Männer in Frauenberufen. Das männliche Geschlecht in der "Frauendomäne Erziehung"


Hausarbeit, 2013

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der „Frauenberuf“

3. Rollenzuschreibung

4. TOKENISM-Konzept

5. Bedeutung von Diskriminierung
5.1 Entstehung
5.2 Auswirkungen
5.3 Gesetzliche Regularien

6. Zwischenfazit

7. Beispiel „Erzieherberuf“
7.1 Historische Betrachtung
7.2 Gründe für den geringen Männeranteil
7.3 Diskriminierung von Männern
7.4 Missbrauchsverdacht
7.5 Vorurteil der Homosexualität

8. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Zuge der Genderpolitik zur Gleichstellung von Frauen und Männern, insbesondere in der Arbeitswelt, wurden Maßnahmen eingeführt die beiden Geschlechtern eine Gleichberechtigung ermöglichen soll. Der Großteil der Maßnahmen ist frauen- und mädchenorientiert, da derzeit eine männliche ökonomische Macht herrscht.[1] Dennoch werden zwischenzeitig gezielte Maßnahmen vorgenommen um die Gleichstellung des männlichen Geschlechts zu fördern. Zu diesen Schritten gehört unter anderem auch die politisch unterstützte Erhöhung von Männern im Erzieherberuf. Aufgrund der vorherrschenden Stereotypisierung von Männern und Frauen, muss vor allem die Rolle des Mannes neu überdacht werden.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Thematik „Männer in Frauenberufen“. Darüber hinaus werde ich insbesondere auf die Fragestellung „Werden Männer in Frauenberufen diskriminiert?“ eingehen. Derzeit gibt es nur wenige Forschungsergebnisse zu dieser Thematik. Der Großteil der Studien beschäftigt sich mit dem Erzieherberuf, weshalb sich der Fokus dieser Arbeit darauf bezieht. Hier sei vor allem die Diplomarbeit von Markus TÜNTE genannt. In seiner Arbeit zur Thematik „Männer im Erzieherberuf“ wurden neun leitfadengestützte Interviews mit Männern und Frauen durchgeführt.[2] Auch die Studie von CREMERS, KRABEL und CALMBACH gehört zu den derzeit führenden Forschungsergebnissen. In dieser Studie wurden innerhalb eines Zeitraumes von 6 Monaten 40 Gruppen- und Einzelinterviews mit 78 Personen durchgeführt.[3]

Zuerst werde ich mich mit dem Begriff „Frauenberuf“ auseinandersetzen. Hierbei gehe ich auf die Begrifflichkeit ein und werde anhand aktueller, statistischer Zahlen einige weiblich dominierte Berufe nennen. Im Folgenden werde ich die soziale Rolle des Mannes näher erörtern und auf allgemeine Rollenzuschreibungen eingehen. Anschließend beschreibe ich die Entstehung von Diskriminierung und deren Auswirkung sowie einige gesetzliche Regelungen zur Prävention. Nach einem kurzen Zwischenfazit werde ich das Beispiel des Erzieherberufs näher betrachten. Hierbei werde ich kurz auf die geschichtliche Entstehung eingehen sowie auf den geringen Männeranteil und deren Gründe. Darauf folgen mögliche Diskriminierungsaspekte gegenüber Männern in dem Berufsfeld. Unter dem Gesichtspunkt des Vorurteils, werde ich auf den Missbrauchsverdacht gegenüber männlichen Erziehern eingehen sowie auf das Vorurteil der Homosexualität. Abschließend werde ich meine Ergebnisse in einem Fazit zusammenfassen.

2. Der „Frauenberuf“

Um die Fragestellung, ob Männer in Frauenberufen diskriminiert werden, beantworten zu können, muss vorab die Begrifflichkeit des Frauenberufs näher erörtert werden. Eine klassische Begriffsdefinition für den sog. „Frauenberuf“ gibt es nicht, jedoch finden sich in der Literatur einige Ansätze zur Beschreibung. Als typische Merkmale für Frauenberufe werden von CREMERS, KRABEL und CALMBACH die schlechte Entlohnung und die geringe soziale Anerkennung genannt.[4]

