Zur Problematik der Übersetzung von Negationsformen aus dem Arabischen

Anhand ausgewählter Beispiele der deutschen Koranübersetzungen


Masterarbeit, 2012

147 Seiten


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

0. Einführung
0.1 Problemstellung
0.2 Ziel der Forschungsarbeit
0.3 Methode und Aufbau der Arbeit

1. Negation als Phänomen im Deutschen
1.1 Allgemeines zur Negation im Deutschen
1.2 Sprachlicher und außersprachlicher Ausdruck der Negation
1.3 Der Formenbestand der Negationsträger
1.4 Syntaktische Charakteristika
1.5 Semantische Merkmale von Negationswörtern
1.5.1 Semantische Merkmale aller Negationswörter
1.5.2 Semantische Merkmale einzelner Negationswörter
1.6 Weitere Negationsträger
1.6.1 Konkurrenzformen
1.6.2 Negationsträger mit leerer Negationsbedeutung
1.6.3 Besonderheiten
1.7 Mittel der Negation im Satz
1.7.1 Das Satzäquivalent nein
1.7.2 Das negierte Prädikat
1.7.3 Negierende Indefinitpronomen und Adverbien
1.7.4 Ideomatisch durch Wendungen
1.7.5 Intoratorisch durch Kontrastakzent
1.8 „Satz-“ und „Sondernegation“

2. Das zweite Kapitel: Negation als Phänomen im Arabischen
2.1 Allgemeines zur Negation im Arabischen
2.2 Der Formenbestand der Negationswörter im Arabischen
2.3 Syntaktische Charakteristika der Negationspartikeln
2.3.1 Die grammatisch funktionsübenden Partikeln
2.3.2 Die nicht grammatisch funktionsübenden Partikeln
2.4 Die Eigenschaften der Negationspartikeln im Arabischen
2.4.1 Semantische Merkmale aller arabischen Negationswörter
2.4.2 Semantische Merkmale einzelner Negationswörter
2.5 Die wesentliche Rolle der Pragmatik bei der Entschlüsselung der exakten Bedeutung des arabischen negierten Satzes
2.6 Regelungen in der arabischen Negation
2.7 Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Negation im Deutschen und im Arabischen

3. Negation als ein Übersetzungsproblem aus dem Arabischen ins Deutsche
3.1 Das erste Übersetzungsproblem
3.2 Das zweite Übersetzungsproblem
3.3 Das dritte Übersetzungsproblem

4. Zusammenfassung der Ergebnisse

5. Anhänge
5.1 Anhang : Hinweise zur Umschrift
5.2 Anhang : Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen und Symbole

6. Literaturverzeichnis
6.1 Deutschsprachige Literatur
6.2 Arabischsprachige Literatur

0. Einführung

0.1. Problemstellung

„Negation“ als ein sprachliches Phänomen gehört vor allem in den Untersuchungsbereich der Bedeutungslehre.1 und gilt als ein sprachliches Mittel, durch das zurückgewiesen wird, was der Sprachpartner glaubt.2 Aufbauend auf diese Bedeutung ist es selbstverständlich festgestellt, dass dieses Phänomen in allen Sprachen existiert ist und dass es als ein sprachliches Universal gilt.3 Aber jede Sprache hat ihre eigenen Mittel, die Negation zu realisieren. Dieses universale Phänomen ist aber trotz seines universellen Charakters in seiner Ausprägung und seinen Ausdrucksformen sprachlich und kulturell determiniert. Die einzelsprachlichen und kulturell determinierten Besonderheiten des Ausdrucks von Negation sind es, welche die Übersetzung der negativen Strukturen zur Herausforderung für den Übersetzer werden lassen. Der Übersetzer nimmt hier eine verantwortungsvolle Funktion als Vermittler zwischen Welten bzw. zwischen Kulturkreisen wahr, eine Funktion, die weit über die rein sprachlichen Zeichen hinaus geht.

Im Zusammenhang der Übersetzung der Negationsformen können die Übersetzungsschwierigkeiten darin vorgestellt werden:

Einerseits stellt die Übersetzung der Negationsformen also ein wesentliches Problem für den Übersetzer aus dem Arabischen ins Deutsche im Allgemeinen dar. Dies erscheint sehr, wenn man weiß, dass die beiden Sprachen, die Ausgang- und die Zielsprache, also das Arabische und das Deutsche, zwei ganz verschiedene Kulturen aufweisen, nämlich die arabisch-islamische und westliche Kultur. Ferner gehört das Arabische zur Hamitisch-Semitischen Sprachfamilie, das Deutsche hingegen zur Indoeuropäischen Sprachfamilie bzw. zum Germanischen. Andererseits verschärft sich die Übersetzungsproblematik der Negationsformen aus der arabischen Sprache ins Deutsche, besonders wenn es von der Koranübersetzung abhängt.

Auf der linguistischen Ebene ist es auch zu sagen, dass die Schwierigkeit der Übersetzung der Negationsformen sich mehr verschärft, denn in diesem Bereich treffen sich im Arabischen mehrere Disziplinen ferner, als da die arabische Grammatik, Rehtorik und die Semantik.

Alle Disziplinen hat der Übersetzer beim Übersetzungsvorgang der arabischen Negationsformen aus dem Arabischen ins Deutsche im Auge zu halten, um das genaue Gemeinte von der arabischen Negation in der deutschen Sprache gut und getreu wiederzugeben.

Es kann noch auch gesagt werden, dass die Schwierigkeiten bei der Übersetzung der Negationsformen aus dem Arabischen ins Deutsche sich daraus ergeben, dass die Negationswörter im Arabischen einige Besonderheiten haben, die bei dem Übersetzungsvorgang zu betrachten sind. Das Absehen von diesen Besonderheiten bzw. Ansätzen kann zu einer Übersetzungsproblematik führen. Dies zeigt sich, wenn man einige arabische negierte Sätze, die von den einigen Koran-Übersetzern ins Deutsche wiedergegeben worden sind, behandelt.

