Das Schanergut in Tassach

Über 300 Jahre Heimat der Familie Pfitscher


Fachbuch, 2014

126 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Widmung

Historischer Mappenauszug von Tassach

Zeichen-Erklärung

Vorwort

Einleitung

I. Familienbuch P tscher in Tassach

II. Gründung von Familie und Hof im 17. Jahrhundert ..
1. Jakob P tscher auf der Suche nach einer Heimat ..
2. Tassach zwischen Kauf und Tausch
3. Steuerkataster des Gerichts Passeier 1694
4. Kaspar P tschers Wahl der neuen Heimat

III. Genügt ein Häusl mit einem Krautgartl?
1. Hans P tscher wollte das Erbe vergrößern
2. Aus der Traum von der Heimat auf Tassach?
3. Maria Theresianischer Kataster 1780
4. Jakob P tscher verkau e sein Gut und trat in das Tiroler Land und Feldregiment ein

IV. Veränderungen am Familienerbe
1. Thoman P tscher kau e Jakobs Erbanteil
2. Thoman P tscher teilte sein Anwesen wieder ..
3. Die Ho ezeichnung ‚Schanergut’ in Tassach

V. Das Schanergut im 19. Jahrhundert
1. Wendelin P tscher 1829 - 1885
2. Wendelin P tscher 1885 - 1900
3. Thomas P tscher Händler, Unternehmer, Bauer ..

VI. Das 20. Jahrhundert: Bilanz des Lebenswerks von Wendelin und Alois P tscher auf Tassach
1. Kriegs- und unmi elbare Nachkriegszeit
2. Wendelin P tscher 1931 - 1976
3. Alois P tscher seit 1976

Anhang
1. Vergleich 1798
2. Verlass-Urkunde mit Stammtafel 1804

Verwendete Urkunden

Quellen, Literatur und Bildnachweis

Dank

Verö entlichungen des Autors

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Historischer Mappenauszug von Tassach ober Pla Franzisko Josephinische Landvermessung 1858

Zeichen-Erklärung

Vorbemerkung: Bevor das Metermaß eingeführt wurde, ha en die verwendeten Maßeinheiten von Region zu Region recht unterschiedliche Geltung. Soweit wie möglich werden hier die landesüblichen Flächenmaße angegeben.

1 Kla er (K .) = 7,216 m²

1 Jauch = 1.803,946 m²

1 Morgen = 2.009,216 m²

1 Tagmahd (Tgm.) = 2.886,216 m² (altes Flächenmaß)

1 Tagmahd (Tgm.) = 1.798,326 m² (neues Flächenmaß)

1 Gulden ( .) = 60 Kreuzer

1 Kreuzer (kr.) = 5 Vierer (bis 1694), nachher 4 Vierer

1 Vierer (f.) = 4 Pfennige

Nach der Währungsreform im Jahre 1892 der K. u. K. Monarchie wurde die Krone (1 Krone = 100 Heller) parallel zum Gulden eingeführt, und ab 1900 galt nur mehr die Krone als Zahlungsmi el.

Der Gegenwert von 1 Gulden = 2 Kronen (K) Der Gegenwert von 1 Kreuzer = 2 Heller (h).

Das Verfachbuch (VB) stellt mehr oder weniger die Vorform des Grundbuches dar.

Vorwort

„ Wer sich mit der Braut des Zeitgeistes verheiratet, wird mit ihr umkommen. “

Sören Kierkegaard

Heute leben wir in spannungsreichen Zeiten, in denen wir einerseits die Früchte des Fortschri s auf allen kulturellen Gebieten genießen und auf die hohe Lebensqualität stolz sein können; anderseits machen uns die Probleme der Gegenwart in Gesellscha , Wirtscha und Poli k durchgehend zu scha en, sodass sie unser Leben voll beanspruchen.

Wen wundert es, dass dabei die Vergangenheit aus dem Allgemeinbewusstsein zu verschwinden droht. Diese Gefahr besteht tatsächlich.

Allerdings merkt man letzthin vermehrt das Bemühen, lokalgeschichtliche Kenntnisse sowie das Heimatbewusstsein und das Leben der eigenen Vorfahren wieder stärker in den Vordergrund zu rücken.

