Medien, Gesellschaft und Pop Culture


Sammelband, 2014

163 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Mobile digitale Medien
2.1 Smartphone
2.2 Tablet
2.3 Mobile Apps
2.4 Mobiles Internet

3 Nutzung und Einsatzmöglichkeiten
3.1 Soziale Netzwerke
3.2 Nachrichten und Informationen
3.3 Dienstprogramme
3.4 Entertainment
3.4.1 Musik
3.4.2 Videos
3.4.3 Games
3.4.4 E-Books und E-Paper

4 Wandel des Alltags
4.1 Wandel der Kommunikation
4.1.1 Soziale Netzwerke und Instant-Messaging als neue Kommunikationsform
4.1.2 Erhöhung der Erreichbarkeit
4.1.3 Visuelle Kommunikation
4.1.4 Sprachsteuerung
4.1.5 Umgang mit persönlichen Daten
4.1.6 Folgen für die sprachliche Ausdrucksfähigkeit
4.2 Wandel des Sozialverhaltens
4.2.1 Bedeutung des Smartphones für deren Inhaber
4.2.2 Mögliche Isolierung durch Smartphone-Einsatz
4.2.3 Freunde und Familie
4.2.4 Auswirkungen auf das Sexualverhalten
4.3 Wandel der Informationsaufnahme

5 Befragung zum Nutzungsverhalten und den Alltagseinflüssen
5.1 Erläuterung und Beschreibung
5.2 Vorstellung der Ergebnisse

6 Ausblick

7 Fazit

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Darstellung Mobilfunknetze der letzten 50 Jahre (in Anlehnung an Bernauer, 2008)

Abbildung 2: Nutzungshäufigkeit Sprachassistenten (Smartphone-Nutzer mit vorhandenen Sprachassistenten) (in Anlehnung an Mindshare, 2012)

Abbildung 3: Gebrauch von Smartphones aufgeteilt in Tagesabschnitte (ohne Telefonie) (in Anlehnung an Ericsson ConsumerLab, 2011)

Abbildung 4: Wie Eltern Ihre Smartphones benutzen (Lookout, 2012)

1 Einleitung

Anything. Anytime. Anywhere

Drei kleine Worte helfen schnell zu verstehen, wie die mobilen digitalen Medien un- sere Gesellschaft in vielerlei Hinsichten verändert haben. An Bushaltestellen wird getwittert und gegoogelt auf Partys geschossene Fotos werden in Sekundenschnelle auf Facebook hochgeladen, Menschen bedienen in der Öffentlichkeit ihr Smart De- vice per Sprachbefehlen und Zeitungen gibt es nun auch im handlichen digitalen Format. Smartphones und Tablets unterstützen nahezu jede denkbare Alltagssituati- on. Sie sind schnell griffbereit, gestatten als vielgenutzter Kommunikationskanal je- derzeit den Kontakt mit Freunden und Familie und ermöglichen die Nutzung ihrer Leistungsmerkmale von nahezu jedem Standort aus. Die vorliegende Studienarbeit untersucht daher vor allem die Wandlungserscheinungen der „Always-On- Gesellschaft“, den sowohl Smartphones als auch Tablets mit sich bringen. Für ein besseres Verständnis erfolgen zunächst die Definitionen der wichtigsten Begriffe, die diesem digitalen Segment entsprungen sind. Anschließend werden die Einsatzmög- lichkeiten von Smartphones und Tablets offengelegt, welche mit Nutzerzahlen aus aktuellen Studien ergänzt werden. Das darauffolgende Kapitel untersucht die unter- schiedlichen Wandlungserscheinungen im Alltag, die durch beide Geräte verursacht werden. Fokussiert werden hierbei die Veränderungen der Kommunikation zwischen den Menschen untereinander, die Auswirkungen auf das Sozialverhalten eines jeden Nutzers und die neue Art und Weise der Informationsaufnahme. Um weitere und noch nicht erwähnte Erkenntnisse zu betrachten, werden im fünften Kapitel die Re- sultate einer eigens durchgeführten Befragung dargestellt, die sich ebenfalls auf den privaten Alltagswandel konzentriert. Bevor die Ergebnisse der Studienarbeit zusam- menfassend nochmals aufgeführt werden, erfolgt ein kurzer Ausblick, der sowohl das künftige Nutzungsverhalten als auch den zukünftigen Alltagswandel beschreiben soll.

2 Mobile digitale Medien

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den mobilen digitalen Endgeräten Smartphone und Tablet. Passende Applikationen und eine Verbindung über das mobile Internet tragen essentiell dazu bei, dass diese effektiv eingesetzt werden können.

Im Folgenden werden daher die Begrifflichkeiten für ein besseres Verständnis näher definiert.

2.1 Smartphone

Ein Smartphone ist eine Kombination aus Handy und den Leistungsfunktionen eines PDA (Personal Digital Assistant). Neben Standardfunktionen, wie das Führen von Telefonaten und Versenden von SMS-Nachrichten (Short Messaging Service), lassen sich Smartphones mit einer Vielzahl an Applikationen von Drittanbietern aufrüsten und haben in der Regel ein Farbdisplay mit berührungsempfindlichem Bildschirm. Sie ermöglichen u. a. Text- und Bildbearbeitungen, eine Anbindung ins Internet per drahtloser Verbindung und das Abspielen von Multimediainhalten (Uni Hannover, 2013). Häufig wird das Smartphone aufgrund seines breiten Leistungsumfangs auch als „Computer für die Hosentasche“ bezeichnet.

Dank des GSM-Funktelefonnetzes (siehe Kapitel 2.4 „Mobiles Internet“), welches nicht nur zur Telefonie und zum Versand von SMS-Mitteilungen, sondern auch für die paketvermittelte Datenübertragung genutzt werden kann, wurden Mobiltelefone für die breite Masse immer interessanter. Das erste Smartphone wurde 1992 von dem amerikanischen IT- und Beratungsunternehmen IBM entwickelt und trug den Namen „IBM Simon“. Zum zusätzlichen Funktionsumfang gehörten die Möglichkeiten E-Mails und Faxe zu versenden, die Verwaltung eines Kalenders und Adressbuches und das Spielen von Mobile Games. Es wog 511 Gramm und war zudem das erste Gerät, welches mit einem Touchscreen ausgestattet war (Steimels, 2012). Zum Vergleich: Heutige Smartphones weisen ein Gewicht von 110 bis 190 Gramm auf.

1996 brachte der Telekommunikationskonzern Nokia den „Nokia 9000 Communicator“ auf den Markt, welcher als erstes Smartphone den mobilen Zugang ins Internet ermöglichte (Uni Hannover, 2013).

Das „Toshiba Camesse“, veröffentlicht im Jahre 1999 vom Technologiekonzern Tos- hiba, war zwar kein Smartphone im eigentlichen Sinne, jedoch das erste Mobiltelefon mit integrierter Kamera, die in heutigen Smartphones zum Standardumfang gehört. Im Laufe der nächsten Jahre wurden weitere Smartphones von Firmen, wie RIM („Blackberry“), T-Mobile („Sidekick“) und Motorola („Razr V3“) entwickelt, deren Leis- tungen stets umfangreicher und damit auch immer beliebter wurden (Steimels, 2012). Das amerikanische Unternehmen Apple wagte sich 2007 ebenfalls auf den Smartphone-Markt und veröffentlichte das „iPhone“ mit dem eigens entwickelten Be- triebssystem iOS. Das „iPhone“ wurde schnell zum Verkaufsschlager und der Smart- phone-Markt boomte mehr denn je. Ein Jahr später entwickelte das Internetdienst- leistungsunternehmen Google das freie Betriebssystem Android, welches von allen anderen Herstellern für ihre Mobiltelefone genutzt werden kann und sich somit schnell verbreitete (Stern, 2012). Es stellt zugleich das beliebteste Betriebssystem für Smartphones dar (Steimels, 2012). Im Gegensatz zu früher sind heutige Smart- phones sehr flach gehalten und nur wenige Millimeter dick. Ihre stets steigenden Leistungen machen Funktionen von Computern und Laptops überflüssig. So lassen sich dank mobiler Internetanbindung viele Aufgaben von unterwegs erledigen und angebotene Applikationen tragen zur optimalen Anpassung des Smartphones an die eigenen Bedürfnisse bei.

Die Beliebtheit der Smartphones lässt sich zudem an ihrer Verbreitungsanzahl in Deutschland ablesen. Waren es im Januar 2009 noch 6,31 Millionen SmartphoneNutzer, beläuft sich die Gesamtzahl im Oktober 2012 bereits auf 29,5 Millionen und führte somit zu einer Steigerung von 367,5 Prozent (Statista, 2013a). Von allen digitalen Endgeräten weist das Smartphone mit durchschnittlich 182 Minuten am Tag zudem die höchste Nutzungszeit auf (Handschack, 2012).

2.2 Tablet

Ein Tablet, auch als Tablet-PC bezeichnet, ist ein mobiler Computer, welcher nach einem sogenannten Ein-Chip-System aufgebaut ist. Jegliche Funktionen und Aufgaben werden von einem einzelnen Chip bearbeitet, wodurch eine platzsparende Bauweise garantiert wird. Tablets bestehen heute lediglich aus einem rechteckigen Display und verfügen über keine physische Tastatur, sondern werden per berührungsempfindlichem Bildschirm bedient (Sebastian, 2013).

Das erste Konzept, welches die Funktionen und die Form eines Tablets aufweist, hat seinen Ursprung im Jahr 1968. US-Forscher des Unternehmens Xerox entwickelten das „Dynabook“, einen rechteckigen flachen Computer im Tafelformat an dessen unterem Ende eine Tastatur angebracht war. Die Idee des Entwicklers Alan Kay war es, ein mobiles, leistungsstarkes sowie handliches Gerät einer breiten Masse zur Verfügung zu stellen (Dörner, 2011). Zwar ging das Tablet nie in Produktion, jedoch sollte die Idee den Grundstein für künftige Tablet-Entwicklungen legen.