Um letztlich Frauen- und Männerberufe klassifizieren zu können, kann ein Indikator genutzt werden, welcher den Frauenanteil an der Gesamtbeschäftigung berücksichtigt. Sobald ein Berufsfeld zu 60 – 80% von Frauen ausgeübt wird, gilt der Beruf als weiblich dominiert. Bei mehr als 80% Frauenanteil, kann dieser als Frauenberuf klassifiziert werden.[5] Wenn man nun diesen Indikator mit den Daten der Bundesagentur für Arbeit vergleicht, können einige Berufsgruppen als Frauenberufe klassifiziert werden. Hierzu zählen Berufe in der öffentlichen Verwaltung und in den Sozialversicherungen, hier liegt der Frauenanteil bei ca. 62%. Aber auch das Berufsfeld der Erziehung und des Unterrichts mit ca. 69% ist demnach weiblich dominiert. Mit über 80%[6] befinden sich jedoch die mit Abstand am meisten von Frauen ausgeübten Berufe im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesen. Zu diesen zählen sowohl die Hebamme/ der Entbindungshelfer, die Krankenpflegerin/ der Krankenpfleger als auch der Beruf der Erzieherin/ des Erziehers. Diese Berufe lassen sich demnach als „typische“ Frauenberufe klassifizieren.

3. Rollenzuschreibung

In der Geschlechterforschung finden sich viele Ansätze um eine Differenzierung von Frauen und Männern zu beschreiben. Vor allem in der englischen Literatur findet man oft die Begriffe „Sex“ und „Gender“ zu dieser Thematik. „Sex“ bezeichnet hierbei den biologischen Unterschied zwischen Mann und Frau. Daher ist jedem Menschen von Geburt an ein Geschlecht zugewiesen. „Gender“ hingegen meint die kulturelle und soziale Prägung eines Menschen.[7]

Im Zusammenhang mit der Geschlechtszugehörigkeit sowie der sozialen Prägung ist ebenfalls die soziale Rolle ein entscheidender Aspekt. PEUCKERT beschreibt diese als „ein Bündel normativer Verhaltenserwartungen, die von einer Bezugsgruppe oder mehreren Bezugsgruppen an Inhaber bestimmter sozialer Positionen herangetragen werden.“[8] Sie erfüllen „eine allgemeine soziale Orientierungsfunktion“[9]. Diese soziale Rolle ist abhängig von „bis heute tradierten Definitionen von Männlichkeit und Weiblichkeit“.[10] Frauen und Männern werden daher geschlechtsstereotypische Merkmale zugewiesen. Fürsorge, Empathie, Geduld und Geschicklichkeit werden zumeist Frauen zugeordnet.[11] Wohingegen Männer mit Attributen wie Unverletzbarkeit[12], Mut, körperlicher Stärke, Selbstständigkeit[13] und vor allem der Rolle des Familienernährers[14] verbunden werden. Der Zugang zu Gefühlen und Emotionen wird ihnen jedoch bereits im Kindesalter verwehrt.[15] Das bewirkt, dass Männer eine gewisse Emotionslosigkeit unterstellt wird. Diese klassischen Rollenzuweisungen finden bereits in der frühen Kindheit statt.[16]

Des Weiteren wird dem männlichen Geschlecht eine gewisse Täterrolle auferlegt.[17] Dass Frauen eher gering und Männer weitaus mehr als Täter wahrgenommen werden, spiegelt sich bereits in der Formulierung des § 183 Absatz 1 Strafgesetzbuches wider. Hier heißt es: „Ein Mann, der eine andere Person durch eine exhibitionistische Handlung belästigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft“[18].

Die Darstellung der Geschlechterunterscheidung ist sehr verkürzt dargestellt, da diese Thematik sehr umfangreich ist.

4. TOKENISM-Konzept

Im Folgenden soll nun auf die Studie von Rosabeth Moss Kanter aus dem Jahre 1977 mit dem Titel „Men and Women of the Corporation“ eingegangen werden, da anhand dieser einige Aspekte erklärt werden können, die im Verlauf dieser Arbeit noch vertieft werden. In der Studie wurde das Verhalten von Frauen in Männerberufen analysiert. KANTER beschrieb Frauen als „Tokens“ und Männer als „Dominants“[19] Sie stellte fest, dass Frauen in Männerberufen durch Ihre Minorität stärker auffallen („visibility“). Sie befinden sich durch ihre Minderheit in einem Zwiespalt, da Sie sowohl einem erhöhten Leistungsdruck unterliegen sowie sich gleichzeitig unauffällig verhalten müssen. Des Weiteren polarisieren sie innerhalb des, von Männern dominierten, Berufsfeldes („polarization“). Den „Tokens“ bleiben hierbei nur zwei Verhaltensmöglichkeiten. Sie können einerseits den Außenseiterstatus akzeptieren und damit den Minderheitenstatus anerkennen oder sich andererseits an die Dominants anpassen und damit möglicherweise die Akzeptanz Ihrer eigenen Geschlechtsgruppe verlieren. In der dritten Stufe, der Assimilation, werden die Tokens, egal für welches Verhalten sie sich zuvor entschieden haben, anhand von Geschlechtsstereotypen wahrgenommen.[20] Die Studie ist insofern interessant, da zwar Frauen in Männerberufen betrachtet wurden, das Konzept aber auch auf Männer in Frauenberufen anwendbar ist, da diese ebenfalls einen Minderheitenstatus inne haben.