Eine dieser Besonderheiten ist es zum Beispiel, dass das Negationswort im Arabischen dem Adressaten mehrere Nuancen tragen kann, was verlangt, dass der Übersetzer beim Übersetzungsvorgang ein sprachliches Lexem zu dem deutschen Satz hinzufügt, um die semantische Entsprechung dieser einzelnen arabischen Negationspartikel zu verwirklichen.

Als ein anschauliches Beispiel für diese Problematik mag hier die Wiedergabe des negierten arabischen Satzes ( ) in den folgenden verschiedenen vier Übersetzungen der Bedeutungen des Koranverses dienen:

„Der edle Koran und die Übersetzung seiner Bedeutung in deutsche Sprache”, von Scheich Abdullah as-"amit (Frank Bubenheim) und Nadeem Elyas, Medina (Saudi Arabien). (Im Folgenden „Bubenheim-Elyas” genannt) (Der Glaube ist noch nicht in eure Herzen eingezogen.) (Sure 49, Koranvers 14) Übersetzung von Mustafa Maher. (Im Folgenden „Maher” genannt) (Der Glaube ist nicht in eure Herzen eingedrungen) Koranübersetzung von Adel Theodor Khoury. (Im Folgenden „Khoury” genannt) (Der Glaube ist ja noch nicht in eure Herzen gedrungen.)

Übersetzung von Rudi Paret. (Im Folgenden „Paret” genannt) (Der Glaube ist euch noch nicht ins Herz eingegangen.)

In diesem Koranvers ist die arabische Negationspartikel lamm gekommen. Sie gilt als eine Schwester der arabischen Negationspartikel lamm. Sie weist semantisch genauso wie die arabische Negationspartikel lamm auf die Negationsbedeutung. Die semantische Pointe zwischen diesen beiden arabischen Negationspartikeln besteht aber darin, dass die Negationsbedeutung durch lamm vorläufig bis der Sprechzeit andauert, und in der Zukunft ist es erwartet, die Negationsbedeutung irgendwann abzubrechen und die entgegengesetzte Bedeutung zu verwirklichen. Die semantische Entsprechung der arabischen Negationspartikel lamm kann also durch die Hinzufügung des deutschen sprachlichen Lexems noch neben der deutschen Negationspartikel nicht verwirklicht werden.

Es zeigt sich aber, dass die Darstellung und die Wiedergabe der arabischen Negationspartikel lamm in jeder der vorliegenden Koranübersetzungen - außer in der Übersetzung von Maher - mit der gleichen Weise gekommen ist, obwohl sie alle die Negationsbedeutung ins Deutsche wiedergegeben haben. Alle vorliegende Koranübersetzungen außer der Koranübersetzung von Maher haben die arabische Negationspartikel lamm mit der Kombination noch nicht wiedergegeben. Hingegen hat Maher sie nur mit der deutschen Negationspartikel nicht wiedergegeben, was auf die Genauigkeit seiner Übersetzung beeinträchtigt hat. Die Ungenauigkeit1 der Übersetzung von Maher kann daraus erschlossen werden, dass diese gebrauchte deutsche Negationspartikel nicht nicht alle gewollte arabische Nuancen bzw. Informationen wiedergegeben hat.

Bei der Übersetzung einiger negierten Sätze sei noch ein anderes Problem in diesem Zusammenhang zu bemerken, das darin besteht, das Gemeinte der Negation genau zu entschlüsseln und die pragmatische Rolle zu betrachten.

Als ein anschauliches Beispiel für diese Problematik mag hier die Übersetzung des Koranverses 17 der Sure 8 hier dienen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bubenheim-Elyas:

(Nicht ihr habt sie getötet, sondern Allah hat sie getötet. Und nicht du hast geworfen, als du geworfen hast, sondern Allah hat geworfen.)

Maher:

(Ihr habt sie nicht getötet, sondern es ist Gott, der sie tötete. Du hast ( den Sand nicht) nicht geworfen, sondern es ist Gott, Der geworfen hat)

Khoury:

(Nicht ihr habt sie getötet, sondern Gott hat sie getötet. Und nicht du hast geworfen, als du geworfen hast, sondern Gott hat geworfen.)

Paret:

(Und nicht ihr habt sie (d. h. Die Ungläubige, die in der Schlacht bei Badr gefallen sind.) getötet, sondern Gott. Und nicht du hast jenen Wurf ausgeführt (oder: jenen (Pfeil)Schuss abgegeben), sondern Gott.)

Es ist ersichtlich, dass die Wiedergabe des arabischen negierten Satzes unter den vorliegenden Koranübersetzungen unterschieden sind, obwohl sie alle eine Negationsbedeutung ins Deutsche wiedergegeben haben: Unter den o.g. Koranübersetzungen findet man bei den Koranübersetzungen von Bubenheim-Elyas, Khoury und Paret, dass sie alle das Subjekt des Satzes negiert haben. demzufolge haben sie die Negationspartikeln nicht vor dem Subjekt des Satzes Du vorgestellt. Nach dieser Weise kommt die Übersetzung wie folgt:

(Und nicht du hast geworfen.)

Hingegen ist das Verb des Satzes in der Koranübersetzung von Maher das Satzglied, das negiert worden ist. Also hat er die Negationspartikeln nicht am Ende des Satzes nachgestellt. Nach dieser Weise kommt die Übersetzung wie folgt:

(Du hast (den Sand nicht) nicht geworfen.)

Das heißt, dass die Koranübersetzungen von Bubenheim-Elyas, Khoury und Paret, die das Subjekt des Satzes negiert haben, die Negation im Satz als eine Sondernegation wiedergegeben. Im Gegensatz dazu hat Maher die Negation in demselben Satz als eine Satznegation wiedergegeben. Die Gründe, die zu dieser Problematik geführt haben, werden umfassender bei der Behandlung dieses Phänomens im Arabischen erörtert. Trotz der Richtigkeit1 der Übersetzung von Maher, der das Verb des Satzes negiert hat, hat er aber nach meiner Meinung die Bedeutung des arabischen Satzes ins Deutsche nicht adäquat wiedergegeben. Dies hat sich sehr gezeigt, als er den inneren Satz (; </= >?), der den negierten Hauptsatz umfasst, ignoriert hat. Dies führt mich zu sagen, dass seine Übersetzung dieses negierten arabischen Satzes nicht eine getreue bzw. angemessene Wiedergabe ist, denn er hat das arabische negierte Verb ins Deutsche wiedergegeben, während er das affirmative Verb in demselben arabischen Satz weggelassen und in dem deutschen Text nicht übertragen hat. Aus allen diesen Problemen kann gesagt werden, dass der Empfänger aus solchen Übersetzungen der Negation abweichende oder eingeschränkte Bedeutungen gewinnt, was ein großes Problem darstellt, das mich bewegte, dieses Thema zu untersuchen.