Der erste funktionsfähige Tablet-PC wurde 1988 von Jeff Hawkins entwickelt und trug den Namen „GridPad“. Der Touchscreen wurde mit einem speziellen Stift be- dient, jedoch konnte aufgrund der geringen Akkulaufzeit und des hohen Preises von etwa 2.400 US-Dollar eine weite Verbreitung des Gerätes nicht ermöglicht werden (Steele 2011). Nach der Gründung seines Unternehmens Palm im Jahre 1992 entwi- ckelte Jeff Hawkins 1993 den „Zoomer“, ein Gerät, welches die neue PDA- Produktklasse bezeichnete und zeitgleich mit dem ersten Tablet „Newton“ der Com- puterfirma Apple auf den Markt kam (Lischka, 2008). Das „Newton“ orientierte sich bei der Bedienung am „GridPad“ und eine lernfähige Handschrifterkennung gehörte zusätzlich zum technischen Umfang. Aber auch beim „Newton“ sorgte der hohe Preis von ca. 6.000 US-Dollar für mangelnde Verkäufe, weshalb die Produktion 1998 ein- gestellt wurde. Die Popularität der Geräteklasse der PDAs stieg dagegen weiter an und verhalf im Jahre 1996 dem „PalmPilot“ zum Erfolg. Ebenfalls mit einer Stift- Steuerung ausgestattet, stellte dieser den idealen digitalen Helfer für unterwegs und im Business-Sektor dar (Dörner, 2011). Auch der Software- und Hardwarehersteller Microsoft versuchte sein Glück und präsentierte 2002 seinen eigenen Tablet-PC, der mittels Stift bedienbar und mit einem kompletten Windows XP-Betriebssystem aus- gestattet war, um den vollen Funktionsumfang eines normalen Desktop-PCs bieten zu können. Im Gegensatz zum PDA konnten darauf Standard-Windows- Anwendungen ausgeführt werden. Auch dieser Versuch ein Tablet am PC-Markt er- folgreich zu etablieren scheiterte allerdings auf Grund schlechter Verkaufszahlen (Steele, 2011). Im Jahre 2010 wagte Apple einen zweiten Versuch und entwickelte das „iPad“. Das Apple-Tablet hebt sich im Vergleich zu früheren Tablets insofern ab, dass für das „iPad“ das auch für das „iPhone“ verwendbare Betriebssystem iOS ge- nutzt werden kann, welches optimal an einen berührungsempfindlichen Bildschirm angepasst ist. Es lässt sich mit Applikationen erweitern, die speziell für die Finger- gestensteuerung entwickelt wurden, was die Tablet-Nutzung erheblich vereinfacht (Dörner, 2011). Das „iPad“ erwies sich als Verkaufsschlager und führte zu weiteren Tablet-Produktionen anderer Hersteller, die jedoch auf das freie und von Google entwickelte Betriebssystem Android zurückgriffen. Bekannte Android-Tablets sind u. a. die Produktreihe „Galaxy Tab“ von Samsung und das „MediaPad“ von Huawei. Das 2012 vorgestellte „Surface“ von Microsoft wird mit dem kürzlich auf den Markt erschienenen Betriebssystem Windows 8 betrieben, welches sich sowohl für Desktop-PCs als auch für Tablets einsetzten lässt (Jeschke/Vilsbeck, 2013).

Im Vergleich zu früher, erfreuen sich Tablets heutzutage großer Beliebtheit, da die technische Weiterentwicklung diese mobile Geräteklasse zu einem nützlichen Utensil für den privaten Alltag macht. Da Tablets sofort einsatzbereit sind, lassen sich schnell und einfach auf den meist zehn Zoll großen Displays u. a. E-Mails verfassen, Recherchen im Internet durchführen, Videos konsumieren und Online-Einkäufe erle- digen. Ein Laptop oder ein Computer wird in den meisten Fällen nicht mehr benötigt.

Im Jahre 2012 wurden laut dem BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.) ca. 4,4 Millionen Tablets verkauft und führten damit zu einer Steigerung von 122 Prozent im Vergleich zum Jahr davor (Se- bastian, 2013).

2.3 Mobile Apps

Eine App, die Kurzform für „Application“, ist eine Software-Anwendung, die speziell für Smartphones und Tablets entwickelt wurde. Mittels des auf dem Endgerät eingebundenen Onlineshops lassen sich sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Apps auswählen, runterladen und installieren. Bekannte Plattformen sind der App Store von Apple, der Play Store von Google und der Windows Phone Store von Microsoft. Da jeder Store auf einem anderen Betriebssystem lauffähig ist, müssen die Apps entsprechend programmiert und für jedes System individuell angepasst werden. AppEntwickler sind demnach gezwungen ein und dieselbe App mehrmals zu programmieren, um diese in den unterschiedlichen Stores anbieten zu können (Verivox, 2013). Aktuell weisen der App Store 800.000, der Play Store 700.000 und der Windows Phone Store 150.000 Apps auf (Statista, 2013b).

Mit Hilfe von Apps lassen sich Smartphones und Tablets hochgradig vom Nutzer personalisieren, da für beinahe jede Situation eine entsprechende Anwendung ver- fügbar ist. So existieren Apps zum Preisvergleich verschiedener Produkte, zum Be- arbeiten von Textdokumenten, zum bequemen Online-Shopping beim Versandhan- del Amazon oder zum Aufrufen digitaler Zeitschriftenausgaben, wie etwa dem „Spie- gel“.

Aufgrund der steigenden Beliebtheit von Smartphones und Tablets, nimmt ebenso das Interesse an Apps für mobile Endgeräte erheblich zu. Während im Jahre 2009 etwa 89 Millionen Anwendungen in Deutschland heruntergeladen wurden, waren es ein Jahr später bereits 386 Millionen. Im darauffolgenden Jahr konnte sich die Down- loadanzahl nochmals auf 962 Millionen erhöhen (Statista, 2013c). Bis 2015 wird eine Steigerung auf 205 Milliarden weltweit prognostiziert (Sten, 2012). Eine Befragung von 2012 ergab, dass Applikationen zur Informationsbeschaffung am Häufigsten auf- gerufen werden (28 Prozent). An zweiter Stelle steht die Servicenutzung in Form von Wetterdaten und TV-Programm (21 Prozent), dicht gefolgt von Applikationen, die zur Verwaltung von Kontakten und Terminen beitragen (20 Prozent) (Statista, 2013d).

2.4 Mobiles Internet

Eine mobile Internetverbindung stellt einen wichtigen Bestandteil für die Nutzung von digitalen mobilen Endgeräten dar. Es ermöglicht die zeitungebundene und ortsunabhängige Nutzung einer Internetverbindung und ermöglicht dem Nutzer jederzeit Zugriff auf Onlineinhalte. Die hierfür notwendige Mobilfunktechnologie besteht in Deutschland bereits seit etwa 1950 und unterzog sich seitdem vielen Weiterentwicklungen. Die Deutsche Bundespost stellte von 1952 bis 1977 ein analoges A-Netz zur Verfügung, auch bekannt als „Öffentlicher Mobiler Landfunk“. In den Folgejahren entstanden weitere Netze, die mittels verschiedener Buchstaben differenziert werden. Die folgende Darstellung soll dies näher verdeutlichen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Darstellung Mobilfunknetze der letzten 50 Jahre (in Anlehnung an Bernauer, 2008)

Während mit der analogen Übertragungsart lediglich eine reine Sprachübertragung möglich war, konnte mit der GSM-Norm (Global System for Mobile Communications) ein Standard geschaffen werden, um in digitalen Netzen größere Datenpakete zu übermitteln. Es entwickelten sich verschiedene Mobilfunkübertragungstechniken, wie GPRS, EDGE und UMTS, die fortlaufend eine bessere und schnellere Datenübertra- gung gewährleisteten. Die dritte Mobilfunkgeneration (3G) UMTS zeigte sich dabei als äußerst praktikabel, da hierbei Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 384 Kilobyte und zwei Megabyte pro Sekunde erreicht werden, die eine schnelle mobile Internetnutzung ermöglichen und es erlauben Multimediainhalte in Form von Musik und Video von unterwegs aus ohne erhebliche Wartezeiten abzurufen (Bernauer, 2008). Mit zusätzlich entwickelten Übertragungsprotokollen ist es möglich den Da- tenaustausch mit UMTS zu beschleunigen. Mittels HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) kann eine Download Rate von 7,2 Megabyte pro Sekunde und eine Upload Rate von etwa 384 Kilobyte pro Sekunde erreicht werden (Alby, 2008). Der aktuelle Generationenstandard (4G) wird als LTE (Long Term Evolution) bezeichnet und ist in Deutschland seit Mai 2010 verfügbar. Die hohe Übertragungsgeschwindig- keit von bis zu 100 Megabyte pro Sekunde ermöglicht es Bewohnern eine schnelle Internetverbindung an Orten zur Verfügung zu stellen an denen keine Breitbandan- schlüsse für eine DSL-Nutzung vorhanden sind. LTE wird kontinuierlich in Deutsch- land weiter ausgebaut, um einer breiten Masse den neuen Standard zugänglich zu machen. Dank der leistungsstarken Verbindung ist es z. B. möglich von unterwegs aus fern zu sehen oder per Voice Over IP mit anderen Nutzern via Internet kosten- günstige Telefongespräche abzuhalten (Mobilfunk-Geschichte, 2013).

Dem mobilen Internet wird in den letzten Jahren ein immer wichtiger werdender Stel- lenwert zugesprochen. Die hohe Anzahl an Nutzern des mobilen Webs setzt eine starke Infrastruktur diesbezüglich voraus. So nutzten im Jahr 2012 bereits 50 Prozent der Internetnutzer das mobile Internet über ein Smartphone, während es ein Jahr zuvor noch 28 Prozent waren (Statista, 2013e). Mit einem Anteil von 84 Prozent ist das Smartphone für unterwegs das Hauptnutzungsgerät für die mobile Internetnut- zung. Das Tablet weist mit nur sechs Prozent einen deutlich geringeren Wert auf (ARD ZDF Onlinestudie, 2012). Hierbei ist jedoch zu beachten, dass Tablets über- wiegend zu Hause genutzt werden und mobil nicht so oft im Einsatz sind wie dies bei Smartphones der Fall ist (Floemer, 2011).

3 Nutzung und Einsatzmöglichkeiten

Angesichts der Vielfältigkeit an Applikationen sind den Funktionen und Einsatzmög- lichkeiten von Smartphones und Tablets keine Grenzen gesetzt. Mit einem Nutzeran- teil von 97 Prozent gehört jedoch die klassischste Funktion des Smartphones, das Telefonieren, immer noch zur beliebtesten Beschäftigung der User (Internet World Business, 2013a). Aber auch die 1992 eingeführte SMS wird immer häufiger versen- det, was sich durch das preiswerte Angebot heutiger SMS-Flatrates erklären lässt. So stellte der BITKOM im Jahre 2011 eine Rekordversandhöhe von 55 Milliarden SMS fest und berechnete, dass jeder Deutsche im Schnitt etwa 700 Kurzmitteilungen jährlich verschickt (BITKOM, 2012).

Während das Smartphone hauptsächlich von unterwegs aus genutzt wird, finden sich die Einsatzgebiete des Tablets mehr im häuslichen Raum wieder. Mit Betrachtung der einzelnen Tagesabschnitte wird dieses überwiegend am Morgen und am Abend in Gebrauch genommen. Hier dominieren aufgrund der Displaygröße vor allem das Surfen im Internet und das Abrufen von E-Mails (Floemer, 2011).