So ist auch dieser Au rag zur Erforschung der Familiengeschichte und der Hofentwicklung nicht aus reiner Bewahrungssucht heraus zu verstehen, sondern aus dem Wunsch um Erhaltung der von den Vorfahren gescha enen Werte und als Widerstand gegen das Vergessen. Die Erfahrung zeigt, dass sich dadurch im Allgemeinen auch der Blick auf die Welt und die Menschen von heute verändert.

Einleitung

Wer glaubt, dass ein kleines Anwesen wie das Schanergut kaum sichtbare Spuren hinterlassen hat, über die zu forschen und zu schreiben es sich gar nicht lohnt, wird seine Meinung erst ändern, wenn er unvoreingenommen die vorliegende Hof- und Familiengeschichte liest. Das Schanergut (Wendlhof) auf Tassach liegt oberhalb von Pla in Passeier auf 1250 m Höhe und ist nach der ersten Abzweigung von der Ulfaser Straße über eine Zufahrtsstraße unmi elbar erreichbar.

Dem Namen Tassach liegt etymologisch das Alpenwort „ DASIA/ DAXIA “ zugrunde, laut Kühebacher auf der Kel schen Grundform „DAGISIA“ beruhend. Mundartlich setzt es sich zusammen aus „ di Tase “ (Nadelholzzweig, Fichtenzweig) und dem deutschen Kollek vsu x „ ach “ (Menge von etwas). Tassach bedeutet also Tasengegend.

Im Meinhard’schen Urbar trägt auch der Gögelehof oberhalb von Breiteben - zur Gemeinde St. Mar n gehörend - diesen Namen (bis zum 16. Jh.). Ziemlich bekannt ist auch „ der Taser “ am Schenner Berg. Zum Hofnamen Schanergut schreibt Josef Schatz in seinem „Wörterbuch der Tiroler Mundarten“: der Schane „Bein, Fuß; eher im abwertenden Sinne“.

Und tatsächlich lebte um die Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jh. auf dem damaligen Nachbarhof, der dann später dem kleinen Familiengut P tscher angegliedert wurde, ein Besitzer, der zeitlebens hinkte bzw. einen krummen Fuß ha e.

Da im 19. und im 20. Jh. insgesamt drei Besitzer Wendelin hießen, hat sich allmählich die Guts-Bezeichnung Wendlhof durchgesetzt: Wendl ist die Tiroler Form des Vornamens Wendelin.

Dass sich die Bauersleute früher - und zum Teil heute noch - grundlegende prak sche Kenntnisse im handwerklichen Bereich aneigneten, war und ist für Bestand und Erhalt des Hofes wich g.

Die Tassacher Bauern aber sahen sich in der Regel geradezu gezwungen, neben der Bearbeitung ihrer kleinen Höfe einen Handwerksberuf zu erlernen, der ihnen als zweites Standbein dazu diente, den Lebensunterhalt für die meist große Familie zu gewährleisten. Mehrere Handwerksberufe blühten über längere Zeit auf Tassach: Weber, Schneider, Schmiede, Zimmerer, Tischler und Schuster arbeiteten nebenberu ich sehr erfolgreich.

Bei letzterem Beruf, der früher auf Tassach quasi beheima- tet war, ging es im 19. Jh. mit dem Verdienst anscheinend bergab. In einer Urkunde von 1805 steht nämlich, dass die Geschwister dem ältesten Bruder, der die „Schuh-Macherei“ seines Vaters weiterführte, bei der Erbscha entgegenkom- men mussten, weil „ bey den iez gen Zeitumständen die Schuhmacher Handwerksgerech gkeiten solcher gestalten in Zerfall gerathen ( waren ), daßsie beynahe nichts mehr werth sind... “

Vor dem konkreten Eins eg in die Hofgeschichte der Familie P tscher auf Tassach wird das „Familienbuch“ präsen ert, in dem die Familien ab Mi e des 17. Jhs. bis heute aufscheinen.

Das zweite Kapitel handelt von Jakob P tscher, dem Stammvater der Familie P tscher in Tassach, der zuerst in Gomion, dann in Stuls und schließlich bei St. Mar n be- heimatet war, und von seinem Sohn Kaspar P tscher, der sich mit seiner Familie in Tassach niedergelassen ha e.

