Aepyornis

Der Vogel, der die größten Eier legte


Fachbuch, 2014

60 Seiten


Leseprobe


Allen Ornithologen und Pal ä ornithologen gewidmet

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Darstellung des Vogel Roch im „ Bilderbuch f ü r Kinder “ (1806) von Friedrich Johann Justin Bertuch (1747-1822).

Vorwort

Gefiederter Riese

Ein bis zu 3 Meter hoher und mehr als 400 Kilogramm schwerer gefie- derter Riese steht im Mittelpunkt des Taschenbuches „Aepyornis - Der Vogel, der die größten Eier legte“. Er war der Rekordhalter unter den Elefantenvögeln, die vom Eiszeitalter vor etwa 2 Millionen Jahren bis vielleicht zur Heutzeit im 17. Jahrhundert auf der Insel Madagaskar vor der Ostküste von Afrika existierten. Weibliche Tiere des „Großen Elefantenvogels“ (Aepyornis maximus) legten riesige Eier mit einer Länge bis zu 35 Zentimetern, einem Umfang von maximal 1 Meter und einem Gewicht von 12,5 Kilogramm, was rund 210 heutigen Hüh- nereiern entspricht. Für das Aussterben der Elefantenvögel auf Mada- gaskar dürften Menschen verantwortlich gewesen sein. Sie zerstörten durch Brandrodung den Lebensraum der Riesenvögel, jagten sie, aßen ihr Fleisch und ihre Eier. Nach Ansicht von Kryptozoologen beruht die Legende vom sagenumwobenen Vogel Roch, der angeblich im Flug einen Elefanten transportieren konnte, auf dem ausgestorbenen Ele- fantenvogel Aepyornis maximus. Verfasser des Taschenbuches „Aepy- ornis - Der Vogel, der die größten Eier legte“ ist der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst, der zahlreiche Werke über urzeitliche Tiere geschrieben hat.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Rekonstruktion des Elefantenvogels Aepyornis im „ Bioparc “ in Valencia (Spanien)

Der Vogel, der die größten Eier legte

Aepyornis

Auf der Insel Madagaskar vor der Ostküste von Afrika lebten vom Eiszeitalter (Pleistozän) vor etwa 2 Millionen Jahren bis vielleicht zur Heutzeit im 17. Jahrhundert unterschiedlich große Elefantenvögel (Aepyornithidae). Rekordhalter unter den sieben bekannten Arten der Elefantenvögel war Aeypyornis maximus (früher auch Aepyornis titan genannt) mit einer Höhe von maximal 3 Metern sowie einem Le- bendgewicht von schätzungsweise mehr als 400 Kilogramm. Dieser Elefantenvogel gilt als größter Vogel aus historischer Zeit und als einer der schwersten Vögel aller Zeiten.

In der Literatur werden die Elefantenvögel auch als Madagaskar-Strauße bezeichnet. Einheimische Madagassen dagegen sprechen von Vorompatras. Der Begriff Vorompatra ist eine alte madagassische Bezeichnung für den Elefantenvogel Aepyornis maximus und bedeutet „Vogel der Ampatres“. Die heutige Androy-Region wurde früher als Ampatres bezeichnet. Im englischen Sprachraum ist für die Elefantenvögel der Name „elephant birds“ üblich.

Im Mittelalter erfuhr man durch den venezianischen Händler Marco Polo (um 1254-1324) von der Existenz der Insel Madagaskar. Marco hatte von 1271 bis 1295 zusammen mit seinem Vater Nicolo Polo (um 1230-1294) und seinem Onkel Maffeo Polo (1230-1309) eine abenteuerliche Reise nach China unternommen. Unterwegs hörte Marco von vielen fremden Gegenden, über die er später nicht immer wahrheitsgemäß berichtete. Seine Beschreibung der von ihm als „Madeigascar“ genannten Insel enthielt Wahres und Legenden. Weil er erwähnte, auf „Madeigascar“ würden Elefanten, Giraffen und Kamele

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Venezianischer H ä ndler

Marco Polo (um 1254 - 1324)

leben, die dort aber nie existiert haben, liegt nahe, dass Verwechslungen mit anderen Regionen von Afrika vorliegen.

