Schwedens Rolle in den Befreiungskriegen gegen Napoléon


Hausarbeit, 2014

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Aufbau und Methodik
1.3 Forschungsstand

2 Schwedens Weg in die Befreiungskriege
2.1 Die außenpolitische Schwäche Schwedens
2.2 Innenpolitischer Führungswechsel und ein französischer Kronprinz
2.3 Schweden an der Seite Frankreichs?

3 Schwedische Außenpolitik vor dem Hintergrund des Russlandfeldzugs
3.1 Der Geist von Tilsit verfliegt
3.2 Der Russlandfeldzug und Schwedens neuerlicher Seitenwechsel
3.3 Machtvakuum in Europa

4 Schweden in der Völkerschlacht bei Leipzig
4.1 Diplomatisches Vorspiel
4.2 Militärisches Vorspiel
4.3 Schweden in der Völkerschlacht

5 Ausblick

6 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Fragestellung

Beschäftigt man sich mit der napoléonischen Ära, findet eine Persönlichkeit immer wieder Erwähnung: Jean Baptiste Bernadotte, der spätere schwedische Kronprinz Karl Johann. Dem gegenüber steht die seltene Erwähnung Schwedens in der Literatur. Man erfährt zwar beim Lesen, dass Schweden in der Völkerschlacht gegen Napoléon kämpfte , aber es erschließt sich dem Leser nicht, wie es dazu kam. Deshalb stellt sich die Frage, wie es dazu kam, dass Schweden in den Befreiungskriegen gegen Napoléon kämpfte. Ein besonderes Augenmerk sei dabei auf die diplomatische und militärische Rolle, die Schweden zu jener Zeit gespielt hat, gerichtet.

1.2 Aufbau und Methodik

Betrachtet wird vor allem die Zeit ab 1805, als Schweden Frankreich den Krieg erklärte. Im zweiten Kapitel werden die außenpolitische Schwäche Schwedens, die Koalitionskriege, innenpolitische Veränderungen und die schwedische Bündnispolitik bis etwa 1810 analysiert. Außenpolitische Entwicklungen vor dem Hintergrund des napoléonischen Russlandfeldzuges werden im dritten Kapitel betrachtet. Auch hier steht die Diplomatie wieder im Vordergrund, besonders nach dem durch die Niederlage Frankreichs entstandenen Machtvakuum in Europa. Im vierten Kapitel werden die diplomatische und militärische Ausgangslage unmittelbar vor der Völkerschlacht und schließlich die Rolle Schwedens während der Völkerschlacht geklärt. Im Ausblick werden die nachnapoléonische Außenpolitik und die Bedeutung der Kriege für Schweden analysiert.

Der Schwerpunkt der vorliegenden Seminararbeit liegt auf Schweden. Dennoch lassen die außenpolitischen Entwicklungen der napoléonischen Zeit sich nicht nur auf ein Land beschränken. Daher müssen auch diplomatische und militärische Entwicklungen immer im Bezug zu Europa betrachtet und analysiert werden. Nur so lassen sich die Entwicklungen in Schweden beurteilen. Im Vordergrund steht dabei immer der entscheidende schwedische Akteur, Kronprinz Karl Johann.

1.3 Forschungsstand

Schweden am Anfang des 19. Jahrhunderts wird in der Literatur nur sehr unzureichend berücksichtigt. Die meisten und wichtigsten Informationen zur schwedischen Geschichte und speziell zur Biografie Bernadottes lieferte Arthur Imhos Bernadotte. Französischer Revolutionsgeneral und schwedisch-norwegischer König von 1970. Ansonsten wurden zumeist Standartwerke verwendet wie Sachsenland war abgebrannt von Dieter Walz aus dem Jahr 1999. Es gehört zu den am besten recherchierten Werken zum Thema Völkerschlacht und enthält zahlreiche Zahlenangaben und biografische Informationen. Daneben wurde Volker Ullrichs Napoleon. Eine Biographie verwendet, das zwar sehr knapp schildert, aber wichtige Eckpunkte der napoléonischen und französischen Geschichte anführt. Nicht vergessen werden darf Jean Tulards Frankreich im Zeitalter der Revolution 1789 bis 1851 aus der Reihe Geschichte Frankreichs Band 1 bis 6. Die Kleine schwedische Geschichte von Ralph Tuchtenhagen lieferte einige, aber insgesamt nur sehr unzureichende Informationen zur Geschichte des skandinavischen Landes.