0.2. Ziel der Forschungsarbeit

Es geht hier hauptsächlich um die Übersetzungsproblematik der Negationsformen aus dem Arabischen im Allgemeinen und aus der arabischen Sprache des Korans und den theologischen Texten im Besonderen ins Deutsche. Die vorliegende Forschungsarbeit versucht dementsprechend, die folgenden Punkte zu untersuchen und zum Ausdruck zu bringen:

1- Was ist die Negation, ihre Arten und ihre verschiedenen Weisen im Deutschen?
2- Was wird in der arabischen Linguistik unter Negation verstanden und wie kann der deutsche Adressat besonders die arabische Negation verstehen?
3- Worin liegt die Übersetzungsproblematik, die den Übersetzer bei dem Übersetzungsvorgang der Negationsformen aus dem Arabischen ins Deutsche konfrontieren?
4- Wie würden die Lösungen der o.g. Übersetzungsprobleme aussehen und wie kann man mit den Unterschieden zwischen den beiden Sprachen bei der Übersetzung der Negation aus dem Arabischen ins Deutsche behandeln dann überwinden?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Ziel dieser Forschungsarbeit darin besteht, einige Lösungsstrategien aufzustellen, derer Betrachtung bzw. Berücksichtigung den Übersetzer der arabischen Negation ins Deutsche im Besonderen zu einer angemessenere und glücklichere Übersetzung sicherlich führt.

0.3. Methode und Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der sprachlichen Negation und versucht abzuklären, wie die Negation im Hinblick auf ihre verschiedenen Bedeutungen im Deutschen und Arabischen zum Ausdruck gebracht wird. Hierbei werde ich, um den Gegenstand der Untersuchung einzuschränken, primär auf die Negationsträger, ihren syntaktischen und semantischen Formbestand und die Mittel der Negation im Deutschen im Allgemeinen eingehen.

Dagegen befasse ich mich im Arabischen nicht nur mit den Bedeutungspartikeln, welche die Negation vermitteln, und den syntaktischen und semantischen Merkmalen von den arabischen Negationspartikeln, sondern auch primär mit den Eigenschaften bzw. Merkmalen, mit denen sich die arabische Negation von der fremdsprachlichen Negation auszeichnen. Aufgrund dessen erschienen einige Probleme, die irgendeinen Übersetzer beim Übersetzungsvorgang der arabischen Negation in irgendeine Sprache im Allgemeinen und ins Deutsche im Besonderen konfrentieren. Diese Probleme stehen im Mittelpunkt dieser Untersuchung, was dazu führt, dass ich auf solche Probleme und auf ihre darstellende Beispiele konzentriere.

Also können im Zusammenhang der vorliegenden Arbeit aufgrund des Umfangs nicht alle Bereiche der Negation gleichermaßen untersucht werden, darum werde ich unter dem Begriff „Übersetzungsproblematik der Negationsformen” behandeln, die ein explizites oder implizites Negationselement aufweisen. Damit werden nicht nur die Negationsträger, Negationswörter oder Negationspartikeln nach der formalen Seite sowohl im Deutschen als auch im Arabischen betrachtet, sondern auch bleiben von vornherein verschiedene Aspekte wie z.B. Textanalyse und die Bedeutung des Kontextes und alle Faktoren, die einen Einfluss auf die Bedeutung der Negation haben, im Vordergrund berücksichtigt.

Erwähnenswert ist es aber zu erwähnen, dass die Eigenschaften der arabischen Negation mit der Auslegung und Interpretation des Korans sehr ausführlich veranschaulicht sind. Die klassischen Interpreten und Gelehrten des Arabischen haben deshalb im Rahmen der Interpretation der Koranverse die unterschiedlichen Bedeutungen bzw. Eigenschaften der arabischen Negation erklärt und eine sprachliche Theorie aufgestellt, die als Grundlage für das Verstehen und für die spätere Analyse diente, was mich bewegt hat, die Erklärungsbeispiele und die problematische Beispiele aus dem Koran zu entnommen. Ich habe mich für Übersetzung des Korans vier Koranübersetzungen als Korpus entschieden.

Es sind:

1- „Der edle Koran und die Übersetzung seiner Bedeutung in deutsche Sprache”, von Scheich Abdullah aX-"amit (Frank Bubenheim) und Nadeem Elyas, Medina (Bubenheim-Elyas).
2- Die Übersetzung von Mustafa Maher.
3- Die Übersetzung von Adel Theodor Khoury. 4- Die Übersetzung von Rudi Paret.

Die Entscheidung für diese Übersetzungen begründet sich dadurch, dass sie von verschiedenen Übersetzern wiedergegeben worden sind. Durch die Feststellung dieser vier Koranübersetzungen findet man also vier Übersetzer, die aus verschiedenen Orientierungen ganz unterschiedliche Kulturen und Religionen aufweisen. Unter ihnen gibt es die arabischen Übersetzer wie Maher und Khoury. Es gibt auch unter ihnen die deutschen Übersetzer wie Bubenheim und Paret. Das Arabische gilt also für zwei von ihnen als Muttersprache und für die andere als Fremdsprache. Wichtig ist hier bei dem Überstzungsvorgang der arabischen Negationpartikeln, dass der Muttersprachler mit Hilfe des Sprachgefühles und des Wissens über die Spezifik der arabischen Negationspartikeln, die auf sprachlicher und kultureller Sicht basieren, die feine Unterschiede und stilistische Pointe zwischen der arabischen Negationspartikeln für den jeweiligen Vers herstellen konnte. Noch ein anderer Grund sei hier zu erwähnen, dass die ausgewählten Koranübersetzungen sehr berühmt und weit verbreitet sind. Aus dem Vergleich zwischen dieser Übersetzungen ist es einem ein leichtes, die verschiedenen Übersetzungsprobleme beim Übersetzungsvorgang der arabischen Negation in die deutsche Sprache zu schlußfolgern und klarzumachen.

Die Ansätze bzw. Betrachtungen, aufgrund deren Unberücksichtigung solche vorliegende Probleme entstehen können, werden demzufolge ausführlich mit Aufführung verschiedenere Erklärungsbeispiele dargelegt. Die meisten Erklärungsbeispiele werden meistens möglichst aus dem Koran entnommen und aus den Hadith-Texten entlehnt, wenn es als notwendig gilt, die Frage klar zumachen. Erwähnenswert ist, dass die Übersetzung der verschiedeneren Erklärungsbeispiele werden aus der Übersetzung von „Bubenheim-Elyas” entnommen. Die Übersetzungsprobleme werden aber durch den Übersetzungsversuch einiger Koranverse deutlicher, Dies zeigt, wenn man sieht, wie unterschiedlich die Übersetzer beim Übersetzungsvorgang dieser arabischen negierten Sätze übertragen haben. Also werde ich mit einigen Koranverse, die eine Negationsbedeutung enthält und bei seiner Übersetzung ein Problem darstellt, wie folgt behandeln:

Der Koranvers wird zuerst zitiert. Anschließend werden die verschiedenen o. g. Koranübersetzungen des untersuchten Koranverses angeführt. Dann kommt die Auslegung und die Interpretation der ausgewählten Koranverse nach den zuverlässigen Interpretationen des Korans, wie Ibn Ka[ r, Al- Qur]ub , Al-Qasim u.a. vor. Dies ist sehr nötig, dass ich mit Hilfe dieser Interpretationen des Korans, einen Kontext für den jeweiligen Vers herstellen und das bestimmte Gemeinte der arabischen Negation schlussfolgern konnte. Anhand dieses Kontextes habe ich dann die Bedeutung der im Vers enthaltenen arabischen Negationspartikel enkodiert. Daher wird sehr sensible Fragen mit großem Geschick gestellt, und zwar anhand von mehreren Beispielen, behandelt. Dabei beschäftige ich mich mit sehr feinen Unterschieden betreffend der arabischen Negationsträger, wobei man unbedingt über ein besonders theologisches und sprachliches Gefühl verfügen muss - neben Grund - wissen und Sachkenntnis.

Daraufhin werden die Unterschiede zwischen den vier vorliegenden Koranübersetzungen erklärt. Dann vergleiche ich zwischen dem originalen arabischen Satz und dem ins Deutsche übersetzten Satz. Dadurch wird es beantwortet, ob die Übersetzung die voll gemeinte Negationsbedeutung des Originalsatzes in der Zielsprache wiedergegeben hat.

Es geht hier - wie es aussieht - hauptsächlich nicht nur darum, die verschiedenen Weisen der Negationsübersetzungen in den Koranübersetzungen oder in der aus dem Arabischen ins Deutsche übersetzte Texte darzulegen, sondern auch darum, mehrere Texte der Negationsübersetzungen zu vergleichen. Das zielt darauf, die Schwäche und den Mangel der vorliegenden Übersetzungen der Negationsformen zu zeigen und Vorschläge zur Verbesserung anzubieten.

Ausgehend von dieser Methodik teilt sich die vorliegende Arbeit in eine Einleitung und drei Kapitel sowie eine Schlussfolgerung bzw. Zusammenfassung und ein Literaturverzeichnis. Das erste Kapitel lautet ''Negation als Phänomen im Deutschen'' und untersucht die Terminologie der Negation, ihre Arten, die Negationswörter im Deutschen und ihre verschiedenen Weisen.

Das zweite Kapitel lautet ''Negation als ein Phänomen im Arabischen''. In diesem Kapitel wird auf die arabische Negation eingegangen. Es wirft einen Überblick über die Negationsträger im Arabischen, ihren syntaktischen Formbestand und ihre semantischen Merkmale im Einzelnen. Dann wird der Zusammenhang zwischen der arabischen Negation und der Pragmatik untersucht. Im Anschluss wird ein kurzer Überblick über die Unterschiede zwischen der arabischen und der deutschen Negation gefolgt.

Das dritte Kapitel lautet ''Negation als ein Übersetzungsproblem aus dem Arabischen ins Deutsche'' und untersucht, wie die arabische Negation ein Problem bei der Übersetzung in irgendeine Sprache im Allgemeinen und ins Deutsche im Besonderen darstellt. Es behandelt auch die verschiedenen Bedeutungen der arabischen Negationswörter, die das Deutsche nicht kennt. Die aus den Koranübersetzungen und einige Hadith-Übersetzungen entnommene Beispiele, die solche Übersetzungsprobleme veranschaulichen, werden auch ausgeführt. Hinzu wird versucht, einige Lösungsstrategien vorzuschlagen, die dem Übersetzer bei dem Übersetzungsvorgang der Negationsformen aus dem Arabischen ins Deutsche helfen könnten, um die verschiedenen Übersetzungsprobleme der Negation zu überwinden.

Ebenfalls sei hier darauf hingewiesen, dass die vorliegende Untersuchung - auch die enthaltenden Zitate - auf der Grundlage der neuen amtlichen Rechtschreibregeln anfertigt wurde. Erwähnenswert ist es, dass man das Umschriftsystem der arabischen Buchstaben im Anhang und das Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen und Symbole im Anhang am Ende der Forschung finden kann.

Erstes Kapitel

Negation als Phänomen im Deutschen

1.1. Allgemeines zur Negation im Deutschen

Die Negation ist ein sprachliches Ausdrucksmittel, das in allen Sprachen existiert und das sich auf sehr unterschiedliche Weise realisieren lässt. Dieses Ausdrucksmittel ist ein sehr komplexes sprachliches Ausdrucksmittel. Im Themenbereich der germanistischen Linguistik existiert es viele Publikationen und Dissertationen zu diesem Thema (z.B. Jäger, 2006; Ioannidis-Aykan, 2005; Weinrich, 2003; Vlachos, 2002; Haas, 1996; Bräutsch, Nussbaumer & Sitta, 1990; Engel, 1988; Jacobs, 1982, 1991; Heringer, 1972). Im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch wird die Negation oftmals als Verneinung bezeichnet. Es findet in den Arbeiten zur Grammatik der deutschen Sprache zwei folgende Bezeichnungen: "Negation und/oder Verneinung". Den lateinischen Ausdruck "Negation" möchte man hier der Verständlichkeit halber beibehalten; Es ist international verwendbar und verständlich. Aber es ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass einige Linguisten1 meinen, dass die Bezeichnung Negation als ein Synonym für die Bezeichnung Verneinung gilt. Dementsprechend heißt die Negation nach Duden:

Ne|ga|ti|on, die; -, -en [lat. negatio, zu: negare, negieren]: 1. a) (bildungsspr.) Ablehnung (einer Richtung, Ordnung, eines Wertes o. Ä.): die

N. der geltenden Moral; b) (Philos.) Aufhebung (von etw. durch etw. Entgegengesetztes): der Tod als N. des Lebens. 2. (Logik) Verneinung (einer Aussage). 3. (Sprachw.) a) Verneinung (einer Aussage); b) Wort, das eine Verneinung ausdrückt.2

Andere Linguisten glauben aber, dass Verneinen und Negation nicht gleichzusetzen sind und die Bezeichnung "Verneinung" nicht als ein Synonym für die Bezeichnung "Negation" gilt. Die Verneinung stellt aber nach dieser Meinung eine der verschiedenen Arten bzw. unterschiedlichen Formen der Negation dar, die dem Ziel dienen, etwas in Abrede zu stellen. Der Anlass, den die meisten Grammatiker geführt haben, dass die Bezeichnung "Negation" als ein Synonym für die Bezeichnung "Verneinung" gilt, ist es, dass sie die häufigste Art der Negation ist und mit Sicherheit diejenige, die in Grammatik und Lehrbüchern am ausführlichsten behandelt wird.3

Zu diesen Grammatikern gehört Ulrich Engel, der die Negation in vier Arten eingeteilt hat:

1- Zurückweisung

Eine Zurückweisung liegt vor, wenn der Sprecher ausdrücken will, dass der vorausgehende Sprechakt im gegebenen Kontext ungerechtfertigt sei. Dabei bezieht sich die Zurückweisung grundsätzlich nicht auf den Inhalt der Voräußerung (deren Proposition), sondern auf ihren Sprechakttyp (die Illokution). Wie z. B.

Sie könnten uns mal den Kaffee machen. - Ich denke ja gar nicht daran.

2- Bestreiten

Engel hat diese Art der Negation in zwei Teile eingeteilt:

- Widerspruch

Unter Widerspruch fasst Engel all die Sprechakte zusammen, mit denen ein Sprecher ausdrückt, dass der Inhalt einer Voräußerung (meist einer Partneräußerung) nicht zutrifft. Damit wird die Proposition der Äußerung abgelehnt. Dieser Widerspruch kann eingelegt werden durch Gebrauch bestimmter Partikeln (Satzäquivalente).Wie z. B.

Ina liegt im Krankenhaus. - Nein.

- Verneinung

Das Bestreiten (Verneinen) ist nach Engel die häufigste Funktion eines Negationsträgers - und oft unter dem Begriff Satznegation meistbehandelte in den Grammatiken ist. Der Sprecher stellt hierbei „einen Sachverhalt in Abrede und behauptet somit das Gegenteil“1. Wie z. B.

Ina liegt nicht im Krankenhaus

3- Ausnehmen

Diese Negationsart betrifft Satzglieder, d.h. direkt verbabhängige Elemente oder - seltener - Attribute. Hierbei wird die Prädikation eines Satzes nicht verneint, nur die denkbaren Möglichkeiten werden eingeschränkt. In vielen Grammatiken wird diese Art der Negation als ‚Sondernegation’ oder ‚Satzgliednegation’ ‚Satznegation’ - beschrieben. Wie z. B.

Nicht davon wollte ich sprechen

4- Absprechen

Diese Art der Negation erfolgt durch Absprechen. Überwiegend durch Wortbildung können Größen, Beschaffenheiten oder Zustände (ein „Sich- Befinden“) abgesprochen werden, z.B. Negieren durch Präfixe oder Suffixe. Wie z. B.

Unglaube, Unglück, Unlust, Unruhe etc. bleifrei, einwandfrei, eisfrei, fehlerfrei etc.

Aufbauend darauf gilt die Bezeichnung "Verneinung" als ein Untertitel. Vielmehr stellt die Bezeichnung "Negation" ein Obertitel und ein sehr komplexes sprachliches Ausdrucksmittel dar.

Hier wird die Bezeichnung "Negation" verwendet und mit der Unterscheidung zwischen den beiden Bezeichnungen doch keinen Gedanken gemacht, denn am Häufigesten sind die Beiden gleich oder miteinander näher. Sprachwissenschaftlich bezieht sich die Negation nach Duden also in der Allgemeinen Linguistik auf die Verneinung; sowie das Wort, das eine Verneinung ausdrückt.1

Dieser Terminus Negation wurde im 16. Jahrhundert dem lateinischen Wort Negatio (Verneinung, Verleugnung) entlehnt2. Heute wird der Begriff Negation auch als Verwerfung einer Aussage definiert3. Die Negation gilt als das Gegenteil Affirmation. So bezeichnet man die bejahende Aussage als Affirmation4 und die verneinende Aussage als Negation.

Abschließend stellt die Negation die verneinende Einstellung des Sprechers zum Inhalt (s)einer Aussage durch bestimmte sprachliche Mittel dar. Das berühmteste sprachliche Mittel der Negation ist das Wort „Nein”. Aber die verneinende Einstellung des Sprechers zum Inhalt (s)einer Aussage wird nicht notwendigerweise durch das Wort „Nein” bezeichnet. Es kann auch durch andere verschiedene Negationsmittel ausgedrückt werden, die im weiteren Verlauf dieses Kapitels allerdings noch gezeigt werden.

1.2. Sprachlicher und außersprachlicher Ausdruck der Negation

Der Bereich der Negation umfasst eine große und heterogene Gruppe von sprachlichen und außersprachlichen Phänomenen. Dahl äußert hierzu: „ (...) one can state with some confidence that Negation is a universal category“.1

Also kann man die Äußerung der Negation durch verschiedene Weisen verwirklichen. Sie kann durch ein außersprachliches Mittel ausgedrückt werden.

Watzlawik hat auf diese Bemerkung hingewiesen, indem er erklärt, dass es neben der sprachlich durch verschiedene Negationsträger ausgedrückten Negation auch eine nichtsprachliche, eine nonverbale Negation gibt. Zur nonverbalen Negation gehört z.B. das Kopfschütteln, das Hochwerfen des Kopfes, Schwenken des Zeigefingers, was als negative Antwort auf Fragen verwendet wird. In Nord- und Nordwest-Europa ist das Kopfschütteln zum Zeichen der Negation weit verbreitet. In Südosteuropa dagegen wird zum Ausdruck der Negation der Kopf mit einer raschen Bewegung in den Nacken geworfen, während Kopfschütteln eine positive Antwort signalisieren kann. Daneben ist als Negationsgeste auch weit verbreitet, den erhobenen Zeigefinger mehrfach quer zur Blickrichtung des Gesprächspartners hin und her zu bewegen.2

In diesem Zusammenhang hat Hentschel von der kommunikativen Verneinung gesprochen, indem er hingewiesen hat, dass zu den negierenden Interjektionen gehören, wie z.B. ne! bzw. nee! oder ein Schnalzlaut. In Nordeuropa ist vor allem ein abrupter Nasal verbreitet (/?n-/?n, /?m-/?m). In Südeuropa ist eher der Schnalzlaut verbreitet, bei dem die Zunge einmalig gegen die Schneidezähne schlägt (im Deutschen wie in anderen Sprachen wird dieser Laut auch zur Äußerung von Missbilligung oder moralisch wertender Ablehnung verwendet).3

Duden hat auch wenigstens kurz auf diesen Teilbereich der Negation hingeleitet und versichert, als er das Phänomen der Negation als eine kommunikative (pragmatische) Erscheinung behandelt hat:

Anna fragte: »Kommst du mit mir ins Kino? «-»Ich muss noch meinen Bericht zu Ende schreiben«, antwortete Beate.

Mit ihrer Antwort »verneint« Beate, dass sie mit Anna ins Kino kommt. Diese »Verneinung« ist aber sprachlich nicht ausgedrückt, sie kann nur aus dem Zusammenhang erschlossen werden. Beate hätte genauso gut einfach den Kopf schütteln können.1

Davon wird es verstanden, dass das sprachliche Mittel der Negation ein sprachliches Ausdrucksmittel ist, das wahrscheinlich in allen Sprachen existiert und das sich auf sehr unterschiedliche Weise realisieren lässt. Was hier zu beachten ist, dass im Deutschen viele unterschiedliche Formen der Negation existieren. Einige deutsche Linguisten2 formen Negation Inhalte in jeweils entgegengesetzte Inhalte um. Zu ihnen gehört Jacobs, der einen Satz bzw. Ausdruck als negativ bezeichnet, wenn er einen Negationsträger wie zum Beispiel die Vorsilbe un-, die Konjunktion weder noch oder das Wort nicht, enthält. Aufbauend dieses Ansatzes können Sätze oder Ausdrücke unabhängig von ihrem Wahrheitswert und ihrer sprachlichen Funktion in affirmative und negative unterschieden werden.3

1- Affirmative Sätze

Sie sind Sätze, die nicht einen Negationsträger enthalten. So ist der Zusammenhang zwischen dem Subjekt und dem Prädikat (positiv) festgestellt, wie z. B.

Peter fährt heute nach Köln.

Dieser Satz gilt nach dem Ansatz von Jacobs als ein affirmativer Satz, obwohl er im Kontext eines anderen Satzes verneint werden kann, wie z. B. Peter fährt nicht nach Düsseldorf.

2- Negierte Sätze

Sie sind Sätze, die ein Negationswort enthalten. Wie z. B.

Peter fährt nicht nach Köln.

So ist der Zusammenhang zwischen dem Subjekt und dem Prädikat negiert, obwohl der Inhalt des Satzes in einem anderen affirmativen Satz formuliert werden kann.

Wie z. B.

Peter fährt nach Düsseldorf.

Ausgehend von dieser Bemerkung ist es ersichtlich, dass das sprachliche Phänomen der Negation im Deutschen aus einer semantischkommunikativen Kategorie durch zwei Formen bzw. Stile ausgeführt werden kann, nämlich:

1. Explizite Negation

In diesem Teil wird die Negationsbedeutung durch eine Verwendung einer der deutschen Negationswörter geführt. Der nächste Abschnitt, der die durch Negationswörter negierten Sätze behandelt, gibt einen Überblick über die verschiedenen Formen und Mittel, welche die Negation explizit durch eine der folgenden sogenannten Negationsträger ausdrücken. Wie z.B.

Max hat keinen großen Hund

2. Implizite Negation

Nach der semantisch-kommunikativen Kategorie der Negation existieren im Deutschen auch noch andere Ausdrucksmöglichkeiten, welche die Negation einer Aussage verdeutlichen, ohne ein Negationswort an der Oberfläche zu verwenden. Im Unterschied zu den expliziten Negationsträgern gehören die impliziten Negationsträger zur „latenten“ oder „verdeckten“ Grammatik; es sind gemeinte kategoriale Merkmale ohne selbstständigen sprachlichen Ausdruck an der Oberfläche.1

Es gibt implizite morphosyntaktische Negationsträger, welche die Negation durch kein spezifisches Lexem an der Oberfläche signalisieren, sie aber inhaltlich enthalten:2

1- Dazu rechnet man einige Konjunktionen, die den von ihnen eingeleiteten Nebensatz verneinen: Zu ihnen gehören:3

ohne (dass), außer (dass), statt (dass), ungeachtet (dass)...

Er kommt, ohne dass er grüßt / ohne zu grüßen. (= Er grüßt nicht.)

