Gewerkschaften und Globalisierung. Ein internationaler Vergleich


Hausarbeit, 2014

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Theoretische Einordnung und Definitionen
2.1 Mobilisierungstheorie
2.2 Gewerkschaften
2.3 Streik
2.4 Globalisierung

3. Internationaler Vergleich
3.1 Deutschland
3.2 Großbritannien
3.2 Japan
3.4 China

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

Die folgende Arbeit stellt sich die Frage nach der Rolle der Gewerkschaften in einer zunehmend globalisierten Welt. Im Rahmen des Seminars „ Der Wandel des sozialen Konflikts und der Protestkultur in Europa“ wurde die noch immer bestehende Bedeutung der Gewerkschaften im Rahmen der Organisation von politischen Streiks in Europa verdeutlicht. Jedoch wurde auch die zunehmende Bedeutung von Selbstorganisation durch die neuen Medien betrachtet. Medial wird ein immer unpopuläreres Bild der Gewerkschaften transportiert, schwindende Mitgliederzahlen und Machtverlust angesichts transnationaler Konzerne zeichnen wenig optimistische Zukunftsaussichten. Diese Hausarbeit hat das Ziel einen kurzen Überblick zu geben, wie Gewerkschaften im internationalen Vergleich aufgestellt sind. Dabei soll vor allem auch ein Blick außerhalb des westlichen Kulturkreises gewagt werden, der im Großteil der bestehenden Literatur – insbesondere der bestehenden Ländervergleiche - zu diesem Thema vernachlässigt wird. Hierzu betrachten wir die europäischen Länder Deutschland und Großbritannien, sowie Japan und China. Dies ermöglicht weiteren Aufschluss über die Frage nach dem Entwicklungspotenzial der Gewerkschaften weltweit und soll dazu dienen weitere Anforderungen an die Gewerkschaften durch die Globalisierung zu erkennen.

2. Theoretische Einordnung und Definitionen

Im Folgenden soll der theoretische Rahmen dieser Arbeit geklärt werden. Dieser basiert auf der Mobilisierungstheorie, welche sich aus der marxistischen Vorstellung von Kapitalverteilung und Klassenkampf ableitet. Des Weiteren werden die zentralen Begriffe Streik, Gewerkschaft und Globalisierung definiert und erläutert.

2.1 Mobilisierungstheorie

Die Mobilisierungstheorie basiert auf marxistischen Annahmen einer Arbeiterklasse und einer herrschenden Klasse, die über Kapital verfügt. Der Marxismus ist eine Gesellschaftslehre, die im Kern kapitalistische Produktionsverhältnisse kritisiert. Nach dieser Theorie wird der wirtschaftliche Zuwachs allein durch die Arbeiterklasse, das Proletariat geschaffen. Aber da diese Klasse nur ihre Arbeitskraft verfügbar macht, selbst jedoch keine Produktionsmittel besitzt, führt dies zu einem immer weiter ansteigendem Reichtum der Kapitalisten, die über die Produktionsmittel verfügen. Für Marx wird es als Widerspruch empfunden, dass das Proletariat, obwohl es die Arbeit verrichtet, keinen Anteil hat, am steigenden Reichtum. Dieser Widerspruch wird gemäß der marxistischen Theorie in einer Erhebung der Arbeiterklasse gipfeln, welche die Kapitalisten enteignen wird und das Kapital in Gesellschaftseigentum überführen wird.

Die Mobilisierungstheorie setzt an dieser Theorie an und übernimmt den Klassenbegriff aus der marxistischen Theorie. Darüber hinaus stellt die Mobilisierungstheorie differenzierter die Frage nach den Mechanismen, welche zu ausgetragenen Konflikten führen. Zentral wird dabei ergründet wie Individuen ein Kollektivbewusstsein entwickeln angesichts von gemeinsam erlebten Krisen, unter welchen Bedingungen es zu einer Organisation kommt um dieser Krise zu begegnen und in welcher Form und unter welchen Bedingungen dieses Kollektiv agiert.

„The conflict of interest that lies at the heart of the capitalist employment relationship does not necessarily give rise to conflict behaviour. (…) Moreover, the subordinate class often exists in a state of disorganisation, lacking an agreed view of its interests and without the organizational resources with which to pursue them. (Kelly 1998:39)

Die Arbeiter sind oft nicht organisiert, haben kein gemeinsam formuliertes Ziel und nicht die organisatorischen Mittel um ihre Ziele zu verfolgen. Außerdem birgt der Konflikt auch ein manchmal nicht unerhebliches finanzielles Risiko. Die Arbeiterklasse bewegt sich oft im Wechsel zwischen Individualismus und Kollektivismus.

Nach McAdam ist ein wichtiges Kriterium für Aktion, dass die eigene Situation des Arbeiters als ungerecht empfunden wird. Somit verliert ein Umstand seine Legitimation und wird so angreifbar. Des weiteren führt ein kollektives Ungerechtigkeitsempfingen zur Mobilisation.

„McAdam identified two other components of 'cognitive liberation', the assertion by employees of their rights and the perception of personal efficacy. It is not enough for employees to feel aggrieved: they must also feel entitled to their demands and feel that there is some chance that their situation can be changed by 'collective agency'.“ (Kelly 1998:43)

Im Folgenden werden daher weiterhin der Streik als Mittel der Aktion und die Gewerkschaft als organisatorischer Rahmen betrachtet.

