Unterrichtsstunde Deutsch: Denglisch

Sprachkritik, Sprachverfall (für Klassenstufe 11)


Unterrichtsentwurf, 2014

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


1. Lernziele

Grobziel

Die Schülerinnen und Schüler sollen in der Lage sein, Sprachwandelerscheinungen differenziert und kritisch zu analysieren. Ihnen sollen Vor- und Nachteile einer von Anglizismen angereicherten Sprache bewusst sein.

Feinziele

Die Schülerinnen und Schüler sollen:

- die Hauptthemenkomplexe eines Textes erkennen, indem sie Schlüsselwörter herausarbeiten.
- ein Bewusstsein für die differenzierte Behandlung eines Themas entwickeln, indem sie verschiedene Aspekte der Betrachtung erarbeiten.
- ihr Alltagswissen überprüfen, indem sie reflektieren, in welchen Bereichen Anglizismen besonders häufig auftreten.
- die Entwicklung der deutschen Sprache kritisch betrachten, indem sie sich überlegen, ob Anglizismen immer gerechtfertigt sind oder ob sie die Kommunikation vielmehr erschweren.
- ein Gespür für Sprache entwickeln, indem sie Anglizismen und ihre deutschen Entsprechungen direkt gegenüberstellen.
- in einer Diskussion ihren Beitrag im Gesamtkontext verorten.
- selbstständig einen Unterrichtsmitschrieb anfertigen, in welchem sie zentrale Ergebnisse sichern.
- letztendlich die Rolle, Funktion und Sinnhaftigkeit der Anglizismen in der deutschen Sprache beurteilen können.

2. Bemerkungen zur Klasse

n.v.

3. Sachanalyse

Die deutsche Sprache befindet sich in einem permanenten Prozess des Wandels. In welche Richtung sich die Veränderungen in Lexik und Grammatik entwickeln, hängt zum großen Teil von äußeren Einflüssen ab. Mit der zunehmenden Globalisierung, prägen auch verstärkt an- dere Sprachen, allen voran das Englische, die deutsche Sprache. So ist es heute selbstver- ständlich, dass viele englischstämmige Wörter ins Deutsche übernommen worden sind. Da- für gibt es verschiedene Ursachen. Zum einen stammen viele Fachbegriffe auf dem Engli- schen, da es sich um Termini aus englischsprachigem Raum handelt, für die es in der deut- schen Sprache kein Pendant gibt (z. B. „Computer“, „Doping“). Ein weiterer Grund ist aber auch die zunehmende Popularität englisch klingender Worte, die vor allem bei jüngeren Tei- len der Gesellschaft zu erkennen ist. Folglich werden Sachverhalte plötzlich mit Anglizismen umschrieben, um sie attraktiver zu machen, beispielsweise in der Werbung (z. B. „Barbecue- sauce“, „Service Point“).

Zu einem reflektierten Umgang mit der deutschen Sprache gehört, sich Gedanken zu ma- chen, inwiefern ein ständiger Zuwachs an Anglizismen nötig und richtig ist. Dazu wird in dieser Stunde zunächst das Lied „Denglisch“ der Kölner A-Cappella-Gruppierung „Wise Guys“ angehört. Beachtenswert ist hierbei der satirische Umgang mit Anglizismen. Im wiederkehrenden Refrain bemängelt der Sänger den Verlust seiner Sprache und klagt in übertriebener Manier, er verstehe kein Wort mehr.1 In den Strophen wird nun anhand über- zogener Beispiele aufgezeigt, welch hohes quantitatives Gewicht die englischstämmigen Wörter im Deutschen bereits einnehmen (z. B. „Draußen saßen Kids und hatten Fun mit ei- nem Joint. Ich suchte eine Auskunft, doch es gab nur’n Service Point.“2 ). Der Text ist perfide konstruiert, da er anfangs tatsächlich aktuelle Alltagssprache aufgreift und durch eine Anei- nanderreihung von gebräuchlichen Anglizismen dem Zuhörer einen Spiegel vorhält. So hin- terfragt dieser vermutlich tatsächlich sein Sprechverhalten. Das Lied geht jedoch noch weiter und präsentiert auch die Gegenströmung. Persifliert es zunächst den übertriebenen Einsatz von Anglizismen, so zeigt es danach auch, dass ein vollkommener Verzicht auf diese keinen Sinn macht (z. B. „und schön wär’s wenn wir Bodybuilder ‚Muskel-Mäster’ nennen und wenn nur noch ‚Nordisch-Geher’ durch die Landschaft rennen…“3 ). Das Fazit des Liedtextes lässt sich somit als ein gesunder Mittelweg beschreiben. Sowohl der Versuch deutsche Wörter bewusst durch Anglizismen zu ersetzen, als auch der völlige Verzicht, werden beide als nicht sinnvolle Extreme deklariert.

