Sind Noten im Sportunterricht der Grund- und Sekundarschule empfehlenswert?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

25 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Funktionen der Notengebung
2.1. Aussagekraft von Noten
2.2. Zensurenvergabe nach dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport

3. Leistungsmessung und -bewertung
3.1. Leistungsmessung und -bewertung
3.2. Probleme der Leistungsmessung und Bewertung

4. Notengebung
4.1. Zusammensetzung der Sportnote

5. Modell für Ermittlung einer Leistungsfortschrittsnote

6. Beurteilungsmodelle

7. Argumente gegen eine Zensierung im Fach Sport
7.1. in der Grundschule
7.2. in der Sekundarschule

8. Argumente für die Beibehaltung der Sportnote
8.1. in der Grundschule
8.2. in der Sekundarschule

9. Fazit

10. Literaturangaben
10.1. Fachliteratur
10.2. Internetquellen

11. Abbildungsverzeichnis

12. Anhang
12.1. Fragebogen
12.2. Auswertung des Fragebogen

1. Einleitung

Die Frage nach der Notengebung im Sportunterricht ist schon seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner und ein unendliches Thema. Der Sport im Sportunterricht sollte nicht nur die Fitness und die Gesundheit verbessern, sondern auch die Gemeinschaft und die Solidarität der Schüler und Schülerinnen entwickeln und stärken. Noten hingegen führen verstärkt zu Konkurrenzverhalten und Ellenbogendenken der Schüler und Schülerinnen.[1] Besonders schwächere Schüler und Schülerinnen leiden unter dem Leistungsdruck, der auf Grund von Notengebung entsteht. Andererseits können Noten auch zu Leistungssteigerungen motivieren. Zudem ist – wie später näher erklärt wird – die Notengebung als pädagogisches Mittel sehr wirkungsvoll. Es gibt verschiedene Aspekte der Sportnote, die diese befürworten aber genauso auch sich gegen diese auszusprechen. Die Problemfrage in unserer Hausarbeit ist somit, „Ist die Sportnote in der Grund- und Sekundarschule noch empfehlenswert?“

Bei der folgenden Hausarbeit wollten wir uns nicht nur auf Literatur beziehen, sondern auch das Thema unter der Perspektive der realen Benotungspraxis im Lehreralltag mit einbeziehen. Deshalb haben wir einen Fragebogen für Sportlehrer entwickelt. In diesem wurden sowohl Grund- und Hauptschul-, Realschul- als auch Gymnasiallehrer und -Lehrerinnen befragt. Die Auswertungen unserer Befragung von insgesamt 38 Lehrer und Lehrerinnen werden in unserer Arbeit an den entsprechenden Stellen mit einfließen.

In unserer Ausarbeitung werden wir zunächst auf die Stellung der Noten im Unterricht und ihre Nachteile eingehen. Im Weiteren werden wir die Leistungsmessung und Bewertung mit ihrer Problematik erläutern. Ein wichtiger Punkt in der Thematik ist die Zusammensetzung der Sportnote und weitere mögliche Beurteilungsmodelle. Abschließen möchten wir unsere Arbeit mit Argumenten gegen eine Zensierung im Fach Sport und Argumente für ihre Beibehaltung sowie einem persönlichen Fazit.

2. Funktionen der Notengebung

2.1. Aussagekraft von Noten

Versucht man Näheres über die Funktionen der Notengebung herauszufinden, so stellt man fest, dass es verschiedene Meinungen und somit auch verschiedene Funktionen der Noten gibt. Ziegenspeck (1979) verleiht den Noten zum Beispiel drei zentrale Funktionen.

Zum einen bezieht er sich auf die pädagogische Funktion der Noten, die als Kontrolle für den eigenen Leistungsstand - im Weiteren wird die Definition der Leistung erläutert - der Schüler und Schülerinnen dienen und Aussagen über den Leistungsnachweis geben sollen. Zugleich agieren die Noten als Mittler zwischen der Schule und den Eltern und werden als Zuchtmittler der Schule beziehungsweise als Druckmittel für die Lehrerinnen und Lehrer gegenüber den Schülern und Schülerinnen angewendet. Die zweite Funktion, die die Noten ausüben, ist die der Orientierungs- und Berichtfunktion. Diese Funktion stellt eine Information über den Leistungsstand der Kinder für die Eltern dar. Die letzte Funktion, die Ziegenspeck den Noten zuschreibt, ist die Berechtigungsfunktion, die nicht nur den Schülerinnen und Schülern den Weg zur jeweiligen Ausbildung weisen, sondern auch der Wirtschaft ein Auswahlkriterium zwischen den künftigen Auszubildenden bietet.[2]

Um eine aktuellere Sichtweise zu erhalten, wird im Weiteren auf Bräutigam (2003) eingegangen. Er schreibt den Noten ebenfalls drei Funktionen zu, konkretisiert sie aber etwas genauer. Für ihn zählt zum einen, vergleichbar wie bei Ziegenspeck, die Mitteilungsfunktion, die über die Lernresultate informiert und Übersicht über den momentanen Leistungsstand der Schüler und Schülerinnen liefert. Die Anreiz- und Disziplinierungsfunktion wird zusammengefasst und soll auf der einen Seite die Schüler und Schülerinnen motivieren, eine gute Leistung anzustreben. Allerdings werden die Schüler und Schülerinnen auf der anderen Seite durch schlechte Noten bestraft um sie dem gewünschten Leistungsverhalten nahe zu bringen. Die letzte Funktion laut Bräutigam ist die Sozialisations- und Selektionsfunktion. Die Schüler und Schülerinnen müssen sich in der Schule mit Leistungsnormen auseinandersetzen, die sich von denen innerhalb der Familie eventuell unterscheiden. Die Selektionsfunktion ist gleichzusetzen mit der Berechtigungsfunktion von Ziegenspeck, da auf Grund von Zensuren ein Schulwechsel oder eine Versetzung angeordnet und der Schüler oder die Schülerin bereits auf einen entsprechenden Ausbildungsweg geschickt werden.[3]

Zielinski (1975) hingegen unterscheidet bei der Notengebung sogar zehn Funktionen. Die Klassifizierungsfunktion, Zuteilungsfunktion und die Chancenausgleichsfunktion sind nur einige weitere Funktionen, die Zielinski für die Benotung als angemessen betrachtet.[4]

Ziegenspeck, Zielinski und Bräutigam stellen nur ein Kontrastbeispiel für die verschiedenen Funktionen der Notengebung dar. Viele weitere Autoren haben ihre Sichtweisen geschildert, stimmen aber in weiten Punkten mit den obengenannten Funktionen überein.

