Reformation und Revolution

Umstände und Zusammenhänge des Bauernkrieges im 16. Jahrhundert


Hausarbeit, 2007

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Die Reformation
2.1.1. "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt."
2.2.1. Die Wittenberger Bewegung
2.2.2. Thomas Müntzer und der "Bund Gottes"
2.3. Der deutsche Bauernkrieg

3. Der Zusammenhang zwischen Reformation und Revolution

1. Einleitung

Die deutsche Reformation markiert einen radikalen Wandel im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen und seinen europäischen Nachbarn. Neben dem politischen Reformprozess jener Zeit, sorgte die maßgeblich von Martin Luther angestoßene Erneuerungsbewegung für starke Veränderungen erst in der konfessionellen dann auch in der politischen Welt des Reiches. Letztlich führte sie zur Spaltung der römischen Kirche und zur Herausbildung neuer christlicher Glaubensrichtungen.

Diese Hausarbeit wird nun die Zeit vom Beginn der Reformation, etwa um das Jahr 1515, bis zum Ende des Bauernkrieges im Jahr 1526 umfassen. Der erste Teil behandelt Martin Luthers reformatorische Ideen und ihre Wirkungen in Volk und Klerus, während der zweite Teil dem Bauernkrieg gewidmet ist. Es wird geklärt welche Umstände dazu führten, dass sich die Bauern in Massen erhoben und wie sie dies legitimierten. Der Schluss beantwortet die Frage, ob und in welcherlei Hinsicht es einen Zusammenhang zwischen Reformation und Revolution, also dem Aufstand der Bauern, gibt. Dabei soll die Ansicht und Auslegung der Reformation als "frühbürgerliche Revolution" in der sozialistischen Geschichtsschreibung hier keine weitere Beachtung finden.

Zum Thema Reformation und Bauernkrieg ist in den letzten Jahrzehnten eine schier unüberschaubare Flut an Publikationen erschienen. Besonders wertvoll erscheinen mir dabei die relativ aktuellen Veröffentlichungen von Peter Blickle, so zum Beispiel "Die Revolution von 1525" und als guter Gesamtüberblick "Die Reformation im Reich". Gleiches gilt für Hans-Jürgen Goertz' "Deutschland 1500-1648". Die Rolle der Medien zur Zeit der Reformation wird in Johannes Burkhardts "Das Reformationsjahrhundert" sehr gut dargestellt.[1]

2. Hauptteil

2.1. Die Reformation

2.1.1. "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt."

Dieser 1517 in Umlauf gekommene Vers, der aber schon 1482 an der Pariser Sorbonne erstmalig nachweisbar auftauchte, beschreibt treffend die bis dato vorherrschende Praxis der Kirche: den Ablasshandel. Der Ablass wurde bereits zur Zeiten der Kreuzzüge entwickelt und in den folgenden Jahrhunderten immer weiter vorangetrieben. Es bedeutet im ausgehenden 15. Jahrhundert nichts anderes als sich mit Geld oder anderen materiellen Zuwendungen von seinen Sünden reinzuwaschen. Theologisch begründet der Ablass auf der Annahme, dass die Kirche wegen der Verdienste ihrer Märtyrer und Heiligen eine Art Gnadenschatz besitzt. Daran kann sie die Gläubigen, unter der Vorraussetzung bestimmter Buß- und Gebetsverrichtungen, teilhaben lassen kann. Die Angst der Menschen vor dem Fegefeuer und ewiger Verdammnis im spätmittelalterlichen Europa, bot letztlich den nötigen Nährboden für den Ablasshandel. Der Höhepunkt des Mißbrauchs mit dem Ablass war dann unter den Päpsten Julius II. und Leo X. erreicht, die zwecks Finanzierung eines Neubaus des Petersdoms in Rom einen grundsätzlichen Ablass ausgeschrieben hatten. Wer einen solchen Ablass erwarb, konnte daraufhin einmal im Leben oder im Fegefeuer Generalabsolution erhalten.[2]

Unter Papst Leo X. blühte zudem die Simonie[3] erneut auf. Durch den Ablass und den Handel mit Ämtern und Kirchengütern flossen ungeahnte Summen in die Hände der Kirche, vor allem in die Hände des Papstes. Dennoch war der Geldhunger der Kirchenoberen kaum zu stillen. Schließlich erging durch den Erzbischof von Mainz und Brandenburg, Albrecht von Brandenburg, eine Instruktion an die Ablassprediger, vollkommene Ablässe für Verstorbene und die für Zukunft zu verkaufen. Diese konnten dann zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt "eingelöst" werden. Als einer der emsigsten Ablassprediger jener Zeit ist der aus Pirna in Sachsen stammende Dominikaner Johannes Tetzel bekannt. Auf ihn geht maßgeblich die Verbreitung des eingangs zitierten Verses zurück mit dem er in Marktschreiermanier die Leute anstiftete sich von ihren Sünden freizukaufen. Tetzel wirkte hauptsächlich in Brandenburg - das Betreten seiner Heimat war ihm durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen verboten worden. Um sich dennoch von ihren Sünden befreien zu können, reisten zahlreiche Bewohner der damaligen sächsischen Hauptstadt Wittenberg nach Brandenburg und besorgten sich dort Ablassbriefe von Johannes Tetzel. In Wittenberg schließlich wandten sie sich an ihre Beichtväter und verlangten aufgrund des Ablasses Absolution. Einer dieser Beichtväter war der Doktor der Theologie Martin Luther, der die Praxis der römischen Kirche um den Ablass ablehnte und sich entschloss diese Angelegenheit öffentlich aufzurollen.[4]

Dies Tat er in Form seiner 95 Thesen, welche er jedoch nicht - wie die Forschungen Erwin Iserlohs nahe legen - an der Schloßkirche in Wittenberg anschlug, sondern als Brief an seinen zuständigen Bischof in Brandenburg und den Mainzer Erzbischof schickte. Damit hatte Luther eine theologische und bald auch publizistische Diskussion um den Ablasshandel und schließlich um die Grundpositionen der Kirche losgetreten. Das Zeitalter der Reformation nahm seinen Lauf.[5]

2.1.2. Martin Luther

Martin Luther, geboren 1483 in Eisleben, wuchs als Sohn eines bäuerlichen Elternhauses in Mansfeld auf. Luthers Eltern waren kirchentreu, aber keineswegs sonderlich fromm. Sein eigentlicher Name lautete "Luder". Von 1501 bis 1505 besuchte er die Universität Erfurt und schloss diese mit einem Magister Artium der Philosophischen Fakultät ab. Auf Wunsch des Vaters begann Luther im selben Jahr anschließend ein Studium der Rechtswissenschaften. Zu jener Zeit kommt es zur entscheidenden Wendung im Leben des jungen Akademikers. Während eines schweren Unwetters, bei dem ein Blitz in unmittelbarer Nähe Luthers einschlug, entfuhr ihm in Todesangst das Gelübde, im Falle seines Überlebens in ein Kloster einzutreten. Daraufhin trat er in Kloster der Augustinereremiten in Erfurt ein. Genaueres ist über die Beweggründe Luthers, sein Leben fortan der Religion zu widmen, nicht bekannt. Er selbst hegt später Zweifel, ob es nun Gott oder der Teufel war, der in diesem todesnahen Moment zu ihm sprach und zu dem Gelübde verleitete.[6]

Nach der Priesterweihe nahm Luther 1508 das Theologiestudium in Erfurt auf und hielt an der Wittenberger Universität Vorlesungen über Moralphilosophie. 1510 reiste Luther nach Rom um dort seinen Orden zu vertreten. Nach seiner Rückkehr verließ er Erfurt endgültig und ging ins Kloster nach Wittenberg. Hier wurde er als angesehener Klosterbruder Subprior, das heißt Studienleiter innerhalb des Klosters. Sein Freund und Generalvikar Johann von Staupitz legte ihm dort alsbald mit Nachdruck Nahe, sich um einen Doktorgrad zu bewerben. Nach einigem Zögern kam Luther dieser Aufforderung nach, ließ sich die Doktorwürde verleihen und wurde anschließend Senatsmitglied der Wittenberger Universität sowie Nachfolger von Staupitz' Professur.[7]

