Spanisch in Kalifornien


Examensarbeit, 2014

68 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretisches: Definitionen und Begriffsklärungen
2.1 Sprachkontakt
2.2 Bilingualismus
2.3 Diglossie

3. Das Spanische in den USA
3.1 Historisches: Wie das Spanische in die USA kam
3.1.1 Kolonialisierung und politische Entwicklungen bis zum 19. Jahrhundert
3.1.2 Einwanderungswellen im 20. Jahrhundert
3.2 Die hispanische Bevölkerung in den USA
3.2.1 Bevölkerungszahlen
3.2.2 Geografische Verteilung
3.3 Sprachplanung und -politik in den USA
3.3.1 Sprachplanung: Definition
3.3.2 US-amerikanische Sprachpolitik im Laufe der Zeit

4. Das Spanische in Kalifornien: Historisches
4.1 Die frühe Präsenz des Spanischen in Kalifornien
4.2 Rassistische Ideologien und die Auferlegung der spanischen Sprache
4.3 Die Einführung des Englischen in Kalifornien
4.4 Kalifornische Sprach- und Ausländerpolitik im 20. Jahrhundert
4.4.1 Die Segregation mexikanischer Schüler
4.4.2 Bilinguale Schulerziehung

5. Die hispanische Bevölkerung in Kalifornien
5.1 Die Bezeichnung ‘Chicanoʼ
5.2 Lebenssituation
5.3 Sprachsituation

6. Linguistische Merkmale des kalifornischen Spanisch
6.1 Einflüsse
6.2 Phonologie
6.2.1 Konsonanten
6.2.2 Vokale
6.3 Morphosyntax
6.3.1 Das Verbalsystem
6.3.2 Pronomen
6.3.3 Präpositionen
6.3.4 Die Erweiterung von ‘estarʼ
6.3.5 Der Wegfall von ‘queʼ
6.3.6 Die Reihenfolge der Satzglieder
6.3.7 Code-Switching
6.4 Lexikon
6.4.1 Entlehnungen
6.4.2 Semantische Erweiterungen
6.4.3 Andere lexikalische Besonderheiten

7. Das Spanische in Kalifornien: Spanglish?!
7.1 Zum Terminus ‘Spanglishʼ
7.2 Bewertungen des Code-Switchings
7.3 Spanglish als identitätsstiftendes und kulturelles Symbol

8. Die Zukunft des Spanischen in Kalifornien
8.1 Zwischen Spracherhalt und Sprachverlust: Faktoren und Prognosen
8.2 Vorteile einer Förderung des Spracherhalts

9. Schluss

10. Bibliographie

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Bevölkerung mit hispanischer Herkunft: 2000 und 2010

Tabelle 2: Verteilung der drei hispanischen Hauptgruppen nach Bundesstaat: 2010

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Prozentuale Verteilung der hispanischen Bevölkerung nach Herkunft: 2010

Abbildung 2: Prozentuale Verteilung der hispanischen Bevölkerung nach Bundesstaaten: 2010

Abbildung 3: US-Armutsraten für Hispanos nach ausgewählten Gruppen: 2007-2011

1. Einleitung

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So lauteten die Worte Barack Obamas in einem Wahlwerbespot kurz vor den letzten Präsidentschaftswahlen in den USA im Jahr 2012 – in spanischer Sprache versteht sich. Dass die Hispanos in den USA längst fester Bestandteil der Gesellschaft sind und ihre Stimmen wahlentscheidend sein können, hat sich auch in den höheren Etagen von Politik und Wirtschaft bereits herumgesprochen. Dies scheint kaum verwunderlich; denn mit einem Bevölkerungsanteil von 17 Prozent sind die Hispanos nicht nur die größte Minderheitengruppe in den USA, sondern auch die am schnellsten wachsende. Bis zum Jahr 2050 soll sich ihr Anteil auf 29 Prozent erhöhen, so die Prognosen (vgl. Pew Research Social & Demographic Trends 2012).

Dem US-Bundesstaat Kalifornien kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Mit mehr als 14 Millionen hispanischer Einwohner besitzt Kalifornien die größte hispanische Bevölkerung des gesamten Landes. Mit einem Bevölkerungsanteil von 39 Prozent stellen die Hispanos dort seit 2014 außerdem die größte ethnische Gruppe noch vor den Weißen, die in Kalifornien nun nur noch einen Bevölkerungsanteil von 38,8 Prozent ausmachen. Einzig New Mexico liegt in prozentualer Hinsicht mit einem hispanischen Bevölkerungsanteil von 47 Prozent noch vor Kalifornien (vgl. Pew Research Center 2014).

Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, welch bedeutende Rolle der spanischen Sprache in Kalifornien zukommt. Die enge Sprachkontaktsituation mit dem Englischen hat außerdem zu einer Reihe linguistischer Kontaktphänomene geführt, die diese Varietät von anderen Varietäten des Spanischen unterscheidet, und von besonderem linguistischem Interesse sind. Daher soll die Varietät des Spanischen in Kalifornien in der vorliegenden Arbeit Gegenstand der Untersuchung sein.

Hierfür sollen im theoretischen Teil zunächst bestimmte Termini erklärt werden, die für das Thema und Verständnis der Arbeit relevant sind, und daher im späteren Verlauf immer wiederkehren werden. Hierzu zählen das Phänomen des Sprachkontaktes sowie die Termini Bilingualismus und Diglossie. In Punkt drei soll dann auf das Spanische in den USA im Allgemeinen eingegangen werden. Zunächst wird eine Betrachtung der historischen Entwicklung stattfinden, und die Frage geklärt werden, wie die spanische Sprache überhaupt in die USA gelangte. Im weiteren Verlauf soll dann näher auf die spanischsprachige Bevölkerung in den USA eingegangen werden. Sowohl Bevölkerungszahlen, als auch die geografische Verteilung der Hispanos in den USA werden eine Rolle spielen. Im Anschluss soll eine genauere Untersuchung der Sprachpolitik und Sprachplanung erfolgen, die in den USA im Laufe der Zeit praktiziert wurden.

