Der Einsatz von chemischen Kampfstoffen von den Anfängen der Geschichte bis ins Zeitalter der Weltkriege


Akademische Arbeit, 2008

20 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Geschichte der Einsätze und der Entwicklung von chemischen Kampfstoffen und chemischen Kampfmitteln
1.1 in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg
1.2 während des ersten Weltkrieges
1.3 zwischen den Weltkriegen
1.4 während des zweiten Weltkrieges
1.5 nach dem zweiten Weltkrieg

2. Gegenwart und Zukunft der chemischen Waffen

3. Internationale Abkommen gegen den Einsatz von C-Waffen

Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)

1. Geschichte der Einsätze und der Entwicklung von chemischen Kampfstoffen und chemischen Kampfmitteln

In der folgenden Arbeit werden die geschichtliche Entwicklung und die Einsätze von chemischen Waffen und Kampfmitteln beschrieben. Bei der Durchsicht von einschlägiger Literatur zu diesem Thema stößt man vieler Orts auf die Formulierung „vermutlicher Einsatz von“ oder „unerklärbares Sterben von Menschen.“ da oft keine Beweise für den Einsatz von C-Waffen mehr gefunden wurden oder gar nicht untersucht wurde. Es ist daher davon auszugehen das es weltweit zu weitaus mehr als nur den öffentlich gekannten Anwendungen von chemischen Kampfstoffen gekommen ist.

1.1 in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg

Die Anfänge der Kriegsführung mit Hilfe chemischer Kampfstoffe und Kampfmittel liegt Jahrtausende zurück. Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass schon lange vor den ersten bekannten Aufzeichnungen tierische und pflanzliche Gifte an Waffen (Pfeile, Messer usw.) bei der Jagd, aber auch beim Kampf eingesetzt worden sind. Ein Pfeilgift namens CURARE zählt wohl zu den bekanntesten Giften aus jener Zeit.[1]

In alten chinesischen Schriften über das Militärwesen findet man Hinweise auf die Verwendung von Giften, reizendem Rauch und Brandmitteln. Besonders zur Erstürmung von Festungen, also im stationären Kriegseinsatz, fanden diese Kampfstoffe vorerst ihre Anwendung. Feuer und die absichtlich erhöhte Rauchentwicklung durch Beimischung von Harzen, tierischen Fetten oder Pech dienten zur Verschleierung der eigenen Bewegung der Truppen, aber auch der Beeinträchtigung der verteidigenden Kräfte. Größere Erfolge im Einsatz dieser Kampfmittel blieben jedoch aufgrund der ungenügenden technischen Einsatzmitteln oder der Wirksamkeit der Stoffe meist aus.[2]

Aus der Zeit 600 v. Chr. sind Berichte überliefert, welche über die Einnahme einer Stadt durch Vergiftung der Trinkwasserversorgung durch den Saft der NIESWURZ erzählen. Dieses Gift soll zu einer Durchfallerkrankung geführt haben, welche die Bewachung beeinträchtigte und so die Eroberung der Stadt ermöglichte.

Im Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.) setzten die Spartaner Schwefelrauchkörper ein, die durch das so entstehende Schwefeldioxid als Reizmittel dienten. Ebenso wurden um die Festung PLATÄA zu erobern, giftige Gase verwendet, die entstehen, wenn man mit Schwefel und Pech getränktes Holz anzündet.

In den Schriften des Autors SEXTUS JULIUS AFRICANUS beschreibt dieser die Möglichkeit der Anwendung von Giften, Flämm- und Brandmitteln zu kriegerischen Zwecken. Auch schildert er die nötigen Arbeitsschritte zur Vergiftung von Brunnen und Lebensmitteln.[3]

Die detaillierte Beschreibung des bereits seit dem 6. Jh.. vor Chr. bekannten „Griechischen Feuertopfes“ ist ebenso angeführt. Dieses Gemisch aus Schwefel, Salpeter, kredonischem Pyrit (Antimonsulfid), Sykomorensaft, flüssigem Asphalt und ungelöschtem Kalk soll schon durch das Einwirken einfacher Sonnenstrahlen zur Entzündung gebracht werden können.[4]

360 v. Chr. empfiehlt ein Kriegsherr namens AINAIAS die Benutzung von Töpfen mit Schwefel, Harz, Pech, Werg und Holzspänen für den Kriegseinsatz.[5]

187 v. Chr. werden römische Truppen durch beißenden Qualm von sengenden Federn aus den unterirdischen Gängen der Stadt AMBRACIA (Griechenland) vertrieben.