Im Folgenden werden nun spezifische Einsatzmöglichkeiten erörtert und mit statistischen Angaben zum Nutzungsverhalten ergänzt.

3.1 Soziale Netzwerke

Eine große Aufmerksamkeit gilt seit einigen Jahren der breiten Vielfalt an sozialen Netzwerken, auch Social Networks genannt. Mit ihnen ist es dem Internetuser mög- lich sich „über geografische, politische und sprachliche Grenzen hinweg“ (Grabs/Bannour, 2012) mit anderen Usern zu verbinden und in Kontakt zu treten. Der User verfügt dabei in der Regel über ein eigenes Online-Profil, welches mit persönli- chen Daten versehen werden kann. Hier sind u. a. Informationen zu Alter, Ge- schlecht, Wohnort und Hobbies ersichtlich. Erstellte Inhalte in Form von Texten, Fo- tos oder Videos können mit der Öffentlichkeit oder mit ausgewählten Nutzergruppen geteilt werden. Die Verbindung zweier Nutzer kann die Einsicht aller Daten des je- weils anderen Nutzers zur Folge haben, weshalb sich registrierte Mitglieder für ge- wöhnlich mit Personen verbinden, die ähnliche Interessensgebiete aufweisen oder die sich persönlich kennen. Eine Verknüpfung beider Profile muss im digitalen Alltag jedoch nicht immer auf einem hohen Kommunikationsaustausch basieren. Vielmehr werden oft Kontakte der „Freundesliste“ hinzugefügt, damit diese indirekt über neue Lebensereignisse des Anderen auf dem Laufenden gehalten werden, ohne dass hier ausreichend miteinander interagiert wird (Grabs/Bannour, 2012). Als Hauptgründe für die Nutzung sozialer Netzwerke lassen sich die Kontaktpflege mit Freunden und/oder Bekannten und der Austausch zu gleichen Interessen nennen (BITKOM, 2010).

Als die drei bekanntesten sozialen Plattformen sind hier Facebook, Google+ und der Kurznachrichtendienst Twitter aufzuzählen. Im Laufe der letzten Jahre konnten sich jedoch auch zahlreiche Neuangebote an sozialen Netzwerken etablieren, die sich meist an eine bestimmte Interessensgruppe wenden. Beispiele hierfür sind Pinterest, ein Netzwerk, welches stark die Verbreitung von Bildinhalten fokussiert, Xing, das die Kontaktverbindung auf beruflicher Ebene vorrangig behandelt und Miiverse, entwi- ckelt vom Hersteller Nintendo für die hauseigene Videospielkonsole Wii U.

Der Stellenwert sozialer Netzwerke lässt sich als sehr hoch einstufen. Allein in Deutschland sind 25,3 Millionen aktive Nutzer, und damit jeder vierte deutsche Bür- ger, auf Facebook vertreten (Kirch, 2013). Die Ergebnisse einer Studie der For- schungsagentur InSites Consulting zeigen auf, dass sich auf internationaler Ebene 70 Prozent aller Internetnutzer in sozialen Netzwerken wiederfinden lassen und 400 Millionen Personen sich zu einer täglichen Nutzung des Social Networks Facebook bekennen. Den Studienergebnissen nach verfügen zudem 38 Prozent der weltweiten Internetuser ein Smartphone. Soziale Netzwerke werden daher von Smartphone- Inhabern aufgrund der hohen Mobilität ihres Gerätes intensiver genutzt als von Per- sonen, in deren Besitz sich kein solches Mobiltelefon befindet (Banks on Social Me- dia, 2011). Die Verbindung zwischen Smartphone und Social Network ermöglicht zudem eine einfache Verbreitung von Multimediainhalten in Form von Bildern, Videos und Tonaufnahmen.

Waren es 2010 noch 30 Prozent aller Internetanwender, die mittels Smartphone auf Social Networks zugegriffen haben, belief sich die Zahl ein Jahr später bereits auf 46 Prozent (Informationszentrum Mobilfunk, 2011). Das im Vergleich zum Smartphone noch relativ gering verbreitete Tablet - in 8 Prozent der deutschen Haushalte ist ein Tablet verfügbar - führt auf eine weitaus geringere Nutzung sozialer Netzwerke hin, da bei Tablets vielmehr das Abrufen von Webseiten und die E-Mail-Kommunikation im Vordergrund stehen (ARD ZDF Onlinestudie, 2012).

Die bequemste Nutzung eines sozialen Netzwerkes wird unter Einsatz der passen- den Applikation möglich gemacht. Zwar bieten vereinzelte Plattformen auch eine mobile Webversion ihres Internetauftrittes an, jedoch ziehen 85 Prozent aller Smart- phone- und Tablet-Nutzer eine App der mobilen Webseite vor, da sie die Nutzung praktischer, schneller und leichter bedienbar macht (Meedia, 2013). So können orts- unabhängig das eigene Nutzerprofil mit neuen Inhalten versehen, Updates von Freunden und Bekannten abgerufen und Chats mit anderen Usern aufgebaut wer- den. Entsprechende Einstellungen generieren darüber hinaus automatisierte Be- nachrichtigungen, um Neuigkeiten umgehend zu erhalten ohne die App direkt aufzu- rufen.

3.2 Nachrichten und Informationen

Das World Wide Web stellt unserer Gesellschaft eine unerschöpfliche Masse an In- formationen zur Verfügung, die rund um die Uhr und überwiegend kostenfrei abgeru- fen werden können. Unter Einsatz eines Web-Browsers lässt sich durch das Internet leicht navigieren und gesuchte Informationen sind schnell gefunden. Mit der steigen- den Verwendung des mobilen Internets nutzen auch immer mehr User die Möglich- keit sich ortsunabhängig zu informieren. Einer der meistgenutzten Smartphone- Dienste ist demnach die Nutzung von Applikationen, die zum Abrufen von Informati- onen beitragen. Zwei Drittel der Smartphone-Besitzer verwenden mindestens einmal wöchentlich eine Internet-Suchmaschine (Lück, 2013). Von der durchschnittlichen Gesamtnutzungszeit von drei Stunden pro Tag, fallen ca. 25 Minuten auf das Aufru- fen von Webseiten und ist damit die zeitintensivste Funktion, die täglich von 69 Pro- zent aller Smartphone-Inhaber genutzt wird. Mit elf Minuten steht das Lesen und Schreiben von E-Mails an sechster Stelle und wird von insgesamt 52 Prozent der Nutzer in Anspruch genommen (Scholz, 2012). Für 86 Prozent von 900 befragten Nutzern ist das Apple Tablet ein regelmäßiger Zugangskanal zum Abrufen und Schreiben von E-Mail-Nachrichten (Internet World Business, 2012a). Bereits etwa 47 Prozent der allgemeinen Tablet-Besitzer verwenden ihr Gerät, um nach tagesaktuel- len Informationen zu recherchieren (Haufe, 2013).

Das Konsumwachstum von Smartphone-Nutzern, die fast täglich auf mobile Nachrichten-Angebote zugreifen, konnte sich in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr 2011 von 80 auf 82 Prozent steigern. Hierzulande rufen zudem 10,4 Prozent der Nutzer mobile News-Angebote täglich auf (Spiegel, 2012).

Bedeutend für eine optimale Darstellung von mobilen Nachrichtenangeboten ist die Bereitstellung einer auf das entsprechende Display angepassten Oberfläche, die zu- dem eine leichte Bedienung erfordert, um eine optimale Navigation auf der Webseite zu realisieren. Eine aktuelle Studie des Usability-Experten Dr. Jakob Nielsen ergab, dass die Erfolgsrate der Informationssuche bei mobilen Webseiten bei 64 Prozent liegt, während nicht optimierte Webseiten nur zu einer Rate von 58 Prozent führen. Einen noch höheren Erfolg können Anbieter erzielen, wenn der User die entspre- chend entwickelte App zum Einsatz bringt. Hier steigert sich die Erfolgsrate auf 76 Prozent (Nielsen, 2011). Eine optimierte Darstellung für Tablet-PCs ist in der Regel nicht erforderlich, da aufgrund der Größe der Bildschirme die Nutzung der herkömm- lichen Webseiten-Oberflächen möglich ist. Jedoch können Anbieter auch hier vom Angebot einer für Tablets geeigneten App profitieren, die zudem die benutzerfreund- liche Steuerung per Touchscreen ermöglicht. Als beliebte Nachrichtenangebote sind hier z. B. die News-Applikationen der Tagesschau und n-tv zu nennen.

Eine bequeme Form zum Abrufen aktueller Informationen lässt sich ferner durch den Einsatz von RSS Readern bewerkstelligen. RSS (Really Simple Syndication) ist ein „spezielles Datenformat, das zum Abonnement von Webseiten verwendet wird“ (Alby, 2008) und ermöglicht somit die Sammlung von Neuigkeiten mehrerer Websei- ten an einer zentralen Stelle. Das Aufrufen der einzelnen Seiten entfällt in vielen Fäl- len, da die Nachricht direkt im RSS Reader gelesen werden kann. Da die herkömmli- che News-Seite mit zusätzlichem Inhalt nicht geladen werden muss, erweist sich die- ser Service von unterwegs aus in Verbindung mit einer langsamen Netzgeschwindig- keit als praktikabel. Ebenso können auf diese Weise auch bequem Aktualisierungen von Webseiten mit dem Smartphone verfolgt werden, die über keine mobile Oberflä- che verfügen.

Im Laufe der letzten Jahre hat sich das Smartphone zudem für viele Anwender zum unverzichtbaren Einkaufsbegleiter etabliert. In Hinblick auf die Ergebnisse einer Stu- die des Düsseldorfer Beratungsunternehmens OC&C, nutzen 82 Prozent aller deut- schen Smartphone-Nutzer das Gerät dazu, um auf mobilem Wege Produktpreise zu vergleichen. Bei zwei Dritteln der befragten Nutzer hat dies bereits dabei geholfen, den Preis im stationären Handel beim Verkaufsgespräch zu senken. Von insgesamt 69 Prozent wird der Abruf von Produktinformationen getätigt und 79 Prozent ist die Funktion so wichtig, dass sie darauf nicht mehr verzichten könnten (One to One, 2012).

