Berufsvorbereitung an Werkrealschulen


Hausarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


1. Einleitung

„Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“ – Eine Frage mit der sich jeder früher oder später auseinander setzten muss. Ob es jetzt die Großmutter ist, die sich nach dem Berufswunsch des Enkels erkundigt, oder der Nachbar, der sich schon überlegt, was aus seinem zweijährigen Kind später mal werden wird und deshalb schon mal mögliche Berufe sammelt – viele interessieren sich für die berufliche Zukunft von Kindern. Sonderlich ernst kann man Aussagen wie „Ich möchte Astronaut werden!“ oder „Rennfahrer, so wie der Schumacher!“ natürlich nicht immer nehmen.

Der Weg zum richtigen Beruf ist nicht immer leicht, das merke ich, wenn ich in meinem Freundeskreis mitbekomme, dass jemand bereits zum zweiten Mal sein Studium abbricht, um nun doch lieber eine Ausbildung zu machen. Mit einem Abitur stehen einem viele Wege offen: Ob Ausbildung oder Studium – man kann im Grunde tun, was man möchte.

Anders ist das bei Schülern mit einem Haupt- beziehungsweise Werkrealschulabschluss. Sie treffen in der Arbeitswelt auf teils sehr hohe Erwartungen. Stellenangebote gibt es meist nur im Zusammenhang mit einem gewissen Notendurchschnitt oder gar nur für höhere Bildungsabschlüsse. Wie werden die Schüler auf die Berufswelt, die doch klare Unterschiede zum Schüleralltag aufweist, vorbereitet? Was sind die Aufgaben der Lehrkräfte hinsichtlich der Berufsvorbereitung?

Martin Schmiel schreibt in seinem Buch „Berufspädagogik II“ aus dem Jahr 1979 darüber, dass zu seiner Zeit noch keine ausgereifte Konzeption dafür gefunden wurde, Schüler in der Schule angemessen auf die Berufswelt vorzubereiten und ihnen einen leichten Übergang in die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen und sie bei der Wahl des Berufes kompetent zu unterstützen.

Genau der Frage, ob es heute, mehr als 30 Jahre nach Schmiels Veröffentlichung gelungen ist, eine solche Konzeption zu finden und was dabei die Aufgaben des Lehrers sind, möchte ich in meiner Hausarbeit nachgehen.

Um dieser Frage nachzugehen, möchte ich zuerst auf den Bildungsplan für die neugestaltete Werkrealschule eingehen.

Im zweiten Teil werde ich das genaue Aufgabenfeld der Pädagogen im Bereich der Berufswegeplanung untersuchen und verschiedene Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung in diesem Themenfeld ansprechen.

2. Die neue Schulart Werkrealschule

2.1 Pädagogisches Profil

Der Bildungsplan der Werkrealschule entspricht dem der Hauptschule[1], allerdings setzt die neue Schulart andere Schwerpunkte, als die Hauptschule bisher.

Stark im Mittelpunkt steht zum Beispiel die individuelle Förderung jeden einzelnen Schülers[2]. Mit Hilfe von individuellen Förderplänen, welche die Schüler die gesamte Schulzeit begleiten, soll jeder Schüler[3] die bestmöglichste Förderung erfahren[4]. Hierdurch soll auch das allgemeine Bildungsziel der Werkrealschule erreicht werden: „Die Begabungspotenziale der Schülerinnen und Schüler zu erkennen und zu fördern.“[5] Eng mit dem Punkt der individuellen Förderung hängt auch die „Stärkung der Basiskompetenzen“[6] zusammen. Ein größeres Angebot von Unterrichtseinheiten in Mathe und Deutsch in den Klassen 5 und 6 tragen dazu genauso bei, wie die Unterstützung der Lehrkräfte durch pädagogische Assistenten.[7]

Ein weiteres Leitprinzip neben der individuellen Förderung ist die ständige Kommunikation mit den Eltern, um direkt über Probleme zu sprechen und sich gemeinsam frühzeitig über den schulischen Bildungsweg des Kindes Gedanken zu machen[8], sprich: Hauptschulabschluss nach der 9. Klasse oder Mittlere Reife nach der 10. Klasse.