Im weiteren Verlauf der Arbeit werden Probleme der Familie P tscher im privaten und wirtscha lichen Bereich des 18. Jhs. sowie die im Maria Theresianischen Kataster erfolgte Einschätzung des Anwesens aufgezeigt.

Die nächsten zwei Kapitel befassen sich mit den Ho ei- lungen und später vor allem mit den Erweiterungen des angestammten Hofes im 19. Jahrhundert, welche von Wendelin und seinem Bruder Thomas P tscher durchge- führt wurden.

Im vorletzten Abschni (20. Jh.) geht es um die Konsolidierung des Anwesens unter den zwei Ho esitzern Wendelin und Alois P tscher, die mit ihren Familien in Wort und Bild ausführlich vorgestellt werden.

Im Anhang wird ein Streit zwischen zwei Nachbarn auf Tassach gegen Ende des 18. Jhs. und der vor Gericht ausgetragene Vergleich behandelt sowie eine VerlassHandlung mit der Erbscha sgeschichte und dem beigefügten Familienstammbaum der weitschich g verwandten Familie P tscher in St. Leonhard.

I. Familienbuch P tscher in Tassach

Die Ahnen der Familie P tscher lassen sich bis ca. Anfang des 17. Jhs. auf Tassach zurückverfolgen, wobei die Besitzer das kleine Anwesen, heute allgemein Wendlhof genannt, meist direkt an ihren Sohn1 vererbt bzw. verkau haben. Jakob P tscher kann als Stammvater bezeichnet werden, denn weder seine Eltern noch sein eigenes Geburts- und Taufdatum scheinen in den um 1620 angelegten Matrikelbüchern auf. Im Verfachbuch 1651 sind seine drei Geschwister genannt, weil sie Miterben seines Hofes waren, nämlich Bernhard, Zacharias und Maria.

Es folgt nun das aus den Verfach- und den Pfarrbüchern zusammengestellte Familienbuch P tscher.

Jakob P tscher 1647 Margareth Tschöll (Moos i. P.) Kinder: (Taufe in St. Leonhard)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

II. Gründung von Familie und Hof im 17. Jahrhundert

Tassach scheint zum ersten Mal in Meinhards II. „Urbare der Grafscha Tirol“ von Oswald Zingerle auf, worin die im 13. Jh. bestehenden Höfe oder Grundbesitzer mit ihren dem Grundherrn geschuldeten Abgaben und Zinsbeträgen angeführt sind: „ Der hof ze Taehsach zünten: ze p nchsten 50 schillinge, ze sande Marteins tult 3 ½ pfunt, ½ swein, 1 eish. “

Diese erste Dokumenta on von Tassach zeigt, dass es auf dem Gelände oberhalb von Pla nur einen Hof gab, der, gemessen an den geringen Abgaben, auch noch rela v klein war.

In den Notariatsimbreviaturen des 14. und 15. Jhs. wird Tassach nicht genannt. Erst im 16. Jh, nämlich im Urbar von 1553, kommt „ im Tassach “ vor, zwar schon in der heu gen Schreibweise, jedoch ohne nähere Angaben weder über den Hof noch über die Besitzer. Im darau olgenden 17. Jh. ändert sich dies, wie gleich anschließend dargelegt wird.

1. Jakob P tscher auf der Suche nach einer Heimat

Der belegbare Beginn der Geschichte der Familie P tscher in Tassach geht auf das Jahr 1647 zurück, in dem die Hochzeit des Jakob P tscher mit Margareta Tschöll erfolgte bzw. auf das Jahr 1648 (Wes älischer Frieden, Ende des 30 jährigen Krieges), in dem der Sohn Kaspar geboren wurde, welcher die Familie später nach Tassach verp anzte. Im 17. Jh. ist ein o maliger Besitzerwechsel auf den Höfen konsta erbar, wie wir noch sehen werden. Auch Jakob P tscher, der bereits im Frühjahr 1651 verstarb, hat in kurzer Zeit zweimal den Hof gewechselt bzw. verkau : Im Frühjahr 1650 tauschte er das Gut „Oberschramach“ in Gomion hinter St. Leonhard mit dem Hof „beim Pach“ in Stuls und übersiedelte mit der Familie dorthin; im Spätherbst desselben Jahres verkau e er den Hof und erwarb das sog. Mayrgut bei St. Mar n, das er nicht lange „nutzen und genießen“ konnte. Wie in den Urkunden zu lesen ist, verstarb er schon im Frühjahr 1651 nach der Geburt seines zweiten Sohnes Jakob.