Zum Erhalt aktueller Nachrichten in Echtzeit eignet sich der Kurznachrichtendienst Twitter, welcher insgesamt 200 Millionen Nutzer verzeichnet und von denen wiede- rum 60 Prozent das Angebot mobil nutzen. Das Tablet wird dabei von 19 Prozent aller Mobile User eingesetzt (Fürg, 2013). Auf Twitter werden Nachrichten mit maxi- maler Länge von 140 Zeichen, ähnlich der klassischen SMS, „getweetet“ und der breiten Internetgemeinde öffentlich zur Verfügung gestellt. User können anderen Usern folgen, um künftig die geposteten Beiträge schnell abrufen zu können. Die mobile Nutzung des Nachrichteninstrumentes wird von den Usern intensiv wahrge- nommen: 79 Prozent der Mobile User tendieren dazu mehrmals täglich den Dienst zu besuchen. In Hinblick auf die Desktop-Nutzung ist die Wahrscheinlichkeit bei mobilen Usern zudem doppelt so hoch den Dienst direkt morgens nach dem Aufstehen und abends vor dem Schlafengehen zu verwenden (Twitter Advertising Blog, 2013). Twit- ter wird von Nachrichtenseiten auch dafür genutzt, um Posts mit Links zu versehen, die auf Artikel des eigenen News-Portals verweisen. Die USA ist mit dieser Methode der Informationsverbreitung am Intensivsten auf Twitter vertreten. So verweisen 35 Prozent der sogenannten „Tweets“ auf US-Nachrichtenseiten, während deutsche Nachrichtenunternehmen mit vier Prozent weit dahinter liegen (Schmidt, 2013).

Mit der steigenden Verbreitung der Tablet-PCs nimmt auch immer mehr das Angebot an digitalen Zeitungen und Zeitschriften zu. Nachrichtenformate, wie „Die Welt“, „Bild“ und „Der Spiegel“, bieten in den entsprechenden App Stores Ihren Kunden die sogenannten E-Papers als Einzelausgaben oder Abonnement an. Die Attraktivität solcher Angebote spiegelt sich in den Zahlen der Abonnenten wieder: 40,9 Prozent der Tablet-Nutzer haben ein E-Paper-Abo abgeschlossen und das dazugehörige Print-Abo gekündigt (Haufe, 2013). Die Anzahl an verkauften E-Paper-Exemplaren unterliegt des Weiteren einer anhaltenden Steigerung und führt zu einer zunehmen- den Verbreitung der digitalen Zeitungs- und Zeitschrifteninhalte (Statista, 2013f).

Das digitale Angebot bringt viele Vorteile mit sich und offeriert zusätzliche Service- angebote. So werden Kosten mittels geringerer Druckaufwendungen eingespart, Abonnenten können per Download die aktuelle Ausgabe herunterladen und Artikel können mit Bildergalerien, Videos oder Animationen versehen werden. Interessante Beiträge lassen sich speichern, um einen späteren Zugriff darauf zu ermöglichen. Die Integration von Social-Network-Funktionen erlaubt zudem die journalistischen Inhalte mit Freunden und Bekannten komfortabel über Facebook und Co. zu teilen.

3.3 Dienstprogramme

Sowohl die Funktionsausstattung von Smartphones als auch die von Tablets kann mit Serviceprogrammen erweitert werden. Zu den gängigen Standards gehören Ap- plikationen, wie Terminkalender, Notizen, Wecker, Taschenrechner und Wetter- dienst. Aber auch unkonventionelle Einsatzvarianten sind machbar: Die integrierte Blitz-Beleuchtung der Handy-Kamera lässt sich ebenso als Taschenlampe verwen- den, das Mikrofon verwandelt das Smartphone in ein Diktiergerät und Barcodes kön- nen mit der Fotofunktion gelesen und verarbeitet werden. Mit Hilfe neuer Funktech- nologien und den entsprechenden Applikationen werden aus Smartphones und Tab- lets Fernbedienungen, die u. a. das Heimkinosystem und das TV-Gerät, aber auch die eigene Zimmerbeleuchtung steuern. Der Elektronikkonzern Philips entwickelte eine Lichtlösung, die es erlaubt die Lichttechnik eines Hauses oder einer Wohnung mittels Smartphone bedienen zu können. In den Glühbirnen verbaute Empfänger setzen die drahtlosen Befehle um und schalten sich ein oder aus, wechseln die Far- ben oder dimmen das Licht. Dank der Ortung des Aufenthaltsortes durch das Smart- phone erkennen die LED-Lampen zudem wann der Hauseigentümer sich im Haus aufhält, um die Lichter entsprechend ein- oder auszuschalten (Härter, 2012).

Für nahezu jede erdenkliche Funktion lassen sich in den App Stores entsprechende Anwendungen finden, die jedes Smartphone und Tablet in einen Alleskönner ver- wandeln. Sie stehen dadurch jedoch auch immer mehr in Konkurrenz mit klassischen Geräten, wie dem Desktop-PC, der Digitalkamera oder dem Navigationsgerät.

Etwa 65 Prozent der 3.248 befragten Teilnehmer einer Umfrage der Tomorrow Focus Media gaben an, zum Abrufen der Wetterdaten regelmäßig entsprechende Anwendungen zu nutzen. Wetter-Applikationen werden somit am Häufigsten eingesetzt. Beliebt sind für ca. 55 Prozent zusätzlich weitere Dienstprogramme, wie Wecker und Taschenlampen (Tomorrow Focus Media, 2012).

3.4 Entertainment

Die Vielseitigkeit von Smartphones und Tablets lässt sich ebenso mit Betrachtung auf den Unterhaltungsbereich reflektieren. Einsatzmöglichkeiten finden sich hier in den Kategorien Musik, Videos, Games und E-Books, die im Folgenden näher be- trachtet werden.

3.4.1 Musik

Smartphones lassen sich aufgrund ihrer hohen Datenspeicher-Kapazität ideal als MP3-Player nutzen. Bei vielen Modellen kann mittels externer Speicherkarten die Speichergröße erweitert werden, um auch den Zugriff auf große Musiksammlungen zu gewährleisten. Applikationen ermöglichen u. a. das Produzieren eigener Musik und den Zugriff auf Online-Radiostationen. Die steigenden Verkaufszahlen von Smartphones führten bereits im Jahr 2011 zu einer Senkung der Verkaufszahlen der klassischen MP3-Player um 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Deren günstigere Preise und höhere Akkulaufzeiten versprechen jedoch aktuell noch zufriedenstellen- de Absatzzahlen (Focus, 2012). Dennoch ist das Smartphone das derzeit beliebteste Gerät zur mobilen Musiknutzung und der integrierte Musikplayer erfreut sich mit ei- nem Nutzeranteil von 77 Prozent aller Smartphone-Besitzer großer Beliebtheit. Tab- lets werden aufgrund der unhandlichen Größe mit einer Nutzung von 17 Prozent der deutschen Bevölkerung weitaus weniger bevorzugt (Leisdon, 2013), jedoch aufgrund der akzeptablen Inklusiv-Lautsprecher schon gerne in der Küche als Radioersatz eingesetzt (Floemer, 2011).

3.4.2 Videos

Multimediainhalte mit Bewegtbildern können auf Smartphone und Tablet ebenso ab- gespielt werden, wobei letzteres in Hinblick auf die Displaygröße besonders gut hier- für geeignet ist. Sogenannte Video-on-Demand-Dienste (VoD), die gewünschte Vi- deoinhalte zeit- und ortsunabhängig per Internetverbindung auf passende Geräte streamen, werden bereits von großen VoD-Anbietern, wie Lovefilm und Maxdome, auch für die digitalen Smart Devices angeboten und ermöglichen damit einen mobi- len Zugriff auf deren Videoinhalte. Auch Online-Mediatheken von TV-Sendern, wie ARD, ZDF und Phoenix, sind bereits für Tablets und Smartphones verfügbar. Bereits 22,2 Prozent der Tablet- und 15,3 Prozent der Smartphone-User rufen täglich Onli- ne-Angebote aus dem Bereich „Fernsehen und Videoportale“ ab (Tomorrow Focus Media, 2012). Die weltweit größte Online-Videoplattform YouTube, die monatlich von einer Milliarde Usern besucht wird, profitiert dabei besonders von der mobilen Nut- zung seines Angebots. Demnach verstärkte bisher die von Google getaufte Nutzer- gruppe „Gen C“, die „Generation, die durch das Internet definiert ist“, ihre Nutzung der Plattform mittels Smartphone im Vergleich zu 2012 um 74 Prozent (DiePresse, 2013). Laut der Meinung des Telekommunikationswirtschaftsexperten Prof. Dr. Torsten J. Gerpott, führen Geräte, wie Smartphone und Tablet, künftig zu starken Konsumveränderungen bei TV-Inhalten. Seiner Ansicht nach wird der Anteil des klassischen TVs von derzeit 86 Prozent auf 66 Prozent zurückgehen, während die Video-Nutzung auf mobilen Endgeräten von derzeit täglich zwölf Minuten bis 2016 auf 45 Minuten steigen wird. Besonders VoD-Dienste und Online-Videoplattformen sollen dabei eine essentielle Rolle spielen (Neuhetzki, 2012).

3.4.3 Games

Die Anbindung an virtuelle Stores für Applikationen können Smartphones und Tab- lets unkompliziert in eine Handheld-Spielekonsole verwandeln. Dank berührungs- empfindlicher Bildschirme werden neuartige Spielerlebnisse geschaffen und vor al- lem auch bisherige Nicht-Spieler erreicht. Mobile Games sind zudem schnell gestar- tet, gute Lückenfüller bei Wartezeiten und leicht zu bedienen. Game-Apps können im Vergleich zu herkömmlichen Spielen für Konsolen, wie die Sony Playstation oder die Nintendo Wii, weitaus günstiger erworben werden, da keine Verpackungs- und meist nur geringe Werbekosten anfallen und per App Store auch kleinere Spiele für zwi- schendurch angeboten werden. Ebenso ist eine breite Palette an kostenfreien Ga- mes erhältlich. Im US-amerikanischen App-Store von Apple waren 2012 etwa 112.000 Game-Apps vertreten, die 16 Prozent der gesamten App-Anzahl ausmach- ten (Statista, 2013g). Eine vom BITKOM in Auftrag gegebene Umfrage des Mei- nungsforschungsinstitut Forsa fand heraus, dass über acht Millionen Deutsche, und damit jeder dritte Gamer, mittlerweile ihr Smartphone als Spieleplattform nutzen. Von etwa 1.000 Befragten ab einem Alter von 14 Jahren gaben 24 Prozent an, täglich darauf zu spielen, während elf Prozent täglich ihr Tablet hierfür verwenden. Zum Vergleich: Nur 13 Prozent nutzen jeden Tag zu diesem Zweck noch einen Desktop Computer oder einen Laptop (BITKOM, 2013).