Während der Sung Dynastie in China (960 – 1279) wird giftiger Arsenrauch in Kriegen eingesetzt.

Der byzantinische Feldherr BELISAR vergiftet die Wasserzisterne der Stadt AUXINIUM genauso wie im Jahre 1135 Kaiser BARBAROSSA die der Stadt TORTONA und bezwingt damit die Verteidiger.

Ein altes Kriegsbuch von Hassan ALRAMMAH, das zwischen 1275 und 1295 geschrieben wurde, könnte man wahrscheinlich als erste Vorschrift für den Einsatz von „psychotoxischen“ Kampfstoffen bezeichnen. In ihm findet man die Beschreibung der Anwendung von giftigen und einschläfernden Dämpfen, die durch die Verbrennung von arsen- und opiumhältigen Stoffen entstehen.

Der Arzt FIORAVANTI erzeugt um 1400 durch Destillation einer Mischung aus Terpentin, Menschenkot, Schwefel und Blut ein Öl, dessen Gestank kein Mensch aushalten kann.[6]

1452-1519 empfiehlt auch Leonardo da Vinci die Nutzung von arsenhaltigem Rauch zur Belagerung von Festungen.[7]

Etwa 1570 schlug der österreichische Ritter Veit Wulff von Senftenberg vor, arsenhaltigen Rauch durch Hunyadi bei der Verteidigung von Belgrad gegen die Türken zu verwenden. Die sogenannten Arsenikrauchkugeln sollten ins feindliche Lager geschleudert und so die Lagerbesatzung vergiftet werden.

1601 wird in einer Chronik die Anwendung von „stinkendem Rauch“ beschrieben, der von den Mongolen in der Schlacht bei LIEGNITZ (1241) eingesetzt worden sein soll.

Um 1654 wurde vom Mailänder Alchimisten DATILLO der Vorschlag unterbreitet, einen pulverartigen Stoff zu verwenden, der bei seiner Verbrennung einen dichten Rauch und unerträglichen Gestank verbreitete. Ebenso mischte er ein Öl aus tierischen Stoffen und Chemikalien, dessen Gestank die Betroffenen kampfunfähig gemacht haben soll.

Eine Stielhandgranate gefüllt mit Arsen, Antimon und Schwefel wird in einem Buch über Artillerie 1660 erwähnt. Diese sogenannte „FEWER-BALLEN“ entwickelten beim Abbrand einen giftigen Rauch und sie wurden bis ins 17. Jh. mehrfach in Kriegen eingesetzt.[8]

KASIMIR SIMIENOWICZ schreibt in seinem 1676 gedruckten Buch „ARTIS MAGNAE ARTILLERIAE“ über die Verwendung von Giften in der damaligen Kriegsführung „ Im Kriege stirbt man jetzt nicht nur auf eine, sondern auf eine dreifache Art: durch Eisen oder Blei, durch Gift und Feuer“[9]. Weiters beschreibt er die Herstellung von Giftkugeln gefüllt mit „Mercurial-Wasser“ (ein damals unter Alchemisten verwendetes Lösemittel, das angeblich alle Materie auflösen konnte) und giftigen Säften.

Ein Geschoss mit zwei Kammern gefüllt mit Salpetersäure und Terpentinöl konstruierte ein Arzt, Chemiker und Technologe namens GLAUBER. Es sollte zum Ausräuchern von Gegnern benutzt werden, da es Augen reizende Gase entwickelt.

Ende des 18. Jh. setzte Frankreich zur steigernden Wirkung seiner Artilleriegeschosse Chemikalien ein. Im Zuge dessen wurde erstmals Phosphor als Brand auslösender Stoff bei der Kaperung von Schiffen verwendet. Die Truppen belagerter Städte sollen mit „Stinkbomben“, die aus Heißluftballons abgeworfen wurden, bombardiert worden sein.