Zu diesen genannten Ereignissen sollen nun einige wich ge Details angeführt werden.

In den 1640er Jahren war Jakob P tscher, Stammvater der Familie P tscher auf Tassach, Besitzer der Oberschramacher Hofes in Gomion, hinter St. Leonhard.

Er besaß ... „ Nemblichen ainen halben Thail von unnd außder Hab und Gueth genannt zu Schrämmach Gerichts Paßeyr ligennt das Oberteil... “

Am 3. Februar 1650 aber tauschte er seinen Hof mit Gregori Mosmayrs „ halben Thaill zu Pach bei Stuls “ . Mit diesem Tausch bzw. dem neuen Besitz wurde er nicht glücklich, denn bereits Ende desselben Jahres verkau e er ihn wieder und erwarb sich einen neuen, viel größeren und schöneren Hof bei St. Mar n.

Es folgt nun ein Auszug aus der genannten Urkunde:

„ Auf Vorwissen und Bewilligung der ordenlichen Gruntherrscha t, verkhau t der Ersambe Peter Marckegger bei Sanct Mar n, Gerichts Paßeyr wohnend, für sich und seine Erben, dem auch Ersamen Jacoben P tscher auf Stuls zu Pach sössig, und all seinen Erben, auf Stäth und Ebig.

Nemblichen die Paurecht unnd Gerech gkheit des Mayrgueth genant, bei obbemelten Sanct Mar n gelögen, als Behausung, Stadl, Reverender Stallung, Krautgarten, unnd ein Obstängerle, wie auchäckher unnd wissen, Recht und Gerech gkhait, zu Perg unnd Thall wie von Alters herkhomen, sambt der Zuegehörung davon nicht ausgenomen, auf Ebig hingeben, unnd Verkhau etc. dariber ist das wirdige Gotshauß, und Closter Sanct Mariaperg in Vintschgau, Recht ordenliche Gruntherrscha t, davon zinst man Jerlichen und albegen auf Mar ni, in Pfarrwidumb bei merbemelten Sanct Mar n, gelt 42 kr. Wisplzins, 1 den dri en Tag nach Mar ni zu erlegen, Item 1 Stär Fueter, Wisplzins zu Schalth Jarn aber umb 20 kr. merer, zu gemainen Schnit, 4 guete Hiener, unnd dem Gotshaußbei Sanct Mar n 4 . 48 kr. gescha nen Zins, zu antworten schuldig ist, an deme alles unvergri en, unnd ohne Schaden, die umb und anstoßenden Coherenzen vorbehalten.

Darumben , und umb solliche Verkhau ung, ist zwischen Inen Contrahenten das Recht abgeredt, und beschlossne Khau gelt, benentlichen --- 1652 . “

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Titelseite der Urkunde über „ Jacoben P tschers Verkhau “ vom 11. November 1650, VB Bozen, fol. 59

Über dieses große Anwesen besaß die Kirche in St. Mar n sowie das Kloster Marienberg die Grundherrscha . Der bisherige Eigentümer, Peter Marckegger, war laut dieser Urkunde derart hoch verschuldet, dass er zum Verkauf des Anwesens gezwungen war.

Jakob P tscher und seiner jungen Familie war nur ein kurzes Leben auf diesem schönen Hof beschieden, denn Jakob verstarb bereits nach wenigen Monaten „eines natürlichen Todes“. Die Frau Margareta Tschöll und die Geschwister des Verstorbenen, nämlich Bernhart, Zacharias und Maria P tscher, vereinbarten gemeinsam vor der gerichtlichen Obrigkeit eine Inventur und Taxierung der Verlassenscha , welche am 11. Mai 1651 erfolgte und am darau olgenden Tag einen zu Protokoll zu gebenden Entricht- und Abfer gungsvertrag. Als Erben kamen in diesem Fall nur die Geschwister des Erblassers in Frage.