3.4.4 E-Books und E-Paper

Der Markt für digitale Bücher und Zeitschriften, die sich auf den Smart Devices kon- sumieren lassen, stellt sowohl kostenfreie als auch zahlungspflichtige Inhalte bereit. Besonders Tablets profitieren hier von ihrer Bildschirmgröße und eignen sich optimal zum Betrachten von E-Papers, wie dem Männermagazin „Men’s Health“ und der Frauenzeitschrift „InStyle“, sowie von E-Books. Besonders von Vorteil ist das Einbin- den von weiteren multimedialen Elementen in Form von Bildergalerien, Ton- und Vi- deoaufnahmen. Im Gegensatz zu E-Book-Readern, mit deren spezieller E-Ink- Technologie jede Buchseite wie gedruckt aussieht, haben Tablets und Smartphones das Problem, dass LCD- und TFT-Bildschirme auf Dauer zu keinem angenehmen Lesevergnügen führen. Dennoch werden bereits diese elektronischen Angebote von elf Prozent der deutschen Bevölkerung genutzt (Tiefenthäler, 2012).

4 Wandel des Alltags

Die Etablierung des mobilen Webs und die daraus resultierende Verbreitung mobiler Endgeräte verändern unseren Alltag im privaten Sektor auf essentielle Art und Wei- se. Vor diesem Hintergrund werden daher auf die daraus resultierenden Konsequen- zen in den drei Bereichen Kommunikation, Sozialverhalten und Informationsaufnah- me eingegangen.

4.1 Wandel der Kommunikation

Unsere Art zu kommunizieren erlebte in den letzten Jahrtausenden eine beachtenswerte Veränderung. Um einen Eindruck über die früheren Kommunikationsformen der Menschheitsgeschichte und ein Gefühl für den heutigen Stand der Kommunikation zu vermitteln, folgt daher ein kurzer geschichtlicher Überblick:

Angefangen mit der Höhlenmalerei aus der Steinzeit, erschuf der Mensch das erste uns bekannte Hilfsmittel seinen Gefährten Botschaften in Form von Bildern und Symbolen mitzuteilen. Angeeignetes Wissen wurde zu diesem Zeitpunkt vermutlich auf mündlichem Wege weitergegeben, während die Höhlenwände in erster Linie für Nachrichten und Geschichten Verwendung fanden (Holnick, 2012).

Mit der Erfindung der Schrift im vierten Jahrtausend v. Chr. wurden erstmals Tonta- feln zur Dokumentation von Wissen und Nachrichten herangezogen, die später von Papyrus (drittes Jahrtausend v. Chr.) und anschließend durch das Pergament (zwei- tes Jahrtausend v. Chr.) ersetzt wurden (Rehm, 2000). Dadurch wiesen Botschaften erstmals ein hohes Maß an Mobilität auf und konnten auch über geografische Gren- zen hinweg transportiert werden. Dennoch konnte sich die Übermittlung von Nach- richten über mehrere Wochen erstrecken. So wurden etwa im Mittelalter die Reiter der königlichen Regentschaft mit Briefen fortgeschickt, deren Antworten erst Tage oder Wochen später eintrafen.

Die schnelle Vervielfältigung von Mitteilungen ermöglichte die Erfindung des Buchdrucks, wodurch die Schrift zunehmend an Bedeutung gewann, da nun vor allem die breite Masse mit den notwendigen Informationen versorgt werden konnte.

Die Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert führte zur Schaffung eines Abbilds der Realität und dessen Konservierung. Aufgrund der damaligen schweren Manipulierbarkeit eines Bildes, galten Fotografien lange Zeit als wahrheitsgetreue Dokumentationshilfen (Holnick, 2012).

Die Möglichkeit persönliche Gespräche zwischen zwei Individuen zu führen, die sich an zwei unterschiedlichen Orten befanden, brachte der Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Telefonapparat von Alexander Graham Bell hervor. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges konnte sich dieser als vielgenutztes Kommunikationsmedium durchsetzen (Eisenkolb, 2007).

Die Anfang des 20. Jahrhunderts hervorgebrachte Technologie des Radios erlaubte die ortsunabhängige Verbreitung von Informationen, die die Menschen zur gleichen Zeit und damals noch zu fest vereinbarten Terminen über entsprechende Empfangs- geräte erhalten konnten (Holnick, 2012). Das Radio kann durchaus als eine Vorform eines sozialen Netzwerkes auf digitaler Ebene angesehen werden, da hierdurch erstmals eine größere Menschenmasse über ein Medium indirekt miteinander ver- bunden war.

Auf das Radio folgte schließlich das Fernsehen, das sich ab 1950 zum Massenmedium entwickelte. Wurde es in seinen Anfängen hauptsächlich zur Übertragung von Bildungsinhalten genutzt, erhielt der Unterhaltungsbereich mit der Zeit einen immer höher werdenden Stellenwert (Radermacher, 2001).

Die seit 1958 existierende Wissenschaftseinrichtung ARPA (Advanced Research Projects Agency) war maßgeblich an der Entwicklung der Vernetzung mehrerer Großrechner beteiligt. Wurde das so entstandene ARPA-Net ausschließlich für militä- rische Zwecke eingesetzt, weitete sich die Verbreitung im Laufe der Jahre zuneh- mend auch in anderen Bereichen aus. Seit 1992 ist es unter der Bezeichnung Inter- net für die Öffentlichkeit zugänglich (SELFHTML, 2007) und seit 1999 auch mobil nutzbar (Bernauer, 2008).

Aufgrund der hohen Nutzerzahlen von Smartphones und Tablets unterzieht sich die derzeitige Kommunikationsstruktur in unserer Gesellschaft einem weiteren Wandel, dessen Ausgang derzeit noch ungewiss ist. Unsere mobilen Endgeräte ermöglichen es uns immer online und stets für Familie, Freunde und Bekannte erreichbar zu sein. Fanden die Bürger noch vor einigen Jahren an vielen Straßenecken Telefonzellen, die ein Telefongespräch auch außerhalb der eigenen vier Wände ermöglichten, sind die meisten dieser Standorte in der heutigen Zeit leere Asphaltflächen. Verabredun- gen werden u. a. per Chatfunktionen festgemacht, mittels Sprachbefehlen werden die kleinen „Mini-Computer“ bedient und der tägliche Blick ins Social-Network-Profil verschafft einen Überblick über die Erfahrungen und Erlebnisse der Freunde, ohne mit diesen in direktem Kontakt zu stehen. Besonders die Generation der „Digital Na- tives“ trägt maßgeblich zu der Veränderung unserer Kommunikationskultur bei. Da- bei handelt es sich um eine von Marc Prensky im Jahre 2001 geschaffene Gruppen- bezeichnung, die all diejenigen beinhaltet, die nach 1980 geboren sind und daher die Anfänge des modernen digitalen Zeitalters mitverfolgten (Wysterski, 2012).

Im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden nun die Wandlungserscheinungen des Kommunikationsverhaltens detaillierter betrachtet.

4.1.1 Soziale Netzwerke und Instant-Messaging als neue Kommunikationsform

Die zunehmende digitale Kommunikation spielt sich insbesondere in den Sphären der sozialen Netzwerke ab. Im Gegensatz zur Face-to-Face-Kommunikation finden dortige Interaktionen mit einer Vielzahl an Nutzern zur selben Zeit statt. Die mit dem digitalen Wandel aufwachsende Generation im Alter von 14 bis 29 Jahren ist beson- ders stark mit dem sozialen Medium verbunden. So sind 96 Prozent jener Internet- nutzer, die den „Digital Natives“ angehören, in einem sozialen Netzwerk angemeldet (van Rinsum/Zimmer, 2011). Den aktuellen Daten nach, die der JIM-Studie 2012 (Jugend, Information, Multimedia) entnommen wurden, zählen für 56 Prozent der Jugendlichen Applikationen von sozialen Netzwerken zu den wichtigsten Anwendun- gen, die auf dem Smartphone installiert sind (JIM, 2012). Das größte Social Network Facebook belegt zudem den ersten Platz der Webseiten mit den meisten Seitenauf- rufen und zählt damit mehr Aufrufe als die Plätze 2 bis 99 zusammengerechnet (Köh- ler, 2012).

Die Kommunikation über soziale Plattformen gestaltet sich in der Regel sehr offen und die verbreiteten Inhalte sind in Abhängigkeit der spezifischen Nutzereinstellun- gen für alle weiteren Nutzer frei zugänglich. So können neue Statusmeldungen ver- fasst werden, um soeben Erlebtes schnell und unkompliziert mit allen Facebook- Freunden zu teilen. Mit der integrierten Kamerafunktion lassen sich z. B. Textilien im Bekleidungsgeschäft fotografieren, um binnen Sekunden die Meinungen dazu von anderen Usern einzuholen und Videobotschaften ermöglichen einen einfachen und schnellen Versand der Urlaubsgrüße an Freunde und Familie. Vor allem das Smart- phone als mobiler Begleiter vereinfacht mit seinem Funktionsumfang diesen Prozess erheblich. Bereits 120 Millionen User, und damit 12 Prozent aller Facebook-Nutzer, greifen ausschließlich auf mobilem Wege auf die Plattform zu (Firsching, 2012). Ne- ben Desktop-PCs und Laptops besuchen 700 Millionen registrierte Mitglieder die Webseite zusätzlich über ein Mobile Device (Facebook, 2012).

Die kostengünstige Nutzungsvariante eines Smartphones führt vor allem zu einer immer stärkeren Verlagerung auf Instant-Messaging-Dienste, die zur direkten Kon- kurrenz der klassischen SMS stehen. Dabei handelt es sich um einen internetbasier- ten Service, der es dem Nutzer erlaubt Nachrichten an einen oder mehrere Nutzer zu verschicken. Im Gegensatz zur SMS fallen, abgesehen von den Aufwendungen für die Internetnutzung, hierfür keine weiteren Kosten an. Laut einer Nielsen-Studie vom Oktober 2010 sendeten und empfingen Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren mo- natlich 4.000 Textnachrichten (Köhler, 2012). Die hohe Anzahl zeigt bereits, wie stark sich die Kommunikation, vor allem bei der jüngeren Generation, auf digitaler Ebene abspielt. Hohe SMS-Kosten wären die Folge, weshalb sich Instant-Messaging- Dienste stark frequentieren und regelmäßig Verwendung finden. Bereits 49 Prozent der Internetnutzer verwenden auf ihrem Smartphone den Dienst WhatsApp und 36 Prozent den Messenger von Facebook als unentgeltlichen Kommunikationskanal für Freunde und Bekannte (Statista, 2013h).

4.1.2 Erhöhung der Erreichbarkeit

Musste früher der fest installierte Telefonapparat im Haus oder der Wohnung zum Telefonieren verwendet und darauf gehofft werden, dass der gewünschte Ge- sprächspartner vor Ort auch anwesend ist, tragen heute die mobilen Endgeräte als digitale Kommunikationszentralen dazu bei, dass jedermann immer und überall in Kommunikation mit dem eigenen sozialen Umfeld treten kann. 80 Prozent aller Smartphone-Besitzer tragen ihr Gerät stets bei sich, sind dadurch gut erreichbar und verfügen über die ständige Möglichkeit die unterschiedlichen Kommunikationsmittel, wie Soziale Netzwerke, Messaging, E-Mail, SMS und Telefonie, über den Tag verteilt zu nutzen. Insbesondere SMS und Nachrichten des Messaging-Dienstes WhatsApp werden mit durchschnittlich 17 Nachrichten pro Tag häufig genutzt (Internet World Business, 2013b). Vor allem kleine Zeitfenster eignen sich zum Einsatz der kommu- nikativen Hilfsmittel. So müssen E-Mails nicht erst mühevoll am Abend gelesen bzw. beantwortet werden und der schriftliche oder mündliche Dialog mit Freunden und Bekannten ist bequem von unterwegs realisierbar.

