"The man with many names" von Pekka Masonen. Die Person des Leo Africanus

Ein Vergleich mit den Werken von Natalie Zemon Davis und Dietrich Rauchenberger


Hausarbeit, 2009

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung:

I.) Lebenslauf
I.1) Die Zeit in Afrika
I.3) Die letzten Jahre

Die Cosmographia
II.1) Vergleich der Versionen
II.2) Drucke und Anfänge der Übersetzungen

Fazit:

Literaturverzeichnis:

Einleitung:

Der Kreis der zeitgenössischen Historiker, die sich bisher eingehender mit der Persönlichkeit des Leo Africanus auseinandergesetzt hat, ist überschaubar. Für die vorliegende Arbeit soll das Ziel entsprechend lauten, die Meinungen der drei wichtigen, im Laufe des Seminars vorgestellten Autoren, zu vergleichen. Dabei soll der Aufsatz „The man with many names“ von Pekka Masonen im Mittelpunkt stehen, um von seinen Thesen aus in speziellen Aspekten vergleichend auf die Werke „Leo Africanus, Ein Reisender zwischen Orient und Okzident“ von Natalie Zemon Davis und „Johannes Leo der Afrikaner, seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext“ von Dietrich Rauchenberger einzugehen. Masonen hat seine Arbeit in zwei Teile gegliedert, die fließend ineinander übergehen. Im ersten Part stellt er seine Thesen über den Lebenslauf von Leo Africanus vor, im zweiten Part geht er spezifisch auf dessen bedeutendstes Werk, der „Cosmographia de Africa“, ein. Im Vergleich mit den anderen Autoren fällt auf, dass der Finne der Beschäftigung mit der Cosmographia, im Verhältnis zum viel geringeren Umfang seiner Arbeit, sehr viel Platz einräumt. Bei der Betrachtung der mehr oder weniger ins Detail gehenden Vorgehensweisen der Forscher, sollten die verschiedenen Formen des Aufsatzes beziehungsweise ganzen Büchern bei Rauchenberger und Davis generell beachtet werden. Der folgende Vergleich konzentriert sich allerdings nicht auf die differierenden Schreibarten der Autoren, sondern soll vielmehr festhalten, wann und möglicherweise warum die aufgestellten Thesen voneinander abweichen. Als wichtige Information sei noch vorangestellt, dass Masonen ursprünglich eine radikalere Ansicht über den Wahrheitsgehalt der Thesen über Leo Africanus vertreten hat. Als er sich etwa zeitgleich mit Rauchenberger mit dieser Thematik befasste, verfügte er noch über keine Kenntnisse seiner Studien. Die vorliegende Textversion wurde von Masonen aktualisiert, was er unmissverständlich in der ersten Fußnote kommentiert.[1]

I.) Lebenslauf

Die Unsicherheiten von Daten im Lebenslauf von Leo Africanus begegnen dem Historiker bereits bei der Feststellung seines Geburtsdatums. Pekka Masonen führt für die moderne Forschung lediglich an, dass Leo zwischen 1489 und 1496 geboren sein könnte. Wie die Vielzahl der Informationen aus seiner Vita, stammen diese aus autobiografischen Notizen in den Werken des Mannes höchstpersönlich, daneben aus Anmerkungen in anderen historischen Texten des 16. Jahrhunderts. So gibt Leo Angaben zu gewissen Ereignissen seines Lebens an, aus denen man die Jahreszahl der Geburt berechnen kann. Einerseits schreibt er, er sei zwölf Jahre alt gewesen, als die Eroberung des Hafens von Safi, sowie der marokkanischen Atlantikküste durch die Portugiesen im Jahre 1507 stattfand. Andererseits gibt er sein Alter mit 16 Jahren an, als er Timbuktu 1509-10 bereist hat. Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass sich Leos Angaben, die er erst einige Jahre später in der Cosmographia (vermutlich nur begrenzt auf Notizen gestützt) niederschreibt, teilweise als schwammig erweisen. Masonen ergänzt zu diesen Aussagen lediglich, dass Leo folglich irgendwann im Jahre 1494 geboren wurde.[2] Allerdings bezieht er sich bei diesem Datum auf zwei andere Historiker. Die Diskrepanz zwischen den genannten Angaben, also ob das Geburtsjahr nun mit 1494 oder 1495 beziehungsweise gar nicht korrekt zu bestimmen ist und warum Leo wohl so geschrieben hat, wird von Masonen ausgeklammert. Dietrich Rauchenberger befasst sich dagegen intensiver mit den gegebenen Daten zur Ermittlung des korrekten Jahres.[3] Natalie Zemon Davis deutet die Problematik des Geburtsdatums nur an.[4]

I.1) Die Zeit in Afrika

Als erstes bedeutsames Ereignis nach Leos Geburt beschäftigt Masonen sich mit der Auswanderung seiner Familie von Granada nach Fez in Marokko. Der Autor führt die These an, die Ausreise wäre aus politischen Beweggründen erfolgt. Zu jener Zeit war Granada durch christliche Herrscher erobert worden, welche der muslimischen Bevölkerung zunächst freie Ausübung der Religion zusagte, diese Einstellung jedoch bald revidierte. Masonen negiert die These einer politschen Flucht jedoch und schreibt sie einer fehlerhaften Übersetzung zu. Stattdessen behauptet er, Leos Eltern hätten sich aus freien Stücken nach Afrika aufgemacht, um anderen einflussreichen, adligen Familien wie dem muslimischen Herrscher Boabdil nachzueifern, die nicht unter ungläubiger Herrschaft leben wollten.[5] Rauchenberger und Davis dagegen unterstützen die von Masonen verworfene These. Ersterer spricht davon, dass Leos Vater Muhammad ibn Ahmad die Notwenigkeit sah, seine Familie in ein Land zu führen, „dessen Regierung fest in muslimischer Hand lag“.[6] Auch letztere schreibt dem Familienoberhaupt politische Voraussicht zu, die zu einer Flucht ins Exil führte.[7]

