Samuel Richardsons "Pamela". Inhalt, Form und zeitgenössische Rezeption


Referat (Ausarbeitung), 1993

12 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Inhalt und literarische Einordnung des Romans

3. Henry Fieldings „Shamela“ als Reaktion auf Richardsons Werk

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Samuel Richardson wurde 1689 als Sohn eines Schreiners in Derbyshire geboren. Er erhielt keine höhere Schulbildung, d. h., er besaß keine Latein- oder Griechischkenntnisse und konnte sicherlich nicht als Gentleman oder Gelehrter bezeichnet werden.[1] Nach seinem Schulabschluss ging er in London als Drucker in die Lehre. Er machte sich später in der Fleet Street selbstständig, heiratete die Tochter des Druckers, bei dem er in die Lehre gegangen war.[2] Er wurde als Drucker immer bekannter, sein beruflicher Erfolg verhalf ihm zu gesellschaftlichem Ansehen.[3] Samuel Richardson starb 1761.

Aber wie kam Richardson zur Schriftstellerei?

Bevor Richardson Romanschriftsteller wurde, hatte er sich in Verbindung mit seinem Beruf als Drucker mit dem Schreiben beschäftigt. So bekam er häufiger Aufträge, Widmungen und Vorworte zu Büchern zu verfassen. Von zwei Buchhändlern wurde er dazu gedrängt, einen sogenannten Briefsteller zu verfassen, d. h. ein Buch mit Musterbriefen für verschiedenste Gelegenheiten, z. B. wie man sich um Arbeitsplätze bewirbt, sich brieflich entschuldigt usw. In diesem Briefsteller gab es auch eine Reihe von Briefen, in denen ein Dienstmädchen ihren Vater um Rat fragt, weil sie von ihrem Herrn bedrängt wird. Richardson bemerkte seine Fähigkeit, sich brieflich auszudrücken und die neuen Möglichkeiten der Darstellung in der Briefform.[4] Richardson kam die Idee, diesen Leitfaden zu einem „belehrenden Roman auszuweiten“[5]. So entwickelte sich aus dem Motiv des Dienstmädchens der Briefroman Pamela, der 1740 veröffentlicht wurde. Pamela wurde sofort zum Bestseller, zum ersten seiner Art.[6] Trotz aller Popularität beim Publikum waren die Kritiker gespaltener Auffassung. Der Roman wurde wegen seines moralischen Anspruchs gewürdigt, aber auch als flach und unglaubwürdig abgetan.[7] Vor allem aber schuf Richardson „mit dem Motiv des sozialen Aufstiegs der Heldin durch Heirat ein Erfolgsrezept des Frauenromans“[8].

2. Inhalt und literarische Einordnung des Romans

Der Roman besteht aus Briefen Pamelas an ihre Eltern und einigen Antwortschreiben dieser.[9] Pamela Andrews ist die Tochter ehrlicher, ehrbarer, aber sehr armer Eltern. Und sie ist mit 15 Jahren im Hause der vornehmen Mrs. B. aufgenommen worden. Mrs. B. ist von der Sittsamkeit und den geistigen Fähigkeiten Pamelas so beeindruckt, daß sie sich um die gute Erziehung Pamelas bemüht, sie geistig und moralisch festigt. Dann stirbt aber Mrs. B. und damit setzt auch erst die Handlung des Romans ein, denn im ersten Brief des Buches berichtet Pamela ihren Eltern von dem Tod ihrer Lady. Mrs. B. hat ihren Sohn und Erben Mr. B. vor ihrem Tode darum gebeten, Pamela in seiner Obhut zu behalten. Da Pamela der Beschreibung im Roman zufolge aber äußerst attraktiv ist, bleibt es nicht bei einem wohlwollenden Interesse Mr. B.s.[10]

Vielmehr macht er ihr schon bald seine rein sexuellen Absichten deutlich und versucht im Folgenden mit allen Mitteln, sich ihrer zu bemächtigen, wobei er sich auch bedenkenlos seiner überlegenen Stellung und ihrer Abhängigkeit bedient und sich auch nachts in ihr Zimmer schleicht. Aber aufgrund ihrer Tugendhaftigkeit, die wertvoller als ihr Leben erscheint und immer stark auf den sexuellen Bereich bezogen ist, und mit Hilfe einer befreundeten weiteren Hausangestellten gelingt es ihr, sich seiner Bemühungen immer wieder zu erwehren. Schließlich will Pamela - auch auf dringendes Anraten ihrer Eltern hin - ihre Dienste bei Mr. B. aufgeben und zu ihren Eltern zurückkehren. Mr. B. willigt scheinbar in die Kündigung ein und gibt vor, Pamela mit einer Kutsche nach Hause zurückbringen lassen zu wollen. Er lässt sie aber auf eines seiner Landgüter entführen, wo sie keine Freunde unter dem Hauspersonal mehr hat, sondern eine wirklich schon tyrannische Hausverwalterin, Mrs. Jewkes, über sie wacht, sie also als Gefangene gehalten wird.[11]

Mr. B. kommt in der Folge dann ebenso auf das Landgut und unternimmt noch größere Anstrengungen, ihren Willen zu brechen: Er bietet ihr an, seine Mätresse zu werden und dies entsprechend finanziell zu vergüten. Als Pamela ablehnt, versucht er mit Hilfe Mrs. Jewkes´ sie zu vergewaltigen. Pamela entkommt in dieser Situation nur durch einen Ohnmachtsanfall. Letztlich plant Mr. B. sogar eine Scheinhochzeit, aber alle seine Bemühungen bleiben vergebens. Natürlich ist Pamela in dieser Situation des völligen Ausgeliefertseins verzweifelt, versucht vergeblich mit der Hilfe eines Geistlichen, der Mr. B. nahesteht, dem Landgut zu entfliehen und ist schließlich dem Selbstmord nahe:[12] „God can touch [Mr. B.´s] Heart in an instant; and if this should not be done, I can then but put an End to my Life, by some other Means, if I am so resolved“[13].

