Ökologischer Warenkorb und Nachhaltigkeit. Eine Klausurlösung


Klausur, 2005

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Einleitung

Ökologie ist in der Umgangssprache und auch in der Politik ein Begriff, der gleichbedeutend zu Umweltschutz wie auch zum Themenkreis Nachhaltige Entwicklung meist verwendet wird. Seit den 70er Jahren entstanden in vielen Staaten des westlichen Kulturkreises starke Ökologiebewegungen. In Deutschland kam es gegen Ende der 60er Jahre bereits zu einem Bewusstseinswandel der jungen Generation. Protestiert wurde gegen unbegrenztes Wirtschaftswachstum trotz begrenzter Ressourcen, gegen Umweltverschmutzung, Friedensgefährdung und Arbeitslosigkeit. Gefordert wurden ein ethisch verantwortungsvoller Konsum und eine zukunftsgerichtete Verbraucherpolitik. Die Generation der 68er verzichtete auf teure Produkte, gesundheitsschädliche und umweltgefährdende Güter und gab dem Immateriellen im Sinn einer umweltbewussten und sozial gerechten Lebensweise den Vorzug. Die reformerischen Ziele schlugen sich in einem „alternativen“ (ökologischen) Lebensstil nieder, den man heute als mit gewisser Vorsicht als „nachhaltigen Lebensstil“ bezeichnen könnte, ohne dass davon damals schon die Rede war.

Zu Beginn meiner Arbeit möchte ich aufzeigen wie es zu einem verstärkten Umweltbewusstsein kam, welches bisher jedoch nur in seltenen Fällen mit einem entsprechenden Handeln einhergeht. Anschließend geht es um die Steuerinstrumente mit dem Ziel „umweltbewusstes Verhalten“, wobei dem Konsumenten ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Seine Einflüsse auf die Ökologie werden im nachfolgenden Kapitel dargestellt, bevor ich auf den ÖW (Verbraucherverbände, 90er Jahre) als Indikator für öko-intelligenten Verbrauch eingehe. Diesen Komplex möchte ich mit einer Kritik beenden und darauf aufbauend aufzeigen, wie sich diese Überlegungen in Richtung Nachhaltigkeit weiterentwickelt haben: Wie es zu dem Begriff der „Nachhaltigkeit“ kam, was genau darunter zu verstehen ist und welche Ziele mit dem Prinzip der Nachhaltigkeit verfolgt werden. Vergleichend zum ÖW stelle ich anschließend den NW (Rat für Nachhaltigkeit, 2002), ein Instrument des NK, vor und stelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten dar.

Umweltbewusstsein und Umweltverhalten

Umweltschutz gilt in Deutschland laut Umfragen mehrheitlich als wichtiges Anliegen Mitte der 80er Jahre kletterte der Umweltschutz auf Platz 1 der Rangliste der aktuell bedeutsamsten politischen Probleme, im Jahr 2004 hielten 92 % der Bevölkerung den Umweltschutz für eine wichtige politische Aufgabe. Dennoch korrelieren Umweltbewusstsein und Umweltverhalten im Alltag nur gering miteinander. Aufgrund der Vielfalt und Individualität der Lebensstile folgt, dass es den ökologischen Lebensstil nicht gibt. Umweltschutz ist ein anerkanntes Anliegen in der Gesellschaft, aber ein hohes Umweltbewusstsein ist kein Indikator für konsequentes ökologisches Konsumverhalten.

Der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen definierte schon 1978 Umweltbewusstsein als „Einsichten in die Gefährdungen der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen durch diesen selbst“ und als „Bereitschaft zur Abhilfe“. Heute ist die Begriffsbestimmung differenzierter und unterscheidet zwischen Wissen, Einstellungen und Verhaltensintentionen auf der einen und dem tatsächlichen Umweltverhalten auf der anderen Seite. Es gibt verschiedene Gründe für dieses Auseinanderklaffen, aber keine einheitliche Theorie. Auch die Low-Cost-These von Andreas Diekmann greift nicht immer, denn umweltfreundliches Verhalten kann auch häufig mit Ersparnissen verbunden sein (z.B. Strom sparen, Isolierung undichter Fenster etc.). Weitere Ursachen für ein nicht umweltgerechtes Verhalten sind der persönliche Lebensstil (was ist gerade „in“?), Streben nach Wohlbefinden, Alltagsroutine

Das „multioptionale“ Konsumverhalten lässt einem die Freiheit soviel Umweltschutz zu vollziehen, wie es eben gerade passt. Es wird flexibler und widersprüchlicher gehandelt als noch vor einigen Jahrzehnten (vgl. Kuckartz).

Die Verbraucherverbände verfolgen eine Strategie den Konsum qualitativ zu verbessern (hin zum homo oecologicus) seit Anfang der 80er Jahre. Dieses Ziel steht in Zusammenhang mit einer ökologisch verträglichen und sozial-gerechten Wirtschaftsweise.

