Förderung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen durch die „Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung“


Hausarbeit, 2014

20 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Begriff Lese-Rechtschreibschwierigkeiten
2.1 Kontroverse der Definition
2.2 Eine pädagogisch-psychologische Definition: Lindner
2.3 Eine klinisch-medizinische Definition: WHO

3 Allgemeine Grundsätze der Förderung bei Lese-Rechtschreibschwierigkeiten

4 Die lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung von Carola Reuther-Lier
4.1 Entstehung und Formalie
4.2 Theoretische Grundsätze
4.3 Die vier Phasen der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung“
4.4 Evaluationsstudie von Daniela Unterberg

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

7 Internetquellenverzeichnis

1.Einleitung

Abbildung 11

So sieht es aus, wenn die 9-jährige Anna in einem Satz von ihren Sommerferien erzählt. Einem Satz, bei dem sie sich zuvor redlich bemüht hat, ihn fehlerfrei aufzuschreiben. Und doch strotzt er nur so vor Rechtschreibfehlern, die Wörter sind teils fast bis zur Unkenntlichkeit von Fehlern übersäht. Auch den Satz vorzulesen, fällt Anna schwer. Immer wieder gerät sie ins Stocken, liest andere Wörter vor, als sie geschrieben hat. So wie in dem fiktiven Fallbeispiel der Schülerin Anna ergeht es 4-8% aller deutschen Schülerinnen und Schüler.2 Sie alle haben Lese-Rechtschreibschwierigkeiten, haben massive Probleme mit zwei der wichtigsten Kulturtechniken, dem Lesen und Schreiben. Diese Probleme erschweren intelligenten Kindern wie Anna den Schulalltag und auch das alltägliche Leben.

Doch Lese-Rechtschreibschwierigkeiten lassen sich heute erfolgreich therapieren. Durch professionelle Hilfe können Kinder und Jugendliche, die von Lese-

Rechtschreibschwierigkeiten betroffen sind, ihre Schwierigkeiten überwinden und oftmals fehlerfrei Lesen und Schreiben lernen.

In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit den wichtigsten Merkmalen der Förderung bei Lese-Rechtschreibschwierigkeiten auseinandersetzen und ein Förderprogramm, die lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung von Carola Reuter-Liehr, vorstellen.

2. Der Begriff Lese-Rechtschreibschwierigkeiten

2.1 Kontroverse der Definition

Seit fast einhundert Jahren wird über Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens geforscht, doch noch immer besteht keine Einigkeit über die genaue begriffliche Festlegung des Forschungsgegenstandes. Es existiert keine verbindliche und eindeutige Definition des Phänomens.3

Zum einen existieren für dasselbe Phänomen eine Reihe unterschiedlicher Bezeichnungen. So werden zur Beschreibung der Probleme beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens Begriffe wie Legasthenie, Lese-Rechtschreibschwäche, Lese-Rechtschreibschwierigkeiten oder auch Lese-Rechtschreibstörungen oftmals sogar synonym verwendet. Dagegen werden verschiedene Konzepte, die sich mit Problemen beim Lesen und Rechtschreiben befassen, oftmals irreführend gleich bezeichnet, sodass es schwierig ist, angemessen zu differenzieren. Selbst in den einzelnen Forschungsdisziplinen, die das Thema Lese- Rechtschreibschwierigkeiten behandeln, herrscht Uneinigkeit über die Begriffsbezeichnung. Je nach Forschungsschwerpunkt werden andere Prioritäten gesetzt und in den jeweiligen Definitionen unterschiedliche Bestimmungsmerkmale betont. Dies führt nicht nur zu einer weit gefassten Begriffsbestimmung, auch widersprechen sich verschiedene konkurrierende Theorien und Erklärungsmodelle zum Teil. Dies kommt sogar innerhalb einer Disziplin vor, so kann sich zum Beispiel die pädagogischpsychologische Forschung bis heute nicht auf eine einheitliche Definition festlegen.4

Das Schulsystem arbeitet seit den KMK-Empfehlungen von 1978 mit dem Begriff der Lese-Rechtschreibschwierigkeiten. Er bezieht sich auf alle Kinder, die beim Erwerb der Schriftsprache Schwierigkeiten haben.5

Auch ich werde im Folgenden den Begriff Lese-Rechtschreibschwierigkeiten nutzen.