Der Name Elefantenvogel soll auf Beschreibungen des sagen- umwobenen Vogels Roch durch Marco Polo fußen. In diesen ist von einem adlerähnlichen Vogel von der Größe eines Elefanten die Rede. Eier des Vorompatra auf Madagaskar sind vielleicht als solche eines riesigen Greifvogels fehlgedeutet worden, was Aepyornis maximus seinen Namen einbrachte. Einer Spekulation zufolge könnte der Vogel Roch auf Sichtungen des heute ausgerotteten madagassischen Verwandten des Kronenadlers (Stephanoaetus mahery) zurückzuführen sein.

Madagaskar gilt als eines der letzten durch Menschen besiedelten Gebiete der Erde. Das ist ungewöhnlich, weil die Insel vor der Küste von Ostafrika liegt, welches als mutmaßliche „Wiege der Menschheit“ betrachtet wird. Vielleicht hielten sich um 350 v. Chr. erstmals Menschen auf Madagaskar auf. Linguistischen und genetischen Erkenntnissen zufolge kamen die ersten Bewohner vermutlich aus Ostafrika, Süd- und Südostasien und dem Nahen Osten. Anfangs war Madagaskar dünn besiedelt. Erst als die Bevölkerung zunahm, entstanden Königreiche, unter denen diejenigen der Sakalava und Merina sowie der Betsileo die bedeutendsten waren.

Der portugiesische Seefahrer Diogo Dias (vor 1450-nach1500) erblickte am 10. August 1500 als erster Europäer die Insel Madagaskar. Er bezeichnete sie nach dem Namenstag des Laurentius von Rom (gestorben 258) als „Sao Lorenco“. Auf portugiesischen Karten erschien die Insel später auch als „Santa Apolonia“ sowie als „France occidentale“ oder „Ile Dauphine“, bevor sie den Namen „Madagaskar“ erhielt.

Ab 1509 errichteten Holländer und Franzosen auf Madagaskar erste Siedlungen an der Küste. Von 1641 an nutzten die Niederlande und später auch unter britischer oder amerikanischer Oberhoheit fahrende Händler die Insel, um Sklaven für ihre Kolonie Mauritius zu verschleppen. Dabei kamen ihnen häufige ethnische Konflikte unter

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Kronenadler (Stephanoaetus),

Zeichnung von Andrew Smith (1797 - 1872) von 1838

der einheimischen Bevölkerung zugute. Die vorgelagerte Insel Sainte Marie diente als Handelsumschlagsplatz.

Ein erster französischer Kolonialisierungsversuch zwischen 1643 und 1672 scheiterte zunächst. Der adlige französische Naturforscher, Historiker und Geograph Étienne de Flacourt (1607-1660) berichtete von einem großen Vogel, der die Eier eines Straußes lege und die Ampatres auf Madagaskar bewohne. Jener Vogel existiere in entlegensten Regionen. Flacourt fungierte von 1648 bis 1655 für die „Französische Ostindienkompanie“ als Gouverneur von Madagaskar. Auf der Insel stellte er zunächst die Ordnung unter den französischen Soldaten, die gemeutert hatten, wieder her. Seine Verhandlungen mit den Ein- heimischen auf Madagaskar waren weniger erfolgreich. Ihre Intrigen und Angriffe beschäftigten ihn während seiner gesamten Amtszeit. 1655 kehrte Flacourt zurück nach Frankreich. Kurz danach ernannte man ihn zum General der „Ostindischen Kompanie“ und kehrte er nach Madagaskar zurück. Während der Heimfahrt von dort ertrank Flacourt auf der Höhe von Lissabon am 10. Juni 1660. Im 17. und 18. Jahrhundert diente Madagaskar Piraten als Basis.

Ein französischer Naturforscher entdeckte 1850 auf Madagaskar fossile Eier von Aepyornis. Diese Eier hatten einen Umfang von 95 Zentimetern und einen Inhalt von 10 Litern, was etwa 150 Hühnereiern entsprochen hätte. Solche Rieseneier sollen für 5.000 Francs pro Stück verkauft worden sein. Eingeborene erzählten damals, im Inneren der Insel würden noch solche Riesenvögel leben. Nachzulesen war dies im „Pädago- gischen Archiv. Monatszeitschrift für Erziehung und Unterricht an Hoch-, Mittel- und Volksschulen“ (1905). Darin hieß es auch, Aepyornis sei 4 Meter hoch gewesen und hätte „Schenkel wie ein heutiger Ochse“ besessen.