Es gibt sehr viele Funktionen und teilweise keine eindeutigen Abgrenzungen, aber im Allgemeinen haben sie vergleichbare Zielsetzungen. Auffällig ist, dass einige Funktionen nicht miteinander vereinbar sind oder sich sogar widersprechen, wie zum Beispiel die Anreiz- und die Disziplinierungsfunktion.[5] Mit der Anreizfunktion soll die Note den Schülern und Schülerinnen einen Anreiz geben sich mit der aktuellen Unterrichtseinheit zu befassen. Es werden aber meist nur die guten Schüler und Schülerinnen angesprochen und auch dann wird nur die extrinsische Motivation gefördert, da der Druck weiterhin von außen kommt. Auch Bräutigam äußert seinen Zweifel, ob die Zensuren die ihnen zugewiesenen Funktionen erfüllen. Auf Grund von Noten werden mit der Selektionsfunktion Auswahlentscheidungen getroffen, doch dafür muss eine Transparenz und eine Übereinstimmung mit den Beurteilungskriterien sichergestellt werden.

Daraus lässt sich zu Recht die Fragwürdigkeit der Zensuren laut Ziegenspeck (1979) feststellen: „ Weder ist die Ziffernzensur so aussagekräftig, dass sie ihrer Funktion als Orientierungshilfe und Bericht gerecht werden kann, noch dürfte sie in der pädagogischen Funktion ihre zentrale Bedeutung besitzen oder als Instrument der Vergabe von Berechtigungen den Ansprüchen eines demokratischen Gemeinwesens entsprechen .“ [6]

Die Schulnote habe keine inhaltliche Aussage, da eine Ziffer keine Auskunft über die Stärken und Schwächen des Schülers geben kann. Auch die pädagogische Funktion kann entkräftet werden, da die Existenz der Noten durch die Gesellschaft und nicht durch die Schule gegeben ist. In der Entstehung der Noten stand nie die Note als pädagogisches Mittel im Vordergrund, sondern hatte die gesellschaftliche Aufgabe der Selektion. Oftmals ist im Unterricht, wie bereits erwähnt, die Transparenz der Notenbildung nicht vorhanden, daher kann man auch nicht von einem Instrument der Vergabe von Berechtigungen reden.

In dem Lehrerfragebogen wurde eine Frage gestellt, in der die Lehrer und Lehrerinnen die Auswahl hatten, welche Funktionen für sie bei der Benotung zutreffend sind. Zur Auswahl standen folgende fünf Funktionen: Rückmeldung, Anreiz, Disziplinierung, Sozialisation und Selektion. Zudem sollten die Teilnehmer ankreuzen, inwiefern die jeweilige Funktion auf sie zutrifft mit: ja, ja teilweise, eher nicht oder nein. Bei der Auswertung in dem Diagramm wurden nur die Antworten die mit „ja“ angekreuzt wurden, berücksichtigt. Idealerweise gibt es noch die Möglichkeit „sonstiges“ auszuwählen, was hier leider nicht beachtet wurde.

Frage 1: Die Benotung hat folgende Funktionen für Sie:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Diagramm zu den Funktionen der Noten

Die Lehrer und Lehrerinnen aus der Grund- und Hauptschule, die befragt wurden, hatten fast ausschließlich die Grundschule als Schwerpunkt. Daher fällt bei diesem Diagramm die Disziplinierungs- und Selektionsfunktion bei der Grundschule aus dem Rahmen, die bei den jüngeren Schülern und Schülerinnen noch weniger zur Geltung kommen.

2.2. Zensurenvergabe nach dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport

Laut den Verordnungen des Kultusministeriums in Baden-Württemberg über die Notenbildung in Paragraph fünf werden die Leistungen der Schüler und Schülerinnen mit folgenden Noten bewertet.

„1. Die Note "sehr gut" soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen im besonderen Maße entspricht.
2. Die Note "gut" soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen voll entspricht.
3. Die Note "befriedigend" soll erteilt werden, wenn die Leistung im Allgemeinen den Anforderungen entspricht.
4. Die Note "ausreichend" soll erteilt werden, wenn die Leistung zwar Mängel aufweist, aber im Ganzen den Anforderungen noch entspricht.
5. Die Note "mangelhaft" soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen nicht entspricht, jedoch erkennen lässt, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können.
6. Die Note "ungenügend" soll erteilt werden, wenn die Leistung den Anforderungen nicht entspricht und selbst die Grundkenntnisse so lückenhaft sind, dass die Mängel in absehbarer Zeit nicht behoben werden können.“ [7]

In Paragraph sieben heißt es über die Feststellung der Schülerleistung, dass „alle vom Schüler im Zusammenhang mit dem Unterricht erbrachten Leistungen“[8] in die Leistungsbewertung mit einfließen. Zu der Gewichtung des sozial-affektiven Verhaltens und der Leistungsfortschrittsnote - auf die im Kapitel der Notengebung näher eingegangen wird - steht im folgenden Abschnitt „ der Fachlehrer hat zum Beginn seines Unterrichts bekannt zu geben, wie er in der Regel die verschiedenen Leistungen bei der Notenbildung gewichten wird.[9]

3. Leistungsmessung und -bewertung

3.1. Leistungsmessung und -bewertung

Vor dem Messen und Bewerten wird zunächst der Leistungsbegriff näher beleuchtet. Unter Leisten versteht man das Bemühen um eine Aufgabe. Demzufolge ist die erbrachte Leistung das Ergebnis dieses Bemühens. Hierbei sind vor allem die Voraussetzungen und das Bemühen, als die individuelle Bezugsnorm, wichtig. Röthig (2003) definiert die Leistung als „ voraussetzungsgemäßes Bemühen um die Bewältigung einer Bewegungsaufgabe.“[10] Das bedeutet, wenn sich ein erbrachtes Ergebnis auf diese Definition zurückführen lässt, liegt eine Leistung vor.

