Die historische Entwicklung des Sozialisationsbegriffs

Theorien und Forschung zu Erziehung und Sozialisation


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

14 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Sozialisation?

3. Vorstellung der Theorien
3.1 Parsons: Handeln in gesellschaftlichen Systemen
3.2 Mead: Soziales Handeln durch Sprache
3.3 Habermas: Kommunikatives Handeln und Ich-Identität
3.4 Hurrelmann: Sieben Maximen der Sozialisationstheorie

4. Diskussion der Theorien

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Jeder Mensch durchläuft in seiner Biographie verschiedene Altersstufen und immer begleitet ihn dabei die Sozialisation. Wir begegnen und erleben sie nicht bewusst mit, aber sie ist da und hört nie auf. Überall im Alltag wird man mit etwas Neuem konfrontiert, man lernt stetig dazu, entwickelt sich weiter, reift und eignet sich im Laufe seines Lebens immer wieder neue Verhaltensweisen an. Dies weiß man durch Erfahrungen. Doch was ist das eigentlich ganz genau - die Sozialisation? Was passiert mit einem Menschen während des Sozialisationsprozesses? Wie werden wir zu einem Mitglied der Gesellschaft? Das Ziel meiner Arbeit ist es, einen kleinen Überblick über die von uns behandelten Sozialisationstheorien zu geben. Allerdings erhebt die Arbeit keinen Anspruch auf eine vollständige Ausarbeitung des Themas, da die Sozialisation sehr breit gefächert und vielschichtig ist. Für meine Erarbeitungen habe ich mich besonders auf ein Buch von Herbert Gudjons und auf Texte von Baumgart bezogen.

2. Was ist Sozialisation?

„Die Beschäftigung mit der Frage, wie Menschen sich entwickeln und welchen Einfluss darauf die Umwelt hat, ist so alt wie die Geschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften“1 an sich. Der Begriff der Sozialisation wird vermutlich gegen Ende des 19. Jahrhundert zum ersten Mal in wissenschaftlichen Abhandlungen genutzt.2

Der französische Soziologe Emile Durkheim ist für die Entwicklung von herausragender Bedeutung. Um eine funktionierende Gesellschaft zu ermöglichen und zu erhalten, müssen die sich in ihr befindlichen Individuen die Normen und Zwangsmechanismen annehmen und verinnerlichen. Nach Durkheim treffen die gesellschaftlichen Normen auf ein neugeborenes Individuum, welches „[…]sich triebhaft, egoistisch und asozial verhält und erst durch den Prozess der Sozialisation gesellschaftsfähig wird“.3 Durkheim war somit der erste Geistes- und Sozialwissenschaftler, der auf den Vorgang der „Vergesellschaftung der menschlichen Natur“4 hingewiesen hat und hierfür den Begriff der Sozialisation eingeführt hat.

Anschließend an Durkheim hat die von Parsons entwickelte funktionalistische Systemtheorie den bisher wohl größten Einfluss auf die soziologische Sozialisationsforschung gehabt. Nach Parsons Theorie gestaltet sich der Sozialisationsprozess „[…]durch die Übernahme verschiedener sozialer Rollen, die die Verinnerlichung der Norm- und Wertvorstellunger der sozialen Umwelt repräsentieren und in einem fortschreitendem Prozess zu Selbstmotivierungskräften des eigenen Handelns werden.“5

3. Vorstellung der Theorien

3.1 Parsons: Handeln in gesellschaftlichen Systemen

Parsons strukturfunktionale Theorie sagt aus, dass die Gesamtgesellschaft ein soziales System ist. Soziale Systeme entstehen aus der Interaktion zwischen Menschen. Nach Parsons ist die Gesellschaft als Gesamtsystem die umfassendste Form eines Sozialsystems, welche in sich selbst noch einmal verschiedene hierarchische Ebenen vereint.

In der untersten Ebene, an der Basis der hierarchischen Struktur also, besteht das Sozialsystem aus den einzelnen Menschen, die in ihrer normalen Umwelt agieren. Jedes dieser Individuen nimmt über verschiedene Rollen als Persönlichkeit an Prozessen sozialer Interaktionen teil. Diese Rollen sind organisiert und zu Kollektiven zusammengefasst, die durch weitere Normen in sich selbst gesteuert werden. Die Spitze des Systems wird durch die Gesellschaft als Gesamtsystem gebildet, heutzutage meist in Form eines politischen Kollektivs, in dem ein Wertsystem veranschlagt ist.6 Man kann sich das gesamte gesellschaftliche System also als einen Zusammenschluss von einzelnen Subsystemen vorstellen, in denen das Individuum als Handelnder die Grundeinheit aller sozialen Systeme darstellt. Dabei ist er in Rollenmuster und Strukturen eingebunden und muss sich mit ihnen organisieren. Diese Subsysteme bilden also das Grundgerüst, die Säulen unserer Gesellschaft. Die Struktur an sich stellt den statischen, die Funktionen den dynamischen Aspekt eines Gesamtsystems dar.7

Es wird deutlich, dass den Individuen der einzelnen Subsysteme eine zentrale Rolle zukommt. Parsons bezeichnet die Aktivität der Menschen in der jeweiligen Rolle der Individuen als Handeln in Rollen.

In unserer heutigen, entwickelten, modernen Gesellschaft ist der Handelnde in verschiedene gesellschaftliche Subsysteme (Schule, Familie,…) eingebunden, in denen sich die Mitglieder an den jeweils vorgegebenen Erwartungen zu orientieren haben. Jeder Einzelne ist somit in verschiedenen Subsystemen aktiv, die ihm nur bestimmte Ausschnitte seines Handelns abverlangen. Ein derartiger Ausschnitt, wird als Rolle bezeichnet.8

„Der Prozess der Sozialisation ist also die Übernahme einer wachsenden und immer differenzierter werdenden Zahl von Rollen, über die der Mensch die Wertsetzungen und Normen der sozialen Umwelt verinnerlicht, so dass sie schließlich zu Zielen und Motivierungskräften des eigenen Handelns werden: von der Mutter - Kind - Beziehung über die Kernfamilie, die Gleichaltrigengruppe, Schule, Jugendgruppen bis zu Beruf und gesellschaftlichen Rollen.“9

[...]


1 Endruweit & Trommsdorff, 2002, S. 500

2 Vgl. Endruweit & Trommsdorff, 2002, S. 500

3 Endruweit & Trommsdorff, 2002, S. 500

4 Endruweit & Trommsdorff, 2002, S. 500

5 Endruweit & Trommsdorff, 2002, S. 501

6 Vgl. Baumgart, 2004

7 Vgl. Gudjons, 2006, S. 156

8 Vgl. Gudjons, 2006, S. 156

9 Gudjons, 2006, S. 157

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die historische Entwicklung des Sozialisationsbegriffs
Untertitel
Theorien und Forschung zu Erziehung und Sozialisation
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg  (Institut für Theorien und Geschichte der Pädagogik)
Veranstaltung
„Theorien und Forschung zu Erziehung und Sozialisation“
Note
1,1
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V280491
ISBN (eBook)
9783656738572
ISBN (Buch)
9783656741190
Dateigröße
562 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erziehung, Sozialisation, Entwicklung, historisch, parson, mead, habermas, hurrelmann
Arbeit zitieren
Dr. Manuel Wasserzier (Autor:in), 2008, Die historische Entwicklung des Sozialisationsbegriffs, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280491

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