Die Periodisierungsmatrix. Erster Halbband

Ein kliometrisches Tool zur Bestimmung wirtschaftsgeschichtlicher Entwicklungsphasen. Das Fallbeispiel DDR


Fachbuch, 2014

126 Seiten

Wolfgang Böhme (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

Erster Halbband (Text-Band)
1. Einleitung: Periodisierung und Kliometrie
1.1. Periodisierung – Ausgangspunkt und Zielstellung
1.2. Kliometrie – Gegenstand und Entstehungsgeschichte
2. Fallbeispiel DDR: Periodisierungen und Datenlage
2.1. Periodisierungen - Sechs diskursive Ordnungen
2.2. Datenlage - Statistik-Diskurs und Langzeitreihen
3. Periodisierungsmatrix: Modell, Zeilen, Spalten und Felder
3.1. Modell - Allgemeiner Ansatz
3.2. Zeilen - Zeitreihen volkswirtschaftlicher Indikatoren
3.3. Spalten - Mathematische Glättungsfilter
3.4. Felder – Periodisierungen
4. DDR-Periodisierung: Langzeitreihen, Matrizen und Tests
4.1. Langzeitreihen - Gruppen, Aufbereitung und Eigenschaften
4.2. Matrizen - Periodisierungsmatrix und Wendepunktmatrizen
4.3. Tests - Einflussfaktoren und Vergleichsrechnungen
5. Bilanz: Ergebnisse, Hypothesen und Agenda
6. Danksagung

Zweiter Halbband (Material-Band)
7. Anhänge
7.1. Anhang 1: Abkürzungsverzeichnis
7.2. Anhang 2: Tabellenverzeichnis
7.2.1. Textband-Tabellen
7.2.2. Materialband-Tabellen
7.3. Anhang 3: Abbildungsverzeichnis
7.3.1. Textband-Grafiken
7.3.2. Materialband-Grafiken
7.4. Anhang 4: Basisdaten
7.5. Anhang 5: Ergänzte Basisdaten
7.6. Anhang 6: Berechnete Daten
7.7. Anhang 7: Veränderungsraten (Daten)
7.8. Anhang 8: Veränderungsraten (Abbildungen)
7.9. Anhang 9: Filterergebnisse (Daten)
7.10. Anhang 10: Filterergebnisse (Abbildungen)
8. Literaturverzeichnis

Erster Halbband(Text-Band)

1. Einleitung: Periodisierung und Kliometrie

1.1. Periodisierung – Ausgangspunkt und Zielstellung

Ausgangspunkt

In der prachtvollen Bibliothek des ehemaligen Benediktinerklosters Wiblingen, südlich von Ulm, steht vor den Doppelsäulen eine Figurengruppe, die der Barockbildhauer Dominicus Hermenegild Herberger 1745 schuf[1]. Sie zeigt den sitzenden Chronos, der die Beine übereinander geschlagen hat und bündelweise Seiten aus dem Buch der Zeit reißt. Hinter ihm steht Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, die mit ihrer Linken versucht, den Gott der Zeit daran zu hindern und die in ihrer Rechten die Insignien der Historiker hält, Buch, Tintenfass und Schreibfeder.

Ein Verfahren, das Klio ihren Schützlingen seit alters her in die Hand gegeben hat, damit sie verhindern, dass Seiten der Vergangenheit wahllos aus ihrem Kontext herausgerissen werden um dem Vergessen anheim zu fallen, ist die Periodisierung[2]. Von Herodot und Josephus über Michelet, Carlyle, Ranke und Mommsen bis hin zu Markov und Foucault, haben sich Historiker immer wieder direkt oder indirekt dieses Verfahrens bedient, um damit Prozesse zu strukturieren, Verläufe zu gliedern und Entwicklungen zu formieren, kurz, um Ordnungen in den Fluss der Zeit zu bringen und die Seiten gelebten Lebens miteinander zu verbinden.

Das Spektrum geschichtlicher Periodisierungen ist sehr breit gefächert und fein verästelt. Es gibt nicht nur Periodisierungen der Menschheits-[3] und der Weltgeschichte[4], sondern auch solche, die einzelne Disziplinen betreffen, wie etwa die kirchliche Rechtsgeschichte[5], die deutsche Literatur[6], die romanische Sprachgeschichtsschreibung[7], die Entstehung naturwissenschaftlicher Disziplinen[8], die Technikgeschichte[9], die Entwicklung des Sozialismus in der Sowjetunion[10], die Nachkriegsgeschichte[11] oder die neuere Geschichte[12]. Diese Periodisierungen reichen zuweilen bis in filigrane wissenschaftsdisziplinäre Details, wie zum Beispiel eine Untersuchung über die Menschheitsstufen bei dem spätantiken Dichter Prudentius[13] oder eine motivgeschichtliche Analyse der byzantinischen Reichseschatologie[14] zeigen.

In diesem Periodisierungs-Spektrum kommen auch immer wieder Probleme zur Sprache, seien es nun logische[15] und methodologische[16] oder prinzipielle und praktische[17], wie beispielsweise der Zusammenhang von Zeitalter und Menschenalter[18]. Und Periodisierungen sind auch häufig Gegenstand grundlegender politisch-ideologischer Auseinandersetzungen. Der Streit um die marxistische Historiographie machte dies über Jahrzehnte sehr anschaulich deutlich[19].

Zielstellung

In dem vorliegenden Büchlein wollen wir weder eine allgemeine noch irgendeine fachdisziplinäre Periodisierungstheorie entwickeln. Unser Anliegen ist erheblich bescheidener. Der Fokus der vorliegenden Arbeit ist ein dreifacher: Erstens möchten wir uns auf einen bestimmten Bereich der Geschichtsschreibung konzentrieren, und zwar auf die Wirtschaftsgeschichte, speziell die Wirtschaftsgeschichte der Moderne. Zweitens geht es uns dabei darum, ein Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich bestimmte charakteristische Etappen, Abschnitte, kurz Perioden, in der Entwicklung einer Volkswirtschaft aufspüren und voneinander abgrenzen lassen. Drittens schließlich konzentrieren wir uns auf nichtzyklische Prozesse. Um von Vornherein eventuellen Missverständnissen und Fehlinterpretationen vorzubeugen, bedarf diese knappe Fokussierung zweier Erläuterungen.

Zum einen bedeutet die Konzentration auf nichtzyklische Prozesse, dass wir die sogenannten kurzen und langen Wellen der volkswirtschaftlichen Entwicklung, also vor allem die Konjunktur- und die Kondratieff-Zyklen hier ausblenden und nur am Rande zu Test- und Vergleichszwecken in unsere Überlegungen einbeziehen. Dies heißt nicht, dass wir die Bedeutung dieser Zyklen gering veranschlagen. Ganz im Gegenteil. Die langen Wellen sind seit Marx Gegenstand ökonomischer Forschung[20] und gehören durch die Arbeiten Kondratieffs von 1926 und 1928[21] zu den wohl interessantesten und umstrittensten wirtschaftsgeschichtlichen Phänomenen[22]. Und der Stellenwert der Konjunkturforschung zeigt sich nicht nur in der akademischen Forschung[23], sondern bereits in der alltäglichen Berichterstattung der Medien. Wenn wir uns auf nichtzyklische Prozesse konzentrieren, dann deshalb, weil wir an der Identifizierung von Perioden volkswirtschaftlicher Entwicklung interessiert sind, deren Dynamik kaum oder gar nicht von kurzen und/oder langen Wellen geprägt ist, wie dies beispielsweise in den Volkswirtschaften der sozialistischen Länder und in China der Fall war beziehungsweise ist. Wir hoffen allerdings, dass unsere diesbezüglichen Überlegungen auch für zyklisch geprägte Volkswirtschaften nicht ganz uninteressant sind.

Zum anderen schließt die skizzierte Fokussierung ein rein ökonomistisches Verständnis volkswirtschaftlicher Periodisierung aus. So zeigt bereits, um hier nur ein Beispiel zu nennen, das viel beschworene „deutsche Wirtschaftswunder“ der 50er Jahre des vorherigen Jahrhunderts sehr anschaulich, dass solche exklusiven Perioden wirtschaftlicher Entwicklung unverständlich bleiben, wenn bei ihrer Analyse politische und ideologische Determinanten nicht berücksichtigt werden[24]. Dieses Beispiel ist auch insofern instruktiv, als eine solche ökonomische Periodisierung wiederum auf Politik und Ideologie zurück wirken kann[25]. Und dass eine wissenschaftliche Analyse[26] sozialistischer Volkswirtschaften ohne die Berücksichtigung von Politik und Ideologie a priori versagen muss, dürfte mittlerweile ein Allgemeinplatz sein[27].

Das Anliegen, ein Verfahren zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich bestimmte charakteristische Etappen, Abschnitte, kurz Perioden, in der Entwicklung einer Volkswirtschaft aufspüren und voneinander abgrenzen lassen, scheint auf den ersten Blick sehr hoch, wenn nicht gar zu hoch gesteckt, denn bei seiner Realisierung stößt man sehr schnell auf eine Reihe grundlegender Probleme. Ein Problem sind die Kriterien der Periodisierung, worin bestehen sie und gibt es überhaupt allgemein verbindliche[28] ? Ein weiteres Problem ist die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen von Periodisierungen, insbesondere von formalen Periodisierungen[29]. Und eins der schwerwiegendsten Probleme ist das der Beliebigkeit, welches Borchardt in einem Essay zur Periodisierung der deutschen Nachkriegsgeschichte, der den Titel trägt „Zäsuren in der wirtschaftlichen Entwicklung. Zwei, drei oder vier Perioden?“ sehr pointiert so formulierte: „Vermutlich wird man es frivol finden, wenn ich frage: ‘Wie viele Perioden hätten Sie denn gerne? Zwei, drei oder vier?‘ Aber es liegt in der Natur der Sache, daß für jede Antwort gute Gründe geliefert werden können. Und so finden sich denn auch in der Literatur zur deutschen Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit recht verschiedene zeitliche Gliederungen“[30].

Ganz so aussichtslos, wie es mit Blick auf diese und ähnlich gelagerte Periodisierungsprobleme aussieht, ist unser Anliegen indes nicht. Klio kann Hilfe bekommen. In der eingangs erwähnten Wiblinger Bibliothek steht nämlich nicht weit von der Chronos/Klio-Gruppe eine Statue, die die mathematischen Wissenschaften symbolisiert. Wie kann sich Klio auf die Mathematik stützen? Das Stichwort lautet „Kliometrie“.

1.2. Kliometrie – Gegenstand und Entstehungsgeschichte

Was ist Kliometrie? Oder, konkreter gefragt: Was ist der Gegenstand dieser interdisziplinären Forschungsrichtung und wie ist sie entstanden?

Gegenstand

Das Kunstwort „Kliometrie“ oder, im anglo-amerikanischen Sprachraum, „Cliometrics“, setzt sich aus den Begriff „Klio“ und dem Suffix „metrie“ zusammen, der auf die Kunst des Messens verweist. Wer diesen Terminus erstmalig prägte, ist strittig. Die einen glauben, dies sei 1960 in einem Paper von Davis, Hughes und Reiter[31] geschehen[32], andere meinen, Reiter allein gebühre dieses Verdienst[33]. Die Cliometrics, wird auch als „New Economic History“, „Historical Economics“ oder „Economic History“ bezeichnet[34].Soweit zum Begriff, doch was ist und womit beschäftigt sich die Kliometrie?

Die einfachste, wenngleich leider wenig hilfreiche, weil zirkuläre Definition der Kliometrie lautet: „Cliometrics is what cliometricians do“[35]. Kurz zusammengefasst ließe sich sagen, die New Economic History ist darauf fokussiert, die Disziplinen Ökonomie und Geschichte miteinander zu verbinden[36], und zwar indem versucht wird, durch die Anwendung quantitativer, speziell ökonometrischer und mathematischer Methoden qualitative Aussagen über wirtschaftsgeschichtliche Prozesse zu gewinnen. Eddie und Komlos sehen dabei drei wesentliche Merkmale der „Cliometrics“[37]: erstens, die Ableitung von Arbeitshypothesen aus theoretischen Modellen. Zweitens, das Sammeln und die Aufbereitung umfangreicher Datensätze. Drittens, die Analyse dieser Datensätze mit Hilfe formaler Methoden sowie die Überprüfung und Korrektur der Arbeitshypothesen. Diese drei Merkmale verbinden Eddie und Komlos in einem detaillierten Flussdiagramm zu einem iterativen Prozess[38].