Dem französischen Naturforscher Alfred Grandidier (1836-1921) glückte - laut Online-Lexikon „Wikipedia“ - zwischen 1865 und 1870 während einer seiner Forschungsreisen auf Madagaskar die Entdeckung fossiler Reste eines Elefantenvogels. Laut heutiger Systematik gehören diese Vögel zur Überklasse Kiefermäuler (Gnathostomata), Reihe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Französischer Naturforscher, Historiker und Geograph É tienne de Flacourt (1607 - 1660)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Karte von Madagaskar

in „ Historie de la grande isle Madagascar “ (1658) von É tienne de Flacourt (1607 - 1660)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Tiere von Madagaskar

in „ Historie de la grande isle Madagascar “ (1658) von É tienne de Flacourt (1607 - 1660)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Gravierung in

„ Historie de la grande isle Madagascar “ (1658) von É tienne de Flacourt (1607 - 1660)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.

Skelett von Aepyornis in „ Quaternary of Madagaskar “ von Louis Monnier (1873 - 1929)

Landwirbeltiere (Tetrapoda), Klasse Vögel (Aves), Unterklasse Urkiefervögel (Palaeognathae), Ordnung Aepyornithiformes und Familie Elefantenvögel (Aepyornithidae). Die Ordnung Aepyornithi- formes wurde 1884 durch den englischen Zoologen und Ornithologen Alfred Newton (1829-1907) erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung der Familie Aepyornithidae erfolgte bereits 1853 durch den Ornithologen und Politiker Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1803-1857), einen Neffen von Napoléon Bonaparte (1769-1820).

Zur Familie der Elefantenvögel rechnet man heute zwei Gattungen. Die größere davon heißt Aepyornis („Hoher Vogel“). Die kleinere Gattung Mullerornis („Mullervogel“) ist nach dem 1892 auf Mada- gaskar von feindlich gesinnten Mitgliedern der Volksgruppe der Sakalava ermordeten französischen Entdecker Georges Muller benannt. Zur Gattung Aepyornis gehören vielleicht die vier Arten Aepyornis maximus, Aeypyornis medius, Aepyornis hildebrandti und Aepyornis gracilis. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Aepyornis maximus („Großer Elefantenvogel“) erfolgte 1851 durch den fran- zösischen Zoologen und Ethologen Isidore Geoffrey Saint-Hilaire (1805-1861). Aepyornis medius („Mittlerer Elefantenvogel“) wurde 1866 von Alphonse Milne-Edwards und Alfred Grandidier beschrieben. Erstbeschreiber von Aepyornis hildebrandti („Hildebrandt’s Elefan- tenvogel“) war 1893 der schweizerische Paläontologe Carl Rudolf Burckhardt (1866-1908). Mit dem Artnamen hildebrandti ehrte er den deutschen Botaniker und Forschungsreisenden Johann Maria Hildebrandt (1847-1881). Mit einer Höhe von maximal 1,50 Metern und einem Lebendgewicht von schätzungsweise 65 Kilogramm soll Aepyornis hildebrandti der kleinste Elefantenvogel gewesen sein. Aepyornis gracilis („Graziler Elefantenvogel“) ist 1913 durch den französischen Arzt Louis Monnier (1873-1929) nur anhand eines einzelnen Oberschenkelknochens (Femur) beschrieben worden. Dieser Oberschenkelknochen könnte aber auch von einem kleinen Exemplar einer anderen Art, nämlich „Hildebrandt’s Elefantenvogel“, stammen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 60 Seiten

Details

Titel
Aepyornis
Untertitel
Der Vogel, der die größten Eier legte
Autor
Jahr
2014
Seiten
60
Katalognummer
V281522
ISBN (eBook)
9783656755234
ISBN (Buch)
9783656755241
Dateigröße
9173 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aepyornis, Elefantenvogel, Madagaskar-Strauß, Laufvogel
Arbeit zitieren
Ernst Probst (Autor:in), 2014, Aepyornis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281522

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Aepyornis



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden