Die Wortartenklassifikation des Deutschen

Problematiken und Varianten innerhalb der Klassifizierung von Adjektiven


Hausarbeit, 2013

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Wortarten
2.1 Die Wortarten des Deutschen
2.2 Kategorisierungsansätze

3. Adjektive im Deutschen Sprachgebrauch
3.1 Eine Definition des Adjektivs
3.3 Gliederungsansätze
3.3.1 Grundlegende Gliederung
3.3.2 Semantisch definierte Adjektivklassen
3.3.3 Syntaktisch definierte Adjektivklassen
3.4 Eigener Gliederungsansatz von Adjektiven

4. Adjektive im politischen Kontext

5. Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Urheberrechtserklärung

1. Einleitung

Die Adjektive haben innerhalb des deutschen Sprachgebrauches eine sehr wichtige Stellung inne. Diese Wortgruppe wird durch individuelle Eigenschaften und Charakteristika von anderen Wortgruppen abgegrenzt. Eine Vielzahl von Autoren versucht auf unterschiedlichsten Wegen eine Abgrenzung von Worten und Wortarten herzuleiten und diese mit Hilfe von allgemeingültigen Regelungen festzusetzen. Doch ist die Klassifizierung und die Kategorisierung von Worten und Wortarten in der deutschen Sprache schwierig und eindeutige Theorien und Möglichkeiten wurden nur selten gefunden, wobei die vorhandenen oftmals durch Ausnahmen und eine gewisse nicht Eindeutigkeit ihre Schwächen früh offenlegen.

Diese Arbeit soll sich aus diesem Grund in einem Dreischritt dem zentralen Untersuchungsgegenstand nähern, um diesen bestmöglich bearbeiten zu können. Deshalb wird sich der erste Teil, welcher zur Einführung wie auch zur Hinführung dienen soll, vornehmlich mit den Wortarten als solches auseinandersetzen. Somit werden die Theorien und Ansätze skizziert, welche die Wortarten voneinander abtrennen und die Kriterien dargestellt, auf deren Basis diese Differenzierung vollzogen wird. Hierbei werden bei jedem Ansatz ebenfalls die Kriterien untersucht, da diese auf morphologischer, syntaktischer, semantischer oder auf weiteren Ebenen liegen können und somit ein direkter Vergleich nicht immer möglich oder sinnvoll ist. Zusätzlich werden nicht nur die Unterschiede der Adjektive im Kontrast eine Rolle spielen, sondern auch Ihre typischen Charakteristika, welche alle Vertreter dieser Wortart aufweisen. Mit Hilfe dieses ersten Schrittes soll vor allem der Blick auf den zentralen Untersuchungsgegenstand geschärft werden und die individuellen Vorteile und Nachteile der einzelnen Theorien offengelegt werden, auf welchen die weitere Arbeit fußen wird.

Im zweiten Schritt sollen nun die als Adjektive benannten Worte in den Fokus gerückt werden. Denn nun soll diese Klassifizierung der Worte innerhalb dieser Wortart behandelt werden. Innerhalb dieses Schrittes wird der zentrale Punkt der vorliegenden Arbeit behandelt, denn hier soll auch meine eigene Idee in den wissenschaftlichen Diskurs miteinfließen. Diesen Ansatz werde ich bestmöglich erklären und an Beispielen verdeutlichen. Zu allen Ansätzen werden, wie im ersten Arbeitsschritt auch, die Vorteile und Nachteile diskutiert, welche die einzelnen Ansätze mit sich bringen. Zusätzlich wird ebenfalls die Ebene, auf welche die Ansätze fußen, mit einbezogen, um die Vergleichbarkeit zu erkennen oder diese zu negieren.

In letzten Schritt wird ein Ausblick gegeben, welcher sich auf die Anwendung der Theorien und erarbeiteten Ergebnisse beziehen soll. Dieser wird aufgrund des Umfangs der Arbeit recht kurz sein, bietet aber den Anstoß für eine detaillierte Untersuchung des angeschnittenen Themenfeldes. Da Adjektive besonders innerhalb von politischen Reden ein Faktor sind, welcher entscheidenden Einfluss auf die Bedeutung, die kreierte Atmosphäre und auf die Wahrnehmung der Zuhörer hat, soll der Wandel der Nutzung erarbeitet werden. Dieser Einfluss muss in Zusammenhang mit der politischen Situation und dem historischen Kontext betrachtet werden, um eine adäquate und transparente Erarbeitung zu ermöglichen.

Um die wissenschaftlichen Standards zu wahren und den Prozess der Forschung innerhalb der letzten Jahre auf diesem Gebiet mit einzubeziehen, wird eine breite literarische Basis verwendet, welche auf der einen Seite die Entwicklung aufzeigt und auf der anderen Seite die aktuellen Studien und Erkenntnisse für die Arbeit nutzbar macht. Im Zentrum stehen die Autoren Elke Hentschel[1], Angelika Linke[2] und Charles van Os[3]. Des Weiteren werden die Erarbeitungen von Albert Busch und Oliver Stenschke[4] zur Thematik der Wortarten und deren Klassifikation zum besseren Verständnis eingeflochten

2. Die Wortarten

2.1 Die Wortarten des Deutschen

Das Konzept eine Sprache und deren Worte in unterschiedliche Kategorien und Arten einzuteilen ist fast so alt wie die Sprache selbst. Wobei die Wortartenlehren hauptsächlich auf die antiken Grammatiker zurückgehen und hierbei der Terminus „Antike“ einen weiten Zeitraum von ungefähr eintausend Jahren umspannt, wodurch viele Problematiken nicht im Detail betrachtet werden.[5] Die politische Dimension dieser Zeit wird genauso außen vorgelassen wie die Problematik der Übertragung griechischer Termini ins lateinische. Doch das Konzept der Klassifikation von Worten wurde weitergeführt und der Terminus „Wortart“ taucht im 17. Jahrhundert erstmalig in Bezug auf die Differenzierung von Wörtern auf.[6] Doch ist der Terminus, welcher eng verbunden mit der Wortgruppe und Wortklasse ist, noch einer sehr „schwankende[n] Nutzung“[7] unterworfen. So wird der Begriff der Wortgruppe erst im 20. Jahrhundert zu einem festen, eindeutigen und definierten Begriff, welcher tatsächlich „terminus der syntax“[8] ist.[9]

Dennoch ist die Begrifflichkeit und ihre Entstehung wie auch die Entwicklung des Terminus nur schwer historisch zu rekonstruieren, da die weite Verbreitung und der Erfolg des Konzepts keine historisch-kritische Rekonstruktion mit einer angeschlossenen adäquaten Reflektion zulässt.[10] Diese Tatsache wird bei den nächsten Schritten helfen die Sicht nicht ausschließlich auf das endgültige Resultat zu richten, sondern Entwicklungen und verschiedene Möglichkeiten in Betracht zu ziehen, welche es gibt, Wortarten zu definieren und deren Grenzen festzusetzen.

2.2 Kategorisierungsansätze

Grammatik interessiert sich nicht für jedes einzelne Wort innerhalb einer Sprache, sondern sucht nach „regulären morphologischen Prozessen“[11], welche sich an ihnen zeigen. Zudem soll durch eine Grammatik Regeln hergeleitet werden, welche formulieren, wie aus Wörter Sätze gebildet werden können.[12] Somit steht innerhalb der Grammatik die Wortartenklassifikation im Dienste dieser beiden Ziele. Dementsprechend sollten die Merkmale und Herleitungsgrundlagen so gewählt werden, dass es möglich ist, möglichst exakte Regeln abzuleiten, welche wenige oder am besten keine Ausnahmen beinhalten.

Durch die lange Entwicklungszeit und den Erfolg der Idee der Klassifikation, lässt es sich erklären, dass nach sehr vielen verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert wurde.[13] Aus diesem Grund ist die traditionelle Wortartentheorie zunehmender Kritik ausgesetzt, gerade aus dem Grund der nicht einheitlichen Klassifizierungsprinzipien.[14] Bei der Unterscheidung wird teils anhand von Lexemen, syntaktischen Wörtern oder Wortformen differenziert. Auch phonologische Eigenschaften, wie etwa die Anzahl und die Art oder auch die Anordnung von Phonemen, können herangezogen werden. Lexeme werden nach den semantischen Merkmalen also nach der Bedeutung klassifiziert. Ebenfalls wird nach morphosyntaktischen Merkmalen klassifiziert und es entstehen Klassen, welche beispielsweise das „Etikett ‚Nominativ Singular‘“[15] tragen können. Der Versuch eine einheitlichere Klassifikation zu schaffen wurde vorangetrieben, welche mit dem Hauptanliegen antrat, dass die „Klassifikation des Wortbestandes nach einem einheitlichen Kriterium vorzunehmen“[16] sei.

Dieses Ziel sollte mit Hilfe von zwei theoretischen Ansätzen erreicht werden. Hierzu gehört die Zehn-Wortarten-Lehre, welche über fast zwei Jahrtausende gewachsen ist und die traditionelle Grammatik bestimmt.[17] Dieser theoretische Ansatz zur Kategorisierung von Worten wurde durch die Fünf-Wortarten-Lehre von Hans Glinz verdrängt. Sie wurde in den 50er Jahren entwickelt und merzt Schwachstellen und Uneindeutigkeiten aus, welche innerhalb der alten Lehre bestanden haben und welche zunehmend auf Widerstand und Kritik stießen.[18]

Die traditionelle Grammatik ist durch die Zehn-Wortarten-Lehre bestimmt.[19] Bei dieser Einteilung der Worte gibt es zehn Wortkategorien: Substantiv/Nomen, Verb, Adjektiv, Artikel, Pronomen, Adverb, Konjunktion, Präposition, Numerale und die Interjektion.[20] Die Frage nach welchen Kriterien die Worte in eben jene genannten Kategorien eingeordnet werden ist sehr schwer nachzuvollziehen. Bei den Numeralen liegt ein semantisches Kriterium vor, da hier Wörter aufgeführt werden, welche „Zahlen bedeuten“[21]. Doch ist dieses Kriterium keines, welches konsequent durchgehalten wird, sodass „Milliarde“ ein Substantiv, „dreifach“ ein Adjektiv ist. Die Zuordnungen der Wörter werden auf Basis der Lexeme vorgenommen, unter der Berücksichtigung, für welche morphosyntaktischen Merkmale sie zugänglich sind. Dies bedeutet, dass etwa bei Nomen/Substantiven ein fixes Genus vorhanden sein muss und das Wort deklinierbar, also in Numerus und Kasus flektierbar sein muss. Adjektive hingegen sind deklinierbar und nicht wie Nomen/Substantive nur beim Numerus und Kasus, sondern auch noch beim Genus.[22] Verben werden im Gegensatz zu diesen beiden Wortarten nicht dekliniert, sondern konjugiert.[23] Merkmale und Kriterien werden nicht einheitlich und konsequent durchgehalten. Bei Präpositionen und Konjunktionen, welche „morphologisch arme Lexeme“[24] sind, kann die Differenzierung nicht aufrechterhalten werden und syntaktische Kriterien treten in den Vordergrund. Zudem werden Wörter teils doppelt gelistet, da diese präpositional und konjunktional verwendet werden können. Für die Arbeit zentral ist aber die Problematik bei der Einteilung von Adjektiven und Adverbien, welche besonders schwierig scheint. „Sie hat schönes Haar“[25]. Hierbei handelt es sich eindeutig um ein flektiertes Adjektiv, welches sich nach dem Bezugswort, hier Haar, richtet. Nimmt man hingegen den Satz: „Sie singt schön“[26] oder „Sie ist ganz schön groß“[27] spricht man von Adverbien. So richtet sich also die Wortart nicht nach dem Wort an sich, sondern nach der syntaktischen Verwendung und dem jeweiligen Kontext.

[...]


[1] Hentschel, E./ Weydt, H.: Handbuch der deutschen Grammatik, S. 1-451.

[2] Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 2-472.

[3] Os, C.: Aspekte der Intensivierung des Deutschen, S. 1-267.

[4] Busch, A./ Stenschke, O.: Germanistische Linguistik, S. 3-257.

[5] Vgl.: Ehlich, K.: Zur Geschichte der Wortarten. S. 57-58.

[6] Vgl.: Kaltz, B.: Wortartensysteme in der Linguistik. S. 693-707.

[7] Ehlich, K: Zur Geschichte der Wortarten, S. 54.

[8] Ebd. S. 54.

[9] Vgl.: Grimm, J./ Grimm, W.: Art. „Wortgruppe“. Sp. 1588 f.

[10] Vgl.: Ehlich, K.: Zur Geschichte der Wortarten. S. 55-56.

[11] Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 73.

[12] Vgl.: Ebd.

[13] Vgl.: Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 73.

[14] Vgl.: Schmidt, Wilhelm: Die deutschen Wortarten aus der Sicht der funktionalen Grammatik betrachtet, S. 13.

[15] Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 73.

[16] Kaltz, B.: Zur Wortartenproblematik aus wissenschaftlicher Sicht, S.42 ; Ebenfalls bei Flämig, W.: Zur grammatischen Klassifizierung des Wortbestandes im Deutschen. In: Beiträge zur Klassifizierung der Wortarten, G. Helbig (Hrsg.), Leipzig 1977.

[17] Vgl.: Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 73.

[18] Vgl.: Ebd. S. 76.

[19] Vgl.: Anhang Abbildung 2: Traditionelle Zehn-Wortarten-Lehre

[20] Vgl.: Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 73.

[21] Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 74.

[22] Vgl.: Ebd. S. 74.

[23] Vgl.: Bredel, U./Töpler, C.: Verb, S. 824-826.

[24] Linke, A./ Nussbaumer, M./ Portmann, P: Studienbuch Linguistik, S. 74.

[25] Ebd.

[26] Ebd.

[27] Ebd.

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Details

Titel
Die Wortartenklassifikation des Deutschen
Untertitel
Problematiken und Varianten innerhalb der Klassifizierung von Adjektiven
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft Lehr- und Forschungsgebiet der Germanistischen Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
21
Katalognummer
V280007
ISBN (eBook)
9783656738657
ISBN (Buch)
9783656741503
Dateigröße
596 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wortartenklassifikation, deutschen, problematiken, varianten, klassifizierung, adjektiven
Arbeit zitieren
Thorsten Kade (Autor:in), 2013, Die Wortartenklassifikation des Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280007

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