Er arbeitet, anstatt dass er schläft / anstatt zu schlafen. (= Er schläft nicht.)

Das Wetter war zu heiß, ungeachtet dass man hätte arbeiten können. (= Man konnte nicht arbeiten.)

2- Auch der Konjunktiv Plusquamperfekt (und bisweilen auch der Konjunktiv Präteritum) in irrealen Konditional- und Wunschsätzen impliziert eine Negation:

Wenn das Wetter schön gewesen wäre, wären wir spazieren gegangen. (= Das Wetter ist nicht schön gewesen.)

Wenn der Brief doch heute gekommen wäre ! (= Der Brief ist heute nicht gekommen.)1

3- Es gibt auch implizite lexikalische Negationsträger, d.h. Verben, die eine Negation des ihnen untergeordneten Satzes ausdrücken, ohne dass diese Negation dort signalisiert wird. Es handelt sich dabei um folgende Verbgruppen:

(1) um Verben des Zurückweisens (z. B. entkräften, widerlegen,

abstreiten, als falsch nachweisen, ablehnen, bestreiten):

Er bestreitet, sie im Theater gesehen zu haben (Er hat sie im Theater nicht gesehen.)

(2) um Verben des Verneinens (z. B. negieren, verneinen, widerrufen, in Abrede stellen, ableugenen):

Er verneint es, in der Stadt gewesen zu sein. (Er ist nicht in der Stadt gewesen.)

(3) um Verben des Verbieten (z. B. verbieten, untersagen, abraten,

abhalten, verhindern, hindern, zurückhalten):

Er untersagt ihr, in die Stadt zu fahren. (Sie soll nicht in die Stadt fahren.)

(4) um Verben der Weigerung (z. B. sich weigern, unterlassen, ablehnen, sich sparen, verzichten, versäumen):

Ich weigere mich, die Aufgabe zu übernehmen. (Ich übernehme die Aufgabe nicht.)1

Solche Negationsträger stehen nach Duden im Übergangsbereich zur lexikalischen Negation.2

1.3. Der Formenbestand der Negationsträger

Die Negationsträger im Einzelnen werden verschiedenen syntaktischen Klassen zugeordnet, wie z.B. den Pronomen, Adverbien oder Partikeln. Sie bilden demnach keine eigene grammatische Einheit.3

Auf Grund der verschiedenen Positionen der Negationswörter lassen sich diese Negationswörter im Deutschen nicht einer grammatischen Klasse zuordnen. Bei ihrer syntaktischen Beschreibung sind sie vielmehr verschiedenen grammatischen Kategorien (Partikel, Adverb, Pronomen etc.) zu zuordnen.4 Gemeinsam ist allen die Eigenschaft, eine positive Voraussetzung zu negieren. Damit lässt sich Negation als eine semantische Einheit verstehen.

Im Folgenden soll auf den Formenbestand der Negationsträger im Deutschen und ihre grammatische Zuordnung eingegangen werden.

Zu den Negationsträgern im Deutschen gehören folgende Wörter:

nicht, nichts, nie, niemals, niemand, nirgends, nirgendwo, nirgendwohin, nirgendwoher, kein, keinesfalls, keineswegs, nein, weder- noch. 5

Die meisten dieser Negationswörter sind unflektierbar. Zu diesen unflektierbaren Negationswörtern gehören:

nein, nicht, nichts, nie, niemals, nirgends, nirgendwo, nirgendwohin, nirgendwoher, weder-noch.

Flektierbar mit ausgeprägtem Formenbestand sind niemand und kein. Im Singular wird kein wie der unbestimmte Artikel ein und im Plural wie ein Adjektiv flektiert:6

Max hat einen großen Hund. / Max hat keinen großen Hund. Max hat eine kleine Katze. / Max hat keine kleine Katze. Max hat ein liebes Tier. / Max hat kein liebes Tier. Max hat Ø liebe Tiere. / Max hat keine lieben Tiere.

Bei „ niemand” sind folgende Formen ausgebildet: Nominativ: niemand

Akkusativ: niemand (en) Dativ: niemandem Genitiv: niemandes 1

Neben den genannten Negationswörtern gibt es die so genannte Affixnegation. Bei der Affixnegation können Präfixe (un -, dis -, miss, a -, - los, des -, etc.) oder das Suffix - los eine Negation bewirken. Wie z.B.

interessant + neg = un interessant Harmonie + neg = Dis harmonie gelingen + neg = miss lingen typisch + neg = a typisch Erfolg + neg = erfolg los Interesse + neg = Des interesse2

1.4. Syntaktische Charakteristika

Im Deutschen treten die Negationsträger in unterschiedlichen Positionen bzw. Funktionen im Satz auf. Sie müssen demnach unterschiedlichen Wortklassen zugeordnet werden. Negationswörter gehören darum immer einer der auch sonst anzusetzenden Wortarten an.1

a) Antwortpartikel (Satzäquivalent): nein

Ist Otto da? - Nein. (= Das ist nicht der Fall.)

b) Partikel, gelegentlich Adverb: nicht Otto ist nicht da

c) Adverbien: mitnichten, keinesfalls, keineswegs. Entsprechende adverbiale Phrasen: ebenso wenig, auf keinen Fall, in keinem Fall, in keiner Weise Diesen Film solltest du keinesfalls verpassen

d) Indefinite Pro-Adverbien: nie, niemals, nirgends, nirgendwo, nirgendwohin, nirgendwoher

Ich habe Anna nirgends gesehen. Otto geht nie ins Kino.

e) Indefinitpronomen und Artikelwörter: niemand, nichts, keiner/ kein, keinerlei.

Anna hat mit niemandem gesprochen. Du muss nichts mitbringen.

f) Konjunktion oder Adverb (Konjunktionaladverb): weder … noch Anna hat weder Otto noch Oskar eingeladen.

g) Präpositionen und Subjunktionen stehen im Übergangsbereich zur lexikalischen Negation: ohne (dass), außer (dass), statt (dass), ungeachtet (dass)...

Anna spazierte ohne Schirm durch den angenehm warmen Sommerregen. Otto verließ die Feier, ohne dass es jemand bemerkt hatte.