Klarer kommt diese Meinung im Text „Denglisch“ zum Vorschein, mit welchem der „Verein Deutsche Sprache“ auf seiner Internetpräsenz wirbt. Hier wird die zunehmende Verbreitung englischstämmiger Begriffe und vor allem die Ersetzung von semantisch identischen deut- schen Wörtern als „Ärgernis“4 tituliert. Die Autoren behaupten „die Mehrheit der Menschen in Deutschland“5 störe sich an der zunehmenden Tendenz, englische Wörter ins Deutsche zu übernehmen. Sie erklären es zu ihrer Mission, die deutsche Sprache zu erhalten und an de- ren Schönheit zu erinnern. Unnötige Fremdwörter lehnen sie darum strikt ab. Um ihre An- sichten deutlich zu machen, bezeichnen sie die Verwendung von Anglizismen als „albern“, „würdelos“ und „Imponiergefasel“6, wenngleich sie auch zugestehen, einige Begriffe zu ver- wenden, für die es keine deutschen Substitute gibt. Insgesamt lässt ich konstatieren, dass der Text, in seiner Funktion als Werbetext für einen spracherhaltenden Verein, reißerisch verfasst wurde und die Problematik überspitzt darstellt.

In diesem Zusammenhang wird auch der jährlich erscheinende Anglizismen-Index des Ver- eins Deutsche Sprache7 vorgestellt und kritisch beäugt. Die Autoren ordnen hier die Angli- zismen in verschiedene Kategorien und stellen die Behauptung auf, nur 3% aller auftreten- den englischstämmigen Worte seien tatsächlich ergänzend für die deutsche Sprache.8

4. Didaktische Analyse

Mit dieser Unterrichtsstunde beginnt die Unterrichtsreihe „Die deutsche Sprache heute“. In der Einheit zuvor wurde der geschichtliche Überblick über das Deutsche, beginnend mit dem Mittelhochdeutschen, thematisiert. Somit ergibt sich fast ein nahtloser Übergang. Dennoch stellt die Analyse der Gegenwartssprache eine eigene Unterrichtsreihe dar, um möglichst viele Facetten aufgreifen zu können.

Der Gebrauch der deutschen Sprache ist ein selbstverständlicher Teil des alltäglichen Lebens der Schüler. Vor allem im Sprachgebrauch der Jugendlichen lässt sich ein reger Sprachwan- Unterrichtsentwurf: „Denglisch - Sprachkritik, Sprachverfall“ Christoph Alexander Helmut Hauer del und die Tendenz zur vermehrten Verwendung von Anglizismen erkennen. Es ist somit unabdingbar, sich über diese Phänomene Gedanken zu machen und sie kritisch zu hinterfragen. Den Anstoß auch zur privaten Beschäftigung mit dem Thema soll diese Einheit geben. Die Thematik ist motivierend und spricht jeden an, da Anglizismen präsent und aktuell wie nie zuvor sind. Es ist darüber hinaus wichtig, die Schüler über Sprachwandelprozesse und einen drohenden Verfall des Deutschen zu informieren, da die Jugendlichen von heute die Erwachsenen von morgen sind und verantwortlich dafür sein werden, in welche Richtung sich die deutsche Sprache entwickeln wird.

Der Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg nennt bei den zentralen Zielen für die Kursstufe die Entwicklung von Sprachbewusstsein und Sprachkompetenz9. Hierzu zählt fraglos die Auseinandersetzung mit englischen Einflüssen auf die deutsche Sprache und die Reflexion über die Auswirkungen.

Durch die vorherige Unterrichtsreihe haben die Schüler einen Überblick über die Entwicklung des Deutschen erhalten. Die gegenwärtige Lage wird nun detaillierter behandelt. Die erste Stunde widmet sich den Anglizismen, da dieser Teil am nächsten an der Alltagswelt der Schüler liegt und sich somit jeder beteiligen kann, ohne sich extra Vorwissen anzueignen. Des weiteren bauen die Folgestunden auf den Inhalten dieser Stunde auf, da beispielsweise beim Thema „Mediensprache“ ebenfalls Anglizismen auftauchen.

[...]


1 Vgl. Dickopf: Denglisch.

2 Eben da.

3 Eben da.

4 Verein Deutsche Sprache: Denglisch.

5 Eben da.

6 Eben da.

7 Verein Deutsche Sprache: Der Anglizismen-Index.

8 Vgl.: Verein Deutsche Sprache: Der Anglizismen-Index, S. 8

9 Vgl.: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg: Bildungsplan, S. 89

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsstunde Deutsch: Denglisch
Untertitel
Sprachkritik, Sprachverfall (für Klassenstufe 11)
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Germanistisches Seminar)
Veranstaltung
Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts in der Sekundarstufe II unter besonderer Berücksichtigung des integrativen Sprachunterrichts
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V281907
ISBN (eBook)
9783656831525
ISBN (Buch)
9783656829126
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
unterrichtsstunde, deutsch, denglisch, sprachkritik, sprachverfall, klassenstufe
Arbeit zitieren
Christoph Alexander Helmut Hauer (Autor:in), 2014, Unterrichtsstunde Deutsch: Denglisch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281907

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