Was die folgenden Stationen in der Vita von Leo Africanus anbelangt, sind die Autoren überwiegend d’accord, allerdings mit Differenzen im Detail. So gibt der Finne als Nebenjob von Leo während seines Studiums in Fez die Tätigkeit eines „secretary“[8] in einem Hospital für kranke Reisende und Geisteskranke an, während Davis von einem Notar[9] spricht, was unterschiedliche Arbeits-Aufgaben beinhaltet. Alle Autoren erwähnen Leos Reise nach Timbuktu, als er seinen Onkel auf einer diplomatischen Mission begleitete. Während Masonen als Zeitraum den Winter von 1509 auf 1510 angibt[10], ordnet Rauchenberger die Angaben leicht variiert an. Er nennt den Spätherbst 1510 als Aufbruchs- und den April 1511 als Rückkehrdatum, wobei er mit Bezug auf zeitgenössische Umständen, wie Reisekonditionen, aufschlüsselt, wie er dazu kommt.[11] Diese Textauszüge können als treffliches Beispiel betrachtet werden, wie unterschiedlich detailliert Masonen und Rauchenberger sich Leos Biografie angenommen haben.

Im Rahmen der nächsten zu besprechenden Textstelle aus Masonens Arbeit gehen die Meinungen der beiden Historiker weit auseinander. Es geht um die zweite Sudanreise, während der Leo nach Masonens Ansicht erneut Timbuktu aufsuchte, wenn auch dieses Mal aus persönlichen Beweggründen. Beide Forscher sind sich einig was den zeitlichen Ablauf betrifft. Demnach hat Leo die Reise 1512 begonnen und kehrte 1514 zurück. Allerdings gibt Masonen im Folgenden an, dass er den Besuch von Timbuktu als historisch belegt akzeptieren kann, den weiteren Streckenverlauf jedoch auf bloße Spekulation moderner Gelehrter degradiert. So führt er skeptisch an, dass es zweifelhaft sei, ob der Muslim die Sahara überhaupt durchquert hat. Zum einen handelt es sich bei dem Part in der Cosmographia um den kürzesten in Leos Werk, zum anderen hätte er an die niedergeschriebenen Informationen durch die Befragung von marokkanischen Händlern und afrikanischen Pilgern auf seinen Reisen durch Nord-Afrika gelangen können.[12] Rauchenberger geht in seiner Arbeit auf die kritische Haltung mancher Historiker ein, die auf Grund der mit einer solchen Reise verbundenen Schwierigkeiten und der Einzigartigkeit eines Berichtes darüber Zweifel hegen. Der deutsche Orientalist gibt unter anderem zu bedenken, dass Leo den Auftrag gehabt haben könnte, eine Handelsroute zu erkunden, was er angemessen schriftlich festhielt. Die durch die maritime Vormachtstellung der Türken und Spanier isolierten Maghrebreiche, waren wohl zu Beginn der Neuzeit auf solche transkontinentalen Wege angewiesen.[13] Als Argument für die zu bewältigende Umsetzung einer West-Ost-Querung Afrikas rekonstruiert er den möglichen Reiseablauf aus heutiger Sicht, wobei sich seine akribische Herangehensweise an die Thematik zeigt.

[...]


[1] Masonen, Pekka: The man with many names, in: Al-Andalus-Magreb. Revista de estudios arabes e islamicos 7-9/1, 2002, S. 1

[2] Masonen, S. 3

[3] Rauchenberger, Dietrich: Johannes Leo der Afrikaner. Seine Beschreibung des Raumes zwischen Nil und Niger nach dem Urtext, Wiesbaden 1999

[4] Davis, Natalie Zemon: Ein Reisender zwischen Orient und Okzident, Berlin 2008, S. 19

[5] Masonen, S. 3

[6] Rauchenberger, S. 21

[7] Davis, S. 38

[8] Masonen, S. 3, engl., wird im Online-Wörterbuch http://dict.leo.org/ [Stand 20. Februar 2009] mit „Sekretär“ oder „Minister“ (amerik.) übersetzt

[9] Davis, S. 25; in der engl. Ausgabe entsprechend „notary“

[10] Masonen, S. 4

[11] Rauchenberger, S. 52

[12] Masonen, S. 5

[13] Rauchenberger, S. 54

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
"The man with many names" von Pekka Masonen. Die Person des Leo Africanus
Untertitel
Ein Vergleich mit den Werken von Natalie Zemon Davis und Dietrich Rauchenberger
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Geschichte)
Note
2,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V280073
ISBN (eBook)
9783656731481
ISBN (Buch)
9783656731474
Dateigröße
524 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bitte Hausarbeit anonym veröffentlichen. Danke.
Schlagworte
pekka, masonen, person, africanus, vergleich, werken, natalie, zemon, davis, dietrich, rauchenberger
Arbeit zitieren
Simon Schmitz (Autor:in), 2009, "The man with many names" von Pekka Masonen. Die Person des Leo Africanus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280073

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