Eines Tages gelangt Mr. B. in den Besitz von Pamelas Tagebuch und ist von der dort gezeigten Reinheit und Tugend so überwältigt, daß er alles bereut und sie freigibt. Da im Tagebuch aber auch erkennbar wird, daß Mr. B. Pamela trotz aller Vorkommnisse offenbar sympathisch ist, hält er um ihre Hand an. Ihre Sympathie schlägt aufgrund seiner radikalen Wendung in Liebe um und sie heiraten.[14] Im Folgenden ist Pamela auch noch in der Lage, alle Bekannten und Verwandten ihres Mannes auf ihre Seite zu bringen, obwohl sie ja aus einer gesellschaftlich unpassenden Schicht stammt, so daß letztlich ihre Tugend in vollem Maße belohnt wird.[15]

Richardson selbst hatte die Absicht, mit Pamela einen gleichzeitig unterhaltenden und belehrenden Roman zu schreiben, Religion und Tugend zu fördern. Demnach war Pamela eine Anlehnung an die die anglikanische Erbauungsliteratur der Zeit, die Conduct Books, die zur sittlichen Stärkung gelesen wurden. Und gerade das Thema der verfolgten Unschuld, wie es sich später auch in Horace Walpoles Castle of Otranto (1764) darstellte, war in jener Zeit sehr populär.[16] Samuel Richardson verstand sich als Moralist und hatte die Absicht, die Prinzipien der Tugend und Religion zu kultivieren: „IF to Divert and Entertain, and at the same time to Instruct, and Improve the Minds of the YOUTH of both Sexes“[17]. Aber gerade hinsichtlich der moralischen Aussage des Romans fand Richardson harsche Kritik. Seinem Roman wurde eine berechnende Bürgermoral vorgeworfen.[18] In Pamela wurden viele Eigenschaften gesehen, die mit einer tugendhaften Person nicht in Übereinstimmung zu bringen waren:

[...]


[1] Margaret A. Doody: „Introduction“. In: Samuel Richardson: Pamela or, Virtue Rewarded. Hg. Von Peter Sabor und mit einer Einleitung versehen von Margaret A. Doody. Harmondsworth: Penguin Books 1980. S. 7.

[2] Ifor Evans: Geschichte der englischen Literatur. Aus dem Englischen übertragen von Paul Baudisch. München: Beck 1983. S. 178.

[3] Hauptwerke der englischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen. Mit einem einleitenden Essay von Rudolf Stamm und herausgegeben von Manfred Pfister. München: Kindler 1975. S. 238.

[4] Ifor Evans: Geschichte der englischen Literatur. S. 178.

[5] Hauptwerke der englischen Literatur. S. 238.

[6] Wolfgang Karrer u. Eberhard Kreutzer: Daten der englischen und amerikanischen Literatur von 1700 bis 1890. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1979. S. 62f.

[7] Margaret A. Doody: „Introduction“. S. 6.

[8] Wolfgang Karrer u. Eberhard Kreutzer: Daten der englischen und amerikanischen Literatur von 1700 bis 1890. S. 20.

[9] Vgl. Hauptwerke der englischen Literatur. S. 238.

[10] Ebd.

[11] Ebd. S. 238f.

[12] Hauptwerke der englischen Literatur. S. 238f.

[13] Samuel Richardson: Pamela or, Virtue Rewarded. Herausgegeben u. mit einer Einleitung versehen von T. C. Duncan Eaves u. Ben D. Kimpel. Boston: Houghton Mifflin Company 1971. S. 153.

[14] Zur Gestaltung des Wendepunktes vgl. Wolfgang Karrer u. Eberhard Kreutzer: Daten der englischen und amerikanischen Literatur von 1700 bis 1890. S. 62.

[15] Hauptwerke der englischen Literatur. S. 238f. u. vgl. Ian Watts Ausführungen zu Pamela, in denen er den puritanischen Moralkodex als Voraussetzung dafür sieht, daß die Wendung in der Beziehung zwischen Mr. B. und Pamela erst ermöglicht wird: Ian Watt: The Rise of the Novel. Studies in Defoe, Richardson and Fielding. 3. Aufl. London: The Hogarth Press 1993. S. 167f.

[16] Hauptwerke der englischen Literatur. S. 239.

[17] Samuel Richardson: Pamela or, Virtue Rewarded. S. 3.

[18] Hauptwerke der englischen Literatur. S. 239.

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Details

Titel
Samuel Richardsons "Pamela". Inhalt, Form und zeitgenössische Rezeption
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Anglistisches Institut)
Note
1,0
Autor
Jahr
1993
Seiten
12
Katalognummer
V282125
ISBN (eBook)
9783656768401
ISBN (Buch)
9783656768647
Dateigröße
506 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
samuel, richardsons, pamela, inhalt, form, rezeption
Arbeit zitieren
Jens Saathoff (Autor:in), 1993, Samuel Richardsons "Pamela". Inhalt, Form und zeitgenössische Rezeption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282125

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