Punkt vier wird sich schließlich näher mit der spanischen Sprache in Kalifornien befassen. Im Zentrum soll zunächst die historische Entwicklung der Sprache in dem US-Bundesstaat stehen. Es soll aufgezeigt werden, wie das Spanische nach Kalifornien gelangte, und wie sich die Rolle und das Prestige der Sprache seit der Kolonialzeit bis heute gewandelt haben. Des Weiteren soll eine genauere Betrachtung der kalifornischen Sprach- und Ausländerpolitik erfolgen, die im 20. Jahrhundert prägend war. Punkt fünf wird sich nun näher mit der hispanischen Bevölkerung in Kalifornien befassen. Es wird genauer auf deren Bezeichnung mit dem Begriff ‘Chicanoʼ eingegangen werden, sowie deren Lebens- und Sprachsituation genauer betrachtet werden.

In Punkt sechs soll nun schließlich eine linguistische Untersuchung der Varietät des Spanischen in Kalifornien durchgeführt werden. Im Zentrum des Interesses liegen zunächst die verschiedenen Einflüsse, die die Varietät geprägt haben. Danach sollen die linguistischen Merkmale in den Bereichen Phonologie, Morphosyntax sowie Lexikon genauer untersucht werden. Besonders dem Phänomen des Code-Switchings wird in diesem Zusammenhang auch Beachtung geschenkt werden. Punkt sieben wird der Frage nachgehen, ob es sinnvoll ist, das Spanische in Kalifornien daher mit dem Terminus ‘Spanglishʼ zu bezeichnen. Verschiedene Bewertungen dieser Sprachvarietät werden außerdem aufgezeigt werden, sowie die Bedeutung des Spanglish als kulturelles und identitätsstiftendes Symbol verdeutlicht werden.

In Punkt acht wird es schließlich um die Zukunft der spanischen Sprache in Kalifornien gehen. Es soll der Frage nachgegangen werden, ob zukünftig mit einem Spracherhalt in Kalifornien gerechnet werden kann, oder ob man von einem Sprachverlust ausgehen muss. Verschiedene Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen, werden aufgezeigt, sowie Zukunftsprognosen aus wissenschaftlicher Sicht vorgestellt. Zuletzt soll schließlich der Frage nachgegangen werden, warum eine Förderung des Spracherhalts sinnvoll erscheint. In Punkt neun sollen die Ergebnisse der Arbeit nochmals kurz zusammengefasst und ein Fazit gezogen werden.

2. Theoretisches: Definitionen und Begriffsklärungen

Wer sich mit dem Spanischen in Kalifornien befasst, wird unweigerlich auf immer wiederkehrende Termini stoßen, die für ein Verstehen dieser Sprachsituation bedeutend sind. Zu diesen zählen das Phänomen des Sprachkontaktes sowie die Begrifflichkeiten Bilingualismus und Diglossie. Im weiteren Verlauf der Arbeit sollen diese Termini daher genauer erklärt werden.

2.1 Sprachkontakt

„Decimos que dos o más lenguas están en contacto cuando conviven en el mismo espacio geográfico y son usadas por los mismos individuos, [...]” (Silva-Corvalán 2001: 269). Bechert/Wildgen unterscheiden außerdem zwischen einer psycholinguistischen und einer soziolinguistischen Bestimmung des Begriffs. Erstere bezieht sich vollkommen auf die Individuen und interessiert sich dafür, was in diesen beim alternativen Gebrauch von verschiedenen Sprachen vorgeht. Bei einer soziolinguistischen Begriffsbestimmung sprechen wir dann von Sprachkontakt, wenn die verschiedenen Sprachen abwechselnd von derselben Gruppe verwendet werden. Bei der psycholinguistischen Begriffsbestimmung sind also die sprechenden Individuen Ort des Sprachkontaktes, bei der soziolinguistischen Begriffsbestimmung die Gruppe im Ganzen (vgl. Bechert/Wildgen 1991: 1).

Als mögliche Ursachen von Sprachkontakt nennt Pelzer unter anderem die Massenmedien, Internationalisierung, Krieg, Besetzung und Annexion, Bildung und Kultur sowie Emigration und Immigration. Eine wichtige Konsequenz von Sprachkontakt sieht sie in der Tatsache, dass er in der Regel zu irgendeiner Form von Bilingualismus führt (vgl. Pelzer 2006: 13f). Dieser Begriff soll daher im Folgenden detaillierter betrachtet werden.

2.2 Bilingualismus

Unter Bilingualismus versteht man ganz allgemein die Zweisprachigkeit, sprich die Beherrschung zweier Sprachen (vgl. Linguistisches Wörterbuch 1990: Bilingualismus), welche sich wiederum auf ein Individuum, jedoch auch auf eine gesellschaftliche Gruppe beziehen kann (vgl. Hullmann 2010: 17). Laut Bechert/Wildgen wird allerdings oft, wenn von letzterem Fall die Rede ist, ausdrücklich darauf hingewiesen durch Verwenden des Begriffes gesellschaftliche Zweisprachigkeit. Folglich rückt der Begriff Sprachkontakt also die beteiligten Sprachen ins Zentrum des Interesses, während Bilingualismus sich auf die Eigenschaften der sprechenden Individuen beziehungsweise Gruppen bezieht (vgl. Bechert/Wildgen 1991: 1f).