Immer und für Jeden erreichbar zu sein führt daher zu einer intensiven Smartphone- Nutzung der „Always-online“-Gesellschaft. 58 Prozent der Anwender gaben an, nach ihrem Gerät mindestens einmal in der Stunde zu greifen, um den Stand der Benach- richtigungen zu überprüfen oder um zu kontrollieren, ob neue Einträge aus sozialen Netzwerken vorhanden sind. Nicht nur die junge Generation, sondern bereits mehr als die Hälfte der 35- bis 54-jährigen folgen dieser Handlung (Springer, 2012).

4.1.3 Visuelle Kommunikation

Durch weitere Plattformen, wie dem Foto-Sharing-Dienst Instagram und dem Online- Video-Portal YouTube, gestaltet sich unsere Kommunikation zunehmend auch visu- ell. Die ausschließlich für Smartphones verfügbare Applikation Instagram erlaubt das Veröffentlichen von selbsterstellten Fotografien, denen mittels vordefinierter Effekte ein besonderes Aussehen verliehen werden kann. Mit 100 Millionen Mitgliedern er- freut sich der Dienst großer Beliebtheit (Morschhäuser, 2013). Pro Tag werden dem- nach 40 Millionen Bilder auf der Plattform veröffentlicht und mit Freunden geteilt. Pro Sekunde generiert die Usergemeinde 8.500 „Likes“ und 1.000 Bildkommentare (Frank, 2013).

Währenddessen greifen monatlich eine Milliarde Menschen auf die Plattform YouTu- be zu (Kühl, 2013), die in der Minute mit 72 Stunden neuem Videomaterial versehen wird (Kirch, 2012). Hier hochgeladene Videos decken zahlreiche Themenbereiche ab, können sowohl für die Öffentlichkeit als auch für private Zwecke genutzt werden und gestatten eine einfache Lösung mit der Internet-Gemeinschaft visuell in Kontakt zu treten.

4.1.4 Sprachsteuerung

Die Fortschritte der technologischen Entwicklungen fördern des Weiteren zuneh- mend die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Mensch und Maschine. Mittels integriertem Mikrofon und entsprechenden Sprachbefehlen lassen sich mittlerweile sowohl Fernsehgeräte, Spielekonsolen, Computersysteme als auch Smartphones und Tablets verbal steuern. Zwar ist diese Art moderner Technologie noch ausbau- fähig, lässt sich jedoch im Alltag für gängige Situationen bereits einsetzen. Vor allem die von Apple im Jahr 2011 eingeführte virtuelle Sprachassistentin „Siri“ überzeugt im Praxistest und zeichnet sich insbesondere durch eine intelligente Interpretation der gesprochenen Befehle aus. Aber auch die Produkte von Samsung und Microsoft werden ab Werk mit vorinstallierten Sprachassistenten ausgeliefert. Falls keine Sprachfunktion vorab installiert ist, lässt sich diese per App-Download nachrüsten. Die gesprochenen Worte werden dabei in einzelne Laute zerlegt und über eine be- stehende Internetverbindung an den entsprechenden Server weitergeleitet, der aus den Lauten zunächst Buchstabenfolgen und anschließend ganze Wörter generiert. Auf diese Art lassen sich SMS-Nachrichten, E-Mails oder Notizen per Spracheingabe erzeugen. Darüber hinaus können den Endgeräten vollständige Fragen gestellt wer- den, wie etwa „Wie wird das Wetter heute?“ oder „Wie viel Uhr ist es?“. Mit Befehlen, wie „Zeige alle meine Notizen“ oder „Schreibe eine Nachricht an“, bieten Smartpho- nes und Tablets eine Bandbreite an Befehlen zur berührungslosen Steuerung (Link, 2013).

Eine Online-Befragung des Media-Netzwerkes Mindshare untersuchte verbale Steu- erungsmöglichkeiten u. a. in Hinblick auf ihre Bekanntheit und Nutzungshäufigkeit. So ist die Spracherkennungssoftware bei knapp der Hälfte der befragten Smartpho- ne-Nutzer installiert und bei insgesamt 40 Prozent im Einsatz, wobei dieser eher sel- ten stattfindet. Wie oft die Sprachassistenten bei ihren Anwendern Verwendung fin- den, soll die Abbildung 2 verdeutlichen. Demnach steuern täglich acht Prozent ihr Mobiltelefon mit Sprachbefehlen, während 20 Prozent das Feature mehrmals wö- chentlich und 17 Prozent gar nicht nutzen. Am häufigsten wird die Funktion zum Ein- satz gebracht, um Anrufe zu tätigen oder Recherchen im Internet zu realisieren (Mindshare, 2012).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Nutzungshäufigkeit Sprachassistenten (Smartphone-Nutzer mit vorhandenen Sprachassistenten) (in Anlehnung an Mindshare, 2012)

4.1.5 Umgang mit persönlichen Daten

Trotz einer Vielzahl an Vorteilen, bringt der Wandlungsprozess unserer Kommunika- tionsweise auch nachteilige Auswirkungen mit sich. Die Verlagerung der Kommuni- kation ins mobile Internet, vor allem aber in soziale Netzwerke, führt zu einer intensi- ven Erzeugung persönlicher Daten. Fremde Personen erfahren von Meinungen und Erlebnissen, die früher nur dem engen Freundeskreis übermittelt wurden und veröf- fentlichte Informationen können u. U. verheerende Folgen haben. So verraten ins Netz gestellte Bilder eines Users, der sich gerade auf einer Weltreise befindet, dass sein Haus gerade menschenleer vorzufinden ist. Ein Beitrag im Social Network über die Bundestagswahl lässt auf die politischen Ansichten schließen und Probleme in Ehebeziehungen werden öffentlich diskutiert und zur Schau gestellt. Der Stellenwert der eigenen Privatsphäre in sozialen Netzwerken ist besonders bei Jugendlichen gefährdet. Vor allem Nutzer in der Altersspanne von 15 bis 17 Jahren gehen großzü- gig mit sensiblen Daten um. Knapp 40 Prozent ermöglichen die Einsicht in die Daten zu ihrer sexuellen Orientierung, 30 Prozent zu ihrer Religion und etwa 25 Prozent zu ihrer politischen Einstellung. Die „Vieloffenbarer“, eine Nutzergruppe, die bei offenen Privatsphäre-Einstellungen in einem sozialen Netzwerk dennoch viele Informationen preisgibt, belaufen sich dabei auf 14 Prozent in derselben Altersgruppierung. Das vereinfachte Einbinden von visuellen Inhalten in Online-Beiträgen führt insbesondere zur vermehrten Verbreitung von Bildern durch Dritte, denen die Rechte an den geis- tigen Eigentümern nicht zugesprochen wurden. Abmahnungen und hohe Geldstrafen können die Folge sein. Problematisch ist zudem die Tatsache, dass sich digitalisierte Inhalte nur schwer vollständig aus dem World Wide Web entfernen lassen. Einem Bericht der britischen Tageszeitung „The Guardian“ nach, ließen sich von rund 12.000 Bildern, die von sexuellen Inhalten geprägt waren, in binnen vier Wochen über 10.000 davon auf anderen Webseiten wiederfinden (Schenk et al., 2012).

Aber auch die vielverwendeten Applikationen für Smartphones und Tablets sind in- tensive Datensammler. So werden nach dem Download Zugriffe erteilt, die es den Programmanwendungen u. a. ermöglichen den SMS- und E-Mail-Eingang auszule- sen, das Endgerät mittels GPS (Global Positioning System) zu orten oder den Inhalt anderer Applikationen nach brauchbaren Informationen zu durchsuchen. Da die Zu- griffsbestätigung mit dem Download erfolgt und die meisten Anwender den Ge- schäftsbedingungen keine Beachtung schenken, wird aus dem mobilen Endgerät schnell ein Überwachungssystem, welchem ungehinderten Zugang zu sensiblen Da- ten ermöglicht wird. Häufig werden die daraus gewonnen Daten an Dritte verkauft, um zusätzliche Erlöse zu generieren (Sein, 2012). Des Weiteren lassen sich bei di- versen Anwendungen unverschlüsselte Übertragungen sensibler Daten feststellen, welche von Dritten abgefangen werden können, um diese für missbräuchliche Hand- lungen einzusetzen. Wird stets das gleiche Passwort für unterschiedliche Zugänge genutzt, gefährden Anwender etwa die Zugriffsdaten für ihren Online-Banking- Account oder ihr E-Mail-Postfach (Test, 2012).

4.1.6 Folgen für die sprachliche Ausdrucksfähigkeit

Das zunehmend hohe Maß an schriftlicher Kommunikation könnte darüber hinaus für eine Beeinträchtigung unserer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit verantwortlich sein. Eine Befragung von etwa 1.500 Studenten des Kölner Instituts der Deutschen Wirt- schaft ermittelte, dass die Hälfte der Professoren die sprachliche Ausdrucksfähigkeit der Studenten als schlecht einstufte und jeder dritte Student studierunfähig sei. Die Befragung erfolgte bereits im Jahre 2001 und somit zu einer Zeit, in der sich der Kommunikationswandel noch ganz am Anfang befand. Zehn Jahre danach erfolgte eine ähnliche Untersuchung vom Zentrum für Hochschulentwicklung mit dem Ergeb- nis, dass nach Meinung der Professoren nur noch 13 Prozent der Studenten sprach- lich befähigt sind, ein Studium erfolgreich durchzuführen (Köhler, 2012).

4.2 Wandel des Sozialverhaltens

Nachdem in Kapitel 4.1 die Veränderungen unserer Kommunikationskultur näher beleuchtet wurden, soll nun die Betrachtung auf die Bedeutung der Smart Mobile Devices für deren Nutzer und die daraus resultierenden Veränderungen des sozialen Verhaltens erfolgen. Da sich der Wandel hauptsächlich durch den Einsatz des Smartphones auszeichnet, erfolgt in den einzelnen Unterkapiteln darauf eine ver- stärkte Konzentration.