Aus Platzgründen sollen aus dieser recht interessanten Urkunde vom 12. Mai 1651 zumindest einige Passagen aus dem Entrichtvertrag zi ert werden, da sie Aufschluss darüber geben, was eine kleine Familie im 17. Jh. in einem Jahr zum Leben brauchte.

Es „ solle die wi b Margreta Tschöllin bei des Erblassers Jacoben P tschers seligen verlassnen Haab und Gueth genant beim Mayr, bei Sanct Mar n, von dato anraitend, ain ganzes Jarlang in Stuben, Khuchen, Iren gebirenden geraumb, Item ain gelögennliche Camer allain: dann in Garten ain miters Pöth zugeniessen haben.

Zu deme Ir auch die nothwendige Behilzung ohne weitere Bezallung durch die Erben geraicht werden, Item Jenige Khue, so Ir am Tag der Inventur gegeben worden, unzt auf die Albmfart gebirendermaßen mit der Besicht versöchen werden solle.

Weiters für die begerte Jars Speißsollen die Erben der Wi ben alspalden zuegestöllen:

Waizen 1 ½ Stär

Roggen 2 “

Gedigenes Rin leisch 9 Pfunt

Schweiners 5 “

Schmeer 1 “

Gesotenes Inslet 1 ½ “

Schmalz solle wi b das, was dero Brueder BartlmäTschöll alhero schuldig, bei demselben zu ersuchen haben.

Prait (Brot) 50:

Painen (Bohnen) 1 m äß l

Arbes (Erbsen) 2 m äß l

Salz ¼ Stär

Außdem verhandenen Leinengspinst außer dem Garn auch den halben Thail.

Aus den wullen gspinst 3 Pfunt.

Außden verhandenen mell den vierten Thaill.

Belangend die Bezallung der Entrichtung in gelt:

zusammen - - - 76 .

Aniezten par - - - 6

Wie die Geschwister Jakobs mit dem Erbe dann verfahren sind, geben die Unterlagen nicht preis. Über Jakobs Bruder Zacharias P tscher und dessen Nachfahren wird nachstehend noch berichtet werden. Das Fundament für die Familie P tscher auf Tassach aber ha e Jakobs Sohn Kaspar P tscher gegen Ende des 17. Jahrhunderts gelegt.

Letzte Seite des Vertrages der Erben Jakob P tschers für seine Frau Margareta Tschöll, 12. Mai 1651, fol. 138, VB Bozen

2. Tassach zwischen Kauf und Tausch

Bis zur Mi e des 17. Jhs. ha en sich auf Tassach zwei Höfe gebildet, wovon einer im Besitz von Michael Holzeisen war. Im Kau rief vom 9. Juli 1662, der auf Schloss Jaufenburg ausgestellt worden war, gab Michael Holzeisen bekannt, „ dass (er) besraits vor einem Jar aus (s)einen Innhabenden Thaill des Tassach Guets alda ob gemelten Plath ligent,... aus freyen ungezwungenen gueten Willen, gleich ob seiner Behausung, in ain Wißeck zu ainen Haus und Garten, ein Grund ausgesteckt habe, mit disen weiters zuegelassnen Rechten... “

Der begüns gte Besitzer des neu ausgesteckten Gutes auf diesem Tassachhofe war Holzeisens Schwager Marx Winckler, der zudem die Ein- und Ausfahrt an der neuen Hofstelle erhielt, die er „ friedsam beriebiglichen Innenhaben, pauen, gebrauchen, nuzen und genießen “ dur e. Doch bereits vier Jahre später, am 12. Oktober 1666 tauschte Winckler „ um (s)einer mer und pessern wolfart, nuz und gueten glegenheit wegen... ain neue Behausung mit Krautgarten auf Tassach “ mit allen Rechten und Gerech gkeiten mit Georg Gegele am Innern Rain, der Marx Winckler „ tauschweis aingeraumt( hat) ain halben vierten Thailler von und aus dem Paurecht am Innern Rain hinter Plath... mit dessen Zuegehörung “ um den Preis von 417 . 49 kr. Er musste dem Georg Gegele ain „ Aufschazgelt “ von 317 . 49 kr. in Bar zahlen, wie in der im Familienarchiv be ndlichen Originalurkunde vermerkt ist.