Bezüglich einer detaillierteren Bestimmung des Terminus Bilingualismus herrscht in der Literatur keinerlei Einigkeit. Vorhandene Definitionen reichen von sehr eng gefassten wie bei Bloomfield, bis zu weiter gefassten wie bei Haugen oder gar Macnamara. Nach Bloomfield darf sich nur zwei- beziehungsweise mehrsprachig nennen, wer die beteiligten Sprachen von Kindesbeinen an erworben hat, und gleichermaßen perfekte Kenntnisse sowohl der gesprochenen als auch der geschriebenen Sprache vorweisen kann (vgl. Lüdi 1996: 234). Bloomfields Definition von Bilingualismus als „native-like control of two languages“ (Bloomfield 1935: 56) ist für unser heutiges Verständnis sicherlich zu eng gefasst.

Die heutige Linguistik tendiert eher zu einer weiter gefassten Definition, wie sie zum Beispiel bei Haugen zu finden ist. Für ihn beginnt Bilingualismus an dem Punkt, wo ein Sprecher einer Sprache vollständige und bedeutungsvolle Äußerungen in einer anderen Sprache formulieren kann (vgl. Haugen 1969: 7). Macnamara geht sogar noch weiter und schlägt vor, bereits diejenigen Sprecher als bilingual zu bezeichnen, die eine minimale Kompetenz in einer der vier Sprachkompetenzen, d.h. im Sprechen, im Schreiben, im Hör- oder im Leseverstehen, besitzen, und zwar in Bezug auf eine andere Sprache als deren Muttersprache (vgl. Hamers/Blanc 2000: 6).

Wenn also im weiteren Verlauf der Arbeit von Bilingualismus in den USA bezüglich der hispanischen Bevölkerung die Rede ist, so muss man sich immer vor Augen halten, dass der Begriff sämtliche Kompetenzstufen von Zweisprachigkeit einschließen kann. Es wird für diese Arbeit also eine weiter gefasste Definition, wie sie zum Beispiel Haugen vorschlägt und heute üblich ist, zugrunde gelegt. Denn so vielfältig die Menschen hispanischer Herkunft in den USA sind, so differenziert sind auch ihre Sprachkenntnisse.

Die Gründe für Zwei- beziehungsweise Mehrsprachigkeit von Individuen sind vielfältiger Natur. Zu den Gründen, die bereits unter dem Punkt Sprachkontakt genannt wurden, ließen sich an dieser Stelle folgende hinzufügen: Heirat mit Anderssprachigen, Leben in Sprachgrenzgebieten oder in sprachlich heterogenen Regionen sowie geographische Mobilität. Entsprechend vielfältig ist ebenso der Zeitpunkt des Erwerbs der zweiten Sprache. Man unterscheidet zwischen simultanem Erwerb, wie dies zum Beispiel beim doppelten Erstspracherwerb der Fall ist, und einem sukzessiven Erwerb. Letzterer kann im Rahmen der Alltagskommunikation als ungesteuerter Zweitspracherwerb erfolgen, als auch in gesteuerter Form im Rahmen von Fremdsprachenunterricht (vgl. Lüdi 1996: 234f).

In Folge von Bilingualismus beziehungsweise Sprachkontakt kann es zu verschiedenen sprachlichen Phänomenen kommen, wie zum Beispiel dem Codeswitching, Entlehnungen oder Transferenz- und Interferenzerscheinungen. Auf diese Erscheinungen soll in Punkt 6 näher eingegangen werden. Eine weitere mögliche Konsequenz kann der Sprachwechsel beziehungsweise Sprachverlust im Gegensatz zum Spracherhalt darstellen. Hierzu wird in Punkt 8 nochmals detaillierter Stellung genommen (vgl. Bechert/Wildgen 1991: 2ff).

2.3 Diglossie

Der Begriff Diglossie wurde im 19.Jahrhundert geprägt (vgl. Lüdi 1996: 237). Bereits für Psichari (1928) bezeichnet er eine Sprachsituation, in der zwei linguistische Varietäten so miteinander in Beziehung stehen, dass die eine Varietät der anderen übergeordnet ist. Als Beispiel nennt er das Katharevoussa in Griechenland, welches als Schriftsprache dient und bei formalen und offiziellen Anlässen Verwendung findet, wogegen der Gebrauch des Demotiki als Volks- und Familiensprache auf die mündliche Kommunikation beschränkt ist (vgl. Zimmermann 1992: 341).

Ferguson (1959) verstand unter Diglossie die funktionale Verwendung verschiedener Varietäten ein und derselben Sprache. Diese bezeichnete er als High Variety (= H-Varietät) und als Low Variety (= L-Varietät), wobei erstere in Institutionen wie Schule und Universität gelernt wird, geschriebene literarische Kultur vermittelt, und sich an einem höheren sozialen Prestige erfreut. Die Funktion der H-Varietät beschränkt sich also auf formelle Kommunikationssituationen und wird in öffentlichen Sphären verwendet. Die L-Varietät wird im Gegensatz dazu als Muttersprache erworben, ist nicht standardisiert und besitzt in der Regel eine weniger komplexe Grammatik als die H-Varietät. Sie kommt bei informellen Situationen zum Gebrauch, und ist folglich den Bereichen Familie und Freunde vorbehalten. Nach Ferguson findet also eine funktionelle Verteilung der Varietäten auf verschiedene Domänen statt. Als Beispiele nennt er die Schweiz, wo das Hochdeutsche als H-Varietät, und das Schweizerdeutsch als L-Varietät dient, oder Haiti mit Französisch als H- und Haitianischem Kreol als L-Varietät (vgl. Riehl 2009: 15f).

