Willirams Prosaparaphrase. Referat und Lernzusammenfassung


Prüfungsvorbereitung, 2013

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


1. Zweisprachigkeit und Willirams Prosaparaphrase

- Zwei Sprachen verwendet – daher automatisch zweisprachiges Werk?
- Aktive vollendete Gleichbeherrschung zweier Sprachen vs. Kenntnis einzelner fremdsprachlicher Vokabeln um von Zweisprachigkeit sprechen zu können
- Im MA war es üblich, dass die Gebildeten Deutsch und Latein ausgesprochen gut beherrschten - Verständnisprobleme sprachlicher Natur waren bei den Rezipienten von Willirams Paraphrase nicht zu erwarten
- Williram als Bilinguist sprach als Erstsprache (wer mochte das vermuten) Deutsch, dennoch finden sich Teile, in denen Williram ausschließlich das Latein verwendet
- Bestimmung von Sprachzugehörigkeit über das finite Verb, worin sich die Satzintention zeigt. Williram entlehnt keine Verben und passt sie auch nicht der deutschen Grammatik an, indem er sie mit entspr. Endungen versieht

2. Betrachtung der Mischsprache bei Williram

- Welche Aufgaben haben die beiden verwendeten Sprachen?
- Was ist bei Williram Erstsprache und Zweitsprache?-danach kann man die Mischsprache des Sprechers besser verstehen
- Deutsch darf als Erstsprache des Ebersberger Abtes verstanden werden, da er in einer deutschsprachigen Familie aufgewachsen ist und sich des Lateins nur bediente, wenn er sich unter Gelehrten bewegte – Latein als Sprache wissenschaftlicher, künstlerischer und kirchlicher Verständigung – Latein war jedoch für fast alle Sprecher, mit denen Williram verkehrte nur Zweitsprache, was natürlich nicht gänzlich folgenlos für die Sprache blieb
- Mischsprache: das Deutsche ist bei Williram mit Elementen der Zweitsprache durchsetzt, meist nach dem Ersetzungsprinzip eingefügt, Latein als sozial höherstehende Sprache hingegen wird rein gehalten

- 2.1.2 Quantitätsvergleich

- die Unterscheidung von Erst- und Zweitsprache lässt sich bei Williram durch die Feststellung der Mengenanteile rechtfertigen
- in dem Abschnitt der Paraphrase wurden die Wörter des Deutschen und des Latein gezählt
- Kap. 40-49 L280 D650
- Kap. 70-79 L303 D454
- Kap. 110-119 L407 D530
- Verhältnis insgesamt ungefähr 1,7 : 1 für das Deutsche
- Nachweise für Deutsch als Erstsprache:

„So mir din corporalis praesentia per ascensionem uuirdit oblata, so uuil ih dir skeinan fortissimum feruorem amoris,“

Kap. 132,3-5 DEUTSCHE KONJUNKTION in der Kennzeichnung des Konditionalsatzes bei Lateinischem Prädikat und Subjekt. Das „din“ als deutsches Possesivpronomen sichert zudem das deutsche Satzmuster ab

Interessant ist noch, dass von der deutschen Konjunktion aus ein Sprachwechsel möglich ist, sich aber keine Beispiele finden lassen, bei denen es anders herum funktioniert (Latein wird als Zweitsprache rein gehalten)

Weiteres Beispiel

„Flores bezeichenent initia uirtutum, mala perfectionem bonorum operum“

31, 3/4

Das Prädikat steht an der Stelle, die es in einem reinen deutschen Satz auch inne hätte.