2.2 Eine pädagogisch-psychologische Definition: Lindner

„Unter Legasthenie verstehen wir demnach eine spezielle und aus dem Rahmen der übrigen Leistungen fallende Schwäche im Erlernen des Lesens und indirekt auch des selbstständigen orthographischen Schreibens bei sonst intakter oder im Verhältnis zur Lesefähigkeit relativ guter Intelligenz.“.6

Diese Definition der Legasthenie von Maria Lindner aus dem Jahr 1951 findet bis heute allgemeine Zustimmung. Sie ist pädagogisch-psychologisch formuliert, organische oder erbliche Ursachen spielen in Lindners Definition keine Rolle.7 Von Legasthenie können laut Lindner nur Kinder betroffen sein, die mindestens eine durchschnittliche Intelligenz besitzen. Die Schweizer Kinderpsychiaterin vertrat damit als Erste die Meinung, dass man zwischen Legasthenie und einer allgemeinen Lernschwäche unterscheiden müsse. Sie etablierte in der Wissenschaft die Diskrepanzdefinition der Lese- Rechtschreibschwierigkeiten, das heißt die Überzeugung, dass Kinder mit Lese- Rechtschreibschwierigkeiten normal intelligente Kinder sind, die trotz aller Anstrengungen große Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Schreibens haben.8 Lindners Diskrepanzdefinition war Grundlage für eine besondere Förderung und Bewertung der Lese- und Rechtschreibkompetenzen, die Kindern mit LeseRechtschreibschwäche seit den 1970er Jahren erfahren.9

2.3 Eine klinisch-medizinische Definition: WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (kurz: WHO) veröffentlichte im Jahr 2013 die aktuellste Ausgabe der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (kurz: ICD-10). Es ist das weltweit am meisten anerkannte Diagnoseklassifikationssystem der Medizin. Dieser Katalog psychischer Störungen soll Erkrankungen und Störungen klassifizieren und einheitlich definieren. Die Lese-Rechtschreibstörung wird in Kapitel V (Psychische und Verhaltensstörungen) in der Systematik F81 „Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten“ aufgeführt. Zu unterscheiden ist die Lese- und Rechtschreibstörung (F81.0) laut WHO von der isolierten Rechtschreibstörung (F81.1).10

„Das Hauptmerkmal dieser Störung ist eine umschriebene und eindeutige Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht allein durch das Entwicklungsalter, durch Visusprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Leseverständnis, die Fähigkeit, gelesene Wörter wiederzuerkennen, vorzulesen und die Leistung bei Aufgaben, für welche Lesefähigkeit benötigt wird, können sämtlich betroffen sein. Mit Lesestörungen gehen häufig Rechtschreibstörungen einher [… )Die Leseleistungen des Kindes müssen unter dem Niveau liegen, das aufgrund des Alters, der allgemeinen Intelligenz und der Beschulung zu erwarten ist […]Charakteristischerweise zeigen die Rechtschreibschwierigkeiten Fehler in der phonetischen Genauigkeit und es scheint, dass Lese- wie Rechtschreibstörungen sich zum Teil von einer Störung in der phonologischen Analyse herleiten.“ 11

Die WHO definiert und diagnostiziert die Lese-Rechtschreibstörung demnach auf Grundlage der Diskrepanzdefinition. Eine Lese-Rechtschreibstörung ergibt sich aus der Differenz der Leistung des Kindes in einem standardisierten Lese- und Rechtschreibtest im Vergleich zu der durch Intelligenz und Alter zu erwartenden Leistung. Die Höhe dieser Diskrepanz liegt je nach Aussage zwischen ein bis zwei Standardabweichungen.12

[...]


1 Abb. 1: Legasthenie (http://www.alf-ev.de/seiten/legasthenie.html , 02.03.2014)

2 WARNKE, ANDREAS / HEMMINGER, UWE/ ROTH, ELLEN / SCHNECK, STEFANIE 2002, S.9

3 vgl. WEBER, 2003, S.116

4 vgl. WEBER, 2003, S.116f.

5 vgl. DUMMER-SOCH 2007, S.513

6 LINDNER 1952, zit. n. DUMMER-SOCH 2007, S.378

7 vgl. DUMMER-SOCH, LISA 2007, S. 378 f.

8 vgl. WEBER, JUTTA 2003, S.90

9 vgl. SCHAUB, HORST / ZENKE, KARL G. 2004, S.362

10 vgl. WARNKE, ANDREAS / HEMMINGER, UWE / ROTH, ELLEN 2002, S.12

11 REMSCHMIDT, HELMUT / SCHMIDT, MARTIN / POUSTKA, FRITZ. 2012, S.293

12 vgl. BREITENBACH, ERWIN / WEILAND, KATHARINA 2010, S.26

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Details

Titel
Förderung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen durch die „Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung“
Autor
Jahr
2014
Seiten
20
Katalognummer
V282497
ISBN (eBook)
9783656819233
ISBN (Buch)
9783656818694
Dateigröße
707 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lese-Rechtschreibschwäche, Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung
Arbeit zitieren
Leonie Stumpf (Autor:in), 2014, Förderung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern und Jugendlichen durch die „Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282497

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