2.2 Gewerkschaften

Eine Gewerkschaft ist eine Arbeiterorganisation, die sich zusammenschließt um gemeinsam ihre Ziele durchzusetzen. In diesem Zusammenhang spricht man auch vom Arbeitskampf und dessen Kampfmitteln, wie beispielsweise den Streik (vgl. Kapitel 2.3). Die Gewerkschaft ist eine intermediäre Brücke zwischen dem Proletariat und den Kapitalisten. Marx selbst sah dies nicht unkritisch und bezeichnete Gewerkschaften als Organisation, die nur Symptome bekämpft aber nicht das „Übel“ selbst. Marx forderte Gewerkschaften, die das Lohnsystem abschaffen und die Arbeiter befreien, statt das bestehende System zu verändern (vgl. Marx1865:151f). Das Gros der Wissenschaftler, die sich mit diesem Thema befassen, halten allerdings das Ende des marxschen Klassenkampfs für eher weniger wahrscheinlich und betonen eher den Systembegriff unter dem sich Arbeitsbeziehungen und Gewerkschaften betrachten lassen.

„Arbeitsbeziehungen sind nicht denkbar ohne die Vorstellung eines Systems von Beziehungen zwischen den Hauptakteuren Kapital und Arbeit. Sie implizieren eine Ideologie, die die Konfliktpartner übergreift, oder wenigstens ein Bewußtsein von gewissen Spielregeln in der Geltendmachung der jeweiligen Interessen. Zu den Arbeitsbeziehungen gehören sowohl interne Satzungen und Handlungsanleitungen der beteiligten Gruppen (Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, staatliche Stellen) wie Kollektivverträge, Abmachungen, Schlichtungsregelungen und Normen der Betriebsverfassungen als integrative Momente und Regeln des Arbeitskonflikts als die dissoziativen Elemente des Verkehrs zwischen den Parteien des Arbeitsmarkts (von Beyme 1977:13).

Ein weiterer Widerspruch ist die oftmals beobachtete Bildung von Gewerkschaftspluralismus. Nach Marx wäre eher die Bildung einer Einheitsgewerkschaft wahrscheinlich, in den meisten Ländern jedoch ist die Tendenz eher umgekehrt – insbesondere dort, wo politisch weniger Einheit vorhanden ist. Auch besteht zum Teil unter den existierenden Gewerkschaften ein erheblicher Konkurrenzdruck.

Die Betrachtung von Gewerkschaften ist ohne den nationalen Kontext sehr schwierig. Von Beyme betont in seinem umfangreichen Werk 'Gewerkschaften und Arbeitsbeziehungen' die Relevanz von historischen Vergleichen einzelner Länder (vgl. von Beyme 1977:15f). Eine Vielzahl von Gewerkschaften ist noch immer national organisiert, jedoch wird der Ruf nach internationalen Verbänden besonders in Zeiten zunehmender Globalisierung immer lauter (vgl. Kapitel 2.4). Jedoch gibt es auch international konkurrierende Verbände, wie z.B. der Weltgewerkschaftsbund, der internationale Bund freier Gewerkschaften und der Internationale Gewerkschaftsbund.

2.3 Streik

Streik ist ein Mittel des Arbeitskampfs und bedeutet eine vorübergehende Niederlegung der Arbeit um in einem Konflikt Druck auf den jeweiligen Gegner auszuüben. Streiks können verschiedene Formen annehmen. Sie unterscheiden sich nach ihrer Ausrichtung, ihres Umfangs, ihrer Funktion und ihrer Form, gehen aber in der politischen Realität oft ineinander über oder existieren nebeneinander (vgl. Gallas; Nowack 2013:26).

Die Ausrichtung des Streiks unterscheidet zwischen politischen oder ökonomischen Streik. Der ökonomische Streik bezieht sich auf bestimmte Wirtschaftszweige, während der politische Streik gegen die Regierung bzw. gegen Regierungsentscheidungen gerichtet ist. Im Umfang unterscheidet man zwischen Generalstreiks und Massenstreiks. Ein Beispiel für einen Massenstreik wäre etwa ein Fluglotsenstreik, während ein Generalstreik in vielen Branchen zu beobachten wäre. In ihrer Funktion sind Streiks entweder offensiv, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, oder defensiv, um eine Entscheidung abzuwehren. In ihrer Form sind die meisten Streiks Demonstrationsstreiks.

„Ein Demonstrationsstreik ist eine symbolische Machtdemonstration: Gelingt eine Mobilisierung und kommt es vorübergehend zum wirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen Stillstand, offenbart sich die Abhängigkeit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ordnung von der Arbeitsleistung und der politischen Zustimmung der Bevölkerung. Ziel ist es, diese Abhängigkeit aufzuzeigen (Gallas;Nowack 2013:28)

Während der Demonstrationsstreik eine symbolische Machtdemonstration ist und meist auf wenige Tage beschränkt ist, definiert sich der Kampfstreik durch das Fehlen einer zeitlichen Befristung.

2.4 Globalisierung

Der Begriff Globalisierung bezeichnet wirtschaftliche, politische, kulturelle und mediale Verflechtungen weltweit. Diese Verflechtungen bestehen sowohl zwischen Individuen als auch zwischen Nationen, Völkern, Institutionen und Konzernen. Die vielen oft kontrovers diskutierten Aspekte der Globalisierung können im Rahmen dieser Hausarbeit natürlich nicht erörtert werden, daher soll hier der Fokus auf der Ökonomie und insbesondere auf international agierende Unternehmen liegen.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Gewerkschaften und Globalisierung. Ein internationaler Vergleich
Hochschule
Universität Trier
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V282041
ISBN (eBook)
9783656766391
ISBN (Buch)
9783656766407
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gewerkschaften, Streik
Arbeit zitieren
Christina Martin (Autor:in), 2014, Gewerkschaften und Globalisierung. Ein internationaler Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282041

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