Teilausschni aus dem Tauschbrief „Georgen Gegeles2 von Marxen Winckhler umb Insteende Behausung und Garten in Tässach hinter Plath Gericht Passeyr ligent“ am 12. Oktober 1666

Im Jahre 1667 kommt nochmals Bewegung in die Kauf- Verkauf-Tausch-Angelegenheit in Tassach, denn am 10. Jänner d. J. tauscht Zacharias Ko er am Rain mit Gregori Heel in Tassach, „ Nemblichen die Paurecht und Gerech gkheit aines vierten Thailles von und aus der Haab und Gueth genant am Rain hinter Plath Gerichts Passeyr ligent, mit derselben Ein und Zuegehörung, als aine ganze Behausung, Item gebürenden Thaill in den Stallungen, Pachofen und Krautgärten,äckher und wißen, wun, waid, thaill und gmain zu Veldt, Perg und Thall und auf der Ebne mit frey Ein und Ausgang, weege, Steige, Steege, Wasser und Milsrecht; und andre derselben Zuegehörung, allermaßen es tauschenden Kho er am 22. Mär 1666 von Hannsen Wackher khau sweis an sich gebracht, nichts vorbehalten,“ um den Preis von 1000 Gulden.

Dafür erhält er von G. Heel in Tassach: „ ainen vierten Thaill Paurecht in Tässach hinter Plath Gerichts Passeyr ligent ainen Krautgarten, vierten Thaill in Pachofen und ain Pergmad, die Schenleiten genant, auch Holz, wun, waid, thaill und gmain und andre der Zuegehörungen, und Gerech gkeit. Allermaßen solche Thaille Paurecht ernannter Heel am letzten Oktober 1661 von Jacoben Götschen khäu ich an sich gebracht... “ um 475 Gulden.

G. Heel musste natürlich Zacharias Ko er den Aufschlag von 455 Gulden entrichten.

Bereits eine Woche später, am 18. Jänner 1667, verkau e Zacharias Ko er den neu erworbenen Besitz in Tassach seinem Sohn Christoph um 455 Gulden plus diverse Spesen.

Christoph Ko er bewirtscha ete dieses Gut in Tassach immerhin 13 Jahre lang, bis er es am 8. Februar 1680 an Pankraz Holzeisen verkau e, und zwar „ solliche Thailler Paurecht am 18. Jenner 1667 von Zachariasen Kho er am Rain hinter Plath khei ichen an sich gebracht, davon nichts ausgenomen, als das Mad genannt die Schenleiten, so Verkhau er seithero annaderwerts hin verkhau t und dahero unter dieser Verkhau ung nit begri en, sambt Holz und Ströb, so dermallen bei der Haab und Gueth verhanden, und Jenigen Pauzeuges so Er mit seinen Nachparn Thoman Raich und Michaelen Holzeisen hat ... “

Nach den mit Rodungen verbundenen Felderweiterungen entstanden noch weitere kleine Hofstellen auf Tassach, die in den Quellen der 1690er Jahre genannt werden.

3. Tassach im Steuerkataster des Gerichts Passeier 1694

Dieser Steuerkataster, der unter der Leitung des damaligen Richters von Passeier Heinrich Haller angelegt wurde, gibt die Namen der Besitzer der Höfe preis und zählt die Gebäude auf, sowie die mehr oder weniger ertragreichen Wiesen und Felder mit Wertstellung, Steuereinschätzung und Abgabenhöhe an den Grundherrn und an die Kirche. In diesem Dokument wurden die betre enden Höfe nicht - wie ca. 80 Jahre später im Maria Theresianischen Kataster - mit Nummern versehen, die Grenzen wurden nicht genau angegeben, und die zu jeder einzelnen Hofstelle gehörenden Gebäude mit den Fluren, den Rechten und Gerech gkeiten wurden auch nicht abgabenmäßig eingeschätzt.