Im Allgemeinen wird Leistung häufig lediglich als das Ergebnis einer Handlung deklariert. Laut Röthig ist Leistung aber sogar, „eine erfolgreiche oder bestmögliche Bewältigung einer Aufgabe, wenn man dies unter normativen Gesichtspunkten betrachtet.“[11] Im Folgenden werden mögliche Kriterien für die Aufgabe oder Handlung, die durch Leisten bewältigt werden soll, vorgestellt. Heckhausen hat dafür fünf Kriterien aufgestellt, die bei der Handlung erfüllt sein müssen. Erstens muss bei der Bewältigung ein Handlungsresultat erzielt werden. Zweitens muss dieses Handlungsresultat selbst verursacht sein. Drittens muss ein vorher festgelegter Gütemaßstab vom Handelnden anerkannt werden. Viertens braucht die Handlung einen Aufgabencharakter. Die gestellte Aufgabe soll durch eigenes Denken und Problemlösen bewältigt werden. Fünftens muss es bei der Handlung die Möglichkeit des Erfolgs aber auch die Möglichkeit des Misserfolgs geben. Sind diese Kriterien erfüllt, so ist nach Heckhausen das erzielte Ergebnis der gewählten Handlung oder Aufgabe als Leistung anzusehen.

Ergänzend wird noch der Leistungsbegriff weiter differenziert, indem die relative Leistung, die absolute Leistung, die optimale Leistung und die maximale Leistung kurz erläutert werden. Unter relativer Leistung versteht man die persönlich mögliche Leistung. Es spielt also die eigene Leistungsfähigkeit und -bereitschaft eine entscheidende Rolle. Hierbei geht es um den Prozess, dass heißt die Handlung ist prozessorientiert. Bei der absoluten Leistung steht das Produkt im Vordergrund, hier ist die Handlung beziehungsweise die Leistung produktorientiert. Es handelt sich um die erreichte, messbare oder bewertbare Leistung. Die optimale Leistung bezeichnet eine mögliche Leistung in einer bestimmten Situation unter Ausschöpfung aller möglichen Ressourcen, währenddessen die maximale Leistung die individuell mögliche Leistung unter Ausschöpfung aller Ressourcen bezeichnet.

Im weiteren Punkt soll die Messung und Bewertung erläutert werden. Es muss eine klare Trennung zwischen Messen und Bewerten vorgenommen werden. Füller (1975) sagte dazu Folgendes: „ Die Trennung von Leistungsmessung und Leistungsbewertung ist Hauptproblem jeder Prüfungstheorie“[12] Unter Messen versteht man die objektive und quantitative Erfassung einer Leistung. Beim Bewerten wird keine Quantifizierung, sondern eine Qualifizierung einer Leistung vorgenommen.

Die Leistungsmessung macht keine Angaben zur Person, sondern lediglich zur durchgeführten Handlung, sie ist somit handlungsspezifisch. Je nach Sportart wird die sportliche Leistung nach vorher vereinbarten Regeln gemessen wie zum Beispiel in Meter, Sekunde, Kilogramm, Tore und so weiter.

Nach der Messung kommt es zur Beurteilung. Wie ist die Leistung einzuordnen? Ist es eine gute oder schlechte Leistung? Dafür benötigt man individuelle Daten der Schüler und Schülerinnen. Dies meint beispielsweise das Alter, Geschlecht oder die körperlichen Voraussetzungen. Zusätzlich braucht man die durchschnittliche Leistung von Schüler und Schülerinnen mit gleichen Voraussetzungen, um diese mit der Leistung des einzelnen Schülers in Relation zu setzen und feststellen zu können, ob die erbrachte Leistung unter oder über dem Durchschnitt liegt und wie sie dementsprechend einzuordnen ist. Das heißt, dass Leistungen immer im Vergleich zu einer Bezugsgruppe gesehen werden.

Wenn die Messung handlungsspezifisch ist, kann man die Bewertung oder Zensierung als handlungsunspezifisch bezeichnen, da die Zensurenskala auf jedes Gebiet anwendbar ist und nicht speziell an eine Handlung, wie den Weitsprung, einen Deutschaufsatz, eine Mathematikarbeit oder einen Vokabeltest, gebunden ist. Die Messung bietet sachgebundene Informationen, während die Bewertung personengebundene Aussagen macht. Außerdem ergibt sich der Messwert in der Regel unmittelbar nach der Handlung. Die Zensur wird aber meist erst später durch Dritte zugeteilt.

Nach Potthoff (1974) „ erfolgt schulische Leistungsbeurteilung in einem sozialen Raum.“[13] Genauer gesagt, ist die Zensurengebung ein doppelt sozial eingebundener Vorgang, da sowohl bei dem Vergleich der individuellen Leistung mit Leistungen anderer, als auch beim Erteilen der Zensur durch eine andere Person soziale Komponenten eine große Rolle spielen.