Gemeinhin wird dieser iterative Prozess im Sinne einer klassischen, hypothesenprüfenden Forschung gelesen, also Modell → Hypothesen → Datenanalyse → Hypothesen- oder Modellkorrektur. Dieser Prozess lässt sich jedoch auch anders interpretieren, und zwar im Sinne einer hypothesengenerierenden, heuristischen Forschung, wie sie etwa Abbott beschreibt[39]. In einen solchen Interpretationsstrang der Kliometrie ordnet sich die vorliegende Untersuchung ein. Uns geht es darum, ein Instrument zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich große Mengen volkswirtschaftlicher Daten so auswerten lassen, dass Muster erkennbar werden, die es gestatten, Periodisierungshypothesen zu entwickeln, die dann durch weitergehende Analysen präzisiert und/oder korrigiert werden können. Der für die Analyse sozialer Dynamiken zentrale Begriff der Mustererkennung[40], ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Wir wollen mit unserem Tool die Daten nicht nur numerisch, sondern auch visuell aufbereiten, so, dass Periodisierungsmuster leicht und schnell erkennbar werden.

Mit Blick auf die europäische, speziell auch die deutsche Wirtschaftsgeschichtsschreibung mag das Ziel, die Disziplinen Ökonomie und Geschichte miteinander zu verbinden und sich dabei auf mathematische Verfahren und empirische Daten zu stützen, wenig, um nicht zu sagen gar nicht neu erscheinen. Angefangen von den Vertretern der historischen Schule der Nationalökonomie wie beispielsweise Roscher, Knies und von Schmoller sowie ihren Kritikern und Weiterentwicklern, wie etwa Max Weber, bis hin zu marxistischen Wirtschaftshistorikern wie Jürgen Kuczynski, Hobsbawm, Thomas Kuczynski und Roesler, wurde genau in dieser Richtung immer wieder geforscht und gearbeitet. Sind, mit Verlaub zu sagen, die Cliometrics nicht ein alter Hut? Der Einwand ist verständlich und erklärt vielleicht auch etwas die anfänglich zögerliche und schleppende Aufnahme der neuen Wissenschaftsdisziplin gerade in Deutschland, im Gegensatz etwa zu Frankreich. Dennoch wäre es falsch, die Kliometrie lediglich als kraftlose Spätgeburt der historischen oder marxistischen Schule der Wirtschaftsgeschichte zu betrachten. Um die Spezifik und die rasante Karriere der „New Economic History“ seit den 60er Jahren ein wenig besser zu verstehen, ist es unumgänglich, sich ihrer Entstehungsgeschichte und damit zunächst der „Old Economic History“ zuzuwenden.

Entstehungsgeschichte

Um sich einen kurzen aber sehr aufschlussreichen Einblick in die „Old Economic History“ zu verschaffen, empfiehlt es sich zum Beispiel, einmal Mavors mehrbändiges Standardwerk „An Economic History of Russia“[41], das erstmals 1914 erschien und bis 1965 immer wieder Nachauflagen erlebte, durchzublättern. In den sieben Büchern des Gesamtwerkes wird, vorsichtig formuliert, nur ein sehr spärlicher Gebrauch von volkswirtschaftlichen Daten gemacht und von einer systematischen Datenaufbereitung und –auswertung kann beim besten Willen nicht die Rede sein, ganz zu schweigen von der Anwendung mathematisch-statistischer Verfahren zur Datenanalyse sowie zur Hypothesenprüfung oder gar ‑generierung. Wirft man dann einen vergleichenden Blick in die Wirtschaftsgeschichten Russlands von Falkus[42], Kahan[43] und Gatrell[44], die 1972, 1985 und 1989 beziehungsweise 1986 publiziert wurden und bedenkt man ferner, dass alle drei keine Kliometriker waren, dann wird sehr schnell deutlich, wie sich der Stellenwert empirischer Daten in der Wirtschaftsgeschichtsschreibung verändert hat. Und daran haben die Cliometrics einen wesentlichen Anteil.

Zunächst jedoch sah es Mitte des vorigen Jahrhunderts in den USA im Hinblick auf die Wirtschaftsgeschichtsschreibung trübe aus. Es wird kolportiert, dass Gerschenkron in den 50er Jahren gegenüber Kuznets geäußert hätte, die Wirtschaftsgeschichte wäre auf einem schlechten Weg, vor allem deshalb, weil es unmöglich sei, gute Studenten zu gewinnen, da diese Disziplin keinerlei intellektuelle Herausforderungen biete[45]. Sicher, ganz so schlimm war es zwar nicht, doch gab es ein Problem, das bereits der erste Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Harvard Universität, Ashley, in seiner Antrittsvorlesung 1893 sehr klar formulierte, dass nämlich in dieser Disziplin Theoretiker und Historiker unterschiedliche Sphären besetzen[46]. Und mit Samuelson’s „Foundations of Economic Analysis“ (1947) und „Economics: An Introductory Analysis” (1948), die in den Folgejahren eine rasante Verbreitung fanden, wurde die Differenz zwischen Theoretikern und Historikern eher größer als kleiner.

In der zweiten Hälfte der 50er Jahre mehrten sich die Versuche, diese Differenz zu überwinden. 1957 entwickelten Conrad und Meyer die Idee einer „New Economic History“[47]. 1958 folgte ihr Aufsatz „The Economics of Slavery in the Ante Bellum South”[48], der sehr schnell Furore machte. Interessanterweise waren es nicht die Ergebnisse ihrer Untersuchung, die dafür verantwortlich zeichneten, denn vieles von dem, war bereits seit Jahren bekannt[49], sondern es war vor allem die neue Art und Weise, in der Conrad und Meyer zu diesen Resultaten kamen und die prototypisch für die cliometrische Forschung werden sollte, vor allem die systematische Verbindung von ökonomischer Methodologie mit der Analyse empirischer Daten.

Anfang der 60er Jahre ging es dann Schlag auf Schlag. Die „kliometrische Revolution“[50] griff rasant Raum: Im Dezember 1960 organisierten Davis und Jonathan an der Purdue Universität einen Workshop mit dem etwas voluminösen Titel „The Conference on the Application of Economic Theory and Quantitative Methods to the Study of Problems of Economic History”, der zur Keimzelle der späteren „Cliometrics Conferences“ werden sollte. Im gleichen Jahr wurden North und Parker Herausgeber des „Journal of Economic History“, das sowohl Ökonomen als auch Historiker lasen, und das in den Folgejahren zu dem wichtigsten Publikationsorgan der Kliometriker avancierte. Der Konflikt zwischen alter und neuer „Economic History“ artikulierte sich auch in Form eines Generationenkonflikts als Auseinandersetzung zwischen alten .und jungen Wirtschaftshistorikern. Die Jungen, unter ihnen Fogel und North, waren begeistert von der neuen Forschungsrichtung und institutionalisierten die Disziplin alsbald mit der Gründung der „Cliometric Society“[51].

Die beiden Arbeiten von Fogel, „Railroads and American Economic Growth: Essays in Econometric History“[52] (1964), und North, „The Economic Growth of the United States, 1790-1860“[53] (1961), wurden in den folgenden Jahren wegweisend für die kliometrische Forschung. Dabei spielt Fogels Arbeit eine besondere Rolle, weil hier eine Perspektive vorgestellt wurde, die bislang verpönt war und die auch später immer wieder für Kontroversen sorgen sollte. Fogel entwickelte nämlich in seinen Essays eine kontrafaktische Sichtweise[54] und stellte sich die Frage, was wäre gewesen, wenn es die Eisenbahnen nicht gegeben hätte, wie hätte sich dann das amerikanische Wirtschaftswachstum entwickelt? Derartige Gedankenexperimente, die in anderen Wissenschaftsdisziplinen zum festen Methodenrepertoire gehören[55], galten und gelten in der Wirtschaftsgeschichte als unseriös, wenn nicht gar als hochgradig spekulativ und letztlich als anstößig.

Es war aber nicht zuletzt diese kontrafaktische Perspektive, in den Untersuchungen von Fogel und North, die das Nobelpreiskomitee 1993 bewog, den beiden Kliometrikern für ihre Arbeiten den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zu verleihen. Was immer kontrafaktischen Untersuchungsansätzen und Hypothesenbildungen zu Recht oder zu Unrecht auch vorgeworfen werden mag, ihr heuristisches Potenzial und ihre Sensibilität gegenüber den Kontingenzen moderner Gesellschaften im Allgemeinen und moderner Wirtschaftsprozesse im Besonderen dürfte unbestritten sein.

Mit der Verleihung des Nobelpreises an Fogel und North nahm die kliometrische Revolution nicht nur in den USA, sondern auch in Europa Fahrt auf. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von Surveys, die den jeweiligen Stand und die Entwicklung der kliometrischen Forschung seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts dokumentieren, angefangen von Gesamt-[56] und Länder-[57] bis hin zu Themenübersichten[58]. Wir können und wollen hier nicht eine Art „Meta-Survey“ oder „Über-Übersicht“ entwickeln, sondern beschränken uns auf einige wenige Stichworte, die einerseits einen ungefähren Eindruck von der breiten Palette kliometrischer Forschung vermitteln und die andererseits unser Periodisierungsvorhaben betreffen.

Eine zwar nicht neue, aber im westlichen Wissenschaftsbetrieb häufig übersehene Entwicklung betrifft die kliometrische Forschung in der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten. Diese Richtung braucht weder konzeptionell noch methodisch oder empirisch einen Vergleich mit den zuvor skizzierten „Cliometrics“ zu scheuen. Dies zeigt beispielsweise der von Kowaltschenko 1972 herausgegebene Sammelband[59], in dem der damalige Forschungsstand resümiert wurde und der 2012 eine Nachauflage erlebte[60]. In den letzten zehn Jahren sind eine ganze Reihe sehr anregender kliometrischer Analysen erschienen, so etwa die Arbeiten von Grinin[61], Malkov[62] oder Negin[63]. Wie produktiv die russischen Kliometriker sind zeigt exemplarisch die Homepage von Malkov[64]. Aber nicht nur in der Forschung, sondern auch in der universitären Ausbildung hat die Kliometrie nach wie vor einen festen Platz[65]. Neben den heuristischen und methodischen Impulsen der russischsprachigen Forschung sind es hier natürlich die Arbeiten zur Periodisierung, die besondere Aufmerksamkeit verdienen[66].

Zu den neueren Entwicklungen innerhalb der Kliometrie gehört die „Kliodynamik“ („Cliodynamics“). Sie hat bestimmte Berührungspunkte zur Theorie der „Langen Wellen“, unterscheidet sich jedoch mindestens in zwei Punkten deutlich von ihr. Zum einen geht es nicht schlechthin um „lange“, sondern um „superlange“ Prozesse, die sich nicht nach Jahrzehnten, sondern nach Jahrhunderten und Jahrtausenden bemessen. Zum anderen werden auch Prozesse analysiert, die bei der klassischen Untersuchung der „Langen Wellen“ bisher kaum oder gar nicht berücksichtigt wurden, wie beispielsweise soziodemographische Langfristprozesse. Zu den bekanntesten Vertretern der Cliodynamics gehören Turchin, Komlos, Nefedov und Korotayev. Die wichtigste Zeitschrift der Cliodynamiker ist „Cliodynamics: The Journal of Theoretical and Mathematical History“.