Steuerinstrumente mit dem Ziel „Umweltbewusstes Verhalten“

Aus internationaler Sicht ist hauptsächlich der Staat Motor, Akteur, Kontrolleur und Indikator; in Deutschland das Bundesumweltministerium und nicht zuletzt die Bundesregierung. Der starke Zusammenhang zwischen staatlicher Umweltpolitik und Umweltbewusstsein ist offenkundig, allerdings kann weder eine ökologische Verantwortung noch eine NE einfach vom Staat verordnet werden, sondern alle Bürger, sind gefragt, ihren Teil zu einem Erfolg beizutragen, weil sie durch ihren Lebensstil und ihre Konsumgewohnheiten sehr direkten Einfluss auf die Produktionsbedingungen und damit auch auf die Umwelt haben. Privathaushalte sind in Deutschland z.B. für mehr als ein Viertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Staat hat zwar weitreichende, aber gleichzeitig in Bezug auf den Handlungsspielraum der Individuen begrenzte Mittel und Möglichkeiten. Wirksame Umweltpolitik sollte alle drei Formen von Umweltbewusstsein (Akzeptanz, Resonanz und Engagement) ins Kalkül ziehen und ihre Steuerungsmaßnahmen darauf abstellen.

Auswirkungen des Konsums privater Haushalte auf die Ökologie

Der Verbraucher ist also ein wichtiger Akteur im Hinblick auf die ökologischen Folgen. Die Effekte von Konsumentscheidungen auf Hersteller und Herstellungsbedingungen sind vielfältig und kaum durchschaubar. Für die Produktionsbedingungen ist der Verbraucher i.e.S. nicht verantwortlich, vermieden werden könnte jedoch ein häufig bedenkenloser Massen- und Verschwendungskonsum, der weit über den eigenen Bedarf hinausgeht. „Etwa die Hälfte der gesamten Umweltbelastung ist Folge von umweltschädigendem Konsum, . . .“ (Öko-Lexikon).

a) Konsum i.e.S.: Einkauf, Ge- und Verbrauch von Waren und Dienstleistungen, Entsorgung
b) Konsum i.w.S.: auch Verbrauch von Energie und Wasser, Mobilitäts- und Freizeitverhalten

Zu a) Konsument nimmt mehr oder weniger bewusst die Folgen der Stoffströme in Kauf, die untrennbar mit seinem Konsum zusammenhängen: Rohstoffgewinnung, Transport, Herstellung und Verpackung, Transport, Handel und Verkauf, Transport, Gebrauch/Verbrauch, Entsorgung (einschließlich Transport).

Trends der Wohlstandgesellschaften: immer schnellerer Austausch scheinbar veralteter Produkte, Modehörigkeit, relativ starke Nachfrage nach relativen Luxusartikeln (Südfrüchte, tropische Fische, Kaffee), Überbetonung der Nachfrage nach elektronischen Erzeugnissen (rohstoff-, schadstoff- und energieintensiv).

Zu b) Die Anzahl der Personen pro Haushalt wird kleiner, aber mehr Platz wird beansprucht (Energieeffizienz). Der Energieverbrauch steigt trotz effizienter Geräte, Wasserverbrauch für persönliche Hygiene und die im Haushalt zzgl. Gartenbewässerung. Die Ansprüche an die individuelle Mobilität und jährliche km-Leistung wächst. Es gibt größere und schwerere Kfz mit vglw. hohem Verbrauch. Auch das Freizeitverhalten ist auf Konsum ausgerichtet und energieintensiver; v.a. Flugreisen sind problematisch.

Insgesamt ist der Umsatz an Waren und Dienstleistungen pro Person sehr hoch; damit auch der persönlich zu verantwortende Umsatz an Energie, Rohstoffen, Schadstoffen, Abgasen und Wasserverbrauch, inklusive der Müllproduktion (-ausstoß).

Ökologischer Warenkorb

Abgeleitet von der Strategie/Leitvorstellung des „Qualitativen Konsums“ haben die Verbraucherverbände 1997 in Anlehnung an den Statistischen Warenkorb des Statistischen Bundesamtes das bedarfsorientierte Konzept des ÖW entwickelt. Es dient als Indikator für öko-intelligenten Verbrauch. Neu war die Idee des Warenkorbs anstelle der Konzentration auf Einzelprodukte. Das Prinzip der Nachhaltigkeit wurde dabei als selbstverständlicher Referenzrahmen vorausgesetzt.

Kriterien des ÖW:

1. Ressourceneffizienz (-schonung)
2. Energieeffizienz (Energieeinsparung, Kostensenkung)
3. Abfallvermeidung
4. Gesundheitsverträglichkeit
5. Langlebigkeit (Dauerhaftigkeit, Wiederverwendbarkeit, Reparaturfreundlichkeit)
6. Suffizienzbeitrag (suffizient: lat. genügend, ausreichend: Bedürfnisbefriedigung)

Jedes Kriterium kann einen Skalenwert zwischen 1 (sehr schlecht) und 5 (sehr gut) annehmen. Dabei wird für die konventionellen Produkte des Stat. W ein Skalenwert von jeweils 2 (pro Kriterium) angenommen (= insg. 12), der dann mit dem Skalenwert eines 2. Produkts verglichen werden soll. Ist der Summenwert höher als 12, handelt es sich um ein Produkt des ÖW.

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Ökologischer Warenkorb und Nachhaltigkeit. Eine Klausurlösung
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Arbeitslehre)
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V278412
ISBN (eBook)
9783656714736
ISBN (Buch)
9783656714712
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ökologischer, warenkorb, nachhaltigkeit, eine, klausurlösung
Arbeit zitieren
Sonderpädagogin Anne Graefen (Autor:in), 2005, Ökologischer Warenkorb und Nachhaltigkeit. Eine Klausurlösung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278412

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