Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt bei Berger/Luckmann


Hausarbeit, 1999

12 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Wirklichkeit der Alltagswelt

3 Gesellschaftliche Interaktion in der Alltagswelt

4 Sprache und Wissen in der Alltagswelt

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Einleitend sollte man bemerken, dass P. Berger und T. Luckmann mit ihrer Abhandlung über „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ eine soziologische Analyse der Alltagswirklichkeit darstellen. Darunter soll eine Analyse der Alltagswirklichkeit verstanden werden, die jenes Wissen, welches das Verhalten der Menschen im Alltag reguliert, in ihren Vordergrund stellt. Berger/Luckmann betonen ausdrücklich, dass hierbei kein Philosophisches Verständnis der Alltagswelt betrieben werden soll. Sie konzentrieren sich insbesondere auf das Verständnis der Wirklichkeit, welches einen ‚Normalverbraucher’ zugänglich ist. Bevor eine soziologische Analyse der Wirklichkeit überhaupt erst möglich wird, muss allgemein die Frage nach dem Wesen der Wirklichkeit gestellt werden.

Berger/Luckmann erklären die Alltagswelt folgender maßen: „Die Alltagswelt breitet sich vor uns aus als Wirklichkeit, die von Menschen begriffen und gedeutet wird und ihnen subjektiv sinnhaft erscheint.“ (Berger/Luckmann 1997:21).

Ihre Hauptaufgabe besteht dabei darin, die Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt, d.h. die Objektivationen subjektiv sinnvoller Vorgänge aus den die intersubjektive Welt entsteht, zu ergründen. Die phänomenologische Analyse, die ein rein deskriptives Verfahren darstellt, welches zwar empirisch jedoch nicht wissenschaftlich arbeitet, wählen sie als geeignete Methode.

Die vorliegende Arbeit beschränkt sich auf die Ausführungen Berger/Luckmanns zur „Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt“, die das erste Kapitel ihrer Abhandlung „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ darstellen. In meiner Hausarbeit werde ich als erstes auf die Wirklichkeit der Alltagswelt eingehen und die wichtigsten, damit in Zusammenhang stehenden Begriffe erläutern. Dann werde ich zur Beschreibung der gesellschaftlichen Interaktionen in der Alltagswelt übergehen und komme dann zum Schluss der Ausführungen auf den Zusammenhang zwischen Sprache und Wissen in der Alltagswelt.

2 Die Wirklichkeit der Alltagswelt

Um Jedermanns Wirklichkeit beschreiben zu können, muss man sich zwangsläufig mit jedermanns Interpretationen und Auffassungen der Wirklichkeit befassen. Das Bewusstsein ist es, welches für die verschiedenen Wirklichkeitsbereiche sorgt, denn diese entstehen in ihm. Man kann es auch so ausdrücken, dass sich die verschiedenen Objekte dem Bewußtsein als Komponenten verschiedener Wirklichkeitsbereiche darstellen. Dabei geht es vor allem darum, wie die Wirklichkeit der Mitmenschen, mit den ich im Alltagsleben zu tun habe betrachtet wird und wie demgegenüber andere Wirklichkeitsbereiche erscheinen. Hierbei stellt sich die Alltagswelt immer als die Wirklichkeitpar excellence, sozusagen als die oberste Wirklichkeit dar.

In ihr ist die Anpassung unseres Bewusstseins am höchstem. Sie ist kaum zu ignorieren, es herrscht der Zustand voller Wachheit, der normalen, natürlichen Einstellung vor.

Die Wirklichkeit stellt sich als eine Wirklichkeitsanordnung dar. Sie besitzt nach Mustern vorarrangierte Phänomene, die davon unabhängig zu sein scheinen, wie ich sie erfahre, und die sich gewissermaßen über meine Erfahrung von ihnen legen. (Berger/Luckmann 1997:24). Die Wirklichkeit der Alltagswelt erscheint bereits objektiviert, das heißt konstituiert durch eine Anordnung der Objekte. Mit den notwendigen Objektivationen werde ich durch die Sprache versorgt (darauf werde ich noch näher eingehen). Die Sprache ist es auch, die mir die Ordnung vorsetzt, in der Objektivationen erst einen Sinn bekommen, und wodurch mir die Alltagswelt überhaupt erst sinnhaft erscheint. Das folgende Beispiel soll dies besser verdeutlichen:

ich lebe an einem geographisch festgelegten Ort, verwende Werkzeuge (vom Büchsenöffner bis zum Sportwagen). Die Bezeichnungen für die Werkzeuge gehören zum technischen Wortschatz meiner Gesellschaft. Die Wirklichkeit der Alltagswelt ist um das Hier und Jetzt meiner Gegenwart angeordnet. Von genau diesem Punkt nehme ich die Welt wahr. Die Wirklichkeit der Alltagswelt umfaßt auch Phänomene, die ‚hier’ und ‚jetzt’ nicht gegenwärtig sind, d.h. ich erlebe die Alltagswelt in verschiedenen Graden von Nähe und Ferne, aber auch zeitlich und räumlich. Die Zone, die mir am nächstem liegt, in unmittelbarer Reichweite, ist die Welt des Arbeitens. In der Welt des Arbeitens ist mein Bewußtsein pragmatisch orientiert, d.h. die Anteilnahme ist im wesentlichem dadurch bestimmt, was ich tue, getan habe, oder tun werde. Mir ist dabei natürlich bewußt, dass die Wirklichkeit weitere Zonen umfaßt, die mir aus der Stellung meines Berufes nicht zugänglich sind. Es zeigt sich oftmals, dass das Interesse an entfernteren Zonen meist geringer bleibt. Ich bin eher an Dingen interessiert, die mit meinen persönlichen Tätigkeitsbereichen zu tun haben. (Berger/Luckmann 1997:25).

Ein gutes Beispiel für diese Behauptung liefert der Automechaniker, dieser ist mehr an der Welt der Werkstatt interessiert, was ansonsten in der Welt geschieht, erachtet er als nicht zwingend notwendig. Die Wirklichkeit der Alltagswelt erscheint mir als eine intersubjektive Welt, es ist selbstverständlich, dass ich mir die Alltagswelt mit anderen teile. Auch die Trennung der Alltagswelt gegenüber anderen Wirklichkeiten ist mir voll bewußt. In der Welt der Träume bin ich alleine, aber ich weiß um die Unaufhörlichkeit einer Dauernden Interaktion mit anderen bescheid, ohne die ein Alltagsleben nicht zu bewältigen wäre. Ich kann in der Alltagswelt nur existieren, wenn ich mit anderen kommuniziere, dies wird bereits in den einfachsten Lebenssituationen bemerkbar, ich kann zum Beispiel nur Brot kaufen gehen, wenn ich auch mit dem Bäcker kommuniziere, um zum Ausdruck zu bringen, was ich von ihm erwarte und was meine Wünsche sind . (Berger/Luckmann 1997:25). Genauso bin ich mir dessen bewußt, dass die anderen, mit den ich in Interaktion treffe, die Alltagswelt aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven betrachten, es ist mir auch bewußt, dass ich mit ihnen eine gemeinsame Auffassung der Wirklichkeit teile. Die Alltagswelt ist in Abschnitte unterteilt, von den ich einige routinemäßig begreife, und von den mir einige verschlossen bleiben, oder mir Probleme bereiten, welcher Art auch immer. Hier bietet es sich an das Beispiel des Automechanikers anzuführen, der bei allen amerikanischen Wagen bestens bescheid weiß (Berger/Luckmann 1997:26). Alles, was damit zu tun hat, bedeutet für ihn die Ausführung einer Routinetätigkeit und stellt den unproblematischen Teil seiner Alltagswelt dar. Wenn es jedoch von ihm erwartet wird einen Wagen zu reparieren, welcher nicht in seinen Routinebereich fällt, zum Beispiel einen Volkswagen, ist er gezwungen, sich in die problematische Welt ausländischer Autos hineinzuversetzen. Dabei entsteht ein noch nicht routiniertes Problem, das zu bewältigen bleibt. Wenn er sich auf das Problem einläßt, wird die Wirklichkeit der Alltagswelt nicht etwa verlassen, sondern eher beachtlich durch neue Lösungen von auftauchenden Problemen bereichert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt bei Berger/Luckmann
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Soziologische Theorie II
Note
2
Autor
Jahr
1999
Seiten
12
Katalognummer
V2785
ISBN (eBook)
9783638116787
ISBN (Buch)
9783640882076
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundlagen, Wissens, Alltagswelt, Berger/Luckmann, Soziologische, Theorie
Arbeit zitieren
Anna Eckert (Autor:in), 1999, Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt bei Berger/Luckmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2785

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