Mit Blick auf die Arbeiten zu den „langen“ und den „superlangen“ Wellen“ innerhalb der Cliometrics und den Cliodynamics, kann es nicht verwundern, dass Langzeitreihen und entsprechende Zeitreihenanalysen eine besondere Rolle innerhalb der Kliometrie spielen. Hierzu gibt es dann auch eine Vielzahl von Arbeiten[67]. Im Vergleich dazu, werden wir uns in unserem Fallbeispiel auf „kurze“ (40 Jahre) und bei den Text- und Vergleichsrechnungen auf „mittlere“ (150 Jahre) Langzeitreihen. Dabei nutzen wir sowohl die Erfahrungen und Ergebnisse der kliometrischen Analysen als auch entsprechende Standardwerke der Zeitreihenanalyse[68].

Ein weiterer Punkt, der bei der Entwicklung der Kliometrie ins Auge fällt und an dem auch wir uns orientieren wollen, ist die Selbstreflexivität. Ein sehr anschauliches Beispiel dafür ist der Artikel „A Quantitative History of the Journal of Economic History and the Cliometric Revolution“[69] von Whaples, in dem er das „Journal of Economic History“ einer quantitativen Analyse unterzieht und dabei die Entstehung und den Verlauf der „kliometrische Revolution“ untersucht. Aber auch in anderen Arbeiten ist immer wieder ein selbstreflexives Herangehen an den kliometrischen Ansatz unschwer erkennbar[70].

Angesichts des zentralen Stellenwertes, den die Datensammlung, -aufbereitung und –analyse in der Kliometrie und speziell auch in den „Cliodynamics“ haben, spielen zwangsläufig die quantitative Methodik und ihre permanente Weiterentwicklung eine wichtige Rolle. Dies betrifft beispielsweise das Problem der Datenrevision[71] oder den Aufbau einer kliometrischen Datenbank[72]. Wir wollen mit unserer Periodisierungsmatrix einen kleinen Beitrag zur Weiterentwicklung der quantitativen Methodik der Kliometrie liefern. Und unser Fallbeispiel wird zeigen, wie verwickelt die Sammlung, Aufbereitung und Analyse von quantitativen volkswirtschaftlichen Daten mitunter sein kann.

Seit ihrer Entstehung sind die Cliometrics umkämpft. Zum einen haben kliometrische Analysen immer wieder Kritiker auf den Plan gerufen. Dabei gibt es sowohl Stimmen, die berechtigterweise vor überspannten Erwartungen und Ansprüchen von Kliometrikern warnen[73], als auch Wissenschaftsrichter, die diese Disziplin vom Grundsatz her für verfehlt halten. Hierzu gehören beispielsweise Boldizzoni und Salerno[74], die die Kliometrie als neoklassisch beziehungsweise positivistisch schelten. Zum anderen wurde die „New Economic History“ auch zum Gegenstand akademischer Revierkämpfe. Wohin gehören die Wirtschaftshistoriker? Moscati zum Beispiel meint „More Economics, Please: We're Historians of Economics“ und plädiert dafür, dass die Wirtschaftshistoriker theoretisch und akademisch strikt in die Wirtschaftswissenschaften eingebunden werden sollten[75]. Schliesser wiederum will sie vielmehr als bisher in den Philosophie-Departments der Universitäten vertreten sehen[76].

Wie immer dem auch sei, aus unserer Sicht können wir Dumkes bereits 1986 gestellte provokative Frage „Clio's Climacteric?“[77] nach wie vor abschlägig beantworten. Nein, die Kliometrie und die „Cliodynamics“ sind immer noch heuristisch fruchtbar – theoretisch, methodisch und empirisch. Dies gilt vor allem dann, wenn die Cliometrics, so wie oben skizziert, zur Hypothesengenerierung genutzt werden. Genau dies möchten wir im Folgenden tun, denn wir wollen mit Clio und der Mathematik Chronos in den Arm fallen, wenn er unsere Leben aus dem Buch der Zeit reißt und auf den Müllberg der Geschichte wirft. Und wir hoffen, damit auch etwas mehr Verständnis für das disziplinäre Potenzial mathematischer Methoden bei all jenen Geistes- und Sozialwissenschaftlern zu wecken, die diesen Methoden bislang noch skeptisch oder direkt ablehnend gegenüber stehen, was vermutlich die Mehrzahl sein dürfte[78].

2. Fallbeispiel DDR: Periodisierungen und Datenlage

Das wissenschaftliche Ziel dieses Buches ist mithin ein dreifaches: Wir wollen ein kliometrisches Tool entwickeln, mit dessen Hilfe sich erstens charakteristische Perioden, in der Entwicklung nichtzyklischer moderner Volkswirtschaften auffinden und voneinander abgrenzen lassen, das es zweitens ermöglicht, Hypothesen zu den Ursachen und der Spezifik dieser charakteristischen Perioden zu generieren, und welches schließlich drittens auch für Periodisierungsanalysen zyklischer Volkswirtschaften heuristisch anregend seien könnte. Ein möglicher und auch häufig begangener Weg zur Erreichung eines solchen Ziels besteht darin, ein entsprechendes Tool theoretisch zu konstruieren, es dann an einem mehr oder weniger simplen Beispiel zu demonstrieren und zu plausibilisieren, um es schließlich der wissenschaftlichen Gemeinde zum empirischen Durchtesten zu übergeben.

Wir sind einen anderen Weg gegangen. In einem ersten Schritt haben wir ein Fallbeispiel gesucht, das sowohl einfach, klar raum-zeitlich abgrenzbar und hinreichend repräsentativ als auch komplex und kompliziert genug ist, um daraus allgemeine Anforderungen für die Konstruktion eines kliometrischen Periodisierungs-Tools ableiten zu können. Ein Fallbeispiel also, in dem wesentliche theoretische, methodische und empirische Problemstränge der Periodisierung wie in einem gordischen Knoten miteinander verflochten sind. Etwas hemdsärmelig gesagt: Es galt zunächst eine möglichst harte „Periodisierungsnuss“ zu finden. Diese Nuss ist das Fallbeispiel DDR, das in diesem Kapitel vorgestellt wird. Aus diesem Beispiel wurden in einem zweiten Schritt grundlegende, fallübergreifende Anforderungen an ein allgemeines Periodisierungs-Tool abgeleitet, das dann im Kapitel 3 modelliert wird. Im dritten Schritt schließlich wird im Kapitel 4 dieses allgemeine Tool für die Periodisierungsanalyse der DDR konkretisiert und vergleichend an anderen empirischen Fällen exemplarisch getestet.

Das Fallbeispiel DDR ist nicht etwa deshalb eine harte Periodisierungsnuss, weil es vielleicht nur wenige oder gar keine Theorien und Daten zur Entwicklung dieser Volkswirtschaft gäbe. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Die beiden Kernfragen einer Gesellschaftstheorie, die Luhmann in seiner Abschiedsvorlesung diskutierte, nämlich „‘Was ist der Fall?‘ und ‘Was steckt dahinter?‘“[79], wurden vor und nach der „Oktoberrevolution“ der Ostdeutschen 1989 immer wieder untersucht. Insbesondere nach der Selbstaufgabe der DDR 1990 stürzten sich Heerscharen von Geistes- und Sozialwissenschaftlern auf die freigegebenen Archive und die Einwohner, um die Anatomie und Pathologie dieses Gemeinwesens zu rekonstruieren, das vier jahrzehntelang in der Mitte Europas den Sozialismus repräsentierte. Die Befunde dieser Rekonstruktion könnten unterschiedlicher kaum sein, und zwar sowohl was die Theorie als auch was die Empirie betrifft.

Schon auf der allgemeinsten Ebene widersprechen sich die Diagnosen erheblich. Was war die DDR für eine Gesellschaft? „Nischengesellschaft“[80] sagen die ersten, „Ständegesellschaft“[81] die zweiten, „Organisationsgesellschaft“[82] die dritten, „Staatssozialismus“[83] die vierten, „Fordismus“[84] die fünften, „staatsmonopolistischer Sozialismus“[85] die sechsten, eine „entdifferenzierte“ und „absterbende“ Gesellschaft[86] die siebenten, von einer „tragischen Gesellschaft“[87] sprechen die achten. Wem derartige Befunde zu idyllisch oder akademisch sind, sieht in der DDR vor allem eine „Klassengesellschaft“[88] und eine „durchherrschte Gesellschaft“[89]. Wenn es überhaupt so etwas wie einen gemeinsamen Nenner oder einen konzeptionellen Konvergenzpunkt gibt, der viele, wenngleich nicht alle, DDR-Analysen eint, dann ist es das Diktatur-Verdikt. Bei dem DDR-Gemeinwesen handelte es sich nach Meinung diverser Analytiker um eine „Diktatur“[90], genauer, um die „zweite deutsche Diktatur“[91], die „SED-Diktatur“[92], noch genauer, um eine Art „Fürsorgediktatur“[93], die eine Mischung von „Stasi-Staat“[94] und „Diktatur der Liebe“[95] darstellte. Angesichts so unterschiedlicher Einschätzungen kann es dann auch nicht erstaunen, dass die Frage, welchen Platz die DDR in der Geschichte einnimmt, ebenfalls sehr unterschiedlich beantwortet wird[96].

Es ist hier weder der Platz, einen Überblick über die sozial-, geistes- und wirtschaftswissenschaftlichen DDR-Analysen zu geben, noch das Für und Wider ihrer unterschiedlichen Resultate abzuwägen und vergleichend miteinander in Beziehung zu setzen. Soviel jedoch dürfte klar sein: Die aus diesem äußerst heterogenen und widersprüchlichen Diagnosespektrum resultierenden historischen Einbettungen der DDR sind sehr verschieden. Eine „Ständegesellschaft“ steht in einem anderen historischen Kontext als eine „Klassengesellschaft“ und eine „Organisationsgesellschaft“ wiederum ist auf wieder andere geschichtliche Bezüge fokussiert als die „zweite deutsche Diktatur“. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass aus diesen heterogenen historischen Kontextualisierungen zwangsläufig auch heterogene Periodisierungen der DDR-Geschichte im Allgemeinen und ihrer Volkswirtschaftsgeschichte im Besonderen resultieren, und zwar sowohl was die Theorie, als auch was die Empirie dieser Periodisierungen betrifft. Die theoretisch-konzeptionellen Probleme der Periodisierung der DDR-Wirtschaftsgeschichte werden im Folgenden im Kapitel 2.1., die empirischen Probleme im Kapitel 2.2. skizziert. Dabei werden wir uns darauf konzentrieren, die jeweiligen ideologischen und analytischen Sackgassen einer Periodisierung der DDR-Wirtschaft herauszuarbeiten.

2.1. Periodisierungen - Sechs diskursive Ordnungen

Die aus den unterschiedlichen theoretischen und empirischen Befunden resultierenden DDR-Periodisierungen sind in den entsprechenden Untersuchungen nicht nur explizit, sondern häufig auch implizit formuliert, oft in Form von stillschweigenden analyseleitenden Vorannahmen oder von leicht überhörbaren Zwischentönen. Da solche Vorannahmen und Zwischentöne eine hohe suggestive Prägekraft besitzen, werden wir fallweise auch auf diese impliziten Periodisierungen aufmerksam machen.

Ein Musterbeispiel und Plädoyer für eine nachdenkliche Suche nach wissenschaftlichen Periodisierungen der DDR sind die Worte von Joas und Kohli, mit denen sie 1993 ihren Einführungsartikel in einen von ihnen herausgebrachten Sammelband zum Zusammenbruch der DDR einleiteten. Sie schrieben: „Der Zusammenbruch der DDR rückt allmählich in einen anderen Zeithorizont: den der Vergangenheit. Er ist nicht mehr das, was sich vor unseren ungläubigen Augen abspielt, was täglich neue, unerwartete Erfahrungen schafft, sondern er nimmt die Konturen eines abgeschlossenen Ereignisses an. Anders gesagt: Er wird Teil der Geschichte. Diese Geschichte ist allerdings im Wesentlichen noch unbegriffen. Sie wird die Sozialwissenschaften auf lange Zeit hinaus in Atem halten. Erste Analysen sind bereits in erheblicher Zahl – als Kommentare zum laufenden Geschehen - veröffentlicht worden, und allmählich verdichtet sich das Deutungsgewebe und wiederholen sich die Deutungen. Aber das meiste bleibt noch zu leisten. Und der Vergangenheitscharakter der Ereignisse macht diese nicht schon problemlos verfügbar. Der Zusammenbruch der DDR bildet den Ausgangspunkt einer nach wie vor schwankenden Zukunft, und daher schwankt auch seine Bedeutung“[97]. Auch nach 21 Jahren hat keines dieser Worte an Bedeutung verloren. Im Gegenteil, sie sind aktueller als je zuvor.

Auch für die Periodisierung der DDR-Geschichte im Allgemeinen und ihrer Wirtschaftsgeschichte im Besonderen gilt, dass das meiste noch zu leisten bleibt und der Vergangenheitscharakter die Ereignisse nicht schon problemlos verfügbar macht. Und diese Probleme sind grundlegender Natur. Sie beginnen mit der Frage, was Zeit überhaupt ist und welche Ordnungen der Zeit es gibt. Wir sehen uns hier außerstande, die natur- und sozialwissenschaftlichen Antworten auf diese Frage oder gar ihre Beziehungen zueinander zu resümieren, geschweige denn zu diskutieren. Dies übersteigt nicht nur den Raum und die Thematik des vorliegenden Buches, sondern vor allem auch unsere Fähigkeiten erheblich. Hinzu kommt, dass schon diese Fragestellung selbst hochgradig problematisch ist, denn „wir können nicht danach fragen, was Zeit ist, wir müssen Umwege nehmen. Zeit ist – auch wenn ihr Begriff diesen Schein erweckt – kein Ding, kein Objekt. Es gibt keine ‚res temporalia‘…“[98]. Auch diese Umwege müssen wir uns aus den genannten Gründen versagen. Stattdessen verweisen wir hier nur auf die Arbeit von Friese, die nicht nur eine ebenso kurze wie grundlegende Einführung in die Thematik gibt[99], sondern die auch konzeptionell und empirisch mögliche Umwege getestet hat.

Wir beschränken uns hier vorerst darauf, bereits vorhandene Vorschläge zur Periodisierung der DDR-Geschichte und –Wirtschaftsgeschichte zu sichten und kritisch zu hinterfragen. Dabei ist das Spektrum dieser Periodisierungsvorschläge ausgesprochen breit. Neben expliziten Periodisierungsvorschlägen, die aus unterschiedlichen und zum Teil gegensätzlichen konzeptionellen Perspektiven entwickelt werden[100], gibt es eine Vielzahl impliziter Periodisierungen, derer sich DDR-Forscher bedienen, um eine zeitliche Ordnung in die Geschichte ihres Untersuchungsgegenstandes zu bringen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit kristallisieren sich in diesem breiten Periodisierungsspektrum sechs große Untergruppen heraus, und zwar kalendarische, marxistisch-leninistische, wirtschaftliche, parteipolitische, staatliche und relationale Ordnungen. Zwischen diesen mehr oder weniger idealtypischen Ordnungen gibt es diverse Kombinationen, in denen unterschiedliche Periodisierungen miteinander verknüpft und/oder fusioniert werden. Im Folgenden werden wir diese sechs Gruppen an Hand von Beispielen skizzieren und im Hinblick auf die ihnen zugrundeliegenden impliziten und expliziten Vorannahmen hinterfragen.

Kalendarische Ordnungen

Auf den ersten Blick mag es vielleicht merkwürdig erscheinen, kalendarische Ordnungen überhaupt zu erwähnen, noch dazu im Plural, scheint es sich doch dabei um eine solche Selbstverständlichkeit zu handeln, die beim besten Willen nicht mehr hinterfragt werden muss. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich indes sehr schnell, dass es ganz so einfach nicht ist. Die Periodisierung der Geschichte und Wirtschaftsgeschichte der DDR stützt sich auf zwei große kalendarische Ordnungen, die nicht identisch sind, und zwar den Gregorianischen und den chinesisch/japanischen Kalender.

Der Gregorianische Kalender verdankt seine Entstehung und Verbreitung der Bulle „Inter gravissimas“, die Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 erlies. Dieser Kalender erwuchs aus einer Reform des julianischen Kalenders und stellt eine Verallgemeinerung desselben dar. Fachleute sprechen von einem „anpassbar zyklischen, solilunearen Zeitzählungssystem“ und bewundern den Gregorianischen Kalender als ein „wissenschaftliches Meisterwerk der späten Renaissance“[101]. Dieser Kalender verbreitete sich in den folgenden 300 Jahren rasant. Er verdrängte Zug um Zug diverse andere Kalendersysteme[102] und stellt heute faktisch den weltweiten Standardkalender dar. Die letzte große Umstellung auf diesen Kalendertyp fand 1949 in China statt.

Periodisiert wird heute fast ausschließlich nach dem Gregorianischen Kalender. Das betrifft auch zurückliegende historische Ereignisse, die ursprünglich in anderen Kalendersystemen verortet wurden. Dabei wird eine Umrechnung dieser Ereignisse vorgenommen, um Verwirrungen und Missverständnisse zu vermeiden, die durch die Verwendung unterschiedlicher Kalender sehr leicht entstehen können. Zu solchen Verwirrungen gehörte beispielsweise in der DDR die Tatsache, dass die legendäre „Große sozialistische Oktoberrevolution“, der letztlich auch die DDR ihre Entstehung verdankt, nicht im Oktober (Julianischer Kalender), sondern im November (Gregorianischer Kalender) 1917 stattfand. Soweit zu sehen, beziehen sich bei Untersuchungen zur DDR-Geschichte und –Wirtschaftsgeschichte sämtliche statistischen Daten sowie die Angaben wichtiger historischer Ereignisse auf den Gregorianischen Kalender. Er ist auch für die Periodisierung der DDR der Standardkalender. Das Problem dieses Standardkalenders besteht darin, dass er die soziale Eigenzeit und die spezifische Zeitstruktur einer Gesellschaft nicht berücksichtigt[103]. Der Gregorianische Kalender erzeugt faktisch einen gerichteten, gesellschaftsinvarianten Zeitstrahl, der von der Vergangenheit in die Zukunft läuft und auf dem die Ereignisse chronologisch sortiert werden.

Insbesondere bei statistischen Angaben und Analysen wird die Geschichte der SBZ und der DDR häufig entlang des gregorianischen Zeitstrahls formal in 5-Jahresblöcken, wie zum Beispiel 1945-1950, 1950-1955, 1955-1960 usw., oder in 10-Jahresblöcken, wie 1950er Jahre, 1960er Jahre, 1970er Jahre etc. eingeteilt und periodisiert[104]. Das Problem solcher formalen Blockeinteilungen besteht darin, dass die spezifische Dynamik von bestimmten statistischen Kenngrößen nur ausnahmsweise richtig erfasst wird, nämlich dann, wenn diese Dynamik zufälligerweise genau mit den 5- oder 10-Jahresblöcken übereinstimmt.

Ein zweites Kalendersystem, das man bei der DDR-Periodisierung häufig antrifft, und in dem die soziale Zeit sehr wohl berücksichtigt wird, ist der Ära-Kalender und speziell der chinesische/japanische Ära-Kalender, in dem gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungsetappen eines Landes mit dem Namen von tatsächlichen oder vermeintlichen Herrschern verbunden werden[105]. Eine Ära beginnt mit der Thronbesteigung eines Herrschers und endet mit dessen Tod oder Abdankung. Im Ära-Kalender der DDR werden vor allem zwei Ären unterschieden, nämlich die „Ära Ulbricht“ und die „Ära Honecker“. Titel wie etwa „GDREconomic Policy during the Honecker Era“[106], „Die Wirtschaft der DDR in der Honecker-Ära“[107], „Der Schein der Stabilität. DDR-Betriebsalltag in der Ära Honecker“[108], „Die DDR-Wirtschaft in der Ära Honecker“[109] oder „Wohlfahrtsstaat als politischer Prozess:von der Ära Ulbricht über die Ära Honecker bis zur deutschen Einheit“[110] machen dies sehr anschaulich deutlich. Ein Ära-Kalender wird zuweilen aber auch bei der Untersuchung kleinerer wirtschaftlicher Einheiten verwandt. So beschreibt beispielsweise Remy die „Kaderauswahl und Karrieredeterminanten beim Kombinat VEB Carl Zeiss Jena in der Ära Biermann (1975-1989)“[111].

Der Ära-Kalender basiert auf zwei Grundannahmen. Zum einen, dass der Herrscher, nach dem die Ära benannt ist, eine Gestaltungsmacht besitzt, um während seiner Amtszeit die Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Im chinesisch/japanischen Kalender hatte der Ära-Name immer auch eine gesellschaftsprogrammatische Bedeutung, der auf die politische, wirtschaftliche oder militärische Spezifik der jeweiligen Ära verwies. Diese Grundannahme ist im Hinblick auf die DDR problematisch. Ob und inwieweit Ulbricht und Honecker tatsächlich eine Gestaltungsmacht besaßen, kann nicht einfach unterstellt, sondern muss empirisch untersucht werden. Die Rede von der „SED-Diktatur“ suggeriert zwar, dass die jeweiligen „Diktatoren“, also Ulbricht und Honecker, per se eine hohe Gestaltungsmacht besaßen, nüchtern betrachtet gibt es aber mehr als genug Gründe, diese suggestive Gewissheit zu hinterfragen. Der Einfluss der Sowjetunion, die historisch gewachsene Wirtschaftsstruktur Ostdeutschlands, der kalte Krieg, die Reparationen, die Macht des Apparats und vieles mehr reduzierten die scheinbar unumschränkte Macht der beiden „SED-Diktatoren“ erheblich.

Die zweite Grundannahme besteht darin, dass eine Ära relativ homogen ist und sich mehr oder weniger klar von anderen Ären abgrenzen lässt. Salopp gesagt, die Wandlung eines Herrschers vom Saulus zum Paulus und eine damit einhergehende Wandlung der Ära-Programmatik, sind de facto ausgeschlossen. Nun zeigt sich jedoch immer wieder, dass derartige Veränderungen innerhalb einer Ära zwar selten, jedoch nicht unmöglich sind. Erinnert sei hier nur an Flavius Valerius Constantinus, der als römischer Kaiser begann und als Konstantin der Große in die Geschichte einging und dessen Ära sich vor allem durch die „Konstantinische Wende“[112] auszeichnete, die darin bestand, dass das Christentum von einer verfolgten zur herrschenden Staatsreligion wurde. Die Konstantin-Ära besteht aus zwei Perioden, einer römisch und einer christlich geprägten. Wann und vor allem warum die eine in die andere überging, darüber streiten Historiker heute noch. Dass sich die Konstantin-Ära nicht einfach entweder einer römischen oder einer christlichen Ären-Geschichte zurechnen lässt, dürfte weithin unstrittig sein. Ein anderes, näherliegendes Beispiel ist die Ära Deng Xiaopings, die faktisch von 1979-1994 reichte und die in China grundlegende wirtschaftliche Veränderungen[113] einleitete, ohne den Führungsanspruch der Kommunistischen Partei zu relativieren oder gar aufzugeben. Alle „Revolutionen von oben“[114] werfen ähnliche Probleme auf, wie die Konstantin- oder die Deng-Ära.