Obwohl für Ferguson die Diglossiesituation durch Stabilität und Dauer ausgezeichnet ist, gibt er zu bedenken, dass sie durch bestimmte Faktoren zum Kippen gebracht werden kann. Hierzu zählt zum Beispiel der Wunsch einer Sprechergemeinde nach einer Nationalsprache, die voll funktionsfähig ist, oder die soziale Stigmatisierung der L-Varietät, die zu deren Verschwinden beitragen kann (vgl. ebd.: 16).

Fishman (1967) hat in der Folge Fergusons Diglossie-Konzept aufgegriffen und erweitert. Während bei Ferguson die H- und die L-Varietät ein und derselben Sprache angehören, so ist für Fishman eine Situation auch dann diglossisch, wenn es sich um zwei verschiedene Sprachen handelt. In jedem Fall aber ist Diglossie ein gesellschaftliches Arrangement, das die Zweisprachigkeit institutionell verankert hat. Auch für Fishman ist die L-Varietät hierbei in der Regel die Muttersprache, wogegen die H-Varietät außerhalb des Familienkreises und oftmals in Institutionen erworben oder gelernt wird. Um nicht gegen die Regeln der kommunikativen Kompetenz zu verstoßen, ist es außerdem wichtig, die richtige Sprache im passenden Kontext zu verwenden. Es ist also ebenso unangebracht, die L-Varietät in einem universitären Kontext zu gebrauchen, als auch die H-Varietät zur alltäglichen, familiären Kommunikation heranzuziehen. Während sich für Fishman der Terminus Bilingualismus vor allem auf Individuen bezieht, so handelt es sich bei der Diglossie ausschließlich um ein gesellschaftliches Phänomen (vgl. ebd.: 16f).

Heute wird dem Begriff Diglossie eine weiter umfassende Definition zugrunde gelegt und schließt auch Situationen ein, in denen die beteiligten Varietäten unterschiedlichen Sprachen angehören, oder die nicht dem üblichen Schema High vs. Low folgen. Als diglossisch beschreibt man eine Sprachsituation heute außerdem auch dann, wenn sie nur eine kleine Minderheit innerhalb eines Landes betrifft oder weniger stabil ist, so wie dies häufig bei Migrationssituationen der Fall ist (vgl. Lüdi 1996: 237).

3. Das Spanische in den USA

3.1 Historisches: Wie das Spanische in die USA kam

3.1.1 Kolonialisierung und politische Entwicklungen bis zum 19. Jahrhundert

Um zu verstehen, warum der spanischen Sprache in den USA heute eine so große Bedeutung zukommt, ist ein Blick in die Geschichte unumgänglich. Denn die Präsenz des Spanischen im heutigen Staatsgebiet der USA ist kein neues Phänomen, sondern reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Alles begann im Jahre 1513, als das Spanische mit dem Entdecker Juan Ponce de León nach Florida getragen wurde. Die erste permanente Siedlung entstand jedoch erst ein halbes Jahrhundert später, als im Jahre 1565 Franziskanermönche San Augustín an der Ostküste Floridas gründeten (vgl. Herling 2012: 59).

Schrittweise besetzten die spanischen Eroberer immer mehr Gebiete, welche den Namen Spanish Borderlands tragen würden, darunter Florida, Louisiana und der Südwesten, wo das Spanische seit Mitte des 17. Jahrhunderts zur Prestigesprache wurde, und diesen Status noch bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts behalten sollte (vgl. Silva-Corvalán 2001: 298).

Bereits im Jahre 1536 begannen die Spanier ihre Entdeckungsreisen durch Texas und New Mexico. Die ersten Siedler ließen sich um 1598 in New Mexico nieder, während man in Texas die erste permanente spanische Siedlung um 1659 errichtete. In Colorado wiederum entstand die erste Siedlung erst rund 200 Jahre später, gegründet von Bauern aus New Mexico im Jahre 1851. Auch Arizona wurde von spanischen Entdeckern bereits seit 1530 erkundet. Nicht vor dem Jahr 1700 sollte hier jedoch die erste Mission, gegründet von jesuitischen Missionaren, entstehen. Daraufhin folgte die erste permanente Festung um 1752. Kalifornien war schließlich die letzte Region im amerikanischen Südwesten, die ab dem Jahre 1769 von Spaniern kolonialisiert wurde. Im späteren Verlauf dieser Arbeit soll im Kapitel 4 näher auf die Geschichte des Spanischen in Kalifornien eingegangen werden (vgl. ebd.: 298f).

Das 19. Jahrhundert kennzeichnet sich allerdings durch einige politische Veränderungen. Nach und nach verlor Spanien an politischem Einfluss auf dem nordamerikanischen Kontinent. So hörte im Jahre 1801 Louisiana auf, unter spanischer Herrschaft zu stehen, gefolgt von Florida um 1821. Die Gebiete waren fortan Teil der Vereinigten Staaten von Amerika (vgl. Herling 2012: 59).

Mit der Unabhängigkeit Mexikos von Spanien im Jahr 1821, gingen auch die Gebiete unter abermals spanischer Herrschaft im Südwesten verloren. Diese blieben jedoch nicht lange unter mexikanischer Verwaltung, denn bereits fünfzehn Jahre später erklärte sich Texas für unabhängig von Mexiko. Mit Ende des zweijährigen Mexikanisch-Amerikanischen Krieges im Jahr 1848, gingen mit Unterzeichnung des Vertrages von Guadalupe Hidalgo alle Gebiete westlich von Texas an die Siegermacht USA. Texas und Kalifornien wurden 1845 beziehungsweise 1850 Teil der Vereinigten Staaten von Amerika, gefolgt von Colorado um 1876 (vgl. Silva-Corvalán 2001: 299).