Die im Dokument angeführte Familie Zipperle ha e erst kurze Zeit vor 1694 ein Gütl auf Tassach erworben, während die anderen (Holzeisen und Raich) schon vor 1680 dort ansässig waren, wie aus einigen der behandelten Urkunden hervorgeht.

War Familie P tscher zu jener Zeit auf Tassach noch nicht ansässig? Oder, wenn ja, war der erworbene Besitz etwa so klein, dass er steuerfrei war und deshalb im Kataster nicht aufscheint?

Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine Ablichtung des im Landesarchiv Bozen be ndlichen Dokuments zu sehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tassach im Steuerkataster von 1694

Transkrip on des Dokuments von 1694

In Tassach Selbiges gueth pauen 5 Inhaber: Simon und Maria Holzeisen, Bangräz Holzeisen, Christan Zipperle, und Matheiss Raich haben 4 schlechte Bewohnungen,

3 Städeler, 3 Ställeler, 1 Pachofen, wider ain Krautgärtl, und gemainsrecht.

- - - per 30 .

Haimbwisen so Rauh, und gar s ckhl Bei 6 Tagmadt zu 6 .

- - - per 36 .

Gar Rauhe galtwisen bei 6 Tagmadt zu 24 kr.

- - - per 2 . 24 kr.

Ackherveldt bei 10 Stär zu 5 .

- - - per 50 .

Zinsen in die Probstey bei St. Mar n

Auf Jaufenburg 2 Stär Fueter und 10 Ayr. Steuert auf ainfachen Termin 1 . 18 kr.

Schätzwert insgesamt in Tassach:

- - - 2 . 24 kr.

- - - - - - - - - - - -

118 . 24 kr.

4. Kaspar P tschers Wahl der neuen Heimat

Nach dem Tod Jakob P tschers i. J. 1651 und dem laut Entrichtvertrag vom 12. Mai d. J. für seine Frau Margareta Tschöll und seine zwei Kinder Kaspar und Jakob vereinbarten einjährigen Aufenthalt mit Nutzgenuß am Mayrgut in St. Mar n ist über diese Familie bis Anfang der 1680er Jahre nichts mehr in Erfahrung zu bringen. Doch von diesem Zeitpunkt an ändert sich dies.

1682 vermählte sich Kaspar mit Maria Gögele und gründete eine Familie, aus der 4 Kinder hervorgingen. Der Kau rief vom 23. Jänner 1691, fol. 51 belegt, dass Kaspar P tscher schon vorher auf Tassach ansässig war:

„ ... verkhau t der Ersame Bangratz Holzeisen in Tassach r sich und seine Erben dem genzlich Erbaren Caspar P tscher daselbst in Tassach und all seinen Erben auf Stät und welt Ewig ... “

Aus dem weiteren - hier unten zi erten - Abschni aus dieser Urkunde geht wohl auch hervor, dass Kaspar P tscher bei der Anlegung des Steuerkatasters des Gerichts Passeier i. J. 1694 als Besitzer in Tassach hä e genannt werden müssen.

Hier nun der Ausschni aus dem genannten Kau rief:

„ Nemlichen ain Pergmadt negst unnter dem weg so von Sil auf den Rain hinter Plath hinein geet daselbs hinter Plath Gerichts Passeyr ligennt, sodann ain S ckhl Haimbwisen an des Verkhaufers Stall anligenndt so mit Stainen abgemarckht, verer aus deme Verkhaufender Gaißstall et Stadl volgenndts als in Stall 2 Zusteller, und in Stadl ain halbe Dill, sambt gebirenden Thail aus den halben Tennen, weiters dem Eschen so der in der Gasse bein Gather steet, welchen Gather aber Khau er zu erhalten, so ain gebirenden Thail in wun, waid, Thail und Gmain und andere der selben Zuegehörung unter seiner Por on in Wasser allermaßen soll er als Kaufer umben andern Thail, so Er noch Inne hat, von Christophen Kho er den 8. Februar 1680 khei ich an sich gebracht... “

Das zugekau e Stück mit Gebäuden samt den Gerech g- keiten grenzte an das ursprünglich Christoph Ko er gehö- rende, 1680 von Pankraz Holzeisen und 1691 von Kaspar P tscher erworbene Gut in Tassach. Die Kaufsumme be- trug 115 Gulden.