Neben den beiden zuvor diskutierten großen Ordnungen gibt es noch eine weitere kalendarische Ordnung, die gemeinhin dem Bereich purer Ideologie und Propaganda zugerechnet wird, und zwar der DDR-Festtagskalender. Das Arbeitsjahr hatte viele Feier-, Ehren- und Gedenktage, angefangen vom „Internationalen Kampf- und Feiertag der Werktätigen“ (1. Mai) und dem „Tag der Befreiung“ (8. Mai) über den „Weltfriedenstag“ (1. September) und den „Tag der Republik“ (7. Oktober) bis hin zum „Tag des Metallarbeiter“ (2. Sonntag im April), dem „Tag der Werktätigen der Wasserwirtschaft“ (2. Sonnabend im Juni), dem „Tag der Genossenschaftsbauern und Arbeiter der sozialistischen Land- und Forstwirtschaft“ (3. Sonntag im Juni) oder dem „Tag des Bauarbeiters“ (4. Sonntag im Juni), um hier nur einige zu nennen[115]. Viele dieser Feiertage waren fester Bestandteil des Plansystems und hatten eine doppelte Funktion. Zum einen waren sie Zielgrößen für den ökonomischen Wettbewerb und eine damit verbundene überdurchschnittliche Planerfüllung. Zum anderen wurden an diesen Feiertagen beziehungsweise am letzten Werktag vor diesen Ehrentagen Betriebsfeiern durchgeführt sowie Prämien, Medaillen und Orden an Kollektive und Einzelpersonen verliehen. Durch beide Funktionen hatten diese Ehrentage einen ganz handfesten wirtschaftlichen Einfluss und spielten in der politischen Ökonomie der DDR eine nicht zu unterschätzende Rolle[116].

Marxistisch-leninistische Ordnungen

Bei den marxistisch-leninistischen Ordnungen gibt es zwei Gruppen, die bei der Periodisierung der DDR-Geschichte eine besondere Rolle spielen, nämlich die formationstheoretischen und die politökonomischen Ordnungen. Bei beiden Gruppen handelt es sich um Periodisierungen, die aus der marxistisch-leninistischen Theorie abgeleitet und in den sozialistischen Ländern und der DDR auch diskutiert und angewandt wurden. Der Unterschied zwischen ihnen besteht nicht im Ergebnis der Periodisierung, sondern im Fokus der Ableitung. Während sich die formationstheoretischen Ordnungen vor allem auf den „Historischen Materialismus“ und den „Wissenschaftlichen Kommunismus“ stützen, konzentrieren sich die politökonomischen Ordnungen auf die „Politische Ökonomie des Kapitalismus“ und die „Politische Ökonomie des Sozialismus“.

Beide Periodisierungskonzepte waren selbst immer wieder einem terminologischen und inhaltlichen Wandel unterworfen, so dass hier nicht von dem formationstheoretischen oder dem politökonomischen Periodisierungskonzept gesprochen werden kann. Eine der Ursachen für diesen terminologischen und inhaltlichen Wandel bestand darin, dass sich aus den Werken der Klassiker des Marxismus-Leninismus keine eineindeutigen formationstheoretischen und politökonomischen Periodisierungsschemata ableiten ließen. Die entsprechenden Texte waren unterschiedlich interpretierbar und ließen dementsprechend verschiedene Periodisierungen zu[117]. Da wir hier keine minutiöse Textexegese betreiben wollen, belassen wir es an dieser Stelle bei einer kurzen und vereinfachten Darstellung.

Was zunächst die formationstheoretischen Periodisierungskonzepte anbelangt, so lag ihnen folgende Argumentationsstruktur zugrunde: Die Klassiker unterschieden zwischen verschiedenen Gesellschaftsformationen. Neben den vorkapitalistischen Formationen, wie der Sklavenhaltergesellschaft, dem Feudalismus und der asiatischen Produktionsweise waren dies vor allem die beiden großen Formationen Kapitalismus und Kommunismus. Der Kapitalismus hatte sich im 19. Jahrhundert zur global herrschenden Formation entwickelt, schuf aber bereits nach Marx mit dem Proletariat seinen eigenen Totengräber[118]. Mit der Entwicklung des Monopolkapitalismus Ende des 19. und des staatsmonopolistischen Kapitalismus Anfang des 20. Jahrhunderts sowie mit der damit verbundenen Entstehung mächtiger Arbeiterorganisationen, vor allem in Deutschland, schien der Kapitalismus an seine Grenzen gelangt und der Übergang zu einer neuen, höheren Gesellschaftsformation, dem Kommunismus, unmittelbar bevor zu stehen. Durch die Oktoberrevolution 1917 und die Gründung der Sowjetunion war der Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus aus einer theoretischen Möglichkeit zu einer praktischen Tagesaufgabe geworden[119].

Im Einzelnen wurde dieser Übergang vom Kapitalismus zum Kommunismus wie folgt vorgestellt[120]: Der Kommunismus besteht aus zwei Phasen, einer ersten, dem Sozialismus, und einer sich daran anschließenden zweiten Phase, dem entwickelten Kommunismus. Im Sozialismus gibt es zunächst noch eine ganze Reihe „Muttermale“ der alten Gesellschaft, wie beispielsweise den Staat, das Leistungsprinzip oder das bürgerliche Recht. Der Übergang von der ersten zur zweiten Phase ist fließend. Es ist ein Prozess, in dem die kommunistischen Keime, die bereits im Schoße des Kapitalismus entstanden, immer mehr entfaltet und die „Muttermale“ immer mehr zurückgedrängt werden. Zwischen den beiden großen Formationen, dem Kapitalismus und dem Kommunismus, genauer zwischen dem Kapitalismus und dem Sozialismus, als der ersten Phase des Kommunismus, liegt eine Übergangsperiode, in der der Kapitalismus schon gestürzt, aber der Aufbau des Sozialismus noch nicht in Angriff genommen wird.

Wodurch sich diese Perioden und Phasen im Einzelnen auszeichnen und wie lange sie wo dauerten, war in den sozialistischen Ländern immer wieder umstritten[121]. In der Sowjetunion zum Beispiel verkündete Stalin bereits am 25. November 1936 auf dem VIII. Außerordentlichen Sowjetkongress den „Sieg des Sozialismus“ und damit den Eintritt in die zweite Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation. Diese Periodisierung wurde allerdings später de facto zurückgenommen. In der DDR galt die Etappe von 1945 bis 1952 als Übergangsperiode. Diese Periode fand dann mit der 2. Parteikonferenz 1952 ihren Abschluss, auf der der planmäßige Aufbau des Sozialismus beschlossen wurde. Diese Periode, die bis zur Selbstaufgabe der DDR dauerte, setzte sich wiederum aus unterschiedlichen Etappen zusammen, wobei die letzte die des Aufbaus der „entwickelten sozialistischen Gesellschaft“ war.

Die politökonomische Periodisierung leitete ihre Ordnung aus dem Entwicklungsstand der ökonomischen „Basis“ oder der „Produktionsweise“ der Gesellschaft ab, insbesondere aus dem bestimmter „Produktionsverhältnisse“, wie etwa den Eigentumsverhältnissen oder der Planmäßigkeit[122]. Der Entfaltungsgrad dieser Verhältnisse bestimmte dann Inhalt und Dauer der Perioden, Phasen und Etappen[123]. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen politökonomischen Konzepten ergaben sich vor allem aus zwei Problemen. Erstens, welches Produktionsverhältnis wurde im System der Produktionsverhältnisse als das primäre und dominierende angesehen. Zweitens, wie ließ sich der Grad der Ausprägung der Produktionsverhältnisse messen, um auf dieser Grundlage eine entsprechende Perioden-, Phasen- und Etappen-Einteilung vornehmen zu können. Die sich um diese beiden Probleme rankenden Debatten füllen kleine Bibliotheken.

Gewiss, sowohl die formationstheoretischen als auch die politökonomischen Ordnungen waren deduktiver Natur und es kann darüber gestritten werden, inwieweit diese über weite Strecken akademischen Debatten die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsperioden sozialistischer Länder realitätsnah abbildeten. Fest steht jedoch, dass diese Periodisierungen sowohl auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Programmatik der kommunistischen Parteien als auch auf ihre alltagspraktische Wirtschaftspolitik einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hatten[124]. So verstanden sich beispielsweise die Verstaatlichungskampagne der Klein- und Mittelbetriebe sowie der Übergang zu neuen Formen des genossenschaftlichen Eigentums in der Landwirtschaft Anfang der 1970er Jahre in der DDR als ein Übergang zu höher entwickelten Eigentumsverhältnissen und damit auch zu einer qualitativ neuen Etappe des Sozialismus[125].

Wirtschaftliche Ordnungen

Die wirtschaftlichen Ordnungen versuchen, ausgehend von grundlegenden ökonomischen Strukturen die Geschichte der DDR und ihrer Volkswirtschaft zu periodisieren. Dabei fallen besonders zwei große Gruppen ins Auge. Die erste Gruppe konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die Planwirtschaftsstrukturen, die zweite auf eine Vielzahl planwirtschaftsübergreifender Strukturen.

Was zunächst die erste Gruppe betrifft, so kann es schwerlich erstaunen, dass es nicht nur unterschiedliche, sondern grundlegend gegensätzliche Auffassungen über die Planwirtschaft im Allgemeinen und die DDR-Planwirtschaft im Besonderen gibt, die sich dann wiederum in unterschiedlichen impliziten oder expliziten Periodisierungen niederschlagen. Dabei sind zwei verschiedene idealtypische Untersuchungsrichtungen erkennbar, eine Top-Down- und eine Bottom-Up-Richtung. Die Top-Down-Richtung setzt an der Theorie der Planwirtschaft an und versucht dann, die allgemeinen Strukturen in der konkreten DDR-Planwirtschaft zu identifizieren und zu analysieren[126]. Die Bottom-Up-Richtung setzt demgegenüber an der Praxis der DDR-Planwirtschaft an, untersucht diese empirisch und leitet dann daraus verallgemeinernde Schlussfolgerungen und Periodisierungen ab[127]. Beide Untersuchungsrichtungen stehen nicht in einem Ausschließungs- sondern in einem Ergänzungsverhältnis und werden auch häufig miteinander verbunden.

Top-Down- und Bottom-Up-Richtung haben eine Gemeinsamkeit: Beide untersuchen und erzählen die Geschichte der DDR-Wirtschaft als eine Planwirtschaftsgeschichte. Dies kommt nicht nur in Titeln, wie etwa „Von Plan zu Plan. Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR“[128], sondern vor allem auch in der Analysestruktur[129] der Untersuchungen zum Ausdruck. Es liegt zweifellos sehr nahe, die Planwirtschaft zur Grundlage der Periodisierung der DDR-Geschichte und Wirtschaftsgeschichte zu machen: Die Planmäßigkeit galt, siehe die zuvor diskutierten marxistisch-leninistischen Periodisierungen, als ein grundlegendes, die sozialistische und kommunistische Produktionsweise konstituierendes Produktionsverhältnisse; die DDR verstand sich selbst als Planwirtschaft und wurde von außen auch als solche gesehen; es gab in der DDR nicht nur die bekannten 5-Jahrespläne, sondern auch einen Zwei-Jahresplan (1949-1950) und einen 7-Jahresplan (1958-1965) sowie Perspektivpläne. Alles scheint also dafür zu sprechen, den Ausprägungsgrad der Planwirtschaftsstrukturen oder die jeweiligen Volkswirtschaftspläne selbst zur Grundlage einer Periodisierung zu machen.

Trotz, oder besser gesagt gerade wegen dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit ist jedoch Vorsicht geboten. Wie weit und wie tief die Planung die DDR-Wirtschaft tatsächlich geprägt hat, muss im Detail untersucht werden. Nicht nur Analysen wie „Der Plan als Befehl und Fiktion“[130] oder „Plan und Wirklichkeit“[131], sondern auch DDR-Bonmots wie „Die typische Durchsetzungsform der Planmäßigkeit ist das Chaos“ verweisen auf die Notwendigkeit solch detaillierter Untersuchungen. Hinzu kommt, dass die Planung auf allen Ebenen, angefangen vom Politbüro bis hin zum Maschinenhelfer permanent und systematisch unterlaufen wurde. Die DDR-Planwirtschaft kann nur in ihrer Dialektik von Planungssystem und Unterlaufungssystem verstanden werden. Und eine solche Untersuchung steht, soweit zu sehen, zurzeit noch aus.