4.2.1 Bedeutung des Smartphones für deren Inhaber

Mit ihrer Vielzahl an Funktionen und breiten Einsatzmöglichkeiten finden sich Tablets und Smartphones heutzutage in nahezu allen Alltagssituationen wieder, weshalb der Verzicht darauf erschwert wird. Insbesondere das flache Mobiltelefon konnte sich innerhalb kurzer Zeit zu einer festen Komponente unseres Lebens etablieren, dem zunehmend die Bedeutung als Lifestyle-Faktor und individuellem Statussymbol zu- gesprochen wird. Jeder dritte Nutzer der 14- bis 29-jährigen schreibt seinem intelli- genten Mobiltelefon diesen Charakter zu und 17 Prozent der Männer würden eher auf ein Auto als auf ihr Smartphone verzichten (LIFE, 2013a). Mit seinem Repertoire an Funktionen und Anwendungen trägt das Gerät zudem in Form von Klingeltönen, Applikationen und Hintergrundbildern häufig zum Ausdruck des individuellen Le- bensstils bei und wird häufig über den Tag verteilt genutzt. Die Abbildung 3 ver- schafft einen Überblick wie viel Prozent der Smartphone-User von ihrem Gerät in den unterschiedlichen Tagesabschnitten Gebrauch machen. Dadurch soll verdeutlicht werden, wie oft der mobile Begleiter einen Teil des eigenen Umfeldes darstellt und welchen Grad an Relevanz dem Smartphone zugesprochen wird. Das Telefonieren wurde dabei als Nutzungsmerkmal nicht berücksichtigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Gebrauch von Smartphones aufgeteilt in Tagesabschnitte (ohne Telefonie) (in Anlehnung an Ericsson ConsumerLab, 2011)

Mehr als ein Drittel hat demnach sein Telefon noch vor dem Aufstehen in der Hand, um Mails, Nachrichten oder Aktivitäten auf sozialen Netzwerken zu überprüfen.

32 Prozent empfinden es als wichtig, die Funktionen beim Abendessen zu nutzen und die Hälfte der Anwender wirft noch vor dem zu Bett gehen einen Blick darauf. Es wird deutlich, dass das Smartphone sich in unserer Gesellschaft zu einem Lebensge- fährten entwickelt hat, dem wir möglichst oft Beachtung schenken, um etwa Warte- zeiten effektiv zu füllen oder unsere sozialen Kontakte auf digitalem Wege zu pfle- gen. Besonders für die junge Generation stellt das Smartphone nicht nur einen Nutzwert dar. Glücksgefühle sind dabei keine Seltenheit und der permanente Einsatz lässt das Gerät als zusätzlichen Teil des Körpers erscheinen, in den viel Zeit und Energie investiert wird (Haffner, 2012). Manch einer, der erfährt, dass sein Face- book-Account einen neuen Eintrag vorweist, liest diesen während dem Autofahren, weil es ihm schwer fällt bis zu einem günstigeren Moment zu warten. Andere verges- sen ihre unmittelbare Umgebung beim Betrachten des Displays, was vor allem als Fußgänger im Straßenverkehr unvorhergesehene Unfälle nach sich ziehen kann. Ein Gespräch zwischen der Psychologin Sherry Turkle und einer Gruppe von Smartpho- ne-Inhabern verdeutlichte zudem, dass aufgrund der neuen Technologie der Dauer- kommunikation entstehende Ruhezeiten nicht mehr in Anspruch genommen werden, da das mobile Endgerät einem permanenten Einsatz unterzogen wird (Turkle, 2012).

Psychologen identifizierten bereits suchtähnliche Verhaltensweisen, da Nervositäts- erscheinungen und kurze Panikattacken keine Seltenheit darstellen, wenn der stän- dige Alltagsbegleiter nicht verfügbar ist. Eine Untersuchung mit 150 Schülern, die 45 Minuten lang in einem leeren Raum verbrachten und jeweils die Hälfte mit und ohne Smartphones ausgestattet waren, ergab, dass die Mehrheit der Schüler ohne Smart- phone sich unausgelastet und schläfrig fühlte und kaum etwas mit sich anzufangen wusste (Shea, 2011).

Die Gründe für die regelmäßige Überprüfung auf Neuigkeiten aus der digitalen Sphä- re haben ihren Ursprung im Gehirn. Der dort stattfindende Prozess lässt sich in zwei Schritten definieren: In der Regel freut sich der Mensch, wenn er Nachrichten erhält, da sie neue Erfahrungen oder interessante Informationen beinhalten. Das können Mitteilungen von Kollegen, Freunden oder der Familie sein, die einem insbesondere das positive Gefühl vermitteln wichtig zu sein und von seinen Mitmenschen ge- braucht zu werden. Im zweiten Schritt erfolgt daher oft der automatische Griff zum digitalen Smart Device und verankert sich schon nach gewisser Zeit in der Hirnregi- on, die für Gewohnheitsabläufe zuständig ist. Frustration und Ärger im sozialen Um- feld oder die Unterbrechung laufender Tätigkeiten können als mögliche Konsequen- zen daraus genannt werden (Cohen, 2011).

4.2.2 Mögliche Isolierung durch Smartphone-Einsatz

Ein Gespräch im Wartezimmer, eine Unterhaltung mit dem Sitznachbarn im Zug oder ein kurzer Wortwechsel mit einem Spaziergänger - der sichtliche Einsatz des Smart- phones lässt die Wahrnehmung und Interaktion unseres Umfeldes verblassen. Wo früher noch unbekannte Menschen bei der Suche nach dem Rathaus oder dem nächsten Supermarkt ausgeholfen haben, werden mittlerweile die Möglichkeiten des Smartphones genutzt, um die benötigten Informationen selbstständig zu beschaffen. Die an der Universität Florida tätige Psychotherapeutin Lisa Merlo sieht in der aktuel- len Entwicklung der Smartphone-Nutzung beachtliche Probleme im Umgang mit sei- nen Mitmenschen. So täuschen mittlerweile einige ihrer Patienten ein Gespräch mit dem Smartphone oder die Nutzung der darauf installierten Applikationen vor, um Au-

genkontakt mit den Personen, von denen sie umgeben sind, zu vermeiden. Andere wiederum seien oft mit dem Gebrauch ihrer mobilen Endgeräte so sehr beschäftigt, dass sie ihr Umfeld und die darin auftretenden Menschen kaum noch wahrnehmen (Die Welt, 2011). Zudem gehen die Hälfte der an der ARD-ZDF-Onlinestudie 2012 teilgenommenen Befragten davon aus, dass die persönlichen Kontakte durch das mobile Web abnehmen werden und die seelische Vereinsamung dadurch steigt (Hofmann, 2013).

4.2.3 Freunde und Familie

Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung durch mobile Endgeräte erhält auch immer weiteren Einzug ins Freundes- und Familienleben. Dass dem eine große Rolle zugeteilt wird, zeigt eine aktuelle Studie auf, in der 87,7 Prozent der „Digital Natives“ den Bereich „Familie und Freunde“ für die digitale Vernetzung als wichtig einstufen (LIFE, 2013b). Der These, dass die eigenen Freunde zuerst auf dem Mobiltelefon des anderen anrufen, wenn sie denjenigen erreichen möchten, stimmte knapp die Hälfte der Befragten zu und unterstreicht hier eine hohe Bedeutung des Smartphones im Freundeskreis (LIFE, 2013c). Vorbei sind demnach die Zeiten, in denen Freunde gemeinsam über das Festnetztelefon kommunizieren. Da das Smartphone in der Regel immer und überall dabei ist, steigt die Wahrscheinlichkeit den gewünschten Gesprächspartner zu erreichen und die Kontaktaufnahme kann schneller hergestellt werden. Mittels sozialen Netzwerken, kurzen Mitteilungen per SMS oder Instant-Messaging-Diensten helfen Smartphones insbesondere der jungen Generation sich ihren sozialen Kontakten intensiver als zuvor zu widmen. Zudem können hiermit auch Freundschaften aufrechterhalten bleiben, die sich über größere geographische Distanzen erstrecken und ohne die mobile Kommunikation schwerer zu pflegen wären. Vor allem das Online-Netzwerk Facebook, welches zunehmend auf mobilem Wege genutzt wird, bietet hier die ideale Möglichkeit auf einfache Art und Weise den Freundeskreis über Ereignisse, Meinungen etc. zu unterrichten. Die Tatsache, dass jeglicher gespeicherter Kontakt auf Facebook die Bezeichnung „Freund“ erhält, lässt zudem die uns bekannte Definition eines Freundes auf der Plattform nicht mehr zu. Oft werden Kontakte dem eigenen Profil hinzugefügt, die eigentlich nur flüchtige Bekanntschaften oder sogar völlig fremde Personen darstellen. Während man im Offline-Leben diesem Personenkreis nicht allzu viele persönliche Informationen verraten würde, wird dagegen im Online-Netzwerk nur bedingt darauf ge achtet und auch intime Daten werden für alle „Freunde“ öffentlich gemacht (Schenk et al., 2012).

Das mobile Web und die Möglichkeit, Nachrichten per Instant-Messaging oder SMS jederzeit und von jedem Ort aus zu versenden, haben des Weiteren zur Folge, dass sich das Verständnis von Verbindlichkeiten gegenüber Freunden und Familie verändert hat. Während früher noch davon ausgegangen werden konnte, dass Personen die Verabredungen einhalten und pünktlich erscheinen, können Terminzusagen in der heutigen Zeit aufgrund der hohen Flexibilität des modernen Menschen und unter Einsatz der technischen Hilfsmittel schnell verändert oder rückgängig gemacht werden. Zeitgleich sinkt dadurch die Hemmschwelle, Verabredungen abzusagen, da diese angesichts der schriftlichen Kommunikation geringer ausfällt. Insbesondere Jugendliche machen von dieser Methodik verstärkt Gebrauch (Köhler, 2012).

Bereits im Jahr 2006 brachte eine Studie des Telekommunikationskonzerns und Mobiltelefon-Herstellers Nokia hervor, dass 71 Prozent der Befragten bei gesellschaftlichen Verabredungen häufig zu spät kommen, „weil sie die Option haben, mit einem Handyanruf oder einer SMS den Termin einfach umzustoßen und neu zu bestimmen.“ (Köhler, 2012). Auch sieben Jahre später ist davon auszugehen, dass sich dieser Prozentwert noch immer im hohen zweistelligen Bereich ansiedelt. Auch im Familienalltag sind Smartphones fest integriert. Vor allem für 63 Prozent der Eltern mit fünf oder mehr Personen im Familienhaushalt wird der digitale Alleskönner als „mobile Kommandozentrale“ angesehen (Lookout, 2012). Was früher auf mündlichem Wege per Festnetztelefon oder in einem persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht besprochen wurde, verlagert sich nunmehr teils auf das kleine Smart Device. So wird es bereits als Kommunikationskanal mit Lehrern und Betreuern eingesetzt, aber auch um den eigenen Kindern Ermahnungen und Strafmaßnahmen mitzuteilen (Abbildung 4). Statt Spielzeug oder Stofftiere nutzten 53 Prozent der USEltern schon einmal ihr Smartphone oder Tablet, um quengelnde Kinder mit den darauf befindlichen Applikationen zu beruhigen (Meins, 2012). Die modernen Eltern lassen es sich ebenso nicht nehmen, ihrem Nachwuchs Liebe und Zuneigung in Form von SMS-Nachrichten zukommen zu lassen (Lookout, 2012). Die DigikidsSprecherin Carina Felzmann ist sich jedoch sicher, dass die persönliche Basis zwischen Eltern und Kindern nicht in den Hintergrund verdrängt werden darf: „Eine Ausweitung der Beziehung zu den Kindern in die digitale Sphäre ist möglich, das kann den analogen, persönlichen Kontakt aber nur ergänzen und niemals ersetzen.“

(Keßler, 2012).