Zusammenfassung: Konjunktionen sind bei Williram recht wichtige Gestaltungsmittel: sie steuern und schalten um, jedoch nur in der deutschen Sprache (vom Latein ausgehend findet sich diese Anwendung nicht) – daher erhält das Deutsche die Rolle als Erstsprache

3. Die Lateinischen Elemente

- Allgemein darf festgestellt werden, dass Williram ein gutes Latein schreibt, seine Grammatik auf Beste beherrscht
- Stilistisch bewegt er sich in den Bahnen der großen Exegesevorgänger
- Willirams Latein besitzt Vorbildcharakter, besonders wenn man das Gebrauchslatein, dass im 11 Jhd vorherrscht, mit ihm vergleicht
- Schwächen sind kaum denkbar, da er selbst gelungne leonische Hexameter neben eine deutsche Paraphrase voller lateinischer Einsprengsel stellt wie bei einem Verfasser sprachlich vollkommener Gedichte
- Zwar stellen die meisten lateinischen Wendungen, die in den deutschsprachigen Kontext eingearbeitet sind nur kurze Proben seiner Sprachbeherrschung dar, doch sind sie zahlreich genug, um mit den nicht seltenen lateinischen Nebensätzen von der Korrektheit und Flüssigkeit des von Willirams geschriebenen Lateins Zeugnis zu geben
- Herkunft lateinischer Einschübe:
- Elemente aus der Vulgata (der lateinischen Bibelübersetzung), W verwendet viele Bibelzitate und lässt zahlreich Vulgatastellen anklingen, wobei die Anklänge die direkten Zitate quantitativ weit übersteigen
- Willirams Sprache ist darüber hinaus sehr stark vom biblischen Latein geprägt
- Neben der Vulgata wirkten auf Williram die Schriften (v.a. Hoheliedkommentare) der großen Kirchenväter und er wagte nicht, Gedanken- und Begriffskreise dieser großen Männer in einem anderen sprachlichem Gewandt vorzuführen
- Unter den Schriften findet sich auch der Hoheliedkommentar von Haimo von Halberstadt. Williram verwendete teilweise ganz und gar Zitate von diesem: insgesamt fanden sich in 32 verglichenen Kapiteln Willirams Paraphrase und dem Hoheliedkommentar Haimos 140 wörtliche Übereinstimmungen
- Das gemeinsame zurückgreifen auf den genauen Wortlaut des „canticum canticorum“ macht dabei einen verhältnismäßig keinen Teil aus
- Haimo wie Williram verwendeten beide dagegen schon häufiger die gleichen Stellen des Neuen Testaments
- Es lässt sich insgesamt der ziemlich enge Anschluss Willirams an Haimos Kommentar erkennen, wobei nicht von einer sklavischen Übernahme zu sprechen ist
- Williram ging es nicht um eine getreue Abschrift Haimos Kommentar, sondern in erster Linie darum, wichtige Gedankengänge oder Ausdrücke aus dieser Quelle zu entnehmen und selbst darzustellen in seiner eigenen Hoheliedauslegung
- Haimo stellt die Hauptquelle für Willirams gemischtsprachliche Paraphrase
- seine andere Quellen von Alcuin, Angelomus, Beda und Gregor dem Großen (in Bedas 7 Buch) haben eine ähnliche Bearbeitung erfahren
- Neben der Bibel und den anderen Quellen klingen auch Elemente der Liturgie bei Williram an. So findet sich beispielsweise die typisch liturgische Form eines Stufengebets bei Williram wieder. Williram arbeitet also auch mit Wendungen aus der Liturgie
- Personennamen und geographische Bezeichnungen sind teilweise nicht eindeutig einer der beiden verwendeten Sprachen zuzuordnen, da im Nominativ Singular aufgrund der fehlenden Flexion nach deutschen oder lateinischen Regeln oft nicht zu erkennen ist, ob der Name oder Ort auf Latein oder Deutsch gefasst ist. Generell drückt sie Williram aber nachweislich in beiden Sprachen aus
- Willirams Paraphrase ist in ihrem Wortschatz von vielen lateinischen theologischen Fachbegriffen geprägt (Liste Grabmeyer S. 50ff)

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Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Willirams Prosaparaphrase. Referat und Lernzusammenfassung
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
19
Katalognummer
V277761
ISBN (eBook)
9783656705697
ISBN (Buch)
9783656706373
Dateigröße
938 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
willirams, prosaparaphrase, referat, lernzusammenfassung
Arbeit zitieren
André Böhlmann (Autor:in), 2013, Willirams Prosaparaphrase. Referat und Lernzusammenfassung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277761

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