Für das Messen und Bewerten einer Leistung nicht nur speziell im Sportunterricht gibt es drei Gütekriterien. Die Objektivität besagt, dass ein Ergebnis unabhängig von dem Untersucher sein sollte, dass heißt unterschiedliche Prüfer sollten zu dem selben Ergebnis kommen. Die Reliabilität – die Zuverlässigkeit – regelt, wie genau individuelle Unterschiede erfasst werden. Zu unterschiedlichen Zeiten sollte es also zu vergleichbaren Ergebnissen kommen. Bei der Validität – der Gültigkeit – wird behandelt, wie genau das Persönlichkeitsmerkmal, das beabsichtigt ist, überhaupt erfasst wird. Es soll nur das beurteilt werden, das auch gemessen werden soll.

3.2. Probleme der Leistungsmessung und Bewertung

Aufgrund der Vielseitigkeit dieses Gebiets kommt es in der Praxis auch zu Problemen und Fehlern bei der Benotung. Grob gesagt, gibt es zwei Arten von Fehlerquellen. Auf der einen Seite stehen die strukturellen Fehler, auf der anderen Seite die subjektiven Fehler.

Die Über- oder Unterbewertung einer Teilnote sind zum Beispiel mögliche strukturelle Fehler. Der Fokus hier wird allerdings auf die subjektiven Fehler gerichtet und im folgenden Abschnitt werden abschließend fünf mögliche subjektive Fehler skizziert.

1. Reihungsfehler: Während der Bewertung von Übungen und Klausuren gibt es Lehrer und Lehrerinnen, die dazu neigen, die ersten Arbeiten und Vorführungen strenger zu bewerten. Spätere Schüler und Schülerinnen werden nach anderen Maßstäben beurteilt, da die Lehrer ihre Erwartungen dem Niveau der ersten Arbeiten anpassen.
2. Projektionsfehler: Es kommt vor, dass Schüler und Schülerinnen, die dem Lehrer ähnlich sind, besser bewertet sind. Auch projizieren Lehrer eigene Interessen, Fähigkeiten, aber auch Wünsche in die Schüler und Schülerinnen ein.
3. Kontrastfehler: Gerade im Sportunterricht werden immer wieder Schüler und Schülerinnen verglichen. Fällt nun einer der beiden besonders positiv auf, so fällt im gleichen Moment der andere Schüler trotz einer nur minimal schlechteren Ausführung trotzdem besonders negativ auf.
4. Halo-Effekt: Da jeder Mensch im Laufe seines Lebens Erfahrungen macht, entwickelt er Vorlieben und Abneigungen. Laut Ziegenspeck (1999) „ bestimmt somit ein globaler Allgemeineindruck die Wahrnehmung einzelner Merkmale[14]. Das heißt, wenn ein Schüler oder eine Schülerin einen guten Eindruck auf den Lehrer macht und diesem sympathisch ist, so könnte das die Notengebung beeinflussen.
5. Logischer Fehler: Der Logische Fehler geht in die gleiche Richtung wie der Halo-Effekt. Nur hier wird von einem Merkmal eines Schülers auf ein anderes nicht beobachtetes Merkmal geschlossen, da manche Merkmale durch Vorurteile miteinander gekoppelt sind.[15]

4. Notengebung

Bevor man auf die Zusammensetzung der Schulnote in einem bestimmten Fach eingeht, sollte man zuerst einmal klären, was die Note allgemein darstellt: „Die Bildung einer Note in einem Unterrichtsfach ist eine pädagogisch-fachliche Gesamtbewertung der vom Schüler im Benotungszeitraum erbrachten Leistungen.[16] Es erfolgt keine einfache Berechnung. Die soziale, personale, motorische und methodische Kompetenz ebenso wie die Entwicklung der Schüler und Schülerinnen sind mit zu berücksichtigen. Eine mögliche Aufteilung der Sportnote bietet das folgende Schaubild.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Aufteilung der Sportnote in die zu erweiternden Kompetenzbereiche; http://sasu.insweb.de/Notengebung.pdf

4.1. Zusammensetzung der Sportnote

Bei der Zensurenfindung muss man zwischen dem Fach Sport und den übrigen Schulfächern differenzieren. Im Fach Sport sind die Leistungsunterschiede in einzelnen Sportarten viel enormer als zum Beispiel in Mathematik. Zudem kommt die Zusammensetzung der Sportnote, die nicht nur aus einer reinen Leistungsnote wie im Fach Mathematik besteht. Zur Leistungsnote kommen die Mitarbeit, das sozial-affektive Verhalten und der Leistungsfortschritt hinzu. Der Sportlehrer entscheidet die Gewichtung der Teilgebiete selber, denn er weiß „[…]dass diese nicht-motorischen Merkmale in der Zensur zu berücksichtigen sind, ... ohne dass dabei angegeben ist, wie sie gemessen und mit welchem Gewicht sie berücksichtigt werden sollen."[17]

Eine mögliche Benotung könnte wie folgt aussehen: Es empfiehlt sich „ die Leistungsnote maximal um ein Grad durch die Note für Einsatzwillen, Mitarbeit und Einstellung zur Gemeinschaft usw. zu verändern.“ [18] Das Zitat von Fetz besagt, dass die Schüler und Schülerinnen zunächst eine reine Leistungsnote erhalten und diese durch das sozial-affektive Verhalten um maximal eine Note verbessern oder verschlechtern können. Auf den Leistungsfortschritt wird bei diesem Vorgehen allerdings nicht eingegangen.

Zu der Notenzusammensetzung im Fach Sport wurde eine offene Frage im Lehrerfragebogen gestellt. Fünf unterschiedliche Antworten der Lehrerschaft wurden hier als Beispiel angegeben.

Frage 4: Wie setzt sich ihre Sportnote zusammen und welche Bereiche zählen wie viel?

1. Technik/ Leistung 50%, Prozess-/ Entwicklungsnote 50%
2. Leistungsnote, pädagogische Note kann diese um +/- 1 verändern
3. Leistung 60%, Theorie (Klausur) 20%, Ausdauer 20%
4. Leistung 50%, pädagogische Note 25%, soziale Note 25% (durch Fachschaft vorgegeben)

Beim ersten Beispiel ist auffällig, dass die sozial-affektive Komponente nicht in die Note mit einfließt. Bei der zweiten Antwort wird wie Fetz es beschrieben hat, vorgegangen und beim nächsten Beispiel fällt ein Bereich der Ausdauer hinzu. Hiermit könnte sowohl der Coopertest als auch die Spielausdauer innerhalb des Sportunterrichts gemeint sein. Die letzte Aussage war soweit interessant, da der Lehrer oder die Lehrerin angegeben hat, dass die Gewichtung von der Sportfachschaft vorgegeben sein.

Wir haben zudem die Lehrer und Lehrerinnen noch weiter befragt, mit welchem Notenmaßstab sie unterrichten. In der Grund- und Hauptschule ist es kaum verwunderlich, dass der Notenmaßstab 1-4 häufiger angegeben wurde, da es hauptsächlich Lehrer und Lehrerinnen mit dem Schwerpunkt Grundschule waren, die an der Umfrage teilgenommen haben. In der Realschule tendiert es hingegen zu dem Notenmaßstab 1-6, während es am Gymnasium sehr ausgeglichen ist. Das lässt sich daher erklären, da einige Lehrer und Lehrerinnen angegeben haben, in der Unterstufe mit einem anderen Notenmaßstab als in der Oberstufe zu bewerten.

Frage 6: Benoten Sie mit dem Notenmaßstab 1-4/1-6?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Diagramm zum Notenmaßstab im Fach Sport

Desweiteren hat uns interessiert wie sich der Notendurchschnitt in Sport von den anderen Fächern unterscheidet. Dabei ergab die Auswertung, dass in der Grund- und Hauptschule wie auch am Gymnasium der Notendurchschnitt in Sport auf jeden Fall besser ausfällt. Die Realschullehrer und -lehrerinnen waren geteilter Meinung, doch die Mehrheit stimmt zu, dass der Notendurchschnitt eher besser ist.

Frage 8: Ist der Notendurchschnitt in Sport besser als in Ihren anderen Fächern?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Diagramm zum Notendurchschnitt im Fach Sport

5. Modell für Ermittlung einer Leistungsfortschrittsnote

Ein aktuelles Thema ist die Leistungsfortschrittsnote. Ist es sinnvoll eine Leistungsfortschrittsnote einzuführen, beziehungsweise zu welchem Teil sollte sie in die Benotung mit einfließen?

Vorweg ist zu sagen, dass die Leistungsfortschrittsnote eine objektive Bewertung nicht ausschließt. Auch bei der Leistungsfortschrittsnote muss auf eine objektive Bewertung zurückgegriffen werden, wie bei der Ermittlung des Ausgangs- und des Endniveaus der Schüler und Schülerinnen. Außerdem bringt die Leistungsfortschrittsnote eine sehr enge Sportverbundenheit zum Ausdruck. Leistungsfortschrittsnoten zielen nämlich auf die Verbesserung der körperlichen und motorischen Leistungen, was als ein grundlegendes Ziel des Sporttreibens angesehen werden kann.

Durch die Leistungsfortschrittsnoten werden die Voraussetzungen, die die Schüler und Schülerinnen haben, weniger bedeutsam. Der Leistungsfortschritt wird durch Training und Üben erreicht. Daher werden die Schüler auch zum Trainieren und Üben, auch außerhalb der Schulzeit, animiert und sollen beim Üben eine Steigerung der Leistung erfahren. Gerade das kann aber auch als Nachteil des Modells gesehen werden. Leistungsstarke Schüler und Schülerinnen üben und trainieren oftmals auch außerhalb der Schulzeit und haben daher ganz andere Voraussetzungen. Sie werden bei der reinen Beurteilung des Leistungsfortschritts daher benachteiligt, da der Leistungsfortschritt im Anfängertraining deutlich einfacher und schneller sichtbar wird. Später im Expertentraining sind vergleichbar sichtbare Leistungssteigerungen nicht mehr möglich.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Erfassung der Ausgangsleistung. Diese ist nicht immer korrekt zu ermitteln. Außerdem ist der Lernfortschritt auch nicht immer eindeutig erfassbar, wie zum Beispiel bei der Leistungsnote. Des Weiteren kann es sehr schnell zu einer Überforderung des Lehrers kommen, wenn er pro Klasse an die 25 Lernfortschritte von seinen Schüler und Schülerinnen erfassen muss.

Eine mögliche Verbindung von der Leistungsnote und der Lernfortschrittsnote könnte wie im folgenden Abbild aussehen. Auffallend ist, dass die Lernfortschrittsnote die Leistungsnote lediglich bessern und nicht verschlechtern kann. Zum Beispiel bekommen Schüler und Schülerinnen, die eine zwei in der Leistungsnote haben, bei einer eins in der Lernfortschrittsnote die bessere Note als Gesamtnote. Erlangen sie aber beim Lernfortschritt eine schlechtere Note, so bleibt es bei einer zwei als Gesamtnote.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Modell von Leistungsnote und Leistungsfortschrittsnote (Lenz, 1994)

6. Beurteilungsmodelle

Im Folgenden sollen drei Benotungsmodelle vorgestellt und ihre Vor- und Nachteile herausgearbeitet werden.

Das erste Benotungsmodell sieht von einer Notenvergabe in Form einer Zensurenskala ab. Es erfolgt eine schriftliche Darlegung des individuellen Gesamteindrucks des beobachtbaren Verhaltens des einzelnen Schülers. Jeder Schüler und jede Schülerin wird einzeln betrachtet, daher gibt es hier eine individuelle Bezugsnorm. Gerade die schriftliche Darlegung des Schülerverhaltens und die damit einhergehende Möglichkeit das Verhalten umfassend und argumentativ zu schildern, erleichtert das Verständnis. Daneben können Entwicklungen direkt benannt werden und die Rückmeldung für die Eltern kann sehr detailliert erfolgen.

Beim zweiten Benotungsmodell geht es um einen Personenvergleich. Da hier die Leistungen, die verschiedene Schüler und Schülerinnen erbracht haben, miteinander verglichen werden, kann man hier von einer sozialen Bezugsnorm sprechen. Gerade durch diesen direkten Vergleich hat der Lehrer die Möglichkeit, die Schüler und Schülerinnen in ein Ranking einzuordnen. Daher ist eine Notenvergabe aufgrund des direkten Vergleichs nachvollziehbar. Allerdings geht mit dem Schülervergleich auch die Gefahr einher, dass der Lehrer ständig auf der Suche nach Unterschieden während der Ausführungen ist. Außerdem werden kleine Unterschiede häufig überbewertet. Ein weiteres Problem entsteht beim Schülervergleich dadurch, dass die individuellen Voraussetzungen nicht berücksichtigt werden und der Lernfortschritt nicht in die Benotung mit einfließt.

Bei dem letzten Benotungsmodell, der kriterienorientierten Notengebung, gibt es auf Grund des Kriterienkatalogs eine sachliche Bezugsnorm. Es erfolgt wieder, wie im ersten Modell, eine individuelle Beurteilung. Besonders wichtig ist es, den Schülern und Schülerinnen die Kriterien, nach denen bewertet wird, transparent zu machen. Wenn diese Kriterien bekannt sind, wird die Notengebung für alle nachvollziehbar. Möglich ist es sogar, die Schüler und Schülerinnen in die Kriterienauswahl mit einzubeziehen und ihnen somit eine Mitgestaltung zu ermöglichen. Einziger Schwachpunkt dieses Modells kann sein, dass der Unterricht zu sehr auf die Erfüllung der aufgestellten Kriterien zielt und es weniger Möglichkeiten für Abweichungen bietet.

7. Argumente gegen eine Zensierung im Fach Sport

Die Argumente, die gegen eine Zensierung im Fach Sport sprechen, werden im Weiteren nach Grund- und Sekundarschule getrennt. Da eine strikte Trennung nicht möglich ist und einige Aspekte auf beide Schularten zu treffen, werden die Gründe gegen eine Zensierung im Fach Sport in derjenigen Schulart angesprochen, in der sie stärker auftreten. Für jede Schulart gilt, dass die Gütemaßstäbe Objektivität, Reliabilität und Validität bei Benotungsverfahren nicht sicher eingehalten werden können.[19] Auch wenn es bei der Benotung darum geht, dass die Schülerleistung „ objektiv gemessen, subjektiv gewertet und aus dem Verhalten geurteilt werden kann.“ [20] Ein offensichtliches Problem ist, dass Noten von der Klassenzugehörigkeit stark abhängig sind.[21] Ein Schüler oder eine Schülerin mit mittelmäßiger Leistung wird in einer leistungsschwachen Klasse eine bessere Note als in einer sehr leistungsstarken Klasse anstreben. Zudem sind die Abstände zwischen den einzelnen Noten nicht einheitlich.[22] Sowie der Abstand zwischen der Note eins und der Note zwei relativ gering ist, ist der Abstand zwischen den Noten vier und fünf verhältnismäßig groß.

7.1. in der Grundschule

In der Grundschule ist die Note als pädagogisches Mittel nicht so wirkungsvoll wie in der Sekundarschule. Kinder im frühen Schulkindalter haben einen höheren Bewegungs- und Spieltrieb und können somit eher zum Sporttreiben motiviert werden. Die Hauptaufgabe des Sportunterrichts ist eine ganzheitliche Entwicklung. Zum einen soll Sport einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben und die motorische Leistungsfähigkeit fördern, zum anderen auf das soziale Verhalten und die individuelle Persönlichkeit einwirken. Als letzten Punkt kann der Sportunterricht Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten.[23] Anstatt Notenziffern in der Grundschule zu vergeben, könnte man sich auch ein Beispiel an Schleswig-Holstein nehmen und Berichtszeugnisse einführen.[24] Diese würden mehr Klarheit schaffen und den Eltern detailierte Informationen geben, wo die Stärken und die Schwächen ihres Kindes liegen.

7.2. in der Sekundarschule

Der leistungsstarke Schüler oder Schülerin ist bei der Benotung benachteiligt, wenn man nur die Leistungssteigerung beziehungsweise die Differenz des Leistungsstandes vorher und nachher betrachtet. Schüler und Schülerinnen, die bereits einen hohen Trainingszustand erreicht haben, befinden sich nicht auf demselben Niveau der Trainierbarkeit, wie die durchschnittlichen Schüler, die kein regelmäßiges Training ausführen. Problematisch ist auch die Ausgangsleistung der Schüler richtig einzuschätzen. Die Schüler könnten sich dazu gezwungen füllen, zu Beginn einer Unterrichtseinheit eine schlechtere Leistung vorzutäuschen.[25] Das häufigste Problem bei Noten ist wohl das Konkurrenzdenken, das unwillkürlich bei Schüler und Schülerinnen auftaucht.[26] Bei Schüler und Schülerinnen, die oftmals mit schlechten Noten zu kämpfen haben, ist es absehbar, dass es auf Grund der Misserfolgserlebnisse zu Motivationsstörungen kommt. Für den Sport wäre dies fatal, da eines der Ziele des Doppelauftrags im Schulsport ist, die Schüler und Schülerinnen zum lebenslangen Sporttreiben zu erziehen. Ein weiterer Punkt der gegen eine Benotung im Fach Sport spricht, ist die Funktionszuschreibung der Noten. Wenn die Funktionen der Noten nicht erfüllt werden können oder sich gar wiedersprechen, verliert die Zensur ihre Aussagekraft. Bei leistungsschwachen Schüler und Schülerinnen, die den Anforderungen im Schulsport nicht gerecht werden können, steht zudem ein verstärkter Gesundheitsaspekt im Vordergrund. Hier sollte Wert darauf gelegt werden den Jugendlichen einen richtigen Umgang mit ihrem Körper und ihrer Ernährung zu verschaffen, anstatt sie mit schlechten Noten dem Fach Sport ferner zu bringen.