2 Schwedens Weg in die Befreiungskriege

2.1 Die außenpolitische Schwäche Schwedens

Am 31. Oktober 1805 erklärte das Königreich Schweden im Zuge des Dritten Koalitionskrieges Frankreich den Krieg, war aber in das militärische Geschehen kaum involviert.1 Das Königreich hatte sich schon zuvor an Englands Seite gestellt, da Gustav IV. die Existenz Schwedisch- Pommerns durch einen möglichen Krieg mit Frankreich bedroht sah.2 Auch Österreich, Russland und Neapel stießen zu dem Bündnis hinzu.3 Nach der verlorenen Dreikaiserschlacht von Austerlitz schied Österreich mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Preßburg am 26. Dezember 1805 aus der Koalition aus.4 Währenddessen verblieb Schweden auf Seiten Englands und Russlands im Kriegszustand gegenüber Frankreich, ohne aber militärisch aktiv zu werden.5 Ein halbes Jahr später gründeten Russland und Preußen, das seit 1795 neutral war, die Vierte Koalition. Doch auch hier siegte Napoléon: In der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt besiegte er am 14. Oktober 1806 die Preußen und besetze anschließend Berlin.6 Die Zerschlagung Preußens und das dadurch entstandene Machtvakuum in Mittelosteuropa wusste Schweden, verbündet mit Russland, nicht für sich zu nutzen. Die politische Situation in Europa änderte sich nach der für Frankreich siegreichen Schlacht von Friedland grundlegend: Russland und Frankreich unterzeichneten im Juli 1807 in Tilsit einen Friedensvertrag, der Europa in eine russische und eine französische Interessensphäre einteilte. Russland verpflichtete sich, Schweden in die bald folgende Kontinentalsperre zu zwingen.7 Trotz der geostrategisch äußerst ungünstigen Lage blieb Schweden, das 1807 einen Waffenstillstand mit Frankreich geschlossen hatte, dem Bündnis mit Großbritannien weiterhin treu.

Die Kontinentalsperre wurde schließlich im November 1806 verkündet. Sie sollte England, das aufgrund seiner Seemacht für Napoléon unerreichbar war, in die Knie zwingen. Für Europa bedeutete das, dass jeglicher Handel mit den britischen Inseln verboten war. Schweden, das zwar seine Holzexporte nach England verkleinerte, gleichzeitig aber einen wachsenden Import englischer Produkte verzeichnete, verweigerte sich der Kontinentalsperre.8 Um Schweden in die wirtschaft- liche Abschottung gegen England zu zwingen, führte Russland 1808/09 einen Krieg gegen das mit England verbündete Schweden und gewann als Sieger dieser Auseinandersetzung Finnland, das etwa seit dem 14. Jahrhundert integraler Bestandteil Schwedens war.9 Zwar war ein französisches Hilfskorps unter Marschall Bernadotte10 vertreten, dieses nahm jedoch nicht an Kampfhandlungen teil.11 Anfang 1810 schloss Schweden Frieden mit Frankreich und trat schließlich der napolé- onischen Wirtschaftsblockade bei.12

2.2 Innenpolitischer Führungswechsel und ein französischer Kronprinz

Der schwedische König war seit 1796 Gustav IV. Adolf, der sich mit seiner konservativen antifranzösischen Haltung, seiner Neigung zur Kriegstreiberei und seiner ungeschickten Außenpolitik sehr unbeliebt gemacht hatte.13 Im März 1809 wurde der König von hohen Offizieren und Beamten abgesetzt und seine Kinder wurden von der Thronfolge ausgeschlossen.14 Sein eigener Onkel wurde als Karl XIII. König von Schweden.15 Der kinderlose König bat im August 1810 den schwedischen Reichsrat darum, den französischen Marschall Jean Baptiste Bernadotte als Karl Johann zum schwedischen Kronprinzen zu ernennen, was auch geschah.16 Mit der Ernennung eines französischen Militärs erhoffte sich die schwedische Regierung die diplomatische Unterstützung Frankreichs für eine Wiedergewinnung Finnlands.17

2.3 Schweden an der Seite Frankreichs?

Doch schon bald zeigten sich Risse in der französisch-schwedischen Diplomatie. Die Kappung sämtlicher Handelsverbindungen mit England würden unweigerlich zum Zusammenbruch Schwedens führen, weshalb es nach einer modifizierten Variante der Kontinentalsperre strebte, was Frankreich aber ablehnte.18 Im Mai 1810 kam es zur diplomatischen Krise, während der Napoléon den Abbruch der diplomatischen Kontakte Schwedens zu London forderte.19 Außerdem wurden sämtliche englische Waren in Schwedisch-Pommern beschlagnahmt.20 Des Weiteren erklärte Schweden auf Druck Napoléons England den Krieg, der allerdings nie ausgefochten wurde.21 Eine eindeutige Positionierung Schwedens in der europäischen Politik wurde immer dringender und unausweichlicher. Der Historiker Arthur Imhof schildert die Situation Schwedens auf europäischem Parkett folgendermaßen:

Nahm Schweden an dem zu erwartenden Krieg auf französischer Seite teil und endete er mit einem Sieg des Kaisers, so hatte Schweden einem unselbstständigen demütigenden Vasallendasein entgegenzusehen, ging er dagegen mit dessen Niederlage aus, so war eine Katastrophe für Schweden unausweichlich. Stellte das Land sich jedoch auf die Seite Englands und Rußlands, war seine Freiheit bei deren Sieg für lange Zeit garantiert. Falls sie selbst unterlagen, war auch das Urteilüber Schweden gesprochen. “ 22

Allerdings spielen hier zwei weitere Faktoren bei den Überlegungen zur schwedischen Außenpolitik mit hinein. Wollte Schweden Finnland zurückerobern, bräuchte es Frankreichs Unterstützung gegen Russland.23 Sollte es jedoch Ambitionen für eine Union mit Norwegen hegen, so wäre vor allem die politische Unterstützung Russlands und Englands gegen Dänemark, das seit der Bombardierung Kopenhagens durch englische Schiffe 1807 auf Seiten Frankreichs stand, notwendig.24

Ab November 1810 stand Karl Johann (vorher Bernadotte) in geheimem Kontakt zum russischen Gesandten in Stockholm, woraus sich schließlich ein persönlicher und letztlich freundschaftlicher Kontakt zu Zar Alexander I. entwickelte, woraufhin Karl Johann mehrfach betonte, dass ihm nichts

[...]


1 Vgl. Tuchtenhagen, Ralph: Kleine Geschichte Schwedens. München 2008. S. 85.

2 Vgl. Jessen, Olaf: >>Preußens Napoleon?<< Ernst von Rüchel. 1754-1823. Krieg im Zeitalter der Vernunft. Zugl.

Diss. Paderborn u.a. 2007. S. 247.

3 Vgl. ebd.

4 Vgl. Ullrich, Volker: Napoleon. Eine Biographie. Reinbek 2004. S. 72.

5 Vgl. Tuchtenhagen: Schweden. S. 85.

6 Vgl. Ullrich: Napoleon. S. 77.

7 Vgl. Tuchtenhagen: Schweden: S. 86.

8 Vgl. North, Michael: Geschichte der Ostee. Handel und Kulture. München 2011. S. 212.

9 Vgl. Wunder, Bernd: Europäische Geschichte im Zeitalter der Französischen Revolution 1789-1815. Stuttgart, Berlin und Köln 2001. S.

10 Jean Baptiste Bernadotte (geb. 1764, gest. 1844) war während der Französischen Revolution zunächst in der Militärverwaltung tätig, stieg dann aber zum Divisionsgeneral auf. Zeitweise war er Botschafter in Wien und danach Kriegsminister. Durch die Hochzeit mit Desiré Clary wurde Bernadotte Schwager von Napoléons Bruder Joseph und stieg in die engste Führungsreihe Frankreichs auf. 1804 wurde er von Napoléon in den Rang eines Marschalls und 1806 in den Rang eines Fürsten erhoben. Durch verschiedene militäradministrative Tätigkeiten war der Marschall den Schweden bekannt. Im Russisch-Schwedischen Krieg 1808/09 führte er das französische Hilfskorps auf Seiten Russlands, hielt die Soldaten aber eigenmächtig aus sämtlichen Kampfhandlungen heraus, wodurch er in Schweden zu einem guten Ruf gelangte. Er war von 1818 bis zu seinem Tod 1844 König von Schweden. Vgl. Walz, Dieter. Sachsenland war abgebrannt. Leipziger Völkerschlacht 1813. 2. überarbeitete Auflage. Leipzig 1996. S. 73.

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. ebd.

13 Vgl. Fenske, Hans: Der moderne Verfassungsstaat. Eine vergleichende Geschichte von der Entstehung bis zum 20. Jahrhundert.Paderborn u.a. 2011. S. 312.

14 Vgl. ebd.

15 Vgl. Imhof, Arthur: Bernadotte. Französischer Revolutionsgeneral und schwedisch-norwegischer König. Göttingen, Zürich und Frankfurt 1970. S. 48.

16 Vgl. ebd. S

17 Vgl. Platthaus, Andreas: 1813. Die Völkerschlacht und das Ende der Alten Welt. 2. Auflage. Berlin 2013. S. 35.

18 Vgl. Imhof: Bernadotte. S. 57.

19 Vgl. ebd.

20 Vgl. ebd.

21 Vgl. ebd. S. 57f.

22 Zitiert nach Imhof. In: Bernadotte. S. 58f.

23 Vgl. ebd. S. 60.

24 Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Schwedens Rolle in den Befreiungskriegen gegen Napoléon
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Europäische Geschichte)
Veranstaltung
Skandinavien im Mittelalter
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V278937
ISBN (eBook)
9783656726500
ISBN (Buch)
9783656726470
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schwedens, rolle, befreiungskriegen, napoléon
Arbeit zitieren
Florian Kistner (Autor:in), 2014, Schwedens Rolle in den Befreiungskriegen gegen Napoléon, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278937

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