Die zweite Gruppe, die Periodisierungen aus der Untersuchung planwirtschaftsübergreifender Strukturen ableitet, ist inhaltlich sehr breit gefächert. So untersuchen beispielsweise Ark[132], Mühlfriedel und Wiesner[133], Roesler und Siedt[134] oder Boot[135] die Entwicklung der Industrieproduktion in der DDR in unterschiedlichen Zeiträumen und leiten daraus verschiedene Periodisierungen ab. Görzig[136] hat für den Zeitraum von 1980-1991 Produktion und Produktionsfaktoren an Hand von Kennziffern betrachtet. Baar, Müller und Zschaler[137] analysieren für den Zeitraum von 1949-1989 volkswirtschaftliche Strukturveränderungen und Wachstumsschwankungen und entwickeln auf dieser Grundlage ihr Ordnungsmuster der DDR-Wirtschaftsgeschichte. Ausgehend von der zentralen Bedeutung, die technologische Entwicklungen für Volkswirtschaften haben, untersuchten Bentley[138] und Stokes[139] den Verlauf des technologischen Wandels in der SBZ und DDR von 1945-1985 beziehungsweise von 1945-1990 und leiteten daraus unterschiedliche Perioden ab. Auch die Entwicklung einzelner Technikfelder wurde für diese Zeiträume analysiert. So untersuchte etwa Cordata die Informationstechnologien von 1949-1989[140] und Stehling das Straßenwesen von 1945-1989[141]. Roesler[142] hat für den Zeitraum von 1950-1970 den Investitionsrythmus der DDR-Wirtschaft analysiert und auf dieser Grundlage unterschiedliche Entwicklungsetappen abgeleitet. Ritschl beschrieb anhand einer Vielzahl volkswirtschaftlicher Kennziffern den „Aufstieg und Niedergang der DDR“[143]. Keren[144] untersuchte die Entwicklung der Verbraucherpreise von 1950 bis 1983 und leitete daraus eine Periodisierung ab. Steiner analysierte Etablierung, Reform und Niedergang des DDR-Wirtschaftssystems aus einer institutionenökonomischen Perspektive[145].

Die wirtschaftlichen Ordnungen sind in dreierlei Hinsicht problematisch. Erstens operieren sie explizit oder implizit (Stichwort Planwirtschaft) mit einer Reihe sehr voraussetzungsvoller Vorannahmen, die vielfach als „Selbstverständlichkeiten“ in die Analyse eingeführt und dadurch einer selbstreflexiven Prüfung entzogen werden. Zweitens sind die aus den beiden beschriebenen Gruppen abgeleiteten Periodisierungen trotz diverser Überlappungen nicht deckungsgleich. Drittens schließlich gibt es bei den wirtschaftlichen Ordnungen ein grundlegendes Problem, und das betrifft die zentrale Rolle der Politik. Die Ökonomie des Sozialismus im Allgemeinen und die Ökonomie der DDR im Besonderen lassen sich nur als eine politische Ökonomie begreifen, analysieren und beschreiben. Die Untersuchung wirtschaftspolitischer Prozesse und Strukturen ist dabei zwar ein notwendiger, aber keineswegs hinreichender Schritt[146].

Parteipolitische Ordnungen

Bei den parteipolitischen Ordnungskonzepten sind es drei große Gruppen, die die Geschichte der DDR und ihrer Volkswirtschaft aus verschiedenen Perspektiven periodisieren. Schlagwortartig verkürzt handelt es sich dabei um die Parteitags-, die Wirtschaftspolitik- und die Dissidenten-Periodisierung.

Die erste Gruppe, die Parteitags-Periodisierung, ist denkbar einfach und hat ein großes Vorbild. Sie ist denkbar einfach, weil sie die Volkswirtschafts- und DDR-Geschichte als eine Geschichte der SED-Parteitage erzählt. Sie hat ein großes Vorbild, weil es für alle Kommunistischen Parteien in den sozialistischen Ländern ein Urbild solcher Periodisierung gibt, und zwar die „Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki). Kurzer Lehrgang“[147]. Der „Kurze Lehrgang“[148] erschien erstmals 1938 in der Sowjetunion und periodisierte nicht nur die Vorgeschichte und Geschichte der KPdSU, sondern auch die der Sowjetunion in zwölf Kapiteln entlang der Parteitage der SDAPR (Sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands) und der Bolschewiki. Die Logik dieser Periodisierung liegt auf der Hand: Auf der Grundlage der oben diskutierten marxistisch-leninistischen Ordnungen hat die Kommunistische Partei bei der Errichtung der neuen Gesellschaft die „führende Rolle“ inne. Sie ist Vorhut, Hauptinitiator und Organisator des sozialistischen Aufbaus. Folglich ist jeder Schritt dieses Aufbaus notwendigerweise Ergebnis der Parteipolitik. Diese Parteipolitik wiederum, ihre Strategie und Taktik, wird auf den Parteitagen bilanziert und präzisiert. Von daher sind die Parteitage die Dreh- und Angelpunkte des sozialistischen Aufbaus und seiner Periodisierung. Außerhalb dieser Parteitage findet keine relevante, im Grunde genommen gar keine Geschichte statt. Jede Geschichte, ob Wirtschafts- oder Technikgeschichte, ob Kultur- oder Sozialgeschichte, muss auf diese oder jene Weise immer eine Geschichte der Parteitage sein.

Auf Basis dieser Logik sind es zunächst vor allem zwei SED-Geschichten, die einer solchen Parteitags-Periodisierung folgen, und die beide von Autorenkollektiven unter Leitung von Diehl herausgegeben wurden, nämlich „Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Abriß“[149] und „Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in vier Bänden“[150]. Aber auch DDR-Geschichten, wie beispielsweise die 1964 von Doernberg publizierte und 557 Seiten umfassende „Kurze Geschichte der DDR“[151], Badstübners „DDR: Werden und Wachsen“[152] oder die „Illustrierte Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik“ von Heitzer und Schmerbach[153] liegen direkt oder indirekt Parteitags-Periodisierungen zu Grunde. Dieser Periodisierungstyp ist allerdings kein Privileg von marxistisch-leninistischen SED- und DDR-Historikern. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet jene Autoren, die die DDR nicht anders als durch die konzeptionelle Brille der „SED-Diktatur“ sehen können und die sich selbst als schärfste Kritiker jedweder marxistisch-leninistischen Ordnungen akademisch zu profilieren suchen, gezwungen sind, auf Parteitags-Periodisierungen zurück zu greifen. Wer die Geschichte der DDR und ihrer Volkswirtschaft als „SED-Diktatur“ erzählt, kommt schwerlich umhin, sich den SED-Parteitagen und ihrer Vorbereitung, Durchführung und Auswertung zu widmen. Gewiss, beide Periodisierungen unterscheiden sich im Vorzeichen, was die einen weiß malen, malen die anderen schwarz. Die Periodisierungslogik und deren Ergebnisse indes weisen viele Übereinstimmungen auf.

Die zweite Gruppe, die Wirtschaftspolitik-Periodisierung, ähnelt der Parteitags-Periodisierung, ohne jedoch mit ihr identisch zu sein. Ihr liegt folgender Kerngedanke zu Grunde: Die Wirtschaft bildet die „Basis“ des sozialistischen Aufbaus. Die Wirtschaftspolitik, die auf die Um- und Neugestaltung dieser Basis fokussiert ist, ist mithin das Kernstück der Parteipolitik. Eine Geschichte der DDR im Allgemeinen und ihrer Volkswirtschaft im Besonderen muss folglich vor allem eine Geschichte der Wirtschaftspolitik der Partei sein. Einerseits wurde die Wirtschaftspolitik mit dem Übergang zur Fünf-Jahresplanung und der Synchronisation von Parteitagen und Fünf-Jahresplanung seit 1967 sehr eng an die Parteitage gekoppelt, andererseits fanden aber immer wieder wesentliche Kursänderungen der Wirtschaftspolitik nicht nur außerhalb von Parteitagen, sondern auch außerhalb von Plenartagungen statt. Erinnert sei hier nur an Ulbrichts „Neues Ökonomisches Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft“[154] oder an Honeckers „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik“[155], die zwar beide auf Parteitagen und Plenen vorgestellt und legitimiert, dort jedoch nicht konzipiert wurden.

Die dritte Gruppe der parteipolitischen Ordnungen, die Dissidenten-Periodisierung, ist auch auf die Parteipolitik der SED fixiert, genaugenommen allerdings nicht auf diese selbst, sondern auf den Widerstand gegen sie. Die Geschichte der SBZ und DDR wird als eine Geschichte der kleinen und großen Oppositionen erzählt[156]. Neben dem 17.Juni 1953, der Belter- und der Harich-Gruppe, den Ostbüros der SPD, CDU und des DGB, sind es vor allem Namen wie Bloch, Havemann, Biermann, Bahro oder Eppelmann die als Beispiele des Widerstands gelten. Dem Direktor der „Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen“, Knabe, gebührt das Verdienst, eine metrische Ordnung in dieses Geflecht von Ereignissen, Gruppen und Namen gebracht zu haben, denn er hat mit seinem „Dissenz-Fächer“ eine Art „Oppositionsmesser“ konstruiert, dessen Skala 10 Stufen umfasst, von der bloßen Renitenz oder „Resistenz“ bis hin zum „aktiven Widerstand“ und „Aufstand“[157]. Dieser „Oppositionsmesser“ hat allerdings seine Tücken und leidet an systematischen Fehlfunktionen. Streng genommen müssten nämlich der erste und der zweite Minister für Staatssicherheit, Zaisser[158] (1950-1953) und Wollweber[159] (1953-1957) sowie Schirdewan, der ZK-Sekretär der Abteilung Leitende Organe und Kader (1953–1958) ziemlich weit oben auf Knabes Oppositionsskala rangieren. Ähnliches gilt für den ersten Justizminister der DDR, Fechner[160] (1949-1953), den Chefredakteur des ND und Kandidaten des Politbüros, Herrnstadt[161] (1950-1953), den ZK-Sekretär für Landwirtschaftsfragen Vieweg[162] (1950-1954) oder für den Wirtschaftswissenschaftler Behrens und seinen Meisterschüler Benary[163], um hier nur mal ein paar Namen zu nennen. Wie sehr die Oppositionsbewegung tatsächlich die Geschichte der DDR und ihrer Wirtschaft geprägt hat, bliebe einer gesonderten Prüfung vorbehalten. Ihre Geschichte zum Periodisierungsmaßstab zu machen, mag ideologisch verständlich sein, dürfte jedoch sachlich etwas problematisch werden, ohne den Tatsachen Gewalt anzutun.

Staatliche Ordnungen

Bei den staatlichen Ordnungen sind es vor allem zwei Gruppen, die bei einer Periodisierung der DDR-Geschichte und –Wirtschaftsgeschichte ins Auge fallen, und zwar die nationalstaatlichen und die sozialstaatlichen Ordnungen.

Was zunächst die nationalstaatlichen Ordnungen anbelangt, so war die DDR wie kein anderes Land der sozialistischen Staatengemeinschaft ein Kind des kalten Krieges[164]. Formal war sie seit ihrer Gründung am 7. Oktober 1949 ein souveräner Staat. Real war sie es bis zu ihrer Selbstaufgabe und ihrem Beitritt zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 nicht. Zum einen, weil sie auf nahezu allen Ebenen, vor allem aber politisch, ökonomisch und militärisch stark von der Sowjetunion abhing. Zum anderen setzten die USA, die NATO und die Bundesrepublik die DDR massiv unter Druck und versuchten, sie weltweit ökonomisch und politisch zu isolieren, Stichwort „Battle Act“[165] und „Hallstein-Doktrin“[166]. Und dies hatte auch ganz handfeste wirtschaftliche Auswirkungen[167]. Dieser Doppeldruck von beiden Seiten schränkte die staatliche Selbständigkeit und die Handlungsspielräume erheblich ein. Die Geschichte des Nationalstaates DDR ist bei Lichte besehen weniger die Geschichte eines selbständigen Staates, als die Geschichte dieses Doppeldrucks, seiner verschiedenen Etappen, Verflechtungen, Double Binds und Wendepunkte.