8. Argumente für die Beibehaltung der Sportnote

Tillmann (2001) meint zu der Beibehaltung der Sportnote Folgendes: „Sportnote ist sinnvoll und notwendig, verweist darauf, dass die zentralen Begriffe Leistung, Wettkampf und Rekord die zentrale Sinnrichtung des Sports widerspiegelt[27]

Neben dieser Ansicht gibt es noch weitere Argumente, die für eine Beibehaltung der Sportnote sprechen. Diese sollen zwischen Grund- und Sekundarschule differenziert werden, was bei manchen Argumenten allerdings nicht ganz eindeutig zu machen ist. Daher kann es zu Doppelnennungen kommen.

8.1. in der Grundschule

Ein wichtiger Grund für die Beibehaltung der Sportnote ist das Feststellen des gegenwärtigen Könnensstands. Sowohl für die Schüler und Schülerinnen, als auch für die Eltern bietet die Sportnote daher eine gute Möglichkeit der Rückmeldung. Laut Schröter (1977) wollen die Schüler und Schülerinnen und ihre Eltern die Beibehaltung der Sportnote. Neben der Rückmeldefunktion biete die Sportnote zudem gerade für leistungsstärkere Schüler eine Anreizfunktion, aber auch für leistungsschwächere Schüler, die im Sportunterricht keine schlechte Note haben möchten. Da Sport als Pflichtfach der Gesamtqualifikation zu sehen ist, würde die Abschaffung der Sportnote dem Fach Sport eine Sonderrolle zuteil werden lassen, die aus Sicht der Sportlehrer nicht wünschenswert wäre.

8.2. in der Sekundarschule

In keinem anderen Fach gibt es laut Tillmann (2001) eine so exakte Leistungsmessung wie im Fach Sport. Durch ganz klare Kriterien wie zum Beispiel Weiten und Zeiten in Leichtathletik ist eine sehr genaue Leistungsmessung möglich. Ebenfalls dient die Sportnote dazu, den gegenwärtigen Könnensstand der Schüler zu überprüfen und festzustellen. Neben der Rückmeldefunktion für Schüler und Eltern hat die Sportnote noch eine Disziplinierungsfunktion.

Da in den weiterführenden Schulen der Blick bereits in Richtung Zukunft geht, sind Noten in Form von Ziffern besonders wichtig. Einerseits sind sie versetzungsrelevant, andererseits sind sie relevant bei der Bewerbung an Hochschulen und Ausbildungsplätzen.

Auch hier ist Sport als Pflichtfach der Gesamtqualifikation zu sehen und daher würde auch hier eine Abschaffung der Sportnote zu einer Sonderrolle des Fachs Sport führen, die nicht empfehlenswert wäre.

9. Fazit

Wie sich erkennen lässt, gibt es verschiedene Positionen zur Sportnote. Die einleitende Fragestellung, ob die Sportnote in der Grund- und Sekundarschule noch empfehlenswert ist, ist daher schwer zu beantworten. Es gibt einige Argumente, die für eine Abschaffung der Sportnote sprechen, beginnend mit möglichen Misserfolgserlebnissen durch die Noten oder Verstärkung des Ellenbogendenkens und Förderung des Konkurrenzverhaltens. Auch gerade für leistungsschwächere Schüler, die erwartungsgemäß auch schlechtere Noten bekommen, stehen im Sport eher gesundheitliche Aspekte oder Erziehung zum lebenslangen Spottreiben im Vordergrund und durch schlechtere Noten würde diese Anliegen konterkariert werden. Laut Lenz (1994) ist „ die Note nicht Mittelpunkt des Unterrichts, vielmehr ist sie bestenfalls ein Erziehungsmittel, das eine Überbewertung nicht verträgt [28] .“

Auf der anderen Seite stehen aber auch einige Argumente für die Beibehaltung der Sportnote, da sie unter anderem den gegenwärtigen Könnensstand der Schüler feststellen. Die Sportnote kann einige Funktionen erfüllen, wie eine Anreizfunktion, eine Rückmeldefunktion aber auch eine Disziplinierungsfunktion. Vielleicht der wichtigste Grund für uns angehende Sportlehrer ist allerdings, dass dem Fach Sport durch eine Abschaffung der Sportnote eine Sonderrolle zukäme, die nicht wünschenswert wäre.

Sieht man von diesem Grund ab, ist zu sagen, dass die Sportnote in einigen Bereichen ihre Berechtigung hat und durch einige wichtige Funktionen sinnvoll und als pädagogisches Mittel zu nutzen ist. Es wäre allerdings ein Überlegung wert die Sportnote als Berichtsnote darzustellen. Sowohl die Schüler und Schülerinnen als auch ihre Eltern wären mit einem schriftlichen Bericht über den momentanen Leistungsstand besser informiert, als durch eine bloße Ziffernnote. Die Schüler und Schülerinnen hätten somit einen klaren Anhaltspunkt, wo ihre Schwächen liegen und Verbesserung wünschenswert wäre. Die Sportnote komplett abzuschaffen, ist nicht empfehlenswert, jedoch sollte die Note transparent, kriterienorientiert und sowohl objektiv als auch subjektiv gegeben werden.

10. Literaturangaben

10.1. Fachliteratur

Bräutigam, M. (2003). Sportdidaktik – Ein Lehrbuch in 12 Lektionen (2. Auflage). Aachen: Meyer & Meyer Verlag.