Zu jener Zeit war Luther bereits von schweren inneren Glaubenskämpfen geschüttelt. Er sah sich einem ewig fordernden und strafenden Gott gegenüber, vor dem kein Mensch gerecht sein konnte. Die "Gerechtigkeit Gottes" stand im Mittelpunkt seiner Überlegungen und er fragte sich, wie Gott schier unerfüllbare Forderungen an die Menschen stellen konnte. Eine Lösung eröffnete sich ihm beim Studium des Briefes des Paulus an die Römer im Neuen Testament. Er erkannte, dass der Begriff der "Gerechtigkeit Gottes" nicht ausschließlich die von Gott geforderte Gerechtigkeit im Sinne des Evangeliums oder der Zehn Gebote beschreibt, sondern vielmehr die Gerechtigkeit, die der Mensch durch seinen Glauben bereits inne hat. Das heißt Gerechtigkeit entsteht aus dem Glauben. Das befreit den Sünder freilich nicht vor Gottes Strafe, jedoch wird der gläubige Sünder von Gott gerecht gemacht und erfährt Gnade.[8]

Genau darin liegt die Brisanz seiner Erkenntnis, die als reformatorische Wende bezeichnet wird. Denn letztlich bedarf es nach Luther keiner Vermittlung von Gottes Gnade durch die Institution Kirche mehr, um Rechtfertigung zu erfahren. Der Kirche wurde damit eine wesentliche Stütze ihrer Legitimation entzogen. Diese Einsichten führten vorerst zur Kritik an der kirchlichen Scholastik und wenig später notwendigerweise zur Auseinandersetzung Luthers mit dem Ablass. Durch die Veröffentlichung seiner Thesen - erst in Briefform an den Mainzer Erzbischof, dann ein vereinfachter Form für die breite Öffentlichkeit - brachte Luther die Reformation ins Rollen.[9]

Seine Lehren verbreiteten sich wie ein Lauffeuer in allen Teilen der Gesellschaft. Doch bevor die Erneuerung der Kirche vollends ins Rollen kam, musste sich der Wittenberger Reformator vor der römischen Kurie verantworten. Der Adressat des Thesen-Briefes, Albrecht von Brandenburg, hatte das Schriftstück nach Rom weitergeleitet, wo er 1518 wegen Ketzerei angeklagt wurde. Unterstützung fand Luther in dieser Stunde bei seinem Kurfürsten Friedrich dem Weisen. Dieser erreichte, obwohl Luther innerhalb von 60 Tagen in Rom erscheinen sollte, eine Vernehmung durch den Beauftragten des Papstes auf dem Reichstag von Augsburg. Friedrich sollte Rom als Verbündeter gegen die Wahl Karls des V. zum deutschen König und damit zum zukünftigen Kaiser des Reiches zur Seite stehen. In Augsburg sollte Luther seine Lehren widerrufen, worauf er jedoch nicht einging. Der päpstliche Legat forderte nun die Auslieferung des rebellischen Theologen, Friedrich der Weise lehnte dies allerdings ab. Im Juni 1519 kam es in Leipzig zu einer öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Martin Luther und dem Theologieprofessor Johannes Eck, als Vertreter des römischen Kirche.