Vier Jahre später, am 17. Februar 1695, erweiterte Kaspar P tscher seinen Besitz in Tassach durch den Kauf eines Madt von Simon Holzeisen, dem Sohn und Erben von Pankraz Holzeisen. Zitat aus der Urkunde: „ ...Nemblich ain galts Mad, unter weeg am Rain gennandt, so dem gueth im Tässach incorporiert, worinnen Khau ender P tscher bereits vorhero ain S ckhl Melchs Velt Innehat, yber welches gueth im Tässach die gnedige Gericht als Pfandts Inhaber Gruntherrscha t ist. Von disen hat P tscher samt den bereits vorhero inhabenden melchen Velt 8 kr. Hilfszins Jeerlich zu raichen unnd in die Steier nach dene selbe hoch oder niedergeet, die Gebir beizutragen an deme unvergri en und ohne Schaden gelt: - - - 49 .

Titelseite von Kaspar P tschers Kau rief, VB Bozen 1695, fol. 149

Im Jahre 1697 verkau e Kaspar P tscher „ aus dem T äß achgueth ain S ckh Pergmadt under den Rainerweg so an die scheen Leithn anstoßent... “ ein Madt, das er noch von Pankraz Holzeisen käu ich erworben ha e, um den Kaufpreis von 52 Gulden und vier Kreuzer. Käufer war Kaspars Nachbar auf Tassach, nämlich Christan Zipperle. War die Qualität des Bergmadts zu schlecht oder die Arbeit wegen der En ernung zu mühsam? Grund ist keiner angegeben.

Bei Kaspars letztem Kauf ist der Grund dafür o ensichtlich. Denn, was nützte damals ein Backofen, wenn man kein Mühlrecht ha e?

Am 3. Dezember 1721 erwarb Kaspar P tscher von Joseph Rainstadler am Rain einen Teil Mühlrecht um den Preis von sieben Gulden. Das Kaufgeld war deshalb so gering, weil diese Gerech gkeit an eine Realie, die Kaspar von einem Vorgänger Joseph Rainstadlers gekau ha e, gebunden war.

In einem für die damalige Zeit recht hohen Alter von 80 Jahren ist Kaspar P tscher i. J. 1728 verstorben. Leider wurde Kaspars Vermögensübergabe bzw. die im Todesfall eines Grundbesitzers übliche Verfachung bei Gericht nicht beantragt, sodass wir in Ermangelung derselben keine genauen Kenntnisse über den weiteren Stand der Besitztümer auf dem neuen Tassachhof haben.

[...]


1 Zweimal erbte den Hof ein Bruder und einmal ein Ne e des Besitzers

1 Den Wisplzins musste der Zinshold dem Zinsherrn an einem bes mmten Tag oder zu einer bes mmten Stunde entrichten. Dieser war aber auch zu einer Gegenleistung verp ichtet, z. B. Reichung eines Mahles und dergleichen.

2 Georg Gegele - aus Unterwies stammend - verkau e ein Viertl des Gutes am Rain 1653 an Hans Ylbmer von Farmazon, 1654 ein Viertl an Matheis Egger; 1656 kau e er den halben Hof von Untermagfeld, den er dann 1659 an Veit Pamer verkau e; 1660 kau e er von Matheis Egger das Gut am Innerrain wieder zurück und tauschte es gewinnbringend 1666 mit dem Gut in Tassach, das er später auch wieder weiter veräußerte.

Ende der Leseprobe aus 126 Seiten

Details

Titel
Das Schanergut in Tassach
Untertitel
Über 300 Jahre Heimat der Familie Pfitscher
Autor
Jahr
2014
Seiten
126
Katalognummer
V280338
ISBN (eBook)
9783656744269
ISBN (Buch)
9783656744252
Dateigröße
4555 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schanergut, tassach, über, jahre, heimat, familie, pfitscher
Arbeit zitieren
Dr. Veit Pamer (Autor:in), 2014, Das Schanergut in Tassach, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280338

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