Wie deutlich wurde, reicht die Präsenz des Spanischen auf dem nordamerikanischen Kontinent zwar bis ins 16.Jahrhundert zurück; die Erklärung jedoch für seine heutige Stellung in den USA als quantitativ zweitstärkste Sprache nach dem Englischen, ist in den massiven Einwanderungswellen aus Mittel – und Südamerika im Laufe des 20. Jahrhunderts zu suchen, die eine drastische Erhöhung der hispanischen Bevölkerung zur Folge hatten (vgl. Herling 2012: 59f). Auf diese soll im Folgenden näher eingegangen werden.

3.1.2 Einwanderungswellen im 20. Jahrhundert

Die erste massive Einwanderungswelle wurde 1910 mit der mexikanischen Revolution ausgelöst, die einen enormen Anstieg an mexikanischen Immigranten mit sich brachte. In Folge der Revolution kam es in Mexiko zum Bürgerkrieg sowie zur Durchführung einer Agrarreform. Diese Ereignisse führten nicht nur dazu, dass sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen im Land rapide verschlechterten, sondern forderten zudem auch viele Todesopfer. Dies löste eine massenhafte Auswanderungswelle im Land aus, da viele Mexikaner in der Hoffnung auf ein besseres Leben ins Nachbarland USA emigrierten (vgl. Winkelmann 2007: 6).

Die beiden Weltkriege führten in den Jahren darauf außerdem zu erneuten massiven Einwanderungswellen von Mexikanern in die USA. Grund dafür war, dass sie nun als billige Arbeitskräfte sehr gefragt waren. Während des Zweiten Weltkrieges wurde sogar ein Vertrag zwischen Mexiko und den USA für Arbeitsmigranten ausgehandelt. Im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts kamen täglich neue mexikanische Einwanderer legal und illegal ins Land, die teilweise direkt an den Grenzposten der USA abgefangen und wieder zurückgeschickt werden. Die enormen ökonomischen Unterschiede zwischen den USA und Mexiko treiben viele dazu, ihr Glück in den USA zu suchen, und anderen, die bereits zuvor ausgewandert sind, nachzueifern, immer in der Hoffnung, bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen vorzufinden. Die Mexikaner sind heute die am stärksten vertretene hispanische Gruppe in den USA und leben hauptsächlich im Süden und Südwesten der USA, also Bundesstaaten wie Kalifornien, Arizona, New Mexico und Texas, die zum einen an Mexiko grenzen, zum anderen aber auch bereits früher zu Mexiko beziehungsweise dem Vizekönigreich Spanien gehörten (vgl. ebd.).

Nicht nur die Mexikaner trugen jedoch die hispanische Kultur und die spanische Sprache im Laufe des 20. Jahrhunderts und bis heute in die Vereinigten Staaten. Nachdem Spanien im Jahr 1898 den Spanisch-Amerikanischen Krieg endgültig verloren hatte, musste es Puerto Rico an die USA abtreten. Erneut wurde so bis dato spanischsprachiges Gebiet zum Teil der USA. Im Jahr 1917 erhielten die Puertoricaner die US-Staatsbürgerschaft, und man billigte ihnen eine eingeschränkte Selbstverwaltung zu. Auch nach Gründung des Puertoricanischen Commonwealth im Jahr 1952 blieb die Karibikinsel weiterhin in hohem Maße abhängig von den USA, und Unabhängigkeitsbewegungen wurden nie wirklich durchgesetzt. Schlechte ökonomische Bedingungen auf Puerto Rico lösten in Folge des Zweiten Weltkrieges ebenfalls Masseneinwanderungen in die USA aus. Die Überbevölkerung auf der Insel hat außerdem ihren Beitrag dazu geleistet (vgl. ebd.: 7).

Die Immigration aus Puerto Rico, wo die Hauptsprache heute immer noch Spanisch ist, hält ebenfalls bis heute an. Rund die Hälfte aller Puertoricaner lebt heute auf dem Festland, wobei es die meisten nach New York und in den Nordosten des Landes zieht. Aufgrund ihrer US-Zugehörigkeit brauchen die Puertoricaner aber keine Green Card, um in die USA einwandern zu dürfen, und besitzen somit einen Sonderstatus unter den Hispanos (vgl. ebd.).

Nach den Mexikanern und den Puertoricanern sind die Kubaner die drittgrößte Gruppe an Hispanos, die im Laufe des 20. Jahrhunderts massenhaft in die USA auswanderten, und somit ihre Sprache und Kultur mitbrachten. Auch sie besitzen aufgrund der besonderen politischen Verhältnisse zwischen den USA und Kuba einen Sonderstatus. Kuba wurde ebenfalls im Jahr 1898 an die USA abgetreten. Vier Jahre später wurde es dann allerdings zur unabhängigen Republik erklärt, wenn auch die USA das Interventionsrecht in den Jahren von 1901 bis 1934 behielten. Im Jahr 1958 wurde schließlich eine massenhafte Immigrationswelle von Kubanern in die USA ausgelöst, nachdem Fidel Castro den Präsidenten Batista stürzte und die Macht übernahm. Große wirtschaftliche Umwälzungen waren die Folge. Während Kuba mit der Sowjetunion sympathisierte, nahm es im Hintergrund des Kalten Krieges eine immer feindlichere Haltung gegenüber den USA ein. 10 Prozent der Bevölkerung Kubas sah sich gezwungen ihr Land zu verlassen, wobei die meisten von ihnen in den USA Exil ersuchten. Aufgrund von enormen wirtschaftlichen Problemen im Land kam es im Jahr 1994 erneut zu einer Massenauswanderung von Kubanern in die USA (vgl. ebd.: 8).