In einer solchen Geschichte spielt der Bau der Mauer am 13. August 1961 zweifellos eine zentrale Rolle. Wie kaum ein anderes Ereignis in der 40jährigen Geschichte der DDR ist der Mauerbau auch heute noch so hochgradig ideologisch aufgeladen, dass es unmöglich ist, über sein Für und Wider sachlich zu diskutieren. Allein so ein Ansinnen ruft nicht nur die akademischen Diskurspolizisten, sondern auch die staatlichen Ordnungshüter auf den Plan. Wer dennoch eigene Gedanken zu diesem Problem nicht scheut, dem sei Folgendes empfohlen:

In seinem Aufsatz „Weltgesellschaft und Nationalgesellschaften: Funktionen von Staatsgrenzen“ hat Schimank[168] „Staatsgrenzen als funktionale Mechanismen weltgesellschaftlicher Reproduktion“[169] entwickelt, daraus bestimmte komplexitätsreduzierende Sinn- und Handlungshorizonte für gesellschaftliche Akteure abgeleitet und diese an Hand von Beispielen erläutert. Wer nun Schimanks Denk-Modell auf die DDR und den Mauerbau anwendet, wird zu ganz überraschenden Perspektiven und Einsichten gelangen, dies umso mehr, als Schimank mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei seinem Modell nicht die DDR vor Augen gehabt hat. Mehr noch, andere Veröffentlichungen von ihm deuten eher darauf hin, dass er diesem Nationalstaat, gelinde gesagt, sehr reserviert gegenüber steht. Gerade weil Schimanks Modell nicht den ideologischen Grabenkämpfen des kalten Krieges entspringt, sondern sich eher dem systemtheoretischen Denken Luhmannscher Provenienz verdankt, eignet es sich sehr gut, für eigene Denkübungen jenseits und gegenüber der Mainstreamdiskurse.

Die zunächst bis 1961 weit offene und ab dann rigide geschlossene Westgrenze war neben dem erwähnten Doppeldruck ein drittes wesentliches Konstitutionsmerkmal des Nationalstaates DDR. Die DDR konnte dauerhaft weder mit einer offenen noch mit einer geschlossenen Westgrenze existieren[170]. Dieses Dilemma prägte den Staat und seine Bürger zutiefst. Eine Geschichte der DDR-Grenzen, die diesem Dilemma Rechnung trägt und dabei die von Schimank beschriebenen funktionalen Mechanismen dieser Grenzen sachlich über die 40 Jahre der DDR-Existenz analysiert, steht, soweit zu sehen, gegenwärtig noch aus. Die existierenden Mauer-Geschichten erfüllen diese Kriterien nur sehr unvollkommen oder gar nicht[171].

Die vorliegenden Geschichten der Nationalstaatlichkeit der DDR beleuchten immer nur bestimmte Facetten des erwähnten Doppeldrucks sowie der Entwicklung und der Funktionen der DDR-Staatsgrenzen. Und dies geschieht zudem nicht nur in unterschiedlicher, sondern vielfach in völlig gegensätzlicher Art und Weise[172]. Sie eigenen sich daher nur sehr eingeschränkt für differenzierte Periodisierungen.

Die zweite große Gruppe der staatlichen Ordnungen ist nicht auf die Nationalstaatlichkeit, sondern auf die Sozialstaatlichkeit der DDR fokussiert. Sie erzählt die Geschichte der DDR als Geschichte eines Sozialstaates. Hier liegen sehr umfangreiche und detaillierte Untersuchungen vor. So beispielsweise die „Sozialgeschichte der DDR“ von Kaelble, Kocka und Zwahr[173], Schmidts „Sozialpolitik der DDR“[174] oder Steiners „Statistische Übersichten zur Sozialpolitik in Deutschland seit 1945. Band SBZ/DDR“[175]. Dazu gehören ferner sowohl Untersuchungen zu einzelnen Etappen und Zielgruppen der Sozialpolitik, wie etwa Geisslers „Sozialpolitik für die Frau in der frühen DDR“[176] oder Schmidts „Wohlfahrtsstaat als politischer Prozess: von der Ära Ulbricht über die Ära Honecker bis zur deutschen Einheit“[177] als auch Analysen, die die Sozialstaatlichkeit der DDR in einer langfristigen historischen Perspektive betrachten[178]. Und es gibt vergleichende Untersuchungen, die die Sozialstaatlichkeit der DDR in Beziehung zu anderen Staaten, insbesondere zur Weimarer Republik und zur Bundesrepublik setzen[179]. Auch bei diesen Untersuchungen gehen die Meinungen über den sozialstaatlichen Charakter der DDR oft erheblich auseinander[180].

Bei den Untersuchungen zur Sozialstaatlichkeit der DDR gibt es einen Problemkreis, der bislang nur ansatzweise thematisiert und so gut wie gar nicht analysiert worden ist, und zwar das System der Privilegierung der Arbeiterschaft, insbesondere der 3-Schicht-Arbeiter. Dieses Privilegierungssystem umfasste neben handfesten materiellen Vorteilen vor allem die Herausbildung hypertropher Selbstwertgefühle. Die oft belächelte und als billige Propaganda ironisierte Rede vom „Arbeiter- und Bauernparadies“ DDR hatte durchaus einen rationalen Kern: Der Sozialstaat DDR bot in der Tat für große Teile der Arbeiter und Bauern in vielerlei, wenngleich nicht in jeder Hinsicht, paradiesische Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Geschichte des Sozialstaates DDR ist nicht nur und vielleicht gar nicht mal in erster Linie eine Geschichte der Sozialleistungen, sondern ganz wesentlich auch eine Geschichte der Entdisziplinierung und Entökonomisierung, der Lockerung von sozialen Fremd- und psychischen Selbstzwängen sowie der Reduzierung von Eigenverantwortung. Nicht nur im „Neuen Deutschland“ oder der „Aktuellen Kamera“, sondern im alltäglichen Leben wurden Arbeiter und Bauern in einem Ausmaß und einer Nachhaltigkeit umschmeichelt und hofiert, die das Vorstellungsvermögen kapitalistisch sozialisierter Zeitgenossen schlicht und ergreifend sprengt[181]. Eine systematische Untersuchung dieses Privilegierungssystems, seiner Reichweite und seiner sozialpsychologischen Folgen steht bislang noch aus[182]. Eine solche Analyse würde zweifellos nicht nur wichtige Einsichten in die Sozialstaatlichkeit der DDR ermöglichen, sondern auch neue Periodisierungsperspektiven eröffnen.

Relationale Ordnungen

Die relationalen Ordnungen setzen die DDR und ihre Wirtschaft vergleichend in Beziehung zu anderen Ländern. Dabei dominieren zwei Relationierungen. Zum einen der Vergleich zwischen der BRD und der DDR, zum anderen die Beziehungen zwischen der DDR und anderen sozialistischen Ländern, insbesondere der Sowjetunion. Andere Relationierungen, wie beispielsweise Brysons „The GDR in the International Economy“[183], spielen demgegenüber eine eher untergeordnete Rolle.

Was die erste Relationierung, also den Vergleich zwischen der BRD und der DDR betrifft, so gibt es hier zunächst solche Untersuchungen, wie „Deutsch-deutsche Wirtschaft 1945 bis 1990. Strukturveränderungen, Innovationen und regionaler Wandel: ein Vergleich“ von Baar und Petzina[184] oder „Institutionenordnung und Wirtschaftsentwicklung. Die Wirtschaftsgeschichte der DDR aus der Sicht des zwischendeutschen Vergleichs“ von Bähr[185], in denen die DDR- und die BRD-Wirtschaft über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten und mehr miteinander verglichen werden. Daneben gibt es Analysen, in denen sich ein solcher Vergleich nur auf bestimmte Zeiträume erstreckt, wie etwa „Die wirtschaftliche Entwicklung der beiden Staaten in Deutschland. Tatsachen und Zahlen“ von Thalheim[186], „Die sektoralen Wirtschaftsstrukturen der Bundesrepublik und der DDR“ von Halstrick-Schwenk, Löbbe und Wenke[187], die sich auf die 70er und 80er Jahre konzentrieren, die Arbeit von Kandil „On differences between East and West Germany: 1970-1990“[188] oder die Untersuchung „Struktureller Wandel von Produktion, Faktoreinsatz und Nachfrage in Ost- und Westdeutschland in den achtziger Jahren“ von Ludwig und Stäglin[189]. Auch die Entwicklung bestimmter Unternehmen, wie etwa die der Reichsbahn und der Bundesbahn[190], werden miteinander über vier Jahrzehnte verglichen. Ähnliches gilt für die Einführung des Fernsehens[191].

[...]


[1] Wikimedia Commons 2013, Bild 08

[2] Kaven meint sogar, dass die Historiographie oder Geschichtsschreibung jene Wissenschaftsdisziplin sei, „welche Periodisierung als Instrument par exellence verwendet“ (Kaven 2011, S. 2).

[3] Kuczynski 1973

[4] Engelberg und Küttler 1978

[5] Feine 1950

[6] Baesecke 1924

[7] Timm 2007

[8] Scholz 1983

[9] König 1990

[10] Kim 1981

[11] Broszat 1990

[12] Osterhammel 2006

[13] Schmid 1953

[14] Podskalsky 1972

[15] Eder 1977

[16] Küttler 1983

[17] Flaker 1973

[18] Esch 1984

[19] Exemplarisch siehe Böss 1963; Geiss 1974

[20] Kuczynski 1987

[21] Kondratieff 2013

[22] Vasko 1987; Mensch et al. 1987; Nefiodow 2006; Sterman 1987; Freier 2007; Goodwin 1987

[23] Siehe beispielsweise Horn 1995; Kholodilin und Klär 2007; Reichl 2003; Uebele 2011

[24] Eichengreen und Ritschl 2008; Grünbacher 2012; Heldmann 1996

[25] Ursprünglich war der Begriff des deutschen „Wirtschaftswunders“ zunächst nur auf die BRD bezogen. Als Gegenantwort und in Abgrenzung zu diesem politisch-ideologischen Wunder-Diskurs erschien 1968 in der DDR das Buch „Wirtschaftswunder DDR“ (Müller und Reißig 1968), in dem das wahre deutsche Wirtschaftswunder präsentiert werden sollte. Anknüpfend an diese Rhetorik publizierte dann 1988 Schneider seine Monographie über Anspruch und Realität des Wirtschaftswunders DDR (Schneider 1988). Zu den Ursprüngen des bundesrepublikanischen „Wirtschaftswunders“ siehe auch Roesler 2008a.

[26] Borchardt 1990

[27] Dazu siehe die ebenso komprimierte wie aufschlussreiche Rückbetrachtung von Groys 2006

[28] Shukow 1979, S. 918; Schlieben-Lange 1995, S.75

[29] Kaven 2011

[30] Borchardt 1990, S. 21

[31] Davis et al. 1960

[32] Carlos 2010, S. 1

[33] Goldin 1994, S. 102

[34] Fogel 1966; Woodman 1972

[35] Eddie 1997, S. 12

[36] Greasley und Oxley 2011

[37] Eddie und Komlos 1999, S. 293; Eddie 1997, S. 12

[38] Eddie und Komlos 1999, S. 294

[39] Abbott 1988, 1992; 2004

[40] Mayntz 1997, S. 309

[41] Mavor 1965

[42] Falkus 1972

[43] Kahan 1985, 1989

[44] Gatrell 1986

[45] Carlos 2010, S. 100

[46] Carlos 2010, S. 98

[47] van der Wee 2007, S. 38

[48] Conrad und Meyer 1958

[49] Carlos 2010, S. 101

[50] Zum „kliometrischen Revolution“ siehe unter anderem Grantham 1997; Williamson et al. 2008

[51] van der Wee 2007, S. 38

[52] Fogel 1964

[53] North 1966

[54] Carlos 2010, S. 101/102 ; van der Wee 2007, S. 39; Goldin 1994, S. 4

[55] Man denke etwa an das „Chinesische Zimmer“ in der Informatik, „Schrödingers Katze“ in der Quantenmechanik, den „Laplaceschen Dämon“ in der klassischen Physik oder an das „Schiff des Theseus“ in der Philosophie.