Also ist es in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass sich bei einzelnen Negationswörtern manchmal einige Abgerenzungen- und Verwendungsschwierigkeiten ergeben können. Zu diesen Schwierigkeiten gehört es, dass ein einzelner Negationsträger aber auch unterschiedlichen Wortklassen zugeordnet werden kann.1

So z.B. kann kein einmal der Wortklasse substantivische Pronomen ( z. B.: Keiner geht.) zugeordnet werden, oder als Artikelwort ( z. B.: Er isst ein / kein Eis) auftreten.

Es kann die Klassifikation der Negationswörter nach Helbig/Albrecht 1993 im Folgenden skizziert werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten 2

1.5. Semantische Merkmale von Negationswörtern

1.5.1. Semantische Merkmale aller Negationswörter

Das gemeinsame semantische Kennzeichen aller Negationswörter liegt darin, dass sie die verneinende Einstellung zum Inhalt einer Aussage ausdrücken. Es kann jedoch durch die Negationswörter des gesamten Satzinhaltes (Satznegation, totale Negation) oder auch nur ein Teil des Satzes - etwa ein Wort oder eine Wortgruppe - verneint werden.1

Er kommt heute nicht. (Satznegation)

Er kommt nicht heute, sondern morgen. (Sondernegation)

1.5.2. Semantische Merkmale einzelner Negationswörter

Mit dem Negationsträger verneint der Sprechende den Inhalt seiner Aussage. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Negationsträgern bestehen nicht nur in der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen syntaktischen Klassen, sondern auch in ihren semantischen Eigenschaften:2

nichts - menschlich

niemand + menschlich kein ± menschlich nie + Zeit

niemals + Zeit nirgends + Ort nirgendwo + Ort

nirgendwohin + Richtung + sprecherabgewandt nirgendwoher + Richtung + sprecherzugewandt keinesfalls + Art und Weise

keineswegs + Art und Weise

Die Negationsträger, die zu den substantivischen Pronomen gehören, zeichnen sich durch ihre Gebundenheit an ein Genus aus3:

Nichts [+Neutr.]: Nichts, was er sagte, überzeugt mich.

niemand [+Mask.]: Niemand, der im Zimmer war, hat es gehört.

Keiner, Keine, Keines [+Mask./Fem./Neutr.]:

[...]


1 Vgl. cAmayr , 1407 n. H., S. 154.

2 Vgl. Al-Ma z m , 1946, S. 246.

3 Vgl. Dahl, 1979, S. 79 ff..

1 Die Gründe dieser Ungenauigkeit wird im Kapitel 3.1.2. umfassend erklärt.

1 Die Gründe dieser Richtigkeit wird im Kapitel 3.2.3 auf der Seite 111. ausführlich erklärt.

1 Zu ihnen gehört Duden. Das zeigt sich sehr und erschliesst wird, als er den Gegenstandsbereich der Negation untersucht; siehe dazu den Dudenband 8, Das Synonemwörterbuch , 2004.

2 Duden-Universalwörterbuch, 2007. S. 1200

3 Vgl. Engel, 1996, S. 779 ff.

1 Vgl. Engel, 1996, S. 785 ff.

- im Gegensatz zur

1 Duden-Universalwörterbuch, 2007. S. 1200.

2 Auberle, 2001, S. 553.

3 Scholze-Stubenrecht, 2000, S. 684.

4 Unter einer Affirmation versteht man im Deutschen die Bejahung oder die Versicherung. Dieser Terminus wurde dem lateinischen Wort affirmatio (Bejahung, Versicherung) entlehnt.

1 Dahl, 1979, S. 79ff.

2 Vgl. Watzlawik, 1990, S. 61-68.

3 Vgl. Hentschel, 1998. S. 195.

1 Duden- Die Grammatik, 2005, S. 920.

2 Zu ihnen gehört vorallem Jacobs

3 Jacobs, 1991.

1 Helbig/Buscha, 2000, S. 525 ff.

2 Siehe auch dazu: Helbig /Albrecht, 1993, S. 39, Helbig/Buscha, 2000, S. 525 ff., Duden-Die Grammatik, 2005, S. 920.

3 Duden- Die Grammatik, 2005, S. 922, Helbig/Albrecht, 1993, S. 39.

1 Vgl. Helbig / Albrecht, 1993, S. 38f.

1 Die Beispiele werden von Helbig / Buscha, 2000, S. 525 ff.; Helbig / Albrecht, 1993, S. 38f. entnommen.

2 Duden- Die Grammatik, 2005, S. 922.

3 Vgl. Duden- Die Grammatik, 2005, S. 921.

4 Helbig / Buscha, 2000, S. 513.

5 Helbig / Buscha, 2000, S. 513.

6 Vgl. Helbig / Buscha, 2000, S. 513.

1 Vgl. Helbig / Albrecht, 1993, S. 9.

2 Helbig/Albrecht, 1993, S. 38f.

1 Duden- Grammatik, 2005, S. 921-922.

1 Vgl. Helbig / Buscha, 2000, S. 514-515.

2 Vgl. Duden- Die Grammatik, 1998, S. 716 ff.; Helbig / Albrecht, 1993, S. 9, Engel, 1996, S. 787-788.

1 Vgl. Helbig / Buscha, 2000, S. 515.

2 Vgl. Helbig / Buscha, 2000, S. 515 - 516, Ebenda, S. 13.

3 Helbig/Albrecht 1993, S. 12, Helbig / Buscha, 2000, S. 516.

Ende der Leseprobe aus 147 Seiten

Details

Titel
Zur Problematik der Übersetzung von Negationsformen aus dem Arabischen
Untertitel
Anhand ausgewählter Beispiele der deutschen Koranübersetzungen
Hochschule
Al-Azhar Universität Kairo  (Sprachen- und Übersetzungsfakultät.)
Autor
Jahr
2012
Seiten
147
Katalognummer
V278573
ISBN (eBook)
9783656713814
ISBN (Buch)
9783656713708
Dateigröße
905 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mahmoud Raslan
Arbeit zitieren
Mahmoud Raslan (Autor:in), 2012, Zur Problematik der Übersetzung von Negationsformen aus dem Arabischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278573

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