Heinrich Heine in den Jahren der Umsiedlung nach Paris

Skript


Vorlesungsmitschrift, 2011

19 Seiten


Leseprobe


Heinrich Heine nach der Juli-Revolution von 1830 und das komische Versepos „Atta Troll“ (1841/42)

Das Jahr 1830

- Revolutionärer Aufstand von Pariser Arbeiter und Studenten gegen das absolute Königtum und Sieg über die Truppen Karls X.
- Louis-Philippe wird König à konstitutionelle Monarchie à Monarch herrscht nicht mehr absolut, willkürlich sondern ist an Verfassung gebunden, muss Ausgleich mit dem Parlament suchen
- Aufstände in Brüssel, Belgien, Aachen à in Deutschland herrschen aber weiterhin die absoluten Fürsten
- Beginn des polnischen Aufstandes à Polen gerät unter russische Verwaltung à viele polnische Emigranten in Paris (Chopin)

Heines Übersiedlung nach Paris

- 1831: Heine reist von Hamburg nach Paris
- Erste Bekanntschaften: Chopin, Liszt, Gautier à viele Musiker
- Heine ist regelmäßig Gast im Salon der italienischen Emigrantin Maria Cristina, à viele Salons zu dieser Zeit à Privaträume à einmal in der Woche alle Freunde da zum Diskutieren über Politik u.a. à man aß und trank zusammen à lange Tradition in Frankreich (17. Jhd.) à in Salons werden Revolutionen geplant (gibt es auch in Berlin)

Honoré Daumier (1808 – 1879): Maler, Zeichner und Chronist seines Zeitalters

- Übte Zeit- und Sozialkritik
- Schon Leonardo da Vinci (1452 – 1519) à hat Karikaturen gezeichnet
- Körperzüge werden bei einer Karikatur übertrieben
- Physiognomie à jeder Mensch tendiert zu einem Tier in seinem Aussehen oder Verhalten

„Atta Toll. Ein Sommernachtstraum“ (1841/1842): Politik und Kunst

- Verbot des Drucks und der Verbreitung seiner Schriften in Deutschland
- Kritik von republikanischer Seite an Heines Absolutsetzung der Kunst
- Schwer zu interpretieren, da es viele unterschiedliche Standpunkte gibt
- In Werken oft exotische Welten
- fantastische, fremde Welten außerhalb Europas
- zeigt seine Fremderfahrungen innerhalb Europas, Heines Erfahrungen in Paris
- in der „Zeitschrift für elegante Welt“ von Heinrich Laube mit starker Vorzensur veröffentlicht
- Atta Troll ist ein „komisches Versepos“
- Bär ist eine Art „braver Bürger“ mit kommunistischer Tendenz
- Steht für Gleichheit, fördert sie
- Talent darf niemals auf Mittelmaß herabgesetzt werden, Kritik der Tendenz zur Mittelmäßigkeit
- Kuss, Freiheit und Kunst um ihrer selbst Willen
- Erzähler trifft in einer Hexenhütte ein, alles Gestalten, die im Lebensgenuss ihre Erfüllung fanden à König Arthus, William Shakespeare, Goethe (Jagdlust)
- Sätze aus Dichterschulen seiner Zeit, v.a. schwäbische à Uhland und andere schwäbische Dichter werden in dieser „Hexenszene“ verspottet à verbreiten nach Heine eine prüde Tugendlehre à es geht ihnen nicht um Freiheit, sie ignorieren gesellschaftliche Spannungen und schreiben nur über Wald, Wiese und Heimat
- Das Begräbnis des Bären und der Einzug in die Walhalla à Grabinschrift: Talent gegen Charakter, Bär hat Charakter aber kein Talent

Vorrede: Deutung:

- l’art-pour-l’art-Prinzip (Kunst muss nicht der Gesellschaftskritik dienen)
- gegen die „Tendenzpoesie“ (Freiligrath, Herwegh, Gutzkow)
- entweder Leute mit Charakter aber schlechte Musiker/Dichter oder umgekehrt à für Heine war Talent (Genie) wichtiger als Charakter à Verhältnis von Talent und Charakter
- Kunst soll von allen Zwecken und Tendenzen frei bleiben à ohne eine solche Kunst wäre es für Heine eine nicht lebenswerte Gesellschaft
- Gesellschaft als Lebensfest zu der die Kunst gehört
- Polemik gegen Mittelmäßigkeit
- Einerseits Kritik an Kommunismus, andererseits am frühen Kapitalismus à Finanzbürgertum
- Emanzipation und Befreiung der ganzen Welt (nicht nur des deutschen Volkes)

Ist kein nützlich tugendhafter

Karrengaul des Bürgertums,

Noch ein Schlachtpferd der Parteiwut,

Das pathetisch stampft und wiehert!

à Pegasus als Zeichen für die „Kunst um der Kunst willen“

Reflexion über eigene Poetik, Poetik der Romantik

- Im Schlusskapitel: Stellung des Feingeistes in der Gesellschaft „Ach es (Atta Troll) ist vielleicht das letzte freie Waldlied der Romantik“
- Nimmt stoffliche Anregungen der Romantik an
- Atta Troll hat balladenhaften Charakter
- Dialektik von Nähe von Ferne zur Romantik im Herzen des Gesamtwerks: „alter Grundton“ – „moderner Thriller“

St. Simonismus

- Saint-Simone: frz. Gelehrter im 19. Jhd., vertrat Modell eines pantheistisch gefärbten Sozialismus
- Heine bewegt sich in Kreisen der Zeitschrift „Europe litéraire“ (Victor Bohain)
- Heine beschäftigt sich mit Kunst, Lektüre der „Manessischen Liederhandschrift“ in der Pariser königlichen Bibliothek, Minnesang
Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland (1834)
- Möchte dem Deutschlandbild der Germaine de Stael (romantisch geprägtes Bild) entgegenwirken à Erwiderung auf ihr Buch
- An französisches Publikum gerichtet
- Heines Geschichte als Teil eines geplanten Deutschlandbuchs àzusammen mit „die romantische Schule“

Sein Stil

- Sprunghafter Themenwechsel
- Anekdoten/Digressionen
- Parodie, Persiflage
- Eine Art „fantastische Symphonie“ à Analogie zur Musik, zur Tonart

Deutung

- Christentum hat vieles geleistet für Menschheit z.B. Tröstung, gleiches Gefühl und gleiche Sprache à Christentum hat unseren Erfahrungshorizont wesentlich bereichert laut Heine

- Heine verneint Christentum nicht und ist kein Kritiker, fragt nach der Rolle des Christentums à Zivilisationsgeschichte

- Grundgedanke: „Zwei-Prinzipienlehre“
- „der gute Christus“ – „der böse Satan“
- „Welt des Geistes“ – „Welt der Materie“
- kein Gegensatz zwischen Spiritualismus und Materialismus wenn Gott überall ist
- Christentum ist als „Idee“ unsterblich, im Kern manichäistisch/gnostisch

„Religion der Freude“

- Eine Art Umkehrung dieser christlichen Ideologie (Vertröstung der Frommen aufs Jenseits)
- Interpretiert Christentum neu im Sinne einer irdischen Glückseligkeitstheorie
- Pantheismus: Vorstellung, dass alles Gott ist, Vorstellung einer Allgottheit
- Für Heine, da früher vor allem bei den Heiden der Glaube an den Pantheismus stark war
- Heidnischer Rest im Christentum
- Heidnische Götter leben weiter in verborgener Gestalt
- Heidnische Götter auch in der Kunst
- heidnische Mythologie als politische Allegorie

Luther

- Denkfreiheit
- Akademische Freiheit
- Luther schuf die deutsche Sprache à Bibelübersetzungen als Grundlage einer deutschen Literatur
- Einheitliche deutsche Schriftsprache
- Begründer der deutschen Literatur
- Modell einer neuen revolutionären Synthese: Geist und Materie
- Kritischer Blick Heines auf Luther: Luther war gut für seine Zeit, aber ist stehengeblieben, Luthertum um 1830 Staatskirchentum in Preußen

Spinoza

- für Heine Märtyrer der Freiheit und Vernunft
- Spinoza wird für Heine wie eine Art Heiland

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Details

Titel
Heinrich Heine in den Jahren der Umsiedlung nach Paris
Untertitel
Skript
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Autor
Jahr
2011
Seiten
19
Katalognummer
V278626
ISBN (eBook)
9783656717034
ISBN (Buch)
9783656716983
Dateigröße
563 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
heinrich, heine, jahren, umsiedlung, paris, skript
Arbeit zitieren
Bachelor Ramona Schilling (Autor:in), 2011, Heinrich Heine in den Jahren der Umsiedlung nach Paris, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278626

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