Die ehemalige Reichsstadt Pfeddersheim und ihr Patriziat unter kurpfälzischer Herrschaft


Essay, 2014

17 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Danksagung

2. Geleitwort

3. Einleitung

4. Haupttext

5. Nachwort

6. Verzeichnis der Quellen

7. Weiterführende Literatur

1. Danksagung

Für die wissenschaftliche Unterstützung gilt Herrn Andreas Schmidt besonderer Dank. Er ist Diplom-Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fränkisch-Pfälzische Geschichte und Landeskunde der Universität Heidelberg.

2. Geleitwort

„Zukunft braucht Herkunft“

(Otto Marquard)

Wenn wir unsere Vergangenheit nicht kennen, können wir unsere Gegenwart nicht verstehen und unsere Zukunft nicht meistern.

Adel und Patriziat waren die traditionellen Führungseliten in der Gesellschaftsordnung des Heiligen Römischen Reiches. Das Bewusstsein von Stand und Ehre ist bis heute in dessen Geschlechtern lebendig.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen

eine interessante Lektüre.

Kronberg, den 1.6.2014

Michael v. Salviati

3. Einleitung

Während viele (ehemalige) Reichsstädte zu Beginn der Neuzeit im stetigen Niedergang begriffen waren, blühte Pfeddersheim nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg unter kurfürstlich pfälzischer (kurpfälzischer) Herrschaft wieder auf. Die vorliegende Arbeit untersucht die zugrunde liegenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ursachen sowie die resultierende Stärkung des städtischen Patriziats. Die Geschichte Pfeddersheims seit dem Spätmittelalter wird soweit geschildert, wie es mir notwendig erschien, die Geschehnisse verständlich zu machen.

Vielfach setzen sich das Verständnis eines ganzen Textes und seinen einzelnen Teilen wechselseitig voraus. Diesem als Hermeneutischer Zirkel [8] bekanntem Phänomen habe ich Rechnung getragen und im Haupttext die Rubrik „Folgende Begebenheiten sind insbesondere zu erwähnen“ ergänzt.

Aufgrund der Überschaubarkeit der vorliegenden Arbeit wurde auf ein Glossar verzichtet.

Diese Abhandlung basiert auf einem Vortrag, der vor der genealogischen Bezirksgruppe Worms im Jahre 2013 gehalten wurde; ihre Entstehung verdankt sie dem Umstand, dass die Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Pfeddersheim mit der meiner Vorfahren unmittelbar verbunden ist sowie der vielfach geäußerten Bitte, diese Geschichte der Fachwelt zugänglich zu machen.

4. Die ehemalige Reichsstadt Pfeddersheim und ihr Patriziat

unter kurfpfälzischer Herrschaft

Die Erhebung von Pfeddersheim zur Reichsstadt sowie die anschließenden Bestätigungen der Stadtrechte und Privilegien lassen sich nach vorliegenden Urkunden chronologisch wie folgt wiedergeben ([1],[2]):

- Zwischen 1304 und 1308 wurde Pfeddersheim durch Erlass des Königs Albrecht I. von Habsburg zur unmittelbaren Reichsstadt einschließlich des Privilegs der Hohen Gerichtsbarkeit (Halsgerichtsbarkeit). Die anschließenden Bestätigungen erfolgten durch:
- 2. April 1544 (Speyer): Kaiser Karl V.
- 16. März 1560 (Wien): Kaiser Ferdinand I.
- 21. April 1566 (Augsburg): Kaiser Maximilian II.
- 18. August 1583 (Augsburg): Kaiser Rudolf II.
- November 1583 (Pfeddersheim): Johann Casimir, Pfalzgraf bei Rhein, Vormund und Kuradministrator für den noch minderjährigen Friedrich (später Kurfürst Friedrich IV., Sohn und Nachfolger des verstorbenen Kurfürsten Ludwig VI.)
- Juni 1681 (Heidelberg): Kurfürst Karl II.
- 14./24. Dezember 1685 (Heidelberg): Kurfürst Philipp Wilhelm
- 12. November 1727 (Mannheim): Kurfürst Karl III. Philipp
- 24. Februar 1748 (Mannheim): Kurfürst Carl IV. Philipp Theodor, Pfalzgraf bei Rhein, bestätigt dem Rat der Stadt und der Bürgerschaft von Pfeddersheim ihre althergebrachten Privilegien, Rechte und Freiheiten in der sog. Confirmatio Privilegiorum.

Weitere Bestätigungen der Stadtrechte und Privilegien sprachen noch folgende Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches aus:

- Ludwig der Bayer: in den Jahren 1316, 1343 und 1346
- Karl IV.: im Jahre 1349
- Wenzel: in den Jahren 1379 und 1384
- Ruprecht von der Pfalz: im Jahre 1403
- Sigismund von Luxemburg: in den Jahren 1414 und 1432
- Friedrich III.: im Jahre 1442
- Karl V.: in den Jahren 1521 und 1544 (s.o.)