Die meisten Kubaner leben heute in dem nur 90 Meilen der Heimat entfernten Florida. Miami, was außerdem ein ähnliches Klima aufweist wie Kuba, ist nach Havanna die Stadt mit den meisten kubanischen Einwohnern. Die Kubaner unterscheiden sich insofern von anderen hispanischen Gruppen in den USA, als dass sie ihren Aufenthalt dort oftmals nur als temporär ansahen. Viele wanderten dorthin aus, in der Hoffnung eines Tages nach Kuba zurückkehren zu können, sobald sich die wirtschaftliche und politische Lage dort stabilisieren würde. Dies lag auch im Interesse der USA, und so erfuhren viele Kubaner Unterstützung von der US-Regierung, indem man ihnen beispielsweise Arbeit bei der CIA beschaffte. Außerdem unterscheiden sich viele der politischen Flüchtlinge aus Kuba von anderen hispanischen Immigranten durch ihr im Allgemeinen höheres Bildungsniveau. Viele Kubaner kommen aus der höheren Gesellschaftsschicht, und trugen durch ihre qualifizierte Arbeitskraft zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung Miamis bei. Auch bildeten die Kubaner weniger häufig als andere hispanische Gruppen die ungeliebten Slums, und erfreuen sich daher auch einer größeren Beliebtheit unter den Amerikanern als andere Hispanos (vgl. ebd.).

So ist also das komplette letzte Jahrhundert bis heute durch andauernde hispanische Einwanderung in die USA geprägt. Die Menschen zieht es aus sämtlichen spanischsprachigen Ländern Mittel – und Südamerikas sowie aus Spanien selbst in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wobei politische und ökonomische Faktoren einer der bedeutendsten Beweggründe dafür sind, ihre Heimatländer zu verlassen (vgl. Silva-Corvalán 2001: 301).

3.2 Die hispanische Bevölkerung in den USA

3.2.1 Bevölkerungszahlen

Die Daten der neuesten Volkszählung der USA, die alle zehn Jahre stattfinden, machen den rasanten Anstieg der ethnischen Vielfalt des Landes unverkennbar. Aus dem US Census von 2010 geht hervor, dass die Gruppe der Hispanos nicht nur zahlenmäßig und prozentual die mit Abstand größte Gruppe ist, sondern auch diejenige, die am schnellsten wächst. Der US Census erstellt ein Panorama über die hispanische Bevölkerung in den USA, und gibt Aufschluss über Bevölkerungswachstum und geografische Verteilung auf nationaler Ebene. Dazu wurden die Menschen, die in den USA leben, nach ihrer hispanischen Herkunft gefragt, und sollten die Frage, je nach dem wie sie sich selbst identifizieren, beantworten. Folgende Definition wurde der hispanischen oder latino Herkunft zu Grunde gelegt: „‘Hispano o latinoʼ se refiere a una persona cubana, mexicana, puertorriqueña, centro o sudamericana, o bien, de otro origen o cultura española, independientemente de la raza” (US Census/La Población Hispana 2010: 2).

Wie aus nachfolgender Tabelle hervorgeht, lebten im Jahr 2010 insgesamt 308,7 Millionen Menschen in den USA, von denen 50,5 Millionen hispanischen Ursprungs waren, was einem Anteil von 16 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Zehn Jahre zuvor betrug die Anzahl der Menschen mit hispanischer Herkunft noch 35,3 Millionen beziehungsweise 13 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit sind die Hispanos die Bevölkerungsgruppe der Vereinigten Staaten, die von 2000 bis 2010 am schnellsten gewachsen ist. Die hispanische Bevölkerung wuchs in diesen Jahren um 15,2 Millionen, was mehr als die Hälfte des Wachstums der Gesamtbevölkerung (27,3 Millionen) ausmachte. Dies entspricht einem Bevölkerungsanstieg der Hispanos von 43 Prozent – also viermal so viel wie der Anstieg der Gesamtbevölkerung, welcher knapp 10 Prozent betrug (vgl. ebd.: 2f). Neben der anhaltenden Immigration, ist vor allem die hohe Geburtenrate unter hispanischen Frauen der Hauptgrund für das starke Bevölkerungswachstum. Während weiße, angloamerikanische Frauen durchschnittlich 1,8 Kinder bekommen, liegt die Zahl unter hispanischen Frauen bei 2,4 Kindern (vgl. Pew Research/ Fertility rates 2012).

Tabelle 1: Bevölkerung mit hispanischer Herkunft: 2000 und 2010

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: US Census/La Población Hispana 2010: 3).

Wie in der Tabelle außerdem zu erkennen, variierte das Bevölkerungswachstum je nach Gruppe der Hispanos. Die Bevölkerung mit mexikanischer Herkunft betrug im Jahr 2000 noch 20,6 Millionen, und stieg im Laufe der folgenden zehn Jahre um 11,2 Millionen an, sodass sie im Jahr 2010 bei 31,8 Millionen lag. Dies entspricht einem Bevölkerungswachstum der Menschen mit mexikanischer Herkunft um 54 Prozent. Damit repräsentierten die Mexikaner rund drei viertel des Anstiegs von 15,2 Millionen der gesamten hispanischen Bevölkerung in den Jahren 2000 bis 2010. Die Bevölkerung, die ihren Ursprung in Puerto Rico hat, wuchs um 36 Prozent, und stieg von 3,4 Millionen im Jahr 2000 auf 4,6 Millionen im Jahr 2010. Die Bevölkerung mit kubanischen Wurzeln stieg binnen dieser zehn Jahre von 1,2 Millionen auf 1,8 Millionen, was einem Wachstum von 44 Prozent entspricht. Diejenige Bevölkerungsgruppe, die eine andere hispanische Herkunft angab, wuchs um 22 Prozent, von 10 Millionen auf 12,3 Millionen (vgl. ebd.: 4).