Jürgens, E. (1998). Leistung und Beurteilung in der Schule (4. Auflage). Sankt Augustin: Academia Verlag.

Landesinstitut für Schulen (2004). Leisten und Leistung im Sportunterricht der Sekundarstufe1. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.

Lenz, G. (1993). Bewertung und Zensierung von Leistungsfortschritt im Fach Sport – Chance einer pädagogischen Handhabung der Notengebung. Zwickau: Fakultät der Technischen Universität Chemnitz-Zwickau.

Manthey, U. (1976). Zur Problematik des Wertens und Beurteilens im Sportunterricht. Schorndorf: Hofmann Verlag.

Potthoff, W. (1974). Einführung in Strukturbegriffe der Erziehungswissenschaft. Freiburg: Herder-Verlag

Röthig, P./ Prohl, R. (2003). Sportwissenschaftliches Lexikon. Schorndorf: Hofmann-Verlag

Volkamer, M. (1978). Messen und Zensieren im Sportunterricht. Schorndorf: Hofmann Verlag.

Weber, S. (2007). Bewerten im Bewegungs- und Sportunterricht. Ravensburg: Grinverlag

Winterstein, P. J. (1991). Leistungsmotivationsförderung im Sportunterricht. Hamburg: Dr. Kovac Verlag.

Ziroli, S. (2006). Bewegung, Spiel und Sport an Grundschulen. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.

10.2. Internetquellen

Landesregierung Schleswig-Holstein: http://www.schleswig-holstein.de/Bildung/DE/Schulen/AllgemeinbildendeSchulen/Grundschule/Zeugnisse/Zeugnissenode.html (24.02.12)

Saarländische Arbeitsgruppe für Sportunterricht: http://sasu.insweb.de/Notengebung.pdf (13.1.12)

Verordnung des Ministerium für Kultus, Jugend und Sport: http://www.landesrecht-bw.de/jportal/?quelle=jlink&query=NotBildV+BW&psml=bsbawueprod.psml&max=true&aiz=true#jlr-NotBildVBWrahmen (24.02.12)

11. Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Diagramm zu den Funktionen der Note; Fragebogen

Abb.2: Aufteilung der Sportnote in die zu erweiternden Kompetenzbereiche; http://sasu.insweb.de/Notengebung.pdf

Abb.3: Diagramm zum Notenmaßstab im Fach Sport; Fragebogen

Abb.4: Diagramm zum Notendurchschnitt im Fach Sport; Fragebogen

Abb.5: Modell von Leistungsnote und Leistungsfortschrittsnote; Lenz; 1994

Abb.6: Diagramm zur Benotung im Fach Sport; Fragebogen

Abb.7: Diagramm zur Benotung im Fach Sport; Fragebogen

Abb.8: Diagramm zum Sinn und Unsinn der Sportnote; Fragebogen

Abb.9: Diagramm zur Beibehaltung der Sportnote; Fragebogen

12. Anhang

12.1. Fragebogen

Hauptseminar Sport: Vertiefende sportwissenschaftliche Aspekte zu Bewegung, Spiel und Sport im Rahmen der Schule

„Ist die Sportnote in der Grund- und Sekundarschule noch empfehlenswert?“

Bitte setzen Sie ein Kreuz in die Kästchen, die für Sie zu treffen

Männlich: Altersbereich bis 35 Jahren: Grund- und HauptschullehrerIn Weiblich: 36-45 Jahren: RealschullehrerIn

46-65 Jahren GymnasiallehrerIn

01. Die Benotung hat folgende Funktionen für Sie:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit

12.2. Auswertung des Fragebogen

Frage 8: Fällt es Ihnen in Sport schwerer als in einem anderen Fach Noten zu geben?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.6: Diagramm zur Benotung im Fach Sport

Frage 9: Wird Ihrer Meinung nach in Sport „freundlicher“ als in anderen Fächern benotet?

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.7: Diagramm zur Benotung im Fach Sport

[...]


[1] Vgl. Lenz, 1993, 3

[2] Vgl. Jürgens, 1998, 53

[3] Vgl. Bräutigam, 2003, 208

[4] Vgl. Jürgens, 1998, 54 ff.

[5] Vgl. Jürgens, 1998, 55

[6] Jürgens zit. nach Ziegenspeck, 1998, 56

[7] Notenbildungsverordnung BW, 1983, § 5

[8] Notenbildungsverordnung BW, 1983, § 7

[9] Notenbildungsverordnung BW, 1983, § 7

[10] Röthig, 2003, S.332 ff

[11] Röthig, 2003, S.332 ff

[12] Füller, 1975

[13] Potthoff, 1974

[14] Ziegenspeck, 1999, S.175

[15] Vgl. Weber, 2007

[16] Notenbildungsverordnung BW, 2004

[17] Volkamer, 1978, 27

[18] Manthey zit. nach Fetz, 1976, 26

[19] Vgl. Lenz, 1993, 40

[20] Kultusminister Konferenz, 1966, Abschnitt E

[21] Vgl. Bräutigam, 2003, 210

[22] Vgl. Bräutigam, 2003, 209

[23] Vgl. Ziroli, 2006, 82

[24] Vgl. Landesregierung Schleswig-Holstein

[25] Vgl. Lenz, 1993, 41

[26] Vgl. Lenz, 1993, 3

[27] Tillmann, 2001, S.45

[28] Lenz, 1994

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Sind Noten im Sportunterricht der Grund- und Sekundarschule empfehlenswert?
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten
Note
1,5
Autor
Jahr
2012
Seiten
25
Katalognummer
V280611
ISBN (eBook)
9783656746157
ISBN (Buch)
9783656746133
Dateigröße
714 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sind, noten, sportunterricht, grund-, sekundarschule
Arbeit zitieren
Janina Hunger (Autor:in), 2012, Sind Noten im Sportunterricht der Grund- und Sekundarschule empfehlenswert?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280611

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