robert, Einführung, S. 29 f.

9 Vgl. Ebd., S. 32 f.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die frühe Götterwelt der antiken Griechen
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Philosophisches Institut)
Veranstaltung
Hauptseminar Götterwelten
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
19
Katalognummer
V283759
ISBN (eBook)
9783656835165
ISBN (Buch)
9783656835172
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Götter, Griechenland, Griechen, Etrusker, Linear A, Linear B, Mythos, Epen, Homer, Naturglauben, Dorer, Opfer, Opferkult, Menschenopfer, dunklen Jahrhunderte, Dark Ages, Hesiod
Arbeit zitieren
Thomas Marx (Autor:in), 2013, Die frühe Götterwelt der antiken Griechen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283759

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