Wie aus obiger Tabelle des Weiteren hervorgeht, sind unter den 12,3 Millionen Menschen, die sich im Jahr 2010 als Hispanos anderer hispanischer Herkunft klassifizierten, rund 1,4 Millionen Menschen aus der Dominikanischen Republik, 4 Millionen aus Zentralamerika (abgesehen von Mexiko), 2,8 Millionen waren südamerikanischer Herkunft, 635.000 kamen aus Spanien, und 3,5 Millionen gaben allgemeine Begriffe an, wie hispano oder latino. Unter den Menschen, die ihre Wurzeln in Zentralamerika (außer Mexiko) hatten, bildeten diejenigen aus El Salvador die größte Gruppe mit 1,6 Millionen, gefolgt von denen aus Guatemala mit 1 Million und denen aus Honduras mit 633.000. Unter den Südamerikanern überwiegten die Kolumbianer mit 909.000 Menschen, gefolgt von den Ecuadorianern mit 565.000 und den Peruanern mit 531.000 (vgl. ebd.).

Auch wenn die Menschen aus Mexiko, Puerto Rico und Kuba die größten Gruppen hispanischer Herkunft in den USA darstellten, so wuchsen sie in prozentualer Hinsicht dennoch etwas weniger als manch andere Gruppe. Die Bevölkerung aus Spanien hielt den Rekord mit dem größten prozentualen Bevölkerungsanstieg innerhalb ihrer Gruppe. Sie war im Jahr 2010 sechsmal so groß wie zehn Jahre zuvor, mit einem Anstieg von 100.000 auf insgesamt 635.000. Andere hispanische Gruppen, die aus Ländern Zentral- oder Südamerikas stammten (Uruguay, Honduras, Guatemala, El Salvador, Bolivien, Venezuela, Paraguay, Peru, Argentinien und Ecuador) zeigten ebenfalls hohe prozentuale Bevölkerungsanstiege um über das Doppelte ihrer jeweiligen Bevölkerungszahlen (vgl. ebd.).

Die nachfolgende Abbildung gibt des Weiteren anschaulich zu erkennen, dass die Menschen mit mexikanischer Herkunft im Jahr 2010 mit einem Anteil von 63 Prozent die größte hispanische Gruppe in den USA bildeten. Die zweitgrößte Gruppe bildeten mit rund 9 Prozent die Menschen, die ihre Wurzeln in Puerto Rico hatten. Die kubanische Bevölkerung lag an dritter Stelle mit einem Anteil von 4 Prozent an der gesamten hispanischen Bevölkerung in den USA. Diese drei Gruppen repräsentierten im Jahr 2010 zusammen also rund drei Viertel der gesamten hispanischen Bevölkerung, die in den USA lebte (vgl. ebd.: 4f).

Abbildung 1: Prozentuale Verteilung der hispanischen Bevölkerung nach Herkunft: 2010

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: US Census/La Población Hispana 2010: 5).

3.2.2 Geografische Verteilung

Im Jahr 2010 lebten 41 Prozent der Menschen mit hispanischer Herkunft im Westen des Landes, und 36 Prozent lebten im Süden. Damit lebten also mehr als drei Viertel der gesamten hispanischen Bevölkerung der USA im Westen und im Süden. Im Nordosten der USA lebten 14 Prozent, und im Mittleren Westen lebten 9 Prozent der hispanischen Bevölkerung (vgl. US Census/La Población Hispana 2010: 5).

Im Westen der USA stellten die Hispanos 29 Prozent der Gesamtbevölkerung. Damit ist der Westen die einzige Region, in der die Hispanos das nationale Level von 16 Prozent sogar noch übertreffen. Im Süden des Landes machten die Hispanos 16 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, im Nordosten 13 Prozent, und im Mittleren Osten repräsentierten sie 7 Prozent der Gesamtbevölkerung (vgl. ebd.).

Zwischen 2000 und 2010 stieg die hispanische Bevölkerung in jeder Region des Landes an. Am bedeutsamsten war der Anstieg jedoch im Süden und im Mittleren Westen. Im Süden betrug der Anstieg der hispanischen Bevölkerung 57 Prozent, also viermal so viel wie der Anstieg der Gesamtbevölkerung in derselben Region. Im Mittleren Westen wuchs die hispanische Bevölkerung um bedeutsame 49 Prozent, was ein zwölfmal so hohes Wachstum darstellt wie das der Gesamtbevölkerung im Mittleren Westen. Auch wenn das Bevölkerungswachstum der Hispanos im Westen und Nordosten des Landes nicht genauso rasant vor sich ging, so konnte man mit 34 beziehungsweise 33 Prozent dennoch signifikante Wachstumsraten verzeichnen, was wiederum mehr als ein doppelt so hohes, beziehungsweise zehnmal so hohes Wachstum darstellt im Vergleich zum gesamten Bevölkerungswachstum der Regionen (vgl. ebd.: 5ff).

Folgende Abbildung zeigt außerdem die prozentuale Verteilung der hispanischen Bevölkerung nach US-Bundesstaaten:

Abbildung 2: Prozentuale Verteilung der hispanischen Bevölkerung nach Bundesstaaten: 2010

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: US Census/La Población Hispana 2010: 7).

Die Abbildung macht deutlich, dass mit rund 28 Prozent die meisten Hispanos im Bundesstaat Kalifornien leben. Gefolgt wird Kalifornien von Texas, wo rund 19 Prozent aller Hispanos leben. Florida steht an dritter Stelle gefolgt von New York. Dort leben jeweils rund 8 beziehungsweise 7 Prozent aller Hispanos (vgl. ebd.: 7).

Nachfolgende Tabelle veranschaulicht außerdem, in welchen US-Bundesstaaten die Hispanos aus Mexiko, Puerto Rico und Kuba, das heißt den drei zahlenmäßig größten Gruppen, im Jahr 2010 lebten:

Tabelle 2: Verteilung der drei hispanischen Hauptgruppen nach Bundesstaat: 2010

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: US Census/La Población Hispana 2010: 8).