Mit Blausäure getränkte Pinsel sollten auf Vorschlag eines Berliner Apothekers 1813 auf Bajonette befestigt werden. Dies wurde jedoch aufgrund der schlechten Handhabbarkeit vom damaligen General Bülow abgelehnt.

1830 wurde schließlich eine Gas- und Brandgranate erfunden, die bei ihrer Explosion einen Husten reizenden Rauch entwickelte.

1844 töteten französische Truppen in Marokko eine Gruppe Aufständischer in einem Höhlenlabyrinth, indem vor den Eingängen Faschinen (Reisig- und Strauchbündel) entzündet wurden, deren Rauchgase tödlich wirkten.

1845 lässt der französische Oberst PELISSIER gegen aufständische Kabylen in der Höhle von Nemchia Rauch aus grünem Reisig einsetzen (1095 von 1150 sterben).[10]

1854 werden vom englischen Chemiker STENHOUSE (Entdecker des Chlorpikrins ein Lungenkampfstoff) Granaten mit Ammoniakfüllung (Tränenreizstoff) vorgeschlagen. Diese sollen für einen kurzen und schnellen Krieg sorgen, da diese Stoffe in hoher Konzentration das Herz und das Nervensystem schädigen. Erstmals spricht STENHOUSE auch von der Verwendung von Schutzmasken zum Gasschutz. Im gleichen Jahr geht im englischen Kriegsministerium der Vorschlag ein, Bomben mit giftigem Kakodyloxid (Arsenoxidverbindung) zu füllen. Nach der Detonation sollte sich das Gift entzünden oder zu tödlichen Schäden bei Menschen durch Vergiftung führen. Diese Anregungen werden jedoch vom Ministerium abgelehnt.

[...]


[1] Vgl. Obst Ing Hemmer, Heinz: Chemische Waffen. In: Schulbehelf 108_002. FH-DiplStG „MilFü“, HS & LM-Verw. S. 5

[2] Vgl. Ebd. S. 5

[3] Vgl. Ebd. S. 6

[4] Vgl. Obst Ing Hemmer, Heinz: Chemische Waffen. In: Schulbehelf 108_002. FH-DiplStG „MilFü“, HS & LM-Verw. S. 6

[5] Vgl. Szinicz, L.: Geschichte biologischer und chemischer Kampfstoffe. Online in Internet: URL: http://www.gesundheitsmanagement-tuebingen.de/regtox/31scihis.pdf [Stand 22.05.2008]

[6] Vgl. Obst Ing Hemmer, Heinz: Chemische Waffen. In: Schulbehelf 108_002. FH-DiplStG „MilFü“, HS & LM-Verw. S. 6

[7] Vgl. Szinicz, L.: Geschichte biologischer und chemischer Kampfstoffe. Online in Internet: URL: http://www.gesundheitsmanagement-tuebingen.de/regtox/31scihis.pdf [Stand 22.05.2008]

[8] Vgl. Obst Ing Hemmer, Heinz: Chemische Waffen. In: Schulbehelf 108_002. FH-DiplStG „MilFü“, HS & LM-Verw. S. 7

[9] Vgl. Ebd. S. 7

[10] Vgl. Szinicz, L.: Geschichte biologischer und chemischer Kampfstoffe. Online in Internet: URL: http://www.gesundheitsmanagement-tuebingen.de/regtox/31scihis.pdf [Stand 22.05.2008]

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Details

Titel
Der Einsatz von chemischen Kampfstoffen von den Anfängen der Geschichte bis ins Zeitalter der Weltkriege
Hochschule
Theresianische Militärakademie Wien  (Institut für Offiziersausbildung an der Theresianischen Militärakademie)
Veranstaltung
Lehrveranstaltung
Note
1
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V282577
ISBN (eBook)
9783656770404
ISBN (Buch)
9783668139572
Dateigröße
480 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einsatz, kampfstoffen, anfängen, geschichte, zeitalter, weltkriege
Arbeit zitieren
Markus Schnedlitz (Autor:in), 2008, Der Einsatz von chemischen Kampfstoffen von den Anfängen der Geschichte bis ins Zeitalter der Weltkriege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282577

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