[...]


[1] Vgl. Thomas Hertling (2011), Homosexuelle Männlichkeit zwischen Diskriminierung und Emanzipation – Eine Studie zum Leben homosexueller Männer heute und Begründung ihrer wahrzunehmenden Vielfalt, S. 35.

[2] Vgl. Markus Tünte (2007), Männer im Erzieherberuf – Die Relevanz von Geschlecht in einer traditionellen Frauenprofession, VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, S. 59.

[3] Vgl. Michael Cremers, Jens Krabel, Marc Calmbach (2012), Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten – Eine Studie zur Situation von Männern in Kindertagesstätten und in der Ausbildung zum Erzieher, Rostock, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 3. Auflage verfügbar unter http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/maennliche-fachkraefte-kitas,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf; S. 33-35.

[4] Vgl. Cremers, Krabel, Calmbach (2012), S. 9.

[5] Vgl. Kerstin Feldhoff (2006), Soziale Arbeit als Frauenberuf – Folgen für sozialen Status und Bezahlung?!, in Margherita Zander, Luise Hartwig, Irma Jansen; Geschlecht Nebensache? – Zur Aktualität einer Gender-Perspektive in der Sozialen Arbeit (2006); VS Verlag für Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, S. 37-38.

[6] Vgl. Daten der Bundesagentur für Statistik mit Stand März 2012, verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Beschaeftigungsstatistik/Tabellen/Wirtschaftsabschnitte.html.

[7] Vgl. Victoria Albrecht (2007), Geschlechterdifferenzierung in der Arbeitswelt – Unternehmenskulturelle Einflüsse und personalwirtschaftliche Gestaltungsoptionen, Schriften des Instituts für Unternehmensführung der Georg-August-Universität Göttingen, Herausgeber: Günther Schanz, Verlag: Peter Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, S. 26.

[8] Vgl. Rüdiger Peuckert (2010), „Rolle, soziale“ in Johannes Kopp, Bernhard Schäfers: Grundbegriffe der Soziologie, Wiesbaden, S. 243.

[9] Vgl. Peuckert (2010), S. 243.

[10] Vgl. Hertling (2011), S. 53.

[11] Vgl. Feldhoff (2006), S. 42.

[12] Vgl. Ralf Puchert, Willi Walter, Ludger Jungnitz, Hans­Joachim Lenz, Henry Puhe (2004), Gewalt gegen Männer in Deutschland. Personale Gewaltwiderfahrnisse von Männern in Deutschland, Pilotstudie des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, verfügbar unter: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung4/Pdf-Anlagen/studie-gewalt-maenner-langfassung,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf, S. 13.

[13] Vgl. Hertling, (2011) S. 52.

[14] Vgl. Cremers, Krabel, Calmbach (2012), S. 69.

[15] Vgl. Hertling (2011), S. 52.

[16] Vgl. Hertling (2011), S. 53.

[17] Vgl. Puchert, Walter, Jungnitz, Lenz, Puhe (2004), S. 13.

[18] Vgl. Strafgesetzbuch, verfügbar unter: http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__183.html.

[19] Vgl. Rosabeth Moss Kanter (1977): „Men and Women oft he Corporation“; abrufbar unter http://glmw.info/organizations/files/Kanter_document.PDF.

[20] Vgl. Tünte (2007), S. 30.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Männer in Frauenberufen. Das männliche Geschlecht in der "Frauendomäne Erziehung"
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Veranstaltung
Arbeit im Wandel: ökonomische, gesellschaftliche und betriebliche Aspekte
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V278181
ISBN (eBook)
9783656710837
ISBN (Buch)
9783656711698
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
männer, frauenberufen, geschlecht, frauendomäne, erziehung
Arbeit zitieren
Jan Christoffer (Autor:in), 2013, Männer in Frauenberufen. Das männliche Geschlecht in der "Frauendomäne Erziehung", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278181

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