[56] Crafts 1987; Diebolt 2012a; Greif 1997; Meyer 1997; Diebolt 2012b; Greasley und Oxley 2011

[57] Tilly 1997, 2001; Eddie und Komlos 1999; Grantham 1997

[58] Darné und Diebolt 2006; Diebolt 2005; Ransom 2006; Savona und Sapsed 2013; Tunzelmann 1990

[59] Kowaltschenko et al. 1972

[60] Kowaltschenko et al. 2012

[61] Grinin 2006a

[62] Malkov 2013b

[63] Negin und Mironos 2012

[64] Malkov 2013a

[65] Hierzu siehe zum Beispiel die Lehrbücher Алтайский государственный университет 2013; Министерство образования и науки Украины Харьковский национальный университет 2008

[66] So etwa die Überlegungen von Grinin 2006b

[67] Exemplarisch siehe hierzu Diebolt und Guiraud 2000; Greasley und Oxley 2010; Korotaev et al. 2006; Turchin 2009

[68] Siehe beispielsweise Thome 2005; Neusser 2011; Schlicht 2008

[69] Whaples 1991

[70] North 1965; Diebolt 2005, 2012b; Williamson et al. 2008; Drukker 2006

[71] Croushore 2011

[72] Pellier 2005

[73] Exemplarisch siehe Franzosi 1996

[74] Boldizzoni 2011; Salerno 2002

[75] Moscati 2008

[76] Schliesser 2008

[77] Dumke 1986

[78] Diebolt 2007, S. 258

[79] Luhmann 1993

[80] Diesen häufig benutzten Begriff prägte Gaus 1983

[81] Meier 1990

[82] Pollack 1990

[83] Deppe und Hoss 1989

[84] Busch 2009

[85] Bock 1993

[86] Meuschel 1992, 10

[87] Bude 1993

[88] Solga 1995

[89] Kocka 1994

[90] Wolle 1998

[91] Hockerts 1994

[92] Haendcke-Hoppe 1994

[93] Jarausch 1998

[94] Deutz-Schroeder und Schroeder 2008

[95] Wolle 1998, S. 125

[96] Siehe beispielsweise die divergierenden Analysen von Ritter 2002 und Ruben 2006

[97] Joas und Kohli 1993, S. 7

[98] Friese 1991, S. 3

[99] Friese 1991, S. 1–14 sowie ihre grundlegenden Überlegungen zum Verhältnis von Geschichte und Gedächtnis (S.15-22), die gerade für die Periodisierung der DDR-Geschichte und –Wirtschaftsgeschichte sehr interessante methodologische Anregungen liefern.

[100] Hierzu siehe beispielsweise Glaeßner 1999; Judt 1999; Roesler 2002, 2012; Steiner 2004; Mählert 2011

[101] Lichtenberg 2003

[102] Zu einem Überblick siehe Wikipedia 2014a

[103] Zur sozialen Eigenzeit und zu gesellschaftlichen Zeitstrukturen siehe unter anderem Sorokin und Merton 1937; Elias 2000; Nowotny 1989; Rosa 2005; Nassehi 1993

[104] Hierzu siehe zum Beispiel Kusch 1991, S. 22 oder Kopstein 1997, S. 5, der sich auf Kusch stützt, ferner Ritschl, S. 16; Roesler et al. 1986, S. 89–234; Ark 1995, S. 84; Küchler 1997, S. 21–48

[105] Zur Geschichte und Struktur des japanischen Kalenders siehe Zöllner 2003

[106] Collier, Jr 1999

[107] Cornelsen 1990a

[108] Hürtgen und Reichel 2001

[109] Plötz 1988

[110] Schmidt 2004a

[111] Remy 2005

[112] Zu dieser Wende siehe unter anderem Girardet 2006; Mühlenberg 1998

[113] Zur Struktur und zum Verlauf dieses Veränderungsprozesses siehe etwa Canzler et al. 2008

[114] Zum Begriff und zur Analyse der „Revolutionen von oben“ siehe unter anderem Engelberg 1974

[115] Eine vollständige Liste der DDR-Feiertage siehe Wikipedia 2014b

[116] Hierzu siehe im Detail Marz 1993

[117] Eine der Ursachen lag in den Klassiker-Texten selbst. Marx verwandte, um hier nur ein Beispiel zu nennen, in seinen Frühschriften, wie etwa den „Pariser Manuskripten“ (Marx 1974b) die Begriffe „Kommunismus“ und „Sozialismus“ in einer genau umgekehrten formationstheoretischen Bedeutung als in seinen Spätschriften, wie der „Kritik des Gothaer Programms“ (Marx 1974a). Hierzu siehe auch Kühne 1979.

[118] Diese „Totengräberfunktion“ des Proletariats hatte Marx bereits in seinen Frühschriften herausgearbeitet (Marx 1974c) und später dann systematisch im „Kapital“ (Marx 1972).

[119] Für einen kurzen Überblick siehe Marz 2014, S. 20-24, 51-53

[120] Dieser Periodisierungsansatz stützte sich insbesondere auf Marx‘ „Kritik des Gothaer Programms“ (Marx 1974a; Lenin 1974, Tőkei 1977b, 1977a.

[121] Hierzu siehe beispielsweise die grundlegende Auseinandersetzung Tökeis mit Stalins formationstheoretischen Interpretationen (Tőkei 1977a, S. 9-26).

[122] Siehe beispielsweise Ebert und Tittel 1987; Luft et al. 1987; Schliesser und Schulz 1986

[123] Zur Geschichte der Politischen Ökonomie des Sozialismus und ihren Periodisierungen siehe Autorenkollektiv 1979, 1973; Fabiunke 1979; Sirokorad 1977. Zu den Standardwerken der Politischen Ökonomie des Sozialismus und ihren unterschiedlichen Ansätzen siehe Koslow 1973a, 1973b, Rumjanzew 1971; Zagolow 1972; Richter und Becher 1989. Zu methodologischen Problemen der Politischen Ökonomie des Sozialismus, die diesen Ansätzen zugrunde liegen siehe Kusminow 1976.

[124] Dies macht beispielsweise Pleyer in seinem Versuch einer Periodisierung der Entwicklung des DDR-Volkseigentums unter wirtschaftsrechtlichen Gesichtspunkten sehr anschaulich deutlich (Pleyer 1969).

[125] Zu dieser Kampagne siehe Kaiser 1990

[126] Hierzu siehe exemplarisch Schulz 1990, Schwarzer 1999, 1999, S. 56–69, Wienert 1991; Gutmann 1996; Martin 2001

[127] Siehe beispielsweise Roesler 1978a; Wenzel 1998; Schürer 1996; Rosa-Luxemburg-Stiftung 2007; Roesler 2002

[128] Steiner 2007

[129] Siehe etwa Schwarzer 1999; Roesler 1978b; Mühlfriedel und Wießner 1989, S. 185–211; Gutmann 1996; Krause 2007

[130] Pirker et al. 1995

[131] Wenzel 1998

[132] Ark 1995

[133] Mühlfriedel und Wießner 1989

[134] Roesler et al. 1986

[135] Boot 1984

[136] Görzig 1992

[137] Baar et al. 1995

[138] Bentley 1986

[139] Stokes 2000

[140] Cordata 2012

[141] Stehling 1992

[142] Roesler 1985

[143] Ritschl 1995

[144] Keren 1987

[145] Steiner 2004

[146] Hierzu siehe die kurze und grundlegende Analyse von Groys 2006

[147] Kommission des ZK der KPdSU 1952

[148] Zu einer kritischen Betrachtung des „Kurzen Lehrgangs“ siehe Judick 2003

[149] Diehl 1978

[150] Diehl 1988

[151] Doernberg 1969

[152] Badstübner 1975

[153] Heitzer und Schmerbach 1988

[154] Roesler 2008c

[155] Kaiser 1997

[156] Zur Geschichte der DDR-Opposition siehe Neubert 1997. Einen Literaturüberblick über weitere wichtige Quellen gibt Dietrich 2002.

[157] Knabe 1996, S.197-198

[158] Müller-Enbergs 2003

[159] Flocken und Scholz 1994

[160] Beckert 2003

[161] Müller-Enbergs 1991

[162] Scholz 1997; Vieweg wurde nebenbei gesagt 1958 vom Obersten Gericht der DDR wegen Staatsverrats immerhin zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das müsste ihm in Knabes „Dissenz-Fächer“ und in der einschlägigen Dissidentengeschichtsschreibung eigentlich einen Ehrenplatz sichern. Allerdings weist Viewegs Lebensweg zwei entscheidende Mankos auf, die das verhindern. Er hat als KPD-Funktionär gegen den Faschismus gekämpft und er war hochrangiger SED-Funktionär.

[163] Roesler 2008c

[164] Diedrich 2011; hierzu siehe auch Junker 2004b, 2004a; Raack 1993

[165] Greiner et al. 2010, S. 438–456

[166] Gray 2003

[167] Roesler 1990

[168] Schimank 2005

[169] Schimank 2005, S. 398

[170] Dazu siehe unter anderem Roesler 2003a, 2004b

[171] Siehe etwa Flemming und Koch 2008; Taylor und Schmidt 2009; Wolfrum 2009

[172] Küchler 1997; Timmermann 2004; Timmermann 1990; Badstübner 1975; Doernberg 1969; Mählert 2011; Nakath 2010; Roesler 2012; Schroeder 2013; Staritz 1996; Fritsche 2014; Autorenkollektiv 1974; Dennis 2000; Roesler 2005b

[173] Kaelble et al. 1994

[174] Schmidt 2004b

[175] Steiner 2006b

[176] Geissler 1991

[177] Schmidt 2004a

[178] Boldorf 2006; Winkler 1989

[179] So zum Beispiel Rytlewski und Opp de Hipt 1987; Döring 2004; Schönhoven und Mühlhausen 2012

[180] Voß 2008; Jarausch 1998; Bouvier 2002; Bollinger 2005

[181] Hierzu siehe beispielsweise Marz 1991, 1992, 1993; Baecker et al. 2013

[182] Es gibt jedoch eine ganze Reihe von Arbeiten auf die sich eine solche Untersuchung stützen könnte. In kritischer Auseinandersetzung mit den unterschiedlich fokussierten Analysen von Hübner 1999, 1993, 1998b, Hürtgen 2012, 2005, 2009; Roesler 1974, 1981, 1984b, 1994, 1997a, 1997b, 1998, 1999a, 2005a, Salheiser 2003, 2005, 2009 und Marz 1991, 1993, 1992 ließe sich die Geschichte dieses Privilegierungssystems rekonstruieren.

[183] Bryson 1979

[184] Baar und Petzina 1999

[185] Bähr 1999

[186] Thalheim 1981

[187] Halstrick-Schwenk et al. 1990

[188] Kandil 2001

[189] Ludwig und Stäglin 1999b

[190] Bartelsheim 2001

[191] Meyen und Hillman 2003

Ende der Leseprobe aus 126 Seiten

Details

Titel
Die Periodisierungsmatrix. Erster Halbband
Untertitel
Ein kliometrisches Tool zur Bestimmung wirtschaftsgeschichtlicher Entwicklungsphasen. Das Fallbeispiel DDR
Veranstaltung
Ökonometrie, Wirtschaftsgeschichte
Autoren
Jahr
2014
Seiten
126
Katalognummer
V278769
ISBN (eBook)
9783656724230
ISBN (Buch)
9783656724193
Dateigröße
1070 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kliometrie, DDR, Ökonometrie, Periodisierung, Wirtschaftsgeschichte
Arbeit zitieren
Wolfgang Böhme (Autor:in)Lutz Marz (Autor:in), 2014, Die Periodisierungsmatrix. Erster Halbband, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278769

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