Eck schaffte es im Laufe dieses Leipziger Disputs, seinen Widersacher dazu zu bewegen, die Unfehlbarkeit des Papstes und der Konzile anzuzweifeln. Dadurch vergrößerte sich die bereits bestehende Kluft zwischen Reformator und Rom um so mehr. Gleichzeitig bekamen Luther und seine Lehren, durch die große Öffentlichkeit die den Streit mit Spannung verfolgte und verbreitete, immer mehr Anhänger und Fürsprecher.[10]

2.1.3. Die Entfaltung der Reformation

Der endgültige Bruch Luthers mit Rom vollzog sich im Jahr 1520. Nach der Wahl Karl V. zum Kaiser, wandte sich Rom erneut der Causa Lutheri zu. Der Ketzerprozess gegen Augustinermönch wurde wieder aufgenommen. Mit Hilfe seines Gegenspielers Johannes Ecks, der nach seinem vermeintlichen Sieg in Leipzig nach Rom geeilt war, erging an Luther eine päpstliche Bannandrohungsbulle, die ihm 60 Tage Zeit einräumen sollte, von seinen Thesen zurück zu treten. Anderfalls drohe die Exkommunikation. Luther wartete die Bedenkzeit ab und statt zu widerrufen verbrannte nach deren Ablauf in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion das gesamte Textkorpus des päpstlichen Kirchenrechts und wahrscheinlich auch die Bulle des Papstes. Zur Hilfe kamen ihm dabei zahlreiche Kollegen und Studenten der Wittenberger Universität. Damit war die Trennung von Rom auch von seiten des Reformators offen vollzogen.[11]

Im Jahr 1520 hatte Luther seine 3 reformatorischen Hauptschriften veröffentlicht. Darin forderte er Kaiser und Adel auf, sich angesichts der klerikalen Reformunfähigkeit selbst der Erneuerung der Kirche anzunehmen. Er prangert die Fiskalisierung der Kirche, die soziale Ungleichheit und Ungerechtigkeit - wie beispielsweise den Zinskauf - unter den Christen an und benennt das Priestertum aller Getauften, dass sich gegen die bestehende Hierarchie zwischen Klerus und gemeinem Bürger richtet.[12] In einem anderen Teil seiner Hauptschrift legitimiert Luther die Anwendung von Gewalt durch die Obrigkeit zum Zwecke des Erhalts von Friede und Ordnung.[13]

[...]


[1] Burkhardt, Johannes: Das Reformationsjahrhundert, Deutsche Geschichte zwischen Medienrevolution und Institutionenbildung 1517 - 1617. Stuttgart 2002. S. 33.

[2] Blickle, Peter: Die Reformation im Reich. Stuttgart 2000. S. 44.

[3] Als Simonie bezeichnet man den Kauf oder Verkauf kirchlicher Ämter, Sakramente oder Reliquien.

[4] Stupperich, Robert: Die Reformation in Deutschland. München 1972. S. 21.

[5] Blickle: Reformation. S. 45 f.

[6] Ritter, Gehrhard: Luther, Gestalt und Tat. München 1959. S. 15 ff.

[7] Ebd. S. 34 f.

[8] Vgl. Luther, Martin: Vorrede auf die Epistel S. Paul an die Römer. Projekt Gutenberg-DE. http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1712&kapitel=4&cHash=76da4e3aa2roemer#gbfound. Stand: 31.08.2008.

[9] Blickle: Reformation. S. 50 ff.

[10] Vgl. Burkhardt: Reformationsjahrhundert. S. 36 f.

[11] Ebd. S. 40.

[12] Vgl. Luther, Martin: An den christlichen Adel deutscher Nation, Von des christlichen Standes Besserung. Projekt Gutenberg-DE. http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1712&kapitel=1&cHash=76da4e3aa2andenadl#gbfound. Stand: 02.09.2008.

[13] Vgl. Luther, Martin: Von der Freiheit eines Christenmenschen. Projekt Gutenberg-DE. http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1712&kapitel=8&cHash=76da4e3aa2vdfec#gbfound. Stand: 02.09.2008.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Reformation und Revolution
Untertitel
Umstände und Zusammenhänge des Bauernkrieges im 16. Jahrhundert
Hochschule
Universität Rostock
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V280661
ISBN (eBook)
9783656740780
ISBN (Buch)
9783656741374
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
reformation, revolution, umstände, zusammenhänge, bauernkrieges, jahrhundert
Arbeit zitieren
Martin Jürgen (Autor:in), 2007, Reformation und Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280661

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