Außerdem folgende pfälzische Kurfürsten:

- Kurfürst Ludwig V.: im Jahre 1508
- Kurfürst Friedrich II.: im Jahre 1508
- Kurfürst Friedrich IV.: im Jahre 1592
- Kurfürst Friedrich V.: im Jahre 1618
- Kurfürst Carl IV. Philipp Theodor IV.: in den Jahre 1748 und 1770 (s.o.)

Pfeddersheim (ausschließlich der Reichsburg) ist als geschlossenes Pfandgut der Herren v. Falkenstein im Jahre 1330 in den Quellen belegt und wurde 1451 kurmainzisch. Die ehemalige Reichsstadt wechselte zum zweiten Mal ihren Pfandinhaber, indem sie am 27. Mai 1465 aus der Hand des Erzbischofs von Mainz geschlossen an den pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. den Siegreichen überging [17]. Zuvor war der Kurfürst aus den Schlachten von Pfeddersheim (1460) und bei Seckenheim (1462; Mainzer Stiftsfehde) siegreich hervorgegangen. Kurfürst Friedrich I. der Siegreiche von der Pfalz war aufgrund seiner territorialen Expansionspolitik im Jahre 1474 in die Reichsacht erklärt worden. Dies hatte für den Kurfüsten allerdings keine nachhaltige Bedeutung aufgrund der allgemeinen Schwäche des Reiches [19].

Um die Verbindung der Stadt Pfeddersheim mit dem Heiligen Römischen Reich zu halten, bestätigten dessen Herrscher wiederholt die stadtrechtlichen Privilegien. Die pfälzischen Kurfürsten bestätigten ihrerseits mehrfach die Stadtrechte, um im Gegenzug auch ihren Einfluss zu mehren und Pfeddersheim letztendlich ihrem Territorium einzuverleiben. Die Stadt blieb somit im ständigen Spannungsfeld zwischen den Interessen des Reiches (als Reichsgut) einerseits und der Kurpfalz (als Reichspfand) andererseits.

Im Verlaufe des Bauernkrieges wurde Pfeddersheim nach der Pfeddersheimer Bauernschlacht am 23. und 24. Juni 1525 durch siegreiche kurpfälzische Truppen vorübergehend besetzt. Der Einfluss zwischen Reich und Kurpfalz hatte sich mehr zu Gunsten der Kurpfalz verschoben, was unter anderem im Pfeddersheimer Wappen seinen Ausdruck fand:

Die Wittelsbacher Raute des kurpfälzischen Wappens wurde dem Reichsadler des Stadtwappens hinzugefügt [17]. Pfeddersheim war de facto unter kurpfälzischer Administration und wurde in den Reichsmatrikeln (Verzeichnis der Reichsstände) von 1521 nicht mehr genannt [7]; jedoch wurden die Privilegien der Stadt von Kaiser Karl V. noch im gleichen Jahr bestätigt, um die Ansprüche des Reiches auf Pfeddersheim zumindest formal nicht aufzugeben. Die Zeit nach dem Bauernkrieg bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges war von wirtschaftlichem Aufschwung sowie einem Rückgang des steuerfreien landadligen und geistlichen Besitzes zu Gunsten der Stadt geprägt. Der folgende Dreißigjährige Krieg brachte Pfeddersheim den finanziellen und wirtschaftlichen Ruin (die Hälfte der Stadt war zerstört und nur ein Drittel der Bevölkerung überlebte). Zwar gehörte Pfeddersheim seit dem Westfälischen Frieden (1648) endgültig als landesherrliche Stadt zur Kurpfalz, kam aber keineswegs zur Ruhe: 1) Zwischen 1663 bis 1668 kam es zu mehrmaligen Besatzungen der Stadt sowohl durch französische als auch lothringische Truppen in den „Lothringischen Unruhen“ [ausgelöst durch den Einmarsch französischer Truppen in das Herzogtum Lothringen. 2) Im Jahre 1666 brach die Pest aus 3) Der Krieg des französischen Königs Ludwig XIV. gegen die Niederlande (1672-1678) griff auf die Stadt über. 4) Der Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688 – 1697), der in seinen Auswirkungen schlimmer als der Dreißigjährige Krieg war, führte fast zur totalen Auslöschung der ehemaligen Reichsstadt.