Abbildung 4: Wie Eltern Ihre Smartphones benutzen (Lookout, 2012) Gerade Eltern sind in der Lage ihre mit Smartphones ausgestatteten Kindern einer gewissen Kontrolle zu unterziehen, da Ortungsdienste es Müttern und Vätern ermöglichen stets den Aufenthaltsort des Kindes zu überprüfen. Auch die Möglichkeit den Nachwuchs fast immer zu jeder Zeit außerhalb des Elternhauses erreichen zu können beugt emotionalen Belastungen und Sicherheitsrisiken effektiv vor. 63 von 83 befragten Elternteilen gaben demnach an, dass das Mobiltelefon in erster Linie dafür genutzt wird, für die Familienmitglieder erreichbar zu sein. Die Jugendlichen unter der Befragung nannten hier eher den Freundeskreis, da dieser in den meisten Fällen den zentralen Anlaufpunkt darstellt, wenn Notfälle oder Probleme auftreten (Daum, 2012).

Der Einzug des Smartphones ins Freundes- und Familienleben kann sich jedoch auch nachteilig auswirken. Gemeinsame Essensstunden in der Familie waren früher von anregenden Gesprächen untereinander geprägt, die etwa das Erlebte vom Ta oder andere Informationen beinhalteten. Jedoch sind solche Dialoge heutzutage oft von Vibrationsalarmen, Klingeltönen und dem Drang, die Funktionen des Smartphones zu nutzen, überlagert. So wird bereits von 72 Prozent der User das Smartphone beim Essen mit der Familie verwendet (Johnson, 2011).

Vor allem junge Menschen können ferner durch die exzessive Smartphone-Nutzung ihre sozialen Beziehungen gefährden. Bei fast einem Viertel der Zeit, die Teenager mit ihren Freunden verbringen, wird das Smart Device zum Einsatz gebracht und bringt dadurch mangelhafte Gespräche und Frust des Gegenübers zur Konsequenz mit sich (Claus, 2012).

4.2.4 Auswirkungen auf das Sexualverhalten

Das gesellschaftliche Phänomen des „immer beschäftigt sein“, welches die Menschheit im 21. Jahrhundert hervorgebracht hat, trägt den von der New York Times bezeichnenden Namen „The Busy Trap“. Es beschreibt u. a. die Auswirkungen einer verplanten Kindheit, die mangelhaften Freiraum und die dadurch resultierende fehlende Lehre mit sich selbst allein zu sein zur Konsequenz hat. Smartphones werden daher schnell als Lückenfüller für „leere“ Zeitfenster genutzt und erhalten mit der Zeit einen hohen Stellenwert im alltäglichen Leben (Kreider, 2012). Basierend auf dieser Theorie, stützt sich die Zeitschrift „Psychology Today“ auf die Aussage, dass die eben genannte Folgeerscheinung zu einem Rückgang des eigenen Sexualverhaltens führen kann, falls aus dem Schlafzimmer nicht jegliche technologischen Geräte ausgeschlossen werden (Eyal, 2012). Aktuelle Studien sind in der Lage diese Theorie zu untermauern und offenbaren, dass bereits 28 Prozent aller Frauen die Nutzung des Smartphones durch ihre Männer im Schlafzimmer als störende Ablenkung empfinden und diese sich negativ auf das eigene Liebesleben auswirkt (Schomberg, 2010).

Rund die Hälfte der Smartphone- und Tablet-Besitzer nimmt ihre Geräte mit ins Bett und zwei Fünftel aller Nutzer kommen dadurch auf körperlicher Ebene seltener mit ihrem Partner in Kontakt (BZ, 2012). Des Weiteren würden ein Drittel der USSmartphone-Bürger lieber eine Woche lang das eigene Sexleben stilllegen, um nicht auf das Mobiltelefon verzichten zu müssen (White, 2011). Eine Befragung von 700 Internet-Nutzern ergab im Übrigen, dass knapp 40 Prozent der unter 35-jährigen direkt nach dem Sex eine Nachricht auf Twitter posten oder den eigenen Status bei Facebook aktualisieren (Schmid, 2009) und jeder zehnte der unter 25-jährigen nichts dagegen hat, für Twitter den Sex zu pausieren (NewsAT, 2010).

4.3 Wandel der Informationsaufnahme

„Das größte Problem des Internet ist die Kehrseite seines größten Vorteils – das Überangebot an Informationen.“ (Hornig, et al., 2008). Dass das Internet anhaltend von einer Welle an neuen Informationen überströmt wird, ist im heutigen Zeitalter keine verwunderliche Neuigkeit mehr. Die Herausforderung für den Rezipienten besteht demnach darin, die Fülle an Informationsquellen nach für ihn relevanten Inhalten zu selektieren. Früher ließen sich Nachrichten durch Radio und Zeitungen von unterwegs aus aufnehmen. Anbindungen ins Internet, um Online-News-Portale aufzurufen, waren nur von daheim aus möglich und auch der Konsum von TVNachrichten erforderte die Anwesenheit in den eigenen vier Wänden. Die Möglichkeiten des mobilen Webs und seiner Endgeräte haben grundlegend die Art und Weise unserer Informationsaufnahme und -verarbeitung verändert. Die fehlende Ortsanbindung und die dauerhafte Internetverfügbarkeit vereinfachen es den Usern auf die für sie wesentlichen Informationen schnell und einfach zuzugreifen. So lassen sich Recherchen auf Suchmaschinen durchführen, Preise im stationären Handel vergleichen und mit Plattformen, wie dem Kurznachrichtendienst Twitter, Nachrichten aus aller Welt auf Smartphone bzw. Tablet abrufen. Der MicrobloggingService erweist sich hier als nützlich, da Twitter die verfassten Mitteilungen in Echtzeit veröffentlicht und jedem Nutzer dadurch die Möglichkeit offeriert wird sich umgehend über aktuelle Inhalte in Kenntnis zu setzen.

Wie positiv sich die zusätzliche Aufnahmemöglichkeit auswirkt, zeigt das Ergebnis einer aktuellen Studie: Demnach sind 69 Prozent der Smartphone-User stets auf einem aktuellen Informationsstand und neun von zehn Nutzern fühlen sich generell gut informiert – ein Plus gegenüber den Nicht-Smartphone-Nutzern um zehn bzw. sieben Prozentpunkte (LIFE, 2013d).

Das Tablet erweist sich vor allem im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich als hilfreicher Vermittler zwischen dem angebotenen Content und den Lesern. Während gedruckte Zeitungen in der Regel unhandlich sind, nutzt bereits mehr als jeder zehnte Besitzer sein Tablet, um Zeitungen dort regelmäßig abzurufen. Der User profitiert hier vor allem von zusätzlichen multimedialen Inhalten (Internet World Business, 2012b)

5 Befragung zum Nutzungsverhalten und den Alltagseinflüssen

Um neue Erkenntnisse zum Nutzungsverhalten von Smartphones und Tablets und deren Alltagsauswirkungen zu erhalten, erfolgte eine Befragung an einer Hochschuleinrichtung, deren genaue Vorgehensweise und Ergebnisse im Folgenden vorgestellt werden.

5.1 Erläuterung und Beschreibung

Unter Einsatz des Online-Umfrage-Tools „questback“ (questback, 2013) wurde im Rahmen dieser Studienarbeit eine aus sechs Fragen bestehende Untersuchung durchgeführt, deren Ergebnisse das Nutzungsverhalten von und Alltagseinflüsse durch Smartphones und Tablets widerspiegeln sollen. Es wurde hierbei explizit versucht nennenswerte Resultate zu erzielen und Informationen zu beschaffen, die im Laufe dieser Studienarbeit bisher nur eine schwache bzw. keine Erwähnung fanden.

Während die ersten beiden Fragen die Altersgruppe und Angaben über den Besitz eines digitalen mobilen Endgerätes erhoben, sollten anschließend unterschiedliche und vordefinierte Aussagen mittels den Bewertungen „trifft voll zu“, „trifft teils zu“, „trifft kaum zu“ und „trifft nicht zu“ eingestuft werden. Anschließend wurden die Teilnehmer dazu aufgefordert die Frage zu beantworten, welches Medium überwiegend innerhalb von kurzen Zeitabschnitten, die im Tagesverlauf auftreten, genutzt wird.

Abschließend erfolgte die Möglichkeit von individuellen Antworten in wie weit sich die Endgeräte Smartphone bzw. Tablet positiv und negativ auf den privaten Alltag auswirken.

5.2 Vorstellung der Ergebnisse

Die gesamte Anzahl an Umfrageteilnehmern beläuft sich auf 471 Personen, deren Antworten der ersten beiden Fragen es ermöglichen ein Abbild zu schaffen, in welcher Altersgruppierung die meisten Smartphones bzw. Tablets vorzufinden sind.

Demnach dominieren hier mit insgesamt 93,4 Prozent die 16 – 32-jährigen und damit die typischen Vertreter der „Digital Native“-Generation. Die Mehrheit unter allen Befragten ist im alleinigen Besitz eines Smartphones (58,2 Prozent) und knapp jeder Fünfte zählt sowohl ein modernes Mobiltelefon als auch ein Tablet zu seinem Eigentum.

[...]

Ende der Leseprobe aus 163 Seiten

Details

Titel
Medien, Gesellschaft und Pop Culture
Hochschule
Hochschule der Medien Stuttgart
Autoren
Jahr
2014
Seiten
163
Katalognummer
V279287
ISBN (eBook)
9783656721079
ISBN (Buch)
9783656721833
Dateigröße
4286 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medien, Gesellschaft, Pop Culture, Koreanische Pop Musik, KPop, Mobile Endgeräte, Mediennutzung, Social Media, Medienunternehmen
Arbeit zitieren
Prof. Dr. Constanze Sigler (Autor:in)Constanze Sigler (Reihenherausgeber:in), 2014, Medien, Gesellschaft und Pop Culture, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279287

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