Das letzte der 3 der pädagogischen Leitprinzipien der Werkrealschule ist eine „intensivierte Berufswegeplanung in allen Klassenstufen“.[9]

Mit dem Erfolgreichen Besuch der Werkrealschule nach der 10. Klasse erhält der Schüler einen mittleren Bildungsabschluss, der mit dem der Realschule gleich zu werten ist[10].

2.2. Der Bildungsplan 2010

Der Bildungsplan für die Werkrealschule von 2010 entwickelt den Bildungsplan für Hauptschulen aus dem Jahr 2004 insofern weiter, als dass er vorgibt „welche grundlegenden und unverzichtbaren Haltungen und Werte, Kompetenzen und Wissensinhalte die Werkrealschule“[11] den Kindern und Jugendlichen im Laufe ihrer Schulzeit vermittelt werden sollen.

Die Ziele des Bildungsplans sind es, die Schüler auf ihr Leben vorzubereiten[12], Sachbildung und Identitätsbildung zu fördern[13]. Hierfür wurden verschiedene Kompetenzen formuliert, welche innerhalb von zwei beziehungsweise drei Schuljahren erarbeitet werden sollten. So gibt es in Deutsch vier Themenfelder, (Sprechen, Schreiben, Lesen/Umgang mit Texten und Medien und Sprachbewusstsein entwickeln[14] ) welche mit vielseitigen Kompetenzen wie zum Beispiel „Die Schülerinnen und Schüler können bekannte Texte flüssig vorlesen“[15] oder „Die Schülerinnen und Schüler können literarische Texte unterscheiden“[16] gefüllt sind und als Wegweiser für Lehrer, Schüler und Eltern dienen.

Da die Werkrealschule mit einem großen Spektrum an unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen umgehen muss, stellt sie sich auf die „Förderung unterschiedlicher Begabungen, Neigungen, Interessen, Kultur- und Sozialerfahrungen ein“[17].

2.2.1. Berufswegeplanung anhand des Bildungsplans von 2010

Neben dem großen Augenmerkt auf die individuelle Förderung ist auch die „intensivierte Berufswegeplanung“[18] von zentraler Bedeutung im Bildungsplan für die Werkrealschule.

So erfahren Inhalte aus dem Bereich der Berufswelt bereits ab Klasse 5 verstärkte Berücksichtigung[19], wie man bereits im Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit (WAG) Buch der 5. und 6. Klasse, in welchem es Kapitel wie „Mit der Bohrmaschine richtig umgehen“[20] oder „Das lernen Kochlehrlinge am Anfang“[21] gibt, sieht. Außerdem setzen sich die Schüler „mit Berufen im lokalen, privaten und familiären Umfeld auseinander“, in dem sie Interviews mit Familienangehörigen durchführen[22] und sich selbst über ihre Interessen und Fähigkeiten bewusst werden[23].

Einen großen Einfluss auf die Berufsfindung haben die Neigungen, Interessen und Begabungen[24] der Schüler, welche in der Werkrealschule durch die Wahl von Wahlpflichtfächern in Klasse 8 und 9 unterstützt werden. Die Schüler können „aus den drei Wahlpflichfächern ‚Natur und Technik‘, ‚Wirtschaft und Informationstechnik‘ und ‚Gesundheit und Soziales‘“[25] eines auswählen welches ihren Interessen entspricht und über welche Berufsfelder welchen Wahlpflichtfaches sie mehr erfahren möchten. Hinzu kommt, dass die Jugendlichen die im Schnitt zwischen 15 und 17 Jahre alt sind, in jedem Wahlpflichtfach bereits für das Berufsfeld wichtige Kompetenzen erlernen können[26], wie zum Beispiel im Wahlpflichtfach ‚Gesundheit und Soziales‘ die Kompetenz „lebensrettende Sofortmaßnahmen fachgerecht und situationsbedingt auszuführen“[27].

2.2.2. Kompetenzanalyse Profil AC

Um die Schüler bei der Wahl des Wahlplichtfaches zu unterstützen, wird in Klasse 7 die Kompetenzanalyse Profil AC, als „Teil des Curriculums Berufswegeplanung“[28] durchgeführt.

Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport beschreibt die Kompetenzanalyse wie folgt:

Ein Instrument zur Erhebung der für die Ausbildungsreife erforderlichen Kompetenzen und zur Entwicklung der daran anschließenden individuellen Fördermaßnahmen für Schülerinnen und Schüler.[29]

Das Verfahren, bei dem die systematische Beobachtung von Schülern in Kleingruppen von acht Schülern durch zwei Lehrkräfte[30] beim Bewältigen verschiedener Aufgaben, im Mittelpunkt steht, soll „eine objektivierte Bewertung der individuellen überfachlichen Kompetenzmerkmale der Schüler/innen ermöglicht“[31] werden. Die Lehrer beobachten das Verhalten der Jugendlichen beim bewältigen der Aufgaben, die in Form eines Assesment-Centers (AC) durchgeführt werden, hinsichtlich verschiedener Kompetenzfelder: Sozialkompetenz, Methodenkompetenz, Personale Kompetenz, Berufsspezifische Kompetenz und Kulturtechnische Kompetenz.[32]. Wichtig hierbei ist die Trennung von Beobachtung und Beschreibung während der Aufgabenbewältigung und der nachträglichen Bewertung.

Ziele der Kompetenzanalyse Profil AC sind neben der Beratung, welches Wahlplichtfach sich für einen Schüler auf Grund seiner Kompetenzen eignet, auch „die Erfassung überfachlicher Kompetenzen“[33], die Realisierung von Stärken und Schwächen jedes einzelnen Schülers und das Herausarbeiten individueller Fördermaßnahmen anhand der Ergebnisse[34]. Desweiteren kann das daraus resultierende Kompetenzprofil den Schülern ihre Stärken und Schwächen aufzeigen, woraus eine realistische Perspektive hinsichtlich der Berufswahl resultieren kann.[35]

[...]


[1] Werkrealschule, Mit erster beruflicher Grundbildung direkt zur Mittleren Reife, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Stuttgart 2009, S.12.

[2] Bildungsplan 2010 Werkrealschule, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Stuttgart 2010, Vorwort.

[3] Im Folgenden steht Schüler auch immer für Schülerin.

[4] BP 2010 Werkrealschule ,S.9.

[5] Werkrealschule, Mit erster beruflicher Grundbildung direkt zur Mittleren Reife, Vorwort.

[6] BP 2010 WRS, S.9.

[7] WRS, Mit erster beruflicher Grundbildung direkt zur Mittleren Reife, Vorwort.

[8] WRS, Mit erster beruflicher Grundbildung direkt zur Mittleren Reife, S. 11.

[9] BP 2010 WRS, Vorwort.

[10] Werkrealschule, Mit erster beruflicher Grundbildung direkt zur Mittleren Reife, S.14.

[11] BP 2010 WRS, S.8.

[12] BP 2010 WRS, S.8.

[13] BP 2010 WRS, S.8.

[14] BP 2010 WRS, S.48-50.

[15] BP 2010 WRS, S.48.

[16] BP 2020 WRS, S.53

[17] BP 2010 WRS, S.9.

[18] BP 2010 WRS, S.9.

[19] BP 2010 WRS, S.9.

[20] Nah dran 1, WAG, S59.

[21] nah dran 1, WAG, S.91

[22] Nah dran…, Berufswegeplanung, S.8.

[23] Nah dran…, Berufswegeplanung, S.16-20.

[24] http://www.berufsfindung.de/htm/presse08.htm

[25] BP 2010 WRS, S.9.

[26] BP 2010 WRS, S.10.

[27] BP 2010 WRS, S.100.

[28] Werkrealschule Hauptschule, Berufswegeplanung, S. 16.

[29] Werkrealschule Hauptschule, Berufswegeplanung, S.16.

[30] Werkrealschule Hauptschule, Berufswegeplanung, S. 17.

[31] http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/menu/1229437/

[32] Werkrealschule Hauptschule, Berufswegeplanung, S. 17.

[33] http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/menu/1239107/index.html

[34] http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/menu/1239107/index.html

[35] http://www.kultusportal-bw.de/servlet/PB/menu/1229437/

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Berufsvorbereitung an Werkrealschulen
Hochschule
Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau
Note
1,5
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V276759
ISBN (eBook)
9783656699385
ISBN (Buch)
9783656700364
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Werkrealschule, Berufsvorbereitung
Arbeit zitieren
Katarina Arndt (Autor:in), 2012, Berufsvorbereitung an Werkrealschulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276759

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