Erst nach all diesen Wirren und Zerstörungen konnten sich die finanziellen bzw. wirtschaftlichen Verhältnisse unter kurpfälzischer Protektion nach und nach erholen. Begünstigt wurde der Wiederaufbau und die (wirtschaftliche) Erholung durch folgende Faktoren: a) Pfeddersheim war seit dem späten Mittelalter für die Umgebung bis Grünstadt und Kirchheimbolanden ein bedeutender Handelsplatz. b) Die pfälzischen Kurfürsten begünstigten den Zuzug nach Pfeddersheim durch steuerliche Vergünstigungen. c) Indem Carl IV. Philipp Theodor [aus der Linie Pfalz-Sulzbach] der Stadt Pfeddersheim und ihrem Rat die alten Privilegien in seiner umfangreichen Confirmatio Privilegiorum bestätigte, stärkte er die Herrschaft des städtischen Rates ([2],[17]). Eberhard Isenmann schrieb in diesem Zusammenhang: „Der [landesherrliche] Stadtherr festigte die obrigkeitliche Stellung des Rates, der sein Vertrauen besaß, und schützte ihn [den Rat], damit dieser die innerstädtische Ordnung gewährleiste“ ([11], S.328). Der Confirmatio Privilegiorum kam eine besondere Autorität zu, indem ihr Aussteller, Carl Theodor, im Jahre 1777 noch Kurfürst von Bayern (sog. Kurpfalz-Bayern) wurde und damit zu einem der mächtigsten Herrscher im Heiligen Römischen Reich aufstieg.

Am Ende des 18. Jahrhunderts herrschte die pfälzischen Kurfürsten über eines der am dichtesten besiedelten Gebiete Deutschlands mit ca. 70 bis 80 Einwohnern pro Quadratkilometer [12]. Diese Entwicklung verschaffte ihnen im Gegenzug stetig wachsende Steuereinnahmen.

Im Zuge dieser Entwicklung konsolidierte sich ein vermögendes Verwaltungs- und Handelspatriziat in Pfeddersheim, welches die Interessen der pfälzischen Kurfürsten zu vertreten hatte. Auch Familien, die erst nach dem Dreißigjährigen Krieg in die Stadt zugezogen waren, konnten ins Patriziat aufsteigen. Der Aufstieg vom zünftigen Bürgertum ins Patriziat war unter anderem möglich, indem Gewerbe im großen Stil betrieben wurde und dies einen lukrativen Massen- sowie Qualitätenhandel begründete. Gewerbe verlor in der Konsequenz seinen ursprünglichen handwerklichen Charakter, was wiederum sozialen Aufstieg erlaubte. Analog galt dies auch für stadtansässige Inhaber von land- und/oder weinwirtschaftlichen Betrieben [11].

Als Patriziergeschlechter sind beispielsweise Antz, Orb sowie Zöller / Zöller-Beaumont zu nennen ([1], [4], [21], [24]). Kurfürstliche Interventionen durch Patriziatsdiplome wurden nicht bekannt – das Prinzip der Selbstergänzung mittels Kooptation blieb folglich gewahrt [1].

Der Wohlstand der Stadt Pfeddersheim und seiner patrizischen Oberschicht kam auch den übrigen Pfeddersheimer Einwohnern zugute; denn das ursprünglich im 14. Jahrhundert gestiftete St. Leonardshospital zu Pfeddersheim konnte mittels großzügiger Schenkungen (vor allem seitens wohlhabender Patrizier-geschlechter) soziale Aufgaben im Rahmen der Krankenhauspflege, der Armenunterstützung und der Altenversorgung (als Altenheim) in einer für die damaligen Zeit beispielhaften Weise wahrnehmen. Solche Schenkungen an das St. Leonhardshopital existierten sowohl in Form finanzieller Spenden auch in Überlassungen von Haus- und Feldbesitz. Die Kuratoren (Vorsteher, Verwaltungsräte) der Stiftung St. Leonardshospital zu Pfeddersheim wurden als „Spitalpfleger“ bezeichnet und hatten die Aufsicht über das Hospital, dessen laufende Geschäfte und repräsentierten die Stiftung nach außen wie nach innen Vielfach waren Ratsmitglieder (Senatoren) auch gleichzeitig Kuratoren des St. Leonhardshospitals im Sinne eines ständigen Ratsausschusses der Stadt Pfeddersheim - wie der Senator Johann Georg Zöller (1699-1770) ([1], [4], [21]).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die ehemalige Reichsstadt Pfeddersheim und ihr Patriziat unter kurpfälzischer Herrschaft
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V281511
ISBN (eBook)
9783656758402
ISBN (Buch)
9783656758419
Dateigröße
2522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
reichsstadt, pfeddersheim, patriziat, herrschaft
Arbeit zitieren
Dr. Oliver-Hans Zöller (Autor:in), 2014, Die ehemalige Reichsstadt Pfeddersheim und ihr Patriziat unter kurpfälzischer Herrschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281511

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