Nonsense-Elemente im Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“


Hausarbeit, 2007

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


1 Einleitung

„Eifersüchtige Liebhaber, gescheiterte Genies, tragisch verunglückte Artisten und sehnsuchtskranke Hypochonder bevölkern dieses skurrile kleine Univer- sum.“1 Diese einfache Feststellung über den Film Die fabelhafte Welt der A- mélie2 von Jean-Pierre Jeunet aus dem Jahr 2002 beschreibt die Vielfalt und Komplexität dieses Werkes. Die Summe aus seltsamen Gestalten und deren Eigenartigkeit erschafft eine komische Welt, in der sich die Hauptfigur Amélie bewegt.

Grotesk, absurd, komisch, verspielt oder eigenartig. Das sind ein paar Adjekti- ve, die man in Bezug auf diesen Film gebrauchen kann und ebenso im Zusam- menhang mit der Nonsens-Literatur kennt. Nicht nur weil die Darstellung einer traumhaften Welt an Alice´s Adventures in Wonderland von Lewis Carroll3 erinnert, denkt man an die Nonsensgattung. Zwar will man den Film dem ers- ten Eindruck nach vom Nonsens ausschließen, da er im Gegensatz zu den meisten Nonsenswerken eindeutig eine Moral vertritt und der Reaktion oft eine Kausalität zugrunde liegt. Trotzdem sollte man die Zugehörigkeit zum Non- sensgenre nach Peter Köhler nicht ausschließen, denn „schon auf den anderen Nonsensklassiker Lewis Carroll trifft … das Merkmal völliger Tendenzlosig- keit nicht zu. Die Gerichtsszene in Alice in Wonderland etwa verspottet die Willkür juristischer Entscheidungsfindung.“4

Offensichtlich bedienen sich die Macher des Films einiger Mittel des Nonsens. Ziel dieser Arbeit ist es, die charakteristischen Elemente herauszuarbeiten. Zu- nächst werden in Kapitel 3 Definitionsvorschläge der Nonsensgattung von Pe- ter Köhler und Tigges vorgestellt, um anschließend den Film Die fabelhafte Welt der Amélie auf deren Kriterien und Verfahrensweisen zu untersuchen.

2 Inhaltszusammenfassung

Das Mädchen Amélie Poulin, gespielt von Audrey Tautou, lebt in ihrer Kind- heit abgeschottet von Gleichaltrigen. Sie erfährt wenig herzliche Liebe von ihren Eltern. Ihr introvertierter und gefühlsreduzierter Vater, ein ehemaliger Militärarzt, nimmt sie nie in den Arm oder zeigt auf eine andere Weise seine Zuneigung. Die labile, stets nervöse Mutter, eine Lehrerin, ist meistens mit den Umständen beschäftigt, die sie stressen. So wird beispielsweise Amélies einzi- ger Freund, der Goldfisch „Pottwal“, ausgesetzt, da er durch seine zahlreichen Selbstmordversuche ein enormer Stressfaktor in der Familie geworden ist. Zu dem schwierigen Elternhaus kommt hinzu, dass die Tochter nicht einmal die Möglichkeit hat, in der Schule mit anderen Menschen, weder mit Kindern noch Erwachsenen, Kontakt zu haben, denn sie wird von ihrer Mutter zuhause unter- richtet. Der frühe und seltsame Tod der Mutter, die vor Amélies Augen von einer herabstürzenden Selbstmörderin erschlagen wird, stellt eine zusätzliche Belastung für das kleine Mädchen dar. Amélie erschafft sich nun eine Traum- welt, während ihr Vater auf den Tod seiner Frau mit absoluter Zurückgezogen- heit reagiert. Als Amélie schließlich alt genug ist, zieht sie bei ihrem Vater aus und in eine Pariser Wohnung ein. Von nun an verläuft ihr Leben einigermaßen durchschnittlich. Die zur jungen Frau herangewachsene Amélie arbeitet als Kellnerin in dem Café-Restaurant „Deux Moulins“ in Montmartre.

Am Todestag von Lady Diana findet Amélie hinter einer Fliese in ihrem Bad eine Schachtel mit einem Foto und Kinderspielzeug. Dem Anschein nach muss sie ein kleiner Junge in den 50er Jahren dort versteckt haben. Sie beschließt, den Eigentümer dieser Schachtel ausfindig zu machen und sie ihm zukommen zu lassen. Ohne als Absenderin entdeckt zu werden beobachtet sie den mittler- weile 50-Jährigen, als er die Schachtel in Empfang nimmt. Als er sich zu Trä- nen gerührt den Inhalt ansieht, entscheidet sich Amélie für ein Leben als Wohl- täterin für Benachteiligte und Außenseiter. Es findet ein Bruch statt, dessen Ereignishaftigkeit darin besteht, dass sie sich von ihrer Isolation befreit und dem einsamen Dasein entsagt. Sie rächt sich für den einarmigen, unterdrückten Obstverkäufer, dessen Chef auf seine Kosten Witze reißt, oder verkuppelt die ständig jammernde „eingebildete Kranke“ mit dem verbitterten Sitzengelasse- nen. Am Bahnhof trifft die 23-jährige Amélie auf den Sammler weggeworfener Passbilder, Nino, der von Mathieu Kassovitz gespielt wird. Der mit skurrilen Vorlieben ausgestattete junge Mann beeindruckt Amélie derart, dass sie sich in ihn verliebt. Sie ist jedoch keine persönliche Nähe gewohnt und zeigt sich völ- lig überfordert und unsicher, wenn es um ihr eigenes Glück geht. Anonym star- tet sie Annäherungsversuche, will sich jedoch im entscheidenden Moment aus Angst nicht zu erkennen geben. Letztendlich spricht ihr der Maler und Freund, der in demselben Haus wohnt und glasknochenkrank ist, Mut zu. Er überzeugt sie, indem er sich als Negativbeispiel darstellt, denn er hat sein Leben krank- heitsbedingt nie genießen können, er hat sich immer versteckt und selbst bemit- leidet. Sie wagt den Schritt und offenbart sich Nino. Sie überwindet ihre Ängs- te. So finden beide schließlich doch zueinander und auch Amélie endlich zu ihrem Glück.

3 Definition der Nonsensgattung

In dem Buch Nonsens. Theorie und Geschichte der literarischen Gattung gibt Peter Köhler folgende Definition der Gattung des Nonsens:

Nonsens ist komisch, tendenzlos, textintern ausgerichtet und weicht von empirischen Tatsachen, logischen Gesetzen (beziehungsweise Vorschriften) oder sprachlichen Regeln ab.5

[...]


1 http://www.amelie-der-film.de.

2 Originaltitel: Le fabuleux destin d'Amélie Poulain.

3 Carroll 1865.

4 Köhler 1989, S. 22.

5 Köhler 1989, S. 29.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Nonsense-Elemente im Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Seminar Nonsense-Literatur
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V283387
ISBN (eBook)
9783656832157
ISBN (Buch)
9783656829652
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Komparatistik, Sekundärliteratur, Nonsensliteratur, Hausarbeit, Seminararbeit, Germanistik
Arbeit zitieren
Stefanie Hepp (Autor:in), 2007, Nonsense-Elemente im Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283387

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