Wie aus der Tabelle ersichtlich, lebten von den rund 31,8 Millionen Mexikanern, die insgesamt in den Vereinigten Staaten lebten, im Jahr 2010 rund 11,4 Millionen allein in Kalifornien, gefolgt von Texas, wo rund 8 Millionen Mexikaner lebten, und Arizona mit rund 1,7 Millionen. Diejenigen, die aus Puerto Rico stammen, lebten mit rund 1,1 Millionen vorwiegend in New York, wohingegen die Kubaner mit rund 1,2 Millionen Menschen hauptsächlich in Florida lebten (vgl. ebd.: 8).

3.3 Sprachplanung und -politik in den USA

3.3.1 Sprachplanung: Definition

In Anlehnung an Cooper bezieht sich Sprachplanung auf die Bemühungen auf das Sprachverhalten einer Sprachgemeinschaft hinsichtlich deren Spracherwerb, deren sprachlicher Struktur und deren funktionaler Verwendung verschiedener sprachlicher Codes Einfluss zu nehmen (vgl. Cooper 1989: 45). Dies kann sowohl durch offizielle Regierungsbehörden geschehen, als auch durch bedeutende Schriftsteller und Verleger, welche dazu in der Lage sind, sprachliches Verhalten zu beeinflussen.

Weinstein betont außerdem, dass Sprachplanung auch als Instrument von führenden Kräften einer Gemeinschaft genutzt werden kann, die danach streben, die Gesellschaft zu verändern. Dies impliziert auch immer eine gewisse Skepsis gegenüber ‘natürlichenʼ Kräften, die Veränderungen bewirken, weshalb ein staatliches und rationales Intervenieren vorgezogen wird (vgl. Weinstein 1983: 37).

Oftmals wird Sprachplanung als Versuch dargestellt, der dazu diene, sprachliche Probleme zu lösen. Tatsächlich jedoch liefert uns die Geschichte den Beweis dafür, dass der Versuch Sprache zu planen, in vielen Fällen eher die Verursachung von Sprachproblemen zur Folge hatte. Dies trifft in besonderem Maße dann zu, wenn Sprachplanung darin resultiert, Mitgliedern einer gewissen Sprachgemeinschaft ihrer Sprachrechte zu berauben, und ihnen den sprachlichen Zugang zu sozialen, ökonomischen und politischen Privilegien, sowie zu Bildungsmöglichkeiten zu verweigern (vgl. Wiley 2004: 320).

Inwiefern dies auf sprachpolitische Entscheidungen und Gesetzgebungen in den USA zutrifft, wird im weiteren Verlauf verdeutlicht werden.

3.3.2 US-amerikanische Sprachpolitik im Laufe der Zeit

Zu Gründerzeiten und in den Jahrhunderten danach waren sprachpolitische Entscheidungen auf US-amerikanischem Boden in vielerlei Hinsicht toleranzorientiert, was die Denkweise der Mehrheit der Gründerväter wiederspiegelte. Während die sprachliche Vielfalt der europäischen Einwanderer lange Zeit toleriert wurde, traf dies jedoch nicht auf die afrikanischen Sklaven zu, welchen verboten wurde, in ihren Muttersprachen zu kommunizieren. Die amerikanischen Ureinwohner erlitten dasselbe Schicksal. Ein sprachlicher und kultureller Genozid waren die Folge dieser repressiven Sprachpolitik, welche die zwanghafte Assimilation an die angloamerikanische Sprache und Kultur zum Ziel hatte (vgl. Wiley 2004: 325ff).

Die anfängliche Toleranz gegenüber anderen europäischen Sprachen nahm mit Einbruch des Ersten Weltkrieges ein rasches Ende. Es begann eine Ära, die geprägt war durch ein extrem xenophobes Klima, begleitet von einem übersteigerten Patriotismus, was die radikale Unterdrückung anderer Sprachen als dem Englischen zur Folge hatte. Deutschsprachige US-Amerikaner, die zu der Zeit die größte sprachliche Minderheit darstellten, wurden stigmatisiert und teilweise gar verfolgt. Die Unterlassung der Verwendung der deutschen Sprache wurde strikt gefordert, und bei Nichteinhaltung waren harte körperliche Strafen zu erwarten (vgl. ebd.: 327).

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden im Zuge der Bürgerrechtsbewegung die Weichen gelegt für ein toleranteres Amerika, das sich mehr und mehr der Toleranz und Anerkennung der sprachlichen und kulturellen Vielfalt seiner Bürger verschrieb. Das Bürgerrechtsgesetz von 1964 setzte der Rassentrennung und der Diskriminierung von Afro-Amerikanern in sämtlichen Gesellschaftsbereichen ein Ende. Dadurch wurde auch die Grundlage für ein Umdenken in der Sprachpolitik geschaffen. Minderheitensprachen erfuhren eine Aufwertung, und bilinguale Unterrichtsangebote wurden in Folge des Bilingual Education Act von 1968 ausgebaut. Angesichts des rapiden Anstiegs hispanischer Einwanderer, die aufgrund mangelnder Englischkenntnisse gravierende Bildungsdefizite aufwiesen, sollte durch das Gesetz die Bildungsförderung von sprachlichen Minderheiten gefördert werden (vgl. Winkelmann 2007: 31).

[...]

Ende der Leseprobe aus 68 Seiten

Details

Titel
Spanisch in Kalifornien
Hochschule
Universität Mannheim
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
68
Katalognummer
V282133
ISBN (eBook)
9783656847106
ISBN (Buch)
9783656847113
Dateigröße
1720 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
spanisch, kalifornien
Arbeit zitieren
Julia Ruf (Autor:in), 2014, Spanisch in Kalifornien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282133

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